Metalinside.ch - Crystal Ball - Elements of Rock 2023 - Foto Friedemann
Fr–Sa, 17.–18. März 2023

Elements of Rock 2023 – Crystal Ball, Wytch Hazel, Majestica u.m.

Stadthofsaal (Uster, CH)
/ 05.04.2023

One music under one God …

… proklamiert Dee Snider inbrünstig im Gassenhauer ‹I Believe in Rock’n’Roll› und doppelt sogleich nach mit «Yes, even God loves Rock’n’Roll». Das waren die Glam Metaller Twisted Sister Anno 1985. Dass sich christlicher Glaube und Metal nicht zwingend beissen müssen, erfährt man 20 Jahre später in Sam Dunns Dokumentarfilm «Metal: A Headbanger’s Journey», wo sich unter anderem Slayers Tom Araya und Alice Cooper zu ihrem Glauben äussern. Und ein Jahr vorher, nämlich 2004, fetzt das erste Elements of Rock (EOR) über die Bühnenbretter – ein Indoor-Festival, das einen positiven Bezug zum christlichen Glauben hat.

Ein Blick ins Bandarchiv der mittlerweile nahezu 20-jährigen EOR-Geschichte überrascht: So haben neben Grössen der explizit christlichen Szene wie Whitecross, Sacred Warrior, Barren Cross oder Leviticus auch Gloryhammer, Pertness, Emerald oder Eluveitie die Stadthalle von Uster beehrt. Ein Widerspruch? Die EOR-Geschichte widerlegt das und zeigt, wie es funktioniert – auch dieses Jahr.
Friedemann und ich (Rossi) waren für Metalinside dabei und gewähren in Wort und Bild einen kleinen Einblick in die zwei Tage dieses musikalisch und kulturell vielfältigen Festivals.

Für mich ist es seit 2010 bereits das 12. EOR, sofern man die letztjährige 1-Tagesversion dazurechnet. Die infrastrukturell angenehm eingerichtete Location, die vorbildliche Organisation, das abwechslungsreiche Billing und das Treffen von Metalheads aus aller Welt haben es mir immer wieder zu einem Jahreshighlight gemacht. Auch dieses Jahr wuchs die Vorfreude mit jeder hinzugefügten Band. Und das war alles andere als selbstverständlich, denn das ursprünglich fürs 2020 gebuchte Lineup musste angepasst werden. Die geplanten und heiss erwarteten Bloodgood mussten leider aufgrund des im Juli 2022 verstorbenen Gründers Michael Bloodgood absagen. Auch bei anderen Bands gab es zwischenzeitlich Terminkollisionen und sie mussten Forfait geben. So machte man sich auf die Suche nach fünf Bands, u.a. ein Headliner-Ersatz für Bloodgood, um die Lücken würdig zu schliessen. Als dann aber Wytch Hazel und schliesslich noch Majestica angekündigt wurden, verwandelte sich meine Vorfreude in Riesenfreude.

[Friedemann] Ich bin kein so häufiger Besucher dieses Festivals. Metalinside Kollege Kaufi hat mich auf das Elements of Rock aufmerksam gemacht. Er war 2014 hier, hauptsächlich um über die Schotten Gloryhammer mit ihrem (damals noch) Schweizer Sänger Thomas Winkler zu schreiben und zu fotografieren. Für mich bedeutet dieser Event der Beginn der Festival Saison. Ausserdem ist Uster für mich gut mit dem ÖV zu erreichen und nicht zu weit von meinem Wohnort entfernt. Auch schätze ich hier die freundliche, familiäre Atmosphäre und der Event ist auch immer sehr gut organisiert.

Elements of Rock 2023 (Tag 1) – Freitag, 17. März 2023

[Rossi] Die Anreise beginnt für mich am Freitag schon kurz vor Mittag, da ich mittlerweile seit Jahren den Festival-Merchtisch mitbetreue und dieser noch bereitgestellt werden muss. Wie gewohnt verbreitet das Stadthofsaal-Areal bereits bei meiner frühen Ankunft unverkennbares Metal-Feeling, zumal man die ersten Bands beim Soundcheck hören kann. Der Empfang ist wie gewohnt abgeklärt und durchorganisiert und beim Einrichten hilft mittlerweile eine gewisse Routine entlastend mit. Trotzdem nähert sich die Türöffnung rasant, was man an der sich verdichtenden Menschentraube im Eingangsbereich erkennen kann. Das heisst für mich: Kurz ins Hotel abhuschen, frischmachen und schliesslich offiziell auf das Elements of Rock 2023 einstimmen. Und mit den ersten Besuchern treffe ich auch schon auf Friedemann, bevor dann praktisch auf die Minute genau das Festival auch musikalisch durchstartet.

[Friedemann] Es ist Frühling, es ist Saint Patrick’s Day und darum Zeit für ein Guinness! Also unterbreche ich meinen Weg nach Uster zum Elements Of Rock, um diesen Feiertag entsprechend zu würdigen! Gestärkt vom schwarzen Hopfensaft treffe ich dann pünktlich im Stadthofsaal ein. Dort begrüsse ich schon mal den Rossi, der am Merchstand beschäftigt ist. Er wird zwischendurch aber auch Notizen von Bands und Festival machen, um anschliessend den Bericht zum Festival zu verfassen. Ich sehe auch bekannte Gesichter unter den Besuchern. Das sind wohl die treuen Seelen, die jedes Jahr aufs Neue hier sind.

