Knöppel sind zurück – und wie!
Rückblende ins 2016: Midi – früher bekannt als Jack Stoiker – veröffentlicht mit Knöppel „Hey Wichser“ ein schweizerdeutsches Punk-Album, wie es zuvor noch keines gegeben hat. Witzige, obszöne Texte, welche aber nicht selten auch noch eine zweite Ebene haben. Und dazu roher, simpler Punk. Ich war begeistert, und bin es ehrlich gesagt immer noch.
Der Nachfolger „Faszination Glied“ hat mich dann eher enttäuscht – wohl vor allem wegen dem übermächtigen Vorgänger, den im Nachhinein betrachtet war auch diese Scheibe alles andere als Schwach. Und nun also „Sex Jazz Scheisse“. Ich find schon nur geil, das sich der Albumtitel aus drei Songtiteln zusammensetzt. „Sex“ (naja), „Jazz“ (genial, erstmals mit Leadgesang von Bassist Marc) und „Scheisse“ (geil) sind in der Mitte des Albums platziert und somit quasi das Kernstück. „Achtsamkeit und Harmonie“ ist die Single und widmet sich dem Onanieren, wenigstens peripher. „Niereschtei Olé“ beschäftigt sich sieben Jahre nach „Mittelohrentzündig“ vom Debüt wieder einmal mit medizinischen Problemen. Und in den Tracks zwei und drei geht es um Glieder, das Hauptthema des zweiten Album.
Alles beim alten also? Nicht ganz. Mit „Fukuyama“ haben Knöppel erstmals einen Track, der nicht nur versteckt Sozialkritisch ist, sondern sich (relativ) Ernsthaft mit dem Buch „Das Ende der Geschichte“ des amerikanischen Soziologen und Politikwissenschaftler Francis Fukuyama beschäftigt. Mit „Ii mo bis uf Wil“ gibt es zudem einen Coversong – eine genial eingedeutschte Version des Motörhead-Tracks „Going To Brazil“ von meinem Lemmy-Lieblingsalbum „1916“. Und mit „Erwachse“ hat sich scheinbar erstmals sogar ein Jack Stoiker-Track auf ein Knöppel-Album verirrt. Ein würdiger Abschluss einer starken Scheibe!
Das Fanzit – Knöppel – Sex Jazz Scheisse
Klar, wer mit der Band bisher nichts anfangen konnte, wird wohl auch von „Sex Jazz Scheisse“ nicht wirklich begeistert sein. Wer aber wie ich schon zu den Fans der Band gehört, wird mit der Scheibe auf jeden Fall seinen Spass haben! Für mich auf einer Stufe mit dem übermächtigen Debüt. Und dies ist immerhin die beste Schweizer Punk-Platte aller Zeiten …
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