Schweizer Abend im Z7
Nach der Swiss Rock Invasion Mini Tour befinden sich auch andere heimische Truppen auf einem Trip durch die Heimat. Angeführt von Shakra – das verspricht Grosses. Auf ins Z7!
Als Nicky (wieder mal als Knipserin im Einsatz) und ich nach 19h eintreffen, ist der Tempel schon ordentlich gefüllt. Man trifft bekannte Gesichter (Hallo Senftube Dutti…) und wartet dann gespannt auf die erste Darbietung des Abends.
Caroline Breitler
Kaufi: Als Erstes darf Caroline Breitler ans Werk. Zugegeben: Der Name ist mir bis jetzt komplett unbekannt. Die Zugerin hat jedoch bereits zwei Alben am Start und heute tritt sie mit ihrer fünfköpfigen Band wohl das erste Mal im Z7 auf.
Obwohl die Kleiderwahl eher auf „Symphonic Metal“ getrimmt ist, bietet die Sängerin soliden Hardrock, teilweise auch mit etwas moderneren Einflüssen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass für mich zumindest kein Song jetzt wirklich raussticht. Dafür trumpft die Lady mit coolem Humor – frei nach dem Motto „Wie kurbelt man Merch-Verkäufe an“. Wer also mit ihr ins Bett will – es gibt T-Shirts zu kaufen, mit denen man sich einkuscheln kann…
Caroline Breitler nutzt ansonsten die gegebene Spielzeit voll aus, den in stattlicher Anzahl aufmarschierten Fans gefällt’s. Logisch, dass es da langen und verdienten Abschlussapplaus gibt.
Dutti: Der „Pfostenhüter“ vom Dienst ist auch wieder einmal im Z7 unterwegs. Offenbar wurde ich ja bereits schmerzlich vermisst. Höchste Zeit, dieser „Konzertfabrik-Abstinenz“ entgegenzuwirken! Ein Hard Rock-Abend made in Switzerland ist für dieses Vorhaben zweifelsohne die optimale Gelegenheit. Und ja, Madame Breitler muss ich künftig zweifelsohne genauer verfolgen. Stimme und Auftreten des Mädels schreien glasklar nach mehreren Wiederholungen.
Graywolf
Kaufi: Graue Wölfe – da klingelt was. Ich hab vor ein paar Wochen das Debüt Album bekommen, hatte aber nie die Zeit gefunden, mich wirklich damit zu beschäftigen. Das ändert sich – versprochen! Ich nehme es vorweg: Den Silberling hab ich mir noch während dem Konzert gleich gekauft…
Bei Graywolf haben sich ein paar Musiker zusammengefunden, die beileibe keine Greenhörner mehr sind. Da sind gesammelte Erfahrungen von Bands wie Pure Inc, Emerald oder Celtic Frost zu hören. Das ist bereits beim absolut geilen Opener „After Midnight“ zu spüren, Kollege Dutti neben mir wird von ersten kleineren Eskalationsschüben erwischt. Das kann ja heiter werden…!
Das Quintett brettert sich danach mit grosser Freude durch die knapp 40 Minuten. Die Stimmung im Publikum ist dementsprechend prächtig. Kunststück, wenn man beispielsweise solch sägende Gitarren wie von Julien Menth und Sandro Pellegrini vor den Latz geknallt bekommt! Über die Songs selbst kann ich leider zu wenig sagen. Wie erwähnt: Die CD ist erst jetzt in meinem Player… Aber was ich höre gefällt mir prima!
Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Fronter Kevin fragt nach den musikalischen Präferenzen. AC/DC? Wer mag Bonnie Tyler? Metallica? Was ist mit James Brown? Oder Judas Priest? Ah, man kann ja etwas für ALLE spielen… Es folgt ein Mix zwischen James Brown (ich nehme das jedenfalls an…) und „Electric Eye“ (Judas Priest – DAS weiss ich!). Sehr speziell, dennoch unterhaltsam. Aber Bonnie Tyler vermisse ich…
Nach diesem Auftritt muss ich mal schauen, wann und wo man diese Herren wieder mal live begutachten kann. DANN kenne ich auch die Songs… Ah, hat meine Senftube allenfalls noch was zu ergänzen??
Dutti: Hast du mir nicht einmal vehement eingetrichtert, dass eine gute Wurst grundsätzlich hervorragend ohne Senf auskommt? (Kaufi: Wurst – ja. Aber ein Konzert ist keine Wurst! :-p) Naja, wie auch immer, um irgendwelche ergänzenden Kommentare bin ich bekanntermassen selten verlegen. Meine Erstbegegnung mit den Grauwölfen fand vor ein paar Wochen an der Rocknacht Tennwil statt. Die damalige Darbietung war zwar schon top, aber heute legen sie effektiv nochmals eine Schippe drauf. Vom bockstarken Vampir-Opener „After Midnight“ bis hin zu irgendwelchen „James Priest“- oder „Judas Brown“-Experimenten – das macht Laune! Das Publikum applaudiert völlig zurecht und ich freue mich bereits aus das nächste Aufeinandertreffen mit dem rockigen Wolfsrudel!
Shakra
Kaufi: Es scheint, als ob der Oktober 2023 komplett im Zeichen des heimischen Hardrocks steht. China und Crystal Ball auf der Bühne, Fighter V kommen mit neuer Single um die Ecke – nur bei Gotthard ist Funkstille. Dafür sind Shakra da! Nach dem starken Konzert vor gut einem Jahr an dieser Stätte, ist ein erneuter Besuch Pflicht. Nun zudem mit stark veränderten Vorzeichen!