Dreams in Fragments

Es ist 19 Uhr und den Einheimischen Dreams in Fragments gehört die etwas undankbare Aufgabe, das diesjährige Elements of Rock musikalisch zu eröffnen. Undankbar deswegen, weil der Grossteil der Besucher nach Türöffnung erstmal im Foyer angekommen ist und sich an Bartheke, Tisch und Merchstand ausbreitet. Doch im Gegensatz zu den Vorjahren schlagen da nur wenige Besucher in ihren Gesprächen vertieft ihre Wurzeln. Denn das Quartett aus Wangen bei Olten lockt mit ihrem hypnotischen Mix aus Symphonic und Dark Metal den Zuhörer in den Saal. Hatte ich die Band noch vom November 2019 in der Metbar experimentell in Erinnerung, so werde ich hier völlig überrascht. Seraina Schöpfer besticht tonsicher mit ihrer klaren und voluminösen Stimme, während Christian Geissmann mit gelegentlichen Growls kontrastiert.

Der optimal abgemischte Sound kommt düster und dennoch melodiös von der Bühne, was unüberhörbar auch der routinierten Rhythmusfraktion von Jan Thomas (Bass) und Roger Häfliger (Drums) zuzuschreiben ist. Wenn man bedenkt, dass die Band erst seit 2017 existiert und mittlerweile zwei Alben vorzuweisen hat, dann zeigt das auf, wie hart das Quartett an sich gearbeitet hat und gereift ist. Jedenfalls ist der Saal für einen Opener überdurchschnittlich gut gefüllt (kann mich nicht daran erinnern, jemals an einem Elements of Rock so viel Publikum bei einer Eröffnungsband erlebt zu haben), was Dreams in Fragments mit schweren Riffs, durchdachten Kompositionen und symphonischen, teils verträumten Orchestrationen einer Menge unter begeistertem Beifall zurückgibt. Hut ab, das war grosse Klasse! Definitiv eine Band, die man auf dem Radar behalten sollte.

Darauf gönn ich mir ein Bier … und eine CD an ihrem Merchtisch.

[Friedemann] Im letzten Jahr im November in der Hall Of Fame sehe ich die Symphonic Metaller mit Excelsis auf der Bühne. Trotz der frühen Stunde füllt sich der Saal so langsam und somit übertrifft die Anzahl der Besucher bei weitem den Aufmarsch im Vergleich zu ihrem Aufritt in der Hall Of Fame im November letzten Jahres. Viele Familien sind hier und die mitgebrachten Kleinkinder werden auch gleich an diese Musik gewöhnt. Symphonic Metal geht bei mir in der Regel immer, auch wenn ich in der letzten Zeit vermehrt den Tönen von Melodic Death Metal lausche.

Aber ich bin sehr damit beschäftigt, ordentliche Fotos zu bekommen, denn leider blendet mich das Gegenlicht fast permanent. Und so entgeht mir ehrlich gesagt die Darbietung der Band und die schöne Stimme von der Lady auf der Bühne. Irgendwelche Scheinwerfer und Blitze, die das Publikum beleuchten, die Musiker aber im Dunkeln stehen lassen. Leider zieht sich das so durch die ganzen Tage des Festivals und Gespräch und Bitte für ein besseres Licht für Fotos mit dem Lichtmischer haben nur sehr wenig Erfolg. Das Fotografieren ist somit anstrengend und macht nicht so viel Spass. So! Jetzt habe ich meinen Frust von der Seele geschrieben und es kann mit den Eindrücken von den Bands und der Musik weitergehen.

Fotos Dreams in Fragments – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Angelic Forces

[Rossi] Irgendwo hallen noch die Klänge von Dreams in Fragments nach, doch die nächste Truppe pustet alle noch vorhandenen Traumfetzen weg. Die Holländer von Angelic Forces geben ohne Umschweife den Tarif für die nächsten 50 Minuten durch. In bester 80’s-Manier brettern mitreissende Riffs aus den Boxen und lassen nicht nur die Herzen von traditionellen Metallern höherschlagen. Ihr selbsternannter Mix aus Stryper und Riot ist sehr griffig und eingängig und die Stageperformance solide. Somit greift so manch einer zur Luftgitarre und die ersten Nackenmuskeln werden schon mal aufgewärmt – auch wenn noch etwas verhalten.

Das seit 2014 bestehende Quartett kann auf ihr Album «Arise» (2022) und ihre selbstbetitelte EP (2018) zurückschauen. Gerade die Langrille hat ihre starken Momente, auch wenn sich mir der Gesang als Achillesferse erweist. Und das jetzt auch live. Allerdings ist das Kritik auf elitärem Niveau, man findet fairerweise nicht – um eine musikalische Parallele zu ziehen – an jeder Ecke einen Sänger des Kalibers eines Jordan Jacobs (Riot City). Von einem Todd Michael Hall (Riot V) ganz zu schweigen …

Jedenfalls hat die Premiere am Elements of Rocks (und in der Schweiz überhaupt) beim Publikum überaus zufriedene Gesichter hinterlassen. Man darf gespannt sein, was die Zukunft dieser ‹New Wave of True Heavy Metal›-Truppe bringen wird.

[Friedemann] Von dieser Gruppe aus Holland habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Da geht ja ordentlich was ab auf der Bühne. Normalerweise gefällt mir die hohe «kreischende» Stimme beim typischen Heavy Metal nicht so sehr, aber hier passt es gut und begeistert mich und das Publikum.

