Metalinside.ch - Wind Rose - Dynamo Zürich 2023 - Foto Kaufi
Di, 3. Oktober 2023

Wind Rose, All For Metal, Seven Kingdoms

Dynamo (Zürich, CH)
/ 12.11.2023

All For Metal!

Kaufi: Ein ganz interessantes Package hat sich für einen Besuch in der Schweiz angemeldet. Und mir hat es speziell eine Band angetan – also ab nach Zürich für Wind Rose, All For Metal und Seven Kingdoms!

Dienstagabend. Ausverkauftes Dynamo! Ich bin etwas spät dran, und verpasse dadurch den Opener Seven Kingdoms. Was mir aber nicht viel ausmacht, ich hab da von einer Cruise her sowieso nicht die besten Erinnerungen gehabt. Ich bin vor allem ja wegen All For Metal da!

Seven Kingdoms

Wie erwähnt ist der Laden heute rappelvoll. Trotzdem treffe ich schon bald mal auf Kollege Dutti, der vielleicht ein paar Worte zu den sieben Königreichen sagen kann. Ich besuche derweil mal rasch die Bar und kämpfe mich dann durch die Menge Richtung Fotograben…

Dutti: Huch?! Da ist man eigentlich bloss als Besucher anwesend und urplötzlich wird man trotzdem noch in die „Schreiberling-Pflicht“ genommen. Da muss ich mit dem Chef aber dringend über eine Gehaltserhöhung oder irgendeinen Spezialbonus diskutieren. Wobei… Quatsch mit Sauce! Wir machen das Ganze schliesslich ehrenamtlich und deshalb greife ich dem Kollegen Kaufi selbstverständlich gerne unter die Arme 😉

 Allerdings gibt es über den ersten Act Seven Kingdoms nicht sonderlich viel zu berichten. Die Amis versuchen sich an dem herausfordernden Experiment Power mit Thrash Metal zu kombinieren (was ihnen leider kaum gelingt…). Bei den Tracks, welche mehrheitlich vom aktuellen Silberling „Zenith“ stammen und auf der Bühne vermisse ich schlichtweg die Harmonie. Zu viele schräge und schiefe Elemente verhindern hier einen anständigen Musikgenuss. Wir fokussieren uns aufgrund dessen bald schon bevorzugt auf das Beobachten der nächstgelegenen „Zapfhahn-Spezies“ und überlassen die sieben Königreiche getrost ihrem Schicksal.

 Setliste – Seven Kingdoms

  1. Universal Terrestrial
  2. Chasing The Mirage
  3. Life Signs
  4. Valonqar
  5. Love Dagger
  6. Magic In the Mist
  7. A Silent Remedy
  8. Diamond Handed
  9. In The Walls

All For Metal

Kaufi: Es sticht ins Auge: Die Bühne ist viel zu klein für all diese Leute! Denn All For Metal haben da wirklich grad massenhaft Personal zu bieten… Allen voran natürlich die beiden Sänger Antonio Calanna und „Halbgottschmiede“ Tetzel, dazu zwei Saitenhexerinnen sowie die Tieftöner-Fraktion. Und als Bonus sind immer wieder zwei Tänzerinnen zu bestaunen – hier scheint sich die Italo-Deutsche Truppe etwas bei Feuerschwanz abgeschaut zu haben.

Vom ersten Ton an kocht der Laden und All For Metal zeigen, warum sie aktuell etwas vom heissesten in diesem musikalischen Sektor sind. Mit dem titelgebenden „All For Metal“ startet das Programm standesgemäss, „Fury Of The Gods“ heizt die Meute noch mehr an. Und spätestens bei „Raise Your Hammer“ ist klar: DAS wird eine True Metal Machtdemonstration!

Während der maskierte Drummer Leif Jensen und Rotschopf Jasmin Pabst herrlichst für die Kameras posen, bleibt Bassist Florian Toma erst mal im Dunkeln versteckt. Dann wagt er sich mit seiner Eisenmaske auch nach vorne und mutiert zum heimlichen Star des Abends. Sein irrer Psycho-Blick, seine ruckartige Gangart – man könnte fast Angst kriegen! Er macht dann irgendwann auch einen Ausflug ins Publikum. Da muss er die Security mehrmals auffordern, bis die kapieren dass die die Absperrung öffnen sollen…

Was auf dem Album schon top ist, funktioniert auch live hervorragend: Der Wechselgesang zwischen Antonio und Tetzel. „Born In Valhalla“ ist einfach geil, da fliegen die Fäuste in die Höhe und manch einer bekommt die Haare seines Nebenan ins Gesicht gedonnert. Und die Band hat ihren Spass!

