Die «Herbst-Clubkonzert-Saison» ist offiziell eröffnet
Nach heissen (oder je nach dem schlammigen) Open Air-Erlebnissen richtet sich der Fokus nun langsam vermehrt auf Indoor-Angelegenheiten. Exakt eine solche Veranstaltung fand am Freitagabend in Lenzburg statt. Das Italo-Brutalo-Todesblei-Quartett Devangelic startete seine diesjährige Europarundreise in der Met-Bar und brachte dabei die Boxen ordentlich zum Glühen.
Finito Sommerpause! Endlich wieder Shows in meiner favorisierten Honigwein-Taverne. Okay, der Verein hat sich zugegebenermassen bereits am vergangenen Samstag mit Auftritten von Vorga und Nocturnis zurückgemeldet, aber da war ich noch «festivaltechnisch» verhindert. Heute gibt’s für mein Comeback allerdings keine Hindernisse mehr. Krass, dass wir uns schon im September befinden. Da hat wohl irgendein rosaroter Panther ausgiebig an der Uhr gedreht. Doch wir wollen nicht klagen, denn die kommenden Wochen und Monate sind randvoll mit vorzüglichen Events. Das bedeutet «Schwerstarbeit» für nimmermüde «Konzert-Suchthaufen» und emsige Schreiberlinge.
Das heutige Programm ist für meine Wenigkeit reine Horizonterweiterung. Die Met-Bar ist stets bemüht, helvetischen Truppen Auftrittsmöglichkeiten zu gewähren und damit der lokalen Szene vorbildlich unter die Arme zu greifen. Ab und an «verirren» sich jedoch ebenfalls internationale Pakete ins nördliche Seetal. Dazu zählen auch die Kombos Devangelic und Olkoth. Die Todesmetaller, welche aus Italien respektive den USA stammen, feiern heute ihren Tourauftakt in Lenzburg. Neben der Schweiz werden unter anderem Deutschland, Frankreich, Österreich oder Slowenien als weitere Destinationen angesteuert. Dann wollen wir einmal hoffen, dass der Einstieg möglichst reibungslos und zufriedenstellend von statten geht.
Consumed By Vultures
Ehe die beiden Tournee-Equipen loslegen, wird uns aber zuerst etwas aus der lokalen Küche vorgesetzt. Es handelt sich dabei jedoch um ein ziemlich deftiges Gericht. Die Sau wird zur Schlachtbank geführt – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die beiden Frontmänner quieken und grunzen fleissig in ihre Mikrofone. Von Beginn weg wird die Zuhörerschar von Schlagzeug-Maschinengewehr-Salven und Slam-Riffs überrumpelt. Daran hat nicht nur Mit-Metalinsider Luke, der ebenfalls vor Ort ist, viel Freude. Herumfuchtelnde Hände und stampfende Tanzeinlagen zählen zum Überstehen der nächsten 40 Minuten zur obligatorischen Grundausrüstung.
Ein Start nach Mass in den Abend – obschon nicht alles perfekt ist. Simone Di Cerbo kriegt mit seinem Stimmorgan offensichtlich zu wenig Dampf auf sein Mikro. Da ist sein Kollege Alex Medici deutlich lauter unterwegs. Am Gerät kann’s jedenfalls nicht liegen, denn wie mir die Techniker Rico und Chris später nach dem Gig erläutern, haben sie dieses praktisch durchgehend beinahe auf maximale Lautstärke eingestellt. Alles Weitere hätte lediglich zu unschönen Rückkopplungen geführt. Auch nicht immer astrein klingt der «Mord und Totschlag», welchen Trommler Nereo Costantini an seinen Fellen verübt. Wahrscheinlich ist das teilweise einfach zu heftig für sein Instrument.
Ansonsten ist die Darbietung von Consumed By Vultures mehrheitlich unterhaltsam und überzeugend. Neben Soulline und Dreamshade ist das eindeutig eine weitere Tessiner-Band, die ich künftig gerne weiterverfolgen werde. Unzählige «Porco Dio»-Rufe dürfen im Rahmen der Ansagen natürlich keinesfalls fehlen. Nicht auszudenken, was diese Herrschaften auf einer Bühne mit viel Auslauf alles anstellen könnten. Vielleicht darf ich dies eines Tages am eigenen Leib erfahren.
