Sie rippen bis die Rippen wippen
Es ist Winter, es ist Anfang Jahr, es ist Zeit für das Meh Suff! Winter-Festival. Dieses Dreiermantra haben so viele Metalheads verinnerlicht, dass die Veranstaltung bereits einige Tage vor Beginn ausverkauft war. Wobei das Organisationsteam vielleicht auch nicht ganz unschuldig ist an dieser Tatsache.
Raphi: Denn seien wir mal ehrlich. Kann sich jemand, der in den typischen Meh Suff-Subgenres unterwegs ist, dieses Lineup ansehen, ohne dass ihm das Wasser im Mund zusammenläuft? Im Ernst, da stehen doch so gut wie ausschliesslich Garanten für qualitativ hochwertige Auftritte drauf. Scheint auf jeden Fall nicht nur mir so zu gehen, denn als ich kurz vor Türöffnung um 18 Uhr beim Zürcher Dynamo eintreffe, hat sich bereits eine ansehnliche Schlange gebildet. Der Einlass geht jedoch zügig vonstatten und auch die Abhandlung der Presseakkreditierung gestaltet sich unkompliziert. Damit Metalmitinsider Dutti nach langen Jahren der Schreibarbeit (seine Berichte zu den vergangenen Ausgaben findet ihr hier) das Festival wieder mal als normaler Gast geniessen kann, kümmere nämlich dieses Mal ich mich um die offizielle Berichterstattung. Aber keine Angst, ganz ohne Dutti werdet ihr nicht auskommen müssen. Ich gehe davon aus, dass er an der einen oder anderen Stelle durchaus noch seine Expertise einbringen wird. Ebenfalls als normale Gäste unterwegs sind aus unserem Team Domi the Stick und Larry, die für weitere Ergänzungen und gelungene Social Media-Verbreitung sorgen werden. Zudem haben wir zum ersten Mal auch Bildmaterial für euch. Marcel wird sich in den Fotograben stürzen und wagemutig den Lichtverhältnissen entgegentreten, um euch mit Fotos zu erfreuen.
Meh Suff! Winter-Festival 2024 – Tag 1 – Freitag, 5. Januar
Damit nun aber genug der Vorrede, Jacke an der Garderobe abgeben und nichts wie in den Saal zur ersten Band.
Domi the Stick (DtS): Yes, ich grätsche schon zum ersten Mal rein. Es ist doch immer wieder heimelig, wenn man an Anlässen wie diesen zahlreiche bekannte Gesichter sieht. Vor dem Dynamo, im Treppenhaus, Raphi als achte Person gleich beim Ankommen auf dem Stockwerk der Bühne… Die Vorfreude auf die vielen Bands und das Festival allgemein scheint überall riesig zu sein.
Divension
Raphi: Die erste Band ist Divension aus Sargans. Oder eigentlich ein bisschen von überall her, wie uns Frontmann Domo Bösch erklärt. Die Truppe bringt zur Eröffnung des Meh Suff! Winter-Festivals 2024 modernen Melodic Death Metal mit, der vom Start weg mit Vollgas aus den Boxen knallt. Eine halbe Stunde steht den fünf Herren zur Verfügung und die wissen sie auch zu nutzen. Der erste Song (gemäss Setliste mit dem Namen „Bloody“) kommt noch etwas nervös daher. Gerade zu Beginn benötigen Divension einen Moment, bis sie sich rhythmisch so richtig finden. Ab da ist dann schliesslich alles in Butter und der musikalische Teil stimmt. Den Dank, den Domo an die Mischerin richtet, nehme ich übrigens gerne auf, denn abgesehen von einem leichten Brummeln bei der Doublebass ist der Klang durchaus gut.
Der showtechnische Part stimmt für einen Opener ebenfalls. Die fünf drücken auf die Tube und sind aktiv. Da nach einer halben Stunde bereits wieder das Ende ansteht, bleibt natürlich keine Zeit für irgendwelche spektakulären Einschübe. Divension begnügen sich dann auch mit einer etwas längeren Ansage, in der auch die Band vorgestellt wird. Das führt zu der ungewohnten, amüsanten Situation, in der wir bereits nach einer Viertelstunde hören, dass jetzt die letzten drei Songs folgen und wir noch viel Spass haben mögen mit den folgenden Bands. Passt aber irgendwie zum sympathischen Eindruck, den Divension hinterlassen. Nur ganz am Schluss als das Publikumsselfie-Ritual mit der Suche nach einer Kamera noch mehr in die Länge gezogen wird, als dies üblicherweise sowieso jeweils der Fall ist, wünschte man der Band, sie möge diesen mittlerweile alten Zopf doch abschneiden.
Dutti: Servus werte «Suff-Gemeinde»! Senftube Dutti meldet sich zum Dienst. Allerdings wird dieser wohl nicht besonders streng, da Kollege Raphi schon viele Aspekte geschildert hat. Divension servieren uns einen flotten Auftakt mit flüssigen Melodien. Abgesehen von 1-2 technischen Schnitzern passt da alles wunderprächtig zusammen. Sympathisanten von Amon Amarth, Insomnium oder DevilDriver dürften an diesem Liedgut zweifelsohne Gefallen finden.
DtS: Jawoll, so darf ein Festivalauftakt sein! Divension sind die einzige mir unbekannte Band des Abends und ich bin positiv überrascht. Ab der musikalischen Leistung und dem Auftreten einerseits, aber auch vom bereits erwähnten gut abgemischten Ton.
Setliste – Divension
- Bloody
- Distant Soul – Conquer the Dying Sun
- Basic
- Moments
- Courage
Fotos Divension – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Ghörnt
Raphi: Die Umbaupause dauert schliesslich tatsächlich etwas länger als die veranschlagten 20 Minuten, Ghörnt starten also mit leichter Verspätung in den Abend. Obwohl sie letztes Jahr ein neues Album veröffentlicht haben (welches Dutti in seinem Review verständlicherweise schwer begeistert hat), präsentieren uns Thulus und J. gemeinsam mit ihren beiden Mitstreitern für Konzerte zuerst einmal drei Stücke vom Vorgänger Nedchrescht. Mit dem Titeltrack geht es los, „Ändzyt“ und „S Tote Land“ folgen. Während dem Black Metal der Band die Raserei gut zu Gesicht steht, tut sie dies der Lichtgestaltung weniger. Immer wieder zünden Scheinwerfer frontal in die vorderen Reihen und blenden, wer auch immer gerade dabei war sich das Geschehen auf der Bühne anzusehen. Ist das bei dir einige Reihen weiter hinten auch so, Dutti?
