It’s okay to not be okay
Eigentlich ist das Elements of Rock (EOR) trotz seiner 20-jährigen Geschichte unter dem Szene-Radar geblieben. Dabei lockt das Indoor-Festival jährlich zwischen 300 und 500 Besucher in den Stadthofsaal von Uster. Jeweils um den Frühlingsanfang kommt man während zwei Tagen in den Genuss von rund 12 Bands aus der extremen Ecke verzerrter Gitarrenklänge. Doch hier wird die Subkultur des Rock und Metal durch eine Komponente ergänzt, welche die Gemüter spaltet.
Im Mittelpunkt des EOR stehen Bands mit einem positiven Bezug zum christlichen Glauben. Am selben Event finden gemäss separatem Programm sowohl Gottesdienste wie auch Workshops statt. Wo sich der eine von diesem speziellen Paket abschrecken lässt, findet der andere ein Zuhause. In der Gesellschaft verpönte Teufelsmusik trifft auf Gott – so krass können Gegensätze sein. Metal war, ist und bleibt eine Kultur der Extreme.
Was also kann man von einem EOR erwarten? Welche Leute finden an jenem Wochenende den Weg in den Stadthofsaal von Uster? Wie der Wasteland-Warrior auf dem Flyer haben sich Kollege Friedemann und ich (Rossi) für Metalinside auf den Weg gemacht, um dem Geschehen etwas auf den Grund zu gehen.
Musikalisch hat man dieses Jahr im etwas härteren Gewässer gefischt. Ein Blick auf die Running Order macht aber klar, welch grossen Wert man auf Abwechslung legt. Entsprechend sind die verschiedenen Genres optimal im Programm verteilt.
[Friedemann] Das ist schon speziell dieses Festival! Und irgendwie auch interessant. Äusserlich merkt man keinen Unterschied zu vergleichbaren Events, denn die getragene Metal Kluft ist in der Regel schwarz und die Bandnamen der Patches sieht man auch sonst bei irgendeinem Festival irgendwo auf dieser Erde. Aber doch wird gespürt, dass diese Metalgemeinde eine «Blase» bildet, und es für «Aussenstehende» womöglich eine Überwindung ist, dieses Festival zu besuchen.
Für mich ist dieser Event der Beginn der Festival Saison und ausserdem ist Uster für mich gut mit dem ÖV zu erreichen und auch nicht zu weit von meinem Wohnort entfernt. Auch schätze ich hier die freundliche, familiäre Atmosphäre und der Event ist immer sehr gut organisiert. Ausserdem lerne ich fast immer neue Bands kennen und wie schon Rossi erwähnt hat, erwartet den Besucher eine interessante Abwechslung in den Genres.
Elements of Rock 2024 (Tag 1) – Freitag, 15. März 2024
Dieses Jahr ist die Reise nach Uster etwas getrübt. Kaue immer noch am Konzert und an den Umständen des vorherigen Abends am anderen Ende der Schweiz in Genf. Ein Jahreshighlight hätte es werden können. Stattdessen erlebe ich ein sichtlich nobles und zivilisiertes Publikum der Künstlerin gegenüber von seiner ignoranten und zutiefst respektlosen Seite: Loreena McKennitts ausdrückliche Bitte, während dem Konzert keine Bildaufnahmen zu machen, wird wiederholt ignoriert.
Der Kontrast, der mich in Uster erwartet, könnte kaum grösser sein. Je mehr ich mich dem Stadthofsaal nähere, desto mehr vertraute Gestalten und Gesichter kreuzen meinen Weg. Ich atme auf. Als wäre die Zeit am letzten Elements of Rock stehengeblieben, nähere ich mich dem Festivalgelände und nehme meine Batches entgegen. Auch dieses Jahr trage ich die Mitverantwortung am Festival-Merchandise, werde mich aber ebenso für Metalinside entsprechend unters Volk mischen.
Die Stunde zwischen Türöffnung und dem Opening Act zieht nahezu unbemerkt vorbei. Das Foyer füllt sich, der akustische Pegel steigt und die Festivalshirts gehen weg wie warme Weggli. Unter allen bekannten Gesichtern erscheint auch Friedemann. Es bleibt noch kurz Zeit, um begrüssend ein paar Worte zu wechseln, bevor das Festival pünktlich auch musikalisch loslegt.
[Friedemann] Es wird langsam Frühling, aber an diesem Wochenende ist es regnerisch und kühl. Gerade richtig für ein Indoor-Festival, weil dann die Sonne nicht ins Freie lockt. Saint Patrick’s Day ist erst am Sonntag, also lasse ich einen Besuch in diesem Pub am Bahnhof in Uster sausen und komme pünktlich zwischen Türöffnung und Konzertbeginn zum Stadthofsaal. Dort treffe ich schon auf bekannte Gesichter, denn viele Besucher kommen regelmässig nach Uster, um diesen Event zu erleben. Auch der Metalpfarrer ist schon da und er kennt sogar meinen Namen! Der Rossi ist schon fleissig an seinem Verkaufsstand beschäftigt, und so wie ich ihn kenne, ist er exzellent vorbereitet für seinen Bericht über diese Tage. Staune ich doch immer wieder über seine ausgezeichneten Musikkenntnisse in dieser Metal-Szene.
