Schweizer Rock-Qualität
Mit geballter Gitarren-Power brachten am Freitag sowohl Shakra als auch Rock-Out die Wände des Dynamo zum Erzittern. Die Location war zwar gut besucht, aber bei der Vorgruppe hätte die Stimmung ruhig noch ein bisschen enthusiastischer sein dürfen.
Mehr dazu in den nachfolgenden Zeilen.
Dutti: Ihr möchtet auf rockige Art und Weise ins Wochenende starten? Ja, das klappt am besten mit dem Besuch eines Shakra-Konzerts. Den Göttern sei Dank findet genau ein solches heute Abend im Zürcher Dynamo statt. Ein sicherer Wert! Da weiss der geneigte Fan, dass seine Gehörgänge völlig verwöhnt werden. Als Support-Equipe mischen die wilden Jungspunde von Rock-Out mit. Die Emmentaler sind zweifelsohne DER Beweis dafür, dass der Fortbestand der helvetischen Starkstrom-Gitarrenmusik ebenfalls in der nächsten Generation gesichert ist.
Oh! Und schaut mal, wer den Weg runter vom «70’000 Tons Of Metal»-Kahn und zurück aus den USA gefunden hat: Der geschätzte Kollege Kaufi! Gut zu wissen, dass du mich trotz PCD («Post-Cruise-Depression») unterstützt – sei es mit Bildern oder Senf-Kommentaren. Aber wir haben ja sowieso bereits Ende Oktober des vergangenen Jahres im Z7 philosophiert, dass es für uns in Zürich wohl zu einem Wiedersehen mit Shakra kommen wird. Und voilà! Hier stehen wir nun.
Kaufi: Nette Begrüssung, danke! Da stossen wir doch gleich mal mit Hopfentee an… Ja, diese verdammte PCD! Lässt sich jedoch zumindest etwas mit Live-Musik bekämpfen. Und dieses Package ist zweifellos beste Medizin! Let the games begin…
Rock-Out
Dutti: Florian und seine Kumpels haben rund 40 Minuten Zeit, um der Zuhörerschaft einzuheizen. Sein Stimmorgan, welches zurecht immer wieder gelobt wird, ist einfach eine Macht. Dazwischen punktet er mit bodenständigen, witzigen Ansagen. Sie seien mit ihrem Stück «Stand Together» bekanntermassen sogar beim SRF gelandet, wollen aber nicht zwingend damit angeben. Hmm, also meines Erachtens ist ein bisschen Prahlerei diesbezüglich durchaus gestattet. Mehr Rock und Metal würde der biederen Mainstream-Medienlandschaft ohnehin auf gar keinen Fall schaden. Und apropos «Zusammenstehen», Felle-Drescher David trägt ein King Zebra-Shirt. Ein wundervolles Zeichen für den gegenseitigen Support innerhalb unserer Szene. Ein paar Mitglieder der Zebras stiefeln übrigens ebenfalls im Saal herum (die haben gestern ja einen unfassbaren Ohrwurm namens «Dina» rausgehauen, der seither mietfrei in meinem Oberstübchen residiert… aber darüber werden wir uns dann in anderen Berichten sicherlich noch ausführlicher unterhalten) (Anm. Kaufi: Ich wüsste noch einen anderen Ohrwurm sonst… hähähä!).
Ich habe wahrlich schon mitreissendere Auftritte von Rock-Out erlebt. An mangelnder Leistung der Jungs liegt es allerdings nicht. Sie sind fürwahr «geyli Sieche»! Viel eher enttäuscht mich das mehrheitliche lasche Zürcher Publikum… Wo bleibt die Stimmung?! Lediglich als bekanntgegeben wird, dass Klampfer Severin im August dieses Jahres unter die Haube kommt, wird eine leichte Euphorie spürbar. Gratulieren könne man seiner Verlobten und ihm nach der Show gerne am Merchandise-Stand. Wie Florian ergänzt, wird im Anschluss eh die ganze Truppe dort anzutreffen sein. Sie würden uns dann allesamt gerne beglücken (ähm, klingt das jetzt nur in meinen Ohren komplett falsch?).
Was meinst du, Kaufi? Habe ich irgendetwas vergessen?
Kaufi: Also sooo schlecht wie du empfinde ich die Stimmung nicht…? Die Jungspunde geben von der ersten Sekunde an richtig Vollgas, und ich habe nicht das Gefühl, dass ich der Einzige bin, der das richtig geniesst… Ich sehe Rock-Out bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr und ja: Der heutige Auftritt ist sicherlich anders als das überragende Heimspiel beim Ice Rock. Trotzdem sehe ich eigentlich nur zufriedene Leute, die Anheizer-Rolle für den Headliner ist jedenfalls zu 100% erfüllt! Und ich bin überzeugt: Den einen oder anderen neuen Fan wird das Quartett heute für sich gewonnen haben.
