Souveräner Headliner mit Ausdauerdefizit
In einem bis fast unters Dach gefüllten Dynamo sorgten Smash Into Pieces am Montagabend für Begeisterungsstürme in den Reihen ihrer Fans. Zu Abzügen in der B-Note führte am Ende lediglich die verhältnismässig knapp bemessene Spielzeit. Dafür kam die Einheizer-Equipe Cyan Kicks irgendwie überhaupt nicht auf Touren.
Oha lätz! Lockeres in die Location Hineinlatschen scheint dieses Mal kein Thema zu sein, denn die Warteschlange reicht bis zur Metallwerkstatt des Zürcher Jugendkulturhauses. Das dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit eine verflucht enge Kiste werden! Trotzdem geht der Einlass in einem einigermassen ertragbaren Tempo vonstatten. Der Grund für den immensen Publikumsaufmarsch sind Smash Into Pieces aus der schwedischen Provinz Örebro. Die leicht zugängliche Alternative-Mucke der Nordmänner erlaubt es ihnen, eine breite Zuhörerschaft anzuziehen und zu bespassen. Des Weiteren waren sie (wie übrigens auch ihr Opening-Act Cyan Kicks) in diesem Jahr sogar im ZDF Fernsehgarten zu Gast und konnten dadurch ihre Popularität sicherlich nochmals steigern. Mir persönlich sind Club-Performances jedoch weitaus sympathischer als irgendwelche Auftritte im sonntäglichen «Frührentner-Matscheiben-Programm». Aber lassen wir das. Sonst taucht plötzlich noch Plappermaul Andrea «Kiwi» Kiewel auf, um unsere Ohrmuscheln mit ihren Moderationskünsten auf deren Strapazierfähigkeit auszutesten.
Cyan Kicks
Nein, in dieser Review müsst ihr ausschliesslich mit dutti’schen Wortkreationen klarkommen. Dann schauen wir einmal, welche Resultate die erste Gruppe auf meiner Bewertungsskala erzielen wird. Für die Aufwärm-Sequenzen sind nämlich die Finnen Cyan Kicks verantwortlich. Aushängeschild des Quartetts ist zweifelsohne Sängerin Susanna Alexandra. Knappes Höschen und Netzstrümpfe – mit diesem Outfit ruft sie logischerweise rasch einige Bewunderer auf den Plan. Da wird man(n) schwach. Allerdings wirkt das Ganze eben auch ein bisschen «püppihaft». Zudem bin ich nicht sicher, ob ihr Gesang wirklich immer komplett live zu hören ist. Da nützt es dann auch nicht sonderlich viel, wenn man optisch wie eine junge Doro Pesch aussieht.
Der Sound ist schon ziemlich poppig und häufig von elektronischen Elementen durchtränkt. Die Einflüsse von Amaranthe sind zwar spürbar, aber Elize Ryd und Co. schweben freilich nochmals in völlig anderen Sphären. Ich hätte Cyan Kicks effektiv mehr zugetraut. Und jetzt folgt eine Aussage, die ich wohl auch nie im Leben von meiner Wenigkeit erwartet hätte: Damals im ZDF Fernsehgarten wirkte ihre Darbietung definitiv überzeugender (Hoppla! Bleibt zu hoffen, dass mein Metalinside-Mitstreiter Luke diese Zeilen nicht zu Gesicht bekommt…). Die heute vorgetragenen 35 Minuten schreien jedenfalls kaum nach einer Wiederholung.
Smash Into Pieces
Macht’s der Headliner besser? Oh ja – und wie! Mehrere, horizontal herumstehende Videoleinwände sorgen – neben der ausgiebigen Verwendung der Scheinwerferlichter – für zusätzliche Show-Elemente. Dem zahlenden Besucher wird freilich etwas geboten. Schon früh werden Hits der Marke «Wake Up» oder «Let Me Be Your Superhero» ins Rennen geschickt, was von den Fans mit ohrenbetäubenden Jubelschreien quittiert wird. Ausserdem sind die Leute unfassbar textsicher! Frontmann Chris Adam Hedman Sörbye könnte das Mikro grundsätzlich entspannt beiseitelegen und seinen Job den Konzertgängern überlassen. Allerdings wäre es jammerschade, wenn wir sein fantastisches Stimmorgan gar nicht zu hören bekämen. Jep, dieser Typ beherrscht sein Metier. Da sitzen die Töne ohne Probleme.
Die Jungs flitzen wie üblich in ihren post-apokalyptischen Klamotten durch die Gegend. Im Hintergrund thront derweil Drummer APOC auf seiner Schiessbude. Das Markenzeichen des Felle-Klopfers vom Dienst ist seine jeweils in verschiedenen Farben leuchtende Maske. Ob man irgendwelche Versionen dieser Gesichtsbedeckung als Merchandise-Artikel ergattern kann? Wäre zumindest einmal eine spannende Abwechslung zum ganzen Shirt-Kram etc. Und wisst ihr, was in Bezug auf die Performance noch fehlt? Genau, ein paar Pyros. Die würden doch hervorragend zu einem Song wie «Big Bang» passen. Bedauerlicherweise darf im Dynamo jedoch nicht «gezeuselt» werden. Trotzdem halb so wild, denn das meisterlich präsentierte Tears For Fears-Cover «Mad World» entfacht in den Zuschauerherzen ohnehin ein akustisches Feuer. Hühnerhaut ahoi! Der darauffolgende Zugaben-Block wird schliesslich mit der Über-Hymne «Six Feet Under» abgeschlossen. Damit ist bereits nach 65 Minuten Schicht im Schacht. Der einzige Wermutstropfen eines ansonsten rundum sensationellen Gigs. Immerhin trällern alle noch das als Rausschmeisser aus den Boxen ertönende «Take Me Home, Country Roads» engagiert mit.
Das Fanzit – Smash Into Pieces, Cyan Kicks
Himmel, Arsch und Zwirn! Das Zürcher Dynamo war heute Abend wahrlich bis zum Bersten gefüllt. Die Besucher wurden jedoch mit einer astreinen Smash Into Pieces-Show entlöhnt, die lediglich in Sachen Spielzeit noch Luft nach oben aufwies. Bei den aktuell gängigen Ticketpreisen darf man da effektiv mehr erwarten. Cyan Kicks vermochten hingegen nicht zu brillieren und müssen nochmals über die Bücher.
Setliste – Smash Into Pieces
- Flow
- Wake Up
- Big Bang
- Let Me Be Your Superhero
- Arcadia
- All Eyes On You
- Out Of Here
- Running Away From Home
- Higher
- Deadman
- Vanguard
- Sleepwalking
- Forever Alone
- Mad World (Tears For Fears-Cover)
- Boomerang*
- Six Feet Under*
*Zugabe