Heisser Tanz mit Crypta
Zum Ende des Monats Juli gastierten die vier Latino-Mädels von Crypta in der Musigburg. Das Aarburger Konzertlokal, welches ausgezeichnet gut besucht war, wurde kurzerhand in eine Inferno-Sauna umgewandelt. Diesen Temperaturen konnte man lediglich mit intensivem Kopfschütteln und fleissigem Hopfentee-Konsum einigermassen adäquat entgegenwirken.
Dutti: Wiederholungstäterinnen! Vor exakt einem Jahr demonstrierte die brasilianische Todesblei-Kapelle nämlich schon einmal ihr Können in diesem Laden (siehe dazu gerne die Review von meinem Kollegen Domi the Stick). Der heissblütige Vierer scheint sich in Aarburg offenbar pudelwohl zu fühlen. Oder bin ich möglicherweise einfach in einer Art Zeitspirale gefangen (ohne es bemerkt zu haben)? Spekulationen sind durchaus gestattet.
Die laufende Tour steht zwar unverändert im Zeichen des Erstlingswerks «Echoes Of The Soul» aus dem Jahr 2021, aber die Musikerinnen haben nichtsdestotrotz bereits Nachschub in den Startlöchern. Album Nummer zwei, welches den Namen «Shades Of Sorrow» trägt, wird Anfang August auf die Menschheit losgelassen! Sicherlich finden ein paar nagelneue Songs den Weg in die heutige Setliste.
Support für die Damen liefern die helvetischen Old School-Death Metaller Chaosmonger. Ausserdem macht Metalinside-Boss pam höchstpersönlich Jagd auf brauchbare Schnappschüsse der anwesenden Künstler und Gäste. Aufgrund des garstigen «Piss-Wetters», welches draussen herrscht, bin ich gar nicht sonderlich unglücklich, dass wir es dieses Mal mit einem Indoor-Event zu tun haben (obschon frische Luft später noch erstrebenswert werden wird – aber darauf komme ich dann nochmals zu sprechen).
Chaosmonger
Dutti: Den Opening-Act durfte ich zuletzt Mitte Juni in Lenzburg live erleben (siehe Review). Schon damals waren sie fieberhaft auf der Suche nach einem zweiten Saitenhexer, aber die Vakanz besteht augenscheinlich nach wie vor. Diese Verstärkung würde der Truppe fraglos weiterhelfen, denn heute holen sie mich nicht sonderlich ab. Das Gezeigte wirkt etwas gar stumpf und monoton. Allerdings kommen wir trotzdem zu unseren spassigen Momenten. Den Schlussteil des Wortes «Parasite» spricht Fronter Robbie fast genau gleich aus, wie ein gewisser portugiesischer Fussballstar. Somit quittiert meine Truppe den Track fortan emsig mit «Siuuuuu»-Rufen (und hoffen parallel darauf, dass wir deswegen nicht von CR7 verklagt werden). Das Publikum ist derweil ebenfalls in Feierlaune und in der Saalmitte tobt ein hemmungsloser Moshpit. Beim abschliessenden «Post-Apocalyptic Monster» lassen die Herrschaften dann aber freilich überzeugende Elemente aufblitzen.
Crypta
Dutti: Die Hauptattraktionen des Abends übernehmen kurz vor 22 Uhr das Zepter. Als ich das Quartett vor zwei Wochen am österreichischen Area 53 Festival in Leoben beobachtet habe, bekundete Jéssica Falchi blöderweise diverse Probleme mit ihrer Klampfe. Hinzu gesellten sich dann noch ein paar generelle Soundschwierigkeiten. Ich bin jedoch optimistisch, dass heute alles rund laufen wird.
Bereits die ersten Töne wiegen mich problemlos in Sicherheit. Einem knallharten Abriss steht definitiv nix mehr im Weg! Alpha-Raubkatze Fernanda Lira und ihre «Co-Büsis» sind schlichtweg unaufhaltsam. Einzig die «Küche» der zierlichen Luana Dametto droht schon fast wieder auseinanderzufallen. Glücklicherweise muss der hellwache Roadie nur kurz eingreifen (beim Gig vor einem Jahr war in diesem Zusammenhang sogar Duct Tape von vonnöten). Luana zählt eindeutig zu den schlagkräftigsten «Felle-Klopferinnen», die ich kenne. Lasst euch von ihrer zuckersüssen Optik keinesfalls täuschen!
Wie vermutet kommt die Zuhörerschaft zwischenzeitlich in den Genuss von nagelneuen Kompositionen. Dabei fällt auf, dass die Ladys auf ihrer zweiten Platte genretechnisch in Richtung des Melodic Death Metal zu pilgern scheinen. Zur Stützung dieser Aussage sei die Komposition «Trial Of Traitors» erwähnt. Jéssica Falchi und Tainá Bergamaschi lassen hier unfassbar packende Riffs vom Stapel. Des Weiteren mutieren ihre langen Mähnen regelmässig zu wild herumwirbelnden Propellern. Das ist Augenschmaus und Hörgenuss in gleichem Masse.