Shakra
Dutti: Punkt 21 Uhr legt die Hauptattraktion mit «The Way It Is» los. Von Beginn weg ist Volldampf angesagt. Die Maschine geht ab wie ein gut geöltes Zäpfchen! Und endlich wacht auch das Publikum auf. Das ist schon eher eine passende – und für Shakra würdige – Kulisse. Wo kommt denn diese Textsicherheit plötzlich her? Die darauffolgenden «Hello» und «A Roll Of The Dice» machen klar, dass der Fuss am heutigen Abend meistens einen grossen Bogen um das Bremspedal macht. Gemächlicher wird es lediglich bei «Why» (der aus meiner Sicht einzigen «Schnulzen-Ballade» im Set, bei welcher einige Besucher rasch verschwinden, um eine Pinkelpause einzulegen) oder als Frontmann Mark sichtlich gerührt über sein Anfang Dezember des vergangenen Jahres geborenes Töchterchen spricht. Abgesehen von diesen zwei beschriebenen Sequenzen wird aber – wie bereits erwähnt – ordentlich Gas gegeben.
Können wir bitte einmal über die herausragende Gesangsleistung des Herrn am Mikrofon sprechen? Sackstark, was der «Fuchs» hier abliefert. Generell donnert der gesamte Sound mit viel Wucht aus den Boxen (dieses Phänomen ist uns damals auch im Z7 aufgefallen). Die Protagonisten finden zudem regelmässig Augenblicke, um untereinander ein wenig herumzualbern. Da stimmt die Chemie! Und die Grimassen von Tieftöner-Hüter Cyril waren schon zu Maxxwell-Zeiten stets unterhaltsam. Einen kurzen Moment im zentralen Rampenlicht würde ich ihm fraglos gönnen. Doch als ich lautstark «Bass-Solo!» nach vorne brülle, schaut mich Kollege Kaufi bloss entgeistert an. Okay, dann lassen wir diese Extrawürste eben beiseite. Sonst «pfutteret» der werte Herr nur wieder herum.
Gemäss Running Order müsste eigentlich um 22.30 Uhr Schluss sein. Aber da hat Veranstalter Good News die Rechnung wohl ohne das Quintett aus der Region Bern gemacht. Sie hängen nämlich unbeeindruckt zusätzlich weitere 20 Minuten dran. Die Zuschauer stört das logischerweise überhaupt nicht. «Dienst nach Vorschrift» kann man Shakra somit keinesfalls vorwerfen. Wenn sie schon wieder mal im Dynamo spielen (wann waren die Akteure überhaupt zuletzt hier?), wollen sie das offenbar hundertprozentig auskosten. Mit den drei Zugaben «Too Much Is Not Enough», «Fireline» und «Rising High» (der traditionelle und unverzichtbare Rausschmeisser) entlassen sie uns schliesslich in die Nacht.
Irgendwelche Anmerkungen deinerseits, Kaufi?
Kaufi: Allzu viel muss ich da nicht mehr ergänzen. Shakra sind natürlich nicht bekannt für irgendwelche 12-minütigen Epen, aber 21 (in Worten: einundzwanzig!) Songs sind erneut eine eindrückliche Zahl. Das Programm ist insgesamt allerdings fast identisch mit jenem aus dem Z7, einzig „Wild & Hungry“ wird durch „Why Don’t You Call Me“ ersetzt. Und in meinen Ohren wohl wieder DAS Highlight: „Something You Don’t Understand“. Ist das vielleicht wirklich der beste Track überhaupt von Shakra?
Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann geht der dann wohl eher ans Dynamo als an die Bands: Schade, dass man sowohl Rock-Out wie auch Shakra mehrheitlich in düsterem (roten / blauen) Licht präsentiert. Etwas heller dürfte man da schon machen… Hingegen – Dutti hat’s schon erwähnt – ist der Sound vor allem bei Shakra wieder einmal erstklassig! Diesbezüglich hat’s jemand wirklich im Griff…
Nach Spielschluss wird noch lange gequatscht mit den Kollegen, mit den Jungs von Rock-Out – sodass ich um ein Haar meinen Zug verpasse. Sport ist Mord, speziell nach einem solchen Konzertabend… Dutti, zieh doch mal noch das Fanzit, ich muss mich rasch erholen…
Das Fanzit – Shakra, Rock-Out
Dutti: Alles klar, Kollege. Ich lasse dich unter deinem Sauerstoffzelt zu neuen Kräften kommen. Shakra (nein, nicht zu verwechseln mit Shakira) sind und bleiben einfach ein Qualitäts-Garant! Das war heute Abend erneut eine Machtdemonstration von Mark Fox und seinen Mistreitern. In dieser Verfassung gibt es an ihnen kaum ein Vorbeikommen. Der Support Rock-Out agierte solide, musste aber leider mit einer – zumindest aus meiner Sicht – bescheidenen Stimmung in den Publikumsreihen klarkommen. Trotzdem bin ich nach wie vor der Ansicht, dass die Zukunft diesen Jung-Rockern gehören wird!
Setliste – Shakra
- The Way It Is
- Hello
- A Roll Of The Dice
- On The Wild Side
- Into Your Heart
- Invincible
- The Matrix Unfolds
- Devil Left Hell
- Something You Don’t Understand
- Tell Her That I’m Sorry
- Why
- Life Is Now
- Trapped
- Raise Your Hands
- High Noon
- Ashes To Ashes
- Cassandra’s Curse
- Why Don’t You Call Me
- Too Much Is Not Enough*
- Fireline*
- Rising High*
*Zugabe