Guns n‘ Roses

Guns n` Roses in Bern?

Absolut richtig, Guns n` Roses kehren in die Schweiz zurück, und zwar in die Hauptstadt. Nein, nicht das Stade de Suisse wird genutzt, sondern das Gelände der Bea Expo in Bern.

Noch nie habe ich erlebt das auf diesem Gelände ein Konzert dieser Grösse veranstaltet wurde. Bereits im Vorfeld konnte ich die Bühne ein paar Tage vor dem Konzert aus der Nähe unter Beobachtung nehmen.

Eigentlich eine ausgezeichnete Idee auf diesem riesigen Gelände ein Konzert dieser Grössenordnung zu veranstalten. So wäre es auch weiterhin möglich die grossen Acts nach Bern zu holen, welche die Kapazität des Stade de Suisse Stadion sprengen würden. Ich denke da zum Beispiel an AC/DC, falls sie dann zurückkehren.

Bereits im Vorfeld war klar, dass über 30`000 Besucher erwartet werden. Im Vorfeld stellte sich mir bezogen auf die Lokalität eher die logistische Frage; Schluckt das Gelände die Bewegung von so vielen Zuschauern? Mehr dazu später.

Pünktlicher Start, das war früher anders …

Ich  mag mich noch gut erinnern, als ich in früheren Dekaden im Hallenstadion war und es eine Normalität war, dass Axl Rose und die Band mit Verspätung auf die Bühne stiegen. Einmal sogar mit so viel Verspätung, dass ich bereits nach der Hälfte des Konzerts wieder gehen musste, um noch nach Hause zu kommen (damals konnte ich mir noch nicht ne Bleibe vor Ort leisten).

Dies ist nun aber anders (sicher auch den Vorgaben und Richtlinien geschuldet, welchen sich die Bands auch unterordnen müssen / dürfen). Pünktlich geht’s los auf der Berner Allmend.

So Easy wie es der erste Song mit Namen verkündet (It’s So Easy) hat es Axl nicht um in sein Set einzusteigen. Einige Töne hängen schief im Laub, soweit etwas, was ich erwartet habe. Aber bereits nach drei Songs scheint sich Axl eingegroovt zu haben und trifft eine Vielzahl der Höhen und Tiefen der Gesangsstruktur. Aus meiner Sicht eine erstaunliche Erkenntnis dieses Abends. Der gealterte Haudegen hats immer noch drauf und wie. Der Schweiss fliesst zwar in Strömen aber noch immer ist er auf der Bühne unterwegs wie ein Derwisch. Natürlich nicht mehr so zerstörend und schlank wie in jungen Jahren, dafür aber sehr viel dankbarer und sichtlich das Publikum und den Zuspruch geniessend.

Die Band und der Sound …

Musikalisch überzeugt Guns n‘ Roses auf ganzer Linie. Klar, Slash war und ist immer noch einer der Gitarrengötter in unserem Universum.  Aber auch Duff McKagan (Bass), Dizzy Reed (Keyboard), Melissa Resse (Keyboard) und der Rest der Band harmonieren sichtlich und wirken eingespielt. Auch das Sounderlebnis ist in diesem Open-Air-Umfeld erstaunlich positiv. Die Bässe dröhnen und die Typen am Mischpult haben das Beste aus der vorhandenen Infrastruktur herausgekitzelt. Auch bei mir hinten auf der Tribüne kommen die Töne und Melodien ohne Verlust und in bester Qualität an.

Never Ending Story?

Diesen Übertitel meine ich nicht auf die Band bezogen. Nein eher auf die Setlist. Sage und schreibe 27 (!!!!!!) Songs performen die Jungs. Dazu brauchen sie rund drei Stunden. Wenn das kein Marathon ist. Eine Setlist der Superlative mit vielen Jugenderinnerungen gespickt (von der Schülerdisco, bis zum Moshpit). Kaum ein Konzert erlebt, welches eine so umfangreiche Auswahl an Musik bietet. Auch nach drei Stunden und dem vermeintlichen Schlusslied «Nightrain» scheinen die Gunners noch nicht genug zu haben, weitere drei Songs als Zugabe markieren den gebührenden Schlussstrich dieses legendären Konzertes. Mit Paradise City geht’s zum Schluss nochmals wild zu und her in der Berner Hauptstadt.

Gelände-Strukturen

Nebenbei noch ein paar Worte zur Lokalität des Konzerts. Das Gelände scheint wie geschaffen zu sein für ein solches Konzert. Zwar sind die Wartezeiten bei Bier und Essen zeitweise nicht gerade ertragbar, aber im Kontext der Menge des Publikums dann doch akzeptabel. Eher schwierig finde ich, dass doch einige 100 Zuschauer das ganze Konzert von aussen beobachten können und ohne weitere Hilfsmittel einen grossen Teil der Bühne für nix einsehen können. Somit stellt sich auch die Frage, ob dies fair für die zahlenden Zuschauer ist. Kritisch sind dann doch auch die Laufwege, vor allem nach dem Konzert, denn viele Passagen sind nicht wirklich gut beleuchtet, ein Misstritt ist schnell passiert.
Aber dieses Gemotze ist auf einem hohen Niveau angesiedelt und sollte die Fläche wieder genutzt werden, denke ich, dass die Lehren sicher gezogen werden.

Das Fanzit Guns n‘ Roses

Ich habe nicht allzu viel von diesem Gig erwartet, aber meine Vorstellungen wurden bei weitem übertroffen. Mit dieser Show haben Guns n‘ Roses für mich den Legendenstatus definitiv erreicht. Harte Arbeit, welche hier in Bern abgeliefert worden ist. Nicht umsonst lautet die Tour auch auf den Namen W’re F’N Back! Tour. Kein Diva-Gehabe, keine Verspätung, ein runder Abend mit einem Publikum, dass auch nach dem letzten Ton eindrücklich zeigt, dass es noch 30 Songs mehr sein hätten können.

Setliste Guns n‘ Roses

1. It’s So Easy
2. Bad Obsession
3. Chinese Democracy
4. Slither
5. Brownstone
6. Welcome to the Jungle
7. Hard Skool
8. Absurd
9. Pretty Tied Up
10. Reckless Life
11. Double Talkin‘ Jive
12. Estranged
13. Live and Let Die
14. Shadow of Your Love
15. Down on the Farm
16. Rocket Queen
17. You Could Be Mine
18. V. Eye
19. Anything Goes
20. Locomotive
21. Civil War
22. Slash Guitar Solo
23. Sweet Child o‘ Mine
24. November Rain
25. There Was a Time
26. Patience
27. Nightrain
28. Wichita Lineman*
29. Don’t Cry*
30. Paradise City*

Wie fandet ihr das Konzert?