Miami calling
Es ist Ende Januar – der alljährliche Ausflug in die Karibik steht an! Und Metalinside ist mittendrin statt nur dabei: Auf zur 70’000 Tons of Metal!
Kaufi: Jubiläum! Bereits zum zehnten Mal habe ich das Vergnügen, auf der geilsten Kreuzfahrt der Welt mitzureisen – und dies (fast) immer im „Auftrag“ von Metalinside. So macht Arbeit doch Spass! Dieses Jahr sind wir allerdings „nur“ zu zweit unterwegs. Pam, unser „Boss“, überlässt die ganze Arbeit nun Luke und meiner Wenigkeit. Was uns aber nicht daran hindert, die Zeit hier so richtig zu geniessen!
Luke: Wow, gratuliere zum Jubiläum, Kaufi! Bei mir dauert es noch etwas bis zur (ehemals) schwarzen Karte, aber immerhin zum vierten Mal bin ich nun auch schon mit dabei. Kollegin Eve, meine Frau Yvonne und ich reisen bereits am Dienstag an und quartieren uns noch für drei Nächte in Miami Downtown ein. So sehen wir mal noch etwas anderes als South Beach und haben zudem die Chance, zwei NBA-Spiele der Miami Heat zu Fuss zu besuchen. Die Arena liegt gleich gegenüber unseres Hotels und das Hard Rock Cafe ist ebenfalls mit einem kurzen Spaziergang erreichbar.
Am Freitag geht es dann nach Miami Beach, wo das unterdessen dreitägige Programm des Heavy Metal Beach Party-Events startet. Die Rooftop Party im Clevelander Hotel ist definitiv besser als in anderen Jahren, besonders weil der Sound diesmal nicht auf dem ganzen Balkon so unglaublich laut ist. So kommt man gemütlich ins Gespräch mit alten und neuen Freunden. Und natürlich liegt danach auch ein Besuch im inoffiziellen Cruiser-Treff, dem Pub Finnegans Way am Ocean Drive, noch drin.
Samstag, 27. Januar – Warm-Up in Miami Beach
Luke: Richtig los geht es dann am Samstag. Nachdem wir schon am Nachmittag ein kurzes Bier im Clevelander geniessen, bei welchem wir auch erstmals auf Kollege Kaufi treffen, folgen am Abend Konzerte von insgesamt fünf Bands – die meisten davon mit Cruisern im Line-Up. Der Event ist nicht unumstritten. Für einige würde es das nicht brauchen. Nun, ich habe immer gerne Live-Musik und finde auch den Vorverkaufspreis von 30 Dollar für fünf Gruppen nicht überrissen. Schlussendlich muss das aber jeder selbst wissen. Und es zwingt einen ja niemand, daran teilzunehmen… Da ich schon hier bin, lasse ich mir die Konzerte nicht entgehen und möchte es auch nicht verpassen, die Bands kurz vorzustellen.
Act Of Impalement
Den Auftakt machen Act Of Impalement aus Nashville, Tennessee. Das 2012 gegründete Trio bietet doomigen Death mit leichten Spuren von Black Metal. Die Jungs machen ganz gut Lärm für drei Leute, jedenfalls bis der Gitarrenverstärker von Sänger und Gitarrist Ethan Rock seinen Geist aufgibt. Dies sorgt für einen ca. fünfminütigen Unterbruch und nimmt etwas den Schwung raus. Abgesehen davon aber ein ziemlich ordentlicher Auftakt in den heutigen Konzertabend.
Setliste Act Of Impalement
- Immo
- In Wolflight
- Deities
- Profane Alter
- Possession
- Atomic Hectabomb
- Zenith
Swarm Of Serpents
Als zweite Band stehen Swarm Of Serpents auf dem Programm. Das Quartett aus Tucson, Arizona ist im Black Metal – und somit nicht in meinem liebsten Genre – zuhause. Trotzdem gefällt mir das Gehörte erstaunlich gut. Irgendwie hat die Gruppe einen sehr coolen Groove, welchen ich aus dem Black Metal so nicht kenne. Und auch die variablen Vocals von Fronter Phosphor machen die Sache sehr unterhaltsam. Neben klassischen Screams gibt es auch Death Metal-Growls und kurz sogar Clean Vocals zu hören. Und in einem Song höre ich sogar Jeff Walker raus – ein grösseres Kompliment kann es von einem Carcass-Fan wie mir fast nicht geben. Überraschend guter Auftritt.
Setliste Swarm Of Serpents
- Darkness Reborn
- Morningstar
- Burn The Adversaries
- Bloodstorm
- Cadaver Lord
- Prophet Of Torture
- Ancient Curse
- Realm Of Woe
- INRI
Drive-By Bukkake
Bei der nächsten Gruppe habe ich aufgrund des Bandnamens zuerst an Goregrind gedacht. Nun, komplett falsch ist das schon nicht, aber auch nicht wirklich richtig. Grundsätzlich spielen die vier Jungs aus Boston einen Thrash-Hardcore-Mix, welcher aber durchaus auch Spuren von Slam, Grindcore und sonstigem Death Metal enthält. Das groovt so richtig und macht viel Spass! Neben Texten über essentielle Themen wie Wrestling, Saufen und – logisch – Bukkake, bieten DBB einen richtig geilen Sound-Mix, der genau meinen Geschmack trifft. Ein bisschen wie Insanity Alert, nur auf Speed und geiler! Egal was heute noch kommt, schon nur wegen dieser Band hat sich der Besuch des Clevelanders für mich bereits gelohnt. Also ab an den Merch-Stand, wo ich von Sänger Brian Thompson erfahre, dass er selbst auch schon sechs Mal auf der Cruise war. Da kaufe ich doch gleich noch ein bisschen lieber ein!
Setliste Drive-By Bukkake
- Jizzaster Strikes
- Bastards Of Slime
- Casket Stench
- Cumbum
- Spank Bank
- Cumsoaked Whorebeast
- Meth Nachos
- Cocaine Buffet 2000
- Joe Peci’s Cum Dumpster
- Soma Coma
Solemn Vision
Der eigentliche Grund, warum ich unbedingt heute hierhin wollte, folgt aber erst jetzt. Solemn Vision aus Brooklyn, New York City, hatten bereits bei der Heavy Metal Beach Party 2020 einen Auftritt, und ich war schon da hellauf begeistert (nachzulesen hier). Die Band, von der diverse Mitglieder jeweils auch auf der Cruise als Gäste dabei sind, spielt einen sehr interessanten und vor allem eigenständigen Mix aus melodischem, progressivem Death Metal. Das 2023 erschienene Album «Despite The Rise Of The Sun» hat mich umgehauen und kann nach diversen Durchgängen auf Spotify nun am Merch endlich auch physisch erstanden werden.
Und diese Scheibe bestimmt auch die Setliste heute. Sämtliche gespielten Songs stammen davon, das selbstbetitelte Debüt von 2019 wird komplett ausgeklammert. Das Material funktioniert definitiv auch live! Sänger Aron Harris bringt seine unfassbar vielfältigen Vocals – von fast Brutal Death-mässigen Growls bis zu Klargesang – auch auf der Bühne sehr gut rüber. Und auch der Rest der Gruppe gibt sich spielerisch keine Blösse. Umso weniger verstehe ich nach dem Auftritt, dass die Jungs noch nicht bekannter sind. Ich hoffe schwer, das ändert sich bald und wir kriegen auch in Europa demnächst die Chance, Solemn Vision Live erleben zu können.
Setliste Solemn Vision
- Unfinished Tapestry
- A Debt To The Wraith
- Avarice
- Sea Of Trees
- Bane And Benumbed
- Gates
Eyes Of The Nile
Mit Eyes Of The Nile folgt nun wohl für viele DAS Highlight des Abends. Die Iron Maiden Cover Band aus Washington DC steht ganz oben auf dem Flyer und hat sicher auch die bekanntesten Songs des Abends im Gepäck. Nur halt keine eigenen… Da ich nicht wirklich ein Fan von solchen Veranstaltungen bin, und Yvonne noch nicht einmal das Original aus England mag, wechseln wir somit ins Finnegans Pub, wo zudem das Bier etwas günstiger ist. Die Gruppen mit eigenen Liedern haben mich aber heute allesamt überzeugt, besonders DBB und Solemn Vision. So bleibt aus meiner Sicht eine gelungene Veranstaltung in Erinnerung.
Sonntag, 28. Januar – Pre-Cruise Beach Party
Luke: Nach einer nicht sonderlich langen Nacht folgt dann die «eigentliche» Heavy Metal Beach Party am Strand, wo sich die Schiffs-Familie endgültig wieder trifft. Ich bin aber froh, dass Kollege Kaufi für die Fotos zuständig ist. So kann ich mich rechtzeitig Richtung schattiges Plätzchen mit Football-Übertragung wegschleichen.
Kaufi: Ha, das haben wir gerne! Du haust ab und ich darf kein Football schauen… Gut, bei diesem Spiel hätte mich ein anderer Ausgang eh nur übelst geärgert, so passt das dann trotzdem für mich. 😉 Nachdem wir letztes Jahr diesen Anlass aufgrund der späten Anreise verpasst habe, feiere ich jetzt mit hunderten Metalheads am Stand von Miami! Man trifft viele Kollegen, alte Bekannte, man trinkt Bier, man nimmt einen kurzen Schwumm im Meer, man plaudert über Metal und Football (die NFL Playoffs sind allgegenwärtig!), man trinkt noch mehr Bier und wartet auf den Fototermin. Da zeigt sich einmal mehr die unglaubliche Sturheit der Einheimischen… Angekündigt auf 17 Uhr müssen die Cruiser plötzlich nochmals 30 Minuten warten. Offenbar will der diensthabende Lifeguard keine Leute auf seinem Turm haben und zickt auch sonst rum… Aber um 17.30h hat der dann Feierabend, schliesst seine Bude ab und verschwindet. Dass DANACH einige Fotografen (endlich) auf den Balkon rauf gehen, ist dem Kerl dann egal – er hat ja Dienstschluss. Also los: Alle bitte schon posieren für das Foto des Tages – danke schön! Und jetzt Abfall zusammenkratzen und ab – es gibt noch mehr NFL zu schauen heute Abend!
Fotos Pre-Cruise Beach Party
Montag, 29. Januar – Tag 1
Kaufi: Nach erflogreich absolvierter Akklimatisierung geht es Montagmittag endlich los zum Port of Miami, zur „Freedom Of The Seas“. Check-in läuft entspannt ab, ohne allzu grosse Wartezeiten. Herrlich – es ist wie nach Hause kommen! Die Kollegen sind auch alle bereits da, und so verbringen wir den Nachmittag mit gemütlich chillen und ein paar Bierchen vernichten.
Da die Running Order auch bekannt ist (sogar der ultrakurzfristige Ausfall von Legion Of The Damned ist angepasst), stellt man sich mal das persönliche Programm zusammen. Da Luke und ich musikalisch bekanntlich ziemlich unterschiedliche Wege beschreiten, werde ich versuchen, auch ein paar Bilder von „seinen“ Bands zu machen. Ich nehme es vorweg – mir fallen deswegen schon am ersten Tag bereits mehrmals schier die Löffel ab deswegen…
Die Ehre als erste Bands zu spielen, haben dieses Jahr Heidevolk im Ice Rink und Infected Rain in der Star Lounge. Beides bekanntlich nicht meins, also kann man auf dem Pool Deck bleiben und die Ausfahrt aus dem Hafen Miami geniessen. Allerdings ist es verdammt kühl, also gehen wir mal etwas an die Wärme. Und wo treibt Luke sich eigentlich herum? Du bist wohl kaum bei Heidevolk…?
Fotos Impressionen Tag 1
Infected Rain – Star Lounge
Luke: Nö, die sagen mir gar nichts. Infected Rain schon eher, wobei sie mich am Open Air Gränichen letztes Jahr auch nicht restlos begeistern konnten. Aber mal reinschauen kann ja nicht schaden. Dumm nur, dass ich zuerst noch ein bisschen auf Deck 12 bleibe, um die Abfahrt unseres Kutters mitzuerleben. Als ich schliesslich eine Viertelstunde nach Show-Beginn in der Star Lounge eintreffe, ist diese gestossen voll. So lausche ich ein bisschen von hinten, ohne gross etwas zu sehen von der Show.
Die Stimmung in der fast schon überfüllten Lounge ist aber bereits sehr gut für das Auftaktkonzert, und auch der Sound kommt sauber abgemischt aus den Boxen. So richtig zu 100% meins sind die Moldavier:Innen aber nach wie vor nicht. Während mir gewisse Parts sehr gut gefallen, sind mir andere Teile einfach zu glatt. Sängerin Lena Scissorhands hat definitiv eine gute Stimme, welche allerdings in den cleanen und ruhigen Parts für meinen Geschmack extrem austauschbar ist. Und auch das Songmaterial dürfte teilweise ein paar Ecken und Kanten mehr haben. Schlecht ist das alles aber nicht. Mal schauen, ob die zweite Show so gelegen ist, dass ich sogar einen Platz mit Sicht auf die Bühne ergattern werde.
Setliste Infected Rain
- Fighter
- The Realm Of Chaos
- Vivarium
- The Earth Mantra
- Dying Light
- Never To Return
- Black Gold
- Sweet, Sweet Lies
- Beause I Let You
Kaufi: Als Opener im Royal Theater sind Equilibrium angesagt. Augenzeugenberichten zufolge hat die Band jedoch nach 15-minütiger Verspätung in einer kurzen Ansage erklärt, dass sie «nicht vollzählig seien und sie deshalb ihren Auftritt streichen». Über das «Warum» wird spekuliert – der Skipper beantwortet dann diese Frage am letzten Tag bei der Pressekonferenz damit, dass es ein medizinisches Problem gab bei einem Bandmitglied, welches den Auftritt schlussendlich verhinderte.
Waltari – “Torcha!” & “So Fine!” Set – Ice Rink
Luke: Joa, Equilibrium war bei uns auch mal ganz kurz als Überbrückung vorgesehen. Nach dem bereits ziemlich unmotiviert wirkenden Soundcheck zehn Minuten nach dem eigentlichen Beginn der Spielzeit, sind wir aber vor der (gemäss Ohrenzeugen eher verwirrenden) «Ansage zur Absage» weitergezogen. Zuerst kurz aufs Pooldeck für ein letztes Winken Richtung Miami, dann einen Blick in die Star Lounge werfen. Diese ist aber schon vor Beginn der Crypta-Show wieder mehr als nur angenehm gefüllt, und ich will eigentlich ja eh Waltari sehen. Also ab in den Ice Rink.
Die Finnen sind – auch wenn der Begriff gerne überstrapaziert wird – definitiv eine Kult-Band! Ich vermute, kein Mensch auf der ganzen Welt findet sämtliche Alben vom charismatischen Frontmann Kärtsy Hatakka und seinen Mitstreitern gut. Aber “Torcha!” und “So Fine!”, welche heute im Mittelpunkt der Show stehen sollen, sind ohne jeden Zweifel sehr stilprägend gewesen in den 90ern und waren Teil der Geburt von dem, was später Crossover genannt wurde. Ich weiss Kaufi, ein Graus für dich. (Anm. Kaufi: Wahre Worte… )
Und ganz offensichtlich geht es nicht nur meinem Metalinside-Kollegen so, der Ice Rink ist erschreckend leer. Interessiert das Kärtsy? Natürlich nicht! Die ganze Band legt vor bescheidener Kulisse trotzdem motiviert bis in die Haarspitzen los. Der zu Beginn etwas zu laute Bass pendelt sich zum Glück auch bald ein, und so steht einer zünftigen 90er-Party bald nichts mehr im Weg. In die Setliste haben es tatsächlich nur Tracks der beiden Klassiker geschafft – zu meiner Freude auch das Madonna-Cover «Vogue» von «Torcha!». Ich sehe Kaufi regelrecht an, wie sich seine Zehennägel aufrollen. (Anm. Kaufi: Aufrollen? Die sind allesamt weggespickt…) Der Rest des Publikums macht sich entweder auf die Flucht (wie Kaufi nach seinem Knipser-Einsatz), oder freut sich mindestens so ein Loch in den Bauch wie ich.
Die Stimmung ist unter den (nach wie vor nicht sehr zahlreich) Anwesenden sehr gut, alle, die hier bleiben, wollen eine grosse Party feiern. Und auch die Band hat sichtlich ihren Spass am Auftritt. Das obligatorische «So Fine», inklusive traditionellen finnischen Sami-Klängen, leitet den Schlussteil mit zwei weiteren Covern von The Cure und Ismo Alanko ein.
Passt das alles auf dieses Schiff? Nun, teilweise nur am Rand. Obwohl Mister Hatakka immer mal wieder betont, wie sehr Metal der nächste Track sein wird, werden Scheuklappenträger sicher nie warm mit dieser Art von Musik. Ich selbst bin aber begeistert, wohl auch ein bisschen, weil ich die beiden Alben schon als Teenie fleissig gehört habe. Mein langes Warten auf die Chance, Waltari endlich live zu sehen, hat sich definitiv gelohnt. Was für ein Auftritt!
Setliste Waltari – Ice Rink
- Celtic Funk
- Till The Music Nation
- Lights On
- Autumn
- Misty Man
- Vogue (Madonna-Cover)
- Death Party
- The Beginning Song
- So Fine
- A Forest (The Cure Cover)
- Piggy In The Middle (Ismo Alanko Cover)
Fotos Waltari – Ice Rink
Kataklysm – “Serenity In Fire”-Set – Royal Theater
Luke: Nun heisst es schnell vom Ice Rink ins Theater gewechselt. Kataklysm spielen ebenfalls ein Special Set, welches ich nicht verpassen möchte. «Serenity In Fire» wurde 2004 veröffentlicht, feiert also dieses heuer das 20-jährige Jubiläum. Das Album war zusammen mit dem direkten Vorgänger «Shadows & Dust» – welcher mir persönlich noch ein Stück besser gefällt – sowas wie ein Game-Changer für die Kanadier und hat ihre Karriere auf das nächste Level gehoben.
Als ich eintreffe, ist der grosse Saal bereits bis unters Dach gefüllt. Und sofort fällt mir der gute Sound bei dieser (durch die Absage von Equilibrium) ersten Theater-Show des Jahres auf. Da wurde wohl die zusätzliche Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck genutzt.
Die Stimmung ist bereits ausgezeichnet. Auch wenn Fronter Maurizio Iacono in einer Ansage noch befürchtet, dass die frühe Spielzeit für sie kein Vorteil ist, weil die Leute noch nüchtern sind. Nun, er kennt die Cruiser wohl schlecht, denn seit dem Entern des Schiffes wurde doch schon das eine oder andere alkoholische Getränk vernichtet – sonst könnte man ja auch keine schönen Türme mit Fosters-Dosen bauen im Casino…
Dies ist aber definitiv nicht der einzige Grund für die grossen Moshpits und die vielen Crowdsurfer, die Kanadier liefern auch einfach eine gewohnt gute Show ab. «Serenity in Fire» wird tatsächlich in seiner ganzen Pracht und derselben Reihenfolge wie auf Platte dargeboten. Und da die Spielzeit von einer Stunde damit nicht ausgefüllt ist, folgen danach noch ein paar Kracher neueren Datums: der Titeltrack sowie «Bringer Of Vengeance» vom letztjährigen Longplayer «Goliath», sowie «Narcissist» vom «Meditations»-Album (2018).
Kataklysm überzeugen live eigentlich immer, so auch hier und heute. Das alles wirkt sehr eingespielt, manchmal vielleicht fast etwas ZU routiniert. Die grossen Überraschungsmomente bleiben meistens – und so auch jetzt – aus. Ist aber gerade bei einer Show, wo man die Setliste quasi schon kennt, extrem schwierig. Als zweites winziges Manko könnte man wohl das maximal getriggerte Schlagzeug anführen, was mich aber bei schlechteren Mischern schon mehr gestört hat als jetzt. Deswegen bleibt unter dem Strich ein sehr starker Auftritt von Maurizio & Co.
Setliste Kataklysm – Royal Theater
- The Ambassador Of Pain
- The Resurrected
- As I Slither
- For All Our Sins
- The Night They Returned
- Serenity In Fire
- Blood On The Swans
- 10 Seconds From The End
- The Tragedy I Preach
- Under The Bleeding Sun
- Goliath
- Narcissist
- Bringer Of Vengeance
Fotos Kataklysm – Royal Theater
Temperance – Star Lounge
Kaufi: Nachdem ich „für Luke“ bei Waltari (pam, sag nie mehr was wegen Techno und so bei Angus McSix – was diese Truppe da spielt, ist ganz tief unten…) und danach bei Kataklysm kurzzeitig im Fotograben weilte (und mir da wie erwähnt fast die Lauscher abgefallen sind…), sind Temperance nun die erste Band, die ich mir ansehen will. Oder besser anhören. Denn die Sichtverhältnisse in der Lounge sind bekanntlich sehr bescheiden – um es mal nett auszudrücken…
Fotos gibt es ebenfalls keine. Denn der Wellenbrecher steht dermassen nahe am Bühnenrand, dass man effektiv nicht mehr rein kann. Der freundliche Security-Mensch entschuldigt sich (als ob ER etwas dafür könnte…) und hofft mit allen anderen der knipsenden Zunft, dass ab Tag 2 die Abschrankung verschoben ist…
Nun denn, die Musik ist ja eigentlich das Wichtige. Die italienische Truppe ist mir nur dem Namen nach bekannt – wenn mich nicht alles täuscht, hat unser Oberhaupt die letztens mal ziemlich abgefeiert. Das kann bei mir passen – oder auch nicht…
Was ich da zu hören bekomme, tönt jedoch wirklich interessant. Symphonic Metal dominiert, aber man findet immer irgendwie noch Spuren anderer Spielarten, was stellenweise einen interessanten Mix ergibt. Finden auch immer mehr und mehr Zuschauer, sodass der Laden gegen Ende doch recht anständig gefüllt ist.
Da ich unter den gegebenen Verhältnissen in der Lounge allerdings kaum ein richtiges Urteil abgeben kann, ist Show Nummer zwei natürlich nun Pflicht. Und in der Zwischenzeit geht’s mal noch rasch ins Theater, The Halo Effect fotografieren. Luke schon da?
The Halo Effect – Royal Theater
Luke: Na klar! Nach Kataklysm habe ich mich kurz davon überzeugt, dass Einherjer wirklich nichts für mich ist – ich hab’s keine fünf Minuten ausgehalten. So war aber noch genug Zeit für den Windjammer vorhanden und ich komme deshalb nun frisch verpflegt zurück ins Theater. Dieses ist bereits wieder sehr gut gefüllt. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir es hier mit einer relativ neuen Band zu tun haben, welche erst ein einziges Album draussen hat.
Allerdings nur auf den ersten Blick, schliesslich handelt es sich um die neue Spielwiese von verdienten Göteborg-Veteranen, welche allesamt einmal bei In Flames aktiv waren. Wobei von der eigentlichen Besetzung auf dem Schiff zwei nicht mit dabei sind: Jesper Strömblad wird an der Gitarre von Patrik Jensen (The Haunted) vertreten, und auch an den Drums sitzt scheinbar ein Ersatz für Daniel Svensson. Hauptsache Frontmann Mikael Stanne (Dark Tranquillity) hat es zum wiederholten Male aufs Boot geschafft. Ihn abseits der Shows NICHT anzutreffen, ist fast schwieriger, als ihm über den Weg zu laufen. Der sympathische Frontmann ist gefühlt überall und nimmt sich auch gerne die Zeit für einen Schwatz oder auch ein Foto mit Fans. So soll es doch sein auf der 70’000 Tons Of Metal!
Musikalisch klingt das live so wie schon auf dem Debüt «Day Of The Lost» eigentlich genau so, wie man das aufgrund der Voraussetzungen erwartet: nach (mittel-)alten In Flames in einem etwas moderneren Gewand, ohne den zu modernen und experimentellen Schnickschnack von heutigen In Flames. Das Ganze ist definitiv sehr gut gemacht, hat sackstarke Momente und läuft soweit ganz gut rein, wirkt mir aber immer etwas zu glatt. Zudem bin ich ehrlich gesagt kein grosser Fan von Mikael als Sänger, so sympathisch ich ihn auch finde. Seine Growls sind mir fast etwas zu eintönig, und der (ab Band gedoppelte) Cleangesang müssten für mich sowieso nicht sein.
Nicht falsch verstehen, schlecht ist das alles definitiv nicht. Wie schon beim Album bleibt bei mir einfach nicht sonderlich viel hängen oder haut mich gar aus den Socken. Mir ist aber bewusst, dass ich da die Ausnahme bin. Die Stimmung im vollen Theater ist wirklich gut; eine Mischung aus Moshpits und Party-Publikum (Wieso man zu zehnt bei einem Live-Konzert im Publikum ständig aufblasbare Haie schwenken muss, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Aber das ist ein anderes Thema…). Unter dem Strich ein ordentlicher Auftritt, welcher die meisten anderen Anwesenden wohl noch etwas mehr begeistert als mich.
Fotos The Halo Effect – Royal Theater
Warkings – Ice Rink
Kaufi: Hach, diese Kriegskönige. Musikalisch ist das ja ziemlich mein Beuteschema, und doch hat’s mich nie komplett gepackt. Da aber die Show am Masters of Rock schon recht cool war, gebe ich dem Quartett (oder Quintett?) heute die nächste Chance.
Ist das möglicherweise der «Bloodbound-Effekt»? Mit den Schweden hatte ich ja auch lange Mühe, heute gehören sie zu meinen Faves… Denn was die Warkings hier zeigen, ist richtig stark. Der eine oder andere Song animiert mittlerweile selbst mich zum Fusswippen – oder gar Haare schütteln. Die Stimmung im anständig gefüllten Ice Rink kommt jedenfalls nicht aus dem Nichts.
Bei seiner Ansage zu «Heart Of Rage» und gegen «deutschen Schlager», fordert der Tribun von den Fans Lichter. Feuerzeug etc. «Oder etwas moderner – iPhone!» Die Zuschauer folgen und bescheren der Arena ein stattliches Lichtermeer.
Was hingegen weiterhin fraglich bleibt – ein Moshpit bei Power Metal? Gut, da kann die Band nix dafür. Und schlussendlich muss man dem Publikum ja auch zugestehen, dass sie 45 Minuten für tolle Stimmung sorgen und die Adligen zurecht feiern. Wie bitte? Die zweite Show ist zur besten Zeit auf dem Pool Deck? Ok, count me in…
Setliste Warkings – Ice Rink
- The Last Battle
- Maximus
- Hephaistos
- Spartacus
- Heart of Rage
- Fight
- We Are the Fire
- Sparta
- Gladiator
Fotos Warkings – Ice Rink
Aborted – Ice Rink
Luke: Nach The Halo Effect war ein Loch im Zeitplan, und zwar nicht nur in meinem. Aus irgendeinem Grund war von 22.30 bis 23.15 Uhr gar kein Konzert, ich habe keine Ahnung wieso. (Anm. Kaufi: Zu viel Bier? Oder keine für Dich interessante Band? 😃) (Luke: Nö, nix los. Schau dir die Running Order an. Warkings und Saor 22:30 fertig, Blind Guardian und Aborted Beginn 23:15. Seeeehr schräg…) So bin ich nun aber immerhin zu einem ersten kurzen Power-Nap gekommen und tauche dementsprechend entspannt im Ice Rink auf. Eigentlich würde mich die Theater-Show von Blind Guardian schon auch interessieren, da Aborted aber heute erstmals Stücke des neuen Albums spielt und sowieso eine kürzere Spielzeit hat, schaue ich zuerst hier rein.
Die «Eishalle» ist vor Beginn des Sets bereits etwa halbvoll, und im Publikum hat es ziemlich viele «Spass-Goregrind-Leute» mit allerlei lustigen Accessoires. Nun, die Belgier ziehen halt auch dieses Publikum an, auch wenn die Band selbst eigentlich keine Party-Ambitionen in den Texten oder der Bühnenshow erkennen lässt, abgesehen von ein paar witzigen Ansagen zwischendurch. Als Frontmann und Bandkopf Sven de Caluwé und seine Mannschaft dann loslegen, füllt sich die Fläche vor der Bühne aber schnell ganz, und die Liebhaber von «normalem» Brutal Death Metal gewinnen die Oberhand.
Die äussert sich auch schnell in sehr grossen und wilden Circle Pits, zudem sind bereits sehr früh einige Crowdsurfer unterwegs Richtung Bühnengraben. Der Sound ist sehr gut und vor allem druckvoll, allerdings wird hier wohl nicht nur beim übertrieben getriggerten Schlagzeug etwas getrickst. Es scheint auch sonst immer mal wieder etwas ab Band zu kommen. Dafür tönt es aber wirklich sehr fett.
Von der erst Mitte März erscheinenden neuen Scheibe «Vault of Horrors», welche von Sven scherzhaft als AC/DC-Tribute-Album angekündigt wird, stehen vier Stücke auf dem Programm und feiern somit Weltpremiere. Natürlich ist das weit entfernt vom Sound der Australier, Aborted bleiben sich ganz offensichtlich treu. Gut so! Abgesehen von den ganz neuen Stücken, werden auch einige Klassiker von älteren Alben berücksichtigt. Aber die letzte Scheibe «ManiaCult» von 2021 wird zu meinem Erstaunen komplett ausgelassen. Mit «Bathos» ist immerhin mein Highlight von «TerrorVision» vertreten.