Distant Past
Während im Foyer noch im grossen Stil Wiedersehen gefeiert und sich rege ausgetauscht wird, legen Distant Past ohne Vorankündigung entsprechend bernisch los: Mit traditionell ausgerichtetem Heavy Metal locken sie die Menge langsam, aber sicher vor die Bühne. Die Herren aus meinem Beinahe-Nachbarort sprechen nicht nur denselben Dialekt, auch musikalisch treffen sie meinen Nerv.
Mit einem neuen Song aus ihrem bald erscheinenden Album «Solaris» zeigt sich das Quintett sofort von seiner besten Seite. Überhaupt kommt man heute gleich dreimal in den Genuss von neuen Songs. Optimal eingebettet im Material der beiden letzten Scheiben schreit diese Livepremiere förmlich «Her mit dem Ding!». Die gut gelaunte Truppe gibt sich sehr spielfreudig und routiniert und pustet dadurch den Alltagsstaub von der Seele. Damit hat Distant Past das Publikum sofort im Sack. Die Songs sind abwechslungsreich und durch die differenzierte Abmischung kommen diese sehr dynamisch und frisch von der Bühne.
Stilistisch erinnern Distant Past bisweilen an U.S. Metal Kult-Grössen wie Helstar oder Liege Lord, hören sich aber auch den einheimischen Emerald nicht unähnlich an. Nicht von ungefähr, da sowohl Basser und Mastermind Adriano Troiano wie auch Sänger JayJay dort ihre Sporen verdient haben. Tatsache ist, dass man am EOR schon lange nicht mehr so starken Heavy Metal der alten Schule gehört hat – als Opening Act des gesamten Festivals vermutlich noch nie. Welch überraschender, grossartiger Einstieg! Und irgendwie macht sich da auch etwas vom eigenen Berner-Stolz breit …
[Friedemann] Was mir zuerst auffällt, sind die vielen Kinder im Kindergartenalter vor der Bühne! Aber das sollte ich ja eigentlich schon gewohnt sein von den letzten Jahren, dass es sich beim EOR sozusagen auch um ein Familienfest handelt.
Aber nun zur Band! Die hohe Gesangsstimme von Frontmann Jvo Julmy Ist nicht so mein Ding. Aber wie Rossi schon schreibt, ist das halt Heavy Metal der alten Schule und dann muss dies so klingen. Als «Opener» bei einem Festival hat man es nicht immer leicht. Aber hier werden die Zuhörer abgeholt und entsprechend gefeiert. Für mich ein gelungener Einstieg in die Festivaltage.
Fotos Distant Past – Elements of Rock 2024
Hypersonic
Nach einem herrlichen musikalischen Aufenthalt in meiner Wahlheimat werde ich mit Hypersonic zu meinen Wurzeln versetzt. Ich komme also Schlag auf Schlag auf meine kulturellen Kosten. Auch musikalisch schimmern beim sizilianischen Quintett unverkennbar italienische Attribute hindurch.
Bereits zum dritten Mal tritt die mediterrane Sympathie und Charme versprühende Band am EOR auf: 2012 an ihrer EOR-Premiere mit dem Debut «Fallen Melodies» und 2017 mit dem Nachfolger «Existentia» im Gepäck. Ihr AOR-lastiger Symphonic Power Metal kommt dermassen gut an, dass ein Wiedersehen am EOR nur eine Frage der Zeit wird. Doch heuer wird man überrascht – und zwar gleich mehrfach.
Nicht nur optisch kommt die Band düsterer daher, auch musikalisch fährt man mit einer deutlich ernsteren Seite auf: In einer progressiveren und wesentlich härteren Ausrichtung wird das neue Album «Kaosmogonia» zum Besten gegeben. Neuzugang Eleonora Russo kann damit schon mal ihre gesanglichen Künste beachtlich unter Beweis stellen. Aber auch konzeptuell fügt sie sich perfekt ein. Hätte man bis vor kurzem in etwa Sonata Arctica als Vergleich heranziehen können, so erinnern mich die neuen Kompositionen vermehrt an eine eigenständige Version von Epica. Und dies technisch live vorzüglich umgesetzt! Ich bleibe echt beeindruckt in der Menge stehen, als ich höre und sehe, mit welch gewaltiger Entwicklung sich die Band insgesamt hier heute Abend präsentiert. Anhand der Menge und dem Beifall im Saal wird mir klar, dass ich damit bei weitem nicht der Einzige bin.
Doch zu alldem setzen die Freunde aus dem Süden noch eins obendrauf: Das Album, das offiziell erst am 12. April erscheinen soll, ist exklusiv fürs EOR mitgewandert und kann nach dem Auftritt am Merchtisch ergattert werden. Das nenn ich mal sizilianische Grosszügigkeit par excellence!
«Das EOR und die Schweiz sind unser zweites Zuhause», meinen Salvo und Emanuele nach ihrem Auftritt, während sie mir das neue Album signieren und vom Publikum und von der Festivalatmosphäre schwärmen. Darauf bleibt nur noch eines zu sagen: Grazie mille – bis hoffentlich bald wieder!
