Party mit dem Beast
Eskalation im Komplex 457 (inklusive daraus resultierendem Brummschädel am Folgetag)! Das lag primär am absolut unterhaltsamen (Anm. Kaufi: Du neigst zu Untertreibungen, mein Freund…) Auftritt von Battle Beast. Die Finnen sorgten wahrlich für einen «bierseeligen», intensiven Dienstagabend. Im Vorprogramm agierten die beiden Truppen Saint Deamon und Induction.
Dutti: Kurz vor dem Valentinstag (den eh niemand so wirklich braucht) lassen Battle Beast und Support unsere Herzen hoffentlich höherschlagen. Wie am vergangenen Freitag bei Shakra und Rock-Out im Dynamo sind auch dieses Mal wieder die Metalinsider Kaufi und meine Wenigkeit (Dutti) für euch im Einsatz. Eine altgediente Weisheit besagt ja schliesslich, dass man ein erfolgreiches Team niemals auswechseln sollte. Doch wir sind freilich nicht allein. Das hat schon draussen bei der gigantischen Warteschlange vor dem Gebäude begonnen und setzt sich nun im grossen Konzertsaal fort.
Heute dürfte die Komplex 457-Lokalität freilich aus allen Nähten platzen. Kollegen, Freunde, andere Medienschaffende, Musiker und sogar Teile der Hall Of Fame Events-Crew sind vertreten. Und was passiert, wenn man mit all diesen Personen ein Pläuschchen hält und dabei diverse Hopfengebräue vernichtet? Genau, das Handy (welches in meinem Fall als moderner Notizblock figuriert) bleibt in der Tasche und die eigenen Sinne werden vorzu benebelter. Das kann ja heiter werden!
Ehe die erste Band beginnt, bringt Kumpel Kaufi schockierende Neuigkeiten vom Merchandise-Stand. Wie bitte?! Ein Shirt des Headliners kostet 50 Stutz?! Ja sind wir denn plötzlich im Hallenstadion und halten sich die Finnen urplötzlich für Manowar? Fraglos eine unschöne Entwicklung. Logo, die Alltagskosten steigen in letzter Zeit gefühlt beinahe jede Woche aufs Neue, aber ein solches Preisschild ist nach meiner Ansicht eindeutig überrissen. Tja, dann werden die hauptsächlichen Ausgaben meiner Geldbörse am heutigen Abend wohl kaum etwas mit Textilien zu tun haben. Huch – und schon habe ich die nächste, erfrischende Blondine in der Hand. Wer hat mir die jetzt wieder vorbeigebracht? Egal, Fokus, lieber Dutti. Es wird nämlich zum ersten Mal dunkel (also im Saal – nicht in meinem Kopf).
Induction
Dutti: Die Sprösslinge unserer Metal-Ikonen eifern oftmals ihren Erzeugern nach und sind bemüht, deren Erbe auch für künftige Generationen am Leben zu halten. Das trifft ebenfalls auf Induction zu, in deren Reihen ein gewisser Tim Hansen (seines Zeichens Sohnemann von Helloween und Gamma Ray-Kultfigur Kai Hansen) tätig ist und herumwirbelt. Zuletzt habe ich die Equipe Ende Oktober 2023 im Z7 als Einheizer für Stratovarius und Sonata Arctica in Aktion erlebt. Allerdings sind seither offenbar gewisse Änderungen eingetreten. Celine Peren an der Klampfe scheint ebenso neu zu sein wie ihr Mitstreiter Craig Cairns an der Mikrofon-Front. Eine kurze Instagram-Spionage löst das Rätsel zumindest teilweise. In Pratteln übernahm tatsächlich Antonio Calanna das Trällern (hey Kaufi, das ist doch der Typ von All For Metal, oder?).
Die Darbietung des Quintetts ist solide, aber keine weltbewegende Angelegenheit. Das Ganze plätschert streng formuliert einfach ein wenig vor sich hin. Etliche Zuhörer sind ohnehin noch in Unterhaltungen vertieft und nehmen die Show bloss am Rande wahr. Bei einer Ankündigung müssen jedoch alle schmunzeln. Heisst die aktuelle EP wirklich «The Power Of Power»? Da hat aber jemand äusserst tief im «Klischee-Topf» gebadet.
Lieber Kaufi, wie beurteilst du die Lage? Die Kompositionen von Induction müssten schliesslich genau in dein Beuteschema passen.
