Darf ich trotzdem ans Rammstein?
Ich möchte hier nicht auf die Vorwürfe gegen Till Lindemann eingehen und auch die Frage, ob ich ans Konzert gehe, ist für mich klar beantwortbar: JA. Ich habe ein Ticket, ich freue mich schon lange darauf und aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen ist es für mich unklar, ob und wann ich die Band in Zukunft wieder live besuchen kann. Zudem ist das heutige Konzert quasi um die Ecke und verspricht, wie jedes bis jetzt erlebte Rammstein-Konzert ein Event der Extra-Klasse zu werden.
Bereits auf der Anreise – geschickterweise mit dem Zug – fällt mir auf, dass wohl viele das gleiche Gedankengut wie ich pflegen. Sie freuen sich einfach aufs Konzert und sind guter Stimmung. Es pilgern wortwörtlich «Scharen» vom Bahnhof Wankdorf in Richtung Stade de Suisse. Das Konzert ist – wie jedes Konzert von Rammstein auf dieser Tour – natürlich restlos ausverkauft. Die Tickets waren nach ein paar Minuten weg.
Bei Ankunft ist das Stadion für die frühe Zeit (es ist etwa 17.30 Uhr als ich ankomme) relativ gut gefüllt.
Duo Abélard – oder war da wirklich eine Vorband?
Ich habe es glaube ich schon bei meinem letzten Rammstein-Bericht geschrieben, als noch das Duo Zapotek unterstützend im Tour-Tross mitreiste; Die Vorbands – wenn man diese überhaupt so nennen kann – werden wohl bewusst so ausgewählt, dass der einfältige Fan wie ich, sich wünscht, dass Rammstein bald auf die Bühne kommt. Ehrlich gesagt gehen die paar Songs, welche Instrumental und ohne Gesang dargeboten werden einfach unter…nicht nur wegen der Geräuschkulisse, welche bei so vielen Zuschauern natürlich immens ist, einfach auch sonst. Eigentlich achtet sich nicht wirklich jemand oder hört fokussiert zu, jedenfalls nicht in meiner näheren Umgebung, wo ich mich platziert habe.
Feuer Frei!
Doch bald ist es so weit und es geht mit dem Headliner los. Imposant wie bereits auf der letzten Tour ist das Bühnenbild, welches sich zur vorherigen Tour nicht wesentlich verändert hat. Mir fällt gleich zu Beginn auf, dass es keine Videoleinwände gibt, welche den Zuschauern, welche weiter hinten im Stadion sind, das Geschehen auf der Bühne näherbringen. Nachdem das Konzert lanciert wurde, werde ich aber eines Besseren belehrt; Eine Videoleinwand gibt es doch, und zwar mittig im Bühnenbild im Turm, der in die klare Berner Nacht hinaufragt. Aus meiner Sicht qualitativ leider nicht so gut und ein wenig schade, das habe ich schon besser gelöst erlebt.
Rammstein ist einmalig …
Macht irgendwie Sinn der Titel, den die Band gibt’s bekanntlich nur einmal auf dieser Erde. Ich meine dies aber explizit auch im übertragenen Sinne. Die Show im Allgemeinen, die Showelemente, die Gadgets, welche eingesetzt werden, die Pyro-Effekte, die opulente Bühne ist einfach schlichtweg fast gleich viel Wert wie die Musik, welche Rammstein zelebrieren. Alles ist genau getimt, hier wird aus meiner Sicht für das Geld etwas geboten, und zwar perfekt organisiert bis ins letzte Detail.
Widmen wir uns nun aber noch dem Konzerterlebnis selbst.
Die Setlist lässt aus meiner Sicht keine Wünsche offen. Das Set wird mit dem «Rammlied» gestartet. Wie im Vorfeld schon bekannt wurde, ist die Setlist leicht angepasst worden, aus meiner Sicht dämpft dies aber weder die Stimmung noch im Allgemeinen der Show.
Wie erwartet wirkt die Band eingespielt und jeder Showaspekt sitzt. Für meinen Geschmack wird der Song «Zeit» jedoch zu früh im Set angesetzt, ich hätte diesen persönlich später gebracht, ansonsten ist die Dramaturgie der Songs perfekt abgestimmt.
Ein besonderes Erlebnis stellt der Song «Engel» dar, bei welchem die Akteure von der Hauptbühne verschwinden und auf einem kleineren Turm – wo im Vorfeld Abélard gespielt haben – auftaucht. Der Song wird dann auch akustisch auf dem Piano begleitet und bekommt damit einen speziellen und fast melancholischen Touch, genial.
Wie gewohnt bei Rammstein, gibt es zwischen den Songs keine langen Ansprachen, sondern es wird einfach Musik produziert. Die Stimmung in den Zuschauerrängen finde ich phänomenal, das Publikum singt alle Songs ohne Probleme mit und geht ab, als gebe es kein Morgen.
Zum Schluss geniesst die Band sichtlich den Applaus und zeigt sich dankbar. Ein Rammstein-Gig ist und bleibt ein Erlebnis der Sonderklasse.
Das Fanzit Rammstein
Obwohl die Vorzeichen die Band sicher nicht kalt lassen, ist während der Spielzeit nicht viel davon zu merken. Rammstein spielt sich routiniert durch ihre Songs und lässt auch heute Abend nichts anbrennen, wenn dann eher ab-brennen. Ich hoffe sehr, dass die Vorwürfe, welche gegen die Band, insbesondere Till Lindemann in den Raum gestellt werden, nicht dazu führen, dass dies mein letzter Live Gig der Band war, welchen ich besuchen durfte. Die Shows dieser Band sind einfach überirdisch. Ein wunderbarer Abend in einer lauen Sommernacht. Adieu Rammstein, hoffentlich bis zum nächsten Treffen.
Setliste Rammstein
- Rammlied
- Links 2-3-4
- Bestrafe mich
- Giftig
- Sehnsucht
- Mein Herz brennt
- Puppe
- Angst
- Zeit
- Deutschland
- Radio
- Mein Teil
- Du hast
- Sonne
- Engel*
- Ausländer*
- Du riechst so gut*
- Ohne dich*
- Rammstein*
- Ich will*
- Adieu*
*Zugabe