Frauen-Power am Mikrofon
Den Gästen in der Lenzburger Met-Bar wurde am Samstagabend ein melodiöser, symphonischer Klangteppich in schwungvoller Art und Weise vorgetragen. Dabei vermochten mich insbesondere Shadowpath zu beeindrucken. Weitere erwähnenswerte Anekdoten sind in den nachfolgenden Zeilen zu finden. Des Weiteren wird der Bericht mit sehenswertem Bildmaterial aus der Knipsmaschine von Kollege Friedemann ausgeschmückt.
Schnapszahl-Zeit! Wir haben den 11.11.! Aber nein, ihr Narren, keine «Fasnacht» für Dutti… Das überlasse ich völlig freiwillig und gerne den passionierten «Guggemusig»-Liebhabern. Nichtsdestotrotz führt mich auch mein Pfad am heutigen Abend zu einer Live-Beschallung. Allerdings zählt dieser eher zur metallischen Gattung. Die Gruppen Shadowpath und DevilsBridge schauen in der berühmt-berüchtigten Honigwein-Taverne vorbei. Das bedeutet einerseits bezaubernde Klänge und auf der anderen Seite talentierte Damen, die am Mikrofon den Ton angeben.
DevilsBridge
Die Teufelsbrücke liegt für einmal nicht im Kanton Uri, sondern ist nach St. Gallen herübergewandert. Aus der dort gelegenen Stadt Wil stammt die Band, die sich nach dem Überweg des Gehörnten benannt hat. Die Formation existiert eigentlich schon seit ein paar Jährchen, kam aber aufgrund von diversen Besetzungswechseln lange nicht so richtig in die Gänge. 2022 gaben die fünf Musiker mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums «Sense Of» ein relevantes Lebenszeichen von sich. Und nun bin ich gespannt, was sie uns auf der kleinen, aber feinen Met-Bar-Bühne alles bieten werden.
Bedauerlicherweise verläuft der Start (primär an der Gesangsfront) ein bisschen holprig. Frontmädel Dani ist zweifelsohne ein Energiebündel und eine waschechte Partynudel. Mit ihr droht garantiert nie eine Feier wegen Langeweile einzudösen. Allerdings wird ihr diese überdrehte Art meines Erachtens ab und an zum Verhängnis. Sie möchte stellenweise beinahe zu viele unterschiedliche Elemente in ihre Stimme packen und dann überschlagt das Ganze. Und die ständigen «Wuhu»-Rufe müssten ebenfalls nicht unbedingt sein (das erinnert mich an irgendwelche College-Chicks aus dem Ami-Land, die übertrieben euphorisch in Limousinen zu ihren Abschlussbällen flitzen). Ungeachtet dessen steckt fraglos einiges an Potenzial in Danis Stimmorgan. Mit ein wenig Schleifarbeit müsste das dann passen. Im zweiten Teil des Gigs lässt sie nämlich diverse Male durchblicken, welche «Wow-Effekt-Töne» sie aus ihrem Körper herauskitzeln kann.
Programmtechnisch rattern die Akteure fast ihr vollständiges Debütwerk durch. Klampfer Tom macht jedem Ventilator Konkurrenz. Ein Dauerpropeller, wie er im Buche steht. Basser Steve findet derweil während einer Pause zwischen den Songs sogar rasch einen freien Augenblick, um sich eine neue Ladung Snus in die Fressluke zu schieben. Und aufgepasst auf Saitenhexerin Vany. Eine zierliche Person, die ihr Instrument jedoch hundertprozentig im Griff hat. Zudem nutzt sie gerne die Podeste auf der Bühne, um sich gekonnt in Szene zu setzen. Das ergibt dann automatisch wunderbare Sujets für die knipsende Abteilung. Nach rund 50 Minuten wird das Set schliesslich mit dem Track «Time» beendet.
Shadowpath
Die nächste Stunde steht gänzlich im Zeichen einer Reise durch symphonische und progressive Klangfolgen. Diese wird unter der Leitung von Shadowpath durchgeführt. Mit dem Doppelpack «For A Final Ultimatum» und «Chaos Equation» geht’s direkt kraftvoll los! Metalinside-Kumpel Luke hätte an der Bandkonstellation sicherlich viel Freude, denn mit Philipp ist ein lebendiger Tastenmann am Werk. Die Live-Keyboarder sind also freilich noch nicht ausgestorben. Mit galanter Fingerfertigkeit untermalt er die jeweiligen Stücke mit bezauberndem Geklimper. Ausserdem ist er für bitterböse Growls verantwortlich. Diese stehen in krassem Kontrast zur engelsgleichen Stimme von Sängerin Simone. Aber exakt diese Gegensätze schätze ich so sehr in dieser Genre-Ecke.
Das Programm besteht hauptsächlich aus Liedgut vom Erstlingseisen «Rumours Of A Coming Dawn» (welches ich für unser Magazin vor einigen Jahren ausgiebig analysieren durfte). Jedoch waren die Protagonisten inzwischen keinesfalls untätig. Man arbeite fleissig an neuen Kreationen. Eine kleine Auswahl davon bekommt das Publikum am heutigen Abend exklusiv zu hören. Da wäre beispielsweise die Nummer «Outside The Tetrahedron». Und schau an. Völlig unerwartet und überraschend lässt jetzt auch Simone ihre innere «Brüll-Bestie» raushängen. Unholy guacamole! Das lässt mich vollends aus den Latschen kippen. Grosses Kino! Nun deckt sie effektiv die gesamte Sparte ab. Von opernhaften Sequenzen bis hin zu kehligen Lauten – eine beeindruckende Palette! Das verleiht der Equipe selbstverständlich zusätzlichen Facettenreichtum. Die Vorfreude auf das nächste Album ist soeben ins Unermessliche gestiegen.
Shadowpath legen einen unfassbar souveränen Auftritt aufs Parkett. Das ist wirklich eine Steigerung im Vergleich zu unserer letzten Begegnung (welche meines Wissens irgendwann 2019 gewesen sein müsste). Da können DevilsBridge durchaus noch den einen oder anderen Trick von ihren Mitstreitern erlenen. Das ständige Grinsen der Musiker verrät klar, dass sie sich riesig über die positiven Reaktionen seitens Zuhörerschaft freuen, welche ihre Songs hervorrufen. Saitenhexer James, der heute zum ersten Mal mit der Truppe im Live-Gewand agiert, meistert seine Aufgabe ebenfalls ohne Schwierigkeiten. Dank solcher Leistungen verstärkt die Band eindeutig ihr Existenzrecht im helvetischen Symphonic-Sektor.
Das Fanzit – Shadowpath, DevilsBridge
Eine gut besuchte Location und eine bockstarke Shadowpath-Performance waren in der Endabrechnung die Highlights dieses Konzertabends. In diesem Stil darf es meinetwegen ungeniert weitergehen. Checkt gerne einmal das Programm der Met-Bar ab, um kein mögliches Spektakel zu verpassen.
Setliste – DevilsBridge
- Rebirth
- Illusion
- Perfection
- Reality
- Space
- Life
- Instinct
- Fire Free
- Death
- 7th Sense
- Time
Setliste – Shadowpath
- For A Final Ultimatum
- Chaos Equation
- Outside The Tetrahedron
- Seed Of Hope
- Deny Me
- Another Inquisitor
- Unwounded We Bleed
- Beta
- At The End Of It All