Dutti: Bedauerlicherweise ja. Auf diese «Epilepsie-Scheinwerfer» und das «Quietsch-Mikrofon» könnte man getrost verzichten…
Raphi: Nun gut, Ghörnt können da ja nichts dafür. Im Gegenteil: sie machen ihren Job prima. Klar, der Auftritt auf der Bühne bleibt grösstenteils statisch, aber musikalisch geht es richtig ab. Im Publikum lösen dann gerade Songs vom neuen Album wie „Folter“ und „Häxesabbath“ grosse Beifallsbekundungen aus. Die werden jetzt abwechselnd mit Material von Nedchrescht gespielt bis nach „Alpdämon“ (Anm. Dutti: Eine akustische Abrissbirne im Belphegor-Gewand, die alles pulverisiert!) Sänger Thulus von der Bühne verschwindet und wir einen kurzen Moment im Glauben gelassen werden, das wars jetzt. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit eigentlich ein logischer Schluss, den Ghörnt jedoch pulverisieren, als J. Thunderfeet einen letzten Song anzählt.
Ok, er nennt sich nicht wirklich Thunderfeet, aber was der gute Mann hinter dem Schlagzeug für eine Leistung zeigt, könnte tatsächlich eine Verwandtschaft mit einer Allegorie des Donners vermuten lassen (Anm. Dutti: In der Tat. Diese teuflischen Blastbeat-Salven zwingen meinen Kiefer beinahe zu ständigem Bodenkontakt). Meiner Meinung nach kann er bei Malphas zwar noch eine Spur mehr zeigen, was er auf dem Kasten hat, aber auch bei Ghörnt wird unmittelbar klar, dass hier ein grosses Talent an den Trommeln sitzt. Metalmitinsider Domi ist sogar nur wegen seines Soundchecks hier vorne in den ersten Reihen geblieben, um sich den Auftritt aus nächster Nähe anzusehen.
DtS: Genau, richtig im Gedächtnis abgespeichert, Raphi. An der Sommerausgabe des Meh Suff! (den Bericht findet ihr hier) haben mich bereits Malphas weggeblasen, und beim Soundcheck dämmert mir, noch während Raphi meine Gedanken liest und mir das bestätigt, dass das DER Schlagzeuger ist, der auch auf dem Hüttikerberg trommelte. Kurzerhand bleibe ich also da und geniesse das Black Metal-Prozedere aus nächster Nähe statt, wie geplant, von etwas weiter hinten. Die Einschätzung, dass Herr Thunderfeet bei Malphas noch etwas mehr Spielraum hat, klingt nicht verkehrt. Doch auch so blasen uns seine Rhythmen richtig weg. In Kombination mit der Performance der gesamten Truppe definitiv ein Genuss!
Raphi: Der erwähnte letzte Song ist übrigens „Trist“, der die Spielzeit überzieht, dafür das Set perfekt abschliesst. Die Band macht danach einen dankbaren Eindruck, als sie sich unter Jubel verabschieden kann und hinter die Bühne entschwindet.
Setliste – Ghörnt
- Nedchrescht
- Ändzyt
- S Tote Land
- Folter
- D Zeremonie
- Häxesabbath
- Zerschtört
- Alpdämon
- Trist
Fotos Ghörnt – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Kassogtha
Raphi: Infolge der von Ghörnt eingefahrenen Verspätung stehen Kassogtha in der Umbaupause ziemlich unter Druck. Die Progressive Death Metal Band aus Genf wirkt schliesslich ziemlich angespannt, als sie mit „Eclipse“ ihr Set beginnen. Wobei gerade schwierig zu beurteilen ist, ob dieser Eindruck täuscht, denn das Lichtgewitter verunmöglicht es uns, die Bühne länger als ein paar Wimpernschläge im Blick zu haben. Das ist wirklich schade, denn der visuelle Aspekt gehört doch zu einem Konzert auch dazu. Das Stroboskop zeigt sich aber unbarmherzig. Mir tut auch Marcel leid, der unter diesen Umständen mehr als nur ein bisschen gefordert ist, diesen Bericht mit vernünftigen Bildern zu untermalen.
Musikalisch ist zum Glück ziemlich ansprechend, was uns Kassogtha mitgebracht haben. Nachdem sich Sängerin Stephany ihrem Ärger bei der ersten Ansage kurz Luft verschafft und uns erklärt, dass sie aufgrund der Verspätung ihr Set kürzen mussten, scheint auch die Anspannung etwas aus der Truppe zu weichen. Ganz schafft es das Quintett zwar nicht, die negative Energie in Vorwärtsdrang umzuwandeln, aber für einen versöhnlichen Abschluss reicht es allemal. Das mag auch daran liegen, dass die fünf mit ihrem aktuellen Album «rEvolve», auf dem der Fokus der heutigen Songauswahl liegt, starke Musik im Gepäck haben, mit der sie auch unter solch ungünstigen Umständen einen guten Eindruck hinterlassen können. Damit ist Kassogtha am Ende der entsprechende Zuspruch des Publikums sicher und die Band kann sich doch noch mit einem Lächeln verabschieden. Was meinst du dazu, Dutti?
Dutti: «Allez Genève!» Meine Wenigkeit vermag die Darbietung von Kassogtha – trotz strengen Kürzungen an der Minutenzeiger-Front – hellauf zu begeistern. Die Protagonisten wirken glasklar stärker als noch im Vorprogramm von Avatar Ende März des vergangenen Jahres (siehe Bericht von Raphi). Fairerweise ist aber unbedingt anzumerken, dass die Soundqualität im Dynamo derjenigen des Komplex 475-Gebäudes zumeist ohnehin überlegen ist. Die Genfer beschliessen mit ihrem Auftritt den heutigen Reigen der schweizerischen Equipen. Applaus meinerseits in Richtung der Organisatoren, dass sie auch immer wieder bemüht sind, um lokalen Gruppen eine Plattform zu bieten.
