Comeback nach Mass
Dave & The Dudes – ein neuer Stern am Schweizer Hardrock Himmel.
Rückblick
November 2019: Fighter V spielen im Rahmen des Swiss Glam Rock Fest II einen viel umjubelten Gig im Kofmehl. Die Zeichen für die Band stehen auf Sturm, da sind ein paar Jungs dabei, die Welt oder zumindest mal die Schweiz zu erobern. Dann werden die Innerschweizer wie so viele auch von einem beschissenen asiatischen Käfer ausgebremst und im Frühjahr 2021 verkündet Fronter Dave Niederberger auch noch, dass er aufgrund Problemen mit seiner Stimme bei den Kämpfern aussteigt. Zukunft für Band und Sänger? Komplett ungewiss.
Sommer 2022: Dave verkündet, dass er wieder mit dem Singen anfängt. Und dass er sogar ein neues Album rausgeben will. Freude herrscht!
Mai 2023: Dave präsentiert seine neue Band – Dave & The Dudes! Und damit einher die Veröffentlichung der ersten Single „Down For The Count“. Und jetzt ist die Neugier auf das Album richtig geweckt!
Gegenwart
Freitagabend, Schüür Luzern. Dave & The Dudes laden zur CD Release Show. Und eigentlich darf man das ja nun wirklich nicht verpassen, somit düse ich schon recht früh in die Zentralschweiz. Etwas vorglühen ist ja nicht die dümmste Idee… Und natürlich trifft man auf einige bekannte Gesichter, so sind unter anderem drei Fünftel der heutigen Fighter V anwesend. Und auch Harry, der Mastermind von Smoke n’ Flame ist da, der verrät dann Tags darauf in den sozialen Medien, dass Dave auf deren neuen Album auch zu hören sein wird.
The Bend
Eröffnet wird der Abend von der lokalen Truppe „The Bend“. Zugegeben – ich habe noch nie etwas von diesem Quintett gehört. Aber zumindest im Grossraum Luzern haben sie offenbar einen gewissen Bekanntheitsgrad, so sind einige Fans im Publikum, welche den 55-minütigen (!) Auftritt mächtig feiern.
Musikalisch gibt es angenehmen Hardrock zu hören, der oftmals mit einer gehörigen Portion Rock’n’Roll angereichert ist. Von der Machart her erinnert mich der Sound stellenweise an die grossartigen Great White. Das ist jedenfalls alles sehr hörbar.
Die Songs selber sind kurz und knackig, da wird nicht gross rumgemacht, man kommt praktisch immer direkt auf den Punkt. So sind es dann stolze 13 Songs, welche den in stattlicher Anzahl anwesenden Zuschauern präsentiert werden. Für eine überraschende Abwechslung ist gesorgt, als im Mittelteil plötzlich dreimal Deutsch gesungen wird. Spannend.
So markiert dann der erste „deutsche“ Titel „Wohin ich gehör“ das erste grössere Highlight, während kurz vor Ende mit „I Dont Wanna Be Like You“ der beste Song der Show für mächtig Stimmung sorgt. Die Band freut sich sichtlich und verlässt mit strahlenden Gesichtern die Bühne. Stark!
Dave & The Dudes
Nach dem „Baker Street“ Intro von Gerry Rafferty ist es um 21.45 Uhr Zeit für den Headliner. Die erste Show von Dave & The Dudes überhaupt, entsprechend spürt man im Vorfeld schon ein wenig Nervosität – aber vor allem auch Motivation und Vorfreude! Im Gegensatz zu vielen andern Konzerten ist heute für mich auch fast alles Neuland. Wie wohl der grösste Teil der sehr zahlreich anwesenden Zuschauer, höre ich (mit Ausnahme der Singles) die Songs zum ersten Mal. Ich bin sehr gespannt, was da nun kommt!
Als die Jungs die Bühne betreten, staune ich: Dave hat doch nur drei Dudes um sich geschart (Luca Frei an der Gitarre, Manuel Wiget am Bass und Dave Duss an den Drums) – was macht denn da ein zweiter Gitarrist? Luca klärt nach der Show auf: Weil er selbst eine Operation am Arm hatte, kann er zurzeit keine Soli spielen und ist somit nur als Rhythmus-Gitarrist im Einsatz. Dafür hat man nun Michi Mätzler als Unterstützung / Verstärkung geholt.
„Self Made Millionaire“ heisst der erste Track und sorgt wirklich vom ersten Ton an für beste Stimmung. Auch das kurze, knackige „Man Enough“ (übrigens der Opener vom Album) lässt sich hören. Dave sprüht vor Spielfreude, er geniesst dieses Heimspiel. Dabei zeigt er sich dennoch sehr mannschaftsdienlich und verschwindet bei Gitarrensolos auch mal hinter dem Vorhang – Spot auf die Saitenhexer.
Nach dem starken „Cliffhanger“ ist „Running With The Boys“ an der Reihe. Der Track ist den Kollegen aus Töffli-Zeiten in Hergiswil gewidmet und ist – wie ich tags darauf feststelle – schlicht und einfach der beste Track auf diesem Debütalbum! Der geht ins Ohr und sorgt für fliegende Haare, ein richtig, RICHTIG cooler Rocker.
Mit erst einem Album am Start und mit so einem begnadeten Sänger an der Front, sind Coverversionen von irgendwelchen Klassikern natürlich zu erwarten. Dave hat schon bei seiner ex-Band gezeigt, dass er Bon Jovi besser singt als der dortige Namensgeber… Dass dann aber zuerst mal Rock’n’Roll Trumpf ist, überrascht: Elvis Presleys „Jailhouse Rock“ rockt die Hütte gewaltig! Direkt danach folgt noch die dritte Single „Thunderbolt & Lightfoot“, bevor das Tempo mal etwas rausgenommen wird.
