Graywolf - Schüür Luzern 2024
Fr, 12. Januar 2024

Graywolf, King Sable

Konzerthaus Schüür (Luzern, CH)
14.01.2024
Graywolf - Schüür Luzern 2024

Von Wölfen und Königen

Graywolf und King Sable rockten am Freitagabend gemeinsam das Erdgeschoss der Luzerner Schüür. Ein kleiner, aber feiner Event. Der Zuhörerschaft wurde dadurch einen optimalen Start ins Wochenende ermöglicht. Showtechnisch hinterliessen insbesondere King Sable gleich mehrere Ausrufezeichen. Mehr dazu in den nachfolgenden Zeilen.

Ice Rock und Meh Suff! Winter-Festival sind bereits vorbei, aber Väterchen Frost entscheidet sich erst jetzt für ein richtiges Comeback. Er hält die Schweiz gnadenlos in seinen eisigen Klauen fest und lässt uns alle bitter schlottern. Da verstehe ich schon, weshalb gewisse Metalinsider gegen Ende des Monats abermals zur «70’000 Tons Of Metal»-Kreuzfahrt – und somit in die Wärme – flüchten.

Aber genug gejammert, denn es gibt schliesslich auch positive Aspekte zu bejubeln. Heute Abend werden nämlich Graywolf und King Sable die Schüür mit einer doppelten «Klampfen-Dosis» beglücken. Grund genug für euren werten Metal-Dutti, um der «Leuchtenstadt-Scheune» einen Besuch abzustatten. Ist ohnehin eine Weile her seit meinem letzten Gastspiel in der Zentralschweiz.

Vor Ort angekommen stelle ich umgehend fest, dass die Shows offensichtlich im EG stattfinden werden. Schade, dass sich die Akteure nicht auf der grossen Hauptbühne in der oberen Etage austoben dürfen. Andererseits ist die Atmosphäre hier unten deutlich intimer und man hat – zumeist – klare Sicht auf die einzelnen Schweisstropfen der Musiker. Das entspricht doch viel eher dem typischen Rock ‘N’ Roll-Spirit, oder?

King Sable

Das ist heute meine allererste Begegnung mit King Sable. Also direkt eine weitere Bildungslücke, die ich erfolgreich schliessen kann. Der Einstiegs-Track «Demons We Feed», der durch einen gellenden Schrei seitens Frontmann Andy Iten ins Rollen gebracht wird, entpuppt sich gleich als imponierende Duftmarke. Alter Falter, das ist ja hammermässig! Und die erste Nummer ist definitiv keine Eintagsfliege. Nein, die gesamte Setliste beinhaltet durchgehend solche Kracher, welche mich ins Staunen versetzen und meinen Kiefer zum Opfer der Schwerkraft machen. Wieso zu Hölle habe ich diese Truppe nicht schon viel eher gekannt?!

Die Säbelzahnkönige (jep, ich weiss, dass es nicht die korrekte Übersetzung ist, aber irgendwie muss ich beim Namen trotzdem ständig an einen prähistorischen Tiger denken) punkten mit abwechslungsreichen Melodien und decken in Bezug auf die Genres eine verflucht breite Palette ab. Eigentlich repräsentieren sie meinen Musikgeschmack in «Band-Form». Das dürfte dann auch meine Begeisterung und Sympathie erklären. «After The Storm» steckt beispielsweise voller Einflüsse von Formationen wie In Flames, Dark Tranquillity oder – sofern man die beiden kombinieren möchte – The Halo Effect. Wer eher auf Groove und Five Finger Death Punch aus ist, wird in der Komposition «I Own The World» fündig. Anhänger von Trivium und Metalcore jubeln dafür während «Nothing But The Truth». Wie ihr seht, haben wir es hier effektiv mit waschechten «Multi-Metallern» zu tun. Grossartiges Kino!

Zwischen den einzelnen Hymnen bleibt immer wieder Zeit für unterhaltsame Ansagen. Dabei erfahren die Hörer unter anderem, dass der Fünfer gar nicht allzu weit entfernt von der Schüür probt. Sie sind nämlich in einer Zelle des ehemaligen Frauenknasts Sedel eingemietet. Ausserdem tüfteln die Künstler fleissig an einem neuen Silberling herum, welcher irgendwann im September dieses Jahres das Licht der Welt erblicken soll (zumindest sei dies der Plan). Einen kleinen Vorgeschmack auf den «Demons We Feed»-Nachfolger erhalten die Besucher dank «Lie To Me» und dem bereits erwähnten «Nothing But The Truth».

Die gezeigten 75 Minuten sind von A bis Z lohnenswert. Mein einziger Kritikpunkt bleibt der kurzzeitige Einsatz eines Megaphons. Ein für mich schlichtweg unnützes Show-Element (welches später übrigens auch bei Graywolf zum Einsatz kommt), das meistens keinen wirklichen Mehrwert mit sich bringt. Aber das ist lediglich ein kleines Härchen in einer ansonsten superfeinen Suppe. Die Herrschaften dürfen mich fortan gerne zu ihren passionierten Fans zählen. Neben King Zebra hat unser Land also freilich noch andere Könige zu bieten.