Dass Tim „Tetzel“ Schmidt ein begeisterter Kraftsportler ist, dürfte keine grossartige Neuigkeit sein. Der Kerl ist mit seinen 1.91m ein beeindruckender Anblick, keine Frage. Ein wahrer „Mountain Of Power“ – da ist das Gewichtheben mit einer Tänzerin und Antonio absolut kein Problem!

Balladen, das ist so eine Sache. All For Metal haben da mit „Legends Never Die“ ein starkes Eisen im Feuer. Was ich nicht erwartet hätte: Das Ding ist live eine absolute Wucht! Alle Musiker ausser den Sängern setzen sich hin und laufen zu Höchstform auf. Hühnerhaut pur, unglaublich emotional. Das ist ganz, ganz stark!

Da hat das treibende „Run“ zuerst einen schwereren Stand, doch spätestens „Goddess Of War“ mobilisiert bei den Fans nochmals alle Energie. Dass ausgerechnet das fantastische „The Day Of Hammerfall“ als einziger Track des Albums nicht gespielt wird, ist zwar äusserst schade – aber die Leistung wird dadurch zu keiner Sekunde geschmälert. All For Metal liefern hier ab und es ist zu hoffen, dass wir von dieser Truppe noch ganz lange ganz viel hören werden!

Dutti: Puh! Mit-Metalinsider Kaufi hat eigentlich ziemlich alle erwähnenswerte Punkte zum Auftritt frisch formierten Schwermetall-Kapelle rausgehauen. Ich frage mich lediglich, ob sich die Akteure bezüglich der Namensgebung eventuell einmal mit Metal-Queen Doro herself unterhalten müssten. Aber vielleicht diente die Hymne von Frau Pesch ohnehin als Inspirationsquelle für Tetzel – der übrigens ebenfalls bei der sackstarken Band Asenblut engagiert ist – und Co. Der Vollständigkeit halber (und weil ich es sowieso als meine journalistische Pflicht erachte) möchte ich jedoch noch erwähnen, dass die Band unbedingt darauf achten muss, bei ihrer Gratwanderung zwingend durchgehend die Balance zu halten. Auf der einen Seite komponieren sie ohne Zweifel episches Liedgut, aber andererseits wirkt die Performance mit den muskelbepackten Kriegern und halbnackten, herumtanzenden Mädels ab und an durchaus ein wenig wie ein lächerlicher „Manowar-Macho-Verschnitt“ (und ich nehme nicht an, dass die Künstler zwingend auf die Parodie-Schiene abzielen möchten). Nichtsdestotrotz blicke ich gespannt auf meine nächste Begegnung mit All For Metal, welche Mitte Dezember dieses Jahres am Knockout Festival in Karlsruhe stattfinden wird.

Setliste – All For Metal

  1. All for Metal
  2. Fury of the Gods
  3. Raise Your Hammer
  4. Born in Valhalla
  5. Prophecy of Hope
  6. Mountain of Power
  7. Hear the Drum
  8. Legends Never Die
  9. Run
  10. Goddess of War

Wind Rose

Kaufi: Dann ist es Zeit für den Headliner. Wind Rose haben sich wohl vor allem wegen dem Ohrwurm „Diggy Diggy Hole“ in den letzten Jahren eine stattliche Fangemeinde erarbeitet. Ich hab die Italiener schon als Support von Gloryhammer gesehen, eigentlich wäre das ja meine Baustelle. Aber irgendwie packt mich das insgesamt nicht so sehr. Allerdings habe ich mich auch nie wirklich grossartig mit dem Sound auseinander gesetzt.

Und weil ich grad etwas angeschlagen bin und mit Schlafmangel zu kämpfen habe, mache ich meine Bilder, kämpfe mich durch die feiernde Masse und gehe auf den Heimweg. Dutti ist ja noch da – der kann da sicher noch etwas mehr erzählen. Ich ziehe mir jetzt noch „The Day Of Hammerfall“ rein…

Dutti: Da ist es wieder! Das Mysterium „Kaufi“. Klar, für Schlafmankos und gesundheitliche Probleme kann er logischerweise nix, aber weshalb ihm eine Kapelle wie Wind Rose, die musikalisch grundsätzlich exakt seinem Gusto entsprechen müsste, nicht gefällt, bleibt mir freilich ein Rätsel… (Anm. Kaufi: Einspruch! DAS habe ich so nie gesagt. 😉) Aber hey, so gehen uns immerhin die spannenden Diskussionen niemals aus (und die schätzen wir ja sehr😉).

