The Return To Böswil
Domi the Stick (DtS): Nach der Erstausgabe im November 2022 ging das Eye See You Festival am 25. November 2023 in die zweite Runde. Neben anderen Wiederholungstätern war auch Metalinside erneut vor Ort, um ein zweites Mal kleinere Schweizer Bands abzufeiern und über sie zu berichten.
Zwar wurde die Länge des Festivals von zwei auf nur noch einen Tag reduziert, doch muss man in Anbetracht der noch immer hohen Bandanzahl – statt dreizehn Bands an zwei Tagen stehen nun elf Bands an einem Tag auf dem Programm – eher von einer Verdichtung als einer Reduktion sprechen. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Zahlreiche Darbietungen von kleineren Schweizer Metaltruppen in der gemütlichen Umgebung des Boswiler Chillouts. Ach ja, eine der Bands wird heute sogar ihre Abschiedsshow (der jetzigen Besetzung) spielen. Dabei handelt es sich um niemand Geringeres als Ophelia’s Eye, die Band der Festival-Organisatorin Corinne Ryter. Doch mehr dazu später.
Wegen besagter Verdichtung sieht das Programm nun einen etwa dreizehnstündigen Marathon vor: Von 12:45 bis nachts um 2 sollen Bands spielen, und danach ist noch eine Afterparty vorgesehen. Mangels passender Nachtverbindung reisen Larry, welche unsere Instagram-Community mit Live-Eindrücken versorgt, und meine Wenigkeit also mit dem Auto an.
Pünktlich zur Türöffnung kurz nach Mittag betreten wir das Chillout und sofort fällt uns auf: Im Vergleich zu letztem Jahr, als anfangs kaum Gäste und viel eher nur Helfer und Musiker anwesend waren, sind heute viel mehr Besucher von Beginn an dabei.
Das freut natürlich die erste Band, Beyond Dystopia, welche gerade noch mit dem Soundcheck beschäftigt ist. Mit einem Bierchen, das wir beim sympathischen Barteam der Location bezogen haben, verschieben wir nach dem Soundcheck Richtung Bühne und warten gespannt auf den ersten Auftritt des Tages.
Beyond Dystopia
(Fast) pünktlich um 12:45 geht es los. Den Anfang machen Beyond Dystopia aus dem Berner Oberland. Was gleich ins Auge Ohr sticht: Der Sound ist überraschend sauber abgemischt; da hat der kurze Soundcheck seinen Zweck erfüllt. Das in weisse Hemden gekleidete Trio liefert spannenden Metalcore mit sehr viel Groove. Mein Augenmerk gilt dabei vor allem dem Schlagzeuger Pascal, der sehr gut weiss, wie er seine Becken effektvoll einsetzen kann. Doch auch Basil und Sam, die mit Gitarre respektive Bass am Bühnenrand stehen und zu zweit den vokalen Teil der Musik liefern, gilt grosses Lob. Die Kompositionen sind stimmig, das Auftreten überzeugend, und der Auftritt als Gesamtes sehr kurzweilig.
So sind dann die einberechneten dreissig Minuten auch blitzschnell vorbei. Glücklicherweise bekommen nur die erste und die letzte Band dreissigminütige Slots; für den Rest gibt es fünfundvierzig respektive für Pertness und Chaoseum sogar sechzig Minuten Spielzeit. Beyond Dystopia sind – wie später auch die anderen Bands – nach dem Auftritt und ihrem Abbau am linken Saalrand bei den Merchandise-Tischchen anzutreffen.
Setlist Beyond Dystopia
- Reality
- Void
- Depression
- Stockholm
- Myselves
- Slave
- Virus
Fotos Beyond Dystopia (Fredy)
Judge Minos
Nach diesem ersten sehr starken Auftritt sind Judge Minos an der Reihe. Leider dauert der Umbau vor ihrem Slot jedoch etwas länger, und so beginnen die Heavy Metaller ihren Soundcheck erst nach dem eigentlich geplanten Konzertbeginn. Hier stolpert die Band noch über Probleme mit dem Mikro des Sängers Eagle, für deren Lösung der Mischer, der einen langen Tag vor sich hat, blitzschnell zwischen seinem Pult und der Bühne hin- und herrennt. Während des Mikrotests kommen wir in den Genuss einer längeren A-cappella-Einlage.