[Friedemann] Sehr symphonisch ist diese Darbietung und das gefällt mir ausgezeichnet. Leider muss ich mich auf das Fotografieren konzentrieren und so entgeht mir ein grosser Teil des Konzerts. Vielleicht nicht optimal gewählt das Korsett der Sängerin, denn die gut gebaute Oberweite wird mit diesem Kleidungsstück übertrieben betont! Musikalisch erinnert mich die Darbietung auch sehr an Epica. Da stimme ich mit dem Rossi überein.
Vor allem der klare Gesang der Sängerin ist sehr ausdrucksvoll. Ein starker Auftritt kann ich da nur sagen.
Fotos Hypersonic – Elements of Rock 2024
Death Therapy
Die Umbaupause kommt mir grad gelegen, Zeit für Hopfensaft und was zum Beissen. Nach wie vor gehen die Festivalshirts zahlreich über den Merchtisch und es herrscht wieder heiteres Austauschen im Foyer. Am Merchtisch sind wir ins Gespräch vertieft und beinahe wäre mir entgangen, dass bereits die nächste Combo auf der Bühne steht.
Death Therapy aus den USA sind mir seit ihrem ersten EOR-Auftritt im Jahr 2018 vor allem experimentell in Erinnerung geblieben. Musikalisch blieb da bei mir von diesem ursprünglichen Soloprojekt so viel wie nix hängen. Im Vorfeld bin ich eher damit beschäftigt, mich über das Projekt lustig zu machen. Doch diesmal erwecken die ersten Klänge meine Neugier und ich mische mich gwunderig unters Bühnenvolk.
Wie 2018 präsentiert sich nur Jason Wisdom zusammen mit einem Session-Drummer. Alle anderen Instrumente und Effekte werden ab Samples gespielt. Und wieder weiss ich nicht, was ich davon halten soll. Könnte man nicht genauso einen Deejay auf die Bühne stellen und ihn Musik auflegen lassen? Ist das echt euer Ernst? – «We are too few members to be serious», meint Jason selbstironisch nach dem ersten Stück. Ich fühle mich einerseits ertappt und gleichzeitig feiere ich diesen trockenen Humor. 1:0 für Jason. Und bevor meine Gedanken an der nächsten Nörgelei herumstudieren, kommt mir Jason zuvor: «We do Heavy Something.» 2:0.
Zwar verwirrt mich das Ganze sowohl musikalisch wie optisch immer noch, aber mit der nächsten Aussage trifft Jason zum 3:0: «You are not alone. It’s okay to not be okay.»
Für einen Moment vergesse ich, ob Death Therapy nun mehr oder weniger in mein musikalisches Beuteschema passt. Ich sehe all die verschiedenen Leute mit all dem, was sie mit sich tragen – sichtbar und unsichtbar. Egal, womit sie hergekommen sind oder wie ihnen zumute ist, hier sind sie nicht mehr allein. Hier ist man umgeben von Gleichgesinnten – unabhängig davon, wie man die Haare trägt, welches Shirt man angezogen hat oder ob man mit einer Battle Vest herumläuft. Hier gibt es kein Ideal.
Und so muss ich mich an der eigenen Nase nehmen: Es ist ok, wenn man als Band in meinen Augen nicht ok ist bzw. man im ersten Moment nicht in mein eingeschränktes Bild passt. Es hat seinen bestimmten Zweck. Death Therapy haben genau das am diesjährigen EOR mit ihrem Industrial / Groove Metal bewirkt.
[Friedemann] Auf das Wesentliche reduziert! Das ist mein erster Eindruck, denn es gibt nur Bass und Schlagzeug. Und einen Entertainer aus Georgia, USA, der witzige Sprüche macht und dabei sein Publikum abholt. Aber es funktioniert und ich bin begeistert von der «Einfachheit» der Musik. Für mich bis jetzt die «Band des Tages».
Fotos Death Therapy – Elements of Rock 2024
Slechtvalk
Offenbar hat der Auftritt von Death Therapy hohe Wellen geworfen, denn während der Umbaupause laufen die Gespräche heiss um die polarisierende Kapelle. Es wird diskutiert, philosophiert, gefachsimpelt und herzhaft gelacht – alles in einem gewohnt ausufernden, aber konstruktiven Rahmen. Dabei steigt die Spannung auf den bevorstehenden Headliner vom heutigen Abend.
Slechtvalk (dt. Wanderfalke) sind alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Bereits zum sechsten Mal beehren die Holländer das EOR. Kenner wissen das schon lange und sind mit ihren Slechtvalk-Shirts nach Uster gepilgert. Einige sind sogar in Kampfmontur mit Springerstiefeln und Camouflagehose anzutreffen. Alles bereit für die imaginäre Schlacht vor der Bühne?
