«Bathory-Nachhilfe» für Dutti
Eingefleischte Metal-Fans können mit dem Namen Bathory selbstverständlich einiges anfangen und wissen um die Bedeutung von Mastermind Quorthon und seinem musikalischen Erbe. Das sehen auch die Mitglieder der deutschen Gruppe Blood Fire Death so.
Sie haben es sich zur (Lebens-)Aufgabe gemacht, den Menschen da draussen trotzdem noch Bathory-Live-Erlebnisse zu ermöglichen. Und genau für eine solche Session reisten sie am Samstag in die Schweiz nach Lenzburg.
Das ist wahrlich ein ganz besonderer Leckerbissen, den uns die Met-Bar heute Abend auftischt. Bathory und Bandgründer Quorthon waren zweifelsohne prägende Pioniere des Viking und Black Metal-Genres. Ihre Werke haben etliche Formationen beeinflusst und in vielen Setlisten taucht berechtigterweise immer wieder eine Coverversion eines Klassikers der Schweden auf. Und damit sind wir auch gleich beim Thema. Mit Ausnahme von ein paar wenigen Gigs in den Anfangstagen sind Bathory nämlich nie vor Publikum aufgetreten. Wie soll man diese imposanten Kompositionen überhaupt jemals wieder vollständig in einem Live-Rahmen erleben können? Glücklicherweise existiert da eine gewisse deutsche Equipe namens Blood Fire Death, die sich vollends den Hymnen des 2004 verstorbenen Künstlers verschrieben hat. Für Leute wie meine Wenigkeit, die jetzt auf diesem Gebiet keine Experten sind (deswegen schon einmal «sorry» für allfällige Wissensdefizite meinerseits), ist diese heutige Darbietung sicherlich eine hilfreiche Nachhilfestunde.
Doch zuvor gehört die Bühne den Haudegen von Helgrindur. Anfang September 2020 waren sie bereits einmal hier zu Gast und haben in überragender Manier abgeliefert (siehe das schriftliche Beweisstück meinerseits). Ob ihnen das beim zweiten Streich ebenfalls gelingen wird? Als Hilfestellung hätten sie zumindest ein neues Album im Gepäck. Diesen Auftritt möchten sich übrigens auch meine beiden Mit-Metalinsider Larry und Domi the Stick keinesfalls durch die Lappen gehen lassen. Sie nutzen die Pause zwischen zwei ihrer «Guggemusig»-Shows und schauen extra in der Honigwein-Taverne vorbei. Respekt!
Helgrindur
Der aus dem nordrheinwestfälischen Solingen angereiste Haufen hat eine Stunde Zeit, um den gut besuchten Laden zu unterhalten. Glücklicherweise haben sie bei einem Kumpel von mir Obdach gefunden und müssen heute Abend keine weite Heimreise auf sich nehmen. Musikalisch verkehrt das Quintett bevorzugt im Sektor des geschwärzten Pagan Metal. Angeführt vom gerüsteten Fronter Beast (schicker Schädel auf der linken Schulter) gelingt den Herrschaften eine gelungene Performance.
Bei «Aufbruch» können sie abermals auf eine sportliche Rudermannschaft zählen (obschon die Teilnehmerschar beim letzten Gastspiel ein bisschen grösser war). Nichtsdestotrotz erreicht das Langschiff offenbar sein gewünschtes Ziel. Es ist wunderbar zu sehen, dass sowohl alte Songs wie «Ein Sturm» als auch neue Nummern à la «Golem» («Mitbrüll-Refrain» lässt grüssen!) oder «Das Mädchen am Teich» (fand ich schon in meiner Plattenkritik fantastisch) einschlagen. Einzig bei den Ansagen scheint Beast dieses Mal Ehrenbürger von «Verpeiltheitshausen» zu sein. Die Suche nach vermeintlich verschwundenen Bieren oder Bandmitgliedern auf der Bühne entpuppt sich als ungewollt komödiantische Einlage. Aber halb so wild, das kann bekanntermassen sogar den Besten unter uns passieren.