Olkoth
Der Soundcheck von Olkoth zieht sich in die Länge, weshalb die Jungs erst verspätet um 21.50 Uhr in ihr Set starten können. Das Quartett aus dem US-Bundesstaat South Carolina ist noch verhältnismässig frisch auf dem Markt. Seit 2016 ist man so richtig aktiv und das Debüteisen «At The Eye Of Chaos» hat erst Ende Mai dieses Jahres das Licht der Welt erblickt. Mal schauen, wie die Künstler beim schweizerischen Publikum ankommen werden und ob sie nicht vergeblich über den «grossen Teich» gepilgert sind.
Stilistisch wird rasch klar, wem Olkoth hier nacheifern möchten. Das klingt an allen Ecken und Enden verdächtig nach Nile. Doch im Vergleich mit Altmeister Karl Sanders und seinen Haudegen haben die Herren noch einen weiten Weg vor sich. Gewisse Ansätze schimmern zwar durch, aber insgesamt haut uns das Dargebotene kaum merklich aus den Socken. Ähnlich wie zuvor bei Consumed By Vultures ist nur eine Growl-Stimme glasklar hörbar – diejenige von Zach Jeter. Das Gebrüll seines Mitstreiters und Bassers Alex Rush, der in der Bühnenmitte steht, wirkt dagegen eher wie ein laues Lüftchen. Ausserdem ist die ganze Nummer bedauerlicherweise nach einer knappen halben Stunde durch. Ein richtiger Quickie! Bleibt zu hoffen, dass die Gruppe beim nächsten Mal mit mehr gesammelter Erfahrung im Rucksack zurückkehrt und uns dann effektiv wegblasen kann. Gemessen an der heutigen Leistung müssen sie meines Erachtens zwingend nochmals über die Bücher.
Devangelic
Das letzte Wort haben heute Abend Devangelic aus der «ewigen Stadt». Wie der Bandname unmissverständlich ausdrückt, scheinen die vier Evangelien nicht gerade zur bevorzugten Lektüre der Protagonisten zu gehören. Sie befassen sich viel lieber mit teuflischen und dämonischen Gestalten. Des Weiteren hegen die Italiener grosses Interesse an der sumerischen Sprache und Mythologie, was sich in ihrem aktuellen Album «Xul», welches Anfang April dieses Jahres erschienen ist, hervorragend widerspiegelt. Musikalisch wird ohne Zweifel in die grobe Kerbe geprügelt. Uns steht eine saftige Ladung Brutal Death Metal bevor.
Hoffentlich beobachten Olkoth den Gig ihrer Kumpels aufmerksam, denn die zeigen gerade eindrücklich, wie man eine Duftmarke setzt! Von Anfang an wird mit Schmackes auf die Tube gedrückt und das Gemäuer erzittert aufgrund der heftigen Schwingungen, die da aus den Boxen dröhnen. In der Raummitte tobt mittlerweile sogar ein kleiner Pit. Jep, Devangelic haben wahrhaftig alles im Griff und lassen nix anbrennen. Peitschende Tempo-Drums, rasiermesserscharfe Riffs und ein Fronter namens Paolo Chiti, der vor Bosheit triefende Zeilen in sein Mic röchelt – da sind sämtliche Komponenten mit von der Partie, welche die Herzen der Todesblei-Jünger höherschlagen lassen.
Bei 40 Minuten kann man in Sachen Spielzeit freilich nicht von Überlänge sprechen, aber der Zeitplan wurde ja sowieso leicht durcheinandergewirbelt. Beim nächsten Mal reicht’s dann sicherlich für ein längeres Set der Römer. Die sich nach der Show bildende, kauffreudige Menschentraube am Merch-Stand lässt definitiv darauf schliessen, dass Devangelic einige helvetische Metalheads für ihre Kunst begeistern konnten.
Das Fanzit – Devangelic, Olkoth, Consumed By Vultures
Die Met-Bar ist fraglos bereit für die «Herbst-Clubkonzert-Saison». Es stehen vielversprechende Events auf dem Programm. Verantwortlich dafür sind sowohl nationale als auch internationale Akteure. Beim heutigen Event konnten sich primär Consumed By Vultures und Devangelic gut verkaufen, selbst wenn der Publikumsaufmarsch ehrlich gesagt ein bisschen überschaubar war. Aber andere Gelegenheiten für eine vollere Hütte werden garantiert kommen!
Setliste – Consumed By Vultures
- Intro
- Slammata
- Sky Burial
- The Faceless God
- The Choice
- Canto II. L’Albero Sacro
- Behold The Devastation
- Your Demise
- Canto IV. Architetti Dell’Ignoto
- Papyrus Slam
- Natural Selection
Setliste – Olkoth
- Alhazred
- Lords Of The Kali Yuga
- The Resurrectionist
- To Eat Of The Lotus
- Incendiary Prayer
- At The Eye Of Chaos