Barock im Metalversum
Es beginnt mit düsteren theatralischen Gitarrenklängen. Wie in einem Film oder Theater, wenn der Bösewicht zum ersten Mal die Bühne betritt. Dass bereits kurz darauf der erste erbauliche Einschub folgt, ist programmatisch für Alicia en el Metalverso, dem neusten Werk von Mägo de Oz.
Doch eigentlich war es der barock anmutende Teil mit dem Duett der Geige und der Flöte in der vorab ausgekoppelten Single „Luna de sangre“, der mich dazu veranlasste, mich näher mit dem Album zu beschäftigen. Doch der Reihe nach. Die Spanier sind Veteranen der Szene. Aktiv seit 1989, haben sie sich mit einer Mischung aus immer mal wieder ändernden Anteilen an Hardrock, Heavy, Power und Folk Metal einen Namen erspielt, der heutzutage in weiten Kreisen auf Wiedererkennung stösst. Mit Alicia en el Metalverso veröffentlichen sie nun ihr siebzehntes Album und starten gleich mal mit drei richtig gelungenen Songs. Auf mitreissende Art baut die Band ihre Kompositionen dergestalt auf, dass sie die Hörerinnen und Hörer bei der Hand nehmen und durch die abwechslungsreichen Melodien führen. Gerade in den instrumentalen Zwischenteilen der Lieder schaffen es Mägo de Oz, über gängige Genrekost hinaus zu wachsen und Abschnitte zu liefern, die zum Eintauchen einladen. Schade, dass diese neoklassischen Melodien in den Strophen nicht konsequenter aufgegriffen werden, stellen sie doch einen der Höhepunkte des Albums dar und hieven gerade das einleitende Dreiergespann an Songs ins Rampenlicht.
Doch nach dem starken Start zeigt die Formkurve leider wieder talwärts. „Seremos huracán“ bleibt trotz treibender Gitarre blass und bei der Betrachtung über die gesamte Spielzeit drängt sich schliesslich die Frage auf, ob das Album wirklich zwei Balladen braucht. „Por si un día te pierdes“ würde eigentlich genügen, stellt der Song doch das davor platzierte „Somos los hijos del rock“ klar in den Schatten. Letzteres ist dann auch kompositorisch gesehen eine Seltsamkeit auf Alicia en el Metalverso und verströmt eine schwer einzuordnende Atmosphäre, die irgendwo zwischen Pubhymne und Adventszeit liegt. Doch zum Schluss schaffen es Mägo de Oz, das Ruder nochmals herumzureissen. „La voz de los valientes“ ist nicht nur ein Track, der alle positiven Aspekte in sich vereint, die Alicia en el Metalverso zu bieten hat. Der Song stellt auch den perfekten Gegenpart zum einleitenden Titelstück dar und umfasst mit diesem zusammen das Album einer Klammer gleich.
Das alles wird eingehüllt von einer warmen, luftigen Produktion, die zwar unspektakulär doch natürlich klingt, während sie darum besorgt ist, dass die führende Melodiestimme über die ganzen 55 Minuten hinweg immer klar im Vordergrund steht. Damit trägt sie dazu bei, dass die Musik von Mägo de Oz auch klanglich sehr zugänglich daherkommt und zum Album passt sie so auf jeden Fall.
Das Fanzit zu Mägo de Oz – Alicia en el Metalverso
Mägo de Oz haben auf Alicia en el Metalverso einige richtige Glanzstücke verpackt, die mit hörenswerten Melodien – vor allem im instrumentalen Bereich – ausstaffiert sind. Leider schaffen es mehrere Lieder auf dem Album nicht, diese Messlatte zu erreichen und bleiben hinter dem Potential zurück, welches die Band ja offensichtlich besitzt. Zusammengenommen ergibt das ein gutes Album, was als Zahl ausgedrückt 7.5 Punkte bedeutet.