Es war einmal… der Folk Metal
In den dänischen Wäldern regt sich etwas: fünf moosüberwucherte Gestalten kriechen aus dem Unterholz und präsentieren der Welt neue Musik aus vergangener Zeit. Blättervorhang auf für Trold und Waldlichtung frei für Der Var Engang…
Dabei handelt es sich um das Debutalbum des Quintetts. Die junge dänische Band hat vor zwei Jahren als erstes Lebenszeichen ihr Demo veröffentlicht und jetzt im Frühling dieses Jahres über Mighty Music ein vollwertiges Album nachgereicht. Das bunte Coverartwork lässt Klischees auf der ganzen Linie erwarten, doch Trold lassen diese Befürchtung ins Leere laufen und treffen viel mehr den Kern des Folk Metal mit ihrer Musik. Die Herangehensweise der Band erinnert nämlich an die grosse Blütezeit des Genres in den Nullerjahren.
Die Gitarren bilden natürlich das Fundament. Neben gelungenen Riffs, lässt auch das ein oder andere Solo beispielsweise in „Vætte March“ aufhorchen. Doch eigentlich beginnt der Spass bereits beim Intro. Darin ist neben diversen Geräuschen aus der Wildnis ein fieses Kichern zu hören, während sich die musikalisch leicht schaurige Kulisse aufbaut. Der garstig keifende Gesang, der dann ab dem Opener „Heksen“ mit von der Partie ist, tut sein übriges, um Bilder eines verrunzelten kleinen Geschöpfs aus den tiefen Wäldern vor dem inneren Auge zu erzeugen (oder auch gleich von mehreren davon). Dazu gesellen sich Akkordeon-, Mandolinen und Flötenstimmen, die allesamt angenehm unaufdringlich klingen, songdienlich komponiert sind und organisch im Gesamtklang Platz finden.
Apropos Gesamtklang; der Mix ist ausgeglichen, ja homogen doch überraschend dicht ausgefallen. Das Ergebnis kommt deshalb mit einem modernen Anstrich um die Ecke. Abgesehen davon ist das Debutalbum von Trold in seiner Rückbesinnung auf die Stärken des Folk Metals retro ohne wirklich bewusst retro zu sein. Nein, es ist nicht innovativ. Ja, es erinnert an andere Bands, die ebenfalls die vier Buchstaben T,R,O und L im Namen haben. Aber die dänischen Newcomer gehen derart unbekümmert ans Werk, dass Der Var Engang… frischer klingt, als so manches Material, das in diesem Genre in letzter Zeit das Licht der Welt erblickt hat. Die Band schafft es dabei, Songs zu komponieren, die zwar nicht übermässig komplex sind, aber auf der anderen Seite nie in zu simples Fahrwasser abdriften. Natürlich lässt es sich zu vielen der Stücke hervorragend feiern, mit einem Album reduziert auf simple Saufmusik haben wir es hier trotzdem nicht zu tun. Im Gegenteil: die Ideen werden gut verarbeitet, nicht unnötig ausgedehnt und kurzweilig verpackt. Um richtig in die Scheibe reinzukommen, braucht es dementsprechend einen Tick länger als vielleicht erwartet, im Gegenzug hält das Hörvergnügen auch lang an.
Trold haben es aber dennoch geschafft, einen veritablen Hit zu schreiben. „Sensommerbålet“, der Song der als erste Single ausgekoppelt wurde, fräst sich so gnadenlos ins Ohr, dass das Hirn sofort nach dem Replay-Button ruft, kaum sind die drei Minuten vorbei. Wo die Band hingegen noch Luft nach oben hat, ist bei der Zusammenstellung eines Albums als Gesamtwerk. Obwohl jedes Lied für sich alleine funktioniert, verfügt Der Var Engang… über die knapp neunundvierzig Minuten Spielzeit hinweg nicht über einen wirklich gesamtheitlichen, geschmeidigen Fluss. So bleibt es bei einer Ansammlung unterhaltsamer Lieder, was für ein Debutalbum aber bereits eine mehr als respektable Leistung bedeutet.
Das Fanzit zu Trold – Der Var Engang…
Der Var Engang… bietet nichts, was nicht schon mal da gewesen wäre. Trotzdem funktioniert das Album, weil Trold eben gar nichts anderes wollen, als einfach Folk Metal zu spielen und mit dem treffen sie genau in die Mitte zwischen Eingängigkeit und Abwechslungsreichtum. Wer das Genre mag und mit fröhlichen Melodien kein Problem hat, dem sei Der Var Engang… ans Herz gelegt. Von mir gibt es starke 8 Punkte für dieses gelungene Debut.
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