Nach der bluesigen Ballade „Get Over You“ (auf dem Album spielt hier auch Thomy Gunn mit, der auch kurzzeitig mal bei Fighter V war…), darf sich die Band eine Auszeit gönnen. Der Fronter bleibt alleine mit seiner Akustik-Gitarre und singt zuerst ein Liebeslied an den FC Hergiswil. Dave ist offensichtlich stolz auf seine Herkunft.
Direkt im Anschluss kommt ein unglaublicher Poulet-Moment – und das mit einem Cover! „Livin‘ On A Prayer“, den Fightern gewidmet, ist unglaublich, obwohl in der sanften Akustik-Version gespielt. Dave zeigt hier gesangliche Höchstleistungen. Man staunt wirklich, in welcher Form der Herr ist nach all seinen gesundheitlichen Problemen mit der Stimme. Und so böse es vielleicht jetzt tönen mag: Jon Bon Jovi würde erblassen, wenn er das hören könnte. Einfach nur fantastisch!
So, und jetzt fertig gesülzt, es ist wieder Zeit für etwas Power. „Prisoner“ hat einen schönen Groove, bevor Drummer Dave eine Kostprobe seines Könnens zeigen darf.
Plattentaufe
Irgendwann muss dann ja auch mal noch die Platte getauft werden. Dave hat dazu eine Flasche Hochprozentiges dabei, ob es Rum oder sonst ein Gesöff ist, kann ich nicht sagen. Der Sänger meint grinsend, dass die Flasche jetzt drei Jahre oder so in seinem Auto war, sie müsste mal geleert werden… Sagt’s und schüttet einen Gutsch über die LP, bevor die Buddel dann im Publikum rumgereicht wird. Prost!
Mit „Seafarer“ und dem „Protestsong“ „Only The Rich Survive“ haben die Fans neun von elf Titeln von „Down For The Count“ zu hören bekommen. Der Titeltrack und damit gleichzeitig die erste Single steht noch an, „Trouble“ wird hingegen als einziger Neuling nicht gespielt.
Wunschkonzert und Abschluss
Und damit beginnt das Wunschkonzert. Einer aus dem Publikum schreit „Raining Blood“. Dave lacht und spielt tatsächlich das Slayer Riff an! Mehr aber auch nicht, zum Glück… Dann fragt er konkret: „Here I Go Again“? Mässige Zustimmung. „Don’t Stop Believin‘“? Mächtiger Applaus. „Lose Yourself“? Tosender Applaus. Ähm… im Gegensatz zum grössten Teil der Anwesenden hab ich jetzt grosse Fragezeichen im Gesicht. Was soll das sein?
Plötzlich wird gerappt, gehiphoppt – schlimm! Harry klärt mich auf – der Song ist von Eminem. Ah ja… Den Namen hab ich schon gehört, die „Musik“ nicht. Und jetzt weiss ich auch wieso. Ich will das auch nie wieder hören. Nein – Rap, HipHop generell und speziell an einem ROCK-Konzert, das ist und bleibt für mich ein No-Go. Als ich das nach der Show dem Sänger erzähle meint er grinsend: „Das war meine Jugend!“. Und jetzt hab ich irgendwie etwas Mitleid mit ihm.
Doch die Versöhnung kommt sofort. Journey’s Hymne bringt auch bei mir die gute Laune sofort zurück, zumal der Sänger auch Steve Perry Paroli bieten kann. Grosses Kino. Die erste Zugabe setzt dem Ganzen nochmals einen drauf. Einer der absolut geilsten Rocksongs überhaupt aus den 80ern. Ein Track, der mir seit jeher unter die Haut geht. Und dies jetzt genial gespielt: „Summer of `69“! Der nächste Hühnerhautmoment. Der ultimativ letzte Song ist dann – nun logisch – „Down For The Count“, ein Abschluss, wie er heute kaum besser sein könnte.
Das Fanzit – Dave & The Dudes
Ein richtig toller Abend, den die Zuschauer hier erleben durften. Mit The Bend ein rockiger Opener, der Spass macht. Gefolgt von einer mehr als würdigen CD-Taufe einer Band, die zeigt, dass es in der Schweiz nicht mangelt an starkem (Hard-)Rock Nachwuchs! Abgesehen von diesem Eminem-Einschub zeigen Dave Niederberger und seine Dudes eine starke Performance mit ebenso starker Songauswahl. Ein Debüt-Auftritt nach Mass, den hier jeder genossen hat!
Setliste The Bend
- Back To That Place
- Run
- Let It Burn
- Bonnie
- Song 5
- Wohin ich gehör
- Cool wie Du
- Julia
- Monkey House Blues
- Red Suit
- Fast Train
- I Don’t Wanna Be Like You
- VW California
Setliste Dave & The Dudes
- Self Made Millionaire
- Man Enough
- Cliffhanger
- Running With The Boys
- Jailhouse Rock (Elvis Presley Cover)
- Thunderbolt & Lightfoot
- Get Over You
- FC Hergiswil
- Livin‘ On A Prayer (Bon Jovi Cover)
- Prisoner
- Drum Solo
- Seafarer
- Only The Rich Survive
- Lose Yourself (Eminem Cover)
- Don’t Stop Believin‘ (Journey Cover)
- Summer Of `69 (Bryan Adams Cover)*
- Down For The Count*
*Zugaben