Die Fans verspüren konstant mehr Bewegungsdrang. Den zerstörerischen «Ringelreihe»-Tänzen fallen sogar Beistelltische und Flaschen zum Opfer. Freunde, bringt das Inventar in Sicherheit! Fernanda wird nicht müde, die Massen zu motivieren. Die Zunge der Frontdame geniesst auffallend viel Freigang an der frischen Luft. Aber das gehört eh alles zu ihrem «Mimik-Repertoire». Ihre «Heckseite» sorgt bei gewissen Leuten ebenfalls für Ablenkung (aber das ist jetzt als Kompliment zu verstehen und soll nicht irgendwelche «Lustmolch»-Vorwürfe heraufbeschwören). Das frenetisch geforderte «From The Ashes» bildet schliesslich nach rund einer Stunde das Finale des heutigen Programms.
Anschliessend heisst es erstmal Schädelauslüften vor der Location. Wir sind alle Sauna-Überlebende! Doch danach geht’s nochmals kurz ins Innere der Musigburg, denn Crypta nehmen sich vorbildlich Zeit für Fotos und einen Schwatz mit den Besuchern. Ein wunderbarer Ausklang eines schweisstreibenden Konzertabends!
Das Fanzit – Crypta, Chaosmonger
Dutti: Was war das denn bitteschön für eine feurige Crypta-Show in einer rappelvollen Musigburg? In Tat und Wahrheit eine gelungene Sause, auch wenn die Vorgruppe noch nicht alle auf Betriebstemperatur bringen konnte. Fernanda und ihre Mitstreiterinnen dürfen jederzeit gerne wieder in die Schweiz kommen (von der Logik her müsste das nächste Crypta-Konzert sowieso am 29. Juli 2024 in Aarburg stattfinden, oder?). Lieber pam, wie fällt deine abschliessende Analyse aus?
pam: Ui, ich bin bestimmt noch Wochen später geflashed von dem heute Dargebotenem (pam aus der Zukunft: Stimmt. Sogar nach dem Wacken Wochenende …).
Holy Moly Ladies, was war das den gerade? Isso foi excelente. O Pão de Açúcar explodiu.
Wenn ich es kurz machen müsste, dann fällt meine Analyse so aus: Fix gebucht für eines meiner Top 5 Konzerte im Jahre 2023. Das ist schon mal klar.
Warum? Gut, Dutti hat alles schon geschrieben, aber eher unterrieben: Sound ist top. Die Songs, Riffs extremst geil – den zusätzlichen Melodic-Anteil nehme ich sehr gerne an. Technisch perfekt von den Mädels umgesetzt. Sei es an den Gitarren – oft zweistimmige Soli – am Bass und vor allem auch an den Drums.. Supertight. Luanas Gesichtsausdruck verändert sich auch beim sehr hohem Tempi nicht. Holt die Dame überhaupt Luft beim Fellenverdreschen? Fernanda scheint alle Mimiken der Mitmusikerinnnen geklaut zu haben und ändert ihre im Sekundentakt. Ich bin wegen ihrem überragenden Aufritt in der Schüür mit Nervosa (siehe Review) heute zu Crypta gekommen. Dass es mich heute noch mehr aus den Socken haut wie damals, mit dem hätte ich nicht gerechnet.
Was wir heute sehen und hören, ist schlichtweg Weltklasse und ganz grosses Death-Metal-Kino. Selten habe ich eine Band so im Dauerheadbangen gesehen, wie vor allem die beiden Damen an den dünnen Saiten. Bei Jéssica war es kaum möglich ein schlaues Foto zu schiessen, bei dem man ihr Gesicht sieht. Und die Damen haben nicht einfach ein bisschen den Kopf bewegt, das war heavy Headbanging der höchsten Stärkeklasse. Ich könnte jetzt das längste Fanzit ever schreiben und noch weiterrumschwärmen. Aber ich hört jetzt auf. Versprochen. Aber es war schon verdammt geil. Aber kürzer ging nicht.
Leute, verpassst Crypta beim nächsten Mal nicht. Und nicht weil die Brasilianerinnen einfach alle ganz gut aussehen, sondern weil sich verdammt nochmal einfach liefern. Da braucht es nicht mal einen Frauenbonus. Die hauen praktisch locker alle Männerbands von der Bühne. Da ist Mann locker genderneutral. Sehr gerne, sehr bald wieder. Shit, muss ich nächstes Jahr doch noch auf die 70’000 Tons?
Hier CDs, Vinyl & Shirts poschten – sowas gehört unterstützt.Ich hab gleich vor Ort CD und Vinyl gekauft … leider waren die sehr geilen Shirts nur noch in Zeltgrösse vorhanden.
Até breve.
PS: Etwas hab ich doch noch. Denen, die Fernanda vor dem heutigen Konzert noch nicht live erlebt hatten, erzähl ich noch grossartig, dass sie eigentlich eine Skirennfahrerin sei und im Sommertraining ist. Weil sie die ganz Zeit in rob’scher Manier in der Hocke bzw. luftsitzend ist. Doch heute ist sie weniger tief unterwegs, als damals mit Nervosa in der Schüür, wo der Schwerpunkt die meiste Zeit knapp über dem Boden war. Na ja, vielleicht hat sie ihren Beruf gewechselt. Themen, die auch Wikipedia nicht weiss.