Die Band liefert wie gewohnt einen ultra-brutalen und sackstarken Auftritt ab! Natürlich ist das nichts für musikalische Feingeister, das erwartet bei Aborted aber wohl auch niemand. Dafür gibt es ja zum Beispiel Blind Guardian… Ich bin wohl einer der Einzigen auf dem Schiff, den diese Überschneidung überhaupt juckt. Egal, um früher abzuhauen, wars hier zu gut, renne ich halt gleich nach dem Ende los Richtung Kaufi, Hansi und Co.
Setliste Aborted – Ice Rink
- Death Cult
- Cadaverous Banquet
- Bathos
- Infinite Terror
- The Necrotic Manifesto
- Hecatomb
- Condemned To Rot
- Brootherhood Of Sleep
- Insect Politics
- Threading On Vermillion Deception
- The Saw And The Carnage Done
Blind Guardian – Royal Theater
Kaufi: Zeit für den ersten Headliner in diesem Jahr. Jaja, ich weiss – der Skipper hört diesen Ausdruck nicht gern. Wahr ist es trotzdem! Da zudem bei der Ausgabe Nummer 12 grosse Namen effektiv Mangelware sind (was nicht heissen soll, dass die Qualität deshalb schlechter ist!), stechen Blind Guardian da natürlich heraus.
Ich sehe die Krefelder heute beileibe nicht das erste Mal. Doch was die Jungs in den nächsten 75 Minuten vom Stapel lassen, hat sich gewaschen! Zumal sie im Theater einerseits (trotz der Lautstärke) einen fantastischen Sound haben und die Fotografen freuen sich dazu über für diese Location gute Lichtverhältnisse. Während wir uns also aufmachen in den Fotograben, werden wir von der Security freundlich gewarnt wegen allfälligen Crowdsurfern. Äh ja… als ob es sowas gäbe bei BG…?
Werfen wir nun einen Blick auf das Programm. Der Start ist nach einem Intro ein brutal stark gespieltes «Imaginations From The Other Side», welches das Publikum im rappelvollen Saal gleich richtig auf Temperatur bringt. Wer jetzt aufgrund des Openers einen Old School Set erwartet – wird gleich beim zweiten Track eines anderen belehrt. «Blood Of The Elves» markiert den ersten von insgesamt drei Nummern des aktuellen Silberlings «The God Machine». Apropos drei: Als Drittes folgt «Nightfall» – wie eigentlich bei JEDEM Konzert… Die einzige Konstante, kann man wohl sagen…
So, und spätestens jetzt ist fertig lustig! «The Script For My Requiem » ist von Grund auf schon schnell – und heute werden da nochmals einige Geschwindigkeits-Prozente dazugelegt. Garniert mit einem überaus aggressiven Gesang, geht nun richtig die Post ab. «Violent Shadows» haut da im direkten Anschluss genau in die gleiche Kerbe. Die Überballade «Lord Of The Rings» wird gestrichen – das ist in diesem Moment sogar recht gut. Dafür graben sie «Bright Eyes» aus, frenetisch gefeiert und ebenfalls unheimlich hart vorgetragen! Und jetzt kommen sie tatsächlich, die Crowdsurfer…
Hansi zeigt sich auch heute wieder als Sprücheklopfer («Das haben wir verdient» – nachdem das Publikum die längste Zeit «Guardian! Guardian!» schreit), aber er macht das mit Charme und einem Grinsen im Gesicht. Und er hält sich zurück, weil sie etwas im Verzug sind…
Verschnaufpause – für den Sänger. Die Akustikgitarren werden auf die Bühne gebracht, jeder weiss was jetzt kommt. Und während der Fronter die Ansage macht, entwickelt sich hinter ihm kurzzeitig etwas Hektik: Irgendwas scheint faul zu sein mit Andre’s Klampfe und er muss auf die «normale» zurückgreifen. Der Effekt: Sogar «The Bard’s Song (In The Forest)» tönt eine Spur härter, intensiver. Für verwackelte und kaum sehenswerte Videos befrage man YouTube oder Instagram…
Wobei: «Intensiver» geht kaum – denn was das Publikum hier nun zeigt, ist Weltklasse. Selten habe ich diesen Hit lauter gehört, Hunderte kennen da jede Zeile, jedes Wort auswendig – Hansi kommt kaum aus dem Staunen heraus. Ich auch nicht…
Und nun – eine Nummer, die ich am Rock the Lakes letzten Sommer schwerstens vermisst habe: «Secrets Of The American Gods»! Nicht so schnell wie beispielsweise «Violent Shadows», dafür auch hier wieder deutlich härter als ab Konserve. Gleiches dann grad auch bei «Lost In The Twilight Hall». Wenn hier eine Radarkontrolle wäre – da hätte der Blitz zugeschlagen… Die Security hat nun wirklich alle Hände voll zu tun, die Surfer landen fast im Sekundentakt in deren Armen.
Das Finish der Deutschen kennt man – nur die Reihenfolge ist teilweise unterschiedlich. Heute ist zuerst «Valhalla» an der Reihe, «Mirror Mirror» setzt den Schlusspunkt. Blind Guardian hinterlassen nach 75 Minuten ein völlig geplättetes Publikum, welches durch die erzeugte Stimmung die ganze Show zu einem ganz grossen Highlight gemacht hat! Selten (oder eigentlich: Nie) habe ich die Krefelder härter, aggressiver erlebt. Und diesen Eindruck haben viele Kollegen ebenfalls, wie man aus den Gesprächen danach erfährt. Ein «Sorry» geht noch an den netten Boss der Security – hast recht gehabt mit den Crowdsurfern..!
Mal sehen, vielleicht läuft mir ja Hansi noch über den Weg, dann kann man ihn mal fragen, wie er das sieht, so von wegen «hart», «intensiv», «schnell»… So oder so: Die Show auf dem Pool Deck ist natürlich ganz fett angestrichen im Planer. Und wer weiss – vielleicht gibt es dann endlich, ENDLICH! die persönliche Live-Premiere von «Somewhere Far Beyond»….
Luke: Kaufi hat das alles sehr schön zusammengefasst, viel zu sagen gibt es deshalb von mir eigentlich nicht mehr. Nur soviel: als ich gegen Ende des “Bard’s Song” vor dem Theater auftauche, könnte hier auch ein Chor-Konzert im Gange sein. Schon von weitem hört man das komplette Theater lautstark singen. Ich habe Blind Guardian 2016 in Las Vegas gesehen und war schon da erstaunt, wie verdammt textsicher amerikanische Blind Guardian-Fans sind und vor allem wie inbrünstig mitgesungen wird.
Klar, bei Klassikern wie “Vallhalla” oder “Mirror Mirror” sind auch die Besucher einer Schweizer Show zu hören. Aber das hier ist doch nochmals ein anderes Level. So sehe ich zwar nur noch die letzten vier Songs, bin aber von Band und Stimmung begeistert. Die Vorfreude auf die Pool Deck Show steigt!
Setliste Blind Guardian – Royal Theater
- Imaginations From the Other Side
- Blood of the Elves
- Nightfall
- The Script for My Requiem
- Violent Shadows
- Bright Eyes
- The Bard’s Song – In the Forest
- Secrets of the American Gods
- Lost in the Twilight Hall
- Valhalla
- Mirror Mirror
Fotos Blind Guardian – Royal Theater
Fleshgod Apocalypse – Ice Rink
Luke: Während sich meine bessere Hälfte Yvonne noch während Blind Guardian für eine kurze Schlafschicht abgemeldet hat, wird’s bei mir nach einer kurzen Rauchpause wieder Zeit für den Ice Rink. Mit Fleshgod Apocalypse steht eine der ganz wenigen Bands auf dem Programm, die Death Metal mit komplett Genre-fremden Klängen verbindet und mir trotzdem gefällt. Die Klassik-Einschübe wirken hier halt echt und passend. Pianist Francesco Ferrini versteht die Kunst der Orchestrierung wie kaum ein anderer und wird nicht ohne Grund unterdessen von halb Europa angefragt, wenn es um klassische Elemente im extremen Metal geht. Fragt mal Mille von Kreator …
Der Ice Rink ist bereits vor Beginn nochmals ein Stück besser gefüllt als zum Ende von Aborted. Ob das den Mischer animiert hat, die Regler nach oben zu drehen? Es ist verdammt laut hier! Aber trotzdem stimmt die Abmischung abgesehen davon, jedes Instrument – inklusive Piano, nicht Keyboard – hat genügend Raum und ist klar zu hören. Auch die Sopranistin Veronica Bordacchini ist gut wahrnehmbar, inklusive kurzem «Hit Me Baby, One More Time»-Intermezzo.
Die Stimmung ist zu Beginn noch etwas verhalten, es gibt wohl auch viele Besucher hier, die sich das Ganze mangels Alternativen einfach mal kurz anhören wollen. Im Verlaufe der Show wird das Publikum aber immer aktiver, bei «The Fool» – einer meiner liebsten Tracks der Römer – ist sogar eine sehr ansehnliche Wall Of Death quer durch den Ice Rink unterwegs. Diese ist, wie generell die Moshpits bei diesem Konzert, zwar nicht ganz so brutal wie zuvor bei Aborted, aber dafür ziemlich gross.
Die ganze Truppe ist sehr gut aufeinander eingespielt, das merkt man in jeder Sekunde. Auch hier ist – ähnlich wie bei Kataklysm – nicht sehr viel Platz für Spontanes, aber der Auftritt weiss trotzdem sehr gut zu gefallen. Als ich die Italiener:innen 2019 hier zum ersten Mal auf dem Schiff gesehen hatte, war nicht nur der Sound um einiges schlechter, sondern der ganze Auftritt noch nicht halb so professionell wie heute. Hat Spass gemacht, ich freue mich auf die Pool Deck Show! Was meinst du dazu, Kauif? Habe ich dich kurz im Bühnengraben gesehen, oder war das eine Fata Morgana?
Fotos Fleshgod Apocalypse – Ice Rink
Leaves’ Eyes – Royal Theater
Kaufi: Mein kurzes Auftauchen im Ice Rink bei Fleshgod Apocalypse hat bei den netten Kollegen für ein paar Fragezeichen gesorgt. (Luke: Ah, also doch keine Fata Morgana) Aber eben – Bilder von «Luke-Bands» können auch gebraucht werden. Allerdings bin ich jetzt froh, wieder im Theater zu sein. Eine Dosis Viking Metal zum Tagesabschluss (ist zwar schon viertel vor zwei am nächsten Tag…) passt da grad bestens.
Trotz der späten Uhrzeit zeigen sich Band wie Publikum bestens gelaunt. Teilweise flankiert von zwei Wikingern führen Elina Siirala und der hochmotivierte Alex Krull durch das Programm. Dies ist ein Mix aus ziemlich alt, halb alt und brandneu. Dass ganze vier Tracks aus der Zeit VOR Elina gespielt werden, erstaunt mich allerdings schon etwas…
Von den beiden bisherigen Alben mit der Finnin gibt’s drei Songs, wobei hier “Across The Sea” gnadenlos heraussticht. Viking Party! Dann sind da noch zwei richtige Leckerlis – nämlich die Live-Premieren von “Forged By Fire” und “Realms Of Dark Waves”. Beide werden auf dem nächsten Album “Myths Of Fate” zu hören sein, welches im März erscheint. Die Neulinge fügen sich übrigens perfekt ins Set ein – wenn der Rest so wird, dann kommt ein grosses Werk auf uns zu!
Zu “Blazing Waters” kommt Meister Krull als Wikinger zurück auf die Bühne und liefert sich eine Schlacht mit einem der Wikinger-”Kollegen”. Die beiden hauen sich heftig auf die Schutzschilder, das tätscht durch die Musik hindurch… Alex “gewinnt” das Duell und lässt sich zum Abschluss des Gigs dann auch feiern, zusammen mit dem Rest der Band.
Setliste Leaves‘ Eyes – Royal Theater
- Death Of A King
- Chain of the Golden Horn
- Hell to the Heavens
- Forged by Fire
- Across The Sea
- Edge of Steel
- Swords in Rock
- Realm of Dark Waves
- Blazing Waters
Fotos Leaves‘ Eyes – Royal Theater
So, ein toller Tag 1 ist für mich beendet. Gemäss Kollege Raphi hätte ich für ihn noch bei Skyforger reinschauen sollen – aber erstens spielen die in der Lounge und zweitens hab ich das auch schlicht vergessen… Ich verdufte mal Richtung Kabine. Die Schlange beim Merch ist in der Zwischenzeit übrigens massiv gewachsen… Und jetzt mal etwas schlafen – Tag zwei wird verdammt streng… Luke, Du bist auch bald geschafft?Pentagram Chile – New Album Live World Premiere – Ice Rink
Luke: Geschafft? Ich fange erst richtig an! Kurz hatte ich an einem Power-Nap rumstudiert, aber es gibt noch zwei Bands heute, die ich unbedingt sehen will. Pentagram Chile sind zwar keine davon, aber wenn ich schon noch auf den Beinen bin, gibt es sicher schlechteres, um die Zeit zu überbrücken. Zum Beispiel Leaves‘ Eyes, wo ich es echt keine zwei Songs aushalte. Mir ist der Krull ja schon bei Atrocity unsympathisch, aber da geht wenigstens die Musik klar. Aber das hier ist für mich wohl so unerträglich wie für Kaufi Waltari. Da verbringe ich die Wartezeit lieber rauchend im Casino… (Anm. Kaufi: Also im Gegensatz zu Waltari haben Leaves’ Eyes neben Krull noch was für’s Auge zu bieten… 😃 )
Und das Warten geht noch weiter, die Chilenen beginnen erst mit fast 15 Minuten Verspätung. Trotzdem ist das Mikro bei Beginn einiges zu leise abgemischt. Keine Ahnung was die so lange gemacht haben. Der Ice Rink ist aber für die Uhrzeit ganz ordentlich gefüllt, und auch der Sound pendelt sich zum Glück schnell ein.
Die Chilenen sind seit 1985 aktiv und haben nach wie vor zwei Originalmitglieder im Line-Up. Bandkopf Anton Reisenegger an Gitarre und Mikro erinnert rein optisch ein bisschen an Blitz von Overkill, stimmlich ist er aber ganz anders unterwegs. Die Band klingt generell zwar sehr nach Old School Thrash Metal, aber einiges mehr nach Deutschland als nach USA oder gar der Bay Area. Mir kommt mehrmals Destruction in den Sinn, was definitiv als Kompliment zu verstehen ist.
Geboten wird uns heute die Live-Premiere von fünf Songs des neuen Albums «Eternal Live Of Madness», welches erst im April 2024 erscheint. Dazu gibt es zwei Songs vom letzten regulären Longplayer «The Malefice» von 2013, und als krönenden Abschluss den Bandklassiker «Demoniac Possession» aus dem Jahr 1987. Für das Set am Donnerstag kündigt Anton bereits an, dass die beiden ersten Demos in voller Länge gespielt werden sollen. Mal schauen, ob ich es dann in die Lounge schaffe.
Da mir die Band bisher nicht bekannt war, bin ich mit dem neueren Material von heute aber sowieso ganz zufrieden. Ich nehme mir sogar fest vor, die neue Scheibe bei Release definitiv anzuhören. Ich bin durch das Set gerade zwar nicht zum Hardcore-Fan geworden, habe aber durchaus Gefallen gefunden am Old School Thrash der Südamerikaner. Für so einen Auftritt lasse ich mein Bett immer gerne warten.
Setliste Pentagram Chile – Ice Rink
- El Imbunche
- Possessor
- Icons Of Decay
- The Portal
- Eternal Life Of Madness
- The Death Of Satan
- La Fiura
- Demoniac Possession
Avulsed – Ice Rink
Luke: Pentagram Chile haben den verspäteten Beginn wirklich bis zum Schluss durchgezogen, beziehungsweise kompensiert. Der Anfang der Show war ungefähr 15 Minuten nach der Zeit in der Running Order, das Ende dann noch so um die 12 Minuten. Also gehe ich von einer generellen Verspätung aus und verkünde im Casino – wo unterdessen sowohl Yvonne als auch ein Teil der Thuner-Fraktion nach Zwischenschlaf wieder aufgetaucht sind – dass wir nicht pressieren müssen. Schwerer Fehler, die Umbaupause wurde verkürzt und Avulsed spielen schon als wir leicht verspätet eintreffen. Sorry an dieser Stelle nochmals für die Fehleinschätzung!
Die spanische Death Metal Legende ist mir zwar dem Namen nach ein Begriff, so richtig gut kenne ich die Truppe aber nicht. Höchste Zeit, dass sich das ändert! Bereits 1991 gegründet, gehören die Madrilenen zu den Veteranen des Genres in Europa. Und woher der gute Ruf als Live-Band kommt, wird sehr schnell klar. Der Ice Rink ist zwar nochmals etwas leerer als zuvor bei Pentagram Chile, aber der Sound drückt so richtig! Geiler Death Metal und sehr gut abgemischt.
Fronter Dave Rotten ist eine eindrückliche Erscheinung. Neben Körpergrösse und muskulöser Statur stechen auch die riesigen Tattoos – Death auf dem rechten, Metal auf dem linken Unterarm – sofort ins Auge. Der Typ lebt seine Musik ganz offensichtlich durch und durch, was auch beim Stage Acting schnell klar wird. Sein Headbangig muss sich auch vor einem Corpsegrinder (Respect The Neck) absolut nicht verstecken, hat aber ein entscheidendes Plus: während George Fisher seine Haare vor allem während der instrumentalen Stellen Windmühle-artig kreissen lässt, kann Dave das auch mit Mikro vor dem Mund, growlend. Unglaublich!
Die Ansagen sind zuerst vorwiegend auf Spanisch gehalten, sicher auch den vielen von Pentagram hiergebliebenen Südamerikanern geschuldet. Mit der Zeit hält dann aber Englisch mehr und mehr Einzug, zu meinem Glück. So sehr ich die spanische Sprache auch mag, verstehen tu ich nicht wirklich viel. Wäre aber eigentlich auch egal, die Energie der Band packt einen auch ohne weiteres Verständnis davon, was hier gesagt oder gesungen wird.
In der zweiten Hälfte der Show wagt sich Rotten – der eigentlich David Sánchez González heisst – sogar ins Publikum, um eine Wall Of Death anzuzetteln. Dies klappt zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin ist ein kleiner aber feiner Moshpit ab da immer am Toben. Wirklich schade, dass die Band um so eine Uhrzeit und vor so wenigen Leuten ran muss, logischerweise hemmt das die Stimmung ein bisschen. Abgesehen davon aber ein absolut sackstarker Auftritt! Ich freue mich schon auf Set Nummer zwei in der Lounge und beerdige deswegen geistig auch den praktisch gleichzeitig stattfindenden Belly Flop Contest.
Setliste Avulsed – Ice Rink
- Intro & Stabwound Orgasm
- Breaking Hymens
- Carnivoracity
- Sweet Lobotomy
- Goresplattered Suicide
- Devourer Of The Dead
- Sick Sick Sex
- Blessed By Gore
- Burnt But Not Carbonized
- Exorcismo Vaginal
- Nullo (The Pleasure Of Self-Mutilation)
Carnation – Ice Rink
Luke: Wir sind nun definitiv näher am Dienstagmorgen als Montagabend. Aber ich fühle mich noch fit und warte auf den eigentlichen Hauptgrund meines Aufbleibens. Um die Zeit zu überbrücken, wollte ich eigentlich kurz bei Vision Divine vorbei. Bei der fast schon obligatorischen «kurzen» Rauchpause im Casino bleibe ich aber hängen. Zuerst taucht die komplette Avulsed-Mannschaft bereits kurz nach dem Gig auf und kaum sind wir im Gespräch, erscheint mein Freund Rob aus Denver, Colorado. Ich kenne den Typen seit dem letzten Schiff, da er grundsätzlich immer bei den selben Shows ist. Ein paar Jährchen älter als ich, ist Rob ein wandelndes Death Metal Lexikon, und kennt gefühlt jede Band auf dem Planeten, inklusive tiefstem Underground in Europa. Avulsed sind seine absoluten Lieblinge von unserem Kontinent und nach seiner ersten Live-Show der Band trifft er die Jungs nun auch noch persönlich. Klar, dass ich da dabei bleibe. Solche Szenen gibt es echt nur auf dem Schiff…
Nun aber zurück zum eigentlichen Geschehen: den Abschluss des heutigen Tages (Running Order—mässig, schliesslich ist ja schon Morgen) und meiner fünf Ice Rink-Konzerte in Folge machen meine Lieblings-Belgier (sorry, Aborted!) von Carnation. Der Saal ist bereits beim Soundcheck für die Uhrzeit ordentlich gefüllt, wobei viele der Anwesenden wohl nicht noch, sondern schon auf den Beinen sind. Schliesslich ist Belgien auch das Land mit den acht-meisten Besuchern an Bord… Heute ist kein Special Set angesagt, während beim zweiten Auftritt vorwiegend das neue Album dargeboten werden soll. Das lässt auf einen Old School Auftritt jetzt hoffen!
Und tatsächlich, Sänger Simon Duson erscheint mit seiner alten, roten Gesichtsbemalung und nicht mit dem neuen Corpsepaint der aktuellen Phase der Band. Trotzdem «schleichen» sich zwei Tracks des neuen Albums in die Setliste, «Maruta» und «Metropolis» stören den Flow aber keineswegs. Sowieso, ich mag ja alle Platten der Jungs. Und bei einer Gruppe, die erst 2013 gegründet wurde und 2018 den ersten Longplayer veröffentlicht hat, ernsthaft von Old School zu sprechen, macht nur begrenzt Sinn. Aber trotzdem stehen heute die ersten beiden Scheiben «Chapel Of Abhorrence» (2018) und «Where Death Lies» (2020) im Fokus. Dazu Grandiose Single-Tracks wie «Necromancer» von der Split 2019 mit Bodyfarm und «Stench Of Death» von 2022.
Natürlich ist die Stimmung nicht überbordend, dafür ist es nun definitiv zu früh. Aber doch sind immer mal wieder ein paar kleinere Pits unterwegs. Und was die Band abliefert, ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Für mich sind Carnation eine der absolut besten jungen Death Metal Bands, und das unterstreichen sie auch heute wieder! Zweites Set? Natürlich vorgemerkt, schliesslich finde ich auch die neue Scheibe super und habe die Songs bisher noch nie live gehört. Ich bereue keine Sekunde, so lange wach geblieben zu sein. Nun aber schnell ins Bett und versuchen, ungefähr drei Stunden zu schlafen. Denn schon bald geht es weiter…
Setliste Carnation – Ice Rink
- Reincarnation
- Iron Discipline
- Plaguebreeder
- Maruta
- Metropolis
- Sepulcher Of Alteration
- Chapel Of Abhorrence
- Necromancer
- Stench Of Death
- Hellfire
- Fathomless Depths
Dienstag, 30. Januar 2024 – Tag 2
Kaufi: Kurz vor sieben lärmt der Wecker. Nicky ist jedoch schon auf und übernimmt den Job beim Merch mal eine Nummer zu ziehen. Ich gönne mir dafür nochmals eine Runde Kissenhorchdienst.
Nach dem Zmorge ist schon bald unsere Zahl für den Fanartikel-Einkauf fällig. Da das aber doch noch mit verhältnismässig langem Anstehen verbunden ist, springt nochmals Nicky ein und holt all das Zeugs für sich, für mich und die bestellte Ware für die Kollegen. Warum ich fauler Sack das nicht selber mache? Ganz einfach: Am 10i spielt die erste Band auf der Pool Stage! Und die will ich nicht verpassen…
Luke: So geht es mir leider auch. Als der Wecker nach knapp drei Stunden im Bett kurz nach 9 klingelt, ist das Aufstehen alles andere als einfach. Aber die Aussicht auf die Pool Stage Eröffnung mit DIESER Band bringt mich dann doch auf die Beine. Also kurz einen Happen frühstücken, Bier holen und ab vor die Bühne.
Nanowar Of Steel – Pool Deck
Kaufi: Im Gegensatz zu Luke sind mir die Italiener fast nur dem Namen nach bekannt. Ich weiss aber, dass sie sich „Parodie“ ganz gross auf ihre musikalische Flagge geschrieben haben. Als ich vor einem Jahr oder so das erste Mal den Videoclip von “Pasadena 1994” gesehen habe, hat’s mich vor Lachen wirklich fast weggehauen. Für beste Unterhaltung dürfte also gesorgt sein bei der diesjährigen Entjungferung der Open Air Bühne… Luke, übernimm du mal, ich muss hier fotografieren!
Luke: Gerne. Da ich seit Jahren Fan bin, war ich natürlich auch schon bei ein paar Konzerten der Italiener. Nach den Shows bin ich auch schon mehrmals mit dem einen Sänger Potowotominimak (ja, das ist wirklich sein Künstlername) ins Gespräch gekommen. Gestern hatten wir uns im Casino bereits getroffen und begrüsst. Auf seine Bedenken, ob die Spielzeit nicht etwas früh ist, habe ich ihm bereits einen grossen Zuschaueraufmarsch versprochen. Schliesslich wollen bei der Eröffnung der Aussenbühne immer viele Leute mit dabei sein. Das heute toppt aber nochmals alles, es ist richtig voll auf dem Pool Deck.
Los geht es mit dem „Bum Voyage“-Intro und „Uranus“. Davon, dass der Song auch ohne Michael Starr von Steel Panther funktioniert, konnten ich mich bereits in Aarburg überzeugen (Review und Fotos hier). Ein gut gewählter Opener. Im Anschluss folgt die Modern-Metal-Lovecraft Nummer „The Call Of Cthulu“ und das unverwüstliche „Ill Cacciatore Della Notte“. Der Eulen-Track mit Mitsing-Refrain ist nicht nur der einzige italienische Song, der sich auch international hartnäckig in der Playlist hält, sondern auch die einzige Nummer vom 2014er Album „A Knight At The Opera“. Und somit – Spoiler – die älteste Nummer, die heute gespielt wird.
Leider ist der Sound aber wieder einmal etwas vom Winde verweht. Deswegen bin ich sehr froh um die direkt darauffolgende Wall Of Love. Eine gute Möglichkeit, sich etwas nach vorne zu arbeiten. Und siehe da, direkt vor der Bühne tönt das tatsächlich besser. Zu meiner Freude ist der „Ironmonger (The Copier Of The Seven Keys)“ im Gegensatz zum Musigburg-Gig wieder im Programm. Danach folgt mit „Disco Metal“ zwar keiner meiner persönlichen Favoriten, die Stimmung um mich herum steigt aber. Und erreicht mit dem Abschluss-Triple seinen Höhepunkt.
„Norwegian Reggaeton“ auf dem Weg in die Dominikanische Republik passt einfach perfekt. (Anm. Kaufi: Und welch böse Ansagen zu diesem Track! Dunkelschwarzer Humor… Luke: Ach, der Norwegische Lachs, der auf einen Stein neben einer Kirche gelegt wird, und durch anschliessendes abfackeln derselben gebraten? Uralt, aber gut 😉 ) „Pasadena 1994″ ist sowieso einer der geilsten Songs des neuen Albums, und das abschliessende „Valhalleluja“ macht den Sack endgültig zu. Erstaunlich, wie viele Leute auch hier bereits mitsingen. Ich dachte ja, die meisten kennen nur die beiden Lieder zuvor, aber auch die Hymne an Ikea findet grossen Anklang.
Was hingegen gar nicht gut ankommt, ist der kleine Beistelltisch, welcher jeweils während dem Songs zusammengeschraubt und danach zwecks Crowdsurf ins Publikum gegeben wird. Irgendwie hat der 2-Meter Security im mittleren Bereich des Bühnengrabens nicht mitbekommen, dass das Teil von der Bühne kommt. Wohl mit dem Verdacht, dass dies ein Zuschauer aus der Kabine mitgebracht hat, wird das Möbel relativ schnell und etwas rabiat aus dem Verkehr gezogen. Nun ja, mit Verlusten muss man rechnen.
Mir hat der Auftritt sehr gut gefallen, und damit bin ich definitiv nicht alleine. Rundherum sind nach dem Ende der Show strahlende Gesichter zu sehen. Klar, während dem Konzert sieht man auf Deck 11 auch immer mal wieder Leute die Köpfe schütteln. Nun, dass Nanowar und ihr spezieller Humor nicht allen gefällt, ist ja definitiv nichts Neues. Die meisten der Anwesenden hatten aber definitiv ihren Spass. Nun bin ich endgültig wach, ein perfekter Start in den Tag.