DtS: Lange kannte ich Kassogtha nur ab Konserve, bis ich sie bei besagter Tour mit Avatar (jedoch in Tilburg, nicht in Zürich) auch live kennenlernte. Im Vergleich mit der Darbietung auf niederländischem Boden sind Kassogtha heute auf einem ähnlichen Niveau unterwegs. Und zwar ganz weit oben! Die Gitarrenläufe, die uns die Genfer hier um die Ohren hauen, gepaart mit den wuchtigen Vocals aus Stephanys Kehle, haben es definitiv in sich! Dazu ein paar geile Schlagzeugsalven (bei denen jedoch die gelungen gespielten Becken stellenweise fast ein bisschen zu laut abgemischt sind, und das sage sogar ich), und ich bin mehr als happy. Schade nur, dass Kassogtha für vorherige Verzögerungen im Zeitplan “büssen” müssen…
Setliste – Kassogtha (Kürzung nicht berücksichtigt)
- Eclipse
- Drown
- Kassogtha (The Call)
- The Infinite
- Venom
- Complacency (rEvolve)
Fotos Kassogtha – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Raphi: Direkt im Anschluss fällt auf, dass die Pausenmusik ein Stück lauter erschallt als zuvor. Aufdringlicher, möchte ich sagen, wird doch bereits seit Veranstaltungsbeginn hitparadenorientierte Popmusik abgespielt. Das wird von einigen Metalheads um mich herum richtig gefeiert, passt in meinen Ohren aber einfach nicht zur Atmosphäre. Es kann ja durchaus Lockeres bei der Pausenmusik dabei sein (nicht nur Marduk, verdammte Scheisse), aber mindestens verzerrte Gitarren wären schon wünschenswert an einer sonst so gelungenen Veranstaltung wie dem Meh Suff! Winter-Festival 2024. Das weite Feld aller Metalgenres stünde dafür doch offen und die Liebhaber der Backstreet Boys kommen an der morgigen 90er-Party schon noch auf ihre Kosten.Dutti: Ich staune immer wieder, wie textsicher die ach so knallharten Metallschädel bei Kompositionen à la «I Want It That Way» sind. Auch bei Hoden förmlich schrumpfen lassenden Bee Gees-Ergüssen wird tatkräftig mitgesungen. Huch?! Höre ich da jetzt etwa plötzlich auch noch irgendwo den krassen «50 Räppler»-Gangster aus den USA? Höchste Zeit, dass der Kompass wieder auf metallische Gebiete ausgerichtet wird. Raphi, könntest du uns bitte freundlicherweise erlösen?
Gaahls Wyrd
Raphi: Ich nicht, aber die nächste Band bestimmt: der Bruch zur Pausenmusik könnte nicht grösser sein, als nach der Pause Gaahls Wyrd mit „Ghosts Invited“ in ihr Set starten. Stoisch wie eh und je schreitet Namensgeber Gaahl auf der Bühne umher und kreischt sich die Seele aus dem Leib. Gaahl hat mal in einem Interview gesagt, dass seine Idee ursprünglich gewesen war, die Band nur Wyrd zu nennen, ihm das Management jedoch die Voranstellung seines Namens empfohlen hat. Ein Abend wie der heutige zeigt, dass dies nicht nur marketingtechnisch Sinn ergibt. Die norwegische Black Metal-Band bietet nämlich einen derart breiten Querschnitt durch sein Schaffen, dass sich der Abend thematisch schon primär um Gaahl dreht. Mit „Carving a Giant“ geht es gerade mit einem Cover von Gorgoroth weiter, um im Anschluss God Seed die Ehre zu erweisen, bevor der Fokus wieder auf Gaahls Wyrds eigenen Songs zu liegen kommt.
Die Abmischung macht es teilweise zur Herausforderung, den Stücken zu folgen, doch das wird im Laufe des Sets besser. Nicht mehr besser wird das Auftreten der Instrumentalfraktion – und zwar weil es einfach bereits von Beginn weg engagiert, bewegungsfreudig und voller Energie ist. Vielleicht ist es dieser Umstand, der einige der Umstehenden an einer schnelleren Stelle überraschend einen Moshpit starten lässt. Das kontrastiert das mehrheitlich konzentrierte Zuhören grosser Teile des Publikums im selben Masse, wie es die Aktivitäten der Band mit der angespannten Ruhe ihres Frontmannes tut. Dieser Widerspruch zeichnet auch die Musik aus, die wir heute zu hören kriegen und die neben den bereits erwähnten Bands, die mit jeweils zwei Coversongs zum Handkuss kommen, auch noch ein Lied von Trelldom, namentlich „Høyt opp i dypet“, abdeckt. Dieses Stück ist es dann auch, das gemeinsam mit „From the Spear“ wieder Schwung aufkommen lässt, nachdem im Mittelteil die Spannung etwas nachgelassen hat. Wir nähern uns langsam dem Ende des Auftritts, als Gaahl von der Bühnenseite her klar gemacht wird, dass die Zeit jetzt dann um sei. Nach kurzem Überlegen entscheidet er sich dazu, mit dem Gorgoroth-Cover „Exit – Through Carved Stone“ den Auftritt zu beschliessen und einen kraftvollen Schlusspunkt unter einen insgesamt gelungenes Konzert zu setzen.
Dutti: Okay Kollege, mein Euphorie-Level ist da schon nochmals ein wenig höher, denn die Black Metal-Ikone bläst mich abermals weg! Was für ein Lungenvolumen! Diese Stimme zu beschreiben ist häufig eine schier unlösbare Aufgabe. Altmeister Gaahl zieht (fast) alle in seinen Bann und erhebt dadurch Anspruch auf den Headliner-Status. Insomnium sind nun gefordert und müssen liefern.
DtS: Yepp, Gaahl und seine Truppe haben hier stark vorgelegt (resp. den vorangegangenen, ebenfalls sehr starken Kassogtha nachgelegt). Black Metal und Moshpits passen ja nur bedingt zusammen; aber hier wirkte es sogar natürlich. Neben der starken Performance bleibt mir auch vor allem die stoische Gelassenheit in Erinnerung, mit der Gaahl auftritt. Sogar dem Fiepen des Mikros tritt er ruhig entgegen, in dem er zwei Schrittchen vom Monitor weg macht und nebenbei dem Sound-Typen ein Zeichen gibt, das Mikro dort ein bisschen runterzudrehen. So, Insomnium! Raphi, Dutti, seid ihr bereit für das Finale?
Setliste – Gaahls Wyrd
- Ghosts Invited
- Carving a Giant (Gorgoroth Cover)
- The Wound (God Seed Cover)
- The Humming Mountain
- Awakening Remains Before Leaving
- Carving the Voices
- Aldrande Tre (God Seed Cover)
- From the Spear
- Høyt opp i dypet (Trelldom Cover)
- (Through and Past and Past)
- Exit – Through Carved Stone (Gorgoroth Cover)
Alt Liv (God Seed Cover)
Fotos Gaahls Wyrd – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Insomnium
Raphi: Klar! Eine Band sei uns nämlich noch gegönnt, bevor der heutige Freitag des Meh Suff! Winter-Festival 2024 zu Ende geht. Die Rede ist von den eben erwähnten Insomnium. Ganze vier Mal wurde deren neues Album vor einigen Tagen in unserem Jahresrückblick genannt (den findet ihr hier). Damit haben sich die finnischen Melodic Death Metaller dieses Jahr an die Spitze gesetzt, was die Beliebtheit in der Metalinside-Redaktion angeht. Das neue Album stellt mit „1696“ auch den Einstieg von Insomnium ins heutige Konzert zur Verfügung.