Da ist einerseits das Publikum. War beim letzten Mal der Zuschaueraufmarsch eher enttäuschend, so dürfen sich die Emmentaler heute über ein mehr als anständig gefülltes Z7 freuen. Und dies nach einem Auftritt in einer – so hört man – vollen Schüür in Luzern am Vortag. Und so nebenbei gibt es ja auch ein neues Album zu präsentieren. Nach all den Jahren zeigen sich Shakra in einem Steigflug, der allerdings hart erarbeitet und wohl verdient ist!
Von Sekunde eins an gehen Mark Fox und seine Kollegen mit einer ungeheuren Power zu Werke. Der Sound ist grossartig (gut, im Z7 ist das normal – dennoch darf man das erwähnen…) und haut wirklich richtig rein. „The Way It Is“ – das passt dann natürlich perfekt als Opener. Und jetzt folgen 110 Minuten Hardrock auf allerhöchsten Niveau.
Im Gegensatz zu manch anderen Bands scheuen sich Shakra nicht, neue Titel in ihr Programm einzubauen. Warum sollten sie auch? Der aktuelle Silberling, ein Chartstürmer, hat genügend guten Stoff zu bieten! So schaffen es insgesamt sechs Songs ins Abendprogramm. An dieser Stätte fehlt da dann schlussendlich höchstens „House Of Rock“ – wo würde das denn sonst besser passen als hier?
Neben „Invincible“ liegt der Fokus auch heute generell auf den Alben, welche die Band seit der Rückkehr von Mark Fox aufgenommen hat. Da sind dann auch massenhaft Highlights dabei. „Cassandra’s Curse“, „High Noon“, das überragende „Something You Don’t Understand“ oder natürlich die Hymne „Raise Your Hands“. Ja, Dutti – „Raise Your Horns“ ist etwas anderes und hier etwas unpassend… (Anm. Dutti: Okay, okay, dann lassen wir Johan Hegg und seine Wikinger-Kumpels vorerst in der Mottenkiste ;-P ).
Apropos Highlight: Da kann ich „Trapped“ nicht unerwähnt lassen. Einer der wenigen Oldies, und hier gehe ich alleine wegen den Gitarrensolos fast in die Knie. Was Thom Blunier da aus seiner Klampfe zaubert, lässt meinen Fresskübel auf den Boden krachen. Dem Applaus zu urteilen sehen das die Fans wohl ziemlich ähnlich…
Im Vorfeld haben Shakra ein Experiment angekündigt. Mir hat es da bereits noch mehr graue Haare beschert… Die Fans werden aufgefordert, mit ihren Handys zu filmen! Ok, es relativiert sich dann etwas, weil es „nur“ um einen Song („On The Wild Side“) geht, mit dem Material soll dann ein Videoclip dazu entstehen. Vielleicht ist das eine Methode: Sag den Leuten, dass sie bei einem Titel filmen sollen / dürfen – vielleicht lassen sie dann ihre Spielzeuge für den Rest des Konzertes in der Tasche. Jedenfalls habe ich am Ende das Gefühl, dass es insgesamt deutlich weniger Handy-in-die-Luft-Halter hat als auch schon…
Es gibt Bands, da hat man gewisse Songs irgendwie einfach schon zu oft gehört und man wünscht sich, dass die mal gegen selteneres Material getauscht werden. Shakra hingegen haben „Rising High“ – und den will ich wirklich an JEDEM Konzert immer und immer wieder hören! Während sie den auch schon als vermeintlich letzten Titel (also vor den Zugaben) gebracht haben, lassen sie uns heute warten. Das ist dann insofern egal, denn diese „Wartezeit“ wird gefüllt mit Dingen wie „Wild And Hungry“, dem stampfenden „Cassandra’s Curse“ (Huhu, pam! Es stampft!) oder den Zugaben „Too Much Is Not Enough“ und „Fireline“. Dann ist es endlich soweit und die Fans werden endgültig in Ekstase versetzt.
Nach knapp zwei Stunden ist das endgültige Ende erreicht. Minutenlanger Applaus begleitet die fünf Musiker von der Bühne, die das alles sichtlich geniessen. Meine Herren, das war ganz grosses Kino, herzlichen Dank dafür!
Dutti: Da hast du wirklich alles wunderbar erwähnt und zusammengefasst. Ich kann dieser Machtdemonstration einfach nur staunend folgen. Das Ganze wird meines Erachtens vor allem durch den druckvollen Sound in der Halle gestärkt. Chapeau in Richtung der Technik-Abteilung!
Das Fanzit – Shakra, Greywolf, Caroline Breitler
Kaufi: Wer mich kennt, weiss dass ich ein Hardcore-Gotthard Fan der ersten Stunde bin. Doch Shakra kratzen mittlerweile sehr heftig an diesem Thron. All die neuen starken Outputs, permanent gnadenlos geile Auftritte – ich wünsche der Truppe echt, dass sie sehr bald irgendwie noch „richtig“ durchstarten können und ganz nach oben kommen! Mit solchen Shows darf das doch kein allzu grosses Problem sein, oder? 😉 Ah, und wenn ich noch einen Wunsch anbringen dürfte: Auf „Infected“ gäbe es noch ein paar nette Songs („Inferno“!), die man gerne (wieder) mal live hören würde… Dutti, was hast Du noch zu melden?
Dutti: Keine weltbewegenden Erkenntnisse… Wobei, doch! Etwas sei noch erwähnt. Am 9. Februar 2024 gastieren Shakra gemeinsam mit Rock-Out im Zürcher Dynamo. Nach dem heutigen Abriss muss ich einen Besuch dieser Veranstaltung wohl definitiv einplanen.