Tourauftakt nach Mass
Mystic Prophecy laden zur CD Release Show ihres neuen Albums „Hellriot“.
Im Kaminwerk in Memmingen startet ein cooles Paket zu einer Mini-Tour durch Deutschland. Die Power Metaller Mystic Prophecy feiern den Release ihres neusten Werks, als Support haben sie die Jungs von Hammer King dabei. Da ich eh gerade in München in Sachen Heavy Metal unterwegs bin, hängt man natürlich sehr gerne grad noch zwei Tage an – dieses Package darf man wahrlich nicht verpassen!
Das Kaminwerk
Das Kaminwerk in Memmingen dürfte im süddeutschen Raum wohl einen ähnlichen Status haben wie bei uns das Z7. Ein wirklich toller Club, der wohl grösser scheint, als er effektiv ist. Die Kapazität liegt bei etwa 800 Leuten. Die Bühne hat eine anständige Grösse, im hinteren Bereich ist auch eine grosse Theke – zwischendurch mal ein Gerstensaft ist nicht immer schlecht. Oben hat es zudem eine Galerie, die Fotografen können – je nachdem was auf dem Fotopass steht – so auch coole Bilder aus einer anderen Perspektive machen. Kurz gesagt: Man fühlt sich hier sehr schnell wohl!
Kontrast
Für mich ist’s heute ein ziemlicher Kontrast. Am Montag in der Olympiahalle München, die Zuschauerzahl da lag locker im fünfstelligen Bereich. Heute im Kaminwerk sind es geschätzt 500 Fans. So sehr ich Sabaton mag und ihnen den hart erarbeiteten Erfolg gönne, so unverständlich ist es, dass das heutige Package trotz äusserst moderater Eintrittspreise (30 Euro an der Abendkasse, wenn ich das richtig gesehen habe!) nicht mehr Leute anzieht. Zumal am Tag darauf noch ein Feiertag ist. Schade für die Bands, denn auch die liefern gute Qualität!
Dennoch freue ich mich jetzt auf einen unterhaltsamen Abend mit geilem Metal! Man trifft doch einige bekannte Gesichter. Mystic Prophecy Bassistin Joey macht mich da auf einen Faux-Pas bei meiner Review zu „Hellriot“ aufmerksam. Es handelt sich um das zwölfte Studioalbum – ich habe das Coveralbum da (wahrscheinlich sogar bewusst) nicht mitgezählt. Also Joey: Machen wir einen Kompromiss! Elftes Studioalbum mit eigenen Songs plus eins mit Covern! Ok? 😉
Hammer King
So, genug gequatscht! Die 100 Liter Freibier sind auch schon fast vernichtet, es wird endlich Zeit den Hammer fallen zu lassen… Ups. Falsche Band – hier kommt ja der Hammer König! Und die lassen den Donner erwecken… Mit „Awaken The Thunder“ brettert das Quartett los und sorgt sofort für beste Laune. Die Musiker zeigen sich hochmotiviert und freuen sich enorm, wieder (wenn auch auf kleiner) Tour zu sein. Fronter Titan Fox V. (was für ein Pseudonym…) erwähnt auch in einer Ansprache, wie toll es ist mit Nightliner unterwegs zu sein.
Die Jungs nutzen ihre 45 Minuten prima aus und präsentieren Songs von allen fünf bisherigen Alben, wobei der 2021er Output „Hammer King“ mit drei Songs am prominentesten vertreten ist. Neben dem Opener überzeugt da natürlich der „Hammerschlag“. Doch eigentlich kann man generell keinen Makel feststellen – das Programm wirkt wie aus einem Guss. Egal ob „Pariah Is My Name“, der „Invisible King“ oder der „King Of Kings“: Hammer King sorgen für gute Stimmung und die eingängigen Hymnen werden nicht nur in der ersten Reihe lautstark mitgesungen.
Den Abschluss nach Mass bildet natürlich das Königreich: „Kingdom Of The Hammer King“ sorgt nochmals für hochgereckte Fäuste und Heiserkeit. Letztere muss zumindest ich mit einem Hopfentee etwas lindern. Man braucht die Stimme ja noch… Ein rundum gelungener Auftritt von Hammer King, die im Anschluss an die Show für viele Fotos posieren müssen. Ein gutes Zeichen!