Die Abmischung ist schön klar und endlich verhält sich auch die Beleuchtung so, wie man das erwarten würde: sie beleuchtet nämlich die Band statt das Publikum zu blenden. Die Vorzeichen stehen also gut für einen gelungenen Auftritt und tatsächlich schaffen es Insomnium, die Ausgangslage zu nutzen. Mit einer guten Mischung aus Material vom erwähnten neuen Album, darunter beispielsweise die Single „White Christ“, älteren Hits wie „While We Sleep“ und weniger häufig gespielten Sachen wie „Pale Morning Star“ bringen die Herren das Publikum nicht nur dazu, fleissig seine Köpfe zu schütteln, sondern lösen auch veritable Moshpitserien aus. Stellenweise will es hinter uns gar nicht mehr aufhören mit dem Hin und Her im Pit, was bei dem einen oder der anderen auch für ein leichtes Stirnrunzeln sorgt, da die Aktivitäten nicht nur an musikalisch passenden Stellen aufbranden. Doch mit dem abschliessenden „Song of the Dusk“, der quasi frisch aus der Backstube kommt, richten sich Insomnium dann ganz klar an all diejenigen, welche die Musik eher still für sich geniessen. Ein wunderbarer Abschluss nicht nur des Konzertes an sich, sondern auch des heutigen Festivaltages, der uns mit einer melancholischen Note in die Nacht entlässt.
Dutti: Die Finnen sind gern gesehene und regelmässige Gäste an Meh Suff!-Events. Ich kann mich wahrlich an keinen schlechten Gig dieser Herren erinnern. Und auch heute zocken sie ihr Set in souveräner Manier durch. Gaahl war zwar minim stärker, aber da sprechen wir effektiv bloss von ein paar Feinheiten. Schade, dass man beim Hit «White Christ» nicht noch überraschenderweise einen gewissen Sakis Tolis aus dem Hut zaubert. Dann wäre die Masse mit ziemlicher Sicherheit vollends ausgeflippt. Meinetwegen dürften sie eh ungeniert länger als eine Stunde spielen. Wahrscheinlich wollen die Organisatoren aber sichergehen, dass unsere Energiereserven morgen ebenfalls noch durchhalten (Wir sehen uns morgen in hoffentlich alter Frische zum zweiten Akt, liebe Kollegen?).
DtS: Entschuldigung, Gaahl war minim stärker? Das halte ich für Geschmacksache: Objektiv betrachtet waren wohl beide Bands gleich stark, aber zumindest jene, die sich auch für den letzten Act noch in der Front Row gehalten haben, dürften Insomnium etwas höher gewichten. Schliesslich ist es keine alltägliche Sache, die finnischen Melodeather aus dieser Nähe erleben zu können. Die musikalische Darbietung lässt wenig Wünsche offen und ich muss zugeben: Das Strobo hätte mich nicht mehr gross gestört, da mein Kopf sowieso quasi non-stop umherkreiste. Was für ein Festivaltag!
Raphi: So, genug diskutiert für heute! Ab nach Hause mit euch, morgen gehts wieder zeitig los.
Setliste – Insomnium
- 1696
- Ephemeral
- White Christ
- Pale Morning Star
- Change of Heart
- And Bells They Toll
- Lilian
- Mortal Share
- While We Sleep
- Song of the Dusk
Fotos Insomnium – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Meh Suff! Winter-Festival 2024 – Tag 2 – Samstag, 6. Januar
Raphi: Nach einer kurzen Erholungsphase geht es um 15 Uhr wieder weiter mit dem zweiten Teil des Meh Suff! Winter-Festivals 2024. Die Qualität der Auftritte gestern war konstant hoch, so dass es mir schwer fällt, einen klaren Favoriten zu benennen. Insomnium kommen dem vermutlich am nächsten, weil die Details wie Sound, Licht, Setlist und so weiter einfach am besten stimmten. In diesem Zusammenhang übrigens mal ein Lob an die Meh Suff-Crew, die es nicht nur immer wieder schafft, tolle Line-ups zusammen zu stellen, sondern jeweils auch die Running Order mit einer gelungenen Spannungskurve zu versehen weiss, sei es hinsichtlich der gewählten Spielzeiten oder der Gruppenreihenfolge. Den Einfluss, den das unbewusst auf die Qualität des Festivalerlebnisses hat, unterschätzen wir möglicherweise alle.
Dutti: Guten «Morgen» allerseits. Ich wandle auch bereits wieder unter den Lebenden und nippe an meinem ersten Hopfentrunk des Tages. Bei mir hinterliessen gestern im Speziellen Kassogtha und Gaahls Wyrd bleibende Eindrücke. Aber auch sämtliche anderen Kapellen brillierten mit tollen Sequenzen. Schlecht war effektiv niemand. Und zur Running Order-Thematik kann ich Raphi sorglos beipflichten. Es wird sich heute an einer bestimmten Stelle noch zeigen, wie hilfreich die Zusammenstellung einer abwechslungsreichen Reihenfolge sein kann. Und mangelnden Ideenreichtum sollte man den Organisatoren auch nicht zu schnell vorwerfen. Vom oft kritisierten «Greenfield-Zweijahres-Band-Wiederholungs-Rhythmus» sind sie also noch weit entfernt. Aber jetzt schweife ich wohl langsam zu sehr ab, oder Raphi?
Raphi: Ein klein wenig schon, denn es stehen bereits fünf Personen auf der Bühne bereit, deren Anreiseweg überschaubar gewesen sein dürfte.
Vorax
Vorax stammen nämlich aus Zürich und sind sich auch nicht zu schade zwei Minuten zu früh zu beginnen. Geschichten über Dinosaurier bringen sie uns mit, verpackt in Death Metal der alten Schule. Und das groovt mit richtig viel Wucht. Da lässt sich die Menge natürlich nicht lumpen und bringt ihre positive Meinung mit lautem Applaus zum Ausdruck. Frontmann Ben strahlt darob über das ganze Gesicht. Er lässt uns wissen, dass sie damit gerechnet hätten vor ungefähr zwei Personen aufzutreten zu dieser frühen Stunde. Jetzt seien sie natürlich überwältigt, wie viele Personen bereits für sie als erste Band anwesend seien. Vor lauter Freude schafft er es anschliessend, sich während dem Singen das Mikrofon selber auszustecken. Doch der Gesangsausfall ist nur von kurzer Dauer, denn Ben merkt rasch, dass da etwas nicht stimmt.
Derweil sind wir bereits durch die Hälfte des Sets, die natürlich zum grössten Teil aus der EP Jurassic Dawn besteht, der bisher einzigen Veröffentlichung der Truppe. Doch Vorax lassen uns wissen, dass sie an einem Album arbeiten. Instrumente sind bereits alle aufgenommen, einzig die Vocals fehlen noch. Es werde also vermutlich nur noch ungefähr 65 Millionen Jahre dauern, bis das Ding erscheint. Doch einen neuen Song hat uns das Quintett trotzdem mitgebracht und der reiht sich nahtlos ein in die Reihe der anderen. Die Fans können sich also voraussichtlich freuen auf mehr Material der bekannten Art.
