Die Met-Bar rockt!
Am Samstagabend gab’s jede Menge heulende Gitarren in der Lenzburger Honigwein-Taverne zu bestaunen. «Schuld» daran waren die beiden Kapellen Bai Bang und King Zebra. Wie sie abgeschnitten haben und was es mit dem Aufeinandertreffen zwischen Diddi und Dutti auf sich hat, wird in den nachfolgenden Zeilen gerne erläutert.
Eine für mich intensive Konzertwoche findet heute im nördlichen Seetal ihr Ende. Stilistisch habe ich wieder einmal ein kunterbuntes Potpourri an Genres in Aktion erlebt. Von Alestorm über Katatonia bis hin zu Twilight Force war alles mit dabei. Nun gesellen sich zum Abschluss noch ein paar rockige Töne von ein paar «Glam-Typen» dazu.
Bai Bang sagen mir jedoch leider überhaupt nix. Beheimatet sind die Herren im schwedischen Helsingborg und ihr musikalisches Schaffen ist unter anderem beeinflusst von 70er-Grössen à la KISS, The Sweet oder T-Tex. 2019 sind die Herrschaften sogar am legendären Wacken Open Air aufgetreten. Mal schauen, wie mein «Fanzit» dann aussehen wird.
Auf der Gegenseite haben wir unsere «rockenden Zebras» rund um Frontröhre Eric. St. Michaels. Bei diesen sind Spielfreude und energiegeladene Shows garantiert. Das hat der geneigte Fan erst kürzlich – genauer gesagt Mitte Dezember des vergangenen Jahres – im Zürcher Dynamo wieder feststellen dürfen. Trommler Beni hat damals mal eben seine Snare Drum zerstört (was selbst Headliner Danko Jones ein Schmunzeln entlockt haben wird). Wir wollen aber natürlich hoffen, dass heute keine Materialschäden entstehen.
King Zebra
Der Fünfer aus dem Kanton Zürich startet mit «Be The Hunter» in sein Set und zieht das Publikum auffallend rasch in seinen Bann. Abgesehen von vereinzelten Ausnahmen bekommen wir hauptsächlich Liedgut vom Debütsilberling «Survivors» zu hören. Wer die Zebras jedoch fleissig in den sozialen Medien verfolgt, weiss, dass da zurzeit engagiert an einem Nachfolger herumgebastelt wird. Ich denke, dass in den kommenden Monaten mit der Veröffentlichung des neuen Albums gerechnet werden darf. Bis dahin bleiben uns ja immer noch die «alten Gassenhauer» wie «She Don’t Like My R’n’R» oder «Desperate». Ehrlich gesagt gefallen mir all diese Stücke immer besser. Sie sind einfach unfassbar «live-tauglich». Die Hymne «We’re The Survivors» holt mich dieses Mal beispielsweise besonders ab.
Die Protagonisten sind sowieso hervorragend gut gelaunt und ziehen ihr Ding gekonnt durch. Eric, der sonst lieber der englischen Sprache frönt, haut plötzlich und völlig unerwartet ein «Alles klar ah dä Bar?» raus (was wohl nicht nur meiner Person ein Grinsen auf die Lippen zaubert). Beeindruckend sind ebenfalls die fetzigen Soli von Klampfen-Ass Roman. Seinem Kumpel Jerry unterläuft dafür ein witziger Fauxpas, denn er lädt alle Anwesenden nach der Show aus Versehen in den Backstage-Bereich ein. Laut lachend folgt sogleich die Korrektur: Er habe eigentlich die Merchandise-Ecke gemeint. Das klingt schon realistischer. Im Met-Bar-Hinterzimmer wäre es mit all diesen Leuten nämlich unangenehm eng geworden.
Die zweite Hälfte des Gigs wird mittels «Rush» eingeläutet, das nach meinem Gusto stellenweise gewisse Motörhead-Passagen aufweist. Stark! Auch «Wall Of Confusion» ist stets ein sicherer Wert. Im Original trällert Eric ja mit Guernica Mancini, die bedauerlicherweise vor kurzem bei Thundermother rausgeworfen wurde…, um die Wette. Während «Hot Cop Lady» verwandelt sich der Fronter dank passender Kopfbedeckung in «Officer St. Michaels». Die einstündige Performance wird schliesslich mit «Firewalker» beendet. Leider muss ich sämtliche Versicherungsvertreter, die bis hierhin mitgelesen haben, enttäuschen, denn Drummer Beni ist dieses Mal komplett schadlos durch den Abend gekommen.
