Metalinside.ch - Judas Priest - Basel St. Jakobshalle 2024 - Foto Kaufi
Mi, 3. April 2024

Judas Priest, Saxon, Uriah Heep

St. Jakobshalle (Basel, CH)
/ / 18.04.2024

Legenden Hattrick

Judas Priest, Saxon und Uriah Heep an einem Abend – so viel geballte britische Power hat man wohl selten zusammen gesehen. Und nebenbei wird noch die Beichte abgelegt…

Die Metal Fans dieser Welt (oder zumindest von Europa) durften sich vor einigen Jahren auf grossartige Konzerte freuen. So waren Shows von Ozzy Osbourne angekündigt, mit Judas Priest im Vorprogramm. Und als der Prince of Darkness ausfiel, sollten die Priester mit den Saxon zusammen auftreten. Aus verschiedenen Gründen fiel das aber bekanntlich alles ins Wasser. Doch 2024 wird alles anders…

Kaufi: Weit über 8‘000 Zuschauer (darunter einige Metalinsider… danke schon mal an Dutti und Rossi für die Ergänzungen!) pilgern an diesem Mittwochabend nach Basel. Ziel ist die St. Jakobshalle, die eigentlich wohl mehr für Tennis als Konzerte bekannt ist. Auch wenn hier allerdings schon Grössen wie Iron Maiden oder Nightwish zu Gast waren. Und heute sind nun gleich drei legendäre und wegweisende Bands hier, die in der Nordwestschweiz für Furore sorgen werden – daran zweifelt kaum jemand…

Dutti: Heavy Birthday, lieber Kaufi! Die Metal-Welt hätte dir wohl kaum ein schöneres Paket für deinen persönlichen Jubeltag zusammenschnüren können. Für diese drei Kaliber (und natürlich auch deine Wenigkeit) reist man gerne nach Basel. Ich persönlich war zwar schon länger nicht mehr in der «Joggelihalle» zu Gast, aber das wird schon irgendwie hinhauen. Die dargebotene Affiche erweist sich jedenfalls als unumstösslicher Publikumsmagnet. Mit einer rappelvollen Hütte ist definitiv zu rechnen!

Glücklicherweise wagen sich aber kurz vor dem Auftritt des ersten Acts noch nicht gleich alle Fans vor die Bühne und so kann man ohne mühseliges Hindurchquetschen oder panischer Atemnot in Ruhe einen geeigneten Standplatz beziehen. Die Beschaffung des nötigen Flüssigkeitshaushaltes verläuft ebenfalls problemlos (das würde sich etwas später jedoch schon bald ändern…).

Legende #1 – Uriah Heep

Kaufi: Es ist erst halb sieben, als in der Halle das erste Mal die Lichter ausgehen. Uriah Heep geben sich die Ehre, und der frühe Start erweist sich als kleiner Nachteil, denn noch sind lange nicht alle Fans eingetroffen. Doch davon lassen sich das letzte Originalmitglied Mick Box und seine Truppe nicht beirren und starten gleich mal mit „Save Me Tonight“, einem Track vom letztjährigen Output „Chaos & Color“.

Fronter Bernie Shaw erwähnt zwischendurch, dass heute über 150 (!!) Jahre an Heavy Metal Geschichte auf der Bühne steht. Schon krass! Und wenn man sieht, was diese „alten Säcke“ (positiv gemeint!) noch drauf haben, ist das verdammt beeindruckend. Angetrieben von einem äusserst spielfreudigen Russell Gilbrook an den Drums, lassen sich auch Box, Shaw, Tieftöner Davey Rimmer und Tastenmann Phil Lanzon nicht lumpen und versprühen beste Laune.

Ich beichte: In all den Jahren, die ich nun Konzerte und Festivals besuche, ist dies tatsächlich meine erste Begegnung mit Uriah Heep. Zudem bin ich – ganz im Gegensatz zum grössten Teil der Anwesenden – nicht sehr vertraut mit dem Songmaterial. Heep sind einfach nie wirklich auf meinem Radar aufgetaucht, auch wenn ich natürlich ihre drei Überhits kenne. Selbst wenn die Stimmung bisher schon gut war: Ab „Gipsy“ wird es an den meisten Orten wirklich laut.

Während das erwähnte „Gipsy“, „Easy Livin‘“ und offenbar auch andere Tracks einen ganzen Zacken härter gespielt werden als man das von Konserve her kennt, fällt spätestens hier der miese Sound auf. Ob dies dem Mischer geschuldet ist oder der Akustik in der Halle – schwer zu beurteilen. Schade, das wird der Band nicht gerecht! Auch das abschliessende „Lady In Black“ (inbrünstig vom Publikum mitgesungen) geht da soundmässig bachab. Was aber unglaublich viele Leute nicht daran hindert, ihre verdammten Smartphones hochzuhalten, sodass man mitten im Kuchen kaum mehr was sieht von der Band.

Nach knapp 40 Minuten ist Schluss und manch einer hätte gerne noch mehr gehört. An der Performance der Band gibt es absolut nichts auszusetzen, zweifellos ein idealer Anheizer für das, was noch kommen wird.

