Beyond Metalcore & TikTok Stardom
Es ist der 1. Februar, ein Donnerstagabend in der Halle 622 in Zürich und die Energie ist förmlich greifbar. Als ich um 18:30 Uhr pünktlich am Eingang der Location ankomme, sehe ich bereits eine Schlange, die sich bis weit hinter die Halle erstreckt. Ein solches Bild habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Die Vorfreude der Fans auf das Konzert im Rahmen der «Concrete Forever Tour» von Bad Omens und Poppy ist geradezu spürbar.
Die Atmosphäre ist aufgeladen, und die Aufregung steigt mit jedem Schritt in Richtung Eingang.
Poppy
Um 19:45 Uhr werden die Lichter gedimmt, und die Einleitung des Eröffnungssongs «Bloodmoney» beginnt. Auf dem Bildschirm auf der Bühnenrückseite erscheint eine pulsierende Herzfrequenzlinie, die synchron zur Musik schwingt. Poppy betritt gemeinsam mit ihrem Bandkollegen die Bühne. Trotz beeindruckender visueller Effekte und ausreichend lauter Soundproduktion wirkt die gesamte Performance merkwürdig distanziert und entfremdet vom Publikum. Während des gesamten Sets gibt es praktisch keine Interaktion mit der Menge. Nur wenige im Publikum scheinen am Geschehen auf der Bühne interessiert zu sein oder es zu geniessen.
Bad Omens
Nach einer spannungsgeladenen Umbaupause, die sich wie eine kleine Ewigkeit anfühlt, ist es endlich 21:00 Uhr – Bad Omens stehen bereit, um die Bühne zu erobern. Der gesamte hintere Bühnenbereich präsentiert sich mit einer zweigeteilten LED-Wand, auf der sich eine Empore befindet, auf der Drummer Nick Folio Platz nimmt. Der Saal wird von einem düsteren Einspieler in schwarz-weissem Ambiente eingehüllt, und eine mysteriöse Stimme erhebt sich: «Why do you care about these people, they don’t care about you – none of you. They don’t even know you.» In diesem Moment betreten die Jungs aus Richmond, Virginia, mit ihren charakteristischen Sturmhauben die Bühne. Noah Sebastian, in einer schwarzen Jacke mit hochgezogener Kapuze, eröffnet die Show mit «Artificial Suicide». Der Sound ist klar und kraftvoll, begleitet von intensiven Nebelsäulen. Ein grandioser Start, der die Stimmung von Null auf Hundert katapultiert und die Herzen der Fans höherschlagen lässt. Als Noah schliesslich die Kapuze abnimmt, wird er mit lautem Jubel begrüsst.
Die Performance des gemeinsamen Songs «V.A.N.» mit Poppy markiert zweifelsohne ein Highlight des Abends. Der Titel, eine Abkürzung für «Violence Against Nature», präsentiert sich als Industrial-Metal-Meisterwerk, das die Geschichte einer künstlichen Intelligenz erzählt, die entschlossen ist, die Menschheit zu zerstören. Die hypnotische Produktion von Bad Omens und die engelsgleichen Vocals von Poppy, die dabei die Rolle des Concrete Jungle Universe AI-Charakters V.A.N übernimmt, fesseln das Publikum unmittelbar. Das Gesamterlebnis kulminiert schliesslich in einem beeindruckenden Mix aus kathartischem Geschrei, während der Track fortschreitet. Noah und Poppy agieren als eingespieltes Duo. Mit Sturmmaske bewaffnet nimmt Noah zunächst oben an der Bühne Platz, bevor er sich zur zweiten Hälfte zu Poppy begibt, und gemeinsam setzen sie einen Höhepunkt des Abends.
Die Atmosphäre im Saal ist elektrisierend, und die Fans singen jeden Song textsicher mit. Die Band präsentiert insgesamt 15 Tracks, darunter zwei Zugaben. Die visuelle Inszenierung ist beeindruckend, von düsteren, dystopischen Visuals bis hin zu Ausschnitten aus bekannten Musikvideos der Band. Die gesamte Show wirkt bis ins kleinste Detail durchdacht, mit dem klaren Ziel, so ästhetisch wie möglich für Social Media zu sein. Bad Omens setzen damit einen neuen Standard für Live-Shows im digitalen Zeitalter. Nebelsäulen, Konfettikanonen und eine vielseitige Lichtshow tragen dazu bei, dass dieser Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.
Die genre-übergreifende musikalische Darbietung von Bad Omens lässt sich nur als eine rasante Achterbahnfahrt beschreiben. Von mitreissender Circle-Pit-Action bei «Glass Houses» bis hin zur melodischen, herzzerreissenden Emotionalität von «The Death Of Peace Of Mind» gelingt es der Band, das Publikum durch das gesamte emotionale Spektrum zu führen. Dies dürfte wohl der Grund für den enormen Erfolg der Band und die kultartige Anhängerschaft sein. Nach 70 Minuten Spielzeit und dem Abschluss mit «Just Pretend» ist es an der Zeit, sich zu verabschieden. Dennoch kehren Bad Omens nach frenetischem Schreien und Klatschen zurück auf die Bühne, um zwei Zugaben, «Concrete Jungle» und «Dethrone», zum Abschluss zu präsentieren. Das erschöpfte, aber glückliche Publikum wird schliesslich in die Nacht entlassen.
Das Fanzit – Bad Omens, Poppy
Bad Omens präsentieren im Vergleich zum Vorjahr ein beeindruckendes Upgrade. Die Performance in der Halle 622 in Zürich ist ein Fest für die Sinne und unterstreicht nachdrücklich, dass sich die Band erfolgreich in der Metal-Szene etabliert hat. Fans dürfen gespannt den kommenden Auftritten und Festivalshows entgegenblicken, da Bad Omens eindrucksvoll demonstrieren, dass sie nicht nur in der Lage sind, grosse Hallen zu füllen, sondern auch das Publikum mit ihrer Musik zu begeistern versteht. Die Verbindung aus einer von Dunkelheit und düsterer Stimmung durchzogenen Ästhetik mit ihren Songs intensiviert das gesamte Erlebnis. Ein besonders herausragendes Merkmal ist die aufrichtige Art und Weise, wie die Band ihre Kunst präsentiert. So hinterlassen Bad Omens nicht nur einen bleibenden Eindruck, sondern setzen auch neue Massstäbe für Live-Shows in der Metal-Szene!
Setlist Bad Omens
- Artificial Suicide
- Like A Villain
- Glass Houses
- The Grey
- What Do You Want From Me?
- Limits
- IDWT$
- Take Me First
- Bad Decisions
- Nowhere To Go
- V.A.N
- Broken Youth
- Never Know
- The Death Of Peace Of Mind
- Just Pretend
- Concrete Jungle
- Dethrone