Twilight Force - Winter Wonder Tour 2023
Fr, 3. Februar 2023

Twilight Force, Seven Spires, Silver Bullet

Z7 (Pratteln, CH)
22.02.2023
Twilight Force - Winter Wonder Tour 2023

Umherfliegender Drache im Z7 gesichtet!

Elfen, Zauberer und geflügelte Feuerspucker – am Freitagabend verwandelte sich die Prattelner Konzertfabrik in eine Welt voller Mythen und Sagen. Die kitschigen Power Metaller von Twilight Force waren zu Gast und versuchten neue Recken für ihr Königreich zu gewinnen. Unterstützt wurden sie bei diesem Vorhaben von Seven Spires und Silver Bullet.

Die «Winter Wonder»-Tour legt einen Zwischenhalt in die Nordwestschweiz ein. Aushängeschilder dieser Geschichte sind die schwedischen Fantasy- respektive «Walt Disney»-Metaller von Twilight Force. Der ewige Support-Act wagt nun also nach zwölfjähriger Existenz den nächsten Schritt und schlüpft erstmals in die Rolle des Headliners. Ob die Künstler mittlerweile wirklich schon eine solch grosse Anziehungskraft ausüben können? Ich habe diesbezüglich zwar noch gewisse Zweifel, lasse mich aber selbstverständlich gerne eines Besseren belehren. An Talent oder Können mangelt es dem Sextett jedenfalls nicht. Doch kurz nach Türöffnung herrscht in der Lokalität gähnende Leere. Das sah am vergangenen Dienstag bei Alestorm und Gloryhammer komplett anders aus (obschon es heute nach meinem Gusto ungeniert nicht nochmals so extrem rappelvoll werden muss).

Es soll mit kräftigen Hymnen gegen die nicht sonderlich dominante Winterkälte angetreten werden. Dabei greifen Seven Spires und Silver Bullet ihren Kollegen aus Schweden unter die Arme. Speziell auf die von Frontmädel Adrienne Cowan angeführte Symphonic-Equipe bin ich zutiefst gespannt. Seit meiner verfassten Kritik zum Erstlingswerk «Solveig» (hier nachzulesen) habe ich einer Live-Begegnung mit den Amis entgegengefiebert. Die in Finnland beheimateten Silver Bullet sind dagegen bisher noch nie auf meinem Radar aufgetaucht.

Silver Bullet

Um 19.40 Uhr hallt ein episches Intro durch die Konzertfabrik und kündigt zeitgleich die erste Band an. Sechs Männer betreten die Szenerie und servieren uns grundsoliden Power Metal. Die Zuschauer, wovon gewisse mit Plastikwaffen (Schwerter und Hämmer) ausgestattet sind, bejubeln das Dargebotene artig. Apropos Hämmer, der Track «Witches Hammer» ist ein echter Kracher! Selbiges trifft auch auf die längere Nummer «The Thirteen Nails» zu, die übrigens auf dem erst vor kurzem veröffentlichten Silberling «Shadowfall» zu finden ist. Da wird ein anschliessender Besuch an der Merch-Ecke definitiv zur Pflicht!

Es ist gleichermassen imponierend, wie unheimlich, dass das Land der tausend Seen andauernd begabte Metal-Kapellen auf die Menschheit loslässt. Diese Quelle darf einfach niemals versiegen! Die Kompositionen der «Silberkugeln» verdienen in der Tat ein entsprechendes Gütesiegel. Beim nächsten Mal dürfte der Sound gerne noch eine Spur druckvoller wiedergegeben werden. Dies soll jedoch der einzige Kritikpunkt an diesem rund 35-minütigen Auftritt bleiben.

Seven Spires

Adrienne Cowan kennt man in Europa wahrscheinlich eher wegen ihrer Engagements bei Avantasia oder Sascha Paeth’s Masters Of Ceremony. Doch am heutigen Abend beehrt sie uns mit ihrer eigentlichen Hauptgruppe Seven Spires. Somit steht facettenreicher Symphonic Metal auf der Speisekarte. Die Frontröhre brilliert insbesondere beim Klargesang, wohingegen die Growls – überraschenderweise – etwas kraftlos wirken. Möglicherweise ist ein Anflug von Anfangsnervosität daran schuld, denn mit fortschreitender Gig-Dauer wird das Ganze immer besser.

Bassist Peter Albert de Reyna verdient zweifellos jede Menge Respekt, denn er arbeitet sich trotz leichter Bronchitis wacker durch das Set und steuert gar ein paar gesungene Abschnitte bei. Chapeau! Derweil haut Adrienne ein paar Wortfetzen auf Deutsch raus. Ihre Aussprache sei zwar «scheisse», aber sie gebe sich trotzdem viel Mühe. Selbst Knotenprobleme bei ihren Kopfhörern können die quirlige Rampensau nicht aufhalten. Beim finalen «This God Is Dead» erhält sie an der Mikrofon-Front zusätzliche Rückendeckung von einer gewissen Kristin Starkey. Sagt mir nix und zu diesem Zeitpunkt hatte ich sowieso keine Ahnung, dass ich die Dame schon ziemlich bald wiedersehen werde.

