Schweizer Rock Invasion
Gleich drei gestandene, heimische Hardrock Bands angeführt von China gehen zusammen auf eine Mini-Tour lautend auf den Namen Swiss Rock Invasion – keine Frage, das darf man nicht verpassen!
China sind wieder da, Crystal Ball sind auch schon lange zurück und selbst Tempesta sind irgendwie unverwüstlich. Dieses Trio beehrt Mitte Oktober die Mühle Hunziken, den Konzerttempel Z7 sowie das Dynamo in Zürich. Und genau hierhin verschlägt es Nicky (mit Kamera bewaffnet) und meine Wenigkeit. Ein toller Hardrock Abend steht auf dem Programm!
Tempesta
Schon früh, nämlich um 19 Uhr, dürfen Tempesta den Abend eröffnen. Da mein Arbeitgeber meine Anwesenheit im Büro wünschte, komme ich entsprechend deutlich zu spät in Zürich an. So erlebe ich nur gerade die letzten drei Songs. Allzu viel kann ich somit nicht erzählen. Ausser, dass die seit fast 30 Jahren bestehende Truppe einen spielfreudigen Eindruck hinterlässt, das Publikum findet jedenfalls Gefallen an der Darbietung. Mir gefällt’s auch und wenn es eine Gelegenheit gibt in naher Zukunft, werde ich mir sehr gerne mal eine ganze Show reinziehen.
Setliste – Tempesta
- The Other Side
- Beer On The Table
- Highlife
- Heartache
- I’m Back
- Swallow The Saint
- Chosen One
- Change
- Drag You Down
Crystal Ball
Seit ihrer Show im (mittlerweile leider geschlossenen) Hall of Fame war es lange ruhig um die Kristallkugeln. Nur wenige Konzerte standen auf der Agenda, dementsprechend heiss sind die Jungs. Allen voran Fronter Steven Mageney, der selbstredend der Blickfang ist.
Der Start erscheint mir allerdings etwas harzig, irgendwie habe ich das Gefühl, dass noch etwas Bühnenrost da ist. Doch ab dem dritten Song, dem starken „Director’s Cut“, ist das verflogen und die Party startet richtig. Zumal nach „You Lit My Fire“ nun ganz tief in die Trickkiste gegriffen wird. Vom „Dawnbreaker“ Album gibt es „Skin To Skin“ auf die Löffel – das erste ganz grosse Highlight des Abends!
Apropos „Highlight“: Bei „Skin To Skin” ist die Bühne permanent in dunkles Rot getaucht. Ganz generell gilt es zu bemerken, dass der Fünfer lichtmässig mehrheitlich suboptimal dargestellt wird, teilweise wird die Band sogar fast komplett im Dunkeln gelassen. Was einerseits schade ist für das Publikum, andererseits – so erwähnt das Gitarrist Scott nach der Show – ist es auch für die Musiker nicht einfach, wenn sie fast nichts mehr sehen. Positiv ist in diesem Zusammenhang höchstens, dass die “Handy-dauernd-in-die-Luft-Halter“ vielleicht mal Pause machen…
Musikalisch gibt es dafür weiterhin nichts zu bemängeln. Altbewährtes wie „He Came To Change The World” oder das immer wieder fantastische „Hold Your Flag“ werden ergänzt mit neuem Stoff der Marke „Crysteria“ und „Make My Day“. Als Steven dann plötzlich erklärt, dass die nochmals tief in der Mottenkiste gesucht und dabei den Titeltrack von „Liferider“ gefunden haben, sind bei mir Anzeichen von Eskalation zu sehen. Von diesem Werk darf gerne noch mehr („Gods Of Rock“! „Eye To Eye“!) ausgegraben werden…
Was natürlich nicht fehlen darf, ist das Doppel „Hellvetia“ und „Paradise“, welches heute den perfekten Zugabe-Block bildet. Das ist einfach nur saugeil, die Reaktionen der Fans im anständig gefüllten Dynamo sind entsprechend. Ein absolut würdiger Abschluss einer 75-minütigen Show – Crystal Ball liefern einmal mehr richtig ab!