 Doch wollen wir uns nun dem Headliner zuwenden. Ich bin allein schon über den Umstand beeindruckt, dass die italienischen Zwerge für ein ausverkauftes Dynamo sorgen. Ein weiteres Zeichen für die steigende Popularität der bärtigen Axt- und Hammerschwinger. Trotzdem hätte meine Wenigkeit heute Abend keinesfalls direkt mit einem „Sold Out“-Status gerechnet. Die Herrschaften haben offenbar bei ihrem gemeinsamen Gastspiel mit Alestorm, Gloryhammer und Rumahoy Ende Januar dieses Jahres im Z7 bleibende Eindrücke hinterlassen (siehe dazu gerne auch den Bericht von Kumpel Domi the Stick.)

Frontmann Francesco Cavalieri und seine Gefährten brauchen nicht lange, um den Saal in ein Tollhaus zu verwandeln. Es wird munter mitgeklatscht und herumgehüpft (was traurigerweise gleichzeitig den Verlust des einen oder anderen Gerstensaftes zur Folge hat. Mögen sie in Frieden ruhen…). Aber Stücke wie „Fellows Of The Hammer“ oder „Drunken Dwarves“ machen einfach Laune! Da schnuppert der Fünfer stilistisch stark an Ensiferum oder Turisas. Begeht bloss nicht den Fehler, Wind Rose lediglich auf ihren grossen Hit (der notabene eh nur ein Cover ist) zu reduzieren, denn ihre anderen Nummern haben ebenfalls verdientermassen ihre Daseins-Berechtigung. Trotzdem warten natürlich alle begierig auf „Diggy Diggy Hole“. Und als der markante Einstiegsrhythmus gegen Ende des Sets endlich ertönt, dominiert in den Publikumsreihen die totale Eskalation! Oha lätz, wenn die Leute hier weiter so ausflippen, graben wir uns noch alle unfreiwillig bis ins Werk 21 hinunter. Der Ohrwurm hat seinen Mietvertrag für die nächsten Tage in meinem Schädel jedenfalls unterschrieben (verfrühte Zwangsräumung ausgeschlossen). Etwas später beenden Wind Rose mit dem Hühnerhaut auslösenden „I Am The Mountain“ ihren rundum überzeugenden Auftritt. Grazie mille, ragazzi!

 Setliste – Wind Rose

  1. Intro – Of War And Sorrow
  2. Army Of Stone
  3. Fellows Of The Hammer
  4. Drunken Dwarves
  5. Mine Mine Mine!
  6. Gates Of Ekrund
  7. The King Under The Mountain
  8. The Battle Of The Five Armies
  9. The Art Of War
  10. Tales Of War
  11. Together We Rise
  12. Diggy Diggy Hole (The Yogscast-Cover)
  13. Diggy Diggy Hole (Dance-Remix)
  14. Tomorrow Has Come
  15. I Am The Mountain

Das Fanzit – Wind Rose, All For Metal, Seven Kingdoms

Dutti: All For Metal und insbesondere Wind Rose haben uns einen wunderbaren Dienstagabend beschert. Meine angeschlagene Kehle und ein hämmernder Brummschädel werden mich wohl noch die nächsten Tage ein bisschen begleiten. Im Fall der Zwerge bin ich sehr gespannt, wohin sie ihr Aufstieg noch führen wird. Da liegt theoretisch einiges drin!

Kaufi: Gleiches gilt für All For Metal, werter Kollege! Ich muss Dir zwar in dem Punkt recht geben, dass die Truppe mit der Theatralik stellenweise eine heikle Gratwanderung macht. Doch musikalisch gibt es absolut nix zu bemängeln. Es ist schlussendlich die erwähnte True Metal Machtdemonstration und ich freu mich schon jetzt auf das Wiedersehen in Karlsruhe!

Fotos Wind Rose, All For Metal – Dynamo Zürich (Kaufi)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 12.11.2023
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