Der Wanderfalke wird losgelassen und es fliegen die Fetzen. Ohne Vorwarnung. Gnadenlos und kompromisslos hämmern Slechtvalk ihren melodischen Epic Black Metal auf die Menge ein. Doch statt belanglos in einer sinnlosen Prügelei unterzugehen, entwickelt sich der Sound zu einem unwiderstehlich atmosphärischen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Es wird klar, dass die Schlacht, die hier ausgetragen wird, nicht gegen Fleisch und Blut ist. Es ist ein Schlachtfeld der Gedanken, ein Blick in die menschlichen Abgründe. Wer sich intensiver mit den Texten befasst (besonders mit dem Album «A Forlorn Throne»), entdeckt darin die Kämpfe im Umgang mit Depression. Und da haben wir’s wieder: Man ist damit nicht allein, selbst in der grössten Schlacht nicht. Und dass um diese Uhrzeit (es ist immerhin kurz vor Mitternacht) noch so viele Leute jeglicher Couleur und jeden Alters dabei sind und mitgerissen werden, spricht wiederum für sich.
Personell hat es auf das neue Album hin ein paar kleine Umstellungen und Änderungen gegeben, weshalb man heute nur zu viert auf der Bühne steht. Doch siehe da, zwischen vier schwarzgekleideten Gestalten mit Nieten und Gesichtsbemalung erscheint plötzlich ein bekanntes EOR-Gesicht auf der Bühne – nur beinahe unauffällig mit Jeans und rotem Shirt: Claudio Enzler (u.a. Sacrificium, Thy Bleeding Skies) steuert mit seinem unverkennbaren Growl einen tatkräftigen Gastauftritt bei.
Damit ist die Stimmung am Höhepunkt angelangt, was zunehmend mit lautem Beifall und am Schluss bandseitig mit einem Bühne-Publikumsfoto verdankt wird. Der Wanderfalke verlässt als ein mehr als würdiger Headliner die Bühne.
[Friedemann] Cooler Black Metal wird geboten, wobei für mich aber jeder Song sehr ähnlich klingt. Und schön angemalt sind die Musiker oder Wikinger, wie es sich für diese Musik gehört. Auch das Publikum ist begeistert, hier und da werden die Köpfe geschüttelt und dazu fliegen mächtig die Haare.
Fotos Slechtvalk – Elements of Rock 2024
NatusSumMori
Normalerweise würde man nach einem solchen Abend mit dieser Intensität an Musik langsam herunterfahren und auf das Sandmännchen warten, um irgendwann in angenehmen Träumen zu verweilen. Das Foyer ist zwar noch gut gefüllt, aber vereinzelt scheint Aufbruchstimmung aufzukommen und am Merchtisch läuft praktisch nichts mehr. Doch für die Gutenachtgeschichte ist es noch zu früh …
Als letzte Band des ersten Festivaltages stehen die sächsischen NatusSumMori auf dem Programm. Eine mir bis dato völlig unbekannte Band, die nun die Stadthofsaalbühne mit ihren Instrumenten und schmucken Bühnenornamenten einnimmt. Vermutlich hatte der Soundtechniker bereits Albträume, als ihm bekannt wurde, eine 8-köpfige Band (eigentlich 10, Bassist und Flötistin sind familienbedingt abwesend) abmischen zu müssen. Doch der Herr an den Reglern verdient hier eine besondere Erwähnung: Hatte ich mir im Vorfeld bei einer Kapelle dieses Umfangs einen regelrechten Soundmatsch vorgestellt, werde ich hier nachts um halb eins glatt umgehauen.
Mit Glockengeläut wird man in den Konzertsaal zur «Missa Mori» (dt. Totenmesse, gleichzeitig Titel vom Debut-Album) eingeladen. Auf ein stimmiges Intro folgt der Opener ‹Erwachen› und ich bleibe fasziniert wie angewurzelt stehen. Ein wohliger Schauer überkommt mich, es geht mir durch Mark und Bein. Aus einer Mischung von Folk/Death/Black Metal, Mittelalter-Rock und Klassik erzeugt die Kapelle eine surreale, opernhafte Atmosphäre mit ungebändigter Power. Und so brechen beim angekündigten Song ‹König› bei mir alle Dämme: Packend und tiefgreifend sowie überwältigend und entrückend zugleich – so stelle ich mir eine Messe bzw. einen Gottesdienst vor.
Jedes Instrument – sei es Gitarre oder Violine, Harfe oder Keyboard, Cello oder Bass, Schlagzeug oder Gesang – kommt aufgeräumt und glasklar rüber, als Ganzes mit herrlich wohltuendem Druck. Die Kompositionen reichen von rein instrumentalen, zuweilen barocken Einlagen bis in die extremen Metal-Kontraste von Klargesang und Growling. Es ist offensichtlich, dass hier talentierte und leidenschaftliche Musikerinnen und Musiker mit einem klar definierten Konzept am Werk sind. Dass deutsch gesungen wird, mag gewöhnungsbedürftig sein, aber der Musik tut dies in keinerlei Weise einen Abbruch – im Gegenteil: Es wirkt alles wie aus einem Guss.
Der Saal ist für die Uhrzeit nicht nur überdurchschnittlich gut gefüllt, auch die Stimmung ist hervorragend – für eine Rausschmeissband das grösste Kompliment. Auch ich habe ganz vergessen, dass ich in anderen Jahren um diese Zeit schon weitaus müdere Beine und bereits etwas Traumsand abbekommen hatte. Heute ist das einfach unmöglich, denn NatusSumMori lassen mich mit ihrem grossartigen Auftritt alle Strapazen vergessen. Für mich DIE Überraschung und mein persönliches Highlight am ersten Festivalabend!