Setliste Nanowar Of Steel – Pool Stage
- Bum Voyage (Intro)
- Uranus
- The Call Of Ctulhu
- Ill Cacciatore Della Notte
- Wall Of Love – Careless Whisper (George Michael Cover)
- Ironmonger (The Copier Of The Seven Keys)
- Disco Metal
- Norwegian Reggaeton
- Pasadena 1994
- Valhalleluja
Fotos Nanowar Of Steel – Pool Stage
Rising Steel – Royal Theater
Kaufi: Hehehe, also ich gehöre tatsächlich auch zu den Leuten, die da grad bestens unterhalten wurden. So, aber nun geht’s anderswo weiter… Direkt nach “Valhallelujah” mache ich mich auf ins Theater. Treppensteigen ist angesagt – ok, in diesem Fall geht es zwar abwärts. Pam hat das vor ein paar Jahren “eingeführt”: No Lift auf dem Schiff. Melde dem Chef gehorsamst: Ich hab es komplett durchgezogen! (Luke: Respekt! Ich hab’s die ersten zwei Tage auch noch ziemlich gut durchgezogen, mit der Zeit, Müdigkeit und meinem schmerzenden Knie dann aber immer öfter mal den Lift genommen…)
Aber zurück zu den wichtigen Dingen: Musik! Im Theater spielt eine französische Truppe, die auf den Namen Rising Steel hört. Tönt nach etwas, was mir gefallen könnte / müsste… Dann wollen wir das auch mal ausgiebig prüfen!
Was sofort auffällt – es ist wieder einmal enorm laut. Ich weiss nicht, wer hier jeweils für den Sound zuständig ist respektive die Lautstärkeregler bedient. Abgesehen davon zockt das Quintett ziemlich klassischen Heavy Metal mit ordentlich Wumms. Teilweise geht’s auch mal fast thrashig nach vorne. Die Vocals hingegen vermögen mich nur bedingt zu packen, irgendwie fehlt mir da der Wiedererkennungswert. Schlecht ist das insgesamt aber nicht, mal sehen, ob ich mir da eine Wiederholung geben werde.
Luke: Auch ich schaue noch bei den Jungs aus Grenoble rein. Da ich nach Nanowar Of Steel noch etwas auf dem Pooldeck hängen geblieben bin, treffe ich bei der zweiten Stahl-Band in Folge erst ungefähr in der Mitte des Gigs im Theater auf. Und dieses ist erschreckend leer. Der dargebotene Heavy Metal gefällt mir besonders dann, wenn er eine Prise Thrash enthält, was immer mal wieder vorkommt. Mit den Vocals werde ich aber nicht so richtig warm; zu viele ganz hohe Töne für meinen Geschmack. Zudem etwas viel „Fist-Raise-Hey-Hey-Hey“ Getue. Aber das gehört bei der Art von Metal halt auch dazu.
Schlecht ist das definitiv nicht, besonders die Gitarren gefallen mir gut. Gleich die Diskografie kaufen werde ich aber dann doch auch nicht… Und nach der Show ist auch schon klar, dass beim zweiten Set dieselben Lieder wie jetzt gespielt werden. Die Setliste wird nämlich von den Musikern mit der Begründung nicht an die Fans abgegeben, dass sie nochmals gebraucht wird. Dies lässt einen Südamerikaner neben mir sichtlich enttäuscht zurück.
Kaufi: Hehehe, da scheinen Luke und ich für einmal den gleichen Eindruck gehabt zu haben… Das ändert sich aber wohl gleich wieder. Treppen rauf, es geht zurück zur Pool Bühne. Da spielt der Ersatz für Legion Of The Damned: Lich King. Thrash Metal aus Boston – und zwar die Art von Thrash, die eben nix für mich ist. Ich mach ein paar Bilder und verschwinde relativ rasch wieder in den Schiffsbauch… Luke, the place is yours!
Fotos Rising Steel – Royal Theater
Lich King – Pool Deck
Luke: Ui, da bin ich nun fast froh, bist du schon weg. Das Ronnie James Dio-Cover gegen Ende – ich glaube, es war «Stand Up And Shout» – hätte dir wohl die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Aber erstmal ganz von vorne: Wir kommen etwas zu spät zur Show des Last-Minute-Ersatzes auf das Pool Deck. Trotzdem hat es ordentlich Leute vor der Bühne – wohl auch wegen der Sonne, die grad herrlich vom Himmel scheint. Aber es geht auch ziemlich viel Wind, was den Sound in den hinteren Reihen ziemlich, nun ja, schwierig macht.
Was ich trotzdem höre: hier wird ein Thrash mit Hardcore-Kante dargeboten, wie ihn wohl auch Cheffe pam mögen würde, wäre er denn hier. Anthrax, D.R.I., S.O.D., und ähnliche Gruppen aus den 80er und 90ern sind hier wohl Pate gestanden, von den neueren oder jüngeren Bands kommen mir vor allem Municipal Waste in den Sinn. Die Vocals von Fronter Tom Martin sind zwar durchwegs stimmlich eher hoch gehalten, aber halt mehr geshoutet als gesungen, so dass mich das weniger stört als bei anderen Gruppen.
Tom wirkt – wie auch der Rest der Truppe in ein Hawaii-Hemd gekleidet – zudem sehr sympathisch. Er bedankt sich nicht nur beim 70k-Team für die kurzfristige Chance, sondern auch bei seinem Boss in der Arbeit, welcher dies ermöglicht hat. Die Anfrage kam effektiv erst irgendwie am Freitag oder Samstag. Auch wenn Massachusetts definitiv näher bei Miami ist als die Schweiz, gewisse Dinge müssen da trotzdem zuerst organisiert werden…
Mir gefällt die Gruppe ganz gut, auch wenn jetzt weder die Stimmung, noch der Sound so richtig das Gelbe vom Ei sind. Ich bin mir aber sicher, diese Bühne ist definitiv zu gross für die Jungs. und sie wirken im kleineren Rahmen sicher mehr. Diesen Spot haben sie effektiv einfach als Ersatz von Legion Of The Damned geerbt. Das zweite Set im Ice Rink ist definitiv vorgemerkt. Und der Ärger über die kurzfristige Absage von LOTD wenigstens ein kleines bisschen gewichen.
Fotos Lich King – Pool Deck
Tygers Of Pan Tang – Royal Theater
Kaufi: Im Theater ist nun eine Band an der Reihe, die stilistisch schon eher ungewöhnlich ist bei dieser Veranstaltung. Klassischer Hardrock, von älteren Herren vorgetragen – die Tiger aus Pan Tang sind da. Die Briten sind mir nicht unbekannt, waren sie doch auch schon mal beim legendären Ice Rock Festival im Emmental zu Gast. Gitarrist Robb Weir scheint auch gute Erinnerungen daran zu haben, zumindest strahlt er, als ich ihn später auf dem Schiff auf diesen Gig anspreche.
Mit dem musikalischen Schaffen bin ich allerdings überhaupt nicht kundig. Doch da hat’s einiges an Songs dabei, die fraglos für beste Laune sorgen. Zum Beispiel “Love Don’t Stay”, welches den nicht sehr zahlreich anwesenden Zuschauern die Müdigkeit aus den Knochen schüttelt. Auch “Suzie Smiled” kurz vor Ende kommt sehr geil rüber.
Der Auftritt ist insgesamt kurzweilig, selbst wenn es auch mal den einen oder anderen eher mauen Moment gibt. Ein Besuch bei der zweiten Show ist jedenfalls mal notiert. Aber nun ist die Mittagszeit schon überschritten – höchste Zeit um endlich was zu futtern. Und wo treibt sich Luke eigentlich rum? Gibt es nach Lich King überhaupt grad was für seine Lauscher im Programm?
Luke: Hallo, ich bin natürlich auch hier! (Anm. Kaufi: Ups…) Nicht dass ich ein riesiger Fan der Tygers wäre, von den ganzen zur NWOBHM-gezählten Gruppen sind sie aber eine meiner liebsten. Auch wegen dem wie von Kaufi richtig erwähnten Hardrock-Einschlag, welcher teilweise sogar ein bisschen an meine ewigen Helden Deep Purple erinnert.
Ich bin etwas überrascht, wie leer das Theater ist. Eigentlich habe ich gedacht, die Engländer gelten als Legenden und ziehen auch um diese frühe Uhrzeit ein bisschen mehr Publikum an – ein Irrtum. Bandgründer Robb Weir an der Gitarre lässt sich davon aber nicht beeindrucken, genauso wenig wie seine Mitstreiter. Einzig der andere Gitarrist Francesco Marras, welcher optisch mit Abstand der jüngste der Truppe zu sein scheint, macht ein bisschen ein langes Gesicht.
Die Spielfreude ist auch sonst vorhanden und sogar Stimmung kommt mit der Zeit ein kleines bisschen auf. Sänger Jack Meille wirkt auf Dauer aber dann doch etwas eintönig, so dass wir wieder an die frische Luft und somit aufs Pool Deck wechseln.
Setliste Tygers Of Pan Tang – Royal Theater
- Euthanasia
- Love Don’t Stay
- Destiny
- Gangland
- Edge of the World
- Keeping Me Alive
- Fire on the Horizon
- Slave to Freedom
- Suzie Smiled
- Love Potion No. 9
Fotos Tygers Of Pan Tang – Royal Theater
Scar Symmetry – Pool Stage
Luke: Da folgt nun eine Portion schwedischer Melo-Death. Allerdings in sehr moderner Ausführung, mehr neue In Flames als alte At The Gates. Die Band ist mir durchaus ein Begriff, auch wenn ich sie nicht so richtig gut kenne. Und schnell wird mir auch klar, wieso: während mir die Growls vom einen Sänger Robert Karlsson ziemlich gut gefallen, kann ich mit den Clean Vocals von Lars Palmqvist nicht so richtig viel anfangen.
Der Wind erschwert den Sound zwar auch wieder, dass die Bassdrum aber erst gegen Ende des ersten Songs zu hören ist, hat definitiv der Mischer und nicht das Wetter zu verantworten. Ansonsten gefallen mir viele harte Parts und auch einige Melodien im softeren Teil. Ist halt im Gesamtpaket gar nicht meine Baustelle; und so packt es mich auch nicht wirklich. Die Musik stört aber nicht beim Bier trinken und beim Führen von ein paar netten Gesprächen an der Sonne. Halt eher etwas für Fans von Omnium Gatherum, als für Anhänger von Avulsed.
Kaufi, du wartest wohl schon auf Victory? Ich verzieh mich dann mal raus aus der Sonne und in die Lounge…
Arion – Royal Theater
Kaufi: Nope. Also eigentlich ja – natürlich warte ich auf Victory. Doch zuerst gibt es den Hattrick im Theater. Finnland ist Trumpf.
Beim Einschiffen läuft man fast zwangsläufig auch mit Musikern durch den Security Check. Manche kennt man nicht, andere erkennt man dafür an den Stickern auf ihren Instrumentenkästen. Bei uns waren das Arion, mit denen wir dann einen kurzen Schwatz abhielten. Schönen Gruss an dieser Stelle von den Nordländern an unseren Kollegen Ralf W., den Schweizer Hoffotograf des Quintetts.
Live-mässig sind mir Arion auch nicht unbekannt. Doch deren Songmaterial hat mich bislang zwar nicht so sehr gepackt, auch wenn sie am Masters of Rock letzten Sommer doch Punkte gesammelt haben. Keine Frage also, dass ich mir diese Termine auf dem Schiff grün angemalt habe. Nächste Chance!
Zuerst eine gute Nachricht für Luke: Es gibt sie noch – die Live-Keyboarder! Arttu Vauhkonen heisst er und er überzeugt hier mit einer immensen Spielfreude. Dies gilt allerdings auch für den Rest der Band, auch wenn zu Beginn des Sets gerade mal etwa 50 Zuschauer anwesend sind und für einen eher traurigen Anblick sorgen. Im Verlauf der Show nimmt das dann allerdings zu, was man den Musikern auch gönnt.
Zu den Songs kann ich nicht allzu viel sagen, ausser dass “Wildfire” – ein neuer Track – brutal schnell ist. Arion zocken übrigens gleich drei neue Titel vom kommenden Album. Livemässige Weltpremieren, welche den Fans hier geboten werden. Dennoch – trotz der starken Performance bleibt in meinen Ohren erneut nicht allzu viel hängen. Mal sehen, es gibt ja noch einen Gig der ansonsten sympathischen Finnen, wer weiss…
Und während sich Luke noch von Graceless zuballern lässt, nehme ich 151 Stufen von Deck 3 bis Deck 11 in Angriff. Es folgt ein ganz, GANZ grosses Highlight…
Setliste Arion – Royal Theater
- No One Stands in My Way
- I’m Here to Save You
- Punish You
- Unforgivable
- Phoenix
- Wildfire
- Wings of Twilight
- Bloodline
- At the Break of Dawn
Fotos Arion – Royal Theater
Graceless – Star Lounge
Luke: Hier folgt mit den Holländern von Graceless eine Band, die ich schon lange einmal live sehen wollte. Der Old School Death Metal mit Doom Parts erinnert teilweise an die Landsmänner von Asphyx, aber auch Bolt Thrower dürften ein grosser Einfluss gewesen sein. Kaum zu glauben, dass die Truppe erst 2016 gegründet wurde. Nicht nur wegen des eher älter klingenden Sounds, sondern auch, weil das alles sehr routiniert wirkt.
Ist die Lounge zu Beginn noch eher spärlich gefüllt – was uns einen Platz in der ersten Reihe beschert – füllt sich die Location doch relativ schnell ziemlich gut. Auch wenn die Stimmung – entsprechend zum teilweise immer mal wieder etwas schleppenden Sound – nicht gerade überkocht, werden die Köpfe doch sehr fleissig geschüttelt.
Die Band kann unterdessen neben einigen Splits und Singles auf insgesamt drei Longplayer zurückblicken. Und diese bestimmen auch die heutige Setliste, mit leichtem Übergewicht beim Debüt «Shadowlands» von 2017, von welchem total vier Songs gespielt werden. Fronter Remco Kreft beeindruckt nicht nur mit seinen Growls, sondern auch mit seiner Gitarre. Und so ganz nebenbei hat der Typ auch absolut keinen erkennbaren Hals. So hat jahrelanges Headbanging auch optisch seine nicht von der Hand zu weissenden Auswirkungen. George Fisher wäre stolz!
Eine grosse Show wird nicht geboten und mit Ansagen hält sich Remco zurück. Aber das braucht es hier auch absolut gar nicht, das Motto wird schon bei Beginn festgehalten: «We Are Graceless, And We Play Death Metal». Passt. Unglaublich starker, wenn auch nicht sehr spektakulärer Auftritt. Aber musikalisch überzeugt die Band auf der ganzen Linie, und das ist schliesslich das Wichtigste. Das zweite Set ist definitiv vorgemerkt!
Setliste Graceless – Star Lounge
- We Will Be Gods
- Malignant Seeds
- Retaliation Of The Wicked
- Die On Demand
- Shadowlands
- Blood Of The Brave
- Slashed And Served
- Warpath
Victory – Pool Stage
Kaufi: Es folgt ein Auftritt, dem ich enorm entgegengefiebert habe im Vorfeld! Erstens: Hermann Frank ist zurück mit Victory. Zweitens: Als Sänger ist kein geringerer als unser Landsmann Gianni Pontillo dabei. Und drittens: Ein “Culture Killed the Native- Set” ist angesagt!
Für die Jungspunde unter unseren Lesern: Victory gehörten Ende 80er / Anfang 90er mit zum Besten, was die deutsche Metalszene damals zu bieten hatte. Speziell ihre beiden Alben “Culture Killed the Native” und “Temples of Gold” sind gespickt mit grossartigen Songs. Sänger war damals Fernando Garcia, ebenfalls ein Schweizer.
Leider wurden auch Victory gegen Mitte der 90er zum Opfer der widerlichen Grunge-Welle, welche den klassischen Metal fast zerstörte. Hermann Frank und Tommy Newton (das einzige Originalmitglied) versuchten in den 2000ern ein Comeback, dies mit Jioti Parcharidis am Mikro – vor zehn Jahren spielten sie da auch auf der 70’000 Tons!
Nun sind sie also zurück, auch wenn mittlerweile kein einziges Gründungsmitglied mehr dabei ist. Ok, Hermann Frank kann man schlussendlich fast als eines zählen… So oder so: Mit dem nun folgenden Programm kann fast nichts schiefgehen! Oder?
Kenner schauen sich die Setliste an – und haben Pipi in den Augen. Trotz teilweise vom Winde verwehtem Sound, sind diese 45 Minuten pure Nostalgie! Wie versprochen gibt es nur Stoff vom 89er Erfolgsalbum. Besser gesagt: Mit Ausnahme der Ballade “Lost In The Night” gibt es das komplette Werk! Auch wenn die Reihenfolge nicht mit dem Silberling übereinstimmt. Macht aber nichts. Zumal Gianni die Setliste chaotet: Zweimal sagt er den falschen Song an und wird korrigiert – das wird aber mit viel Gelächter kaschiert. Hey – es ist die erste Show, sowas passiert! Die gute Laune verdirbt man deswegen niemandem…
Zugegeben: Die übrigen Musiker sind mir bislang unbekannt. Mike Pesin (Guitars), Malte Burkert (Bass) und Michael Stein (Drums) vervollständigen den Fünfer-Club. Sie stehen zwar nicht ganz so sehr im Fokus wie Gianni und Hermann, aber musikalisch ist das prima, was da aus den Boxen donnert.
Wie erwähnt: Ich schwelge grade in Erinnerungen, eine Reise zurück in (andere) gute Zeiten. Da Gianni’s Stimme zudem sowieso relativ nahe am Original (also an Garcia) ist, fällt das noch leichter. Schade ist nur die Tatsache, dass da durchaus noch mehr Leute an diesem Trip in die Vergangenheit mitmachen dürften. Das Pooldeck war schon voller… Doch die, die da sind, sorgen für ausgelassene Stimmung und machen dieses Konzert zu einem Highlight!
Später, bei einem Cocktail, verspricht Gianni für die zweite Show (leider in der Lounge…) dann noch Tracks von “Temples of Gold”. Ich werde da sein, keine Frage… Nun aber zurück ins Theater (151 Stufen – wenigstens abwärts) für eine Band, die auch schon unter eisigeren Konditionen im Emmental gespielt hat …
Setliste Victory – Pool Stage
- More and More
- Standing on the Edge of Time
- Never Satisfied
- Don’t Tell No Lies
- Always the Same
- Power Strikes the Earth
- Let It Rock On
- So They Run
- The Warning
- Into the Darkness
- On the Loose
Fotos Victory – Pool Stage
Threshold – Royal Theater
Luke: Nach Graceless haben wir einen Abstecher zum Merch gemacht. Yvonne hat sich früher heute eine Nummer gesichert, und diese ist tatsächlich nun schon bei denen dabei, welche in den Raum rein dürfen. Auch da steht man aber ewig an, so schaue ich einfach mal, was ich so möchte – falls noch vorhanden – und lasse meine Liste bei Yvonne und Röschu, welcher auch am Anstehen ist. Merci nochmals! Ich muss nämlich los…
Im Theater spielen schliesslich Threshold. Ich bin ja sonst gar nicht so der Progger, aber die Engländer habe ich am Bang Your Head 2016 kennen und schätzen gelernt, und mir seither doch so einige Scheiben zugelegt. «Dividing Lines» von 2022 gehörte in diesem Jahr bei mir sogar zu den meistgehörten neuen Platten. Live hatte ich aber seither nicht mehr das Vergnügen.
Ganz so pressieren hätte ich aber nicht müssen. Als ich eintreffe ist der Soundcheck noch in vollem Gange und das Theater fast leer. Es sieht nach Verspätung aus, und so sage ich dem eintreffenden Kollegen Kaufi, er kann sicher noch aufs Klo. Nun, es kommt natürlich wie es kommen muss, kaum ist er verschwunden und ich bewache seine Kamera, betritt die Band die Bühne und fängt an. Tja, manchmal dauern Verzögerungen halt doch weniger lange als erwartet…
Los geht es gleich mit «Haunted», dem ersten Track des von mir so geschätzten letzten Longplayers. Und direkt im Anschluss wird mit «The Domino Effect» nachgelegt. Mutig, bei so einer Show nicht mit Klassikern anzufangen, sondern gleich zwei relativ neue Songs zu spielen – der zweite ist mit 11 Minuten sogar das längste Lied von «Dividing Lines». Aber auch einer meiner Lieblinge. Generell orientiert sich die Setliste mit zwei Ausnahmen an Material, das schon im Original vom Rückkehrer am Mikro Glynn Morgan gesungen wurde. Eine grosse Überraschung ist das nicht. Dass dabei das bei vielen Fans beliebteste Album «Psychedelicatessen» ausgeklammert wird hingegen schon.
Musikalisch ist das wie gewohnt hohe Spitzenklasse! Jeder Ton stimmt, und das Live-Keyboard wirkt einfach schon viel geiler, als wenn jeweils bei anderen Bands Samples verwendet werden. Glynn ist auch gesanglich absolut auf der Höhe und bringt auch schwierigste Parts ohne grössere Probleme. Zudem hat er unterdessen Live bei einigen Songs auch noch die zweite Gitarre übernommen, was die stimmliche Leistung aber absolut nicht beeinträchtig. Ein weiterer grosser Pluspunkt ist auch Drummer Johanne James, welcher nicht nur sehr präzise spielt, sondern die Songs auch richtiggehend lebt. Die Mimik ist schon sehr unterhaltsam, und wenn es sein Spiel zulässt, kommen auch noch grosse Gesten dazu.
Leider ist das Theater bis zum Schluss ziemlich leer. Und so kommt natürlich auch keine grosse Stimmung in den Zuschauerreihen auf. Macht aber gar nichts, ich geniesse den Auftritt trotzdem sehr. Als auch noch «Let It Burn» gespielt wird, bin ich komplett happy. Irgendwie habe ich es bei den letzten Schweiz-Gastspielen nie an die Konzerte der Truppe geschafft. Das muss sich nun definitiv ändern! (Pöch: kann ich dir nur empfehlen, die letzten Auftritte im Z7 waren allesamt phänomenal! Wunderbares Review Luke: ich bin auch einer der wenigen verbliebenen Zuschauer in den vorderen Reihen, bin aber hin und weg von diesem sensationellen Auftritt) Eine musikalisch unglaublich gute Show, die definitiv Lust auf mehr macht. Ich hoffe, ich schaffe es auch ans zweite Set.
Kaufi: Wer dachte, dass Luke und ich nun wieder mal die gleiche Band gut finden – sorry. Sicher, die Briten von Threshold sind eine sympathische Truppe, das schleckt keine Geiss weg. Und auch wenn der erwähnte Auftritt am Ice Rock legendär bleibt (dies allerdings vor allem wegen dem ehemaligen Sänger Damian Wilson…), musikalisch bin ich wohl zu einfach gestrickt. Dieses Prog-Zeugs ist nicht meins, ich finde das einfach nur… langweilig. Da geh ich nach meinem Fotoauftrag lieber zum Bier. Und da ich erst in knapp eineinhalb Stunden wieder im Theater sein muss, geh ich mal noch mit der Kamera zu Omnium Gatherum und Nervosa. Adios, bis später… Und dafür lassen wir nun auch das erste Mal unseren Gastschreiber Rolf resp. Pöch zu Wort kommen! Der offensichtlich ebenfalls mehr Freude an Threshold hatte als ich…
Setliste Threshold – Royal Theater
- Haunted
- The Domino Effect
- Long Way Home
- The Shire Part 2
- Pressure
- Let It Burn
- Small Dark Lines
Fotos Threshold – Royal Theater
Omnium Gatherum – Pool Deck
Pöch (Gastschreiber): Immer noch überwältigt von der grandiosen Threshold Darbietung im Theater nehme ich die unzähligen Treppen rauf zum Pool-Deck in Angriff (da wir erst bei Stunde 6 des 20-stündigen Konzert-Marathons von Tag 2 angelangt sind, machen dies meine Tretter auch noch problemlos mit). (Anm. Kaufi: Ach, du bist auch so ein Nicht-Lift-Fahrer?) (Pöch: Normalerweise schon, ab 3 Uhr morgens gönne ich mir aber nicht selten die einfachere Aufstiegsmöglichkeit. Einerseits ist das tägliche Schrittziel zu diesem Zeitpunkt bereits pulverisiert und andererseits gibt es zu früher Stunde nur noch Intercitys und nicht die lästigen Regionalzüge von Stock zu Stock.)
Dort angekommen legen gerade die finnischen MeloDeath Metaller Omnium Gatherum mit ihrer Show los. 3 Jahre zuvor war das Pool Stage Konzert derselben Truppe eines meiner Favoriten-Sets, was natürlich auch dieses Jahr nach Wiederholung schreit. Die Vorzeichen dafür stehen bestens, weil die Band angekündigt hat, das Album “Beyond” in voller Länge zum Besten zu geben, welches seinerseits 2013 mein Einstieg in die Welt von Omnium Gatherum war und aus meiner Sicht bis dato immer noch ihr bester Output ist.
Los geht es mit dem Instrumental “Luoto”, welches dann direkt in den ersten grossen Knaller “New Dynamic” übergeht. Dies ist wohl die Bestätigung dafür, dass das Album 1:1 auch betreffend der Reihenfolge der Tracks wiedergegeben wird. Das macht es natürlich entsprechend einfach, die Kräfte in der nächsten Stunde einzuteilen und sicherzustellen, dass bei meinen Favoriten-Songs der Flüssigkeitshaushalt auch immer schön ausbalanciert ist.
Die Soundmischung ist wie auch schon 2020 wieder exzellent und das Publikum scheint sehr viel Spass an der Darbietung der Nordeuropäer zu haben. Dieser Funken springt auch auf die Band, welche die eingängigen MeloDeath Songs mit grossem Enthusiasmus präsentiert.
Vor allem dem Gitarristen Markus Vanhala scheint es auf der 70000tons Cruise besonders gut zu gefallen, ist er doch einer der zahlreichen Wiederholungstäter, welche sich nach 2023 (er damals mit Insomnium) auch dieses Jahr wieder auf den Dampfer haben einladen lassen – neben Mikael Stanne (The Halo Effect, Dark Tranquillity), Michele Guaitoli (Visions of Atlantis, Temperance) und Alexander Krull (Leaves’ Eyes, Atrocity); die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit). Bei der diesjährigen Ausgabe ist Markus mit der Black Metal Band “I Am The Night” sogar noch mit einer zweiten Band am Start, welche bei ihren ersten Gigs ausserhalb Finnland ebenfalls sehr zu gefallen weiss.
Unterdessen sind wir beim unsäglich geilen “The Sonic Sign” angelangt, bei welchem das Publikum und auch Pöch so richtig durchdreht. Mit “Who Could Say” wird der Puls nun wieder etwas gedrosselt, bevor mit “The Unknowing” nochmals komplett durchgestartet wird. Das 10-minütige Epos “White Palace” schliesst eine bockstarke Show ab, welche der Pool-Show von 2020 in nichts nachsteht und alle Anwesenden mit einem Lächeln zurücklässt. Die “Best-Of” Show am Folgetag im Theater ist bei mir auf jeden Fall so etwas von gesetzt.
Setliste Omnium Gatherum – Pool Stage
- Luoto
- New Dynamic
- In the Rim
- Nightwalkers
- Formidable
- The Sonic Sign
- Who Could Say
- The Unknowing
- Living in Me
- White Palace
Fotos Omnium Gatherum – Pool Stage
Nervosa – Ice Rink
Luke: Omnium Gatherum lasse ich aus. Meine Anmerkungen zur Band im Bericht 2020 haben doch für einige Reaktionen gesorgt, deswegen schweige ich diesmal lieber. Also ab zu Nervosa, mit Zwischenhalt im Casino auf dem Weg. Der Ice Rink ist, als ich doch mit einiger Verspätung eintreffe, unglaublich voll. Nun, die Gruppe ist weiblich und (ursprünglich) aus Südamerika, die zwei Faktoren rufen eventuell noch extra Besucher auf den Plan.
Frontfrau und Alleinherrscherin Prika Amaral hat in den letzten beiden Jahren die komplette Besetzung ausgetauscht, Drummerin Gabriela Abud spielt heute gemäss Ansage sogar den allerersten Gig mit der Band überhaupt. Vor allem steht keine Sängerin mehr im Lineup, also übernimmt Prika diesen Job neben der Gitarre auch gleich noch. Nun, mir gefiel da Fernanda Lira viel besser. Aber die werden wir ja später noch mit Crypta sehen.
Ich bin ehrlich, Nervosa haben mich nie richtig gepackt. Das ist auch heute so, aufgrund der Vocals gefällt mir das sogar noch etwas weniger als früher. Irgendwie klingt das alles nach einem mauen Destruction-Abklatsch in schlecht und weiblich, wobei das eine natürlich mit dem anderen nichts zu tun hat. Aber den Leuten scheint es zu gefallen. Der Ice Rink ist nicht nur voll, sondern es kommt auch immer wieder etwas Stimmung auf, und nach Ende der Show können sich die Mädels noch minutenlang feiern lassen. Ich mag ihnen das definitiv gönnen, zum Fan werde ich aber auch heute nicht.