Dutti: Meine Person durfte Uriah Heep bereits ein paar Mal erleben. Sei es an Festivals oder eben solchen Hallenkonzerten wie heute – die Herrschaften liefern ab und machen Freude. Das könnte wahrlich an dem von Kaufi korrekt eruierten Fakt liegen, dass die einzelnen Kompositionen im Live-Gewand etwas rasanter und kräftiger daherkommen. Russell Gilbrook ist eine Trommel-Bestie und würde wahrscheinlich auch locker zu der einen oder anderen härteren Metal-Kapelle der Neuzeit passen. Und hat schon jemand über das Bühnenbild gesprochen? Das Cover des aktuellen Eisens «Chaos & Colour» ist einfach ein fantastischer Augenschmaus! Leider habe ich es bisher nirgends als T-Shirt-Design entdeckt, sonst wäre das garantiert ein narrensicherer Einkauf geworden.

Rossi: Auch ich habe zu beichten: Noch nie habe ich Uriah Heep live erlebt. Und ausgerechnet heute wird es auch wieder nix. In Bern nimmt man es bekanntlich gemütlich und so bleibe ich auf dem Weg zum Bahnhof im Feierabendverkehr hängen. Das hat zur Folge, dass ich noch grad die letzten beiden Songs aus der Ferne höre, während ich mich in der St. Jakobshalle erstmal zurechtfinden muss.

Als ich endlich zum Stehplatz-Eingang komme, marschiert mir schon eine grosse Meute entgegen, die an jeder Verköstigungsecke Menschentrauben bilden. So wird das in einer endlosen Schlange vorerst nix mit einem Bier, denn Saxon legen bereits los und die sind mir jetzt wesentlich lieber als ein kühles Blondes – Adieu merci …

Setliste – Uriah Heep

  1. Save Me Tonight
  2. Grazed by Heaven
  3. Rainbow Demon
  4. Hurricane
  5. Free ’n‘ Easy
  6. Gypsy
  7. Easy Livin‘
  8. Lady in Black

Legende #2 – Saxon

Kaufi: Frage in die Runde: Hat schon mal irgendwer irgendwann irgendwo ein schlechtes Saxon-Konzert gesehen? Wenn hier jemand mit „JA“ antwortet – dann lügt er. Davon bin ich überzeugt, denn Saxon in schlecht gibt es einfach nicht! Der Beweis wird nun gerade wieder geliefert…

Zwar sind die Sachsen etwas weniger lange im Geschäft als Uriah Heep. Dennoch ist es bereits 45 Jahre her seit der Veröffentlichung ihres Debüts. Über 20 Studioalben bilden einen eindrücklichen Songkatalog, der mit dem Release von „Hell, Fire & Damnation“ Anfang dieses Jahres nochmals erweitert wurde.

Und genau mit diesem Titeltrack starten Saxon in den Abend, frenetisch bejubelt von der mittlerweile richtig vollen Halle. Der Hochgeschwindigkeitsklassiker „Motorcycle Man“ befeuert mit seinem Tempo die Stimmung zusätzlich, bevor mit „Sacrifice“ ein (zumindest für mich) eher unerwartetes Schmankerl kommt. Welches ich irgendwie zu wenig geniessen kann, Fotografieren UND Geniessen ist Multitasking, das kann nicht jeder…

Kamera deponieren und husch raus für Flüssigkeitszufuhr. Endlose Schlangen überall sorgen für entsprechende Wartezeiten, dazu trifft man dann auch noch bekannte Gesichter (unter anderem Gianni Pontillo – der noch am Vorabend mit Victory die Bühne mit Saxon geteilt hat…) und wird in einen Schwatz verwickelt. Und so verpasst man blitzartig ein gutes Drittel einer geilen Show…

Doch bei „Crusader“ bin ich endgültig zurück, rechtzeitig zu den unsterblichen Klassikern. Einfach herrlich, wie Biff Byford mit einer Coolness die Bühne beherrscht und das Publikum um den Finger wickelt. Das pure Gegenteil in Sachen „Aktivität“ ist wie immer Bassist Nibbs Carter, der muss verwandt sein mit dem Duracell Häschen. Anders geht das nicht…

Während Doug Scarratt eine feste Konstante bei Saxon ist, durfte man gespannt sein, wie sich Paul Quinn’s Rückzug von der Bühne auswirken würde. Sein Live-Ersatz ist Brian Tatler – wahrlich kein Unbekannter! Als Gründungsmitglied von Diamond Head war er direkt involviert beim Aufstieg der NWOBHM, auch wenn seine Band dann immer im Schatten von Iron Maiden, Saxon oder eben auch Judas Priest stand. Man mag es Tatler gönnen, dass er jetzt noch diesen Spot erhalten hat. Und musikalisch macht ihm kaum einer was vor – er passt auch da problemlos in das Gefüge!

