Metalinside.ch - Miracle Flair - Met-Bar Lenzburg 2023 - Foto Friedemann
Sa, 22. April 2023

Miracle Flair, Dreams In Fragments

Met-Bar (Lenzburg, CH)
/ 09.05.2023

Ein Abend im Zeichen der Symphonien

Die Formationen Miracle Flair und Dreams In Fragments konnten am Samstagabend in Aktion bestaunt werden. Dazu musste man allerdings nach Lenzburg in die dort ansässige Met-Bar pilgern. Ein paar Nasen sind dieser Aufforderung – trotz diversen Konkurrenzangeboten – nachgekommen, weshalb man am Ende immerhin von einer mittelmässig besuchten Location sprechen konnte.

Nach dem gestrigen Hellvetica-Abriss reist euer passionierter Metal-Dutti heute abermals in die Lenzburger Honigwein-Taverne. Dieses Mal sollen allerdings die symphonischen Klänge dominieren. Mit dabei sind die mir bereits vertrauten Dreams In Fragments. Sie teilen sich die Bühne mit den Ostschweizern von Miracle Flair, welche für mich ein bisher noch unbeschriebenes Blatt sind. Die Beschaffung anspruchsvollen Bildmaterials überlasse ich derweil gerne meinem Kollegen Friedemann.

Wir haben es erneut mit einem Samstag zu tun, welcher vor Konzertangeboten gerade so überquillt. Kleine Auswahl gefällig? Hämatom gastieren im Z7, die elektrischen «Schwuletten-Boys» machen die Dübendorfer Hall unsicher und im Frauenfelder Ölfleck bittet die helvetische Maiden Tribute-Kapelle Eddie’s Beast zum finalen Tanz. Nichtsdestotrotz richtet sich dieser Bericht – wie bereits erwähnt – voll und ganz auf die Geschehnisse im nördlichen Seetal.

Dreams In Fragments

Die erste Künstlerladung legt Punkt 21 Uhr mit ihrer Darbietung los. Insbesondere Drummer Roger scheint sich einer immensen Popularität zu erfreuen, denn er hat offenbar einen eigenen kleinen Fan-Club am Start, der ununterbrochen seinen Namen skandiert. Mit «Hey You» wird auch gleich flott begonnen. Sängerin Seraina haucht ihre gewohnte Opern-Power ins Mikro. Basser Jan hat seine Gesichtsbehaarung geringfügig modifiziert und trägt neuerdings einen «Lemmy-Gedenk-Bart» (steht ihm jedenfalls gut!). Erfreulich ist ebenfalls die Tatsache, dass die Growls von Axtmann Christian auffallend druckvoll aus den Boxen dröhnen. Da applaudiert man zurecht in Richtung des Tontechnikers.

Das Publikum geniesst die Show mehrheitlich entspannt. Einzige Ausnahme ist Konzert-Duracell-Besucher Reto, der unermüdlich durch die Gegend flitzt – wie eigentlich immer. Mittlerweile hat er in der Met-Bar sogar einen Trittbrettfahrer, der ihm fleissig nacheifert. Ich bleibe allerdings lieber dem Original treu.

Doch wollen wir die Aufmerksamkeit brav zurück auf die Bühne lenken, wo uns Seraina einen Warnhinweis gibt. Es soll jetzt nämlich die Ballade «By The Sea Forever» folgen. «Da müend ihr jetzt dure, aber nacher isch wieder guet.» Hmm, so ein «Balladen-Frühwarnsystem» wäre grundsätzlich noch eine hilfreiche Erfindung für künftige Gigs, nicht wahr? Speichern wir uns diese Idee mal irgendwo im Hinterkopf ab. Christian beherrscht übrigens auch den Klargesang und macht dabei eine solide Figur. Eines Tages müssten sich Dreams In Fragments wahrscheinlich überlegen, ob sie eventuell einmal gemeinsam mit einem kleinen Orchester und einem Keyboarder auftreten möchten. Wäre fraglos ein spannendes Unterfangen und dann könnte sogar auf Samples verzichtet werden.

Die Setliste bietet absolut gelungene Unterhaltung. «Nightchild» hat beispielsweise riesiges Hitpotenzial. Ist mir zuvor gar nie wirklich aufgefallen. Cover-Experimente werden ebenfalls versucht. «Digital World» von Amaranthe macht eine gute Gattung und das von Within Temptation stammende «Paradise (What About Us?)» meistert Seraina stimmlich in beeindruckender Manier. Schliesslich wird das Stück im Original von zwei echten Gesangsgöttinnen – Sharon den Adel und Tarja Turunen – vorgetragen. Chapeau!