Fotos Angelic Forces – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Crystal Ball

[Rossi] Krass, wie die Zeit vergeht, denn es ist mittlerweile halb zehn und der Headliner vom Freitag steht schon auf der Bühne. Bereits im Vorfeld habe ich gespannt darauf gewartet. Mit einem Repertoire von 11 Studioalben im Gepäck fetzen Crystal Ball aus Luzern los. Und die Erfahrung hört und sieht man den gestandenen Rockern an. Sehr routiniert nehmen sie nicht nur die Bühne ein, sondern entlocken jedem Anwesenden von Anbeginn an ein begeistertes Mitnicken. Unwiderstehlich recken sich Hände in die Höhe, es wird mitgesungen, abgerockt und schliesslich frenetisch applaudiert – der Headliner ist mit dem Opener ‹What Part of No› im Stadthofsaal angekommen! Frontmann Steven Mageney begrüsst gutgelaunt und lädt auf eine Rock’n’Roll-Party «im Namen des Herrn» ein.

Und für die nächste gute Stunde feuert das Quintett mit ihrer eingängigen Mischung aus 80’s Hard’n’Heavy und Melodic Metal ein buntes Feuerwerk ab, das einfach nur Freude macht. Gründer Scott Leach sowie Neuzugang Peter Berger (u.a. ehem. Killer) schmettern Riffs a gogo von ihren Klampfen, die von Tieftöner Cris Stone und Drummer Marcel Sardella auf den Punkt genau unterstützt und wohltuend in die Menge geschleudert werden. Mit diesem herrlich warmen Sound im Rücken gibt sich Steven keine Blösse und vervollständigt sowohl Reisser wie ‹Director’s Cut› oder ‹Undying› wie auch Stampfer à la ‹Crysteria› oder ‹Hold Your Flag› mit seiner klaren, voluminösen und tonsicheren Stimme. Wirklich eindrücklich wird es dann bei ‹Till You Meet Again›: Steven fordert das Publikum auf, das Handy für einen Moment wegzustecken und widmet den Song all denen, die nicht mehr unter uns weilen, bevor er den Song a capella singt. Hühnerhaut pur!
Das Schlussviertel hat es dann nochmal so richtig in sich. ‹Alive Forevermore›, ‹Anyone Can Be a Hero› und ‹Make My Day› machen richtig Laune, bevor dann bei der Zugabe ‹Hellvetia› das Publikum zum Kochen gebracht und mit ‹Paradise› der Gig würdig abgeschlossen wird. Mit einem Bühnen-Publikumsfoto wird ein grandioser Auftritt festgehalten und Steve bedankt sich: «Dankeschön! Gott segne euch!»
Was kann man da noch hinzufügen? Danke euch, Crystal Ball – sehr gerne wieder!

[Friedemann] Viele Fans sind mit T-Shirts mit dem Band-Logo aufmarschiert und vor allem das weibliche Publikum versammelt sich zahlreich vor der Bühne. Anfang Dezember sah ich die Truppe zuletzt mit dem Kaufi in der Hall Of Fame. Auch hier erlebte ich eine energiegeladene Show, die nur durch die ruhige Ballade unterbrochen wiurde, bei der es keine Instrumente gibt. Der charismatische Sänger macht zwischendurch kurze Ansagen zu den Songs und entlässt das Publikum – für mich überraschend – mit «Gott segne euch», das ich bei einem Rock- oder Metalkonzert noch nie gehört habe. Aber hier passt das wohl.

Fotos Crystal Ball – Elements of Rock 2023 (Friedemnn)

Freakings

[Rossi] Nach dem Headliner zu spielen ist vermutlich auf keiner Band-Wunschliste. Dennoch scheinen die Bubendorfer von Freakings davon unbeeindruckt. Vielleicht liegt es daran, dass ihr Sound in keinerlei Weise mit demjenigen von Crystal Ball in Konkurrenz steht. Tatsächlich spricht ihr kompromissloser Thrash Metal musikalisch eine andere (Kultur-)Sprache und lockt mit ihrem Achtung-Fertig-Los-Sound nicht nur hartgesottene Thrasher vor die Bühne. Mittlerweile sollte nach der Umbaupause jeder sein Bier an der Theke erhalten haben und der Saal ist wieder gut gefüllt. Und Freakings legen ohne Vorwarnung los. Da wird schonungslos gehämmert und gesägt, was das Zeug hält – kreisende Köpfe vor der Bühne inklusive. Für Nicht-Thrasher mag sich das mit der Zeit (vor allem vom Takt her) etwas monoton anhören, aber gezockt ist das technisch schlichtweg brillant. Schweiz- und europaweit sind sie in ihrem Genre eine vertrauenswürdige Bank – gerade weil die drei sympathischen Herren ihr Ding ohne Firlefanz unbeirrt durchziehen.

Nach einer knappen Stunde ist im Stadthofsaal gefühlt alles zu Kleinholz verdroschen und ganz Uster kahlgeholzt. Und das nach einem grossartigen Headliner, wohlverstanden. Alle Achtung!

[Friedemann] Die Jungs habe ich vor längerer Zeit schon mal im Z7 gehört. Das war bei Swiss Metal Attack 2019. (Der Bart des Gitarristen ist jetzt aber nun deutlich kürzer!) Ich bin ja nicht so der Thrash Metal Fan, aber damals schon hat mich die Band ordentlich beeindruckt. Auch diesmal legen die drei Herren auf der Bühne energiegeladen los. Leider löst sich eine Saite bei der Gitarre. Kein Wunder, wenn das Instrument derart bearbeitet wird. Aber in Null Komma Nix ist die Saite neu aufgezogen und es kann weitergehen.