Setliste – Crystal Ball
- What Part of No
- Undying
- Director’s Cut
- You Lit My Fire
- Skin to Skin
- He Came to Change the World
- Hold Your Flag
- Déjà Voodoo
- Alive for Evermore
- Crysteria
- LifeRider
- Anyone Can Be a Hero
- Make My Day
- Hellvetia*
- Paradise*
*Zugaben
China
Der Laden ist bestens aufgewärmt, da haben China nun ein sehr leichtes Spiel. Main Man Claudio Matteo nimmt mit seinen Jungs das Publikum mit auf eine Zeitreise in die 80er – „Dead Lights“ und das mit unheimlicher Wucht vorgetragene und aus vielen Kehlen mitgesungene „Shout It Out“ sind der perfekte Start.
Was mich jedoch erstaunt: der Sänger fehlt! Claudio singt die ersten drei Tracks (dabei geht „Sign In The Sky“ nahtlos in den Schluss von „Living On A Stage“ rüber) selbst, erst bei „Love Someone“ erscheint Hardy auf der Bühne. Scheint aber irgendwie zum Konzept zu gehören, als ich die Truppe vor zwei Wochen im Ölfleck in Frauenfeld gesehen habe, war das identisch. Speziell – aber Matteo ist schlussendlich beileibe kein schlechter Sänger!
Die Stimmung wird von Minute zu Minute besser, Hardy präsentiert sich als cooler Fronter und mit dem Dreierpack „Rock City“, „Back To You“ (übrigens von Fernando von Arb geschrieben) und „Hot Lovin’ Night“ vom Debütalbum kann eh nix schiefgehen. Danach gibt es eine für manch einen benötigte Verschnaufpause mit dem sanften „So Long“.
Matteo erklärt, dass sie vor 36 Jahren (oder so) das letzte Mal hier waren – damals hiess der Laden noch „Drahtschmidli“. Aber China spielen heute nicht nur altes Zeugs, im Gegenteil: Neues Material existiert und wer weiss – vielleicht folgt ja auch mal noch ein Album…? Jedenfalls ist das treibende „Ran Out Of Love“ ein Beweis dafür, dass die Jungs ihr Handwerk immer noch beherrschen. Dennoch ist der Jubel riesig, als im direkten Übergang „In The Middle Of The Night“ ertönt. Sicherlich der bekannteste Song der Band, zu dem damals (wenn mich meine grauen Hirnzellen nicht im Stich lassen) sogar ein aufwendiger Videoclip gedreht wurde. Zu Zeiten von MTV und so ..
Die Zeit rast, und so folgt bereits die (erste) Zugabe. Das geile „All Through The Night” bildet eigentlich den Abschluss – doch die Fans wollen noch mehr. Dem Wunsch wird Folge geleistet, als Claudio von einem pfeifenrauchenden Farmer in den Südstaaten der USA erzählt. Währenddessen kommt Steven Mageney zurück auf die Bühne – das alles mündet in einer furiosen Version von CCR’s Gassenhauer „Proud Mary“! Und als nach 75 Minuten das Ende endgültig erreicht ist, sieht man nur strahlende Gesichter – auf und von der Bühne! Schweizer Hardrock und die 80er leben …
Setliste – China
- Dead Lights
- Shout It Out
- Sign in the Sky / Living On A Stage
- Love Someone
- Rock City
- Back to You
- Hot Lovin‘ Night
- So Long
- Ran Out of Love
- In the Middle of the Night
- All Through the Night*
- Proud Mary (mit Steven Mageney)*
*Zugaben
Das Fanzit – Swiss Rock Invasion
Was habe ich grad gesagt? Schweizer Hardrock lebt! Das beweisen die drei Bands heute Abend auf eindrückliche Weise. Crystal Ball sind souverän wie immer und bei China darf man durchaus sagen, dass es in diesem Fall mal eine Reunion ist, die Spass macht! Und Tempesta – da kann ich nicht fair urteilen, da brauche ich eine weitere Begegnung unter für mich besseren Umständen. So oder so – mein zweiter Besuch im Dynamo innert sehr kurzer Zeit hat sich gelohnt.