Dutti: Da wird ja der T-Rex in der Pfanne verrückt! Welch flotter Beginn. Diese Todesblei-Dinos wirken – vielleicht mit Ausnahme von Basser Frugi – alles andere als prähistorisch. Abermals eine empfehlenswerte Neuentdeckung, die ich da meiner persönlichen Sammlung hinzufügen darf. Ich freue mich schon auf ein baldiges Wiedersehen am 26. Januar 2024 in der Lenzburger Met-Bar!
DtS: Guten Tag allerseits! Ich kann nur beipflichten: Auch heute starten wir wieder mit einer Granate in den Festivaltag!
Raphi: Am Ende bleibt noch Zeit für ein Foto mit dem Publikum. Dann ist die halbe Stunde auch schon um und die nächste Gruppe macht sich bereit.
Setliste – Vorax
- T-Rex
- Raptor’s Claw
- Permian
- Malediction
- Hunter Killer
- Reign Supreme
Fotos Vorax – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Gaerea
Raphi: Das Billing eines Festivals kann nicht so schlecht sein, wenn Gaerea bereits als zweite Band auf die Bühne müssen. Die portugiesischen Überflieger der letzten zwei, drei Jahre sind von einem Geheimtipp zu einem bekannten Namen geworden. Nachdem ich sie 2022 am Hellfest kennengelernt habe (siehe Festivalbericht), hat sich die Truppe musikalisch nochmals ein Stück weiterentwickelt und so freue ich mich darauf, zu erkunden, ob dies einen Einfluss auf ihre Livequalitäten hat. Hat es nicht, wie unmittelbar zu Beginn klar wird. Genau wie damals in Clisson, taucht die Band auch heute wieder völlig in ihre Musik ein und das trotz einiger Besetzungswechsel, wie meine Recherche ergibt.
Der moderne Black Metal gepaart mit dem hingebungsvollen Auftreten auf der Bühne mag für einige den Bogen überspannen, doch Gaerea schaffen es einfach ihr Publikum zu vereinnahmen. Dass sie dabei abgesehen vom Einsatz einer goldenen statt schwarzen Maske für die letzten zwei Songs nicht auf Showeffekte sondern extrovertierte Bewegungen während des Musizierens setzen, passt perfekt zu ihrer Verschleierung, die gemäss Eigenaussage dazu dient, die Aufmerksamkeit ganz auf die Musik zu lenken. Das gelingt den vier Herren und der Dame ausgezeichnet, denn tatsächlich fällt aufgrund der kompletten Verhüllung eine richtige Identifikation mit den Personen darunter schwer (DtS: Die Besetzungwechsel hätten wir also ohne Recherche kaum mitgekriegt, richtig?) und so wendet sich der Fokus den gut abgemischten Songs zu. Alles in allem ein ganz starkes Konzert, das die Messlatte hoch legt für alles, was noch so folgen wird, nicht wahr, Dutti?
Dutti: Grandioses Kino! Die maskierten Senkrechtstarter aus Porto sind nicht zu bremsen! Mit ihrer Energie könnte man problemlos eine Kleinstadt für ein Jahr mit Strom versorgen (in Zeiten der Ressourcenknappheit gut zu wissen). Ansonsten fehlen mir schlichtweg die Worte (was in diesem Fall positiv zu verstehen ist).
DtS: Oh wow! Wenn die Portugiesen auch bei mir etwas daran kratzen, den Bogen zu überspannen, muss ich trotzdem sagen: Gaerea liefern alles andere als eine 08/15-Show. Black Metal mal anders, sozusagen. Gerade hier, ganz vorne, knistert die von der Hingabe der Musiker (v.a. des exzentrischen Fronters) geprägte Atmosphäre nur so vor sich hin, und man weiss nicht, ob man headbangen oder staunen soll.
Fotos Gaerea – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Benighted
Raphi: Als Kontrast zum Black Metal von Gaerea, der vor allem von seiner Atmosphäre lebt, steht als nächstes technisch vertrackter Brutal Death Metal gemischt mit Grindcore von den Franzosen von Benighted auf dem Programm. Eintauchen und Schwelgen sind keine Optionen mehr, jetzt ist Action angesagt bei den Fans. Der Druck von der Bühne bläst uns aber auch fast weg, so fadengrad hauen uns die Herrschaften ihre Musik um die Ohren. Julien Truchan, der sich barfuss um die harsche Beschallung via Mikrofon kümmert, fordert unablässig Circle Pits ein. Jedenfalls wenn er die Leute nicht gerade zum Headbangen animiert. Das Publikum kommt seinen Aufforderungen zwar gerne nach, rastet aber nicht ganz so aus, wie das die Energie von der Bühne implizieren möchte. Die ist aber definitiv nicht von schlechten Eltern, da fällt auch schon mal ein Monitor um, den ein Crewmitglied umgehend wieder aufrichtet. Ein Vorfall, der auch ein gutes Beispiel dafür abgibt, wie kompetent all die Helfer hier am Meh Suff! Metal-Festival 2024 sind. Von der Bühnenmannschaft über die Security bis zum Garderobenpersonal funktionieren alle Abläufe tiptop eingespielt, was sicher auch daran liegt, dass viele, die hier aktiv sind, nicht zum ersten Mal mithelfen. Von ihrer eingespielten Seite zeigen sich auch Benighted, anders wären die anspruchsvollen Kompositionen kaum zu meistern. Hut ab.
Dutti: Julien hat übrigens keine «Schuh-Allergie». Irgendwann liess er einmal in einem Interview verlauten, dass er überaus gerne barfuss auf der Bühne herumturnt und dadurch die erzeugte Energie am besten absorbieren kann. Witzig ist zudem die Tatsache, dass sein Gequieke häufig sehr nahe an das französische Wort «Oui» herankommt. Da müssten die schlauen Metal- und Sprachwissenschaftler mal ihre Köpfe zusammenstecken und eruieren, ob da möglicherweise irgendein Zusammenhang besteht. Mit dem Gezeigten bin ich derweil restlos zufrieden. Es geht richtig zur Sache! Absolut passend zu Geschichten, die sich unter anderem mit einem Fötus befassen, der versucht, in den Mutterleib zurück zu kriechen (Bilder im Kopf lassen grüssen).