Fotos Freakings – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

O.L.T.A.S

[Rossi] Mittlerweile steht bereits die letzte Band auf dem Programm und die Menge hat sich bedeutend gelichtet und wieder hauptsächlich im Foyer an Bartheke, Tisch und Merchstand verteilt. Es herrscht heitere Stimmung, man verköstigt sich, begegnet einander, hebt gegenseitig den Becher und Musiker treffen auf Fans und Freunde – so schön kann das Leben sein.

Einmal mehr unterhalten wir uns am Merchtisch und schauen bereits auf den laufenden Abend zurück, als O.L.T.A.S brachial loslegen. Heavy, direkt und stimmgewaltig rütteln die vier Holländer alle müden Knochen nochmals auf. Das lässt mich aufhorchen und im Nullkommanichts stehe ich im Saal, um das Ganze von der Bühne her zu erleben. Das erste Stück überrascht und überzeugt mit einer schleppenden Form von Death Metal, streckenweise sehr doomig. Doch bereits mit dem zweiten Song beginnen die Experimente, für die ich um diese Uhrzeit einfach nicht mehr aufnahmefähig bin. So überfordern mich die Abstecher ins Gefilde von Thrash Metal und Hardcore und ich kann der Kombination mit Doom und Death nicht folgen. Originell mag das allemal sein, aber mir hätte die anfängliche, schleppende Death Metal Version völlig gereicht – denn diese steht ihnen und ihrem schweren Sound hervorragend.

Unter dem Strich muss man festhalten, dass es für eine so junge und weitgehend unbekannte Truppe was heissen muss, wenn man sozusagen als Rausschmeisser-Band das Publikum noch so zahlreich bei Laune halten kann.

Doch nun ist es halb zwei und das wars musikalisch schon für den ersten Festival-Tag. Die Fortsetzung folgt bald …

[Friedemann] Mir geht es ähnlich wie Rossi. Es ist spät und auch ich bin nicht mehr so aufnahmefähig. Auch kann ich diesen Musikstil oder diese Art von Metal nicht richtig einordnen. Sagt mir persönlich auch musikalisch nicht so zu. Trotz später Stunde werden trotzdem von einigen Freunden dieser Musik noch ordentlich die Haare dazu geschüttelt. 

Und wie gesagt, es ist halb zwei und wenn ich meinen Zug nicht verpassen will, muss ich los. Also dann – bis morgen.

Fotos O.L.T.A.S – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Elements of Rock 2023 (Tag 2) – Samstag, 18. März 2023

[Rossi] Der Samstagmorgen beginnt gemütlich am Frühstücksbuffet des Hotels. Wie bereits am Freitag erwartet uns ein sonniger und warmer Frühlingstag, auch wenn der Frühlingsbeginn astronomisch erst am 20. März ist. Jedenfalls könnten die Voraussetzungen für einen Spaziergang durch Uster nicht besser sein. In ein paar Gehminuten ist man vom Stadtrummel weg und kann sich von der Burg aus mit schöner Aussicht an der Natur erfreuen. Milane lassen sich majestätisch vom Aufwind geleiten, während Krähen freudig ihre Kreise über dem noch kahlen Gehölz ziehen. Die Spuren vom gestrigen Abend sind also sichtbar (Freakings lassen grüssen), aber in ein paar Wochen wird es hier grünen und blühen in Hülle und Fülle.

Bereits um 16 Uhr öffnet das Elements of Rock heute die Tore, was aber bei diesem Traumwetter vermutlich den einen und anderen dazu verleiten wird, im angrenzenden schönen Park bei Bier und Grillgut zu verweilen. Einmal im Jahr ist dieser idyllische Platz ganz unter der Herrschaft des Metal, aber mittlerweile gehört das sozusagen zum Kulturgut von Uster. Das Elements of Rock bürgt seit Jahren mit gutem Ruf dafür. Dieses Jahr habe ich Rückzug und Ruhe der geselligen Runde vorgezogen – gerade auch im Hinblick auf das vollgepackte Programm, das dann musikalisch eine halbe Stunde nach Türöffnung losgeht. Doch wie jedes Jahr bei schönem Wetter bleibt der grosse Ansturm nach Türöffnung vorerst aus. So freue ich mich auch Friedemann wieder anzutreffen und ein paar Worte auszutauschen, bevor er dann in der Menge verschwindet, um das Bestmögliche aus der Kamera herauszuholen.

[Friedemann] Nach Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück ist es schon bald wieder Zeit, nach Uster zu fahren. Es ist ja an diesem Samstag noch früher Nachmittag, wenn sich die Tore erneut öffnen für Tag 2 an diesem Festival. Ohne Zwischenhalt und ohne schwarzen Hopfensaft komme ich dann pünktlich beim Stadthofsaal an.

In Oceans Deep

[Rossi] Als Samstags-Opener stehen Leute aus meiner Region auf der Bühne. In Oceans Deep aus Thun legen pünktlich mit ihrem Post-Hardcore los und dürften vor allem das jüngere Publikum ansprechen. Tatsächlich sind im Saal vorerst nur der eiserne Kern und Kenner der Band anwesend. Das bringt die Jungmannschaft nicht in Verlegenheit, im Gegenteil: Mit grosser Spielfreude nimmt das Quintett die Bühne grosszügig ein und Frontmann Tobias Eisenring hat gute Laune zu verschenken. Und siehe da, noch während dem zweiten Song füllt sich die Halle allmählich und es kommt Stimmung auf. Als Belohnung gibt es zwar keine Parkidylle oder was Feines vom Grill, dafür aggressive Screams und haufenweise Breakdowns. Das Publikum erwidert es dankbar mit freudigem Beifall.