Nun ist bei mir erstmal Nahrungsaufnahme angesagt. Seit dem Frühstück vor Nanowar of Steel gab es nichts mehr zu beissen, ist also höchste Zeit. Sorry Kaufi, du musst alleine zu den Grabgräbern…
Setliste Nervosa – Ice Rink
- Seed of Death / Ungrateful
- Death
- Venomous
- Kill the Silence
- Perpetual Chaos
- Elements of Sin
- Masked Betrayer
- Jailbreak / Guided by Evil
- Endless Ambition
Fotos Nervosa – Ice Rink
Grave Digger – Royal Theater
Kaufi: Heute bin ich Stammgast im Royal Theater. Acht von zehn Bands des heutigen Tages werden mehr oder weniger genau unter die Lupe genommen. Jetzt ist die Reihe an Nummer 5 auf dieser Liste: Die unverwüstlichen Grave Digger bitten zum Tanz! Ein Tanz, den Luke verpasst…
Zwar habe ich die Gladbecker schon recht oft live gesehen, heute ist es jedoch die erste Show seit dem Wechsel an den sechs Saiten. Der ehemalige Orden Ogan-Klampfer Tobi Kersting hat den Job von Axel Ritt übernommen. Und er fällt extrem positiv auf: Seine Spielfreude ist sichtbar und ansteckend, hier wird gute Laune en Mass versprüht.
Ein “Vorwurf”, den ich Chris Boltendahl und seinen Mitstreitern immer mal wieder mache: Zu wenig Variationen im Programm. Zumindest bei der ersten Show darf der geneigte Fan nun allerdings nicht jammern. Da kommen Titel zum Vorschein, die selbst ich kaum oder noch nie live gehört habe! Sicher, “Excallibur”, “Rebellion (The Clans Are Marching)” und “Heavy Metal Breakdown” fehlen natürlich nicht. Aber “Lionheart” hat man lange nicht gehört, “Fight The Fight” und “Back To The Roots” dürften in diesem Jahrtausend überhaupt noch nie live gespielt worden sein und mit “The Grave Is Yours” darf man auch noch brandneues Material geniessen.
Leider ist der Sound zu Beginn schlicht miserabel, der Opener “Headbanging Man” ist kaum zu erkennen. Das bessert zwar relativ schnell, aber gegen Ende wird’s wieder mies. Der Stimmung im Publikum tut dies glücklicherweise keinen Abbruch. Es gibt Moshpits, selbst der Reaper wird gesichtet… Und der wie ein bunter Hund bekannte Norweger Wikinger, Stammgast auf der Cruise, eskaliert dermassen, dass er sogar seinen Helm auszieht! (Anm. Luke: Du meinst vermutlich Alf. Ein richtiges Original, bei vielen Shows, und trotzdem praktisch immer im Casino anzutreffen…)
Das Finish der Show gehört – wie bereits erwähnt – den Klassikern. “Heavy Metal Breakdown” wird dabei auf über 8 Minuten gestreckt… Aber darüber wollen wir heute angesichts des ansonsten starken Programms hinwegsehen! Und bei Show zwei auf dem Pool Deck wird uns eine umgekrempelte Setliste erwarten. Da freut man sich drauf! Apropos Pool: Da dürfte Luke wohl anzutreffen sein?
Setliste Grave Digger – Royal Theater
- Headbanging Man
- Back to the Roots
- The Grave Dancer
- Fight the Fight
- The Grave is Yours
- Highland Farewell
- Witch Hunter
- Lionheart
- Wedding Day
- Excalibur
- Rebellion (The Clans Are Marching)
- Heavy Metal Breakdown
Fotos Setliste Grave Digger – Royal Theater
Unleashed – Pool Deck
Luke: Frisch verpflegt geht es zum nächsten Programmpunkt für mich, Unleashed auf dem Pool Deck. Ich mag sehr wenige Wikinger-Bands, aber die Schweden gehören zu den ganz wenigen Ausnahmen. Unterdessen ist die Sonne weg und es ist ein bisschen windig, entsprechend gelichtet haben sich die Reihen hier im Freien. Nach dem Beginn tauchen aber immer mehr Leute auf. Und der Sound ist für die windigen Bedingungen gar nicht schlecht, ja sogar ziemlich gut.
Fronter Johnny Hedlund ist – wie fast immer – bestens gelaunt. Die Freude, bereits zum dritten Mal auf der Cruise sein zu dürfen, wirkt aufrichtig. Songs wie «The Longships Are Coming» passen aber auch einfach fast zu gut auf den Kahn hier… Und das Publikum weiss das zu schätzen, die Hymnen werden abgefeiert. Vorne sind immer mal wieder Moshpits im Gange, aber bis weit hinten werden zumindest die Mähnen (oder mangels Haarwuchs wenigstens die Köpfe) geschüttelt.
Die Mitglieder der Band werden hier noch ganz Old School alle von Johnny einzeln vorgestellt. Und auch sonst merkt man, dass die Männer seit ein paar Jahren mit dabei sind. Das Set wirkt sehr routiniert und trotzdem nicht langweilig. Gegen Ende leert sich der Platz vor der Bühne zwar komischerweise kurz etwas, allerdings nur bis zum obligatorischen «Death Metal Victory», eigentlich meistens der letzte Track. Da Hedlund aber merkt, dass noch Zeit auf der Uhr ist, wird spontan nochmals nachgelegt. Und diesen allerletzten Song widmet der Frontmann ihrem ersten Tour-Manager in den USA, welcher die Konzertreise mit Morbid Angel vor vielen Jahren organisiert hat, und hier auch vor Ort zu sein scheint.
Unleashed liefern wieder einmal einen sehr guten Auftritt ab! Live sind die Schweden einfach eine Macht, ohne jetzt die riesige Bühnenshow von Jung-Wikingern wie Amon Amarth zu bieten. Aber dafür gefällt mir der Sound besser… Nun sind meine Batterien aber ziemlich leer. Die sehr wenigen Stunden Schlaf der letzten Nacht rächen sich langsam aber sicher. Zeit für ein kurzes Schläfchen. Ich nehme an, Angra übernimmst sowieso du, oder Kaufi? Ich melde mich mal kurz ab, bis später.
Fotos Unleashed – Pool Deck
Angra – Royal Theater
Kaufi: Schlaf gut. Ich mache mal weiter… Nach dem umfangreichen Programm bis jetzt, ist nun ein weiterer Besuch im Theater an der Reihe. Zwar habe ich keine CDs in meiner Sammlung, doch Angra sind mir dem Namen nach natürlich nicht unbekannt. Deren vor ein paar Jahren leider verstorbene Sänger Andre Matos kenne ich vor allem durch seine Mitarbeit bei Tobi Sammet’s Avantasia. Und der aktuelle Sänger nennt sich Fabio Lione und ist ebenfalls alles andere als ein No-Name!
Dieser Leone zeigt dann auch von Beginn weg, dass er ein fantastischer Frontmann ist. Der weiss, wie man die Fans motiviert – wobei das (unter anderem) von viel Südamerikanern bevölkerte Theater dies kaum nötig hat. Leider ist einmal mehr der Sound stellenweise schlimm, was einfach den Spass nimmt.
Nach einer guten halben Stunde weiss ich nun auch wieder, warum ich nichts von den Brasilianern in meiner Sammlung habe. Trotz motivierter Performance: Die Songs holen mich einfach nicht ab, es tönt mir zu oft zu progressiv. Da jetzt auf dem Programm für mich mehrere Stunden Pause angesagt sind, gehen wir lieber mal ins Restaurant zu einem gediegenen Nachtessen… Luke pennt wohl noch? Und Pöch – der ist wohl schon zwei Stunden vorher hibbelig auf den heutigen Headliner draussen…?
Setliste Angra – Royal Theater
- Crossing
- Nothing to Say
- Final Light
- Tide of Changes – Part I
- Tide of Changes – Part II
- Angels Cry
- Vida seca
- Rebirth
- Carry On
- Nova Era
Fotos Angra – Royal Theater
Epica – Pool Stage
Pöch: Frühzeitig finde ich mich an idealer Position vor der Pool Stage ein, denn was jetzt gleich kommt, ist wohl diejenige Performance, auf welche ich mich im Vorfeld der Cruise am meisten gefreut habe. Die holländische Symphonic Metal Band Epica wird das 10-jährige Bestehen ihres Langeisens “The Quantum Enigma” mit uns feiern. Ich verfolge die Gruppe bereits seit 2002 als sie sich inspiriert vom gleichnamigen Kamelot-Album von Sahara Dust auf Epica umbenannt haben. Sängerin Simone Simons, damals noch zarte 17 Jahre alt, hat später ihre Vorliebe zu Kamelot noch intensiviert, ist sie doch seit Jahren mit dem Keyboarder der Band zusammen und hat mit ihm zusammen einen Sohn.
Epica hat mich vor allem in den letzten 10 Jahren nie hängen lassen: Ihre Outputs sind allesamt qualitativ herausragend und live bin ich immer wieder erstaunt, mit wie viel Spielfreude und Perfektion die Holländer ihre Arbeit verrichten. Zudem habe ich nie ein Konzert dieser Band erlebt, wo der Sound nicht absolut perfekt abgemischt war. Und schon fast erwartungsgemäss werde ich auch heute nicht enttäuscht.
Die ersten 3 Songs des Sets sind identisch mit dem Album “The Quantum Enigma”, was nicht erstaunt, sind dies doch die Lieder, welche auch in einem normalen Epica-Set häufig Unterschlupf finden. Danach wird jedoch das etwas längere “Sense Without Sanity” geskipped und bereits der Überflieger-Hit des Albums “Unchain Utopia” performt. Ekstase pur im Publikum! Die Band stachelt dies nur noch mehr an und strotzt nur so vor Spielfreude. Vor allem der Keyboarder Coen Janssen hat ein richtig gehendes Dauergrinsen aufgesetzt und kann sich auch sonst kaum still halten (wie viele Keyboards hat der Mann wohl abgerissen, bevor sie auf die Idee mit dem Tastenbrett auf Schienen gekommen sind?).
Einzig Simone hat mit den karibischen Windverhältnissen manchmal etwas zu kämpfen und lässt dann auch verlauten, dass sich ihre aufgeklebten Wimpern zwischenzeitlich verhalten wie auf einer Achterbahnfahrt. (Anm. Kaufi: Im Fotograben denke ich echt – was ist los mit ihren Augen? Läck, sieht das schräg aus…)
Nach dem Überhit kommen wir nun zu einer Phase, in welcher Epica gleich 5 Songs des Albums spielt, welche live sonst etwas weniger zum Zuge kommen. Für mich als Riesenfan der Platte natürlich ein Fest, aber da auch die etwas unbekannteren Songs auf diesem Meisterwerk qualitativ nicht abfallen, machen die Metalheads – so weit ich blicke – immer noch total begeistert mit.
Zum Finale hin verlassen wir nun aber doch noch die Geburtstags-Scheibe (schade eigentlich): anstelle des epischen 12 minütigen Titeltracks werden zu guter Letzt noch zwei Live-Klassiker auf das Publikum losgelassen: einerseits das kongeniale “Cry for the Moon” vom Debut-Album und andererseits der übliche Rausschmeisser “Consign to Oblivion” inklusive der obligaten Wall of Death.
Wow, ich bin total geplättet! Hier wird während 75 Minuten Symphonic Metal in Perfektion dargeboten und ausschliesslich gute Laune verbreitet. Für mich persönlich ganz klar ein Aspirant für das Konzert des Jahres. Obwohl, ich bin unterdessen stolzer Besitzer von Tickets für die Epica-Show in Amsterdam, bei dem sie ihre Musik auch noch zusammen mit Symphonie Orchester und Chor zum Besten geben werden. Da bin ich mal sehr gespannt, was uns dort erwartet…
Setlist Epica – Pool Stage
- The Second Stone
- The Essence of Silence
- Victims of Contingency
- Unchain Utopia
- Chemical Insomnia
- Reverence (Living in the Heart)
- Omen (The Ghoulish Malady)
- In All Conscience
- Natural Corruption
- Cry for the Moon
- Consign to Oblivion
Fotos Epica – Pool Stage
Blood Red Throne – Ice Rink
Luke: So ein Schläfchen von knapp drei Stunden kann manchmal Wunder wirken, auch wenn es sich grad beim Aufstehen noch nicht so anfühlt. Aber was eignet sich perfekt, um wach zu werden? Richtig, Death Metal! Und davon gibt es gleich einen Doppelpack.
Den Anfang machen die Norweger von Blood Red Throne. Irgendwie so eine Band, die ich kenne und mehrmals auch in Alben reingehört habe. Und trotzdem nie richtig Fan geworden bin. Mal schauen, wie ich meine Live-Premiere finde. Ganz zu Beginn ist der Ice Rink noch ziemlich leer, das ändert sich aber relativ schnell. Und der Sound klingt direkt richtig gut, Fett abgemischt und mit einer grossen Portion Groove. Gewisse Parts tönen schon fast nach Slam. Ich wäre somit offiziell wieder wach!
An Gesang und Bass ist heute Sindre Wathne Johnson zu sehen und hören. Jedenfalls wenn ich mich nicht täusche, es gab am Mikro schon so einige Wechsel, ich blicke nicht mehr ganz durch und bin auch kein Experte was die Band angeht. Der gute Mann macht seinen Job aber sehr stark und wirkt in den Ansagen auch sympathisch – fast zu nett für den harten Sound der Jungs. Ich finde trotzdem sehr nachvollziehbar, dass er momentan die Sonne im Gesicht am Morgen anstelle des kalten Regens – wie in Norwegen – sehr geniesst, durchaus nachvollziehbar – gerade als Schweizer…
Zwischen zwei Songs meldet sich dann auch der eine Gitarrist zu Wort. Allerdings in einem Mix aus Norwegisch und Englisch. Ich verstehe nur irgendwas von «The Real Viking Kings» (ein Seitenhieb gegen Unleashed?) und Helvete Bergen. Auch neben der sprachlichen Barriere lässt mich das einigermassen ratlos zurück. Aber klar, ein grosser Teil der Band kommt ursprünglich aus der norwegischen Black Metal-Szene. Zumindest den legendären Plattenladen von Euronymous kenne sogar ich.
Ansonsten bleiben aber nicht viele Fragezeichen, die Band liefert eine gute Show ab. Der Grossteil der Setliste dürfte vom erst gerade erschienenen «Nonagon»-Album stammen. Um das abschliessend beurteilen zu können, kenne ich das Material aber definitiv zu wenig gut. Die Stimmung ist jedenfalls sehr gut, es gibt immer wieder grosse Moshpits zu bestaunen. Und auch Blood Red Throne machen soweit alles richtig. Nur der blöde Strobo im Ice Rink geht einem wieder einmal richtig auf die Nerven… So, nun aber schnell in die Lounge.
Setliste Blood Red Throne – Ice Rink
- Epitaph Inscribed
- Tempest Sculptor
- Itika
- Nanogon
- Blade Eulogy
- Seeking to Pierce
- Every Silent Plea
- The Light, The Hate
Fotos Blood Red Throne – Ice Rink
Fleshcrawl – Star Lounge
Luke: Hier spielt nun eine Death Metal Legende aus Deutschland. Meine Befürchtung, dass die Lounge bereits beim Eintreffen ziemlich voll sein könnte, bewahrheitet sich aber glücklicherweise nicht. Als wir pünktlich zum Intro da sind, kommt man noch bequem nach vorne. Wie erwartet, füllt sich der Raum danach aber schnell. Nach dem Tod des vorherigen, langjährigen Sängers Sven „Svenson“ Gross 2021 war die Zukunft der Band zuerst etwas ungewiss. Bereits beim Party.San letztes 2022 haben sie aber eindrücklich bewiesen, dass weiterhin mit ihnen zu rechnen ist (siehe Bericht).
Vorne bei der Bühne fällt zuerst einmal auf, dass die Monitoren so unfassbar laut eingestellt sind, dass man von dem Rest des Mixes gar nicht viel hört. Zum Glück wird aber etwas heruntergefahren, sodass auch die Front in den Genuss eines ziemlich guten Sounds kommt. Und weiter hinten scheint es sowieso richtig fett zu tönen, so sind in der unterdessen sehr gut gefüllten Lounge schnell ziemlich wilde Pits unterwegs. Auch die Band gibt Vollgas. Sänger Borisz Sarafutgyinov ist definitiv ein würdiger Ersatz für Sven. Und am Schlagzeug dirigiert das einzige verbliebene Gründungsmitglied Bastian Herzog die Show – stilecht im «The Fleshfather»-Shirt. Die Stimmung ist fantastisch, es fliegt sogar ein BH auf die Bühne, welchen sich Bassist Manu Markowski gleich an sein Arbeitsgerät hängt.
Die Setliste bietet aus praktisch jeder Phase der Band die absoluten Highlights. Im Zentrum steht ganz klar der Klassiker «As Blood Rains From The Sky… We Walk The Path Of Endless Fire» von 2000, von welchem ganze fünf Songs gespielt werden. Insgesamt werden aber sechs Alben berücksichtigt, und gerade auch das ältere Material wie «From The Dead To The Living» von 1994 – inklusive dem kultigen Intro «After Obliteration» – sorgt im Publikum für grosse Begeisterungsstürme.
Fleshcrawl liefern hier einen richtigen Abriss. Wenige Ansagen, dafür viel Musik. Sowohl die Songauswahl, als auch die Stimmung sind hier ausgezeichnet. Ich bin mir sicher, Svenson (RIP) hätte an dem Auftritt seine helle Freude. Und ich freue mich schon auf das zweite Set. Aber jetzt zuerst einmal auf Deck 11.
Setliste Fleshcrawl – Star Lounge
- Long Intro
- Carved In Flesh
- Dark Dimension
- Flesh Bloody Flesh
- Under The Banner Of Death
- Soulskinner
- After Obliteration (Midtro)
- From The Dead To The Living
- Creation Of Wrath
- Into The Fire Of Hell
- Written In Blood
- As Blood Rains From The Sky
- The Day Man Lost
Serenity – Ice Rink
Pöch: Ich bin sonst selten um diese Uhrzeit noch auf der Eisbahn unterwegs, aber heute beabsichtigen die Symphonic Metaller von Serenity uns kurz nach Mitternacht im Ice Rink musikalisch aufs Glatteis zu führen.
Mit den sympathischen Tirolern verbindet mich in der Vergangenheit einiges. Einerseits war es im November 2009 im Z7 das allererste gemeinsame Konzert von mir und meiner Partnerin Brigitte (im Vorprogramm von Threshold), andererseits hat mich der Sänger Georg Neuhauser betreffend 70’000 Tons of Metal mal so richtig angeflunkert. 2016 im Kofmehl Solothurn (Serenity damals im Vorprogramm von Battle Beast und Powerwolf) haben wir draussen in der Lobby mit ihm ein längeres Gespräch geführt. Dabei habe ich ihn damit konfrontiert, dass Serenity im Forum von 70’000 Tons of Metal als “soon to be announced” gehandelt wird. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er mir offenbart, dass die Cruise für sie uninteressant sei, da man als Band alles selber bezahlen muss und der Nutzen daher zu klein ist.
Ein paar Wochen später wurde dann Serenity tatsächlich angekündigt für 2017. Georg, so kann man doch einen Fan nicht an der Nase herumführen … oder sind die Drohungen von Andy Piller wirklich so drastisch, wenn ein Announcement frühzeitig geleakt wird? Als gerechte Strafe für diese Notlüge wurde dann 2017 ihr Flug auf Miami kurzfristig gecancelt und zu allem Übel behandelte der amerikanische Zoll ihr Equipment nicht gerade mit Samthandschuhen, so dass es die Band erst auf den letzten Drücker und mit havariertem Material auf den Kahn schaffte.
Aber Schwamm drüber, seither gibt’s eigentlich bei jedem Serenity-Konzert einen kurzen Schwatz mit Georg. So auch heute, 4 Stunden vor ihrem Auftritt nach dem Lord of the Lost Set ruft mir plötzlich jemand über den halben Ice-Rink “Hopp Schwiiz !!!” entgegen. Da er am Vortag mit dem Sound bei seiner Zweitband Warkings (Anm. Kaufi: He, verrätst du hier Staatsgeheimisse?? Pöch: upps, mein Fehler. Ich meinte natürlich seinen Zwillingsbruder von Warkings, der ihm das mitgeteilt hat) nicht ganz zufrieden war, wollte er die Situation im Ice-Rink mit seinen Band-Kollegen nochmals genauer abchecken.
Seine Bedenken betreffend Soundqualität waren aber leider berechtigt und die eigentlich sehr melodischen Songs prasseln im Stehbereich unten viel zu laut und matschig aufs Publikum ein. Der Konzert-Marathon von Tag 2 scheint auch bei der Person am Mischpult bereits seine Spuren hinterlassen zu haben. Da sich die Songs bei diesem Brei kaum erkennen lassen, flüchte ich schon ziemlich früh nach hinten auf die Sitztribüne, wo man die einzelnen Instrumente zumindest noch ein bisschen unterscheiden kann. Serenity im Sitzen geht zwar eigentlich gar nicht, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Sehr schade, denn die Setlist ist voll nach meinem Gusto: loslegen tun die Österreicher gleich mal mit den zwei Single-Auskopplungen des neuen Langeisens “Nemesis A.D.” (“The Fall of Man”, “Ritter, Tod und Teufel”). Gleich danach geht’s mit den zwei Erstauskopplungen des Vorgänger-Albums weiter, wobei Georg beim Song “Soul and Sins” von Michele Guaitoli (Temperance, Visions of Atlantis) gesanglich passend unterstützt wird.
Die nächsten drei Titel markieren aus meiner Sicht den Höhepunkt der Show, werden doch meine zwei Lieblingssongs des fantastischen neuen Machwerks (“The End of Babylon”, “Reflections of A.D.”) und dazwischen mit “Velatum” der Serenity-Übersong schlechthin performt. Letzterer löst bei mir jedes Mal Hühnerhaut aus und zu meinem Glück ist auch der Sound in der Zwischenzeit minimal besser geworden. Mit den klassischen Rausschmeissern “Legacy of Tudors” und “Lionheart” sind dann die 45 Minuten auch schon wieder vorbei.
Ein Gig von einer gut aufgelegten Band mit einer tollen Setlist, welcher bei mir aber leider einen nicht zu vernachlässigenden Abzug bei der B-Note wegen der Soundqualität bekommt (wobei ja die Band hierfür von der Schuld meistens freigesprochen werden kann). Ich bin froh, gibt’s zwei Tage später noch eine weitere Show auf der Pool Stage (nach 2017 ist ja Serenity von der Breakfast-Band (Auftritt damals am Tag 4 um 10:00) zur Lunch-Band aufgestiegen und darf dieses Mal nach dem Mittagessen ran) und dort sollte dann auch alles besser werden …
Setlist Serenity – Ice Rink
- The Fall of Man
- Ritter, Tod und Teufel (Knightfall)
- Souls and Sins (mit Michele Guaitoli)
- Set the World on Fire
- The End of Babylon
- Velatum
- Reflections (of AD)
- Legacy of Tudors
- Lionheart
Fotos Serenity – Ice Rink
Sodom – Pool Stage
Luke: Es geht endlich wieder einmal an die frische Luft. Oft schaue ich mir auf dem Pool Deck bei vorhandener Zeit auch Bands an, die ich nicht unbedingt sehen will. Der nächste Act ist aber definitiv kein solcher Fall. Sodom ist für mich sowieso Pflicht, mit einer Old School Setliste natürlich erst Recht. Es ist wieder ziemlich windig, was der Soundqualität definitiv nicht zuträglich ist. Bei diesem Songmaterial passt ein etwas verwaschener Sound aber sogar ein kleines bisschen…
Der Platz vor der Bühne ist wie erwartet schon bei Beginn sehr gut gefüllt. Und auch die Stimmung ist ab dem Opener «An Eye For An Eye» aus dem Jahr 1990 bereits ausgezeichnet. Kein Wunder, steht der Song doch sonst selten im Programm. Dies gilt generell für einige der gespielten Lieder, auch wenn mit «Sodomy And Lust» oder «Bombenhagel» natürlich auch ein paar Klassiker mit dabei sind, welche öfters gespielt werden. Der neuste heute gespielte Track dürfte «Jabba The Hut» von 1994 sein, ansonsten dominieren grösstenteils die 80er Jahre – inklusive mehrerer Demo-Songs.
Tom Angelripper und seine Mitstreiter liefern einen Super-Auftritt, welchen auch das Publikum trotz nicht idealem Sound sehr gut aufnimmt und ordentlich abfeiert. Die Stimmung ist wirklich grandios, hier feiern definitiv auch Leute mit, die bei der Entstehung dieser Songs noch nicht einmal geboren waren – oder wie ich noch Globi-Kassetten gehört haben. (Ok, 1994 nicht mehr. Aber zu Zeiten der Demos definitiv…)
Leider verliere ich gegen Ende irgendwo zwischen WC, Bar und unserem Stehplatz mein Handy. So verlasse ich das Pool Deck noch mit dem Schluss der Show Richtung Rezeption, anstatt direkt in die Lounge zu verschieben. Zu meiner grossen Freude wurde das Telefon aber tatsächlich schon abgegeben und ist bereits wieder in meinem Besitz. Wieder einmal ein Beweis, Metalheads sind einfach die Besten… Danke an dieser Stelle noch dem mir leider unbekannten Finder! (Anm. Kaufi: Handys haben auf Konzerten nichts zu suchen! 🙂 Aber gut, hast du es wieder erhalten! 😉 Luke: läuft halt nicht jeder sowieso immer mit der Kamera rum wie du 😉 Kein Dauerfilmen, aber ein paar Schnappschüsse dürfen schon sein. Zudem hilft auch die 70K-Bands-App manchmal… )
Setliste Sodom – Pool Stage
- An Eye for an Eye
- Electrocution
- The Crippler
- Jabba the Hut
- Proselytism Real
- Wachturm
- Blasphemer
- Sodomy and Lust
- Leave Me in Hell (Venom cover)
- Equinox
- Let’s Fight in the Darkness of Hell
- Bombenhagel
Fotos Sodom – Pool Stage
Dynazty – Royal Theater
Kaufi: Über viereinhalb Stunden Warten. Pendeln zwischen den Bühnen für Fotos für die Kollegen, Fotos auf den PC laden, Bericht schreiben und Mitternachtssnack. Sowohl Epica wie auch Serenity vermögen mich musikalisch einfach nicht zu begeistern – ganz im Gegensatz zu Kollege Pöch. Sagenhafte Lobeshymnen, die er da schreibt…
Eine solche kommt nun von mir (Pöch: wobei ich auch diese Ton für Ton mit dir singen würde)! Denn das nächste ganz grosse Highlight ist für mich angesagt. Schwedischer Melodic Metal, auf den sich nicht nur der australische Kollege Dallas wie sonst was freut: Dynazty!
Doch vorher mache ich husch ein paar Bilder bei Sodom auf der Pool Stage, dann schaue ich mal noch bei Serenity rein. Aber auch da bin ich wie gesagt schnell wieder weg. Denn wer nun früh ins Theater kommt, hat gute Chancen auf einen Platz ganz vorne. Und genau einen solchen Spot in der Front Row will (und kann) ich mir ergattern…
Um Viertel nach eins geht’s endlich los und es folgt eine dreiviertelstündige, ausgelassene Party. Zwar ist der Sound vor allem zu Beginn wieder fürchterlich, ein grässlicher Soundbrei. Der Opener “In The Arms Of A Devil” ist kaum zu erkennen. Die fünf Nordlichter lassen sich davon allerdings nicht beirren und jagen Hit um Hit auf die respektable Anzahl Fans, die hier für mächtig Stimmung sorgen.
“Natural Born Killer” und “Waterfall” führen zu Eskalationsschüben meinerseits, während das ruhige “Yours” etwas Tempo rausnimmt. Eigentlich sollte ich nun auch mal noch ein paar Bilder machen, somit wechsle ich die Position und verschwinde auf die andere Seite des Wellenbrechers. Knipsen und gleichzeitig zum ultimativen Highlight “Heartless Madness” feiern – eine verdammte Gratwanderung! Die aber schon Spass macht…
Um zwei Uhr morgens ist der Spuk dann zu Ende, Dynazty verbeugen sich ein letztes Mal vor dem Publikum – und ich bin überzeugt, dass sich ganz viele davon die zweite Show auf der Pool Bühne nicht entgehen lassen werden! Ich gehöre auch in diese Kategorie…
Auf genau dieser Pool Bühne sind nun Wind Rose dran um da Löcher zu diggen (Pöch: leider falsch. Da die Band wegen technischen Problemen etwas zu spät anfängt und Zwerge etwas Mühe mit dem Time-Management bekunden, war plötzlich die Spielzeit abgelaufen und der Überhit zum Entsetzen der Fans noch gar nicht gespielt), aber die lasse ich grad links liegen. Es wartet ein Nachschlag im Theater… Doch für ein paar Fotos im Ice Rink für Lukes Monstrositäten reicht die Wartezeit.