Larry: An diesem Punkt möchte ich wirklich das sportliche Engagement des Mischers hervorheben: Wie ein geübter Hindernisläufer springt er souverän über den Rand der Bühne zur Technik. Respekt!
DtS: Die Probleme scheinen bald behoben und der Auftritt kann beginnen. Gitarren, Bass und Schlagzeug legen los, und… leider bleibt die Freude von kurzer Dauer, denn das Mikro bockt weiterhin, und der gesamte erste Song «The Keeper Of Imbalance» bleibt ohne Gesang. Dies, obwohl der Mischer in der Zwischenzeit mit einem Kabelmikro zu Hilfe geeilt ist. Ab «The Deadman» wird dieses dann auch eingesetzt und, siehe da, man hört nun jeden der fünf Musiker.
Musikalisch befinden wir uns weit weg vom Metalcore, in den Tiefen klassisch angehauchten, wenn auch meist eher schnellen Heavy Metals. Damit geht auch das eine oder andere Gitarrensolo einher, das die Menge genüsslich entgegennimmt. Insgesamt empfinde ich auch diesen Auftritt als sehr kurzweilig und der berüchtigte Funke springt auf mich viel eher über, als er es vor einigen Jahren in der Metbar, bei meinem ersten Zusammentreffen mit der Band, tat. Aufgrund der Verzögerung im Zeitplan muss die Band dann leider zwei Songs von ihrer Setlist streichen und schon müssen wir nicht mehr so viel Zeit aufholen.
Setlist Judge Minos
- The Keeper of Imbalance
- The Deadman
- Sinner’s Hymn
- Final Flash
- Sea Of Lies
- Believe Or Die
Fotos Judge Minos (Fredy)
I, Delusionist
Stilbruch, und wie! Der dritte Act hört auf den Namen I, Delusionist und versorgt uns mit von orchestralen Klängen untermaltem Deathcore. Auch Djent-Einflüsse sind kaum zu verleugnen. Diese Mischung, gepaart mit einer wahnsinnigen Live-Energie, haut das Publikum weg. Stellt euch eine fünfköpfige Band vor, die das Parkett betritt, ab der ersten Sekunde derart Gas gibt, dass der gesamte Saal gebannt zur Bühne schaut, und damit nicht aufhört, bis etwa 45 Minuten später der gesamte Spuk vorbei ist.
Larry: Ich muss dir absolut Recht geben, dass sie das Publikum in ihren Bann ziehen! Aber das mit dem unaufhörlich gebannt zur Bühne Schauen stimmt so nicht: Wie soll man sonst bitte schön die Haare kreisen lassen?
DtS: Mit ihrer Musik provoziert die Band die ersten, anfangs noch zögerlichen Pits des Tages. Es wird gemosht und gerannt. Breakdown auf Breakdown provozieren Headbangen und andere Tanzformen, deren Tempo I, Delusionist nicht nur über die Instrumente, sondern auch über die eigenen rhythmischen Bewegungen vorgeben. Spezielle Erwähnung verdient zweifelsohne der Fronter, der mit diabolischen Growls und einem enormen Bewegungsdrang die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Als der Timer auf die eingeplante Dreiviertelstunde zugeht, müssen auch die Deathcorer aus Basel noch Songs zusammenstreichen. Die Band entscheidet sich, «Poisoned Nation» zu spielen, und holt damit noch einmal alles aus dem Publikum raus. Mit diesem energetischen Feuerwerk haben sich I, Delusionist definitiv als Anwärter für den Gig des Tages positioniert!
