Cantus Levitas, Battle Tales

Folk und Mittelalter

Sympathisanten von musikalisch untermalten Sagen, Mythen und durch metaphorische Bausteine geprägte Geschichten wurden am Samstagabend in Lenzburg fündig. Zu Gast waren die Kapellen Cantus Levitas und Battle Tales. Insbesondere die zweitgenannte Truppe, welche erstmals in ihrer Karriere eine Show auf der deutschsprachigen Seite des «Röschtigrabens» spielte, glänzte durch eine bewundernswerte Darbietung.

Nach Black Metal mit Seth in der Musigburg (die übrigens eure Unterstützung braucht – siehe Crowdfunding) am Donnerstag und melodiösem Hard Rock made by King Zebra an ihrer gestrigen Performance im Zürcher Werk 21, taucht euer lieber Dutti heute Abend in die Welt der Folk-Melodien ein. Die Met-Bar-Crew hat nämlich die Gruppen Cantus Levitas und Battle Tales nach Lenzburg eingeladen. Das sind zwei mir gänzlich unbekannte Equipen. Nichtsdestotrotz freue ich mich selbstverständlich sehr auf die unmittelbar bevorstehenden Horizonterweiterungen. Da sich meine Wenigkeit eher selten an sogenannten MPS-Veranstaltungen herumtreibt, muss ich mir solche Künstler eben an Einzelkonzerten reinziehen. Also, ab zu meiner präferierten Honigwein-Schenke! Hoffentlich ist vor Ort überhaupt jemand anwesend, denn der Verein steht bereits seit dem Vormittag anderweitig im Einsatz, um seine Tätigkeit mittels eines Standes am «Kulturtag Lenzburg»-Event zu präsentieren.

Sämtliche Befürchtungen sind umsonst. Die Pforten des Lokals werden wie gewohnt exakt um 20 Uhr geöffnet und die Hausherren (und -Damen) gehen engagiert ihren jeweiligen Aufgaben nach. Aufgrund diverser Konkurrenz-Gigs wirkt der Publikumsaufmarsch bedauerlicherweise arg überschaubar. Von einer gähnender Leere muss man allerdings trotzdem nicht sprechen. Gewisse Gäste rennen sogar in passender «Mittelalter-Kluft» herum. Alle warten begierig auf die anstehenden «Live-Beschallungen».

Battle Tales

Für den Auftakt sind die aus dem Kanton Fribourg angereisten Battle Tales zuständig. Das sind vier junge Musiker, die uns mit ihrem Folk Metal überzeugen möchten. Dieses Vorhaben gelingt ihnen ab der ersten Sekunde. Wow! Dieser wilde Ritt hat es in sich! Romaric setzt zuerst auf hochdeutsche Ansagen, wechselt aber danach bald einmal in für ihn spürbar angenehmere englische Gefilde. Sein grösster Trumpf ist glasklar sein extrem facettenreiches Stimmorgan. Egal, ob Power, Death, Black Metal oder opernhafte Passagen – er deckt effektiv die gesamte Palette ab (Erinnert das sonst noch jemanden phasenweise an Ensiferum?). Gelegentlich bringt er auch Flöten zum Einsatz, welche in einem an seinem Mikrofonständer befestigten Trinkhorn gelagert werden. Die Rolle des Pausenclowns wird derweil seinem Bassisten Benjamin zuteil. Ein Meister der Mimik. Ebenfalls für Lacher sorgt das aus Schlagzeug-Überresten «zusammengeschusterte» Skelett auf der linken Bühnenseite. Dank einer Pedalfunktion können die Herrschaften das Konstrukt überdies zum Headbangen animieren. Ob dieser Knochenkrieger möglicherweise das Maskottchen der Band ist?

