Comaniac – None For All (Cover Artwork)
Fr, 13. Oktober 2023

Comaniac – None For All

Thrash Metal
22.11.2023
Comaniac – None For All (Cover Artwork)

Klassischer Thrash Metal mit einer Prise Progression

Comaniac hat ein neues Album zur Welt gebracht, das vierte seit ihrem zehnjährigen Bestehen. Der Line-up Wechsel am Bass hat der gewohnt hohen Qualität keinen Abbruch getan. Man bleibt sich seiner Linie treu, traut sich trotzdem an Neues heran und erschafft daraus eine gelungene Kombination aus Bewährtem und Neuem.  

1. Einschätzung

Das Album «None For All» ist nur für die ersten paar Mal, an denen es sich auf dem Plattenteller dreht, nichts für alle. Anders als der Vorgänger «Holodox» prescht es nicht gleich mit voller Wucht vor und überrollt den Hörer mit seiner Energie, obwohl der Song «Breakdown Rite» laut der Band «der schnellste, den man je komponiert habe» sei. «None For All» lässt sich Zeit. «Wir sind bei diesem Album progressiver an die Sache herangegangen» wurde an der Plattentaufe verkündet. Dies bestätigt sich nicht gleich von Beginn an. Besonders dann, wenn man dem Album nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Tut man dies, so kann sich das volle Potential eröffnen, dass dieses Album in die Top 10 der (Thrash Metal) Alben von 2023 aufgenommen wird. Ähnlich wie bei Prog Metal, derer es oft ebenfalls mehrerer Hörstürze bedarf bis sie in ihrem vollen Umfang erfasst werden kann, es sei denn der Initiant dahinter hat sich selbst und besonders sein Werk überschätzt. Letzteres ist bei Comaniac sicherlich nicht der Fall, man scheint genau zu wissen, wo die Stärken liegen und weiss diese auch anzuwenden in einem vertrauten Setting, dem man neue Einflüsse zumutet.

2. Vorgehen

Als Band, die sich in einem Meer aus hunderten Thrash Metal Bands beweisen muss, traut sich Comaniac das Genre, dem sie sich verschrieben haben, aus einer neuen Perspektive zu betrachten und nicht bloss das zu reproduzieren, was die «Big Four», Metallica, Slayer, Anthrax und Megadeth, vorgemacht haben. Dies macht «None For All» deutlich interessanter als sich in Routine verlaufende Projekte wie «72 Seasons». Comaniac zeigt auf, dass auch klar definierte Stilrichtungen keinen strickten, festgefahrenen Regeln folgen müssen, sondern sich auch weiterentwickeln dürfen. Wird Entwicklung, als progressiv definiert, kann dieses Albums allemal dieser Bezeichnung zugeschrieben werden. Trotzdem entfernt man sich nicht zu weit von seinen Wurzeln. Programmierte Streicher, Keyboards und sonstiges ist weiterhin nicht in die Songstrukturen dieser Band hineinzudenken – trotz Progression bleibt man seiner Linie treu. So kommt auch der Hörer der Wert auf Beständigkeit des Thrash Metals legt auf seine Kosten.

3. Implementation

Das an ein klassisches Gitarren-Konzert anmutende Intro, weist gleich zum Einstieg wohin die Reise durch die Platte führen wird: Es wird ruhiger, bedächtiger zu und hergehen, im Sinne von sich langsamer aufbauender Strukturen als auf dem Vorgängeralbum «Holodox», dessen einzelne Lieder musikalisch generell schneller Fazit ziehen und weniger Vielfalt, dafür mehr Konstanz in ihrer Gesamtheit zeigen. Leise wird es deswegen auf «None For All» trotzdem nicht. Wie man es von Comaniac erwarten kann, sind die Lieder gespickt von einfallsreichen Gitarrenriffs, Gitarrensoli, zertrümmerten Paukenfellen und was an Instrumentalisierung sonst noch so das Metaller-Herz höherschlagen lässt. Die nicht zu verkennende Stimme von Jonas setzt dem Werk das Rahmhäubchen auf die oberste Schicht der Torte und die Texte lassen die Nackenhaare aufstehen. So steht dann das energetisierende Instrumental, wie zum beispielsweise in «Start The Madness», im Kontrast zu düsteren, in anderen Fällen auch dystopischen Texten, die mal persönliches Leid, mal das Missfallen an der Umwelt zum Ausdruck bringen.