Setlist I, Delusionist
- Nadir (Intro)
- Age Of Regression
- Titan’s Heir
- Observer
- Generation Of Apathy
- Dead Skin
- The Burden
- Socially Transmitted Disease
- Poisoned Nation
Fotos I, Delusionist (Fredy)
Ophelia’s Eye
Viel früher als letztes Jahr, nämlich schon als vierte Band, sind Ophelia’s Eye an der Reihe. Die Truppe hat leicht corig angehauchten Melodeath im Angebot und vermochte mich bisher immer wieder zu überzeugen. Leider wird dies der allerletzte Auftritt in der heutigen Form sein.
Mit dem selbstbenannten Track «Ophelia’s Eye» startet die Formation in ihr Set. Wohl aufgrund der sehr starken Leistung des vorangegangenen Acts dauert es einen Moment, bis Ophelia’s Eye die Zuschauer im Sack haben. Doch im Laufe des Sets tauen Publikum und Band auf. Einem Gewitter von schnellen Beats, druckvollen und melodiösen Riffs sowie fiesen Growls steht also nichts mehr im Wege. Seitens des Publikums liegt auch der eine oder andere Pit drin, aber den Fokus dürften viele (inklusive mir) gerade eher aufs Headbangen legen.
Für die Band ist dieser Auftritt bestimmt auch ein wenig emotional. Nach jeder Menge gemeinsam verbrachter Zeit und dementsprechend vielen Auftritten ist nach diesem Gig Schluss. Einzig Gitarristin Corinne und Bassist Sandro werden das Projekt irgendwie weiterführen (Nachtrag: Inzwischen wurden die neuen Mitglieder Jan, Noah und Noé vorgestellt und im Januar macht sich der neue Fünfer ans Songwriting). Vielleicht diesem Umstand geschuldet, vielleicht aber auch nicht: Bei den fünf Musikern verspüre ich eine Art Lockerheit, eine Vertrautheit unter sich und mit dem Publikum, ganz bestimmt jedoch ganz viel Freude an diesem letzten Auftritt.
Setlist Ophelia’s Eye
- Ophelia’s Eye
- Pain And Sorrow
- Speak Words Of Destruction
- The Demon Behind My Mind
- Fuck My Trust
- Fight For Us
- I’m Explosive
- Hopeless World
- My Honor
- Human Abyss
Fotos Ophelia’s Eye
A Small District
Eigentlich hätten ja Sickret auf dem Programm gestanden – und tun es auch auf den bereits gedruckten Flyern und Shirts. Doch leider müssen die Jungs aus Sursee wegen Krankheit passen. Trotz sehr kurzfristiger Absage hat Corinne einen mehr als würdigen Ersatz aus demselben Genre gefunden: A Small District.
Zugegeben, ich war von dieser Absage am Vortag etwas enttäuscht; schliesslich hatte ich mich gerade auf Sickret besonders gefreut. Umso erfreuter zeige ich mich, als A Small District die Bühne betreten. Der Vierer beliefert uns ebenso mit Nu Metal, der aber etwas weniger Hip Hop-Einflüsse beinhaltet als jener von Sickret. In diese aufpeitschende Mischung bauen A Small District auch immer wieder Breakdowns ein, wofür sich das Publikum schon den ganzen Tag empfänglich zeigt. Pure Eskalation also! Die Band erweist sich als mehr als würdigen Sickret-Ersatz.
Zwischenfazit: Wenn es mit der zweiten Hälfte der Bands so weitergeht, wird das ein genialer Festivaltag.
Larry: Stimmungstechnisch ist das bis zu diesem Punkt mein Highlight! Das Publikum ist super motiviert und rund um mich herum flogen alle möglichen Körperteile. Ich freue mich, die Band bald mal wiederzusehen.
Setlist A Small District
- Let Go
- I Don’t Care
- Break Me Again
- Break Out
- SCDEM
- Flip A Coin
- Falling Apart
- No Control
- In This Moment
- Closer
- Back In The Game
- Bring It Back
Fotos A Small District (Fredy)
Abendessen!