Mittlerweile erlebe ich die Jungs etwa zum fünften Mal (wenn ich es richtig in Erinnerung hab) und es ist lobenswert, wie die Band an sich gearbeitet hat – das darf man ruhig auch als Genrefremder bezeugen.

[Friedemann] Diese Band habe ich hier an diesem Ort im 2018 gesehen und gehört. Auch damals als Opener an einem Samstag. Ich bin ja bekanntermassen kein grosser Freund von diesem Hardcore Metal. Aber wenn es passt – und heute und hier passt es – dann kann auch ich mich ein wenig dafür begeistern.

Fotos In Oceans Deep – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

The Weakening

[Rossi] Das Billing heute verspricht zumindest auf dem Papier so richtig reinzuhauen. So müssen wir uns absprechen, wer bei welcher Band die Stellung am Merchtisch hält. Ich entscheide mich, den beiden anderen Staffs bei The Weakening den Vorrang im Saal zu gewähren. Der Stand ist ja direkt neben dem Saaleingang und während den Konzerten läuft in der Regel nicht viel – was jeweils für die gerade spielende Band spricht. So wie jetzt …
Die Combo aus Schweden um Tausendsassa Jani Stefanovic legt los und das Foyer leert sich augenfällig. Brachial moderner Death Metal mit Metalcore-Anleihen poltert in enormer Wucht von der Bühne. Boah, das muss ich mir im Konzertsaal geben. Und irgendwo mitten im Publikum bleibe ich wie angewurzelt stehen und lasse dieses gewaltige Soundgewitter auf mich wirken: Heavy, druckvoll, schlicht und einfach brutal schön – welch ein endgeiles Brett! An dieser Stelle mal ein riesiges Kompliment an das Soundtechnikteam – erinnere mich nicht daran, bei einer Extreme Metal Band im Stadthofsaal je einen so wuchtigen und dennoch klaren Sound erlebt zu haben! Die Gitarren fräsen und rattern angenehm fies, Bass und Drums erzeugen wummernde Tiefen und hämmernde Beats bis zum Abheben und Barry Halldan growlt sich mit markanter Bühnenpräsenz die Seele aus dem Leib.

Das Quintett gibt nebst der neuen Single ‹Dreadful Symphony› hauptsächlich Material von Ihrem bisher einzigen Album «Chains of Plato» zum Besten. Erstaunlich, dass das Album bereits 2012 herauskam und rückblickend damals mit seiner modernen Form von Melodic Death Metal der Zeit voraus war. Noch beeindruckender ist deren heutige Liveperformance, die jeden einzelnen Musiker in Hochform und als absoluten Meister seines Fachs zeigt. Unwiderstehlich, was die Göteborger hier in frühen Abendstunden zelebrieren und einen ganzen Saal für sich einnehmen und zum Beben bringen.

«Was war denn das bitte? Was haben wir hier gerade erlebt?!», meint Dario, während er nach dem Auftritt zum Merchtisch zurückkehrt und noch ungläubig kopfschüttelnd und mit einem breiten Grinsen seine Begeisterung kundtut. Dem kann man nur beipflichten, denn das war in der Tat ganz, ganz grosses Kino!

[Friedemann] Der Bassist trägt ein T-Shirt von Dark Tranquillity. Das ist mir schon mal sehr sympathisch. Ganz schön viel Schwung hat der Sänger bei seiner Darbietung, sodass ihm doch gleich mal die Brille vom Kopf fällt. Und der Mischer an seinem Pult hat ordentlich aufgedreht, denn der Boden vor der Bühne vibriert und dröhnt. Interessant ist dieser Musikstil, aber nicht so mein Favorit an diesem Tag.

Fotos The Weakening – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Millennial Reign

[Rossi] Jetzt wird es brutal schwer für die Texaner von Millennial Reign, wo gerade noch The Weakening dermassen abgeräumt haben. Doch etwas Originelles am Elements of Rock ist nicht nur die Vielfältigkeit der Musik, sondern eben auch die Offenheit den verschiedenen Stilen gegenüber. Und wenn nach Extreme Metal eine Band aus dem gemässigteren Melodic Sektor folgt und der Saal immer noch gut gefüllt auf die nächste Band wartet, dann spricht das für sich. Jedenfalls legt das Quartett um Gründer und Gitarrist Dave Harvey (ehem. Aska) los und hat sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Mit einem Demo, zwei Langrillen (Carry the Fire / The Great Divide) und einer EP (Carry the Fire Again) in der Tasche, haben die US-Amerikaner Power Metal europäischer Prägung mitgebracht. Und der zündet gut.