Jonas setzt beim Gesang meist auf Shouting, traut sich aber auch seine klare, nicht gepresste Stimme zu präsentieren wie in der Ballade «Self Sacrifice» oder dem sich nicht zwischen Ballade und Powersong entscheiden könnenden Stück «Long Life Doll». Für Erstere wurde für das Album exklusiv im Studio ein Piano an das Mischpult angeschlossen.

Bedient wurde dieses Mischpult im hauseigenen Studio von Valentin Mössinger, der nebenbei bemerkt, ebenfalls Gitarre bei Comaniac spielt und selbige seinen Instrumentalschülern unterrichtet. Trotzdem mixing, engeneering und recording nicht zu seiner Hauptbeschäftigung zählt, ist dies dem Album nicht anzuhören. Ganz im Gegenteil: Die fehlende beratende Figur innerhalb der Produktion lässt «None For All» sehr authentisch klingen. Die Künstler hatten die volle Freiheit, aber auch Verantwortung bei dem Erschaffen ihrer Kunst. Es lohnt sich, das Album auf einer überteuerten Stereoanlage oder auf Kopfhörern laufen zu lassen. Besonders fallen dann die Abschnitte auf, bei denen entschieden wurde, die Audiobalance für kurze Sequenzen auf den linken oder rechten Kanal zu legen. So entstehen immer mal wieder akustische Pausen, die eine nächste Strophe oder Chorus, teilweise auch einen Tempowechsel ankündigen. Offenbar hat man beim Abmischen ziemlich viel Spass an diesem Effekt gefunden, weshalb er sich auf der Platte, teilweise gar innerhalb eines Songs auffällig oft wiederholt. Etwas, was je nach Hörvorlieben auch als störend empfunden werden kann.

4. Evaluation: Fanzit – Comaniac: None For All

Ehrlich gesagt langweilte mich «None For All» zu Beginn beinahe. Die meisten Songs klangen nach meinem Empfinden zu weich, die Ballade dagegen zu hart und frei von Wiedererkennungswert. Als ich die CD aber trotzdem mal wieder in den Player schob, Handy und andere der Aufmerksamkeit hinderliche Quellen beiseitelegte, zeigte sich das Album von einer ganz anderen Perspektive: Es brachte die feinfühlige Komposition und Arrangieren, von jedem einzelnen Instrument bis zu den Texten, zutage. Die Lieder wollten wieder gehört werden. Womöglich hat Comaniac etwas geschaffen, was für mich DAS Thrash Metal Album des Jahres 2023 ist.

Am besten hört man sich «Non For All» zum ersten Mal an, während dem man auf dem Sofa sitzt und stumm die Wand anstarrt, entsprechend genug Zeit und die ungeteilte Aufmerksamkeit für das Album hat.

Reinhören und CD/Vinyl portofrei bestellen

Trackliste Comaniac – None For All

  1. Eye To Eye
  2. Desolation Manifest
  3. None For All
  4. Long Life Doll
  5. Start The Madness
  6. Nothing But Lies
  7. Breakdown Rite
  8. Between The Stars
  9. Self Sacrifice

Line Up – Comaniac

  • Jonas Schmid – Vocals, Guitar
  • Valentin Mössinger – Guitar
  • Tom Zürcher – Bass
  • Stefan Häberli – Drums

Video Comaniac – None For All


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



Wie bewertet ihr dieses Album?

Autor
22.11.2023
Weitere Beiträge von

Comaniac