DtS: Bereits in der letzten Pause hatte ich mich kurz schlaugemacht bezüglich des Essensangebots. Wie auch letztes Jahr kann man an der Bar etwas vom zur Location gehörenden Gasthof zum Löwen bestellen und es im Konzertsaal konsumieren. Dass da nicht nur Pommes Frites, Chicken Nuggets und der (wirklich sehr feine!) Leueburger drinliegen, sondern auch die Saisonkarte, nutze ich mit Vergnügen und bestelle mir den Schupfnudelteller mit Herbstgemüse. Einziger Fehler im Plan: Es ist halb sieben und mit der Idee, etwas zu essen, bin ich längst nicht mehr alleine. Entsprechend lange ist die Wartezeit und ich erhalte meine Mahlzeit erst nach Beginn von Rizon. Doch eines sage ich euch: Das Warten hat sich gelohnt! An dieser Stelle empfehle ich gerne das Restaurant und die Kochkünste der Küchencrew, die man auch abseits von Konzerten in Anspruch nehmen kann.
Rizon
Schupfnudeln, Pilze, Marroni, Rosenkohl und Rotkraut verschlingend gönne ich mir den Auftritt von Rizon also von etwas weiter hinten. Schon vor dem Festival fragte ich mich, wie die Band, die musikalisch etwas aus dem restlichen Line Up heraussticht, ankommen würde.
Nun, der Melodic Metal, den uns die schon mehr als 25 Jahre aktive Truppe präsentiert, kommt hier hinten etwas schlecht abgemischt an. Zu laut sind die Vocals von Sängerin Anastasia im Vergleich zu jenen ihres männlichen Counterparts Matt. Im Laufe der Zeit verbessert sich jedoch dieser Umstand, und als ich nach meinem Znacht etwas weiter nach vorne stehe, hat die Abmischung ein akzeptables Niveau erreicht. Leider packen mich Rizon weiterhin nicht so richtig, obwohl ich Melodic und Power Metal eigentlich nicht abgeneigter bin als Metalcore. Ob dies also eher dem Stil oder etwas anderem geschuldet ist, vermag ich leider nicht herauszufinden. Gespräche im restlichen Verlauf des Abends deuten jedoch darauf hin, dass der Rizon-Auftritt auch für andere ein Dämpfer war.
Naja, Geschmäcker sind eben verschieden, und es stehen ja noch fünf weitere Bands auf dem Programm!
Setlist – Rizon
- Truth Or Consequences
- Love Your Life
- High Noon
- Nevermore
- Torn
- Save My Soul
- Fuckin’ Rock It
Fotos Rizon (Fredy)
Pertness
Wir befinden uns bereits bei den Headliner-Slots von Pertness und Chaoseum! Erstere sind zuerst an der Reihe und wollen den Saal mit ihrem Swiss Highland Metal erobern. Auch diesen Auftritt habe ich mit Freude erwartet; schliesslich hatte ich über Pertness bisher nur Gutes gehört. Leider scheint bezüglich der Abmischung auch jetzt etwas gehörig schief zu gehen. Ja, es wird sogar der soundtechnische Tiefpunkt des Abends bleiben. Der Bass dröhnt nur so aus den Subwoofern, überschlägt sich teilweise und schluckt die restlichen Klänge wie ein Störsender. Bei zu basslastiger Abmischung in der Nähe der Bühne pflege ich jeweils etwas weiter nach hinten zu gehen, doch leider sind die Voraussetzungen da nicht besser.
Zurück nach vorne also, damit ich immerhin sehe, was ich auch hören sollte. Und schliesslich ist wenigstens die Freude am Musizieren, welche die in schwarze Kilts gekleideten Männer an den Tag lagen, ein wahrer Genuss! Die Jungs strotzen vor positiver Stimmung und strahlen diese trotz eher statischer Positionierung auf der Bühne weit ins Publikum. Mit der Zeit, leider erst so ab der Hälfte des Sets, wird auch die Abmischung minim besser (bleibt jedoch bis zum Ende durchzogen). Die einzelnen Songs lösen sich aus dem wirren Klangteppich und beginnen zu gefallen. Gerade einer eher gegen Ende; war das «Metamorphosis»?