Das Thema Sänger bzw. Sängerin scheint nach wie vor nicht gelöst zu sein, zumal Travis Wills den Posten heute (wie im Übrigen auch auf dem Album «The Great Divide») als Session-Sänger besetzt, während Tiffany Galchutt offenbar nicht definitiv einsteigen will. Sie hatte die letzten Auftritte der Band (u.a. als Support von Y&T, Accept oder Stryper) mit ihrer Stimme geprägt und die mit ihr eingesungene EP «Carry The Fire Again» [siehe Review] stand der Band sehr gut zu Gesicht. Eigentlich sehr schade. Doch Millennial Reign machen das Beste aus der Situation und liefern einen Querschnitt durch ihre beiden Alben, die vor allem durch ausgereiftes Songwriting punkten. Auch live weiss das Material solide umgesetzt zu gefallen und wird sehr gut an der Schweizer Premiere hier in Uster aufgenommen.

[Friedemann] Wie ich feststellen muss, habe ich mir gar keine Notizen gemacht von dieser Darbietung. Dann muss es mich wohl auch nicht besonders beeindruckt haben. Also lass ich den Rossi berichten, er kennt sich ja sowieso bestens aus und ich staune eh immer wieder über seine ausgezeichneten Musikkenntnisse. (Rossi: Oh, danke Friedemann für das grosse Kompliment!)

Fotos Millennial Reign – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Majestica

[Rossi] Mit einer weiteren Schweizer Premiere steht um 20:20 Uhr die nächste Band in den Startlöchern. Genaugenommen ist es lediglich für die Band selbst eine Premiere, da auf der Bühne immerhin ein Mitglied von Sabaton steht. Insider wissen natürlich davon und man nimmt heute am Elements of Rock schon mal mehr Sabaton Shirts oder Backpatches wahr als sonst. Tommy Johansson steht dann auch bereits vor dem Auftritt von Majestica unübersehbar im Mittelpunkt. Schliesslich kriegt man nicht gerade jeden Tag die Möglichkeit, mit dem charismatischen Sabaton-Gitarristen gemütlich ein paar Worte zu wechseln. Da kann man durchaus zum Fanboy mutieren. Erst recht, wenn man weiss, was der sympathische blonde Hüne musikalisch so alles auf dem Kasten hat (man stöbere mal ein bisschen auf seinem Youtube-Kanal herum) …

Als langjähriger ReinXeed-Fan habe ich mich riesig auf diesen Moment gefreut, da ich nicht mehr damit gerechnet hätte, dieses Projekt unter dem neuen Namen Majestica jemals live erleben zu dürfen. Und im nächsten Moment steht nach cineastischem Intro der Multiinstrumentalist mit Gitarre und Mikrofon bewaffnet zusammen mit seinen drei Mitstreitern auf der Bühne des Stadthofsaals. Basser Chris David stimmt tieftönend ein und mit ‹Above the Sky› geht’s im Hochgeschwindigkeitstempo los. Tommy trifft nicht nur stimmlich die Töne in allen Höhenlagen, sondern liefert sich obendrauf immer wieder unterhaltsam eingespielte Duelle mit Bassist und Gitarrist. Bereits der Opener fühlt sich von der Stimmung her wie eine Zugabe an und die enorme Spielfreude versprüht umgehend Gute-Laune-Feeling. Im Handumdrehen liegt der Saal den Schweden zu Füssen – es wird angespornt, mitgesungen, geklatscht und gejubelt. Mag sein, dass ich emotional voreingenommen bin, aber das ist einfach nur noch hammergeil!

Was mich zudem positiv überrascht, ist die Tatsache, dass praktisch keine Sound-Samples gebraucht werden, was bei symphonischem Power Metal schon an ein Kunststück grenzt. Man verlässt sich ganz auf das Handwerk und setzt die Samples nur da ganz dezent ein, wo es passt – z.B. bei ‹Ghost of Marley› aus dem hochgelobten Weihnachtsalbum «A Christmas Carol». Auch ‹No Fate› aus dem cineastischen «Welcome to the Theater»-Album kommt live wesentlich erdiger daher und trumpft mit choreographischen Einlagen, die man ähnlich von Sabaton-Auftritten her kennt. Auch die Nähe zum Publikum wird in einem herrlichen Bild eingefangen, als ein Kind in der ersten Reihe strahlend Chris’ Bass berührt und dieser mit einem freundlichen Lächeln erwidert.

Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, doch leider ist die knappe Stunde Auftrittszeit wie im Flug vorbei. Majestica verbeugen sich unter tosendem Applaus und hinterlassen einen Saal voll zufriedener Gesichter. Kann man das heute noch übertreffen?

[Friedemann] Gespannt bin ich auf diese Band, denn die kenne ich bisher noch nicht. Ausser den Frontmann Tommy Johansson von Sabaton her. (Also nur vom Sehen – und selbstverständlich nicht so gut wie Metalinside Kollege Kaufi)! Oder der Rossi. Er zeigt mir seine sicher zwanzig – wie sagt man denen? «CD Inlays»?, die er später von diesem Tommy unterschreiben lässt. Der hat ja schon ganz viel Musik gemacht dieser Wunderknabe.
Ich muss sagen, die Schweden haben es drauf! Es ist ordentlich was los auf der Bühne und das Publikum und auch ich sind begeistert.