Graywolf

Graywolf dürfen sich völlig zurecht bei ihren Kumpels bedanken, die sich elegant an der Seitenlinie entlang gedribbelt und eine butterweiche Flanke in den Strafraum gezirkelt haben, welche die Wölfe nun – wahlweise per Kopf oder als Volley-Direktabnahme – bloss noch in ein Tor ummünzen müssen. Das sollte nach dieser fantastischen Vorarbeit ja grundsätzlich absolut machbar sein, oder? «After Midnight» als Auftakt liefert jedenfalls schon einmal einige Argumente in die richtige Richtung. Was gibt es besseres, als wenn die auftretende Kapelle schnurstracks mit einem deiner favorisierten Stücke loslegt?

Allerdings braucht es trotzdem ein paar Minuten, bis ich mich vollends auf die Performance des Quintetts einlassen kann. «Schuld daran» ist eindeutig die vorangegangene Machtdemonstration von King Sable. Die beansprucht bei meiner Wenigkeit wohl eine etwas längere Verdauungsprozedur. Überaus irritierend ist hingegen die Tatsache, dass sich die Publikumsreihen auffallend gelichtet haben. Geniesst das Wolfsrudel in Luzern eine geschmälerte Popularität? Oder sind ein paar andere Nasen ebenfalls restlos geplättet vom Gig der Könige? Das bleibt reine Spekulation. Die Gäste, welche standfest vor der Bühne stehen, feiern die Jungs ungeachtet dessen engagiert ab.

Die Setliste kommt als Gemisch zwischen Material vom selbstbetitelten Debüteisen «Graywolf» und ausgewählten Cover-Versionen daher. Damit animiert man die Zuhörerschaft problemlos immer wieder zu Mitsing-Einlagen (wie beispielsweise beim Billy Idol-Hit «Rebel Yell»). Und notfalls fragt Sänger und Rampensau Kevin Volken vor «Hell Is Waiting» ganz charmant nach («Dörfed mir eu bruche? Aso nid missbruche»). Beim anschliessenden «Lady With The Light» empfange ich dann gewisse Lynyrd Skynyrd-Schwingungen. «Fuel Heart» wird allen gewidmet, die gerne mit «fetzigen Karren» durch die Gegend brettern. Mist, da gehe ich als ÖV-Nutzer leider leer aus. Ein geradliniger Seitenhieb gegen die nimmersatten, machthungrigen Geschöpfe auf unserem Planeten gibt’s ebenfalls noch («All We Want Is Everything» – wahr gesprochen!).

Habt ihr euch jemals die Frage gestellt, ob man Judas Priest und James Brown zusammen in denselben Topf schmeissen sollte? Nicht? Ja dann sollte ihr jetzt eure Lauscher weit aufsperren. Graywolf wagen sich an dieses tollkühne Experiment und erschaffen eine neue Hymne, die den klangvollen Namen «Electric Sex Machine». Kaufi und ich haben das Ding bereits im Oktober des vergangenen Jahres im Z7 abgefeiert. Und auch heute zählt dieser Mix wieder zu den Spektakeln. Etwas später wird die Zugabe mit dem markanten «Raining Blood»-Riff eingeläutet. Wo stecken nun all die Leute, die an Konzerten immer lautstark Slayer brüllen? Aber wir driften nicht in den Thrash-Sektor ab. Kevin verkündet, dass die Streber eh wissen, welcher Song noch fehlt. Korrekt, für das Finale müssen wir gemeinsam noch ein paar letzte Meilen zurücklegen: «Miles N’ Miles To Go».

Das Fanzit – Graywolf, King Sable

Sowohl Graywolf als auch King Sable unterhielten die Besucher mit mitreissenden Auftritten. In meiner persönlichen Endabrechnung sicherten sich die Könige dank ganz kleiner Vorteile schlussendlich aber den Tagessieg. Damit hätte ich meinen ersten Konzert-Schreibeinsatz 2024 (wenn man mal von meinen Senf-Kommentaren im Meh Suff! Winter-Festival Bericht absieht) erfolgreich absolviert.

Abschliessend noch ein kurzer Ausblick auf künftige Events der beiden Formationen: Das Wolfsrudel kehrt schon am 20. Januar 2024 auf die Bühne zurück und kann im Atlantis-Club in Basel bestaunt werden. Bei King Sable ist ein bisschen mehr Geduld gefragt. Sie wird man dann am 18. Mai 2024 in der Lenzburger Met-Bar wiedersehen können.

Setliste – King Sable

  1. Demons We Feed
  2. Mistake To Make
  3. Ain’t This Life
  4. Lie To Me
  5. Aim 4 The Chin
  6. Bury The Pain
  7. After The Storm
  8. Retaliation
  9. I Own The World
  10. Nothing But The Truth
  11. My Ghost*

*Zugabe

Setliste – Graywolf

  1. After Midnight
  2. The Winner
  3. Going Gone
  4. Hell Is Waiting
  5. Lady With The Light
  6. Rebel Yell (Billy Idol-Cover)
  7. Fuel Heart
  8. All We Want Is Everything
  9. We’ll Bring You Down
  10. The Wolfer
  11. Electric Sex Machine (Judas Priest/James Brown-Mashup)
  12. Hey Man
  13. Miles N’ Miles To Go*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

14.01.2024
Weitere Beiträge von

Graywolf, King Sable