Kaufi: Punkt 1 – Du hast recht, Antonio ist Sänger bei den Senkrechtstartern All For Metal. Gut recherchiert! 😉 Punkt 2 – Ja, rein musikalisch betrachtet ist das schon ziemlich „mein“ Sound. Aber ich muss Dir insofern recht geben, dass die Songs an sich nicht wirklich zünden wollen. Irgendwie fehlt mir einfach das berühmte „gewisse Etwas“. Gegen Ende macht’s dann irgendwie doch etwas mehr Spass. Und „The Power Of Power“ ist ein herrlicher Titel! Mehr Klischee geht wirklich kaum noch! Abstriche gibt es dafür einmal mehr beim Sound – wobei dies nun bekanntlich eher der Lokalität geschuldet ist als der Band… Wenn mir Induction live-mässig wieder einmal über den Weg laufen, werde ich jedenfalls schon nochmals zuhören.
Saint Deamon
Dutti: Um 20.25 Uhr gehen Saint Deamon an den Start. Power Metal aus Schweden – grundsätzlich eine vielversprechende Kombination, die mir diskussionslos gefallen müsste. Dummerweise ist heute Abend irgendwie der Wurm drin. Die Leistung der Herrschaften ist völlig okay, aber Euphorie-Wellen vermag diese Präsentation nicht auszulösen. Ein paar der zahlreichen Stücke, welche mit der Seefahrer-Thematik verbandelt sind, dröhnen allerdings schon reizvoll aus den Boxen. Mehr Material der Marke «Load Your Cannons» oder «Captain Saint D» wäre absolut wünschenswert, denn bei diesen Nummern blitzt durchaus ein ansprechendes Können der Nordmänner auf. Exakt aufgrund dieser Augenblicke steht für mich fest, dass ich Saint Deamon in Zukunft zwingend nochmals eine Chance geben möchte. Diesen nicht sonderlich geglückten ersten Eindruck kann und darf man so nicht stehen lassen.
Ich bin gespannt, ob Kaufi mit der Crew des Vierers an Bord gegangen ist oder doch lieber ein paar Schwimm-Sequenzen im Meer in Angriff nimmt.
Kaufi: Weder noch. Nach meinem Besuch im Fotograben bin ich mal raus und dann prompt in längere Diskussionen mit den Hall of Fame Leuten verwickelt. Aber was ich gehört habe bis da, hat mich ehrlich gesagt auch nicht wirklich umgehauen. Und zu allem Schreck bemerke ich auch noch, dass ich vielleicht Probleme mit meiner Kamera bekommen könnte beim Headliner… An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Pat von Plekvectica für die Hilfe!
Battle Beast
Dutti: Verbleibt noch der Headliner, dessen musikalisches Schaffen oftmals dezent abschätzig als «Aerobic- oder Disco-Metal» deklariert wird (Anm. Kaufi: «Aerobic Metal»?? WTF??). Wenn man damit jedoch einen ganze Raum zu Eskalationen bewegt, kann die Geschichte kaum so schlecht sein. Battle Beast sind seit bald zwei Dekaden (2025 wäre dann das Jubiläum angesagt) im Geschäft und begeistern ihre Anhänger ununterbrochen. An wirklich schlechte Auftritte dieser Gruppe kann ich mich sowieso nicht erinnern. Aufgrund dessen geniesse ich den Gig komplett sorgenfrei (und erneut mit einem «Hopfen-Smoothie» in der Hand. Keine Ahnung, wo diese Getränkelieferungen immer herkommen).
Erwartungsgemäss orientiert sich die Setliste an der aktuellen Platte «Circus Of Doom» aus dem Jahre 2022. Das Sextett möchte die darin enthaltenen Hymnen noch besser unters Volk bringen. Und gemäss der Scheiben-Analyse von Kaufi sollen diese effektiv verdammt gut sein. Dem brauche ich überhaupt nicht zu widersprechen. «Wings Of Light», «Eye Of The Storm» oder «Master Of Illusion» sind einfach saustark! Mein grosser Favorit bleibt aber ein Stück aus der «Klassiker-Kiste». Ich lasse mir eben nach wie vor unglaublich gerne von Odins Bastard-Nachwuchs in den Hintern treten: «Bastard son of Odin, born to kick your ass!»