DtS: In der Pause vor Benighted begebe ich mich kurz in den unteren Stock, wo ich mich auf der Terrasse mit einem Burger eindecke. An dieser Stelle möchte ich kurz – das haben wir bisher unterlassen – die Gastronomie des Festivals loben. Wenn auch die Auswahl (Burger und Suppe) nicht riesig ist: Man kann sich zwei halbe Tage davon ernähren, die Logistik läuft effizient und lecker ist es auch. Burger mampfend stehe ich also fast pünktlich zu Benighted wieder im oberen Stock, jedoch in der hinteren Saalhälfte. Dies ist definitiv ein Kontrast zu meinem üblichen Standort weiter vorne, was Vergleiche mit anderen Bands erschwert. Der gezeigte französische Tech / Brutal Death Metal macht Spass, auch wenn man nicht inmitten des Geschehens steckt. Trotzdem: Vor allem wegen der Stärke aller Vorgänger hinkt dieser Auftritt meiner Meinung nach etwas hinterher.
Setliste – Benighted
- Martyr
- The Starving Beast
- Cum with Disgust
- Implore the Negative
- Nails
- Reeks
- Collapse
- Necrobreed
- Experience Your Flesh
- Slut
- Muzzle
- Versipellis
- Let the Blood
Fotos Benighted – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Toxic Holocaust
Raphi: Nach einer weiteren Umbaupause, die ich zur schnellen Verpflegung nutze (besagter Burger, 8 Franken plus 1 Franken für Käse, ganz in Ordnung soweit, nichts spezielles), ist es an Toxic Holocaust, die Party am Laufen zu halten. Und mit einer derart grünen Gitarre, wie sie Rob Gray herumträgt, sollte das auch kein Problem darstellen. Ich hoffe, Marcel konnte einige Schnappschüsse davon festhalten. Die Reihen sind noch ein Stückchen dichter geworden, als das Trio aus den USA loslegt. Genau gleichzeitig legen auch einige begeisterte Individuen hinter uns los mit einem überaus wilden Moshpit. Das kann ich ihnen nicht verdenken, lädt doch der thrashige Speed Metal dazu ein, sich zu bewegen. Oder ist es jetzt doch eher speediger Thrash Metal? (Anm. Dutti: Genau hier hat die Meh Suff!-Crew bei der Tagesplanung ein goldenes Händchen bewiesen. Für mich ist dieser Gig eine willkommene und gelungene Abwechslung, die ich in anderen Situationen wahrscheinlich nicht so stark wahrgenommen hätte).
Wobei ich Kollege Domi schon Recht geben muss, wenn er anmerkt, dass wir es hier mit eher generischen Kompositionen zu tun haben. Gemäss Setlist stammen die heute überdurchschnittlich häufig vom 2008er Album An Overdose of Death…, allerdings erleb ich Toxic Holocaust zum ersten Mal und kann deshalb keine Vergleiche mit anderen Setlisten ziehen. Bassist und Mastermind Joel Grind freut sich jedenfalls ehrlich über den wilden Zuspruch und bekräftigt immer wieder, dass er es sehr zu schätzen weiss, wie die Fans abgehen. Doch mitten im übrigens mit tadellosem Klang versehenen Set sagt er bereits den letzten Song an und schon ist das Konzert wieder vorbei. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass Toxic Holocaust noch rund 15 Minuten Spielzeit hätten, doch tatsächlich: die Band verlässt die Bühne und kommt nicht mehr zurück, um weiterzuspielen. Das Studium der erbeuteten Setlist (siehe unten) ergibt eine Dauer von 43 Minuten für das geplante Set, doch es bleibt ungeklärt, weshalb die drei Amerikaner die zur Verfügung stehende Zeit nicht genutzt haben. Die nun folgende länger dauernde Pause ermöglicht uns dafür, unsere Aufmerksamkeit der Pausenmusik zuzuwenden, die heute tatsächlich den Erwartungen an ein Metalfestival entspricht.
DtS: Die Moshpits sind ja völlig angebracht, doch tatsächlich spüren sich auch heute einige Individuen gar nicht mehr und schaffen es, mir den Spass am Konzert zu nehmen. Da ich dieses, wie Raphi bereits erwähnt hat, als eher generisch einstufe, begebe ich mich kurz auf eine WC-Bier-und-frische-Luft-Tour. Zeitlich eigentlich so eingerechnet, dass wir noch die letzten zehn bis zwölf Minuten geniessen könnten, doch die Menschenmassen, die mir auf der Treppe entgegenkommen, verraten mir bereits, dass die Spielzeit nicht vollständig genutzt wurde. Schade…
Setliste – Toxic Holocaust
- Bitch
- Silence
- Gravelord
- Acid Fuzz
- Wild Dogs
- I am Disease
- War is Hell
- A.T.O.M.I.C.
- In the Name of Science
- Hell on Earth
- Reaper’s Grave
- Death Brings Death
- Nuke the Cross
- The Lord of the Wasteland
- 666*
- Primal Future*
*Zugaben
Fotos Toxic Holocaust – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Asphyx
Raphi: Ganz ehrlich, mit der Musik von Asphyx bin ich nie so richtig warm geworden. Sie verfehlt meinen Geschmack einfach zu stark. Deshalb bitte ich um Nachsicht, dass die folgenden Zeilen eher nüchtern ausfallen. Nachdem wir das geklärt hätten, wenden wir uns doch dem Linecheck der niederländischen Death Metal-Institution zu. Der wird fröhlich kommentiert von einem bestens gelaunten Martin van Drunen, seines Zeichens Sänger der Band. Schon im Voraus Sprüche klopfend dämpft er die aufbrandenden Jubelrufe amüsiert mit einem „nur Linecheck, nur Linecheck“ ab. Als alles sitzt und die fünf (!) Toms (DtS: Ich meinte, das müssten sogar sechs gewesen sein: zwei links, zwei mittig und zwei Floor Toms) und gefühlt hundert Becken am Schlagzeug eingestellt sind, kann es – Toxic Holocaust sei Dank – fünf Minuten zu früh losgehen.
Das Publikum feiert die Death Metal-Walze, die ihm entgegenrollt, gnadenlos ab. Der Pit tobt bis auf die letzten zwei Songs praktisch durchgehend und darum herum lautet die Hauptbeschäftigung Headbangen. Asphyx bieten fröhlich Nachschub für die nackenbrechenden Aktivitäten und van Drunen heimst mit seinen Ansagen, die übrigens durchgehend auf Deutsch sind, fortlaufend Sympathiepunkte ein. Auch, dass ihm das Kabel aus dem Mikrofon rutscht und er eine ganze Weile braucht, um das Malheur zu beheben, überspielt er unbeschwert mit einem Lächeln. Doch als er „Wasteland of Terror“ als ungeplanten Song ankündigt, verrät ihn im Nachhinein die Setliste, steht der doch schwarz auf weiss zwischen „Knights Templar Stand“ und „The Nameless Elite“. Aber das sehen wir ihm nach, denn für viele Besucherinnen und Besucher wie auch Dutti wird Asphyx eines der Festivalhighlights sein.