Nach nur circa fünfzig Minuten statt der eingeplanten vollen Stunde verabschieden sich die charismatischen Berner Oberländer vom Publikum. Einige rechnen wohl noch kurz mit einer Zugabe, doch das angehende Licht und der beginnende Umbau zerstören diese Hoffnung schnell. Persönlich hat mich dieser Auftritt leider nicht wirklich überzeugt. Doch die Band scheint das Potenzial zu haben, mich unter den richtigen Voraussetzungen besser zu packen, weshalb ich eine weitere Gelegenheit auf einen Gig bestimmt nutzen werde!
Setlist – Pertness
- Worlds Of Lies
- Cold Wind Of Death
- Fortress
- Foggy Dew
- From The Beginning
- Farewell To The Past
- My Prophecy
- Metamorphosis
- Seven Times Eternity
- Decline
- Frozen Time
- The Star Of The County Dawn
Fotos Pertness (Fredy)
Chaoseum
Dank dem kürzer als geplanten Pertness-Set und effizientem Umbau befinden wir uns nun wieder im Zeitplan! Leicht überpünktlich starten Chaoseum in ihr Set. Der bereits während Pertness und in der Pause anwachsenden Besucheranzahl nach zu urteilen, ist Corinne mit der Verpflichtung der Westschweizer der Fang eines Publikummagnets gelungen. Denn spätestens seit die Band im Sommer 2022 das Out In The Green Festival eröffnete, dürfte ihre Bekanntheit in der Deutschschweiz massiv angestiegen sein.
Während des Auftritts realisiere ich schnell: Chaoseum sind keine Band, die man sich an einem Festival ansieht und dann wieder vergisst. Dafür ist die Bühnenperformance schlicht zu herausstechend. Zu «Unreal», wenn man dem ersten Titel Glauben schenkt. Dabei ist das Zentrum unserer Aufmerksamkeit ganz klar Sänger C. K. Smile (der Name passt zum Make-up), der gerne auf den Podesten am Bühnenrand performt und dabei bis auf die Höhe der schwarzen Kronleuchter des Chillouts hochragt. Doch auch die kontrastierende Ruhe des Gitarristen Valery Veings, gepaart mit seinem aufgemalten Kreuz im Gesicht, tragen zur fesselnden Atmosphäre bei. Und wenn auch Drummer bei mir überdurchschnittlich stark im Fokus stehen sitzen, muss Greg Turini mit seiner irrwitzigen Spielweise jedem der Anwesenden aufgefallen sein.
Obwohl «Smile Again» bereits an der dritten Stelle verballert wurde, Langeweile kommt auch im restlichen Set nie auf! Im Gegenteil: Der Nu Metal à la Korn, den uns die Lausanner servieren, lässt die Zeit nur so vorbeifliegen. Definitiv eine willkommene Abwechslung, nachdem ich an den letzten beiden Acts ein wenig zu beissen hatte. Glaubt man der Uhr, spielen Chaoseum tatsächlich am längsten (da Pertness ihr Set nicht vollends ausnutzten), und doch ist viel zu schnell Schluss. Gerne auf ein nächstes Mal!
Setlist Chaoseum
- Unreal
- I, Sexy Zombie
- Smile Again
- My Wonderland
- Dance On My Grave
- Welcome Home
- Sanctum Cinerem
- Until The End
- First Step To Hell
- The Third Eye
- Fly Away
- What If
Fotos Chaoseum (Fredy)
Moment of Madness
Zeit für die After-Headliner-Acts. Wie aller guten Dinge, sind es deren drei. Und dies trifft nicht nur auf die Anzahl verbleibender Bands zu, sondern auch auf die drei Musiker von Moment of Madness, die nun an der Reihe sind. Wie anfangs schon Beyond Dystopia liefert auch dieses Metalcore-Trio einen stabilen Auftritt. Gerade in Sachen Energie drehen die Basler sogar noch ein Stück auf und vor allem der für die harsh vocals zuständige Leandro Perin scheint auf der eigentlich anständig grossen Bühne kaum genügend Auslauf zu finden (kein Wunder, schliesslich durfte die Band als Gewinner des Greenfield Band Contests im Sommer die deutlich grössere Eiger Stage rocken…). Die drei Herren in weissen Hosen sorgen so für ein kurzweiliges Set, viel tiefes, langsames Headbangen und eine grandiose Stimmung. Und dies, obwohl sich der Saal gleich nach Chaoseum beträchtlich leerte.