Die Stimmung innerhalb der Battle Beast-Crew scheint gewohnt fantastisch zu sein. Basser Eero Sipilä und der mit tragbarem Tasteninstrument (Anm. Kaufi: Aaaarrhg!) herumrennende Janne Björkroth sind stets für ein Spässchen zu haben. Saitenhexer Juuso Soinio ist ebenfalls häufig grinsend anzutreffen. Eine überstrahlt jedoch alle: Rampensau Noora Louhimo! Das Mädel singt alles und jeden in Grund und Boden. Hammermässig! Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass bei ihr im November des vergangenen Jahres beinahe die Lichter endgültig ausgegangen wären (die Medien sprachen von einem Riss in der Halsschlagader…). Den Göttern sei Dank hat sie dieses Ungemach heil überstanden und bleibt uns hoffentlich noch lange erhalten.
Werter Kaufi, bist du schon heiser oder reicht’s nochmals für ein paar Senf-Kommentare deinerseits?
Kaufi: Was soll ich noch sagen? Noora Louhimo ist ein Phänomen! Wie Dutti erwähnt hat, hätte es letzten Spätherbst ganz blöd laufen können. Battle Beast mussten Konzerte absagen, Noora wurde zur absoluten Ruhe verdonnert. Und irgendwie scheint sie in dieser Zeit ihre Energietanks zum Überlaufen voll aufgeladen zu haben… Es ist erstaunlich, fantastisch und beeindruckend mitzuerleben, welche kaum fassbare Power die an sich zierliche Finnin hier an den Tag legt!
95 Minuten Vollgas (ok, ein paar Minuten Pause wird ihr zwischendurch gegönnt), neben ihr eine Band die ebenfalls voll motiviert und mit enormem Spass am Werk ist. Das Publikum dankt es ihnen mit frenetischem Applaus. Noora wischt sich zwischendurch sogar mal noch die eine oder andere Träne ab! Ganz ehrlich: So eine Stimmung habe ich in diesem Laden lange nicht gesehen! Dass mehrheitlich sogar die Soundqualität einigermassen ok ist, darf man als Bonus betrachten…
Einen kleinen Schreckmoment habe ich, als Tieftöner Eero ans Mikro kommt und einen Zettel in der Hand hat. Der wird doch wohl nicht…? Zur Erklärung: In Tschechien beim Masters of Rock hat der gute Herr irgendein einheimisches (Volks-)Lied zum Besten gegeben – was selbst die Tschechen nicht verstanden. Wenn der jetzt mit Schwiizerdütsch daher kommt… Schlussendlich aber „Fehlalarm“. Es wird etwas von Elton John gespielt, „Lion King“ oder sowas. Sorry – ich kenn das wirklich nicht…! Egal wie entsetzt die Kollegen schauen deswegen…
Sonst gibt’s im Programm massig Highlight. Ganz geil – da stimme ich Dutti zu 100% zu – ist „Bastard Son Of Odin“. Auch „Familiar Hell“ und der längstens zum Standard gewordene Abschluss „Beyond The Burning Skies“ sind schlicht grossartig. Zwar hätte man (oder zumindest ich…) gerne noch was von der Marke „Black Ninja“ oder „Let It Roar“ gehört, aber eben – den Fünfer und das Weggli kann man halt nicht haben. Der doomige Zirkus steht im Fokus und das ist auch gut so!
Das Fanzit – Battle Beast, Saint Deamon, Induction
Dutti: Dann haue ich mal das «Fanzit» raus. Die beiden Vorgruppen konnte mich bedauerlicherweise nur mässig überzeugen, aber dafür machten Battle Beast im Anschluss wahrlich alles richtig. Das war abermals unfassbar souverän! Sie hatten aber auch die beste Soundqualität des Abends. In den Publikumsreihen kam es heute effektiv zu einem kleinen «Familientreffen» und die literweise vernichteten Bierchen werden dann garantiert im Verlauf des morgigen Tages ihren Tribut einfordern.
Setliste – Induction
- Intro
- Born From Fire
- Fallen Angel
- Scorched
- I Am Alive
- Set You Free
- Go To Hell
- Queen Of Light
Setliste – Saint Deamon
- In Shadows Lost From The Brave
- The Only One Sane
- The Final Fight
- Call My Name
- No Man’s Land
- Load Your Cannons
- Captain Saint D
- Run For Your Life
- The Brave Never Bleeds