Mystic Prophecy
Um 21.10h heisst es Licht aus – Spot an! In gleissend weissem Licht entert Schlagzeuger Hanno Kerstan als erster die Bühne, bevor dann der Rest der Truppe ihm folgt. Mit dem schlicht genialen „Metal Divison“ startet die Show. Und meine Wenigkeit hat bereits Mühe sich auf das Fotografieren zu konzentrieren – der Song ist einfach zu geil! Nackenmuskeltraining im Fotograben…
Fronter Lia, die Saitenfraktion um Markus Pohl und Evan K sowie Tieftönerin Joey Roxx zeigen sich enorm spielfreudig und bestens aufgelegt. Man spürt und sieht, wie sehr sich alle auf diesen Abend und auf diese (Mini-)Tour gefreut haben – sie geniessen es, dass es endlich los geht. Dafür wird gerade richtig an der Geschwindigkeit-Schraube gedreht: „Burning Out“ fühlt sich heute NOCH schneller an als sonst. Und der Sänger entledigt sich bereits jetzt seiner Sonnenbrille…
„Hellriot“ heisst ja das neue Album, welches heute im Zentrum stehen soll. Mit dem Titeltrack gibt es nun das erste Müsterchen davon. Passend dazu gesellen sich plötzlich zwei übel aussehende Gestalten, die direkt aus der Hölle kommen dürften. Nach der Show dreht sogar noch ein dritter Krampus die Runden durch die Fans…
Musikalisch geht es inzwischen weiter mit alt bekanntem Material. Da überzeugt wie eigentlich immer „Killhammer“ – das ist halt auch wieder einer dieser Stampfer, die ich einfach liebe! „War Panzer“ kann da dann nicht ganz mithalten.
Mit „Unholy Hell“ folgt der nächste neue Track. Wobei: Ganz neu ist der ja auch nicht mehr. Dafür stampft er sich schwer und mächtig durch das Kaminwerk. Mein Nacken findet es im Gegensatz zu mir wohl weniger glatt… Das ist ganz stark!
In rotes Licht getaucht wird „Dracula“ dargeboten, bevor mit „Demons Of The Night“ die vierte Auskopplung dran ist – der Videoclip dazu wurde vor einem Tag veröffentlicht. Eine Überraschung ist aber wohl eher das Mike Oldfield Cover „Shadow On The Wall“. Auch wenn die Version von Mystic Prophecy mächtig aus den Boxen ballert – an einer CD Release Show hätte ich anderes Material erwartet. Nun ja – geniessen kann man das ja trotzdem!
Im Spotlight steht nun für ein paar Momente das Allgäuer Urgestein Meggy Schneider. Seit über 30 Jahren gehört er zu den grössten Veranstaltern von Rock- und Metal Konzerten in der Gegend. In dieser Zeit hat der Blondschopf natürlich viel erlebt und so erhält er hier nun die Gelegenheit, seine Biografie „Von der Wiege bis zur Bühne“ zu präsentieren und bewerben. Selber kenne ich das Buch noch nicht – aber es soll sehr lesenswert sein, was man so hört!
Weiter geht’s mit Heavy Metal. „Eye To Eye“ steht auf der akustischen Speisekarte, dann folgt mit „Ravenlord“ vielleicht der beste Song überhaupt, den Lia & Co je rausgehauen haben. Grosses Kino! Und die nächste Überraschung – es ist bereits der „letzte“ Song. Ähm…? Nun gut, es gibt ja noch Zugaben!
Da ist zuerst einmal die dritte Single und somit der vierte Song vom Neuling an der Reihe. Der Name ist Programm: Das ist in der Tat ein „Metal Attack“ – geil! Und einer geht noch – „Metal Brigade“ lässt den Laden ein letztes Mal richtig kochen, bevor dann endgültig Schluss ist. Ein Blick auf die Uhr zeigt – es ist 22.20h…
Das Fanzit
Zugegeben: Das Fanzit fällt etwas zwiespältig aus. Den beiden Bands hätte ich jedenfalls schon mal mehr Zuschauer gewünscht! Sie hätten es verdient gehabt! Sowohl Hammer King wie auch Mystic Prophecy liefern sackstarke Konzerte ab. Beide Truppen sind hochmotiviert und mit viel Spielfreude bei der Sache – beste Unterhaltung für die Fans.
Abzug in der B-Note gibt es allerdings für die Spielzeit von Mystic Prophecy. Gute 70 Minuten, 13 Songs und „nur“ die vier bereits bekannten Songs vom neuen Album? Bei einer CD-Release Show hätte ich da schon mehr erwartet. Einerseits mehr von „Hellriot“ („Paranoia“! „Rising With The Storm“! „Azrael“!), denn auch wenn Zuhörer die Songs noch nicht kennen – es ist Werbung, warum man sich die CD dann gleich am Merch-Stand schnappen sollte. Andererseits darf man (oder sollte man?) als Headliner durchaus 90, 100 oder auch noch etwas mehr Spielzeit bieten. Die Fans würden das sicherlich aushalten… 😉
Insgesamt hat sich der Ausflug dennoch ohne Wenn und Aber gelohnt! Und ich werde gerne wieder an Shows beider Bands gehen – und das lieber früher als später…
Setliste Hammer King
- Awaken the Thunder
- Invisible King
- Hammerschlag
- King Is Rising
- Last Hellriders
- Pariah Is My Name
- King Of Kings
- The King Is A Deadly Machine
- II) I Am The Hammer King
- I) Kingdom Of The Hammer King
Setliste Mystic Prophecy
- Metal Division
- Burning Out
- Hellriot
- Killhammer
- War Panzer
- Unholy Hell
- Dracula
- Demons of the Night
- Shadow on the Wall
- Eye to Eye
- Ravenlord
- Metal Attack*
- Metal Brigade*
*Zugaben