Dutti: Jep, zu dieser Kategorie darfst du mich getrost zählen, werter Kollege. Sackstark, was die Holländer hier abliefern! Ausserdem ist die Stimmung in den Publikumsreihen ausgezeichnet (obwohl mir der Saal momentan beinahe etwas zu voll ist…). Ab und an würde ich Martin aber schon gerne «Alter, was labersch du?!» entgegen brüllen. Meistens sind die hochdeutschen Ansagen des Fronters kaum zu verstehen. Glücklicherweise trifft das nicht auf den Gesang zu. Kracher wie «Botox Implosion», «Deathhammer» oder «Knights Templar Stand» erledigen den Rest. Nach der Performance schlendert Tieftöner-Hüter Alwin Zuur – ein fleischgewordener Leuchtturm! – gemütlich an den Fans vorbei und winkt uns grinsend zu. Diese Death Metal-Veteranen sind eben einfach rundum sympathische Typen (und nur auf der Bühne brutale Schlächter).
DtS: Ganz. Grosses. Kino. Asphyx sind definitiv eines der Highlights, da habt ihr Recht. Von A bis Z dröhnt uns das altschulische Todesmetall entgegen und sorgt für gute Stimmung, moshende Massen und fliegende Haare. Ich habe rein gar nichts auszusetzen an dieser Performance und bin mehr als nur geflasht. Raphi, ich übergebe dir wieder das Wort, bevor das hier noch in einer endlosen Lobeshymne ausartet.
Setliste – Asphyx
- The Quest of Absurdity
- Botox Implosion
- Molten Black Earth
- Death the Brutal Way
- Forgotten War
- Deathhammer
- Knights Templar Stand
- Wasteland of Terror
- The Nameless Elite
- Forerunners Apocalypse
- The Rack
- Last One on Earth
Fotos Asphyx – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Abbath
Raphi: Für die nun folgende Band mischt sich der Saal einmal durch und nachdem ich mir Asphyx von der Mitte zwischen Bühne und Mischpult aus angesehen habe, verschlägt es auch mich wieder in die vorderen Reihen. Von dort aus habe ich einen wunderbaren Blick auf das grosse Logo aus Riffelblech, das die Bühnencrew vor das Schlagzeug montiert und das unmissverständlich klar macht, wer als nächstes vor uns stehen wird. Abbath ist natürlich bekannt wie ein bunter Hund und hat mit der nach ihm benannten Band nochmals ein Stück mehr an Popularität zugelegt seit seinen Tagen bei Immortal. Dass er ein echtes Original ist, das Selbstironie kennt, es damit aber nicht übertreibt, hat neben seiner so simplen wie charakteristischen Gesichtsbemalung sicher dabei geholfen. Dennoch werden Immortal oder genauer gesagt das Stück „Triumph“ herangezogen, um das Konzert einzuleiten.
Doch auch wenn musikalisch die Vergangenheit des Frontmanns auch im weiteren Verlauf einen prominenten Platz einnimmt, macht die Band als Ganzes einen geschlossenen homogenen Eindruck und präsentiert sich als Einheit. Andreas Fosse Salbu, der gestern bei Gaahls Wyrd an der Gitarre ein grosser Aktivposten gewesen ist, hält sich heute in seiner Rolle als Bassist bewegungstechnisch dennoch etwas zurück und lässt Abbath damit den Vortritt, um die Blicke auf sich zu ziehen. Der macht seinen Job als Fronter ausgezeichnet, ohne seine Mitmusiker in den Schatten zu stellen. Im Gegensatz bietet die Auswahl der Songs mit drei Coverversionen von Immortal und „Battalions“, das vom Projekt I stammt, wie bereits erwähnt so einiges an Material, an dem ausschliesslich der Sänger selbst mitgearbeitet hat. Die restlichen Stücke zeigen einen ausgewogenen Blick auf das bisherige Schaffen unter dem Bandnamen Abbath, wobei einiges davon im rumpligen Mix untergeht. Nichtsdestotrotz macht die starke, energiegeladene Darbietung Spass und verleitet so manchen Metalhead dazu, wild zu headbangen. Mit „Winterbane“ sparen sich die norwegischen Black Metaller einen Leckerbissen für zuletzt auf und so sind unmittelbar um mich herum viele zufriedene Mienen zu sehen, als sich Abbath verabschieden, während einem Abspann gleich Basil Poledouris‘ „Anvil of Crom“ aus den Boxen schallt.
DtS: Die Abbath-Show reiht sich qualitativ etwas unter meinem letzten Zusammentreffen mit dem Norweger (im Komplex zusammen mit Watain) ein. Der Auftritt ist nicht schlecht, doch fehlt ein bisschen das gewisse Etwas. Alles in allem gestaltet sich dieser Slot trotzdem sehr kurzweilig.
Dutti: Hui, dann steht ihr wohl zu weit vorne, um meine Miene zu sehen. Die kommt nämlich recht enttäuscht daher. Maestro-Abbath und seine Schergen holen mich leider gar nicht ab… Der Mix ist blöderweise unter aller Sau und so wirkt das Ganze beinahe wie ein Stummfilm. Immerhin sind die Ansagen deutlich hörbar. Nichtsdestotrotz sind und bleiben eindeutig Asphyx mein Highlight des heutigen Tages. Wobei, eine Equipe kommt ja noch, nicht wahr Raphi?
Setliste – Abbath
- Triumph (Immortal Cover)
- Acid Haze
- Dream Cull
- Hecate
- Battalions (I Cover)
- Ashes of the Damned
- Dread Reaver
- In My Kingdom Cold (Immortal Cover)
- Beyond the north waves (Immortal Cover)
- The Artifex
- Winterbane
Fotos Abbath – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Hellripper
Raphi: Oh ja, und was für eine. Ich weiss, der offizielle Headliner des heutigen Tages hat sein Konzert vor einer halben Stunde zu Ende gespielt, aber mein persönlicher Headliner folgt erst jetzt im Anschluss daran. Hellripper konnten sich mit ihrem Album Warlocks Grim & Withered Hags souverän meinen Titel für das Album des Jahres sichern (ich verweise hier nochmals auf unsere Jahreshitparade) und stehen deshalb weit oben auf meiner Konzertwunschliste. Den frei gewordenen Platz vorne am Gitter besetze ich daher liebend gerne. Nachdem es im Oktober am Iron Force Speed Fest leider von meiner Seite her nicht geklappt hat, ist es heute endlich soweit und für einmal fiebere ich so richtig einem Festivalabschluss entgegen. Also natürlich nur in musikalischer Hinsicht. Dass die Veranstaltung schon wieder zu Ende geht, ist nämlich schade wie eh und je. Doch erst widmen wir uns jetzt Hellripper.
