Bloodywood - Dynamo Zürich 2023
Mo, 20. März 2023

Bloodywood, Lake Malice

Dynamo (Zürich, CH)
13.04.2023
Bloodywood - Dynamo Zürich 2023

Bloodywood-Fete im Dynamo

Veranstalter Mainland Music AG brachte am Montagabend die indische Metal-Sensation Bloodywood nach Zürich. Die Herrschaften setzten im Rahmen ihrer Performance einige Ausrufezeichen und empfahlen sich damit für künftige Gastspiele in grösseren Hallen. Der Opening-Act Lake Malice konnte dagegen nicht wirklich überzeugen…

Freunde, heute wird es etwas Feines geben und ich rate euch tunlichst, diese Gelegenheit auf gar keinen Fall zu verpassen. Habt ihr zufälligerweise schon einmal etwas von Bloodywood gehört? Dabei handelt es sich um ein Band, welche in ihrem Schaffen metallische Töne mit Klangwelten aus der indischen Folklore zusammenführt. Doch fürchtet euch nicht, denn damit ist nicht gemeint, dass ihr plötzlich gefühlte achtstündige Tanzeinlagen von Schauspieler Shah Rukh Khan erdulden müsst… Bei der Equipe aus Neu-Delhi stehen – wie in unserer Szene üblich – Moshpits und munteres Headbangen im Fokus. Aus einer ursprünglich eher witzig angedachten YouTube-Idee von Gitarrist Karan Katiyar ist am Ende unerwarteterweise eine ernstzunehmende, mit tonnenweise Potenzial ausgestattete Gruppe entstanden. Diese zieht nun aus, um dem restlichen Planeten ihre Kultur näherzubringen und im Rahmen von energiegeladenen Live-Shows ebenfalls kritische Themen wie Medienmanipulation, Vergewaltigungen oder niederträchtiger Umgang mit der Tierwelt anzusprechen.

Meine erste Begegnung mit den indischen Künstlern fand am letztjährigen Summer Breeze Open Air statt. Daran erinnere ich mich freilich gerne zurück (meine Eindrücke können übrigens  hier nachgelesen werden). Schön, dass wir sie nun ebenfalls im Club-Ambiente erleben dürfen. Doch ehe der heutige Headliner ins Geschehen eingreift, steht zuerst der Auftritt von Lake Malice auf dem Plan.

Lake Malice

Gemäss Beschrieb im Netz erwartet uns ein Mix aus Alternative Metal und Metalcore. Angesiedelt ist dieser im englischen Stadtkreis Brighton and Hove. Oh je, das ist aber ein – ich kann’s bedauerlicherweise nicht galanter formulieren – ziemlicher Griff ins Klo… Instrumental zwar einigermassen solide, aber der Katzenjammer am Mikro schmerzt in den Ohren. Immerhin stellt sich Sängerin Alice Guala, die mit ihre «Pony-Frise» so aussieht, als ob man Gwen Stefani auf «Wish» bestellt hätte, bei den Growls minim besser an. Nichtsdestotrotz ist diese Leistung meilenweit von Kalibern wie Jinjer oder Infected Rain entfernt. Ausserdem empfinde ich die Playback-Sequenzen als störend und unnötig. Nope, diese 30 Minuten sind ungefähr so berauschend wie der heutige Kurs der Credit Suisse-Aktien… Ich bin dann mal an der Bar, adé merci!

Bloodywood

Tja, man kann bekanntermassen nicht alle Vorgruppen abfeiern, aber die Hauptakteure werden das Ding nun garantiert drehen bzw. richten, oder? Stilmittel wären jedenfalls ausreichend vorhanden. Offiziell zocken Bloodywood ja Indian Folk Metal. In der Realität ist das jedoch lediglich die halbe Wahrheit. Die Südasiaten decken eine unfassbare Genre-Palette ab. Nu Metal, Metalcore, Rap Metal, Thrash Metal, Death Metal – da werden die anwesenden Gehörgänge richtiggehend gefordert und breit gefächert bedient. Hinzu kommt der Einsatz von für unsere Breitengrade tendenziell eher exotischen Instrumenten.  Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang die Dhol-Trommel genannt, mit welcher Sarthak Pahwa den gesamten Dynamo-Saal mit rhythmischen Schwingungen eindeckt. Gemeinsam mit dem anschliessenden «Gaddaar» bildet das Ganze einen Auftakt nach Mass!

Das Sextett agiert mit zwei Frontstimmen. Jayant Bhadula deckt die klaren Passagen und die Growl-Sparte ab, während sich sein Kumpel Raoul Kerr um den Sprechgesang kümmert. Zweitgenannter Kerl trägt erneut eines seiner markanten «No Flag»-Tanktops. Damit möchte er den Zusammenhalt und die Gemeinschaft stärken. Niemand soll wegen seiner Nationalität ausgeschlossen werden. Lobenswerte Nachrichten, welche die Jungs da unters Volk bringen möchten. Aber Achtung, für Propaganda haben sie null Verständnis. Damit wird im wütenden «BSDK.exe» ordentlich abgerechnet. Danach folgt mit «Aaj» mein persönliches Highlight. Wow, dieses Lied ist einfach eine Über-Hymne, die auch live problemlos funktioniert. Karan spielt hier sogar eine kurze Sequenz auf der Flöte und verleiht der Komposition dadurch eine ganz besondere Note.

Die zuvor erwähnten Nummern befinden sich allesamt auf dem «Rakshak»-Album. Es handelt sich hierbei um die erste richtige Platte der Gruppe, welche komplett mit eigenem Liedgut vollgestopft ist. Gehört grundsätzlich in jedes CD-Regal eines weltoffenen Metalheads! Diese mitreissenden und packenden Rhythmen sorgen beim Dynamo-Publikum praktisch durchgehend für hemmungslose Feier-Eskalationen. Gegen Ende der Show wagen sich ein paar der Musiker gar hinunter zu ihren Fans und erleben die Pit-Aktionen hautnah. Dass die engagierte Performance bereits nach verhältnismässig knappen 60 Minuten ihr Ende findet, dürfte bei so manchem Bewerter in der abschliessenden Bewertung für kleinere Punktabzüge sorgen. Beim nächsten Mal sollten da unbedingt noch ein paar zusätzliche Zeigerumdrehungen eingebaut werden.

Das Fanzit – Bloodywood, Lake Malice

Abgesehen von der eine Spur zu bescheiden ausgefallenen Spielzeit, boten Bloodywood ausgezeichnete Unterhaltung und halfen uns dabei, den so verhassten Montag gutgelaunt zu überstehen. Das rappelvolle Dynamo war ein Indikator dafür, dass die Herren künftig eigentlich schon grössere Locations in Angriff nehmen könnten. An die Support-Formation werden hingegen nicht sonderlich viele Erinnerungen bei mir verbleiben.

Setliste – Lake Malice

  1. Magic Square
  2. Power Game
  3. Black Turbine
  4. Creepers
  5. Bloodbath
  6. Stop The Party
  7. Blossom

Setliste – Bloodywood

  1. Gaddaar
  2. BSDK.exe
  3. Aaj
  4. Dana Dan
  5. Jee Veerey
  6. Zanjeero Se
  7. Machi Bhasad (Expect A Riot)
  8. Ari Ari
  9. Gaddaar (Alternative Version)*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

13.04.2023
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