Folk Metal-Night in der Met-Bar
Am Samstagabend haben Pertness in Lenzburg erneut eindrucksvoll bewiesen, dass sie eine stets souverän abliefernde Live-Macht sind. Die härtesten Kilt-Träger unseres Landes sorgten verdientermassen für Jubelstürme. Unterstützung erhielten sie dabei von Dvalin aus Würzburg. Zwerge in einer Honigweintaverne? Was konnte denn da schon schiefgehen?
Was macht eine tolle Location aus? Wenn sie die Besucher sogar frühzeitig über Hindernisse auf dem Anreiseweg informiert. Genialer Service der Met-Bar – Chapeau! Aufgrund von Bauarbeiten ist der örtliche Bahnhof an diesem Wochenende nämlich dummerweise gesperrt… Mit dem Zug schaffe ich es immerhin bis nach Othmarsingen. Von dort aus geht es anschliessend mittels Ersatzbus Richtung Lenzburg. Klappt zum Glück einwandfrei. Dadurch erreiche ich pünktlich zur Türöffnung das ersehnte Ziel. Also, nix wie hinein in die gute Stube! Die ersten Kaltgetränke warten bereits. Von aufgezwungenen Umwegen lässt sich der geneigte Metallschädel schliesslich keinesfalls aufhalten.
Freudig nehme ich den gut besuchten Laden zur Kenntnis. Die heute spielenden Bands scheinen offenbar Publikumsmagneten zu sein. Bei Pertness kann ich das absolut nachvollziehen. Die Herrschaften aus den «Berner Highlands» stehen für mitreissende Darbietungen und Hitfeuerwerke. Da brauchen sich weder der Veranstalter noch die Fans irgendwelche Sorgen zu machen. Die andere Kapelle dürfte für die meisten Anwesenden hingegen eher ein unbeschriebenes Blatt sein. Im Vorprogramm treffen wir nämlich auf ein paar «Zwergenbewunderer» aus dem deutschen Würzburg. Dvalin – das ist ein Name, der sowohl durch die nordische Mythologie als auch die «Hobbit»-Filme inspiriert sein könnte. Das ist am heutigen Abend ihr erstes Gastspiel ausserhalb ihrer Heimat. Kumpel Benji und meine Wenigkeit durften die Formation allerdings bereits einmal live erleben – und zwar am Wolfszeit Festival 2019.
Plaudereien mit dem Freundeskreis und das gelegentliche Befeuchten der eigenen Kehle verkürzen die Wartezeit bis zum ersten Gig. Der werte Fredy schleicht übrigens ebenfalls im Raum umher. Als engagierter Knipser wird er heute Abend garantiert wieder versuchen, ein paar wundervolle Illustrationen für euch einzufangen.
Dvalin
Wird die Met-Bar eventuell abermals zum Sprungbrett für eine talentierte Truppe? Hmm, also wenn Dvalin auf dieser «Spielwiese» ein überzeugendes, internationales Debüt abliefern, könnte das effektiv im Bereich des Möglichen liegen. Die Würzburger sind jedenfalls mit ausreichend Personal angereist. Ganze sechs Recken schreiten um 21 Uhr zur Tat. Schwarz verschmierte Gesichter und Arme prägen die Szenerie. Frontmann Ronny hat obenrum ein paar Haare eingebüsst, aber das fällt kaum jemandem auf, da die meisten Blicke eh auf seinen gestählten Körper gerichtet sind. Auch sein Stimmorgan dröhnt verdammt mächtig aus den Boxen. Beeindruckend, was er da so alles aus seiner Kehle herausfischt. Den Hut muss man zweifelsohne ebenfalls vor seinem Kollegen Marcus ziehen, der abwechselnd sowohl das Keyboard als auch den Dudelsack bedient.