In der Vorfreude auf einen weiteren Festivaltag verlasse ich den Stadthofsaal Richtung Hotel. Es ist definitiv Zeit für die Gutenachtgeschichte – und da hat der heutige Tag mehr als genug zu erzählen.
[Friedemann] Gothic Metal ist mein erster Gedanke, wenn ich die schönen Gewänder und die verschiedenen klassischen Instrumente sehe. Oder doch Mittelalter Metal? Schade nur, dass die Musiker mit wenig Licht auf der Bühne stehen. Sie hätten es wirklich verdient, ins rechte Licht gerückt zu werden.
In der Musik ist viel Harmonie und die Gesänge klingen wie in einer Oper. Und als Kontrast dazu passt der Growlgesang vom Leadsänger ausgezeichnet. Das passt wirklich perfekt! Wenn ich nicht diesen Fotografen-Job hätte, würde ich mich von der Musik treiben lassen. Und so verpasse ich meinen ersten Zug nach Hause mit dem Nachtnetz. Aber macht ja nix, in einer Stunde fährt schon der nächste!
Fotos NatusSumMori – Elements of Rock 2024
Elements of Rock 2024 (Tag 2) – Samstag, 16. März 2024
Nach einer geruhsamen Nacht beginnt der Tag an einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Keine Eile, alles mit Weile ist die Devise. Ein ausgedehnter Spaziergang abseits vom Stadtrummel lässt meinen inneren Akku aufladen. Erst recht, wenn bei windigem Wetter nach einer regnerischen Nacht die Sonne sich durch die Wolken streckt und monumentales Live-Kino in 4D erzeugt. Dabei auf einer Anhöhe stehen und einer Handvoll Rotmilanen in greifbarer Nähe bei ihrem eleganten Flugspiel zusehen – der perfekte Soundtrack auch ohne Musik.
Dass sich ein ähnliches Naturspektakel in einem anderen Land fatal aufs Elements of Rock auswirken könnte, daran denke ich in dem Moment nicht. Doch wie ich eine halbe Stunde vor Türöffnung zum Merchtisch komme, erreicht mich eine unglückliche Nachricht: In Oslo gab’s in der Nacht einen Schneesturm und sämtliche Flüge wurden gestrichen. Darunter auch der, der den Headliner vom Samstag hätte nach Uster bringen sollen. Extol stecken in Norwegen fest, während das OK-Team verzweifelt nach Plan B und C sucht und sich berät. Frust und eine bedrückte Stimmung breiten sich aus, auch wenn noch keine offizielle Meldung herausgegangen ist. Man wartet ungeduldig auf Neuigkeiten, doch das Programm läuft vorerst mal nach Plan.
[Friedemann] Nach Ausschlafen und schon mal die ersten Fotos vom Vortag betrachten, ist es für mich bald wieder Zeit für die Fahrt nach Uster. Von der Misere wegen Extol bekomme ich erst zu hören, als es offiziell verkündet wird. Ich bin also noch ganz unbefangen!
Amber
Von diesem herben Dämpfer muss ich mich erstmal erholen. So versuche ich es wegzustecken, indem ich es mit einem Schluck Musik runterspüle. Amber aus dem Züri Oberland legen pünktlich mit ihrem Eröffnungsset los. Eine ganze Stunde Spielzeit steht der einheimischen Truppe zur Verfügung. Laut Programm sind die Spielzeiten heute bei allen Bands gleich, was mich etwas irritiert. Sei’s drum.
Amber scheint eine rein lokale Liveband zu sein, da die Internetsuchmaschine bei der Eingabe von Amber zuallererst Amber Heard empfiehlt. Auch bei einer konkreteren Suche bleibe ich zumindest musikalisch erfolglos. Umso mehr bin ich gespannt, was die Herren auf der Bühne zu bieten haben. Erinnere mich noch vage an ihren Auftritt an einer Emerging Metal Night im Jahr 2014. Doch unterdessen hat sich musikalisch so einiges getan und alles klingt wesentlich routinierter und homogener.
Die Jungs präsentieren sich mit solidem Hardrock, der immer wieder an AC/DC oder Led Zeppelin, aber auch mal an die rockigen Sachen von Lenny Kravitz erinnert. Der Sound ist griffig und der Sänger sticht immer wieder positiv heraus, selbst wenn sich die Songs schnell abnützen. Vielleicht wäre dies bei einer kürzeren Spielzeit nicht ins Gewicht gefallen, wer weiss. Jedenfalls ein guter Einstieg in den späten Nami, der heute bereits zu Beginn einen gut gefüllten Saal bei guter Laune erlebt. Ein Blick nach draussen klärt auf: Es regnet und der obligate Parkaufenthalt wurde frühzeitig in den Stadthofsaal verlegt.