Setliste Dynazty – Royal Theater
- In the Arms of a Devil
- Firesign
- Natural Born Killer
- Waterfall
- Yours
- Presence of Mind
- The Human Paradox
- Heartless Madness
Fotos Dynazty – Royal Theater
Inhuman Condition – Star Lounge
Luke: Durch meinen dämlichen (aber zum Glück nur temporären) Smartphone-Verlust, schaffe ich es leider nicht ganz zu Beginn des nächsten Sets in die Star Lounge. Diese ist bei meinem Eintreffen bereits ungefähr zur Hälfte gefüllt, trotzdem kann ich mich relativ weit nach vorne kämpfen – zum Glück! Während Inhuman Condition wohl bei vielen Mit-Cruisern nicht zuoberst auf der Wunschliste standen, habe ich mich unglaublich über diese Bandankündigung gefreut.
Die Gruppe wurde 2020 von den ehemaligen Massacre-Mitgliedern Taylor Nordberg (Gitarre) und Jeramie Kling (vorher Drums, hier auch Vocals) gegründet, welche da vom exzentrischen Kam Lee rausgeschmissen wurden. Da sie bereits ein fertiges Album geschrieben hatten, haben sie dieses kurzerhand mit der neu formierten Band – benannt nach einer legendären EP des ehemaligen Arbeitgebers – veröffentlicht. Dieses Debüt «Rat God» hat mich damals komplett umgehauen! Dank Spotify konnte ich die zuerst nur in Amerika veröffentlichte Scheibe schon länger hören, die CD habe ich dann in London auch endlich erwerben können. Seitdem bin ich Fan der Truppe aus Florida, die es bisher leider noch gar nie nach Europa geschafft hat.
Als drittes Bandmitglied am Bass konnten die Jungs bereits bei der Gründung niemanden geringeren als Terry Buttler von Obituary gewinnen. Dass dieser auch hier live dabei ist, hätte ich nicht erwartet, ist aber eine freudige Überraschung. Am Schlagzeug hilft derweil Colton Zietler von 72 Legions aus, so kann sich Jeramie voll auf die Vocals konzentrieren. Und das ist auch gut so. Der Typ ist eine verdammte Rampensau! Da gibt es gefühlt keine Sekunde Stillstand.
Aufgrund der kleinen Bühne ist der Fronter oft vorne beim Gitter im winzigen Bühnengraben, oder für einen Song sogar direkt im Publikum mitten im Moshpit. Gemäss einer Ansage war er auch bereits mit einer anderen Band auf einer der ersten Cruises. Ich habe leider nicht herausgefunden, mit wem: Metal Archives listet ihn als aktives Mitglied von 12 (!!) Gruppen, und als Ehemaligen von sieben weiteren Combos (darunter unter anderem Doro!!!). Meinen Respekt hat der Typ definitiv auf sicher!
Aber auch der Rest weiss zu überzeugen. Hier wird ein unfassbar intensives Set mit unglaublich gutem Sound geboten. Sogar der Mischer macht mit, ganz selten hat eine Lounge-Show rundum so gut getönt. Und neben den eigenen sackstarken Songs, wird mit «Pull The Plug» sogar noch einer meiner liebsten Death-Tracks gecovert. Meine zugegebenermassen riesigen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen! Die zweite Show ist somit endgültig in den Status «auf keinen Fall verpassen» gekommen. Bis jetzt mein absoluter Höhepunkt auf einer Cruise mit bereits vielen Highlights.
Setliste Inhuman Condition – Star Lounge
- Recycled Hate
- Panic Prayer
- Euphoriphobia
- Godzilla
- I’m Now the Monster
- Civilized Holocaust
- Killing Pace
- Pull The Plug
- Tyrantula
Monstrosity – Ice Rink
Luke: Es geht gleich weiter mit Florida Death Metal. Nach den Jungen Wilden von Inhuman Condition geht es weiter mit den alten Recken von Monstrosity. Als wir etwas nach Beginn der Show im Ice Rink eintreffen, ist dieser noch sehr leer. Dafür ist der Sound bis auf das etwas zu leise Mikrofon ziemlich gut. Und die Herren liefern auch einen soweit ganz guten Auftritt ab, nur ist das Energielevel schon etwas tiefer auf der Bühne als gerade eben in der Star Lounge.
Zudem nehmen Monstrosity durch ziemlich lange Interludes zwischen den Songs immer mal wieder selbst etwas Schwung raus. Ein Phänomen, dass man so auch von den Kollegen von Obituary kennt. Dadurch kommt die Stimmung im Unterdessen für die Uhrzeit ganz ordentlich gefüllten Ice Rink auch immer mal wieder ins Stocken. Ab ungefähr der zweiten Hälfte des Sets ist diese eigentlich ziemlich gut, es gibt einige grössere Pits und auch viele Crowdsurfer zu beobachten.
Neben dem musikalisch interessierten Publikum sind nun aber auch die Besoffenen für mich zum ersten Mal in einer grösseren Anzahl wahrnehmbar. Ich trinke ja selber gerne einmal etwas viel und bin definitiv nicht auf der ganzen Cruise top nüchtern. Mich so richtig volllaufenlassen und dann bei einem Konzert im Publikum rumpöbeln würde ich aber trotzdem nie. Dann eher einfach ins Bett, wenn‘s genug war…
Egal, die Band kann da ja nichts dafür. Der Auftritt ist gut, wenn auch nicht überragend. Ganz fair ist diese Einschätzung wohl nicht, das grosse Pech von Monstrosity ist wirklich, dass sie direkt nach Inhuman Condition ran müssen. Eventuell wäre mein Urteil sonst noch etwas euphorischer ausgefallen. So bleibt ein unter dem Strich mehr als solides Set. Mal schauen, ob ich es zum zweiten Gig auch schaffe und mich die Gruppe da noch mehr abholt. Nun geht es zur Überbrückung erst mal ins Casino.
Mystic Prophecy – Royal Theater
Kaufi: Als letzte Band des Tages im Theater dürfen Mystic Prophecy ihr Debüt auf der Cruise feiern. Das Quintett um Fronter R.D. Liapakis ist bekannt als saustarke Live-Band und man wünscht es ihnen, dass sie das auch um diese eher ungünstige Uhrzeit möglichst vielen Metalheads beweisen können!
Ehrlicherweise muss man zugeben, dass der Zuschauer-Aufmarsch eher bescheiden ist. Das hindert die Band jedoch nicht daran, den Anwesenden 45 Minuten ihren Powermetal mit voller Wucht um die Ohren zu hauen. Angetrieben von Drummer Hanno Kerstan nutzen die übrigen Musiker die Grösse der Bühne richtig aus. Gitarrist Markus Pohl ist generell einer, der kaum eine Sekunde still stehen kann – und hier tobt er sich richtig aus! Sein Pendant Evan K. wechselt ebenfalls immer mal wieder die Seiten (nicht Saiten!), und Tieftönerin Joey Roxx ist oft ganz vorne am Bühnenrand zu sehen.
Als cooler Kapellmeister figuriert derweil Fronter Lia, der absolut souverän durch das Programm führt. Für diejenigen, welche Mystic Prophecy schon des Öfteren live gesehen haben, ist höchstens sein Anblick etwas ungewohnt: Eigentlich kennt man ihn auf der Bühne nur mit Hut… 😉
Das musikalische Programm konzentriert sich komplett auf die letzten beiden Alben “Hellriot” und “Metal Division”. Einzig das Cover von Mike Oldfields “Shadows On The Wall” tanzt aus der Reihe. Und der Beginn mit dem Triple “Metal Division” / “Hellriot” / “Unholy Hell” könnte kaum besser sein! Aber auch “Hail To The King” oder “Demons Of The Night” entpuppen sich als Highlights.
Mystic Prophecy haben in all den Jahren ein grosses Sammelsurium an grossartigen Songs kreiert. Dass hier einiges über die Klinge springen muss, ist von daher natürlich logisch. Doch im Wissen, dass es noch eine zweite Show geben wird, ist der Verzicht auf “Ravenlord”, “The Cruzifix” oder “Metal Brigade” verkraftbar. Für mich wird das dann einer der wenigen Besuche in der Lounge sein… Mit “Dracula” endet nun jedenfalls der heutige Auftritt, der niemanden enttäuscht haben dürfte.
Obwohl es bereits halb vier Uhr ist – irgendwie hat man keine Eile, ins Bett zu hüpfen. Bizzli runterfahren – und morgen dann ausschlafen. Denn zumindest ich werde für einmal auf dem Schiff bleiben und mir den Landgang schenken. Offenbar hat’s keinen schönen Strand in Schiffsnähe, auf “Kultur” habe ich keinen Bock… Somit gute Nacht! Ah Moment – Luke wird wohl immer noch irgendwo unterwegs sein, so wie ich ihn kenne…? Und Pöch?
Luke: Aber klar doch! Wie du ja schon richtig angemerkt hast, ist morgen Landtag. Für mich heisst das in erster Linie ausschlafen. Also absolut keine Eile ins Bett zu kommen, zumal ich auch noch eine Band heute Nacht unbedingt sehen will. Mystic Prophecy sind das zwar nicht, aber kurz reinschauen kann ja trotzdem nicht schaden.
Ich komme gleich zum “Shadows On The Wall”-Cover und bleibe dann noch zwei weitere Songs. Respekt, wie viel Gas die Band gibt, obwohl nicht einmal ganz 50 Leute (Hand gezählt) hier sind. Den Fotograben hat Kollege Kaufi in der Zeit, in der ich hier bin, sogar ganz für sich alleine. Es fällt auch auf, dass weniger komplett Betrunkene rumtrollen als zuvor bei Monstrosity. Auch wenn die Band alles richtig macht, verziehe ich mich nun wieder ins Casino. Halt nicht meine Baustelle. Dir wünsche ich eine gute Nacht, Kaufi!
Pöch: Auch in bin auf der Cruise im Normalfall nicht klein zu kriegen (obwohl ich um diese Zeit wie schon erwähnt etwas häufiger den Lift anstelle der Treppen benutze). Aber nach meiner längst überfälligen Mystic Prophecy Live-Premiere höre ich mir noch die Hälfe des Wolfheart-Sets an und gönne mir kurz vor der Buffet-Schliessung noch meinen schon fast traditionellen Late-Night-Burger. Frisch gestärkt lasse ich mir dann natürlich das von vielen erwartete “Before The Dawn” Set just before the dawn ebenfalls nicht entgehen. Nachdem schon an Tag 1 erst um 5:15 Feierabend war, ist der Landgang für mich morgen definitiv auch gestrichen …
Setliste Mystic Prophecy – Royal Theater
- Metal Division
- Hellroit
- Unholy Hell
- Metal Attack
- Here Comes The Winter
- Hail To The King
- Shadow On The Wall
- Demons Of The Night
- Eye To Eye
- Dracula
Fotos Mystic Prophecy – Royal Theater
Wolfheart – Pool Deck
Luke: Als weitere Überbrückung gibt es mal wieder etwas frische Luft. Auf dem Pool Deck spielen Wolfheart, welche mir von einem Bekannten als die beste finnische Melodic-Death-Band angekündigt werden. Ehrlich gesagt keine Beschreibung, die bei mir zu Euphorie führt. Gleich beim ersten Song ist ein Keyboard das mit Abstand lauteste und dominanteste Instrument. Wird es live gespielt? Natürlich nicht.
Beim zweiten Lied kommen dann erstmals die obligatorischen und von Bands wie Omnium Gatherum zur Genüge bekannten Schunkel-Parts zum Einsatz. Furchtbar für mich, aber den Leuten scheint es zu gefallen. Obwohl es mittlerweile doch ziemlich abgekühlt hat, ist der Platz vor der Bühne sehr gut gefüllt. Zum Glück auch mit vielen Bekannten, sodass das auf der Bühne Gezeigte bald einmal eher zur Nebensache wird für mich. Und so als Hintergrund-Beschallung stört Wolfheart nicht. Grundsätzlich gut gemacht, aber halt absolut nicht meins.
Endseeker – Ice Rink
Luke: Nun folgt der eigentliche Grund, wieso ich immer noch auf den Beinen bin. Mit Endseeker spielt eine meiner liebsten deutschen Death Metal Bands im Ice Rink. Zu Beginn sind grob geschätzte 30 Personen anwesend, als es um Viertel nach vier endlich losgeht. Die Hamburger zeigen sich davon aber absolut unbeeindruckt und legen richtig druckvoll und mit viel Spielfreude los.
Sänger Lenny, der mich von Optik und Mimik her immer ein bisschen an Uncle Fester von der Addams Family erinnert, rätselt in seiner ersten Ansage, wie er die Anwesenden denn hier begrüssen soll? Good Morning, Good Night, Good Evening? Nun, die Tageszeiten sind hier auf dem Schiff etwas verschoben. Bei mir wäre es wohl grad noch am ehesten Good Night, so richtig Morgenstimmung hat sich mangels Schlaf noch nicht eingestellt. Bei den immer zahlreicher eintreffenden Personen passt aber sicher auch Good Morning, da sind wohl ein paar Leute frisch aus dem Bett gehüpft und extra aufgestanden.
Die Gruppe ist mittlerweile seit zehn Jahren aktiv und kann auf Total vier Alben zurückgreifen. Der Fokus beim heutigen Set liegt dabei auf den beiden letzten sackstarken Releases «Global Worming» von 2023 und «Mount Carcass» von 2021. Auch vom Debüt «Flesh Hammer Prophecy» gibt es zwei Stücke zu hören, nur die 2019er LP «The Harvest» wird komplett ausgeklammert. Mir gefällt die Setliste sehr gut, auch wenn «Hell Is Here» am Party.San schon grad noch ein bisschen besser gepasst hat als hier (Review hier).
Das mittlerweile mindestens verdoppelte Publikum hat auch seinen Spass, auch wenn so spät in der Nacht nicht mehr ganz so viel Action vorhanden ist wie zuvor. Dank ein paar der übrig gebliebenen Betrunkenen gibt es immerhin den einen oder anderen Pit. Aber auch der Rest der Zuschauer quittiert den Auftritt zumindest mit viel Headbanging und auch einigem Applaus. Starke Show, ich freue mich schon auf Set Nummer zwei. Lange warten muss ich darauf nicht, Endseeker müssen bereits in etwas mehr als zwölf Stunden wieder ran.
Setliste Endseeker
- Into The Fire
- Our Only Life
- Merciless Tide
- Bloodline
- Global Worming
- Wheel Of Torture
- Hell Is Here
- Unholy Rites
- Terror
- Possessed By The Flame
Before The Dawn – Pool Stage
Luke: Eigentlich wäre nun endgültig Zeit für das Bett. Aber irgendwie sind wir grad noch mit einigen guten Leuten unterwegs, und es spielt ja auch noch eine Band auf dem Pool Deck. Also lassen wir die Matratze nochmals etwas links liegen und gehen ins Freie. Kurz vor dem Sonnenaufgang da Before The Dawn spielen zu lassen, passt eigentlich perfekt, zumindest vom Namen her… Dies scheinen sich auch noch ein paar andere Leute gedacht zu haben, der Platz vor der Bühne ist für die Uhrzeit ganz ok gefüllt.
Geboten wird – wie schon bei Wolfheart, welche als letztes hier gespielt haben – finnischer Melo Death. Gitarrist Tuomas Saukkonnen ist sogar bei beiden Gruppen aktiv. Somit ist auch ungefähr klar, was einen hier erwartet. Und auch, dass ich ziemlich sicher nicht im Begriff bin, eine neue Lieblingsband zu entdecken. Der Sänger Paavo Laapotti beeindruckt mich aber zumindest mit seiner Vielfältigkeit. Er übernimmt sowohl die Growls, als auch die cleanen Vocals – und klingt bei beidem nicht so schlecht. Mir gefallen Before The Dawn auch insgesamt ein bisschen besser als Wolfheart, obwohl auch hier für meinen Geschmack etwas viel geschunkelt wird und alles etwas ähnlich klingt. Aber als Abschluss des Tages ganz ok.
Abschluss des Tages? Es ist zwar mittlerweile hell, aber irgendwie scheint niemand ins Bett gehen zu wollen. Nach der letzten Runde folgt mehrmals die allerletzte. Irgendwann hat hier oben gar nichts mehr auf, so dass ein paar Unentwegte aus unserer Runde irgendwo im Pub unten noch eine Ladung «letzte» Biere und Hard Seltzer organisieren. Und dies mehrmals. In feucht-fröhlicher Runde wird sogar noch die Band Machine Disabled – inspiriert von den Automaten im Casino – aus der Taufe gehoben. Wenn ihr diese Legende des Buttoncores (ein ebenfalls neu entwickeltes Subgenre von Grindcore) irgendwann auf der Wacken-Hauptbühne Live seht, wisst ihr dank diesem Bericht, wo alles angefangen hat.
Als die Menge der frisch ausgeschlafenen Menschen, welche sich munter auf den Landausflug vorbereiten, irgendwann die Oberhand gewinnt, ist es dann doch einmal Zeit für ins Bett. Auch wenn bereits neun Uhr morgens ist, wünsche ich allerseits eine gute Nacht.
Setliste Before The Dawn – Pool Stage
- Unbreakable
- Destroyer
- Dying Sun
- Faithless
- My Darkness
- Gehenna
- Downhearted
- Winter Within
- Wrath
- Deadsong
Fotos Impressionen – Tag 2
Mittwoch. 31. Januar 2024 – Tag 3
Kaufi: Zwar habe ich noch vor Luke “aufgegeben”, aber es war auch bei mir verdammt spät oder früh (je nach Sichtweise), als ich in die Kabine komme. Landgang am Tag 3? Da will ich einen Strand in der Nähe, a) wo ein Sprung ins Meer möglich ist und b) wo man auch das eine oder andere Bierchen zischen kann. Beides scheint es in Puerto Plata so nicht zu geben – und auf “Kultur” oder “Sightseeing” habe ich (im Gegensatz zu Nicky) keinen Bock.
Somit ist klar: Es wird mal geschlafen, ohne dass einem der Wecker aus den Federn scheucht. Irgendwann gegen Mittag gibt’s Futter und da doch die meisten Metalheads von Bord gingen, ist’s auch chillig im Pool-Bereich. Etwas Erholung tut gut…
Am späteren Nachmittag startet erneut der Versuch, möglichst viele Schweizer Cruiser für ein Gruppenbild auf das Pool Deck zu bringen. Und sogar Victory-Sänger Gianni lässt sich diesen Moment nicht entgehen… Dann wäre mal noch rasch Zeit für einen Painkiller, bevor das musikalische Programm in die zweite Runde geht! Und die wird auf der Poolbühne sehr royal eingeläutet…
Fotos Tag 3
Warkings – Pool Stage
Kaufi: Nach der starken Show im Theater am ersten Tag, bin ich gespannt, wie sich die Warkings nun auf der Main Stage behaupten werden. Sie spielen allerdings 1:1 das gleiche Programm – das ist schon etwas schade. Dennoch: Die Könige können sich über einen sehr stattlichen Publikumsaufmarsch freuen – wobei das wohl untertrieben ist. Der Platz ist richtig voll, und auch auf den “Tribünen” sind enorm viele Fans da.
Mit Hymnen wie “Maximus” oder “Sparta” (AHU!) haben die Warkings dann auch keine grosse Mühe, für eine fantastische Stimmung zu sorgen. Die Zuschauer fressen der Band förmlich aus der Hand, die dankt es ihnen mit einer richtig starken Performance. Hier macht grad jemand verdammt viel richtig…
Da das Konzert hier leider mit etwas Verspätung begonnen hat, verpasse ich das Finale. Im Theater ist man pünktlich, da muss ich jetzt hin. Luke ist ebenfalls pünktlich in der Lounge, nehme ich mal an…
Setliste Warkings – Pool Stage
- The Last Battle
- Maximus
- Hephaistos
- Spartacus
- Heart of Rage
- Fight
- We Are the Fire
- Sparta
- Gladiator
Fotos Warkings – Pool Stage
Endseeker – Star Lounge
Luke: Aber sicher! So ein Landausflug hat definitiv sein Gutes, auch wenn man ihn nicht mitmacht. Trotz später (oder eher früher) Zeit im Bett, habe ich ein paar Stunden Schlaf sammeln können. Tag drei – oder zumindest das, was von Ihm noch übrig ist – startet bei mir praktisch so, wie der letzte Tag aufgehört hat. Ok, nicht mit Before the Dawn und Trink-Exzessen auf dem Pool Deck, sondern mit Endseeker. Diesmal spielen die sympathischen Hamburger in der kleinen Star Lounge, also heisst es früh da sein, um gute Plätze zu ergattern.
Dies hat sich gelohnt, der Platz vor der Bühne ist schon bevor es losgeht ordentlich besetzt, bei den ersten Tönen der Band dann sehr voll. Die Jungs scheinen definitiv gut geschlafen zu haben und wirken erneut sehr motiviert, Lenny scheint sogar nochmals ein bisschen besser aufgelegt zu sein als letzte Nacht. Und auch das Publikum wirkt hellwach, hier ist viel Bewegung auszumachen und früh werden erste Crowdsurfer über unsere Köpfe getragen.
Die Setliste wurde heute im Gegensatz zu gestern an vier Positionen geändert und bietet erneut einen sehr guten Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band. Zu meiner grossen Freude hat es «Count The Dead» ins Set geschafft, mein absoluter Favorit der Band. Der Song wird von Lenny auch noch speziell angekündigt. Er sagt, dass bei Ihnen der Spass definitiv nicht zu kurz kommen darf, aber dieser Text sehr ernst gemeint ist. Dies merkt man dann auch seiner leidenden Performance an. Für mich ein absoluter Hühnerhaut-Moment!
Zur Auflockerung folgt direkt danach «C.B.V.», die Abkürzung steht für «Cunt Blood Vampire» und zeigt die Jungs wieder von ihrer humorvollen Seite. Ich mag wirklich beide Gesichter von Endseeker, aber die Stimmung von «Count The Dead» bleibt trotzdem absolut unerreicht. Erneut liefert die Truppe einen sehr starken Auftritt, welcher mir sogar noch ein kleines Stück besser gefällt als Set Nummer eins. Wer Death Metal mag und Endseeker bisher nicht auf dem Zettel hatte, sollte das schleunigst ändern!
Setliste Endseeker – Star Lounge
- Into The Fire
- Our Only Life
- Merciless Tide
- Global Worming
- Cure
- Hell Is Here
- Violence Is Gold
- Count The Dead
- C.B.V.
- Possessed By The Flame
Temperance – Royal Theater
Kaufi: Nachdem ich Temperance in der Star Lounge aufgrund der Umstände mehrheitlich verpasst habe, will ich mir nun deren zweite Show im Theater mal ansehen. Doch irgendwie ist da der Wurm drin…
Der Sound ist von Beginn weg wieder einmal einfach mies. Viel zu basslastig, Sänger Michele Guaitoli ist praktisch nicht zu hören. Das ist schade, denn auch die Duette mit Kristin Starkey wären schon interessant. Aber wenn man die Songs nicht kennt, sind solche wirklich krassen Soundprobleme Mist. Und so vermag mich die Truppe heute nicht wirklich zu begeistern. Ich mach mich mal auf Richtung Ice Rink. Luke wird da sicher auch bald anzutreffen sein. Und Pöch? Du bist doch auch bei den Italienern hier? Wie findest du das Dargebotene?
Pöch: Moooment, der Berner ist noch nicht da! Da ich mir die Kriegskönige auf der Pool-Stage im Gegensatz zu dir bis zum Ende angeschaut habe, erreiche ich das Theater mit etwas Verspätung. Dort setze ich mich gemütlich in einen Sessel in den hinteren Rängen hin, wo erfahrungsgemäss in dieser Location der Sound am erträglichsten ist. Meines Erachtens ist er zum Zeitpunkt meines Eintreffens gar nicht mal soooo schlecht, zumindest im Vergleich zu meinem letzten Gig der Italiener, welcher mich in der Kulturfabrik in Lyss (Support von Tarja) im März 2023 ziemlich enttäuscht zurück liess.
Ich freute mich im Vorfeld riesig auf diese Performance, da “Diamanti” eines meiner Symphonic-Metal Favoriten Alben im Jahr 2021 war. Vor allem das harmonische Zusammenspiel der drei einzigartigen Stimmen vermag mich bei den einzelnen Tracks mal für mal zu begeistern. Nun wurden aber für diese Tournee gleich zwei dieser Stimmen ausgetauscht: Michele Guaitoli war auf US-Tour mit Visions Of Atlantis und wurde meines Erachtens nur „zweitklassig“ ersetzt und die New Yorkerin Kristin Starkey wirkte bei ihren ersten Einsätzen für Temperance noch etwas als Fremdkörper. Diese Tatsachen mit einem schrecklichen Soundmix liessen mich damals ziemlich konsterniert zurück.
Seither ist mit „Hermitage – Daruma’s Eyes Pt. 2“ ein weiteres sehr starkes Langeisen erschienen und natürlich haben die US-Italiener auf der 70000tons, wenn ich schon mal hier bin, eine nächste Chance verdient. Und siehe da: Michele ist zurück und an seiner Seite vermag mich auch Kristin dieses Mal zu überzeugen. Die einzige Konstante am Mikro im Vergleich zum Vorjahr Marco Pastorino (neu auch fixes Mitglied bei Serenity) macht ebenfalls einen gewohnt souveränen Job.
Es werden Songs aus den letzten 4 Alben dargeboten, wobei natürlich der neuste Output klar den Vorzug erhält (schliesslich wurden diese Songs auch schon mit Kristin zusammen aufgenommen). Für mich persönlich haben sie ihre Chance genutzt und einen mehr als zufriedenstellenden Auftritt geboten, obwohl einige meiner ganz grossen Favoriten im Theater nicht zum Besten gegeben werden (selber schuld, dass ich auf die Show in der Lounge verzichtet habe).
Fotos Temperance – Royal Theater
Kataklysm – Pool Deck
Luke: Zuerst bin ich mal noch draussen, denn nun folgt die für mich ärgerlichste Überschneidung der ganzen Cruise. Kataklysm spielen auf dem Pool Deck, aber nur eine Viertelstunde später fangen Nanowar Of Steel ihr zweites Set im Ice Rink. Zu Beginn bin ich noch bei den Kanadiern im Freien, wo der Platz vor der Bühne ganz ordentlich gefüllt ist, wenn auch nicht ganz so voll wie gestern bei Sodom. Dafür wirkt der Sound – wohl auch dank weniger Wind – etwas besser, nur das Mikro von Maurizio tönt zu Beginn etwas komisch. Sowohl Stimmung als auch Band sind ziemlich gut, aber irgendwie habe ich grad mehr Bock auf Nanowar. Also heisst es Treppen runter und ab in den Ice Rink.
Nanowar Of Steel – Ice Rink
Luke: Da Sänger Potowotominimak bei einem unserer Treffen auf dem Schiff angekündigt hat, dass die Setliste bei beiden Konzerten etwas variiert wird, steigert das meine Neugier auf den zweiten Gig zusätzlich. Ich bin sehr gespannt, was heute ausgepackt wird. Auch deswegen entscheide ich mich für Italien und gegen Kanada. Sorry Kataklysm!
Als ich pünktlich auf den Beginn eintreffe, ist der Ice Rink so voll, wie ich es noch selten erlebt habe. Viel mehr Leute hätten im Stehplatzbereich definitiv nicht mehr Platz, und auch die Sitzplätze sind mehr als ordentlich gefüllt. Ich sage ja seit Jahren, dass diese Band perfekt aufs Schiff passen würde. Das bewahrheitet sich gerade eindrücklich.
Los geht es mit «Sober», der Pirate-Metal-Track passt natürlich ebenfalls sehr gut zur Cruise. Danach folgt mit «Winterstorm In The Night» gleich ein weiterer Track, der beim ersten Set gefehlt hat. Die Symphonic Metal Nummer über Schuppen in den Haaren finde ich eine der besten Nummern des neuen Albums.
Danach gibt es mit «Ill Cacciatore Della Notte» eine Wiederholung vom ersten Set, wobei diesmal auch noch eine weibliche Eule mit auf der Bühne ist, zumindest also optisch verändert. Ebenfalls erneut zum Zuge kommt natürlich die obligatorische Wall Of Love.
Mit «Odino & Valhalla» folgt dann aber eine richtige Überraschung, der Song ist uralt und ich habe ihn live länger nicht mehr gehört. Und irgendwie ist das auch der Startschuss zur richtigen Party. Klar, die Stimmung war auch zuvor schon ganz ok und die Wall Of Love sogar noch grösser als auf dem Pool Deck. Aber jetzt starten die Crowdsurfer. Und das in einer Kadenz, die ich so noch nie gesehen habe auf dem Schiff.
Beim anschliessenden «Disco Metal» tanzt schon die ganze Fläche, «Norwegian Reggaeton» setzt nochmals einen drauf und erneut neue Massstäbe, was Crowdsurfer angeht. Der eigene Rekord von vor 5 Minuten wird bereits wieder gebrochen. Zu «Armpits Of Immortals» gibt es eine relativ simple Mitmach-Choreografie, welche fleissig Anklang findet im Publikum. Und als Rausschmeisser ist erneut «Valhalleluja» die perfekte Wahl, wobei diesmal auf den crowdsurfenden Ikea-Tisch verzichtet wird. Eventuell auf Anraten der Security?