Zurzeit tüfteln Battle Tales fleissig an einem neuen Album. Freundlicherweise servieren sie uns gleich ein paar Kostproben des frisch geschriebenen Materials. Aber ältere Kompositionen wie «The Battle Bard» oder «La Catillon» bleiben auch nach wie vor überzeugend. Zum letztgenannten Stück meint Romaric schelmisch grinsend, dass wir Deutschschweizer in Sachen Hexenverbrennungen eh «besser» gewesen seien als die Romandie. Der Fronter hat die Zuhörer sowieso hervorragend im Griff. Es gelingt gar die Umsetzung einer «Mini-Wall Of Death» und beim finalen Track «Sailing To Unsung Havens» wird überall fröhlich getanzt. Die Met-Bar mutiert zum Party-Boot! Nach Ablauf dieser fabelhaften 55 Minuten darf man mich überaus gerne zur neusten Generation der Battle Tales-Anhänger zählen.

Cantus Levitas

Der Headliner aus Süddeutschland übernimmt gegen 22.30 Uhr das Zepter. Folk Metal und Mittelalter-Rock steht gemäss meinen Recherchen im Netz auf dem Plan. Das passt fraglos wie die Faust aufs Auge zu einer Honigwein-Taverne. Somit kann ja grundsätzlich absolut nix schiefgehen. Oder wie beurteilt ihr das? Aber, ach herrje… Cantus Levitas erwischen leider einen richtigen Kaltstart. Die einzelnen Instrumente klingen ziemlich unsauber und generell tobt in meinen Gehörgängen durchgehend eine Art «Klang-Chaos». Das Mikro von Geigerin Christiane scheint ebenfalls nicht zu funktionieren, denn ihre Stimme geht komplett unter. Puh, also bisher hat sich die vierstündige Anreise der Protagonisten kaum gelohnt…

Glücklicherweise ist mir als Fussball-Fan bekannt, dass man gewisse Mannschaften niemals zu früh abschreiben sollte. Manchmal kriegen sie immer irgendwie die Kurve und können sich steigern. Und genau dies geschieht in der zweiten Show-Hälfte mit Cantus Levitas. Plötzlich scheint alles zu passen (auch auf der technischen Ebene). Jetzt klingt’s ähnlich wie bei In Extremo oder Munarheim. Der ohnehin schon mit viel «Basis-Charisma» gesegnete Wikinger-Frontmann Fabian wirkt umgehend noch fröhlicher und entspannter. Als die spärlich vorhandene Zuschauerschar bei einem Song spontan zu rudern beginnt, kommt er gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Mir fehlt heute leider ein bisschen die Energie für solche Aktionen, weshalb ich lieber die Rolle des kopfnickenden Obermatrosen einnehme. Später werden wir noch darüber aufgeklärt, dass der Dudelsackspieler der Gruppe dummerweise die Reise nach Helvetien nicht mittun konnte und Christiane dessen Spuren deshalb auf irgendeine Art und Weise bei ihrer Geige draufpacken musste. Bleibt zu hoffen, dass wir unsere Kollegen aus dem «grossen Kanton» beim nächsten Gastspiel in Bestbesetzung und von Beginn weg mit voller Stärke live erleben dürfen.

Das Fanzit – Cantus Levitas, Battle Tales

Schade, dass sich am heutigen Abend lediglich 40 bis 50 Nasen in die Met-Bar «verirrt» haben. Dafür wurden alle Anwesenden mit einem überragenden Auftritt von Battle Tales belohnt. Der Tagessieg ging somit eindeutig an die Westschweiz! Cantus Levitas stolperten zwar äusserst holprig aus der Startbox, fanden aber im Verlauf ihres Gigs immer besser den Tritt und stolzierten schliesslich in versöhnlicher Manier über die Ziellinie.

Setliste – Battle Tales

1. Le Messager
2. The Battle Bard
3. War Of The Pints
4. Greed Of A King
5. The Curse In The Chest
6. Malice Of Sands
7. La Catillon
8. Le Lac Noir
9. Sailing To Unsung Havens

Setliste – Cantus Levitas

1. Karges Land
2. Ferne Ufer
3. Narben
4. Aus dem Leben
5. Windkreis
6. Siebe Meere
7. Brot & Spiele
8. Stille Nebel
9. In die Flammen
10. Altas Undas
11. Lenore

Wie fandet ihr das Konzert?