Meine Frage ist nur, wie lange die gute Laune noch anhält in Anbetracht der Umstände rund um Extol …
[Friedemann] Amber – da denke ich zuerst einmal an die Farbe einer Biersorte! Aber die erste Band an diesem Samstag heisst wirklich so! Die Kindergartenfraktion ist an diesem Nachmittag auch schon vollzählig und besetzt die besten Plätze. Ein BH fliegt zu Beginn des Sets ganz unerwartet auf die Bühne und mit diesem Ereignis sind die Musiker grad etwas überfordert. Was erwartet mich hier? Wir sind doch nicht bei Steel Panther! Es bleibt aber bei diesem einzigen Damenwäsche-Wurf.
Und was für ein prachtvolles Licht auf der Bühne bei Amber! Der Lichtmischer-Mensch hat endlich den Schalter für das Licht gefunden. Als ich mich später dafür bedanke, erfahre ich, dass der «Lehrling» die Knöpfe bedienen durfte. Zur Musik hat der Rossi ja schon alles gesagt. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Fotos Amber – Elements of Rock 2024
Primal
Am Festival-Merchstand wurden die Festivalshirts praktisch leergekauft. Das Sujet mit dem Wasteland-Warrior ist ein totaler Renner und es folgt noch die Jagd auf die letzten Festivalposter.
Auch vor der Bühne kommt immer mehr Stimmung auf. Primal aus dem sonnigen Kalifornien sind dafür verantwortlich. Als eine Art Supergroup aus Mitgliedern von Hirax, Deliverance, V8 und Steel Vengeance schmiedet das Quartett traditionellen US-amerikanischen Stahl mit thrashigen Anleihen. Musikalisch und vor allem technisch ein absoluter Leckerbissen. Drummer Jorge Iacobellis ist mit seinen 67 Lenzen ein echtes Biest hinter seinem Kit, was Tieftöner Cesar Ceregatti präzise nachdrückt. Gitarrist Glenn Rogers – er dürfte vielen von seinen Diensten bei Deliverance bekannt sein – präsentiert sich heute Abend in absoluter Spiellaune.
Primal spielen tight, sehr routiniert und auch Sänger Alberto Zamarbide gibt sich tonsicher. Allerdings geht seine Stimmlage im technisch dynamischen Sound der Band immer wieder etwas unter und wirkt gelegentlich anstrengend auf mich. Unter dem Strich wird sehr solide Endzeitstimmungs-Mucke geboten, die das Publikum zu begeistern weiss.
[Friedemann] Ich muss sagen, die älteren Herren auf der Bühne rocken ganz schön ab. Klar, sie hüpfen nicht wie junge Stiere herum, aber an den Instrumenten zeigen sie ihr ganzes Können. Eine solide Leistung. Mir gefällts! Was der Drummer mit seinem Lämpchen an der Mütze anstellt? Ist doch hoffentlich nicht zum Noten lesen?
Als der Sänger einem Kind aus Jux das Kuscheltier klaut und mit auf die Bühne nimmt, bahnt sich fast eine Tragödie an. Aber die Mama kann ihr Kind schnell trösten und das Stoffdings wird dann auch schnell wieder zurückgegeben.
Fotos Primal – Elements of Rock 2024
Extol
«Hallo zusammen! Geniesst ihr das EOR?» Präsident Mike Hauser steigt vor dem nächsten Bandauftritt auf die Bühne und verkündet, was Organisationskomitee und Helfer bereits wissen: Extol werden heute nicht auftreten können. Wenn ich denke, wie viele Leute nur wegen diesem aussergewöhnlichen Headliner hergepilgert sind, wird es mir für einen Moment echt mulmig. Die Stimmung droht in einem Augenblick zu kippen.
Doch ich erlebe ein Wunder. Keine Buh- oder Oh-Nein-Rufe, nur aufmunternden Applaus für ein OK-Team, das alles in seiner Macht Mögliche getan hat. Und ich erinnere mich wieder: «You are not alone. It’s okay to not be okay.»
[Friedemann] Das ist sofort auch mein Gedanke, nach der Ansage, dass Extol nicht auftreten können. Keine Protestrufe, keine Flüche! (Gut, das gibt es hier ja eh nicht). Aber dass der Enttäuschung so wenig Ausdruck gegeben wird, ist schon eigenartig!
Signum Regis
Zum sechsten Mal betreten Signum Regis eine Schweizer Bühne, dreimal davon am Elements of Rock. Jedes Mal haben sie für Begeisterung gesorgt und können mittlerweile auf eine stetig wachsende Fangemeinde zurückblicken. Diese haben sich heute unverkennbar mit Patch und Shirt unters Volk und mittlerweile vor die Bühne gemischt. Aus den Boxen erklingt das Intro, um das slowakische Quintett auf den Plan zu rufen. Spannung und Puls steigen und die Stimmung rast mit dem Erscheinen der Band und dem ersten gespielten Ton auf den Höhepunkt.
Auch wenn man die Songs nicht kennt, verstehen es Signum Regis mit ihrem technisch melodischen Power Metal, das Festivalvolk sofort mitzureissen. Zwar performt Sänger Jota Fortinho für meinen Geschmack gelegentlich an der Grenze von over-the-top, weiss dafür mit seinem Stimmumfang zu überzeugen. Überhaupt erlebt man hier eine perfekt eingespielte Band, die offensichtlich nie aufhört, an sich zu arbeiten. Besonders Gitarrist Filip Kolus und Bassist Ronnie König fallen immer wieder als filigran präzise Techniker auf.