Fotos Majestica – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Wytch Hazel

[Rossi] Wer noch nie was von Wytch Hazel gehört oder gesehen hat, der mag beim ersten Anblick auf der Bühne an Mel Brooks Parodiefilm «Robin Hood: Men in Tights» erinnert sein. Zudem prägen unübersehbare Kreuze um den Hals und an Instrumenten das Bühnenbild und man mag sich belächelnd fragen, ob man mit dieser Aufmachung von der womöglich limitierten Musik ablenken möchte. Doch dann legen die vier Helden in Strumpfhosen los und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus …

Mit dem rassigen Opener ‹He is the Fight› aus ihrem letzten Output «III: Pentecost» [siehe Review] wird schon mal alles serviert, was Wytch Hazel musikalisch ausmacht: zweistimmige Gitarren, mitreissender Rhythmus, markante Stimme und Melodien, die sofort im Ohr hängenbleiben. Gründer, Gitarrist und Sänger Colin Hendra umschreibt seine Musikvision als «New Wave of British Heavy Metal in einem imaginären Mittelalter». Und damit verspricht er nicht zu viel, denn für die nächste Stunde bin auch ich diesem archaischen Sound komplett erlegen. Ich mische mich irgendwo zwischen der zweiten und dritten Reihe vor der Bühne unters Volk, um ganz in die Musik abtauchen zu können. Und es wird zum unvergesslichen, entrückenden Erlebnis, bei dem jeder Song perfekt sitzt. Mit sechs Stücken aus «III: Pentecost» und je drei aus den beiden Vorgängern «Prelude» und «II: Sojourn» vervollständigen die vier Herren aus Lancaster ihre Setlist mit einer Livepremiere: Die Single «Chain Yourself» galoppiert majestätisch in bester Maiden-Manier daher, bevor dann die etwas ruhigeren Töne bei ‹See my Demons› und der grandiosen Halbballade ‹Wait on the Wind› in ein furioses Finale einmünden.

Mit der Mitsinghymne ‹Spirit and Fire› und den beiden abschliessenden Klassikern ‹We Will Be Strong› und ‹Wytch Hazel› aus dem Debutalbum setzen die Mittelalter-Metaller ihrem Auftritt definitiv die Krone auf. Da gibt es kein Halten mehr und ein enthusiastischer Kern von Fans bildet tanzend und singend einen Kreis, in den auch ich mich miteinfangen lasse. Das kann und darf jetzt unmöglich hier enden! Tatsächlich lässt sich das Quartett unter «Wytch Hazel! – Woah-oh-oh-oh!»-Rufen nochmals für eine Zugabe auf die Bühne zurückholen. Und mit ‹Freedom Battle› verabschieden sich Wytch Hazel definitiv von der Bühne.

Mir fällt es nach wie vor schwer, die richtigen Worte zu finden …

Seit 2010 habe ich hier in Uster so manch unvergesslich geniale Gigs erlebt, aber was die vier jungen Briten hier hingezaubert haben, lässt mich für einen Moment sprachlos, aber zutiefst glücklich zurück. Nun kann ich den extra aus Polen hergereisten Fan verstehen, denn Wytch Hazel ist definitiv ein musikalisches Phänomen – auch live. Für mich das bisher beste EOR-Konzert überhaupt! PHÄ-NO-ME-NAL!

[Friedemann] Ui, welche Überraschung, wenn jemand wie ich diese Band noch nicht kennt. Sie betreten die Bühne ganz in weiss gekleidet und mit Leggins als Beinkleider! Hohe Stiefel und viele Kreuze! Aber die Musik ist cool und macht Spass. Erinnert mich etwas an Mister Misery mit ihrem Gothic Rock. Die sind auch verkleidet – halt viel dunkler, aber die Musik finde ich ähnlich. Aus England angereist sind die Wytch Hazels und wie ich feststellen muss haben sie hier eine grosse Fangemeinde. Die Lieder werden textsicher mitgesungen und sogar das Tanzbein wird geschwungen!

Fotos Wytch Hazel – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Sacrificium

[Rossi] Nach dem bisherigen Programm könnte für mich jetzt eigentlich Feierabend sein, aber für Sacrificium bleibt noch ordentlich was zum Vermöbeln. Und das möchte ich mir nicht entgehen lassen. Als EOR-Bühnenrekordhalter gibt’s für diesen besonderen Anlass gleich die Plattentaufe zu ihrem geraden erschienen Longplayer «Oblivion» – pünktlich zum 30-jährigen Bandjubiläum. Und die nördlichen Nachbarn aus Baden-Württemberg scheppern schon mal ohne Ansage drauflos und hauen mit ihrem Death Metal der alten Schule voll auf die Zwölf. Frontmann Claudio Enzler braucht das Publikum gar nicht erst anzutreiben, denn da fliegen die Fetzen von allein. Schliesslich gehört der Kerl aufgrund seiner EOR-Präsenz in den Bands The Buried, Thy Bleeding Skyes oder My Darkest Hate sozusagen zum EOR-Inventar.

Zum Jubiläumsauftritt gibt’s einen Querschnitt durch ihre Diskografie (mit Ausnahme ihres Erstlingswerks), wobei der Schwerpunkt beim neuen Album und der EP «The Avowal of the Centurion» liegt. Das neue Material knallt bereits ab Konserve gewaltig, aber live wird nochmal eine Schippe draufgelegt. Da werden die Nackenmuskeln erbarmungslos beansprucht und die Haare (sofern lang genug) werden zur Windmühle. Als Spezialeinlage steht hin und wieder bei einem ausgewählten Song ein Gast mit auf der Bühne. So kommt es unter anderem zum Shouter-Duell mit Markus Neher, der später mit seiner Band Triuwint noch seinen Auftritt hat – Insider feiern das natürlich heftig ab. Doch damit nicht genug: Claudio steigt von der Bühne und mischt sich unter die Menge. Plötzlich steht er mit Mikrofon bewaffnet an der Bartheke im Foyer, sorgt damit kurz für den Brüller schlechthin, bevor er wieder davonzieht und sich in festlicher Laune zurück ins Getümmel stürzt. Einfach köstlich!