Die Zuhörerschaft wird mit Material des Erstlingseisens «Aus dem Schatten» und der im letzten Jahr veröffentlichten EP «Ravenous Dreams» gefüttert. Von Folklore, über progressive Abschnitte bis hin zu Saufliedern wird dabei die gesamte Palette abgedeckt. «Leer den Krug in einem Zug» – das ist der Refrain des Stücks «Unter den Eichen» – wird vom Publikum gerne lautstark mitgebrüllt. Wer die Jungs aufgrund ihrer saustarken Performance nach der Show unterstützen möchte, muss sich jedoch lediglich mit einem QR-Code, der zu ihrem Online-Shop führt, zufriedengeben. Ansonsten haben sie nämlich keinen Merch dabei… Der Grund ist allerdings nachvollziehbar, denn sie wollten damit schlichtweg längere Wartezeiten an unserem Zoll verhindern. Beim nächsten Mal würde ich empfehlen, in bester Zwergen-Manier ein Loch zu buddeln («Diggy Diggy Hole» von Wind Rose lässt grüssen!) und die Artikel dann einfach so in helvetisches Gebiet zu «schmuggeln».
Pertness
Es stimmt wirklich! Bei Pertness hast du in Tat und Wahrheit eine Garantie für einen packenden Auftritt. Nach dem Intro folgen mit «Words Of Lies», «Cold Wind Of Death» und «Fortress» umgehend die ersten Kracher. Das ruft selbstverständlich sogleich sämtliche Headbanger auf den Plan. Der einzige Kritikpunkt dieses 65-minütigen Abrisses bleibt am Ende der Hintergrundgesang. Märs gibt zwar gewohnt viel Einsatz, aber sein Mikrofon verbleibt lieber im Sparflammen-Modus. Sein Frontmann muss zum Glück nicht gegen solche Schwierigkeiten ankämpfen.
Die hervorragende Laune der Herrschaften ist unglaublich ansteckend. Der ergraute Saitenhexer Tom gibt grinsend zu Protokoll, dass er heute ohnehin einen wundervollen Tag erleben darf. Am Vormittag stand er nämlich noch auf der Skipiste und jetzt darf der gute Mann in Lenzburg auf der Bühne für Furore sorgen. Es sei nicht selbstverständlich, dass man seine beiden favorisierten Freizeitaktivitäten auf dieser Art und Weise kombinieren könne. Ski und Metal? Falls nun noch irgendwo einer mit einem Fondue ums Eck kommen würde, wären wohl sämtliche Klischees unseres Landes abgedeckt. Aber es funktioniert auch ohne geschmolzenen Käse. Der macht ohnehin bloss träge und dann könnte man nicht mehr mit hundertprozentigem Einsatz die Mähne schütteln. Somit muss meine Idee des «Fondue-Plausches» mit Pertness gezwungenermassen auf ein anderes Datum verschoben werden.
Ah, eine abschliessende Frage sei jedoch noch gestattet: Liebe «Swiss Highlander», wann dürfen wir uns eigentlich auf neue Kompositionen von euch freuen? Versteht mich nicht falsch, denn insbesondere «Frozen Time» und «Metamorphosis» sind hervorragende Platten, aber trotzdem würde eine frische Track-Ladung garantiert niemandem schaden. Ich bleibe jedenfalls gespannt 😉
Das Fanzit – Pertness, Dvalin
Eine sehr gut besuchte Met-Bar erlebte fantastische Gigs von Pertness und Dvalin. Beide Bands wären ohne Zweifel wieder einmal in Lenzburg willkommen. Ausserdem gab es auch auf der Heimreise für die Besucher keinerlei Probleme mit dem ÖV. Somit kann man freilich von einem rundum gelungenen Samstagabend sprechen.
Setliste – Dvalin
- Schöpfer des Nichts
- Zwergenvolk
- Schrecken des Waldes
- Das Heer aus der Tiefe
- Redeemed By Oblivion
- Into The Wasteland
- Unter den Eichen
- Time
- Indeterminacy
- Omen (Pt. III)
- Skaldenfest
- Omen (Pt. II)
Setliste – Pertness
- Intro
- Words Of Lies
- Cold Wind Of Death
- Fortress
- Foggy Dew
- From The Beginning To The End
- Farewell To The Past
- My Prophecy
- Metamorphosis
- Seven Times Eternity
- Decline
- Frozen Time*
- The Star Of The County Dawn*
- Invisible Chains*
*Zugabe