Die Setlist hat das neue Album zum Mittelpunkt, was man auch dem imposanten Backdrop entnehmen kann. Die Songs kommen live genauso wie dazumal das Album auf Anhieb gut an. Auch die Abstecher in ältere Songs fügen sich nahtlos ins Konzept ein. Es wird mitgesungen, gebangt, im Takt mit «Hey!»-Rufen angespornt und frenetisch zugejubelt – welche eine Wahnsinnsstimmung! Ein besonderer Leckerbissen sind für mich die Songs aus der EP «Through The Storm». So werden ‹Through The Storm› und ‹My Guide In The Night› zu meinen Highlights, bei denen es mich komplett aus den Socken haut.
Viel zu schnell ist der Zauber wieder vorbei. Ungläubig schaut man der Band hinterher, während sie sich verabschiedet. Das Publikum lässt nicht locker. Und da im Programm eine zeitliche Lücke entstanden ist, bleibt Signum Regis noch Raum für eine Zugabe – ja, sogar noch für eine zweite … der Saal kocht.
Mit dem Verschenken von Picks, Drumsticks und Setlist und dem obligaten Foto verlassen fünf strahlende Herren die Bühne. So bleibt mir nur noch eines zu sagen: Auf Signum Regis ist Verlass – Danke, meine Freunde!
[Friedemann] Power Metal ist schon eine fröhliche Musik, da muss ich dem Metalinside-Kollegen Kaufi recht geben. Bei dieser Darbietung von Signum Regis sind die Zuhörer begeistert und tanzen und klatschen nach den Tönen. Ist ja auch bekannt hier diese Combo, denn wie Rossi schreibt sind sie schon das dritte Mal hier in Uster beim EOR. Aber für mich muss es nicht immer Power Metal sein und darum bin ich froh um die Abwechslung an Metal Genres die hier an diesem Festival geboten werden.
Fotos Signum Regis – Elements of Rock 2024
Becoming the Archetype
Die Umbaupause kommt mir grad gelegen, um meine Stimmbänder zu befeuchten und etwas zwischen die Zähne zu kriegen. In Unterhaltungen vertieft, registriere ich kaum, dass bereits die nächste Band angefangen hat zu spielen. Moment, irgendwie kommt mir die Musik vertraut vor. Ein Blick auf die Bühne und der Fall ist klar: Jason Wisdom, am Freitag noch mit Death Therapy am Werk, steht erneut mit Bass bewaffnet auf der Bühne. Diesmal mit Becoming the Archetype, seiner ersten Band. Somit erlebt man heute Abend eine erweiterte Form von Death Therapy? Jein.
Während Death Therapy tendenziell dem Industrial Metal zuzuordnen ist, geht es bei Becoming the Archetype wesentlich handwerklicher zur Sache. Musikalisch gibt es zwar gewisse Überschneidungen, wenn es experimentell und groovig wird, ansonsten sind es zwei Paar Stiefel. Was hingegen analog ist, sind die humoristischen Einlagen zwischen den Songs. Man muss den Kerl auf seine Art einfach mögen.
Musikalisch kann ich dem Ganzen nicht viel abgewinnen, da es mich zu wenig abholt. Was mir hingegen Freude macht, ist dem Publikum zuzusehen. So viel Spass, Begeisterung und Gelöstheit auf einem Haufen zu sehen, ist einfach nur herrlich. Selbst das Pogen ist aus sicherer Distanz schön anzusehen und zeigt in diesem Fall, welch grosses Kompliment das für die jeweilige Band ist.
War bei Signum Regis die Stimmung vor allem akustisch an einem gefühlten Höhepunkt angelangt, so drückt es sich hier in heiterer Herumschubserei aus. Hoffentlich ist Friedemann vorne an der Bühne verschont geblieben …
[Friedemann] Ha! Das ist ja wieder dieser amerikanische Entertainer (man verzeihe mir diesen Ausdruck) auf der Bühne. Habe ihn doch schon gestern als (fast) Alleinunterhalter gesehen mit seinem Bass. Heute sind noch ein paar Musiker an seiner Seite und auch der Musikstil leicht verändert wie Rossi es schon erwähnt. So gibt es auch dazwischen mal ein Ständchen am Piano. Leider ist es nicht hell genug für ein paar Fotos von der pogenden Meute. Schade, denn das ist für mich oft ein Höhepunkt, die Begeisterung der Besucher einzufangen. Nach einem richtigen Schubser habe ich mich dann aber mit meiner Kamera in Sicherheit gebracht.