Larry: Und die Energie ist definitiv auf das Publikum rübergesprungen! Nach den beiden Headlinern war ich relativ ausgelaugt, doch Moment of Madness haben mir nochmals eben diese Energie eingeflösst, die für den restlichen Abend reichte. So sollte es immer sein.
Setlist Moment of Madness
- Manipulation
- Far Away
- My Treasure
- Restless
- Don’t Be Foolish
- Guiding Light
- The End Of The World
- Invincible
- Vulnerability
- Darkness
- At A Time
Fotos Moment of Madness (Fredy)
Uncircle
DtS: À propos tiefes, langsames Headbangen: Wer jetzt noch nicht genügend aufgewärmt ist (was mich nach neun Bands zutiefst erstaunen würde), kommt gleich auf seine Kosten…
Doch der Reihe nach: Schon beim djent-angehauchten «Via Dolorosa» und dem langsameren, doch rhythmisch vorantreibenden «Social Death Works» wird mir klar: Auch wenn ich für den Moment eigentlich genug von Metalcore habe, wird das ein ganz spannendes Konzert! Die von Uncircle gespielte, eher bösere Art des Subgenres (härtere Riffs, mächtiges Drumming, wenig bis keine cleane Vocals und dafür Growls aus der Hölle) holt noch einmal die letzten Reserven aus mir raus. Und selbstverständlich auch aus dem restlichen Publikum.
Fetzige Breakdowns, jede Menge Einsatz des China Cymbals, rhythmische Variationen… Mein Schlagzeugerherz springt vor Freude. Und ich erwähne es nochmals: Sänger Flo serviert uns Growls aus den Tiefen der Hölle, aus den eisigsten Orten von Hel, aus den übelsten Ecken der Gehenna, von weit weg jenseits des Charon oder der Barzach. Ach, ihr wisst, was ich meine, und irgendwie muss ich ja meine Faszination ausdrücken. Es sind Growls, die einen bis ins Knochenmark erschüttern und den Unterkiefer runterhängen lassen.
Wir hatten über den Tag verteilt viele Bands, die eine astreine Show präsentiert haben. Dabei war auch allen der Spass am Musizieren anzumerken. Doch gerade was Letzteres betrifft, und vor allem auch die Kombination von Show und Spass, nehmen Uncircle mit viel Abstand den ersten Platz ein. Jedem einzelnen der Westschweizer ist anzumerken, dass sie für diese Momente leben. Für mich definitiv die Überraschung des Festivals! Und dies noch bevor die Band aus Monthey ein Aerobic-Programm sondergleichen einleitet und den noch verbleibenden, harten Kern zum Gymnastik-Headbangen des Todes anleitet. Schön tief in die Knie, und jetzt Kopf hoch und runter!
Der Auftritt soll fertig sein? Aber bitte! Zuerst muss da noch in die Kiste des Schams gegriffen und Backstreet Boys gecovert werden. Aber: «Everybody (Circle’s Back)» in diesem Gewand macht echt Laune, ist DIE perfekte Hymne für den Abschluss dieses Tages und erinnert damit stark an das Scooter-Cover, das Lotrify vor einem Jahr als Abschlusssong lieferten.
Übrigens: Anfangs Dezember veröffentlichten «Uncircle» ihr neues Album «Via Dolorosa». Reinhören lohnt sich.
Larry: Immer wieder herrlich, wie Metalcover eines 90er-Jahre-Popsongs Metalheads tanzen, springen und mitsingen lassen. Das war DER Moment des Abends des Abends für mich. Alle hatten einen Heidenspass im Pit zur Musik der Backstreet Boys.
