Moderne, metallische Klänge im Plaza
Wer schon zum Wochenstart auf lautstarke Live-Musik aus war, wurde am Montagabend in der Zürcher Innenstadt fündig. Im ehemaligen Theater respektive Kino Plaza gastierten die beiden Equipen The Raven Age und Disconnected. Das französisch-englische Bündnis hinterliess am Ende zufrieden lächelnde Fans und empfahl sich fraglos für weitere Auftritte.
Wir nähern uns der schaurig-schönen Halloween-Nacht! Ehe morgen gruslige Gestalten die Gegend unsicher machen, kann man heute nochmals die Ruhe vor dem Sturm geniessen. Das ist jedoch nicht wirklich nach meinem Geschmack… Meine Gehörgänge sehnen sich nach Beschallung! Glücklicherweise kreisen gerade ein paar Raben über der Limmatstadt, die offenbar den Plaza-Club als temporären Nistplatz auserkoren haben. Eier werden zwar keine ausgebrütet, aber dafür möchten die Jungs von The Raven Age die Gunst der Stunde nutzen, um ihr neues Eisen «Blood Omen» zu promoten.
Eine vielversprechende Angelegenheit! Schliesslich konnten mich die schwarz gefiederten Vögel im Juni dieses Jahres im Hallenstadion (siehe Review) als Support von Iron Maiden restlos überzeugen. Manch einem wird das stilistisch damals nicht gepasst haben, aber Geschmäcker sind ja bekanntermassen verschieden. Zudem ist die Verbindung zu den eisernen Jungfrauen keine wirkliche Überraschung, denn Tieftöner-Ass Steve Harris ist der Vater von The Raven Age-Klampfer George Harris. Selbstverständlich möchte der Sohnemann aber sicherlich allen beweisen, dass er auch ohne Vitamin B seines bekannten Erzeugers klarkommen und selbstständig agieren kann.
Hmm, wann zur Hölle war ich eigentlich zum letzten Mal in dieser Location? Muss schon eine gefühlte Ewigkeit her sein. Das Plaza gehört sonst nämlich nicht gerade zu den Läden, denen ich häufig einen Besuch abstatte. Ah, erneut weiss metalinside.ch Rat. 2017 gab’s da mal ein gewisses Schaulaufen der beiden Saitenhexer Steve Stevens und Gus G. Trotzdem kommt mir der Bühnenbereich gleich wieder vertraut vor. Zwei Bars an den Seiten stellen die Flüssignahrung sicher und dann dauert es auch nicht mehr sonderlich lange, bis die erste Band ihr Können demonstrieren darf.
Disconnected
Los geht’s Punkt 20 Uhr mit Modern Metal aus der im Nordosten Frankreichs gelegenen Gemeinde Troyes. Disconnected entpuppen sich ziemlich rasch als bockstarke Einheizer. Der charmante, mit frecher Irokesen-Frise ausgestattete Fronter Ivan Pavlakovic ist ein echtes Energiebündel und vermag sowohl klar gesungene als auch geschriene Passagen gekonnt zu meistern. Er erinnert mich irgendwie an eine Art Metalcore-Version des Disturbed-Mikrofonhüters David Draiman. Der Sänger leistet sich strenggenommen lediglich einen kleinen Faux-pas, indem er den Organisator des Events aus Versehen kurzerhand in «Good News Promotions» umtauft (ups! kann ja mal passieren).
Ansonsten ist das Dargebotene ein echter Leckerbissen für die anwesenden Gehörgänge. Abgesehen von einer Ballade (Getreu nach dem Motto: Franzosen und die Liebe), welche den «wunderschönen» Namen «Your Way To Kill» trägt, setzt das Quintett ausschliesslich auf Kracher in der Setliste. Urplötzlich wird dann sogar noch ein Knirps aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt. Der sichtlich irritierte kleine Kerl erlebt dank dieser Aktion sozusagen eine Lektion in Sachen musikalischer Früherziehung. Nicht nur bei ihm hinterlassen Disconnected in diesen 40 Minuten hauptsächlich positive Eindrücke. Ob sie unser Land demnächst bald wieder einmal beehren werden?
The Raven Age
Um 21 Uhr treten Matt Cox (Bass, Hintergrundgesang), Tommy Gentry (Gitarre), Jai Patel (Drums), George Harris (Gitarre) und Matt James (Gesang) in Erscheinung, um gemeinsam das Zeitalter der Raben einzuläuten. Mit seinem Mantel wirkt der Sänger ohnehin wie ein «Ravenlord». Ebenfalls markant ist der blutrot leuchtende Mikrofonständer, den er jeweils in der Gegend herumtragen darf. Erwartungsgemäss gestalten die Jungs die Mehrheit des Programms mit Songs der neuen Platte «Blood Omen». In diesen Kompositionen toben sie sich meines Erachtens vermehrt im Metalcore-Sektor aus. Doch sobald ältere Tracks (wie beispielsweise das überragende «The Day The World Stood Still») zum Handkuss kommen, kehrt automatisch auch der Groove-Anteil aus früheren Tagen zurück.
Die Einsatzfreude von Tieftöner-Typ Matt ist freilich lobenswert. Insbesondere seine Growls, die er gelegentlich beisteuert, sind imponierend. George hält sich ebenfalls bevorzugt auf der rechten Seite der «Spielwiese» auf und ist dadurch oftmals in unserem Blickfeld. Der Harris-Sprössling kann effektiv mit seiner Axt umgehen. Sein Gegenüber Tommy weckt derweil aufgrund seines blonden Haupts bei mir Erinnerungen an einen Blutelfen aus einem Fantasy-Rollenspiel. Gegen Ende taucht dann überraschend noch ein vermeintlich weiteres Bandmitglied auf. Derselbe Junge, welcher zuvor schon bei Disconnected ran durfte, hat nun auch bei The Raven Age einen schnelllebigen Gastauftritt. Kurz bei Jai auf die Felle geklopft und danach geht’s sofort wieder hinunter ins Publikum. Die englischen Musiker lassen indessen ihren ansprechenden Gig mit «Fleur De Lis» ausklingen.
Das Fanzit – The Raven Age, Disconnected
Zwei starke Gruppen ermöglichten ihren Fans dank mitreissenden Performances einen angenehmen Start in die neue Woche. Die Besucher haben sich sowieso völlig entspannt verhalten. Ausserdem war die Soundqualität definitiv angenehm. Dank in Richtung Good News (oder «Good News Promotions», wie sie ja offenbar neuerdings heissen ;-P ).
Setliste – Disconnected
- Intro
- Life Will Always Find its Way
- For All Our Sakes
- I Fall Again
- Your Way To Kill
- King Of The World
- Blind Faith
- Unstoppable
Setliste – The Raven Age
- Parasite
- The Day The World Stood Still
- Essence Of Time
- Forgive & Forget
- Nostradamus
- Salem’s Fate
- Tomb Of The Unknown Soldier
- War In Heaven
- Seventh Heaven
- The Journey
- Angel In Disgrace
- Tears Of Stone
- Serpents Tongue
- Grave Of The Fireflies
- Fleur De Lis