Fotos Becoming the Archetype – Elements of Rock 2024
Thy Bleeding Skies
Mit Thy Bleeding Skies entert bereits die letzte Band die Bühne des Elements of Rock 2024. Um rund eine Stunde nach vorne verschoben, wird der Auftritt der Schwaben zu einem heimlichen Headliner-Auftritt. Ein Heimspiel ist es ohnehin, zumal Frontmann Claudio Enzler aufgrund seiner mehrfachen Bandaktivitäten ein EOR-Dauergast ist. So wird sich der regelmässige Besucher an seinen Auftritt mit Sacrificium am letztjährigen EOR erinnern. Allein mit Thy Bleeding Skies steht er heute zum dritten Mal auf der Festivalbühne. Und wer ihn kennt, der weiss, dass es musikalisch deftige Prügel gibt.
Zwar hält sich die Mucke von Thy Bleeding Skies mehrheitlich im Mid-Tempo, dafür donnert es umso angenehmer in den tiefen Regionen – die Dampfwalze lässt grüssen. Das Bolt-Thrower-Shirt des einen Gitarristen verrät die musikalische Referenz, mit der man das Quintett durchaus vergleichen kann.
Das Publikum ist immer noch bestens bei Laune und bereit, den Stadthofsaal zu Kleinholz zu machen. Der schleppend reisserische Melodic Death Metal, der von der Bühne donnert, erweckt selbst den müdesten Knochen zu neuem Leben und packt die Menge nochmals am Schopf. Da stampft der Fuss mit, es wird mitgenickt, gebangt und die Haare werden zur Windmühle. Claudio braucht da nix anzusagen oder anzuspornen, es geschieht von selbst und auf Augenhöhe mit dem Publikum. Kein Wunder, dass es vollkommen normal ist, dass man mitten im Song von der Bühne steigt und weitersingt, unterwegs grüssend ins Foyer zur Bar spaziert und in einer Selbstverständlichkeit mit einem vollen Becher zurückkehrt. Ich feiere sowas einfach!
Irgendwann klettert Markus Neh von Triuwint noch auf die Bühne und growlt mit Claudio um die Wette. Ein Duell, das man vor einem Jahr auch schon erleben durfte und nun zum bebenden Finale des diesjährigen EOR wird. Thy Bleeding Skies verabschieden sich als würdiger Ergänzungs-Headliner.
Mit diesem etwas früheren Abschluss kommt auch bei mir Aufbruchstimmung auf. Wie üblich decken wir den Merchtisch ab, um ihn dann morgen in aller Ruhe zu räumen. Im Rummel entgeht mir völlig, dass im Saal noch ein spontanes Ersatzprogramm stattfindet: Silas aka Quirill an der Gitarre und Lisa mit der Violine lassen den Abend mit Irish Folk ausklingen. Schade darum, das hätte ich genossen.
[Friedemann] Den Sänger mit seinem unverkennbaren schwäbischen Akzent kenne ich ja noch vom letzten Jahr. Das ist derjenige, der immer mal wieder einen Ausflug zur Bar-Theke unternimmt. Frontmann Claudio Enzler scheut auch nicht den Kontakt zu seinen Fans und scheint hier auch sonst sehr beliebt zu sein. Eine junge Dame im Publikum drückt ihre Begeisterung damit aus, dass sie im Dauermodus das ganze Set filmt.
Wegen dem Ausfall von Extol ist heute früher Schluss und so schaffe ich es auf den ersten Zug vom Nachtnetz. Leider bekomme ich dadurch nicht mit, dass es doch noch ein spontanes Akustik-Set als Abschluss des Festivals gibt. Irische Musik! Das passt ja zum heutigen Saint Patrick’s Day. Schade, dass ich dies verpasste.
Fotos Thy Bleeding Skies – Elements of Rock 2024
Das Fanzit zum Elements of Rock 2024
Seit 2010 bin ich regelmässiger Gast am Elements of Rock. Und genau wie damals ist es auch heute: Stell dir vor, du betrittst als Alleinanreisender ein Festivalgelände und fühlst dich keine einzige Sekunde als ein Fremder. Mehr noch: Mit deiner Musik und deiner Eigenart bist du vorbehaltlos angekommen, dein Anderssein ist hier legitim und du bist damit nicht allein. In der Rocker- und Metallerwelt ist das alles seit jeher ein ungeschriebener Kodex, der aber zunehmend verschwindet. Doch hier am Elements of Rock lebt und erlebt man es – hoffentlich noch lange!
Somit ist auch die 19. Ausgabe des Elements of Rock bereits Geschichte. Ein hervorragend organisiertes Team schafft Raum für elektrisierende Musik, die mit viel Abwechslung und Überraschungen aufwartet. Wie immer bürgt das EOR für eine freundschaftliche und familiäre Festivalatmosphäre, wo sich Musiker und Besucher auf Augenhöhe begegnen. Das hält selbst schicksalhaften Stürmen wie der kurzfristigen Absage des Headliners stand. Das ist echt beeindruckend, sowohl vonseiten des Organisators wie auch der Besucher.
Jedenfalls freue ich mich jetzt schon auf die Jubiläumsausgabe von 2025!
[Friedemann] Leider werden die Zuschauer oft von den Scheinwerfern geblendet und das ist auch zum Fotografieren nicht so einfach. Trotzdem hat die gut organisierte Veranstaltung in dieser überschaubaren, familiären Atmosphäre auch diesmal wieder viel Spass gemacht.