Twilight Force

Erst vor ein paar Wochen haben die Nordmänner mit «At The Heart Of Wintervale» frisches Albummaterial unters Volk gebracht. Nachvollziehbarerweise ist somit auch der eine oder andere Track davon in der Setliste zu finden. Nichtsdestotrotz ist das Vorgängereisen «Dawn Of The Dragonstar» nochmals eine Stufe dominanter vertreten. Stolze fünf Lieder dieser Platte gibt’s heute zu hören.

Die Protagonisten agieren in ihren gewohnten Verkleidungen. Auffallend sind – wie so oft – die langen und spitzen Elfenohren von Rhythmus-Klampfer Aerendir. Das tiefe, raue Stimmorgan von Keyboarder und Magier Blackwald sorgt diverse Male für Hühnerhaut. Mit bleibt in seinem Fall ohnehin bloss die akustische Komponente, denn vom «Dutti-Pfosten» aus ist der gute Mann leider nicht zu sehen (tja, mein standesgemässer Z7-Standort hat eben nicht nur Vorteile…). Fronter Allyon gibt zahlreiche Töne von sich, die meines Erachtens grundsätzlich ein eingeklemmtes Gemächt erfordern (ob das der Wahrheit entspricht, kann ich euch allerdings nicht beweisen). Und ja, wie weiter oben angedeutet scheint Kristin effektiv das neuste Mitglied im Twilight Force-Haufen zu sein. Sie ist primär für  den Hintergrundgesang zuständig und stellt mit ihrem Kostüm eine Art Mischung zwischen Faunus und Sukkubus dar.

Dass die eh bereits arg überschaubare Zuschauertraube im Verlauf der Show immer weiter schrumpft, stimmt mich ungeheuer nachdenklich… Erstens ist die Darbietung freilich nicht schlecht und an einem Freitagabend kommt man selbst von Pratteln aus noch einigermassen gut retour in seine Heimat (das kann ich als reger ÖV-Nutzer diskussionslos bestätigen). Ausserdem bauen die Schweden diverse unterhaltsame Parts in ihre Vorführung ein. Allyon muss beispielsweise in einer Situation irgendwelche Elixiere in sich hineinschütten, die dann im Anschluss seine Stimme verändern. Und bei «Flight Of The Sapphire Dragon» wird tatsächlich ein riesiger, aufblasbarer Drache in die Menge hinuntergeschmissen, die diesen während des gesamten Songs in die Luft schleudern muss. Gemäss Blackwald darf die Bestie den Boden niemals berühren!

Eine besondere Überraschung stellt die Nummer «Twilight Horizon» dar. Zum einen wurde diese offenbar seit über acht Jahren nicht mehr gespielt und zum anderen wird sie heute allein von Kristin vorgetragen. Hammermässige Aktion! Da hat aber jemand ohne Zweifel eine hochstehende Opernausbildung genossen. Ein paar Zeigerumdrehungen später ist es schliesslich an der Zeit für den Abschluss in Form von «The Power Of The Ancient Force» (wahrscheinlich DIE Twilight Force-Hymne schlechthin). Sie bildet den gelungenen Schlusspunkt dieser knapp 75 Minuten dauernden Reise in das ferne Drachenkönigreich.

Das Fanzit – Twilight Force, Seven Spires, Silver Bullet

Die Bands vermochten am heutigen Abend mehrheitlich zu überzeugen. Erschreckend schwach war dagegen der Fan-Aufmarsch… Das hätte man für einen Freitag nicht unbedingt erwartet. Das waren sogar noch weniger Nasen als bei Grave Digger vor rund zwei Wochen. Allenfalls sind Twilight Force momentan noch nicht das erwartete «Headliner-Zugpferd» (gerade in grösseren Hallen).

Setliste – Silver Bullet

  1. Intro – Overture To Armageddon
  2. Shadow Of A Curse
  3. She Holds The Greatest Promise
  4. The Ones To Fall
  5. The Thirteen Nails
  6. Witches Hammer
  7. Forever Lost

Setliste – Seven Spires

  1. Intro – Wanderer’s Prayer
  2. Gods Of Debauchery
  3. Oceans Of Time
  4. The Cabaret Of Dreams
  5. Succumb
  6. Unmapped Darkness
  7. In Sickness, In Health
  8. Dare To Live
  9. This God Is Dead

Setliste – Twilight Force

  1. Intro
  2. Dawn Of The Dragonstar
  3. Twilight Force
  4. Dragonborn
  5. Thundersword
  6. Flight Of The Sapphire Dragon
  7. Long Live The King (gewählt von einem Zuschauer auf der Bühne – anstatt «Enchanted Dragon Of Wisdom»)
  8. Winds Of Wisdom
  9. Twilight Horizon
  10. At The Heart Of Wintervale
  11. Blade Of Immortal Steel
  12. The Power Of The Ancient Force

Wie fandet ihr das Konzert?

22.02.2023
Weitere Beiträge von

Seven Spires, Silver Bullet, Twilight Force