Nanowar Of Steel liefern erneut einen kompletten Abriss! Die Setliste wurde nicht ganz zur Hälfte ausgetauscht, wobei ich erstaunlich finde, dass «Ill Cacciatore Della Notte» zweimal gespielt wird, «Pasadena 1994» aber nicht. Auch sonst hätte ich mir noch ein paar andere Tracks gewünscht, aber dass bei 45 Minuten Spielzeit nicht für alle Klassiker Platz ist, leuchtet mir ja auch ein. Der Grossteil des Publikums ist jedenfalls zufrieden und zieht verschwitzt, aber glücklich von dannen. Ich auch, jetzt ist erst einmal Essen und ein Power Nap angesagt. Kaufi, bitte übernehmen.
Kaufi: Nach der leisen Enttäuschung im Theater, will ich mir dafür Show Nummer zwei von Nanowar keinesfalls entgehen lassen. Ich bin ja (im Gegensatz zu Luke) nicht gerade der Experte diesbezüglich, aber nach dem Pool Stage Eröffnungs-Spektakel, ist der Besuch hier Pflicht!
Natürlich bin ich mit den Songs nicht sehr vertraut, aber den Eulen-Song erkenne ich wieder. Dass “Pasadena 1994” schlussendlich (leider) fehlt, fällt mir ebenfalls auf. Und natürlich steht der Humor der Truppe immer wieder im Zentrum, so dass man leicht übersehen kann, dass hier durchaus richtig gute Musiker am Werk sind.
Die wirklichen Highlights finden sich für meinen Geschmack dann vor allem im zweiten Teil der Show. Das beginnt mit “Disco Metal” (unfassbare Bilder!), geht über “Norwegian Reggaeton (heute mit deutlich sanfterer Ansage – dafür mit Gitarrensolo auf einem Killerwal…) bis hin zur abschliessenden IKEA-Hymne. Bei der übrigens ein Stuhl zusammengeschraubt wird – ob der dann im Publikum landet, kann ich nicht sagen…
Denn ich verbringe die letzten knapp 20 (!) Minuten im Fotograben und versuche bald verzweifelt, irgendwelche brauchbaren Bilder zu machen. Fast ein Ding der Unmöglichkeit – Luke hat’s angetönt: Nanowar Of Steel brechen hier gerade sämtliche Crowdsurfer-Rekorde! Sowas hab ich echt auch noch nicht gesehen, die kommen wortwörtlich fast im Sekundentakt! Und die komplette Security bleibt cool, nett und hat schlicht Spass daran. Herrliche Bilder – und ja: Die Aussage von Luke betreffend “Abriss” kann ich zu 100% unterschreiben!
Setliste Nanowar Of Steel – Ice Rink
- Sober
- Winterstorm In The Night
- Ill Cacciatore Della Notte
- Wall Of Love – Careless Whisper (George Michael Cover)
- Odino & Valhalla
- Disco Metal
- Norwegian Reggaeton
- Armpits Of Immortals
- Valhalleluja
Fotos Nanowar Of Steel – Ice Rink
Vision Divine – Star Lounge
Kaufi: Sie sind selten – aber es gibt sie: Momente, in denen ich die Star Lounge aufsuche! Vision Divine sind es, die mich hierher locken und den Italien Hattrick komplettieren (dass ich sowas sage… uii….). Das Sextett aus der Toskana ist mir zwar (noch) komplett unbekannt, aber wenn im Beschrieb “Power Metal” vorkommt, dann sollte ich mir das wohl mal anhören.
Ok, im Beschrieb steht ebenfalls noch etwas von “progressiv”, was mich dann eher wieder etwas schreckt. Nichtsdestotrotz setzte ich mich mit einem Painkiller bewaffnet an die Bar und höre da mal rein. Und das alles tönt in der Tat recht ok.
Sicherlich auch aufgrund der deutlich besseren Soundqualität als im Theater, finde ich die Mannschaft um Gitarrist Olaf Thörsen, seines Zeichens letztes Originalmitglied, einiges überzeugender als zuvor Temperance. Selbst als zwischenzeitlich mal irgendein Clown das Licht im Saal einschaltet, spielen die Südeuropäer unbeirrt weiter. Und hinten suchen Techniker, Kellner und anderes Personal minutenlang den “Off” Button beim Lichtschalter…
Es ist nun nicht so, dass mich Vision Divine komplett weghauen. Aber wenn die mal wieder irgendwo spielen, werde ich mir das sicherlich wieder anschauen. Und vielleicht gibt es dann ja auch mal noch Gelegenheit für Fotos – denn solche sind hier dieses Jahr in der Lounge schlicht nicht möglich… Jetzt aber rauf aufs Pool Deck! Totengräber-Stimmung…
Setliste Vision Divine – Star Lounge
- The 26th Machine
- The Secret of Life
- Angel of Revenge
- The 25th Hour
- The Perfect Machine
- Send Me an Angel
- La vita fugge
Grave Digger – Pool Stage
Kaufi: Ein wunderbarer Abend irgendwo in der Karibik. Perfekt für ein Open Air. Noch wunderbarer, wenn eine hochmotivierte Band dann aufspielt. Chris Boltendahl und Co. sind bestens gelaunt, wie schon beim ersten Auftritt trifft dies vor allem auch auf Band-Neuling Tobias zu. Der geniesst seinen neuen Job!
Dann wird ein Versprechen eingelöst. Bis auf das Schluss-Triple “Excalibur”, “Rebellion” und “Heavy Metal Breakdown” wird den Fans eine komplett umgekrempelte Setlist vor den Latz geknallt. Heute sind nun viele Klassiker an der Reihe, irgendwie geht es schon in die Richtung “Best Of”. Doch so passt das absolut perfekt!
“Ballad Of A Hangman”, “The Round Table (Forever)”; “Dia De Los Muertos” und “Morgane Le Fay” gehören sowieso zu meinen persönlichen Favoriten. Somit logisch, dass ich diese Stunde geniesse und dabei dann problemlos über das eigentlich eher maue “The Dark Of The Sun” hinwegsehen kann.
Schlussendlich ein grosses Kompliment an Grave Digger, die hier Argumente liefern, warum man an BEIDE ihrer Shows gehen sollte. Vor allem viele der “älteren” Bands nutzen selbst nach all den Jahren diese Möglichkeit immer noch viel zu wenig, die Fans mit unterschiedlichen Sets zu beglücken… (Wobei ich fairerweise zugeben muss, dass es schon besser geworden ist über die letzten Jahre. Trotzdem…)
So, ich mache mal kurz Pause. Drinnen wird Luke aufgeweckt, ich widme mich mal der Zufuhr fester Nahrung. Man muss fit sein für den kommenden Headliner hier…
Setliste Grave Digger – Pool Stage
- Lawbreaker
- Hell Is My Purgatory
- The Round Table (Forever)
- Ballad Of A Hangman
- Dia De Los Muertos
- Circle Of Witches
- The House
- The Dark Of The Sun
- Morgane Le Fay
- Excalibur
- Rebellion (The Clans Are Marching)
- Heavy Metal Breakdown
Fotos Grave Digger – Pool Stage
Unleashed – Royal Theater
Luke: Grave Digger habe ich wieder einmal verschlafen. (Anm. Kaufi: Buuuuh! :-p) Der wenige Schlaf letzte Nacht rächt sich halt doch ein bisschen. Aber pünktlich zu Unleashed bin ich wieder auf den Beinen. Zu Beginn ist das Theater sehr leer und der Sound absolut unterirdisch. Keine Ahnung, ob der Soundmensch zuerst auch noch draussen am Rauchen war, als sich ab dem zweiten Song der Raum etwas füllt, wird glücklicherweise auch der Klang besser.
Johnny Hedlund scheint erneut gut aufgelegt zu sein und wirkt wieder sehr sympathisch in seinen Ansagen. Und auch der Rest der Band liefert einen guten Auftritt, irgendwie dauert es aber trotzdem ziemlich lange, bis etwas Stimmung aufkommt. Und auch mich reisst das irgendwie weniger mit, als der Auftritt gestern auf dem Pool Deck. Eventuell reicht aber auch einfach einmal Unleashed innerhalb von zwei Tagen, zumal das Set soweit ich mitbekomme ziemlich ähnlich ist.
Nicht falsch verstehen, das ist alles nicht schlecht, gar nicht. Aber irgendwie fehlt mir heute das letzte Quäntchen Energie und Feuer. Es ist auch nicht hilfreich, dass zwischen den Tracks öfters mal längere Pausen entstehen, welche den Schwung etwas rausnehmen. Somit entschliesse ich mich vor Ende des Konzerts noch für ein paar Minuten in den Ice Rink zu wechseln.
Setliste Unleashed – Royal Theater
- They Came To Die
- Lead Us Into War
- The Longships Are Coming
- No Sign Of Life
- Midvinterblot
- Hammer Battalion
- The King Has Lost His Crown
- You Are The Warrior!
- I Have Sworn Allegiance
- Into Glory Ride
- Shadows In The Deep
- The Dark One
- Death Metal Victory
Décembre Noir – Ice Rink
Luke: Hier sind nun Décembre Noir an der Reihe, die ich bisher nicht wirklich kenne. Eine deutsche Band mit französischem Namen und englischen Texten, welche Melodic Doom-Death spielt. Könnte ja tatsächlich noch spannend sein. Der Ice Rink ist aber leider praktisch leer bei Beginn der Show. Aber das muss ja nichts heissen.
Tatsächlich gefällt mir das gar nicht schlecht. Nach einem sehr atmosphärischen Intro und doomigem Beginn, gibt es bald auch etwas schneller Parts. Die Growls von Frontmann Lars gefallen mir ziemlich gut, und das man seinen Ansagen zwischen den Songs deutlich anhört, dass englisch nicht seine Muttersprache ist, macht ihn fast noch sympathischer. Auch musikalisch machen die Jungs aus Thüringen vieles richtig. Der Sound ist grösstenteils ziemlich melodisch, ohne allerdings kitschig zu wirken – wohl auch, weil hier im Vergleich zu vielen musikalisch ähnlich gelagerten Gruppen auf ein Keyboard verzichtet wird.
Das Ganze gefällt mir so gut, dass ich fast meinen Plan von kurz reinschauen und dann ab aufs Pooldeck vergessen hätte. Da die Musik auf Dauer teilweise etwas repetitiv klingt, kann ich mich dann aber nach ungefähr der Hälfte des Sets doch losreissen. Ich habe aber definitiv schon schlechteres gesehen und gehört. Eine Band, die ich mir für weiteres Anhören zuhause einmal vormerke.
Blind Guardian – Pool Stage
Kaufi: Es wurde schon früher erwähnt – die GANZ grossen Namen wie beispielsweise Nightwish im Vorjahr sind heuer rar gesät. Doch Blind Guardian sind selbstverständlich auch eine verdammt grosse und bekannte Nummer. Klare Sache, dass sie einen der wenigen Headliner Slots erhalten. (Jaja, ich weiss – es gibt sie offiziell nicht hier, die “Headliner”…)
Und was nun folgt, sind die wohl besten 75 Minuten der diesjährigen Kreuzfahrt! Zwar ist die ganze Sache heute eine Spur weniger “aggressiv”, dennoch hauen die Krefelder auch jetzt mächtig auf die Pauke. Und sie liefern Überraschung um Überraschung…
Nach dem unverkennbaren Intro “War Of Wrath” starten Guardian mit “Into The Storm” in den Abend. Natürlich dreht das Publikum da sofort am Rad! Dann wird grad klar gemacht, dass es keine lupenreine Old School Show wird: “Blood Of The Elves” brätscht wie nur was. Und als Song Nummer drei kommt natürlich wie immer “Nightfall”. Ähm – Moment! Das ist nicht “Nightfall” – das ist “Time Stands Still (At The Iron Hill)”…! Spätestens jetzt gibt’s auch kein Halten mehr. Für mich einer der Top 5 Songs ever von den Deutschen. Einfach grossartig!
Es folgt “The Quest For Tanelorn”. Am Vortag ist mir Hansi im Casino über den Weg gelaufen und hat mir den hier angekündigt. Ich wollte nämlich wissen, ob es endlich meine Live-Premiere von “Somewhere Far Beyond” gibt, was er dann leider verneinte. Na gut, dann werde ich wohl noch weitere Shows besuchen müssen…
Mit “Deliver Us From Evil” folgt nochmals neuer Stoff, bevor mit “Born In A Mourning Hall” das Publikum zum Durchdrehen gebracht wird. Die Security hat nun einiges zu tun mit den Crowdsurfern, die da schon recht zahlreich unterwegs sind…
Etwas Verschnaufpause gibt es mit dem “Bard’s Song”. Für mich dann auch der Moment, endlich mal den Fotograben aufzusuchen… Doch die ruhige Phase hält nicht lang an, denn gleich danach zünden die Jungs mit “Majesty” die nächste Hochgeschwindigkeitsgranate. Beeindruckend, mit welcher Coolness die Security die Crowdsurfer hier immer in Empfang nimmt!
Hansi meint danach, dass sie aufgrund der fortgeschrittenen Zeit den nächsten Song killen müssen. Häh? Wie meinen? So viel hat der Fronter heute wirklich nicht gequatscht? Ein Blick auf die Setliste zeigt: “Sacred World” steht da drauf! Im ernst? Ausgerechnet den? Scheint so – denn es folgt “Lord Of The Rings”. Genau der Song, der bei der ersten Show gekippt wurde… Aber: Der ist einfach grossartig! Und zumindest in meinen Ohren (noch) deutlich stärker als der Bard’s Song… Also: Letzte Fotos und da jetzt dann “Valhalla” an der Reihe ist – rasch Abstecher zur Bar für einen Painkiller.
Tja, das nennt man dann aber wohl “Verarsche” – im positiven Sinn… Denn während ich auf meinen Cocktail warte, ertönt von der Bühne her das Intro zu…. Genau: “Sacred World”! Lieber Barkeeper, mach vorwärts! Ich will wieder vor die Bühne…
Soviel also zum Thema „fortgeschrittene Zeit” – die zehnminütige Übernummer hat problemlos Platz im Programm und ist dann auch die nächste geile Überraschung. Diese bleiben dann beim Finish aus, das ist wie am Tag 1 “Valhalla” und “Mirror Mirror”. Danach verabschieden sich die Deutschen unter riesigen Applaus – ein absolut würdiger Headliner!
Trotz den beiden letzten Tracks reihen sich Blind Guardian übrigens zu den Bands, welche zum grössten Teil unterschiedliche Sets spielen. Bei ihnen gibt es zwar allgemein immer mal etwas Variation, dennoch verdient das hier auch ein grosses Kompliment!
Ah, dann hat Luke doch gesagt, dass er sich diese Show auch reinziehen will? Luke, wo stecksch?
Luke: Jup, ich verpasse zwar wieder den Anfang, komme allerdings doch einiges früher als noch bei Set Nummer eins vor die Bühne. Wobei das nicht ganz stimmt, als ich eintreffe ist es da schon mehr als ordentlich gefüllt, also stehe ich etwas weiter hinten. Dies hat dafür den Vorteil, dass ich einen guten Blick auf die «Italien-Spass-Fraktion» bestehend aus Mitgliedern von Windrose und Nanowar Of Steel habe. Gerade bei Letzteren wird deutlich, dass sie halt Metal wirklich nicht einfach nur verarschen, sondern lieben. Da wird praktisch jedes Lied inbrünstig mitgesungen, besonders Potowotominimak erweist sich als ausserordentlich textsicher.
Was ebenfalls auffällt, ist der besonders für eine Pool Deck Show sehr gute Sound. Ausser dem etwas zu lauten Schlagzeug klingt hier hinten an meinem Standort alles sehr gut. Und dies gilt auch für die Band. Hansi und seine Mitstreiter scheinen wieder bestens gelaunt zu sein. Dies überträgt sich natürlich aufs Publikum, die Stimmung ist bis weit hinten sehr gut.
Ich bin definitiv weniger Experte bei Blind Guardian als Kaufi, aber «Nightfall In Middle-Earth» habe ich als 16-Jähriger praktisch durchsichtig gehört. Und «Time Stands Still (At The Iron Hill)» ist eines meiner Highlights der Scheibe. Deswegen feier ich den Song natürlich ebenso ab wie Kaufi. Ist doch auch schön, dass wir uns einmal einig sind ;-).
Der «Bard’s Song» wird wieder fleissig und aus vielen Kehlen mitgesungen, hat aber im Theater noch etwas mehr gewirkt als heute. Wohl auch, weil der Gesang des Publikums Open Air etwas mehr verpufft als in einer geschlossenen Location. Beim Abschluss-Doppel fällt das etwas weniger auf, gerade bei «Mirror Mirror» wirkt die Stimmung fast noch besser als Vorgestern. Das Publikum kratzt hier sogar am erst gerade aufgestellten Crowd-Surf Rekord von Nanowar Of Steel. Halt schwer zu vergleichen, weil nicht in derselben Location. Ich würde das drum als Unentschieden werten.
Blind Guardian liefern zweifellos erneut einen sehr guten Auftritt ab. Ein Blick in all die glücklichen Gesichter nach der Show sagt fast mehr als tausend Worte. Headliner? Wenn es denn einen gibt, dann sicher die Krefelder. Muss auch ich als grosser Sodom-Fan so zugeben.
Setliste Blind Guardian – Pool Stage
- War Of Wrath (Intro)
- Into the Storm
- Blood of the Elves
- Time Stands Still (At the Iron Hill)
- The Quest for Tanelorn
- Deliver Us From Evil
- Born in a Mourning Hall
- The Bard’s Song – In the Forest
- Majesty
- Lord of the Rings
- Sacred Worlds
- Valhalla
- Mirror Mirror
Fotos Blind Guardian – Pool Stage
Scar Symmetry – Ice Rink
Luke: Während ich auf dem Pool Deck war, hat sich Yvonne in der Lounge Monstrosity angesehen. Die waren da scheinbar ein gutes Stück besser als letzte Nacht im Ice Rink. Schade, man kann halt nicht überall sein, und Blind Guardian haben ja auch abgeliefert. Mal schauen, ob mich Scar Symetry diesmal ebenfalls mehr überzeugen können als gestern.
Scheinbar ist das Programm im Ice Rink etwas verschoben und die Show startet etwa 10 Minuten zu spät. So bekomme ich sogar den Beginn mit und stelle zuerst erfreut fest, dass nur der «gute» Sänger Roberth Karlsson auf der Bühne ist. Ich habe schon Freude und kurz gehofft, dass Lars Palmqvist irgendwo besoffen ausser Gefecht ist, aber leider taucht er dann doch noch auf, um mit seinen Clean Vocals alles zu versauen. Ok, ist natürlich etwas überspitzt formuliert, aber für mich wäre die Band mit nur einem Sänger definitiv interessanter.
Was aber auch nervt, sind die übertriebenen Backtracks ab Band. Und wieder einmal im Ice Rink der Strobo, wobei da die Band ja wohl nichts dafür kann. Ich beschliesse trotzdem, einen vorzeitigen Abgang zu machen.
Krzysztof Drabikowski’s Batushka – Pool Stage
Luke: Nun geht es wieder einmal an die frische Luft, allerdings ohne allzu grosse Erwartungen. Letztes Jahr war ja die eine Version von Batushka auf dem Schiff, dieses Jahr darf die Ausgabe des Original-Gründer Krzysztof Drabikowski alias Derph ran. Rein optisch sieht das ziemlich ähnlich aus wie letztes Jahr, und auch musikalisch kann ich keinen riesigen Unterschied feststellen. Es dominieren Klänge aus der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Ich habe das Gefühl, dass hier heute fast noch etwas mehr ab Band kommt als letztes Jahr. So klingen besonders die Vocals hier fast zu perfekt, und es haben auch gar nicht alle der Kapuzen-Menschen auf der Bühne überhaupt ein Mikrofon vor sich. Dem Publikum scheint dies nichts auszumachen, der Platz vor der Bühne ist sehr gut gefüllt. Aber mich überzeugt das wie schon letztes Mal nicht wirklich. Spannend eine Viertelstunde zuzuschauen, länger hält mich das dann aber nicht bei der Stange.
Nervosa – Royal Theater
Luke: Nun geht es wieder ins Innere des Schiffs. Auch wenn mich Nervosa im Ice Rink nicht extrem begeistert haben, kriegen sie nun eine zweite Chance, zumal grad sonst nichts läuft, dass mich so richtig interessiert. Im Gegensatz zu gestern ist die Location heute nur knapp zur Hälfte gefüllt, sodass ich mir das Ganze auch noch von etwas weiter vorne ansehen kann.
Hier unten ist der Sound allerdings zu Beginn ziemlich mies. Das Schlagzeug ist viel zu laut, dafür ist die Gitarre von Prika Amaral bei den ersten beiden Songs gar nicht zu hören. (Anm. Kaufi: Gab es eigentlich auch nur EINE Band, welche im Theater guten Sound hatte…?) Als sie dann doch endlich einsetzt, gibt es im Publikum prompt auch die ersten Pits. Abgesehen von der einsetzenden Gitarre ist der Sound aber nach wie vor eher schlecht. Vor allem die Bassdrum ist so laut, dass mein Magen richtiggehend massiert wird. Also lege ich erstmal eine WC-Pause ein und begebe mich danach auf die Sitzplätze…
Erneut wird die Band vorgestellt von Prika, und die neue Drummerin Gabriela Abud erhält sogar die Gelegenheit für ein kurzes Solo. Dafür wird Ihr Schlagzeug nochmals etwas lauter gemischt und danach natürlich nicht wieder zurückgenommen. Ich bin nun ziemlich nahe beim Mischpult und frage mich echt, wie das dem Mischer nicht auffallen kann. So verziehe ich mich bald einmal hier. Die Band hat mich erneut nicht umgehauen, und heute war auch noch der Sound richtig schlecht. Schade drum.
Leaves’ Eyes – Ice Rink
Kaufi: Nach einer ausgedehnten Pause, die ich mit Fotos auf Laptop laden und Bericht schreiben verbringe, gibt’s nochmals einen Besuch im Ice Rink. Eine Dosis Symphonic Viking Metal (oder wie man dem sagen will) als Gute-Nacht-Musik, das passt!
Alex Krull und seine Truppe gehören jedoch sicherlich zu den Verlierern der diesjährigen Cruise, wenn man auf die Spielzeiten schaut. Beide Shows morgens um halb zwei – finde ich ehrlich gesagt schon etwas komisch und schade. Die Band hätte mindestens einmal einen durchaus angenehmeren Slot erhalten dürfen! So ist der Menschenauflauf im Ice Rink dann leider auch nicht wahnsinnig gross.
Dann gilt es zu vermelden, dass Leaves’ Eyes leider auch zu den Bands gehören, die zweimal 45 Minuten das gleiche Programm bieten. Wenn sie nur ein Album oder so am Start hätten, könnte man das ja verstehen. Doch so vermisse ich halt Tracks wie “Black Butterfly”, “Fires In The North”, “Night Of The Ravens”, „Jomsborg“ oder “Sign Of The Dragonhead”.
Nicht falsch verstehen: Das Konzert macht richtig Spass! Musikalisch ist das natürlich schon stark, auch der Schwertkampf zum Ende ist eindrücklich. Einzig die Abwechslung fehlt. Man müsste die Band dann halt mal als Headliner sehen können… (ja, am 20. März haben sie in Solothurn gespielt, aber ich hab das aus beruflichen Gründen leider verpasst…) So, und das war’s für mich mit Tag 3, muss früh raus am letzten Konzerttag. Luke wird sich wohl noch irgendwo rumtreiben?
Luke: Ja, ich war sogar auch kurz bei Leaves Eyes, um Zeit totzuschlagen. Bin aber fast noch schneller geflüchtet als beim ersten Set. Nicht nur, dass mir das musikalisch nicht gefällt. Ich kann mir nicht helfen, der Krull geht mir einfach auf die Nerven mit seinen Ansagen. Ich kann ja sogar ein bisschen verstehen, dass er sich 2019 zurück wünscht. Aber irgendwie tönt das bei ihm ein bisschen nach Gejammer. Naja, jeder wie er mag… Ich gehe wieder nach draussen.
Setliste Leaves‘ Eyes – Ice Rink
- Death Of A King
- Chain of the Golden Horn
- Hell to the Heavens
- Forged by Fire
- Across The Sea
- Edge of Steel
- Swords in Rock
- Realm of Dark Waves
- Blazing Waters
Fotos Setliste Leaves‘ Eyes – Ice Rink
Equilibrium – Pool Stage
Luke: Eigentlich wollte ich Equilbrium ja schon beim ersten Set eine Chance geben, dieses ist aus bereits erwähnten Gründen ausgefallen. Auftritt Nummer zwei kommt nun auch noch mit frischer Luft und ich bin sowieso am Zeit überbrücken. Also ab aufs Pooldeck, welches für die Uhrzeit auch ganz ordentlich gefüllt ist. Mir sagt die Gruppe nicht wirklich viel, beziehungsweise beim ersten Aufeinandertreffen vor ein paar Jahren am Bang Your Head!!! wurde ich regelrecht in die Flucht geschlagen. Aber eine zweite Chance hat schliesslich jede Band verdient.
Scheinbar gab es in den letzten Jahren einige Besetzungswechsel, wie ich von kundigeren Kollegen erfahre. Und der dabei oft kritisierte neue Sänger Fabi gefällt mir tatsächlich ziemlich gut. Ein gutes Vorzeichen? Leider nein. Aber wenigstens ist hier für einmal nicht nur das Keyboard ab Band so laut und penetrant, es kommen auch Gitarrenstimmen ab Konserve. Und als dann auch noch die Plastik-Flöte ertönt, habe ich bereits erste Schweissausbrüche.
Dazu kommt ein unglaublicher Schunkel-Faktor. Bei «Born To Be Epic» meine ich zuerst kurz, ich hätte mich an den ESC verirrt. Wirklich absolut alles an diesem Auftritt ist so unglaublich Plastik und Fake, es wird mir echt fast schlecht. Nein Freunde, ich bin definitiv kein ewig-gestriger Trve-Keeper, aber das alles geht zu weit! Ich brauche dringend echte Musik, ich brauche Metal.
Rising Steel – Star Lounge
Luke: So bekommen die Franzosen von Rising Steel doch nochmals Besuch von mir, auch wenn sie mich beim ersten Set nicht komplett umgehauen haben. In der kuscheligen Lounge spielen sie vor ungefähr 50 Zuschauern, die sich bei meinem Eintreffen genauso enthusiastisch verhalten wie die Band. Sänger Emmanuelson verbringt beinahe mehr Zeit vorne am Gitter als auf der Bühne selbst. Und auch seine Mitmusiker sind sichtlich mit Freude bei der Sache.
Dazu sei erwähnt, dass nichts ab Band kommt. Im Vergleich zum gerade erlebten wirkt das hier unglaublich echt, herzlich und vor allem auch gut. Würde mir grad jemand ein Shirt der Jungs anbieten, ich würde es glatt kaufen. Klar, weltbewegend ist der Power Metal mit einer Prise Thrash nicht. Und stimmlich wird der sympathische Emmanuelson auch nie mein absoluter Lieblingssänger werden. Aber irgendwie ist das nach Equilibrium genau das richtige Heilmittel. Handgemachte Musik von echten Typen. So soll das sein.
Ich bin nun wieder richtig motiviert auf die weiteren Bands der Nacht. Im Nachhinein kann ich nicht einmal genau erklären, wieso mich die vorherige Pool Deck Show so in Rage gebracht hat. Ich weiss aber, dass Rising Steel mich zurückgeholt haben. Danke dafür!
Blood Red Throne – Royal Theater
Luke: Den neuen Schwung nehme ich mit ins ziemlich leere Theater. Blood Red Throne bitten zum zweiten Treffen. Nachdem sie mich gestern im Ice Rink ziemlich überzeugt haben, schaue ich nochmals rein. Leider scheint aber immer noch derselbe Soundmann wie zuvor bei Nervosa Dienst zu haben. Unten auf der Fläche ist der Mix praktisch unhörbar, und auch weiter oben auf den Rängen übertönen Bass und Schlagzeug den Rest der Band fast.
Die Norweger selbst sind aber offensichtlich gut gelaunt. Die Performance stimmt, und auch die launigen Ansagen zwischen den Songs wirken zwar nicht ganz nüchtern, aber sympathisch. Als in einer etwas längeren Unterbrechung zwischen zwei Songs vom unterdessen etwas zahlreicher Anwesenden Publikum Blood Red Throne skandiert wird, meint einer der Gitarristen nur ziemlich trocken, dass sie den Namen Ihrer Band durchaus wissen.
Auch ein kurzes Ansingen von Meat Loaf-Klassiker «I’d Do Anything For Love (But I Won’t Do That)» wird noch dargeboten und hinterlässt erneut das Gefühl, dass hier eventuell auch ein bisschen Alkohol im Spiel ist. Da dies aber auch auf die Zuschauer zutrifft, nimmt das der Gruppe eigentlich keiner übel – gerade weil trotzdem ein gutes Konzert abgeliefert wird. Der schlechteste Mann der Show sitzt leider wieder hinter dem Mischpult…
Setliste Blood Red Throne – Royal Theater
- Epitaph Inscribed
- Tempest Sculptor
- Unleashing Hell
- Nonagon
- Blade Eulogy
- Smite
- Every Silent Plea
- Arterial Lust
Aborted – Pool Stage
Luke: Nun folgt der eigentliche Hauptgrund, wieso ich immer noch auf den Beinen bin, auf der Pool Deck Stage. Aborted gehen live sowieso immer, und haben für heute auch noch ein variiertes Set gegenüber der Show am ersten Tag angekündigt. Das Intro ist jedenfalls schon mal anders und mit «I Don’t Want To Miss A Thing» von Aerosmith auch nicht gerade etwas, mit dem ich gerechnet hätte.