Gegen Ende landen wir dann obendrein in der Disco. Sowohl «To Avalon» als auch «Own The Night» laden zum «symphonischen Clubbing» ein. Die Schlussakkorde sind dann in Zusammenhang mit «Unireverse» zu hören. Diese 55 Minuten wussten zweifellos zu gefallen.

Miracle Flair

Dreams In Fragments haben eindeutig vorgelegt. Können ihre Musiker-Kollegen aus St. Gallen da nachziehen? Mal schauen, was sie aus der ihnen zur Verfügung stehenden, einstündigen Spielzeit rausholen können. Genau wie bei der ersten Gruppe haben wir es auch hier mit einem Quartett zu tun. An vorderster Front agiert Mikrofonhüterin Nicole. Sie wird flankiert von Klampfer Daniel und einer Tieftöner-Aushilfe, deren Name mir leider entfallen ist (der eigentliche Bassist Christ scheint nicht mittun zu können). Und im Hintergrund darf Sandro auf seine Felle eindreschen.

Die Band hat bisher drei Studioalben veröffentlicht. Die aktuelle Platte nennt sich «Synchronism» und macht drei Viertel des heutigen Programms aus. Der dargebotene Sound lädt zwar schon zum headbangen ein, aber die Stimme von Frontdame Nicole dürfte ruhig eine Spur kräftiger zu uns durchdringen. Blöderweise muss sie zudem aufgrund der trockenen Luft des Öfteren zur Wasserflasche greifen. Die Nebelmaschine könnte sowieso ein wenig gezähmt werden (wir sind ja schliesslich nicht an einer Black Metal-Zeremonie). Ausserdem sind mir die verkrampft wirkenden «Gesichtsentgleisungen» von Sandro ein Rätsel. Der Kollege sollte die Darbietung doch geniessen können, denn sie ist – wie wir im späteren Verlauf des Abends erfahren – für ihn ein Heimspiel. Grosses Kino sind hingegen die elektrisierenden Soli von Daniel. Da weiss jemand, wie er seine Saitenkönigin optimal bedienen muss.

Die Performance von Dreams In Fragments war glasklar mitreissender. Darüber hinaus haben sich mittlerweile die Publikumsreihen ein wenig gelichtet. Die Übriggebliebenen unterstützen die Equipe unverdrossen weiter. In der zweiten Gig-Hälfte wird die Abmischung an der Mikrofon-Front gottlob besser. Nun versteht man Nicole nicht nur bei ihren Ansagen überdeutlich. Obwohl mich das Gezeigte nicht restlos aus den Socken haut, werde ich Miracle Flair in Zukunft sicherlich nochmals eine zweite Chance geben. Als Symphonic-Liebhaber möchte ich Kapellen aus diesem Sektor eh niemals zu schnell abschreiben.

Das Fanzit – Miracle Flair, Dreams In Fragments

In einer mittelmässig besuchten Met-Bar trumpften Dreams In Fragments gross auf und boten ihren Anhängern einen rundum gelungenen Auftritt. Miracle Flair kamen dagegen lediglich phasenweise auf Betriebstemperatur. Allenfalls können sie mich dann bei einem nächsten Gastspiel auf ihre Seite ziehen.

Setliste – Dreams In Fragments

  1. Intro
  2. Hey You
  3. In Flames
  4. By The Sea Forever
  5. Falling With A Crown
  6. Nightchild
  7. Digital World (Amaranthe-Cover)
  8. We Shout Again
  9. Rage And Fire
  10. Paradise (What About Us?) (Within Temptation-Cover)
  11. To Avalon
  12. Own The Night
  13. Unireverse
  14. Outro

Setliste – Miracle Flair

  1. Torn Inside
  2. Torture Myself
  3. Lost In The Void
  4. What Remains
  5. The Untold
  6. The Whole
  7. In Charge
  8. Synchronism
  9. Dying Existence
  10. Angels Cast Shadows
  11. The Unfulfilled
  12. In Love And Hate*

*Zugabe

Fotos Miracle Flair, Dreams In Fragments – Met-Bar 2023 (Friedemann)


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/ 09.05.2023
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