Des Gehörnten zweiter Streich
Das hel(l)vetische Black Metal-Duo Ghörnt meldet sich mit einem neuen Studioalbum zurück. Der Nachfolger von «Nedchrescht» trägt den Namen «Häxekult» und ist am 29. Juli 2023 aus dem vom Label Dominance Of Darkness Records bewachten, flammenden Höllenschlund emporgekrochen. Die beiden Protagonisten Thulus und J. haben uns acht frische Stücke kredenzt. Wie gut verdaulich diese Kost ist, werde ich euch in den nachfolgenden Zeilen detailliert aufzeigen.
Das Album – «Häxekult»
Lasst euch vom bedächtigen Piano-Geklimper, welches am Anfang der Scheibe ertönt (und meines Wissens in ähnlicher Form bereits bei «Nedchrescht» zum Einsatz kam), keinesfalls täuschen. Dabei handelt es sich lediglich um die altbekannte Ruhe vor dem Sturm. Bald schon nimmt der erste Track «Liechterloh» massiv an Fahrt auf. Donnerndes Trommelfeuer, fetzige Riffs und Thulus’ hinterhältiges Gekeife legen allesamt den Standard fest, welchen die Künstler auf diesem Werk anstreben. Das im Anschluss folgende «Todgweiht» macht nochmals deutlich, welche «Primärwaffen» als Trumpf eingesetzt werden: Tempo und Melodie!
Der Vorgängersilberling war ja schon nicht von schlechten Eltern, aber mit ihrem zweiten Streich legen Ghörnt fraglos nochmals eine Schippe drauf! In Sachen Mix wirken beispielsweise einige Aspekte ausgereifter. Es wurden effektiv an den optimalen Stellen Feinjustierungen vorgenommen. Dass die Geschwindigkeit bei Bedarf problemlos gedrosselt werden kann, wird unter anderem während der Nummer «Folter» klargestellt. Allerdings ist auch in solchen Augenblicken das rhythmische Kopfnicken ohne Schwierigkeiten umsetzbar. Bei der Titelhymne schimmert ein bisschen Impalement durch, was jedoch durchaus positiv zu verstehen ist. «Häxekult» muss zurecht einen festen Platz in den Hörempfehlungen dieser Platte finden. Ein mächtiger, abwechslungsreicher Kracher!
Einige würden Thulus bei «Alpdämon» wahrscheinlich nur allzu gerne ein «Ricola-Zältli» anbieten, aber nix da! Sein Stimmorgan soll brav weiterhin so rau und grob klingen. Spezielle Erwähnung verdient dieses Mal die Gitarrenarbeit. Das ist phasenweise gar nicht mehr sonderlich weit vom Schwermetall entfernt. Ghörnt stossen also die Tür zu genreübergreifenden Abenteuern freilich ein wenig auf. Meines Erachtens sowohl ein mutiger als auch sich möglicherweise auszahlender Schritt. Die Variationen gehen mit «Häxesabbath» gleich nahtlos weiter. Stellenweise sind das beinahe schon vernichtende Slam-Attacken, welche die Herrschaften da ins Rennen schicken. Eine simple Schubladisierung des dargebotenen, musikalischen Schaffens ist somit ausgeschlossen.
Mit dem finalen Doppelpack «Im Senn sis Tunschi» (welches dezente Spuren von Belphegor enthält und wohl kaum bloss bei meiner Wenigkeit Erinnerungen an den Schweizer Film «Sennentuntschi» aus dem Jahr 2010 weckt) und «Gaugewald» braust der schwarzmetallische Express wieder ungebremst seinem Ziel entgegen. Im Rahmen von Live-Performances dürften gerade diese beiden Lieder die Massen besonders leicht anstacheln und für wilde Publikumsaktivitäten sorgen.
Das Fanzit Ghörnt – «Häxekult»
Mit seinem «Häxekult» setzt das düstere Duo Ghörnt ein dickes Ausrufezeichen! Das zweite Werk der teuflischen Kollegen ist schneller, härter, variantenreicher und nochmals eine Stufe besser als der Vorgänger «Nedchrescht». Black Metal-Sympathisanten, die nicht ausschliesslich sturköpfig und grimmig mit Scheuklappen durchs Leben latschen, können bei diesem Teil sorglos zugreifen.
Empfehlenswerte Hörproben: «Häxekult», «Alpdämon», «Häxesabbath»
Tracklist Ghörnt – «Häxekult»
- Liechterloh
- Todgweiht
- Folter
- Häxekult
- Alpdämon
- Häxesabbath
- Im Senn sis Tunschi
- Gaugewald
Line Up – Ghörnt
- Thulus – Gesang
- J. – Drums, Gitarren, Bass