Obwohl es unterdessen ziemlich spät und zudem auch noch relativ windig ist, sind ziemlich viele Leute hier. Und diese sorgen auch gleich für beste Stimmung, schon beim Opener ist ein grosser Circle Pit in Bewegung. Die Belgier um Frontmann Sven de Caluwé schaffen es problemlos, beim Publikum die letzten Kraftreserven zu mobilisieren.
Dies gelingt auch dank einer sehr gut zusammengestellten Setliste, bei welcher gegenüber dem ersten Programm fünf neue Songs berücksichtigt werden. Vom erst noch erscheinenden «Vault Of Horrors», welches Vorgestern ja Live-Premiere gefeiert hatte, ist heute nur noch ein Stück im Programm. Dafür wird nun das letzte Album «ManiaCult» von 2021 mit zwei Songs berücksichtigt. Insgesamt bietet die Liederauswahl Material von ganzen acht Alben und somit einen sehr guten Querschnitt durch das bisherige Schaffen.
Sven ist wieder ziemlich gut aufgelegt, auch wenn er irgendwie immer ein kleines bisschen mürrisch wirkt. Sein geforderter Circle Pit im Hot Tube gelingt aber ausserordentlich gut und zaubert ihm sogar ein kurzes Lächeln ins Gesicht. Und auch der Rest der Band liefert einen wirklich guten Job ab und scheint trotz früher Stunde hochmotiviert zu sein. Das Publikum dankt es der Band mit viel Applaus und bester Stimmung während der ganzen Show. Ein sehr guter Auftritt, ich bereue kein bisschen, so lange wach geblieben zu sein.
Setliste Aborted – Pool Stage
- Maniaclut
- Cadaverous Banquet
- Bathos
- Retrogore
- The Necrotic Manifesto
- Hectabomb
- The Origin Of Disease
- Dementophobia
- Infinite Terror
- Threading On Vermillion Deception
- The Saw And The Carnage Done
Infected Rain – Ice Rink
Luke: Eigentlich wäre ich ja längst ready für ins Bett. Aber ich habe Crypta am ersten Tag verpasst und will die unbedingt noch sehen, also versuche ich, mich irgendwie wach zu halten. So geht es zur Überbrückung mangels Alternativen in den Ice Rink. Mit Infected Rain spielt der grösste Metal-Export der Republik Moldau ihre zweite Show. Beim ersten Auftritt war ich irgendwo ganz hinten in der Star Lounge und habe das halbe Set gehört, aber nicht wirklich etwas gesehen. Heute ist das anders, obwohl der Ice Rink für die Uhrzeit eigentlich nicht einmal schlecht gefüllt ist.
Auch bei Frontfrau Lena Scissorhands und Ihren Mitstreitern kommt relativ viel ab Band. Und auch hier wird es stellenweise fast etwas schunkelig. Aber trotzdem gefällt mir Infected Rain einiges besser als Equilibrium. Der Sound wirkt zwar sehr modern, aber nicht künstlich. Und obwohl ab und zu Parallelen zu anderen Bands erkennbar sind – wegen der Sängerin kommen einem teilweise Jinjer oder auch Arch Enemy in den Sinn – hat die Gruppe eine gewisse eigene Note. Der Nu Metal / Metalcore-Mix ist definitiv kein 08/15-Abklatsch von Band XYZ.
So liefern Infected Rain einen super Soundtrack zum Zeit-Überbrücken. Mein Fehler ist nur, mich ungefähr in der Mitte des Sets kurz hinzusetzen. Natürlich schlafe ich prompt kurz ein. Also lieber wieder raus ins Freie für den letzten Programmpunkt des dritten Tages.
Setliste Infected Rain – Ice Rink
- Fighter
- The Realm Of Chaos
- Vivarium
- The Earth Mantra
- Dying Light
- Never To Return
- Black Gold
- Sweet, Sweet Lies
- Because I Let You
Crypta – Pool Stage
Luke: Nun hat das Warten ein Ende, und ich erlebe endlich meine Crypta Live-Premiere. Die Band wurde 2019 von Fernanda Lira (Vocals, Bass) und Luana Dametto (Drums) gegründet, welche zuvor bei Nervosa aktiv waren. Die beiden seither veröffentlichten Alben fand ich beide nicht schlecht, und Live müssen die Damen sowieso der Wahnsinn sein – jedenfalls nach dem was Chef pam sowie die Kollegen Dutti (siehe Review ) und Domi The Stick (Review ) so berichtet haben. Ich war bei den bisherigen Schweiz-Gastspielen genauso verhindert wie beim ersten Set hier auf der Cruise, also wird es höchste Zeit für meine erste Show der Brasilianerinnen.
Der Platz vor der Bühne ist schon bei Beginn ziemlich gut gefüllt, Besonders für die Uhrzeit. Beim Piano-Intro ab Konserve wird es richtig still im Publikum und es liegt schon fast eine gewisse Spannung in der Luft. Als die vier Mädels dann die Bühne betreten, geht es richtig los. Mir scheint fast, als wäre der Sound hier auf dem Pool Deck noch nie so laut gewesen. Aborted zuvor waren jedenfalls definitiv leiser. Eventuell liegt das aber auch einfach am ziemlich überdrehten Bass von Frontfrau Fernanda.
Dem Publikum ist das aber ziemlich egal. Bereits ab dem zweiten Track ist ein ziemlich grosser Circle Pit am Wüten, welcher praktisch durch das ganze Konzert seine Runden dreht. Zudem sind auch zahlreiche Crowdsurfer:innen unterwegs. Die gendergerechte Form hat hier definitiv ihre Berechtigung. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch davor ist der Frauenanteil einiges höher als bei vielen anderen Shows.
Musikalisch bieten Crypta Death Metal mit leichten Einflüssen von Thrash und Black, welcher zudem auch gerne einmal mit etwas mehr Melodien versehen ist. Wie schon auf den Alben gefällt mir das ziemlich gut, ohne mich aber komplett aus den Socken zu hauen. Und dasselbe kann ich auch über den Auftritt sagen. Gute, solide Show, aber so richtig ins Schwärmen wie meine Mit-Metalinsider komme ich trotzdem nicht.
Das soll keinesfalls die Leistung von Fernanda und ihren Mitstreiterinnen schmälern. Die Damen verstehen ihr Handwerk definitiv und wissen auch, wie man ein Publikum richtig abholt und zum Mitmachen animiert. Von den Songs selbst bleibt bei mir einfach nicht sonderlich viel hängen. Trotzdem bereue ich keineswegs, dass ich so lange wach geblieben bin. Ein guter Abschluss von Tag drei! Und im Gegensatz zu 24 Stunden zuvor wird die Nacht diesmal nicht künstlich verlängert, jetzt ist es wirklich Zeit für ins Bett. Schliesslich geht es morgen früh wieder los…
Donnerstag, 1. Februar 2024 – Tag 4
Luke: Und wieder einmal heisst es: wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Es ist einer dieser Morgen, wo ich mein Handy, als der Wecker losgeht, am liebsten an die Wand schmeissen würde… Aufstehen nach knapp vier Stunden Schlaf ist sowieso immer schwierig. Wenn man schon mehrere Tage Cruise in den Knochen hat, und sich auch noch eine ordentliche Erkältung ankündigt, macht es das nicht einfacher. Aber hey, schliesslich ist heute der letzte Tag. Also heisst es letzte Kräfte mobilisieren und ab ins Theater.
Fotos Impressionen Tag 4
Fleshcrawl – Royal Theater
Luke: Dort bitten Fleshcrawl zur zweiten Show. Ehrensache, dass ich mir diese trotz Müdigkeit nicht entgehen lasse. Scheinbar geht es aber vielen Mitreisenden noch schlechter als mir, das Theater ist doch sehr leer, als ich eintreffe. Entweder sind wohl alle noch am Schlafen, oder oben in der Sonne. Trotzdem kann Sänger Borisz in der ersten Ansage bereits Spiderman und Wonder Woman begrüssen. Stimmt, es ist ja Verkleidungstag. (Anm. Kaufi: Oh je, ja… überflüssig wie nur was…) Obwohl ich dieses Jahr ein bisschen das Gefühl habe, dass viele gar nicht mehr auf den letzten Tag warten, es gab schon die letzten Tage einige verkleidete Leute auf dem Schiff.
Nun aber zurück zum Wesentlichen, Fleshcrawl. Die Band scheint richtig gut drauf zu sein. Auch wenn der Frontmann fragt, ob alle Anwesenden ebenfalls so verkatert seien wie sie, wirken die Musiker eigentlich topfit. Gerade Borisz wirkt heute richtig gesprächig zwischen den Songs. Aber auch sonst liefert die Band einen guten Auftritt. Ich habe mir auch tatsächlich schon notiert, dass der Sound fürs Theater nicht soo schlecht ist. Nur wird kurz nach meiner Notiz plötzlich aus unerklärlichen Gründen der Bass richtig aufgedreht – und dies irgendwie beim vierten Song, nachdem das vorher richtig gut getönt hat. Ich weiss echt nicht, was der Mischer hier hauptberuflich macht. Ich hoffe nichts mit Musik…
Schade, denn sonst machen Fleshcrawl wirklich alles richtig. Die Setliste wird an insgesamt sieben Positionen variiert im Vergleich zu Set Nummer eins. Der ganze erste Block, bestehend aus fünf Liedern, ist komplett anders als beim Auftritt vorgestern. Und mit «When Life Surrenders» rutscht sogar ein Song ins Programm, welcher gemäss Borisz erst zum zweiten Mal überhaupt live gespielt wird. So präsentiert die Band den Besuchern von beiden Shows einen guten Mix aus noch nicht gehörtem Material und den absoluten Pflicht-Tracks wie «Into The Fire Of Hell» und «As Blood Rains From The Sky».
Zum Glück hat sich auch der Platz vor der Bühne mittlerweile etwas gefüllt, und es kommt sogar ein bisschen Stimmung in Form von kleineren Moshpits auf. Trotzdem kann das Publikum hier für einmal nicht mit der Gruppe mithalten. Dieser Auftritt hätte definitiv mehr Zuschauer und Reaktionen verdient gehabt. Und einen besseren Mischer, aber das hatten wir ja bereits mehrfach… Trotzdem eine sackstarke Darbietung, welche den Start in den Tag doch ein gutes Stück leichter macht. Jetzt heisst es bei mir erst einmal Frühstücken. Kaufi, auch schon auf den Beinen?
Setliste Fleshcrawl
- Short Intro
- Structures Of Death
- Phrenetic Tendencies
- Beneath A Dying Sun
- When Life Surrenders
- Hellspawn
- After Obliteration (Intro)
- Dark Dimension
- Flesh Bloody Flesh
- Into The Fire Of Hell
- As Blood Rains From The Sky
- Into The Crypts Of Scattered Souls
- Slaughter At Dawn
Victory – Star Lounge
Kaufi: Ja, so langsam… Früh aufstehen heisst es auch für mich. Es ist nochmals ein Besuch in der Lounge angesagt. Victory sind an der Reihe und sie haben ja versprochen, dass nun ein deutlich anderes Programm gespielt wird. Und so besetzt eine ganze Schweizer Delegation bereits eine halbe Stunde vor Showbeginn grosse Teile der Reihe 1. Und für mich heisst das, dass vielleicht sogar Fotos möglich sein könnten…
Gianni hats versprochen: Eine umgekrempelte Setliste für Show Nummer 2. Und holy strawbag – Victory halten Wort und beginnen mit “Are You Ready” aus dem Jahr 1986! Mit “Take The Pace” und “Rock The Neighbours” folgen gleich zwei Klassiker vom grandiosen “Temples Of Gold”-Album. Herrlicher Rückblick in die erfolgreichsten Zeiten der Band!
Trotz extrem wenig Platz auf der Bühne – man kennt das ja hier – und trotz der frühen Stunde feiern Fans und Band eine grosse Party. Es sind beileibe nicht nur Schweizer und Deutsche anwesend, die hier für Stimmung sorgen. Gianni auf der anderen Seite des Gitters hat jedenfalls auch beste Laune und klettert andauernd vor meiner Nase auf den Wellenbrecher. Ja, SO wird das natürlich auch nix mit Fotos…
Wer nun mit einem mehrheitlich auf das Goldtempel-Album fixierten Programm rechnet, sieht sich getäuscht. Denn mit “Speak Up” kommt ein Titel vom 2011er Werk “Don’t Talk Science” zum Zug, mit “Gods Of Tomorrow” sogar der Titeltrack vom 2021er Album! Schlussendlich ist mit “On The Loose” gerade mal EIN Song, der an beiden Shows gespielt wird. Kompliment! So lohnt es sich dann eben, wenn man zwei Besuche bei einer Band macht…
Nach 45 Minuten und dem Klassiker “Check’s In The Mail” ist leider viel zu früh wieder Schluss. Die Jungs haben’s wirklich drauf, da freut man sich auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen! Und obwohl eigentlich woanders bereits die nächste Band spielt, die man sehen muss, bleiben wir noch ein paar Minuten da und reflektieren das Geschehene.
Setliste Victory – Star Lounge
- Are You Ready
- Take the Pace
- Rock the Neighbours
- Standing Like a Rock
- Feel the Fire
- Gods of Tomorrow
- Temples of Gold
- On the Loose
- Speak Up
- Check’s in the Mail
Fotos Victory – Star Lounge
Edenbridge – Royal Theater
Kaufi: Nach der Party mit Victory ist nun Symphonic Metal angesagt. Edenbridge’s erste Show in der Lounge habe ich verpasst. Aber im Theater sollte man sich das schon mal anschauen. Doch leider ist auch am letzten Tag der Sound hier mehrheitlich einfach Mist. Aus fotografischer Sicht ist es ebenfalls nicht gerade einfach, da die Farbe “Rot” dominiert. Die Mucke der Österreicher finde ich ab CD nicht schlecht, aber live – nein, da vermögen sie mich dennoch wieder nicht zu überzeugen. Sicher spielen da die erwähnten Probleme auch eine Rolle, aber irgendwie scheint generell einiges nicht zu passen. Da mache ich mal Pause und gehe für eine Weile an den Pool.
Fotos Edenbridge – Royal Theater
ACOD – Ice Rink
Luke: Beim Frühstück wird eifrig über den Auftritt von Lord Of The Lost als Pool Deck-Opener diskutiert. Die Meinungen reichen von “zum Davonlaufen” bis zu “so schlecht, dass es schon wieder gut war” (Anm. Pöch: die Show der sympathischen Hamburger, mit welchen ich später im Ice-Rink noch etwas quatschen durfte (Keyboarder Gared im Borat-Kostüm!), war eines meiner persönlichen Highlights auf der diesjährigen Cruise; aber wie man sieht polarisieren die Jungs mit ihren Auftritten, wohl auch bewusst …). Und ich weiss jetzt nicht genau, ob ich froh sein soll, dass ich die Show verschlafen habe, oder nicht. Zudem beschliesse ich, den Belly Flop Contest heute endgültig sein zu lassen. Ich bleibe beim Rhythmus jedes zweite Mal mitzumachen. Somit setzte ich 2024 aus, muss dann aber 2025 wieder ran.
Dies gibt mir nun Zeit für eine kleine Horizonterweiterung im Ice Rink. ACOD aus Frankreich spielen gemäss Programmheft Black Death Melodic Metal. Bei der Beschreibung ist von «gefällt mir» bis zu «Treibt mich in die Flucht» wirklich alles möglich. Der Zuschauerraum ist als wir eintreffen schon sehr gut gefüllt, ein gutes Zeichen. Aber das Keyboard ab Band ist ziemlich laut, dies eher ein schlechtes. (Anm. Kaufi: Wie war das mit den aussterbenden Live-Keyboardern?? 😉 )
Das Gehörte gefällt mir aber dann doch gar nicht so schlecht. Grundsätzlich wechseln sich immer mal wieder atmosphärische Parts mit härteren Ausbrüchen ab. Zudem tönen die Growls richtig gut. Nur ist der Mix leider wieder einmal etwas zu tiefen-lastig. Während der Bass alles dominiert, ist die Gitarre stellenweise praktisch gar nicht zu hören. Abgesehen davon aber gar nicht uninteressant. Jedenfalls eine gute Überbrückung bis zum Beginn von Avulsed.
Avulsed – Star Lounge
Luke: Nun geht es wieder einmal in die Star Lounge. Avulsed haben an Tag eins spät in der Nacht den Ice Rink komplett abgerissen, also mal schauen, was sie hier und heute bieten. Die sonst schon eher kuschelige Lounge ist bereits kurz vor Beginn sehr gut gefüllt und ich bin froh, nicht noch später eingetroffen zu sein. Fronter Dave Rotten sagt gleich bei der ersten Ansage, dass es wohl auf dem Pool Deck eine komische Competition gibt momentan, aber eine Death Metal Show ist immer besser. Richtig, deswegen bin ich auch gerade hier und springe nicht bäuchlings ins Wasser…
Der Sound ist – wieder einmal – sehr gut in der Lounge. Ich weiss, dass Kaufi und viele andere aufgrund der engen Platzverhältnisse diese Location am wenigsten mögen auf dem Schiff. Aber rein vom Klang her sind die meisten Shows hier um Welten besser als zum Beispiel im Theater. Dazu kommt, dass eine Underground-Band wie Avulsed im kleineren Rahmen halt wirklich oft auch besser rüberkommt, als in den grösseren Räumen.
Und genau das bewahrheitet sich hier wieder einmal eindrucksvoll! Dave und seine Mitstreiter sind ausgezeichnet gelaunt! Gemäss Ansage haben sie für dieses zweite Set mit ungefähr 20 Leuten gerechnet, umso begeisterter sind sie vom grossen Zuschauer-Aufmarsch. Neben dem bereits vom ersten Set bekannten Propeller-Headbanging begibt sich der Frontmann auch wieder mehrmals ins Publikum, um Circle Pits oder auch einmal eine Wall Of Death anzuzetteln. Die anwesenden Zuschauer sind aber auch sonst sehr aktiv, dieses Jahr gab es selten so viel Bewegung hier in der Lounge.
Kurz vor Schluss wagt der Sänger sogar noch einen Stagedive vom Boxenturm rechts von der Bühne. Da wo es eigentlich Stühle hat. Und in der nicht allzu hohen Lounge. Habe ich so definitiv noch nicht gesehen, klappt aber erstaunlich gut. Die Spanier liefern erneut einen Abriss, der sich gewaschen hat. Nicht nur dank dem hyperaktiven Dave, sondern auch wegen dem musikalischen Auftritt der Band. Riesen Respekt vor beiden Auftritten der Old School Death Metaller aus Madrid! Ich werde mir künftig ziemlich sicher keine allfällige Show der sympathischen Veteranen bei uns in der Schweiz mehr entgehen lassen.
Graceless – Ice Rink
Luke: Direkt von der Star Lounge geht es in den Ice Rink. Auch die Holländer von Graceless haben mich beim ersten Auftritt überzeugt, also hole ich mir auch hier einen «Nachschlag» in Form des zweiten Sets. Die Stehplatzfläche ist bereits gut gefüllt, als wir eintreffen, bei den Sitzplätzen gibt es doch noch einige Lücken. Aber der Death Metal von Frontmann Remco Kreft und seinen Mitstreitern ist auch nichts zum Rumsitzen.
Erneut fällt früh auf, wie viel besser der Sound im Ice Rink ist, als im Theater. Keine Ahnung, ob dies am Personal oder an der Anlage liegt, aber es ist wirklich ein deutlicher Qualitätsunterschied zu hören. Und die Band nutzt dies und liefert erneut richtig ab. Die Setliste wurde im Vergleich zum ersten Auftritt an fünf Stellen geändert, was bei acht Songs doch eine ziemlich gute Quote ist. Und auch die heutige Auswahl an Liedern passt sehr gut.
Sänger Remco hält sich mit Ansagen erneut eher zurück, bedankt sich aber artig bei den anwesenden Zuschauern und der ganzen 70K-Crew. Ein grosser Redner ist der Mann definitiv nicht, das ist aber auch besser so. Die Songs sprechen für sich und sind grösstenteils eher länger, da bleibt nicht viel Zeit für Gequatsche. Das Publikum dankt es mit guter Stimmung und einigen Moshpits, beim letzten Song sind dann sogar einige Crowdsurfer unterwegs.
Avulsed direkt vorher haben mich noch ein Stück mehr überzeugt und vor allem etwas energetischer gewirkt, aber der Sound von Graceless ist erstens nicht ganz so schnell, und zweitens spielt Remco neben dem Gesang auch noch Gitarre, was seinen Bewegungsradius naturgemäss etwas einschränkt. Somit kein wirklich fairer Vergleich. Unter dem Strich erneut ein sehr guter Auftritt der Old School Death Metaller aus den Niederlanden.
Setliste Graceless
- Ruins
- Iron Tears
- Retaliation
- Revenge Us
- Blood Of The Brave
- Giants
- Slashed And Served
- Warpath
All Star Jam – Royal Theater
Kaufi: Der All Star Jam – je nach Line-up und angedachten Songs kann es sich schon lohnen, da reinzuschauen. Heuer tönt vor allem der Beginn schon vielversprechend. “Balls To The Wall” – und an der Gitarre ist niemand anders als der Original Gitarrist von damals: Herman Frank! Chris Bolthendahl ist mit seiner Reibeisenstimme natürlich grad auch ein passender Sänger. Kein Wunder kocht der Laden respektive das Theater schon ordentlich!
Die nächsten Argumente für einen Einblick hier: Gianni Pontillo und Hansi Kürsch. Denn dies sind die nächsten zwei Sänger, die nun ran dürfen. Zuerst unser Schweizer, der darf Saxons “747 (Strangers In The Night)” zum besten geben, dies unter anderem mit Evan K von Mystic Prophecy und Gatto Panceri von Nanowar of Steel. Der kommt übrigens im Priestergewand auf die Bühne. Wo hingegen manch anderer Musiker mit Dächlikappe umherläuft…
“Don’t Talk To Strangers” – eine Hymne des kleinen Mannes mit der grossen Stimme. Nicht jeder Sänger darf / soll / kann sich an Lieder von Ronnie James Dio wagen. Einer, der das kann und darf ist fraglos Hansi Kürsch von Blind Guardian. Er hat zudem auch grad bandeigene Unterstützung: Neben Drummer Frederik Ehmke ist auch Saitenhexer Marcus Siepen hier dabei. Zusammen mit Per Nilsson (Scar Symmetry) und Angras Felipe Andreoli spielen “Blind Guardian & Friends” ein richtig gutes Cover!
Wie schon Chris Bolthendahl und Gatto Panceri zuvor, wird auch Hansi zum Kurz-Interview gebeten. Klar, auch bei ihm gehören Iron Maiden zu den Bands, die ihn massiv beeinflusst haben. Nur sein Slayer-Shirt will irgendwie nicht passen. Denn nun darf er noch “Prowler” singen! Auch Maiden beherrscht der Kerl problemlos…
Dann habe ich für den Moment genug gesehen und gehört. Als nächstes kommt irgendwas von Slayer, da mache ich mich dann lieber mal davon und suche irgendwo Flüssignahrung. Am besten in Form eines Painkillers…. Zur Poolbühne muss ich eh noch nicht, da spielen Waltari. Denen gehe ich auch aus dem Weg. Im Gegensatz zu Luke, wie ich schwer vermute?
Fotos All Star Jam – Royal Theater
Waltari – Pool Deck
Luke: Nun ist grad ein Überangebot an Konzert-Möglichkeiten gegeben: in der Star Lounge spielen Pentagram Chile, und im Theater wäre der All Star Jam, welchen ich aber seit meiner ersten Cruise immer ausgelassen habe. Zu durch-orchestriert und wenig spontan wirkte das damals. Und dass diesmal Alexander Krull die Moderation wieder übernimmt, hilft meiner Motivation auch nicht gerade… Ich nehme aber an, Kaufi kann davon berichten? (Anm. Kaufi: Was ich bereits getan habe….)
Ich befinde mich hingegen auf dem Pool Deck, wo das zweite Waltari-Set ansteht. Zu Beginn sind ungefähr 20 Leute vor der Bühne und ein paar Zaungästen im oberen Stock anwesend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Skipper Andy doch ein paar Jahre älter ist als ich. Aber irgendwie scheint er in den 90er Jahren genauso einen Narren an den schrägen Finnen gefressen zu haben wie ich damals in meinen Teen-Jahren. Anders lässt sich fast nicht erklären, wie diese Band zu einer Pool Deck-Show kommt, während das zum Beispiel Nervosa verwehrt bleibt. Rein vom Musikgeschmack her kann ich das absolut verstehen, anhand der Besucherzahlen der jeweiligen Gigs ist das aber nur schwer nachvollziehbar…
Aber egal, ich geniesse es definitiv, wieder einmal im Freien zu sein. Es ist zwar grad etwas windig, aber die Sonne brennt vom Himmel. Also perfektes Sonnenbrand-Wetter, doch die Pool Girls und Boys mit Sonnencreme sind zum Glück vor Ort. Frontmann Kärtsy Hatakka kümmert das naturgemäss wenig, der Gute scheint wieder in einer komplett eigenen Welt zu sein. Mit seiner bunten Kleidung passt er optisch genauso wenig zur 70’000 Tons Of Metal, wie seine Band musikalisch. Aber er hat Spass! Und, ganz ehrlich, mir gefallen Waltari viel besser als die ganzen Melo-Death-Finnen-Bands an Bord. Im Gegensatz zu denen haben sie auch einen Live-Keyboarder dabei und sind nicht auf Konserve für die Tastentöne angewiesen. Ob der in ein schickes Rihanna-Shirt (Nirvana-Logo) gekleidete Jani Hölli der einzige seiner Art im Land der tausend Seen ist? Ich weiss es nicht…
Da es reichlich Platz vor der Bühne gibt, bin ich immer ein bisschen in Bewegung. Der Sound ist aber effektiv nur ganz vorne richtig gut, was vor allem am Wind liegt. Musikalisch ist die Darbietung von Kärtsy und Co. wieder über alle Zweifel erhaben. Im Gegensatz zum ersten Auftritt beschränken sich Waltari heute nicht auf zwei Alben, sondern bieten ein generelles Best Of-Set. Nur «So Fine» vom gleichnamigen Kult-Release von 1994 kommt nochmals zum Zug, der Rest der Setliste besteht aus noch nicht gespielten Songs von insgesamt sechs Alben.
Während mir die neueren Songs nicht wirklich bekannt sind, aber trotzdem ziemlich gut gefallen, folgt für mich mit «A Sign» ein echtes Highlight. Der Track ist vom 1996 veröffentlichten Album «Yeah! Yeah! Die! Die! Death Metal Symphony in Deep C», auf welchem ziemlich gekonnt Death Metal mit klassischen Klängen kombiniert wurde – unter anderem mit Hilfe von Tomi Kivusaari von Amorphis. Natürlich kommen hier die Orchester-Parts auch ab Band, die Vocals kriegt Kärtsy aber erstaunlich gut hin. Zudem fordert er beim Intro die Zuschauer auf, mit ihm zu dirigieren. Luftgitarre hatten wir schon, das hier ist ein neues Level und sieht auch bei nach wie vor nur ungefähr 40 Leuten vor der Bühne ziemlich witzig aus.
Auch sonst merkt man dem Sänger absolut keinen Frust über das nicht allzu zahlreiche Publikum an – im Gegenteil! Er begibt sich trotzdem mehrmals in den Bühnengraben an die Abschrankung und wagt sogar einen Stagedive – allerdings nur vom Gitter und nicht von der Bühne selbst. Eine weise Entscheidung, für einen Sprung von ganz oben wären wohl definitiv zu wenig Leute hier gewesen. Schon so fühlt es sich an, als würde ich den Grossteil seines Gewichtes abfedern nach dem Sprung… Aber Grundsätzlich ist die Stimmung nun auch im Publikum sehr gut. Auch wenn wenige Leute hier sind, diejenigen, die sich Waltari nicht entgehen lassen, haben allesamt ihren Spass.
Für mich ist auch die zweite Show der verrückten Finnen ein einziges Erlebnis. Musikalisch passt der schräge Stilmix definitiv nicht so richtig aufs Schiff. Aber bei mir (und den paar anderen Fans) bleibt auch nach dem zweiten Set ein Glücksgefühl zurück. Ich habe heute zwar schon ein paar Shows gesehen, die mir sehr gut gefallen haben und mich das schlechte Aufstehen etwas vergessen haben lassen. Aber Waltari haben meinen Tag nun definitiv richtig lanciert. Danke Kärtsy samt Kollegen, und danke Andy fürs Buchen!