Blood Fire Death
Die Hauptattraktion des Abends geht um 22.15 Uhr an den Start. Als Dekoration des Mikrofonständers figuriert ein ansehnlicher Schädel samt Hörner. Und was – respektive wen – erspähen meine Äuglein denn da noch? Einen Live-Keyboarder! Das wäre also wieder ein Kandidat für die Liste von Metalinside-Kumpel Luke. So ganz massiv bedroht scheint diese Art dann doch nicht zu sein. The Stallion (jep, die Mitglieder arbeiten allesamt stilecht mit Pseudonymen) wirkt jedenfalls weder ängstlich noch gefährdet. Gemeinsam mit seinen fünf Mitstreitern möchte er den Zuhörern nun also die Welt von Bathory näherbringen. Wird dieses Vorhaben gelingen?
Wie gesagt, ich bin in dieser Materie freilich kein Profi und fühle mich somit eher wie ein wissbegieriger Schüler. Serviert werden uns epische, komplexe Hymnen, die nicht immer sonderlich leicht zu verdauen sind. Glücklicherweise bleibt der Hintergrundgesang lediglich am Anfang zu leise. Vor Frontmann The Messenger muss man dafür fraglos den Hut ziehen, denn er ackert sich trotz Erkältung wacker durch das gesamte Set. Einmal wagt er gar einen Ausflug hinunter ins Publikum, den fast niemand bemerkt. Sein Lieblingswort ist ebenfalls rasch gefunden. Immer wieder brüllt er uns «schweinegeil» entgegen. Man merkt ihm und seinen Gefährten effektiv an, dass sie ihre Sache mit Leib und Seele ausleben. Auch bildhafte Beschreibungen liegen drin, wenn man sich erkundigt, was die Musik von Bathory auslösen kann. Der Sänger meint dazu freudig, dass er Hühnerhaut bis unter die Eichel habe. Keine Ahnung, ob das medizinisch gesund ist, aber ich möchte das ehrlich gesagt jetzt auch nicht unbedingt so genau wissen, geschweige denn überprüfen.
Gemäss Programm wäre nach «The Lake» eigentlich finito. Allerdings denken die Herren irgendwie überhaupt nicht an den Feierabend. Immer wieder fragen sie die Regie, ob sie noch einen Track mehr raushauen dürfen. Das mündet am Ende in stolzen sechs (!) Zugaben. In dieser Sequenz kommen dann auch die hämmernden Black Metal-Kracher (beispielsweise «Satan My Master») vermehrt zum Einsatz (was für gewisse Teile der Besucher eine willkommene, belebende Abwechslung darstellt). Der andere Part – nennen wir sie mal «Bathory-Hardcore-Fanatiker» feiert ohnehin alles ab und wirkt, als ob er sich in Trance befinden würde. Die verlängerte Zeremonie findet dann kurz vor Mitternacht ihr definitives Ende.
Das Fanzit – Blood Fire Death, Helgrindur
Ein gut besuchter Met-Bar Abend mit zwei «wikingerfreundlichen» Bands. Im direkten Vergleich war der Helgrindur-Gig nach meinem Empfinden eine Spur mitreissender, aber ich benötige wohl einfach weiterhin noch mehr Nachhilfe in Sachen Bathory. Glücklicherweise weiss ich nun, wo ich notfalls ein paar coole und fähige Lehrkräfte auftreiben könnte. Als «Ufzgi» habe ich mir brav notiert, dass ich mich demnächst etwas ausgiebiger durch die Diskographie von Quorthon und Co. hören soll.
Setliste – Helgrindur
- An der Mühle
- Fernweh
- Aufbruch
- Golem
- Herr des Waldes
- Ein Sturm
- Das Mädchen am Teich
- Helgrindur
- Bergisches Land
- Grimurs Fluch
- Zur Ewigkeit
Setliste – Blood Fire Death
- Fanfare – Blooded Shore
- Intro – Father To Son
- Fine Day To Die
- Woman Of Dark Desires
- Song To Hall Up High
- Home Of Once Brave
- Valhalla
- Intro – One Rode To Asa Bay
- Man Of Iron
- Gods Of Thunder Of Wind And Of Rain
- The Lake
- Twilight Of The Gods*
- Reaper*
- War*
- Sacrifice*
- Satan My Master*
- Blood Fire Death*
*Zugabe