Setlist – Uncircle
- Via Dolorosa
- Social Death Works
- #JeSuis
- The Mirror’s Eyes
- Behind The Smmile
- Shining Sky
- Checkpoint
- Feeling Something
- The Only Solution
- Everybody (Circle’s Back)
Fotos Uncircle (Fredy)
Lasskahl
DtS: Doch halt! Es ist ja noch gar nicht Schluss. Auf der einen Seite verstehe ich jeden, der sich nach diesem eigentlich perfekten Abschluss auf den Heimweg begibt. Doch auf der anderen Seite dauert der Umbau nicht mehr lange und wenigstens reinhören könnte man ja auch bei Lasskahl noch. Zumal auch nur dreissig Minuten für das Rauswurf-Set eingeplant sind.
Zugegeben, was Uncircle hier gerade geliefert haben, kann stimmungstechnisch gar nicht mehr getoppt werden. Da passt es ja wunderbar, dass die aus Yverdon-les-Bains stammende Truppe gar nicht auf Stimmung setzen. Nein, stattdessen stehen rhythmisch komplexe Songs à la Meshuggah auf dem Programm. Viele geniessen das verhältnismässig ruhige Set bei einem letzten Bierchen, während ein paar wenige (inklusive mir, hehe) auch noch die letzten Nackenmuskeln durchtrainieren möchten. Was zu den zwischendurch genutzten ungeraden Taktarten und polyrhythmischen Verschiebungen gar nicht mal so trivial ist!
Larry: Es ist wirklich beeindruckend, was die Nackenmuskeln an Strapazierungen aushalten können. Vor allem an solch vollbepackten Festivaltagen.
DtS: Lasskahls Musik ist definitiv Geschmacksache, doch die wenigen Besucher, die noch hier sind, halten bis zum Ende durch. Und meinen Geschmack haben die Jungs getroffen! Zum Glück erzählt mir einer der Musiker nach dem Gig, dass ein Teil der gespielten Songs in der kommenden Zeit veröffentlicht wird. Juhui!
Nach einem langen Tag mit elf sehr abwechslungsreichen Bands geht die zweite Ausgabe des Eye See You also zu Ende. Die Afterparty mit DJ Spotify schenken wir uns und machen uns mit einem Lächeln im Gesicht auf den Heimweg.
Setlist Lasskahl
- Liquid Crystals
- Monumental
- Numerical
- Faces From The Past
- Labyrinth Gates
- Eleven Breaks
Fotos Lasskahl (Fredy)
Das Fanzit – Eye See You Festival 2023
Auch die zweite Runde des Eye See You Festivals war ein voller Erfolg! Erneut hat Organisatorin Corinne elf Schweizer Bands eine Plattform geboten und dem interessierten Metalhead einen spannenden Nachmittag mit dem Chillout-Wohlfühl-Paket ermöglicht.
Larry: Vor allem gefällt es mir sehr, dass Corinne Bands aus diversen Orten der Schweiz zusammengebracht hat, um am Eye See You Festival 2023 zu spielen.
DtS: Auch wenn noch immer ein Fokus auf Metalcore und seine Varianten erkennbar ist, dünkt es mich, dass das Line Up dieses Jahr mehr Abwechslung enthielt als noch 2022. Schade fand ich nur, dass ein grosser Teil der Besucher erst für die beiden Headliner kam und dann nach Chaoseum auch bald wieder verschwand. Dies kratzt etwas am Undercover-Eindruck (“ich geh und schau mal, was spielt”), den die erste Ausgabe bei mir noch hinterliess. Doch ist das nicht mein Problem! Ich habe heute einige neue Bands entdeckt und hatte dreizehn Stunden lang Spass! Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle die Auftritte von I, Delusionist, A Small District, Uncircle und Lasskahl sowie natürlich den Abschiedsgig von Ophelia’s Eye.
Psst… Die dritte Ausgabe ist bereits in Planung. Am 30.11.2024 wird das Eye See You Festival erstmals im Werkk Baden stattfinden. Neu werden – basierend auf Feedback der bisherigen Besucher – nur noch sieben Bands auftreten, womit auch der Eintrittspreis sinken wird. Für stets aktuelle Informationen folgt ihr am besten auch direkt den Social Media-Kanälen des Festivals.