Kurz nach Mitternacht ist der Jubiläumsauftritt der gefeierten Prügelknaben bereits vorbei und im Stadthofsaal steht gefühlt nichts mehr. Sacrificium sind ihrem Ruf treugeblieben und haben restlos abgeräumt. Danke, das hat Spass gemacht!

[Friedemann] Der Sänger scheint irgendetwas eingenommen zu haben, denn er ist dauernd in Bewegung und hüpft auch immer wieder mal von der Bühne, um Leute aus dem Publikum zu begrüssen. Sein schwäbischer Akzent weckt heimatliche Gefühle bei mir, denn ursprünglich komme ich ja auch aus dem Schwabenland. Die übrigen Bandmitglieder überlassen das Bewegen ihrem Leader und stehen sehr konzentriert fast immer am selben Ort. Der dargebotene Death Metal haut mich ehrlich gesagt nicht vom Hocker. Vielleicht habe ich schon genug musikalische Eindrücke bekommen oder die Müdigkeit macht sich bemerkbar. Ich verziehe mich in Richtung Foyer und staune nicht schlecht, als der Sänger plötzlich an der Bartheke auftaucht!

Fotos Sacrificium – Elements of Rock 2023 (Friedemann)

Triuwint

[Rossi] Mittlerweile ist es halb eins und ich spüre die zwei Festivaltage allmählich in den Knochen. Als Abschlussband stehen Triuwint auf dem Programm. Auf sie wartet die Aufgabe, die Resttrümmer eines intensiven und zuweilen bebenden Tages (und gesamten Festivals) zu sammeln. Da könnte die Melancholie und atmosphärische Intensität des Melodic Black Metal der Nürnberger Truppe um Frontmann Markus Neher nicht passender sein.
Mit ihren beiden Langrillen «Nebelfall» (2012) und «Über Trümmertälern» (2019) haben sie sich – nicht zuletzt aufgrund ihrer deutschen Texte – gerade auch in der Schweiz Freunde gemacht. So sind sie in den letzten Jahren hin und wieder am Elements of Rock oder an der Metalchurch anzutreffen. Und auch heute hat die treue Anhängerschaft ausgeharrt und bleibt bis zum bitteren Ende. Denn ja, jemand muss als letzte Band spielen. Und ja, irgendwann ist auch das Elements of Rock 2023 leider vorbei. Triuwint rütteln nochmals alles durch, bis sich der letzte Staub gelöst hat und der Sack musikalisch endgültig zugemacht wird.

Auch bei mir geht nix mehr. Den Merchtisch räumen wir morgen in aller Ruhe. Müde, aber überreich an Eindrücken begebe ich mich zurück ins Hotel.

[Friedemann] Die letzte Band des heutigen Tages überlasse ich dem Rossi – ich habe für heute genug gesehen und gehört. Ausserdem bin ich müde vom anstrengenden Fotografieren und genug geblendet von den Scheinwerfern. Ich gönne mir noch ein Bierchen und mache mich dann auf den Weg nach Hause.

Das Fanzit zum Elements of Rock 2023

[Rossi] Trotz Schlafmanko kehre ich als reicher Mann von meiner Pilgerreise zurück. Das Elements of Rock hat selbst nach Corona-Pause gezeigt, dass dieses Festival in seiner Form nach wie vor relevant ist. Laut EOR-Präsident Mike Hauser sind die Besucherzahlen im Gegensatz zu Spitzenjahren etwas zurückgegangen, aber das ist bekanntlich eine generelle Tendenz bei Konzert- und Festivalbesuchen. Das wiederum hat den Vorteil, dass der eigene Quadratmeter im Konzertsaal etwas geräumiger wird.

Jedenfalls war wieder alles TOP organisiert und sauber (gerade auch die Toiletten – ok, kann nur für die Herrentoilette sprechen) und vor allem hervorragend abgemischt. Auch den positiven Bezug zum christlichen Glauben nehme ich als etwas total Natürliches und komplett Unaufdringliches wahr – so natürlich, wie ein Nicko McBrain (Iron Maiden), Tom Araya (Slayer) oder Steven Mageney (Crystal Ball) Teil ihrer Bands sind.

Vom Lineup her hat das OK-Team einmal mehr ganze Arbeit geleistet, um ein möglichst abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Auch dieses Jahr war es eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres, bekannten Acts und teilweise völlig unbekannten Newcomern, die da an Land gezogen wurden. Da wurde definitiv sehr gut gefischt! Ich wurde mehrmals positiv überrascht, vereinzelt hat es mich sogar umgehauen. Besondere Begegnungen mit Musikern und der umwerfende Auftritt von Wytch Hazel bleiben für mich unvergesslich als Highlight zurück.

Elements of Rock 2024 ist jedenfalls schon mal gebucht. Bis nächstes Jahr! \,,/

[Friedemann] Ich erlebe ein nettes, familiäres Festival und lerne wieder einmal neue Bands kennen. So eine Horizonterweiterung ist ja nie schlecht. Musikalisch hat mir Wytch Hazel und Majestica am besten gefallen. Wie Rossi schon erwähnt hat, ist dieser Event auch diesmal super organisiert. Mal sehen, ob es mich im nächsten Jahr auch wieder hier her verschlägt.


Wie fandet ihr das Festival?

/ 05.04.2023
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