Die haben soeben ihren Soundcheck abgeschlossen, strecken noch ganz kurz die Köpfe zusammen und ballern uns dann in einem nahtlosen Übergang ihren angeschwärzten Speed Metal um die Ohren. Kaum ein paar Sekunden sind gespielt, da gehen die vorderen Reihen ab wie ein Zäpfchen. Keine Ahnung, ob das weiter hinten auch noch so ist, aber hinter uns ist jedenfalls ein Moshpit in vollem Gang. Die Band treibt die Fans mit unbändiger Energie und wunderbar präzis gespielten Liedern an. Die kristallklare Abmischung trägt das ihre dazu bei, ebenso wie die verblüffende Bühnenpräsenz aller Bandmitglieder, die sich in einer Lässigkeit manifestiert, die wie die Faust aufs Auge zu diesem Rausschmeisserslot passt. Überhaupt fällt auf, wie léger James McBain und seine Mitstreiter mit trockenem schottischem Humor durch ihre Show führen, dabei aber die Spannung nie abfällt. Hellripper spielen gerade das ganze Meh Suff! Winter-Festival 2024 an die Wand.
Ganz spontan stellt die Band am Ende noch das Programm um und spielt „Nunfucking Armageddon 666“. Wieso genau James den aus blauem Himmel heraus mir widmet, bleibt uns jedoch ein Rätsel (dass seine Ansage an jemand anderen aus der ersten Reihe gerichtet ist, kann ich ausschliessen). Zu guter Letzt, für den Abschluss des letzten Songs, klettert McBain hinunter ins Publikum, lässt sich hochheben und spielt doch tatsächlich sein Gitarrensolo, während die Leute ihn eine Runde über ihren Köpfen drehen lassen. Da wundert es wirklich niemanden, dass auch über den Abschluss des Konzerts hinaus Rufe nach mehr erschallen und viele Fans nach vorne kommen, um dem Quartett zu einem fantastischen Auftritt zu gratulieren.
Dutti: Saugeiler Festivalabschluss und ein Fall für die «muss ich mir merken»-Sammelliste! Ich kann einige Motörhead-Elemente im Sound von Hellripper ausmachen. Und wie Raphi bereits korrekt erwähnt hat, mutiert der Saal zu einem regelrechten Tollhaus. Moshpits und Crowdsurfer ahoi! Wahrlich ein fettes, finales Ausrufzeichen!
DtS: All Hail The Goat! “Hellripper spielen gerade das ganze Festival an die Wand” ist keineswegs zu hoch gegriffen, liebe Leser. Raphi hatte mir ja schon vor dem Konzert vorgeschwärmt, wie gut Hellripper seien. Da konnte ich meine Pläne, den letzten regulären Zug statt des ersten Nachtzugs zu nehmen, gleich wieder beerdigen. Aber das hat sich richtig gelohnt! McBain als Fronter, aber eigentlich die schottische Truppe als Ganzes, liefern hier gerade etwas, das ein schwerer Anwärter für die Top-Konzerte des neuen Jahres (und damit für den nächsten Jahresrückblick) ist. Klar, das Jahr bringt hoffentlich noch viel, aber Hellripper haben sich gerade sehr gute Chancen auf ein (oder mehrere) Podestplätzchen gesichert. Die Energie, die die Jungs ausstrahlen, ist schlicht und einfach überwältigend. So, Ende Lobeshymne. Ich bin auf dem Weg an den Merchstand, wo ich mir den “All Hail The Goat”-Patch besorge.
Dutti: Wer nach dieser schweisstreibenden Darbietung immer noch über ausreichend Stehvermögen verfügt, könnte im Werk 21 an der gefürchteten «90s-Party» bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern. Gerüchtehalber sind gewisse Personen sowieso bloss wegen dieser Sause anwesend (was mir ehrlich gesagt stellenweise ein bisschen zu denken gibt). Dauermotivator Kevin möchte auch meine Wenigkeit erneut in den «Disco-Höllenschlund» hinunterlocken. Sorry Kumpel, ich passe. Wir können dann gerne wieder im September am Meh Suff!-Metal Festival auf dem Hüttikerberg über ein «Dutti-Gastspiel» verhandeln. Schliesslich habe ich das Ganze im vergangenen Jahr irgendwie erfolgreich überlebt (siehe Beweis-Text).
Setlist – Hellripper
- Vampire’s Grave
- Hell’s Rock ’n‘ Roll
- Nekroslut
- Demdike (In League with the Devil)
- Goat Vomit Nightmare
- The Affair of the Poisons
- Bastard of Hades
- The Nuckelavee
- From Hell
- Hexennacht
- Flesh Ripper*
- All Hail the Goat
- Headless Angels
*nach Flesh Ripper folgt ungeplant Nunfucking Armageddon 666
Fotos Hellripper – Meh Suff! Winter-Festival 2024 (Marcel)
Das Fanzit zum Meh Suff! Winter-Festival 2024
Raphi: Schon ist es wieder vorbei, das Meh Suff! Winter-Festival 2024, und die Organisatoren können auf einen rundum gelungenen Anlass zurückblicken. Alles hat wie am Schnürchen geklappt, wofür der Meh Suff-Crew ein grosses Dankeschön gebührt. Ein Dank gebührt auch meinen Metalmitinsidern Dutti und Domi, für die schreiberische Unterstützung (Anm. Dutti: Sehr gerne geschehen 😉) sowie Domi und Larry dafür, dass sie fleissig all die Setlisten gesammelt haben, die jetzt diesen Artikel zieren (DtS: Immer doch!). Zwei Tage lang kamen wir alle in den Genuss von Konzerten mit durchs Band hohem Qualitätslevel. Hellripper haben da aber mit einem krachenden Auftritt sogar noch einen drauflegen können und sich damit gefolgt von Gaerea zu meinem Highlight des Festivals emporgeschwungen (DtS: Ich möchte an dieser Stelle noch Kassogtha und Asphyx in den Ring werfen).
Nebenbei übrigens auch schön zu sehen, dass das mittlerweile zum alten Eisen gehörende Selfieritual langsam, aber sicher in der Versenkung verschwindet. Zum Schluss bleibt der Ausblick in die Zukunft. Das nächste Meh Suff! Winter-Festival findet vom 17. bis 18. Januar 2025 mit Moonsorrow (Anm. Dutti: Bitte dann mit grosszügiger Spielzeit!) und Venom statt, wie die Plakate im Treppenhaus beim Verlassen des Dynamos von den Wänden herab verkünden und nach den vergangenen zwei Tagen kann ich guten Gewissens sagen: eine Datumsreservation lohnt sich sicher (Anm. Dutti: Und allenfalls könnte diese optimale Datumauswahl sogar dazu führen, dass man vor dem Meh Suff! Winter-Festival auch endlich wieder einmal komplett ohne Terminkollision das kultige Ice Rock Festival im «Ämmitau» besuchen kann).