Setliste Waltari
- Boots
- Post Rock
- Atmosfear
- Below Zero
- A Sign
- Far Away
- So Fine
- One Day
Lich King – Ice Rink
Luke: Von der frischen Luft geht es direkt in den Ice Rink. Die kurzfristig für Legion Of The Damned eingesprungenen Lich King spielen ihr zweites Set und ich bin gespannt, wie sie dieses meistern. Die Pool Deck Show fand ich ganz ok, ich erwarte von der Band im kleineren Rahmen aber fast noch etwas mehr. Mal schauen, ob meine Erwartungen erfüllt werden.
Gleich nach dem ersten Song erzählt Sänger Tom Martin noch einmal, wie kurzfristig ihre Teilnahme organisiert werden musste. Am Donnerstag kam die Anfrage, er hat sogleich seinen Chef bei der Arbeit namens Steve Hamilton angerufen, für welchen es jetzt erstmals eine Runde Applaus fürs spontan freigeben gibt. Danach gab es am Abreisetag noch einen Blizzard in Massachusetts, welcher für gecancelte Flüge gesorgt hat. Schlussendlich hat es aber geklappt und die Band ist hier – wenn auch mit zwei Aushilfsmusikern, da nicht alle Mitglieder der Gruppe so flexible Arbeitgeber haben.
Beim Blick auf den Anwesenden Stamm-Gitarristen erhält man aber einen möglichen Anhaltspunkt, wieso Lich King als Ersatz verpflichtet wurde. Unter seinem Hemd blitzt ein Crew-Shirt hervor, und ich bin mir ziemlich sicher, ihn auch schon beim Umbau zwischen zwei Bands auf der Bühne gesehen zu haben. Eventuell hat man nach der kurzfristigen Absage einfach einmal bei den Stagehands gefragt? Keine Ahnung, aber durchaus möglich.
Die Stimmung ist heute tatsächlich einiges besser als noch bei der ersten Show. Ab Beginn sind einige Moshpits aktiv und auch Crowdsurfer gibt es bei fast jedem Song zu notieren. Natürlich trägt gerade was die Circle Pits angeht auch der Verkleidungstag dazu bei. Da drehen jede Menge Tiere, Früchte und andere (mehr oder weniger) lustige Gestalten ihre Runden im Stehplatzbereich. Muss einem nicht gefallen, aber trägt durchaus zu einem lustigen Konzerterlebnis bei.
Zumal auch Lich King eine Band zu sein scheint, die jede Menge Spass hat. Weder ist der Sound bitter-ernst, noch mimen die Jungs auf der Bühne irgendwie die harten Kerle. Richtig geiler Spass-Crossover-Thrash mit einer Hardcore-Kante. Sollten die Amis in Europa auf Tour gehen, könnte ich Insanity Alert als Vorgruppe empfehlen. Dies würde sowohl musikalisch als auch vom Humor-Faktor her gut passen. Die Chancen, dass ich eine allfällige Schweiz-Show besuchen würde, stehen sehr gut.
Obwohl die Amis eine wirklich gelungenen Auftritt spielen und auch musikalisch voll in mein Beuteschema passen, verabschiede ich mich etwas früher. Schliesslich steht wieder eine Star Lounge-Show an, welche ich auf keinen Fall verpassen will. Und da heisst es naturgemäss pünktlich da zu sein, um sich einen einigermassen guten Platz zu sichern.
Dynazty – Pool Stage
Kaufi: Bei bestem Wetter dürfen am Nachmittag die Melodic Metaller von Dynazty auf der Pool Stage ran. Und die dürfen sich über richtig viel Publikum freuen, nicht nur Nicky und ich stehen lange vorher in Reihe eins, auch unser Kollege aus Down Under ist längstens parat. Beste Vorzeichen für die nächsten 45 Minuten!
Kleiner Wermutstropfen: Die Schweden spielen 1:1 das gleiche Programm wie im Royal Theater. Doch immerhin ist der Sound zumindest eine Spur besser, selbst wenn es vorne ziemlich laut ist und dem Wind eine gewisse Qualitätseinbusse geschuldet ist.
“In The Arms Of A Devil” ist der ideale Opener und bei “Natural Born Killer” und “Waterfall” kocht die Stimmung, nicht nur in der ersten Reihe sind Eskalationen zu sehen. “Yours” sorgt dann wieder für ein paar ruhige Momente, doch “Presence Of Mind” bringt das Publikum im Handumdrehen wieder zum kochen.
“Heartless Madness” bildet dann viel zu früh bereits den Schlusspunkt, der dank Mitsingspielchen allerdings ordentlich in die Länge gezogen wird. Der kaum enden wollende Applaus für das Quintett um Fronter Nils Molin zeigt deutlich, welch fantastische Show hier gerade zu Ende ging. Wenn die Jungs wieder einmal auf die Cruise kommen, dann bitte mit mehr Spielzeit! Material ist ja genug da…
Eines meiner Tageshighlight ist durch – jetzt kommt Luke…
Setliste Dynazty – Pool Stage
- In the Arms of a Devil
- Firesign
- Natural Born Killer
- Waterfall
- Yours
- Presence of Mind
- The Human Paradox
- Heartless Madness
Fotos Dynazty – Pool Stage
Carnation – Star Lounge («Cursed Mortality»-Set)
Luke: Nun folgt eines meiner Tages-Highlights. Wie schon beim ersten Set erwähnt, sind Carnation eine meiner liebsten jüngeren Death Metal Bands. Und die letztjährige Scheibe «Cursed Mortality» war zwar etwas anders als die schon sehr starken Vorgänger-Alben, aber nach meiner Ansicht sogar nochmals ein Stück besser. Hier stört mich nicht einmal der sporadisch eingesetzte Klargesang und das will etwas heissen!
Die Star Lounge ist schon vor Beginn sehr gut gefüllt, was mich sehr freut, aber auch etwas erstaunt. Bisher waren Carnation auf Festivals immer eher früh an der Reihe mit Spielen und auch eine grössere Headliner-Tour gab es bisher nicht. Gut möglich, dass mit dem neuen Album nochmals ein Schritt nach vorne gemacht werden kann. Verdient wäre es allemal. Auch die Stimmung ist gleich ab Beginn sehr gut, schon beim (sowohl das Album, als auch das Set) eröffnenden «Herald Of Demise» gibt es einen ersten, ziemlich grossen Pit.
Gespielt werden vom neuesten Werk zwar nicht ganz alle Songs, aber doch sechs von total acht Albumtracks kommen zum Zug. Dazu gibt es drei Stücke von den älteren beiden Alben zu hören. War der Titeltrack «Cursed Mortality» – der Rausschmeisser auf der neuen LP – schon auf Konserve ein absolutes Highlight, haut mich die Nummer live regelrecht um! Der Einstieg mit den cleanen Vocals bringt Sänger «Simon Duson» auch auf der Bühne absolut überzeugend rüber. Und auch der Rest des mit 7 Minuten 30 Sekunden längsten Titels ist unglaublich intensiv. Ich habe am ganzen Körper Hühnerhaut. Gab es bei mir auch schon länger nicht mehr an einer Death Metal Show.
Aber auch sonst liefern Carnation einen von A bis W überzeugenden Auftritt ab. Wieso nur bis W? Nun, um 17 Uhr steht die Pressekonferenz an. Obwohl ich die letzten Jahre schon am Metalinside-Bericht mitgeschrieben habe, ist dieses Jahr meine Premiere als «offizieller» Vertreter, inklusive Presse-Bändchen. Deswegen will ich mir diese Chance nicht entgehen lassen, auch wenn ich die sackstarke Carnation-Show deswegen etwas früher verlassen muss. Ich hoffe, die Belgier schon bald wieder einmal in der Schweiz erleben zu dürfen – dann bis zum Schluss, versprochen.
Setliste Carnation – Star Lounge
- Herald Of Demise
- Sepulcher Of Alteration
- Replicant
- Maruta
- Cycle Of Suffering
- Cursed Mortality
- Metropolis
- Hellfire
- In Chasms Abysmal
Pressekonferenz
Luke: Als ich etwas gehetzt und auch ein kleines bisschen aufgeregt in der Viking Crown Lounge eintreffe, sitzt Kaufi schon ganz gemütlich mit einem Drink in der Hand an der Bar. Man merkt, für ihn ist es definitiv nicht die erste Pressekonferenz hier auf dem Schiff…
Zuerst wird berichtet, dass die Pool-Bühne diesmal in rekordverdächtigen 23 Stunden aufgebaut wurde. Von den 490 beteiligten Crew-Mitgliedern waren 20 schon auf der Kreuzfahrt zuvor, um Vorbereitungen zu treffen. 84 Personen haben in Miami mitgeholfen und sind dann gar nicht mitgefahren. Letzte Nacht hat es ziemlich gewindet, weswegen die einen Bühnenbanner kaputt gegangen sind und heruntergeholt werden mussten. Solche Infos gibt es jede Menge.
Zudem erfahren wir, dass Gäste aus Total 71 Nationen mit an Bord sind, die Schweiz belegt Platz vier hinter den USA, Deutschland und Kanada, aber noch vor Mexiko. Insgesamt hat es 5401 Personen auf dem Schiff, wobei 3004 zahlende Gäste sind und der Rest Musiker und 70K-Crew (988) oder Teil der Schiffs-Mannschaft (1409). Der Anteil der Frauen beträgt 37.4 Prozent. Auf die Nachfrage, wie viele Leute zum ersten Mal dabei waren, weiss Andy keine genaue Antwort. Er sagt aber, dass jedes Jahr ungefähr zwei Drittel der zahlenden Besucher Wiederholungstäter seien.
Ansonsten erfahren wir noch, dass dieses Jahr eine neue Firma für die Anlagen und den Sound verantwortlich war, da der bisherige Partner schlicht nicht mehr existiert. Und dass die neue Icon Of The Seas auch in Zukunft kein Thema sein wird, da sich schlicht keine Pooldeck-Bühne mit genügend Platz für Zuschauer bauen lässt auf dem riesigen Kutter. Die Infos für nächstes Jahr werden hingegen noch zurückgehalten bis zum «Skippers Thank You» später.
So richtig spannend war das alles also in meinen Augen nicht. Ich weiss nicht, ob ich beim nächsten Mal wieder bei Carnation früher gehen und Threshold komplett verpassen würde für diese Pressekonferenz… Oder habe ich etwas extrem Wichtiges vergessen, Kaufi?
Kaufi: Nöö, ich glaube das Meiste hast du berichtet. Ausser vielleicht, dass der Grund für die Absage von Equilibrium am Tag 1 auf ein medizinisches Problem zurückzuführen war. Dies hat der Skipper auf Anfrage so erläutert. Und ja: Der spannendste Teil ist – zumindest für Statistik Freaks wie mich – halt dann auch, wie viele Nationen vertreten sind, die Top Ten etc.
Fleshgod Apocalypse – Pool Stage
Luke: Ziemlich pünktlich auf die Open Air Show von Fleshgod Apocalypse bin ich endlich wieder vor einer Bühne, um anstatt nur Worten auch wieder musikalischen Klängen zu lauschen. Und mit mir sind noch viele andere Ohren-Paare hier, der Platz vor der Bühne ist sehr ordentlich gefüllt. Die Abmischung macht ganz zu Beginn zwar noch etwas Sorgen, der Mischer schafft es aber, sich schnell auf die verschiedenen Instrumente einzustimmen. Auch wenn der Wind hier manchmal etwas dagegen ankämpft, das tönt im Grossen und Ganzen nicht so schlecht.
Dasselbe lässt sich auch über die Band sagen. Die Italiener liefern wieder einen guten Auftritt ab. Leider wird aber, wie mir scheint, genau dasselbe Set gespielt wie beim ersten Konzert. Ganz sicher kann ich das zwar nicht beschwören, da ich mit den neuesten Werken der Gruppe nicht so richtig gut vertraut bin. Diejenigen Songs, die ich kenne, werden jedenfalls alle wieder gespielt. Was mich in diversen Fällen auch nicht stört, gerade «The Fool» geht sowieso immer. Aber etwas mehr Abwechslung wäre für diejenigen, welche beide Shows besuchen, trotzdem schön.
Auch beim Stage-Acting gibt es keine grossen Überraschungen. Wie bereits beim Bericht zur Ice Rink Show geschrieben, sind Fleshgod Apocalypse aber generell keine der Gruppen, die für überbordende Spontanität bekannt sind. Erneut wirkt alles sehr routiniert. Dem Publikum ist dies aber freilich egal und so ist besonders in den vorderen Reihen ziemlich viel Bewegung auszumachen. Scheinbar haben jede Menge der Mitreisenden immer noch die Kraft für jede Menge Moshpits und Crowdsurf-Ausflüge. Respekt, ich selber bin langsam aber sicher ziemlich durch…
Setliste Fleshgod Apocalypse – Pool Stage
- Fury
- Sugar
- Minotaur (The Wrath of Poseidon)
- No
- Monnalisa
- The Fool
- Epilogue
- The Violation
Fotos Fleshgod Apocalypse – Pool Stage
My Dying Bride – Royal Theater
Luke: Was ist so ziemlich das Dümmste, was man machen kann, wenn man sowieso schon müde ist? Richtig, eine My Dying Bride-Show besuchen. Ich wage es trotzdem, sind die Engländer doch zwar kein so richtiger Favorit von mir, aber doch eine Band, die ich nicht uninteressant finde. Um dem Einschlafen vorzubeugen, begebe ich mich zuerst einmal auf die eher mittelmässig gefüllten Stehplätze. Da ist aber wieder einmal mehr Brei als Musik zu hören. Also lieber weiter oben versuchen.
Da ist der Sound zwar etwas besser, aber man sitzt halt. Und ja, My Dying Bride in übermüdetem und gesundheitlich leicht angeschlagenem Zustand im Sitzen ist eine echte Herausforderung. Mir gefällt das musikalisch wirklich alles andere als schlecht. Aber trotzdem – oder eventuell sogar erst Recht deswegen – fallen mir immer mal wieder die Augen zu. Nicht einmal das theatralische Acting vom sackstarken Sänger Aaron Stainthorpe – stillvoll in Hemd mit Krawatte gekleidet – ändert daran etwas. Puh, besser wieder aufs Pool Deck, eventuell hält mich ja der leichte Wind noch etwas wach.
Mystic Prophecy – Star Lounge
Kaufi: Früh, sehr früh gehe ich zurück in die Lounge. Zwar verpasse ich dadurch den zweiten Auftritt von den Tygers aus Pan Tang. Doch mein musikalischer Abschluss ist halt nun hier und da will ich einfach vorne sein…
Eine durchaus weise Entscheidung, denn trotz starker Konkurrenz auf der Pool Stage (Luke wird da was erzählen), trudeln doch einige Zuschauer herein. Dann kann es ja losgehen: Power Metal aus dem Allgäu, zum Zweiten!
Ganz viele Pluspunkte sammeln die Süddeutschen mit ihrer Setliste. Sie gehören zu den erfreulichen Vertretern jener Truppen, die eben nicht nur zweimal das gleiche Programm abspulen. Lag bei dem Konzert im Theater der Fokus mehr auf dem neueren Material, so gibt’s heute ein richtiges Best Of. Schlussendlich sind es nur zwei Tracks (der Opener “Metal Division” sowie “Dracula”, welche zweimal gespielt werden…
Was folgt ist eine (für mich) finale Party auf dieser Cruise. All die Stampfer der Marke “Killhammer”, “To Hell And Back”, “The Crucifix” und natürlich “Ravenlord” geben meiner Nackenmuskulatur und meiner Stimme den KO-Schlag. Selbst die technischen Probleme bei Markus’ Gitarre vor “Dracula” können die Stimmung nicht trüben. Und Lia wird – wie am Vormittag Gianni bei Victory – nicht müde, dauernd auf den Wellenbrecher zu steigen. Natürlich auch genau vor meiner Nase.
Mit “Metal Brigade” beenden Mystic Prophecy ihre 70’000 Tons Premiere. Die ist aus musikalischer Sicht zweifellos gelungen, allerdings hätte man ihnen – vor allem im Theater – schon ein paar Zuschauer mehr gewünscht! Sie hätten das mit zwei richtig geilen Konzerten auch absolut verdient. Dann warten wir mal auf ein Comeback so in zwei oder drei Jahren…;-)
Wie gesagt – mein musikalisches Programm ist zu Ende. Ich mach noch ein paar Fotos bei anderen Bands und überlasse ansonsten das Wort Luke…
Setliste Mystic Prophecy – Star Lounge
- Metal Division
- Burning Out
- Killhammer
- War Panzer
- The Crucifix
- To Hell and Back
- Dracula
- We Kill! You Die!
- Ravenlord
- Metal Brigade
Fotos Mystic Prophecy – Star Lounge
The Halo Effect – Pool Stage
Luke: Zeit, Mikael Stanne wieder einmal nicht nur im Casino oder einer anderen Bar hinter einem Kaltgetränk zu beobachten, sondern auf der Bühne mit dem Mikro in der Hand. Also quasi in seinem natürlichen Lebensraum. Wobei man wohl durchaus auch Bars dazu zählen könnte, aber lassen wir das… Wie schon bei der Theater-Show an Tag eins ist der Platz vor der Bühne bereits ab Beginn sehr gut gefüllt. Auch der Sound ist für den Wind gar nicht so schlecht und die Stimmung beim verkleideten Publikum erst recht super.
Nur catcht mich das heute noch weniger als beim ersten Auftritt. Dies soll absolut kein Vorwurf an die Band sein, die grundsätzlich alles gibt. Mit den ganzen Backtracks wirkt das heute auf mich einfach noch glatter als am Montag. Und zudem bin ich echt grad nicht so fit. Ich habe ernsthaft kalt und bin einfach nur noch erschöpft. Aber vernünftig sein und ab ins Bett? Sicher noch nicht, erstens ist es zu früh und zweitens stehen mir noch zwei Highlights bevor. Zuerst mache ich aber noch einen kurzen Zwischenschlaf, eingelegt auf einem Liegestuhl im Solarium. So höre ich die Schweden wenigstens noch ein bisschen. Mein Sitznachbar ist am Lesen und verspricht, mich in 15 Minuten zu wecken. Macht er dann leider doch nicht, weil er selbst auch einschläft.
Meine innere Uhr (und die gefühlte Kälte) lässt mich dann aber doch relativ schnell wieder aufwachen. Ein Power-Nap ist definitiv anders, ich fühle mich noch müder als zuvor. Nach ein paar weiteren Minuten The Halo Effect geht es für mich via Kabine (wärmer anziehen und Nastuch-Vorrat aufstocken) ins Theater. Ich hoffe, da ist es wärmer und Sodom haben den gewünschten Aufwach-Effekt.
Sodom – Royal Theater («Agent Orange – Set»)
Luke: Das Theater ist schon vor Beginn ganz ordentlich gefüllt. Kein Wunder, steht doch heute ein spezielles Set von Sodom an. Die legendären Ruhrpott Thrasher spielen ihr noch legendäreres «Agent Orange»-Album von 1989 in voller Länge – so wird der Gig jedenfalls angekündigt. Ich bin definitiv gespannt! Die Scheibe hat nicht nur in der Diskographie von Tom Angelripper und seinen Mitstreitern einen besonderen Stellenwert, sondern ist auch generell eines der wichtigsten Releases des Teutonic Thrash – und in meinen Augen vor allem eines der besten.
Los geht es gleich mit dem Titelstück, also genau wie auf der LP. Kein Wunder, ist die Stimmung ab Beginn am Kochen! Danach folgt «Tired And Red» – aha, die Scheibe wird also wirklich in der Original-Reihenfolge gespielt, sehr schön. Es folgt Hit auf Hit, wieder einmal wird mir bewusst, wie unverzichtbar die Scheibe für das Schaffen von Sodom ist. Neben dem Opener-Duo stehen diverse andere Lieder regelmässig auch sonst im Set, «Remember The Fallen» ist sogar fast genauso unverzichtbar wie «Ausgebombt», welches hier und heute die sowieso schon gute Stimmung nochmals ein Level weiter anhebt. Ob in Circle Pits und als Crowdsurfer oder ganz einfach beim Headbangen und mitsingen, nun heisst es, endgültig die allerletzten Kraftreserven anzuzapfen.
Auffällig ist auch, dass die etwas weniger bekannten Songs der Scheibe wie «Magic Dragon» oder «Baptism Of Fire» gegenüber den sehr geläufigen Nummern von «Agent Orange» praktisch gar nicht abfallen. Tatsächlich kann das komplette Album das sehr hohe Niveau halten, auch Live. Und es wird tatsächlich in voller Länge gespielt – jedenfalls bis zum den Original-Release abschliessenden Cover «Don’t Walk Away» von Tank. Dieses wird weggelassen. Aber nicht etwa, weil Sodom früher Feierabend machen wollen, im Gegenteil.
Es folgen aber noch ein paar eigene Tracks von anderen Scheiben und auch hier gilt: All Killer, No Filler! Wobei die erste Wahl «Sodom & Gomorrah» vom 2020er-Album Genesis «XIX» zumindest für mich eine faustdicke Überraschung ist. Aber ich mag sowohl Scheibe, als auch Song, von dem her passt das schon. Mit «Outbreak Of Evil» landen wir schliesslich ebenso beim Vorgänger der heute zelebrierten Scheibe, «Perescution Mania» von 1987, wie bei «The Conqueror» und dem abschliessenden «Nuclear Winter».
Sodom bieten einen Top-Auftritt, der tatsächlich kaum Wünsche offenlässt. Dass mit Frank Blackfire der Original-Gitarrist von «Agent Orange» mittlerweile wieder im Line-Up steht, trägt zum Erlebnis nur noch mehr bei. Aber ganz ehrlich, dieses Top-Album hätte Tom auch mit einer älteren Besetzung spielen können, es wäre genauso geil gewesen. Oder zumindest fast genauso geil. Was für ein Super Schlusspunkt, jedenfalls fühlt es sich für mich momentan so an. Aber Moment, da war ja noch eine Band, auf die ich gewartet habe….
Setliste Sodom – Royal Theater
- Agent Orange
- Tired And Red
- Incest
- Remember The Fallen
- Magic Dragon
- Exhibition Bout
- Ausgebombt
- Baptism Of Fire
- Sodom & Gomorrah
- Outbreak Of Evil
- The Conqueror
- Nuclear Winter
Fotos Sodom – Royal Theater
Inhuman Condition – Ice Rink
Luke: Eigentlich kann ich ja wirklich nicht mehr. Aber auf Inhuman Condition habe ich mich nicht nur vor der Cruise extrem gefreut, ich fand auch die erste Show in der kleinen Star Lounge richtig geil. Also mal schauen, was die Florida Deather hier im Ice Rink abliefern. Ich wechsle sofort nach Sodom die Location und da ist es hier einen Stock tiefer noch ziemlich leer. Kurz nachdem die Band anfängt, füllt sich der Ice Rink aber gleich besser.
Ab Song drei sind dann die ersten grösseren Pits im Gange und auch Sänger Jeramie Kling hält bereits nichts mehr auf der Bühne. Er wagt seinen ersten (aber längst nicht letzten) Ausflug ans Bühnengitter, und auch einen Abstecher direkt ins Publikum lässt sich der Gute erneut nicht nehmen. Seine Hasstirade über die dämlichen Stühle auf der Seite, inklusive Einladung in die «Party-Zone» – also den Stehplatzbereich – leisten erstaunlicherweise sogar ein paar Leute Folge.
Auch sonst wirken seine Ansagen sehr sympathisch. Ob er uns erzählt, dass ihr Tour-Drummer gerade mal 20 Jahre alt ist und erst auf der Tour selbst 21 wird oder Witze über Cannibal Corpse macht, da ist so ziemlich alles mit dabei. Die Band liefert somit erneut einen sackstarken Auftritt ab. Einen winzig kleinen Abzug gibt es dafür, dass erneut exakt dieselbe Setliste gespielt wird wie beim ersten Auftritt. Wobei dies bei einer so jungen Band mit nicht unendlich vielen Releases noch einigermassen verständlich ist.
Was mit dem ersten Auftritt hingegen nicht ganz mithalten kann, ist die Soundqualität. War in der Star Lounge noch alles Nahe an der Perfektion, sind hier und heute die Tiefen eindeutig etwas zu laut. Klar, Terry Buttler ist ein toller Bassist. Ganz so laut muss man sein Instrument trotzdem nicht abmischen. Und der Strobo hier nervt auch mal wieder sehr fest. Aber dafür kann die Band ja nix…
Im Grossen und Ganzen ein mehr als würdiger Abschluss meiner diesjährigen Cruise – diesmal wirklich! Klar, ich hatte eigentlich die Angra Pool Show mit dem «Skipper’s Thank You» noch auf dem Plan. Aber davon kann ja sicher Kaufi berichten (Anm. Kaufi: öööhm – nein. Ich hab Angra bei Show eins schon mau gefunden, ich penne wohl schon… Pöch: und ich kann euch beruhigen, aus meiner Sicht absolut nichts verpasst. Fand ich Angra früher noch ziemlich cool (auch live), konnten sie mich dieses Jahr bei beiden Auftritten nicht aus den Socken hauen. Vor allem die Stimme von Fabio Lione hat meines Erachtens im Vergleich zu meinem letzten Angra Gig ziemlich nachgelassen.) Ich bin wirklich fix und fertig. Die letzten beiden Einträge in meinem Notizbuch sind «Game Over» und etwas weiter unten «Time To Say Goodbye». Das sagt wohl alles…
Fotos Inhuman Condition – Ice Rink
Das Fanzit – 70’000 Tons Of Metal 2024
Luke: Auch meine vierte Runde der Cruise hatte unzählige Highlights zu bieten! Und dazu zählen definitiv nicht nur die Bands auf dem Schiff, von welchen mich dieses Jahr Inhuman Condition, Avulsed, Waltari, Nanowar Of Steel, Flehscrawl, Endseeker, Carnation, Blind Guardian, Graceless und Sodom am meisten überzeugt haben. Auch das ganze Drumherum ist einfach jedes Mal wieder ein Erlebnis.
Vom Turmbau mit den Fosters-Dosen im Casino am Abfahrtstag (Gruss ans Känguru), bis zu der durchgemachten Party-Nacht inklusive Bandgründung (Watch Out For Machine Disabled!), es gab wieder viele geile Geschichten, die wir uns noch in Jahre erzählen werden! Schon die Tage vor dem Schiff, inklusive Basketball und Pre-Partys mit Eve, waren legendär. Und auch die «Cruise nach der Cruise» mit Alex und Röschu hatte einige Highlights zu bieten.
Vielen Dank deswegen in erster Linie auch an die ganzen Kollegen von Thun bis Denver. Wir hatten wieder eine extrem geile Zeit. Und natürlich extra zu erwähnen: ein Merci an Kaufi, auch das Schreiben mit dir nach dem Schiff hat viel Spass gemacht. Danke auch an Andy und seine Crew, welche dieses Erlebnis immer wieder möglich machen. Und last but not least an meine Frau Yvonne, welche jedes Jahr doch wieder dabei ist. 2025 und meine persönliche Round 5 kann kommen!
Kaufi: Ja, es ist immer wieder ein wirklich einzigartiges Erlebnis. Selbst wenn es jedes Jahr irgendwie eigentlich zu wenig Bands für meinen persönlichen Geschmack hat – einige absolute Highlights sind immer dabei. Hier sind vor allem die unglaublichen Shows von Blind Guardian zu erwähnen. Oder natürlich die Cruise-Neulinge Dynazty und Mystic Prophecy.
Ja, und schlussendlich ist es fast wie ein Familientreffen. Zahlreiche Leute sieht man (leider) nur einmal im Jahr – hier auf diesem Schiff. Man feiert, man hat eine gute Zeit, es gibt eigentlich keine Sorgen auf dieser Welt während diesen fünf Tagen. Good times!
Luke, den Dank kann ich gerne zurück geben. Ich hoffe, ich konnte einige brauchbare Bilder “deiner” Bands machen, denn deine wirklich ausführlichen Konzertberichte verdienen es auch, mit Fotos “garniert” zu werden!
Danke auch an pam, der uns das alles ermöglicht, danke an Sonja und die ganze Crew von CMM für die Unterstützung. Danke auch an unseren tollen Gastschreiber Pöch, der konzertmässige Lücken von Luke und mir etwas gefüllt hat (Pöch: gern geschehen, thanks for having me! Wenn ich einen Notizzettel mitgeführt hätte, wären noch viele zusätzliche Lücken geschlossen worden. Aber mein Hirn ist nach der 70’000 Tons of Metal nicht unbedingt der Körperteil, welcher die Bezeichnung Survivor am meisten verdient hat). Danke an all die Freunde und Kollegen für das dumme Gschnorr, das viele Lachen und die schöne Zeit! Und Danke an Nicky, die mich (für mich immer noch erstaunlicherweise) wieder auf die Cruise begleitet hat. 😉
pam: Danke Jungs. 2025 bin ich dann auch wieder dabei 😉
Der Vorverkauf für 2025 läuft längstens – Metalinside wird wieder mitcruisen! SEE YOU ON THE BOAT – SOOOOOOOOON!