Bai Bang
King Zebra haben mächtig vorgelegt und Bai Bang damit massiv unter Druck gesetzt. Können die Schweden die ideale Antwort liefern? Die Klamotten der Akteure erfüllen zumindest sämtliche Klischees der Glam- respektive Sleaze Rock-Szene. Frontmann Diddi Kastenholt setzt auf ein schneeweises Outfit und ist damit logischerweise ein Blickfang. Sein Vorname ist sogar auf seiner Gürtelschnalle verewigt. Sollte ich mir auch so ein Teil besorgen? Dann gäbe es danach so eine Art Diddi und Dutti-Partnerlook. Aber lassen wir das. Solche Geschichten sollen irgendwelche «Heinis» bei einer «Fashion Week» klären. Wir sind hier schliesslich bei Metalinside.ch und berichten über Musik. Okay, eine finale Modebemerkung muss trotzdem noch sein, denn das Glitzer-Shirt von Bassist Tobbe Skogh macht ihn beinahe zur fleischgewordenen Discokugel.
Mit dem Auftakt in Form von «Everybody Everywhere» lässt sich die Party freilich wunderprächtig lancieren. Die Zuhörerschaft klatscht und jubelt jedenfalls lautstark mit. Für viele dürfte dieser Sound eine akustische Zeitreise zurück in ihre wilde Jugend darstellen. Da Diddis Mutter aus Deutschland stammt und er die Sprache früher immer lernen musste, kann er sich zwischen den einzelnen Liedern entspannt mit uns unterhalten. Ein paar sauber gesprochene Fetzen liegen effektiv drin. Gesanglich schlägt er sich – trotz gelegentlichem Gehuste – ebenfalls nicht übel. Im Verlauf des Auftritts werden die Techniker dann aber gebeten, die Nebelmaschine komplett abzuschalten.
Vor dem Track «X-Ray Specs» lernen wir, dass die Sonnenbrillen der Künstler ihnen die Fähigkeit des Röntgenblicks verleihen. Bei einigen Damen im Publikum wird da sicherlich ganz genau hingeschaut. Des Weiteren folgt etwas später eine Warnung, dass in Lenzburg offenbar ein «Werewolf» leben soll. Na toll…, heute Abend sieht’s ziemlich nach Vollmond aus und ich sollte dann noch irgendwie zum Bahnhof latschen. Ich werde somit wohl meine gesamte Horrorfilm-Erfahrung abrufen müssen. Während ich an solchen Dingen herumstudiere, unternimmt Diddi kurzerhand einen Abstecher auf den Bartresen und stolziert anschliessend geschmeidig durch die Meute zurück zur Bühne. Beim Rausschmeisser-Song «Hey Hey You» überschatten blöderweise vorübergehend technische Schwierigkeiten an der Mikrofon-Front das Geschehen. Am Ende gelingt den Herren trotzdem noch das erfolgreiche Überqueren der Ziellinie.
Das Fanzit – Bai Bang, King Zebra
Ein rockiger Abend in der sehr gut besuchten Met-Bar. Beide Bands haben die Besucher fraglos unterhalten. King Zebra entpuppten sich in der Schlussabrechnung als die leicht stärkeren Akteure. Hört unbedingt in die «Survivors»-Scheibe rein (wichtige Empfehlung meinerseits!). Aber auch Bai Bang hatten ihre Augenblicke. Über sie wird man ohnehin demnächst wieder sprechen, denn gemäss Diddi soll am 23. März 2023 das neue Album erscheinen.
Setliste – King Zebra
- Intro
- Be The Hunter
- Under Destruction
- She Don’t Like My R’n’R
- Desperate
- King Zebra
- We’re The Survivors
- Rush
- Wall Of Confusion
- That’s What I Like
- On The Run
- Hot Cop Lady
- Firewalker
- Outro
Setliste – Bai Bang
- Everybody Everywhere
- Are You Ready (I’m Ready)
- Gonna Make It
- Living My Dreams
- I Love The Things You Hate
- X-Ray Specs
- Only The Best Die Young
- Rock It
- Come On
- Werewolf
- Run To The End
- We’re United
- Bigtime Party
- Hey Hey You*
*Zugabe