Kraut verdirbt nie
Nachdem ich „Red Metal: Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR“ gelesen, hier besprochen und in den Bücherregal versorgt hatte, kam mir „Heavy Kraut: Wie der Metal nach Deutschland kam“ gerade recht. Sein Autor, Dr. Frank Schäfer, dürfte den Rock Hard-Lesern und Leserinnen bekannt sein.
Wie kam der Metal nach Deutschland? Frank Schäfer hat das Konzept des Collage gewählt, um dem nachzugehen. Er hat Künstlerinnen und Protagonisten erzählen lassen, wie es so war, damals, in den Siebzigern und Achtzigern. Die einzelnen Interviewabschnitte hat er dann sortiert und «zusammengeklebt», um ein nachvollziehbares Gesamtbild zu erhalten. Die Erzähler durchleuchten und reflektieren zwar musikalische Themen, sie äussern aber auch sehr ehrliche Meinungen, schildern wie die politische Stimmung war oder tratschen darüber, wer wen woher kannte. Der Autor geht sparsam mit den Bildern um. Sie stammen oft aus Privatarchiven und scheinen den Zweck zu haben, die erzählte Handlung nur so viel wie nötig zu unterstreichen. Im Anhang finden Interessierte eine Auswahl an Titeln, die den passenden Soundtrack zur Lektüre liefert.
Als ich zum ersten Mal ins Buch schmökerte, entdeckte ich zwischen den Seiten eine Karte der DDR-Band Prinzip. Hinten drauf sind die vorkommenden Protagonisten mitsamt Kurzsteckbrief aufgelistet. Als ich mit der Lektüre anfing, wurde mir klar, dass ohne diese Stütze es schwer sein würde, die jeweiligen Erzähler einzuordnen. Vor jedem Abschnitt steht nämlich nur der Name des Interviewten, aber ausser solche wie Udo Dirkschneider, Ilja Richter oder Jutta Weinhold waren mir die meisten unbekannt. Erst nach einem Drittel des Buchs konnte ich mir die öfter vorkommenden merken. Also hiess es bei den anderen immer wieder, Lektüre unterbrechen und den Namen in der Liste nachschlagen. Ich fand das sehr unpraktisch, vor allem, weil ich deswegen den Faden und den Überblick verlor. Manchmal hatte ich schlicht und einfach keine Lust auf diese Prozedur.
Das Fanzit – Heavy Kraut: Wie der Metal nach Deutschland kam
Beantwortet „Heavy Kraut“ die Frage, wie der Metal nach Deutschland kam? Indirekt ja, denn es liegt schliesslich am Leser die verschiedenen Erzählungen zu verarbeiten und die Inhalte zu vernetzen. Das ist Fluch und Segen einer Oral-Story. Übrigens: Das Buch ist so aufgebaut, dass es auch als Dokumentarfilm funktionieren könnte.