Bei gewissen Bands werden BH’s auf die Bühne geworfen. Bei Saxon sind es Kutten – kaum hat Biff „Denim & Leather“ angesagt, fliegt eine solche Brian Tatler vor die Füsse. War wohl schon für den Sänger gedacht, aber der sieht sie erst ganz zum Ende des Songs – und trägt sie danach stolz zu „Wheels Of Steel“! Auch Flaggen fliegen, all dies bildet dann eine schöne Verzierung des Drumrisers.

Dass bei der leider auch hier etwas begrenzten Spielzeit viel Material über die Klinge springen muss (wie gerne hätte ich „Solid Ball Of Rock“ gehört…), versteht sich von selbst. Doch „Princess Of The Night“ fehlt nie, und dies bildet dann auch der Abschluss der Show. Auch wenn der Sound mehrheitlich Mist ist:  Saxon können nicht schlecht – der Beweis ist erbracht! Eine Headliner Show mit so mindestens zwei Stunden Spielzeit würde man also problemlos wieder mal verkraften…

Dutti: Logischerweise sind Priest heute der Fixpunkt, aber mein persönliches Highlight steht trotzdem schon jetzt auf der Bühne. Sonnenklar also, dass ich mir davon keine Sekunde entgehen lasse. Das war zumindest in der Theorie der Plan. Die Realität lässt mich hingegen in einer bloss schleppend vorankommenden Warteschlange vor einem der Bierausgabe-Fensterchen in der Halle zur Besinnung kommen. Bereits der Gang zur Toilette entpuppte sich als kleiner Albtraum. Nun droht der eigenen Kehle eine unfreiwillige Trockenperiode… Irgendwie sind solche Geschichten im Hallenstadion oder in der Dübendorfer Hall gefühlt brauchbarer organisiert. Aber möglicherweise bin ich mit diesen Orten auch schlichtweg besser vertraut. (Anm. Kaufi: Nein, das siehst du schon richtig! Im HaSta und in der Hall hat man das um Welten besser im Griff!)

 Als die ersehnten Hopfenperlen endlich zum Greifen nah sind, schafft es eine «Trulla» vor uns doch tatsächlich nicht, den für den Bechertransport vorgesehen Karton zu bändigen und verschüttet einen Gerstensaft nach dem anderen (mögen sie in Frieden ruhen!). Bei Kumpel Benji klappt das Ganze deutlich besser. Anschliessend bahne ich ihm eine Schneise durch die gigantische Masse bis hin zu unseren Freunden. Ah! Anstossen und die zweite Hälfte von «And The Bands Played On» lauthals mitsingen. Geschafft!

Da wir am nächsten Tag an das Ragnarök Festival in Deutschland aufbrechen, wollte ich mich eigentlich zurückhalten und mein Stimmorgan nicht bis zur bitteren Heiserkeit strapazieren. Aber diese Setliste lässt einem ja gar keine Wahl! Herrje! Was Biff Byford und seine Gefährten hier abliefern, ist einfach nur Spitzenklasse! Dabei widerspiegelt die angewandte Songauswahl nicht einmal das volle Potenzial der Veteranen. Dass wird einem spätestens bewusst, als  der Frontmann entspannt über Hymnen wie «Broken Heroes» oder «Strong Arm Of The Law» spricht (die für diesen Gig überhaupt nicht berücksichtigt wurden). Ich gebe Kaufi hundertprozentig recht. Die Hoffnung auf eine ausgiebige Headliner-Show im Herbst dieses Jahres – vielleicht im Z7? – lebt absolut! Judas Priest sind nun gefordert und müssen nachlegen!

Hail to the mighty Saxon!!!

Rossi: Beichte #2: Man mag es kaum glauben, aber auch Saxon haben bei mir heute Live-Premiere. Und egal, was Biff sagt – ich bin dabei! Diese lässige Rocker-Attitüde nicht nur ab Konserve, sondern mal live zu erleben, ist schon herrlich! Keine ausgelutschten Sprüche oder billige F-Phrasen, sondern einfach pure freakin’ Heavy Metal!

Die Kombination von drei Songs aus ihrem aktuellen Knüller „Hell, Fire and Damnation“ und unsterblichen Klassikern lässt wirklich kaum mehr Wünsche offen – ausser, dass es viiiiiiel zu kurz ist. Leider ist die Spielzeit als Support-Act im Nu vorbei. Ich zehre immer noch von „Crusader“, „Heavy Metal Thunder“ und „Princess of the Night“ und freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen … aber definitiv als Headliner!

Setliste – Saxon

  1. Hell, Fire and Damnation
  2. Motorcycle Man
  3. Sacrifice
  4. There’s Something in Roswell
  5. And the Bands Played On
  6. Madame Guillotine
  7. Heavy Metal Thunder
  8. Crusader
  9. Dallas 1 PM
  10. Denim and Leather
  11. Wheels of Steel
  12. Princess Of The Night

Legende #3 – Judas Priest

Kaufi: Ein grosses Banner hängt über der Bühne, während aus den Boxen „War Pigs“ von Black Sabbath dröhnt. Und die Fans singen auch hier schon lautstark mit – die Meute ist hungrig auf Priest! Beim folgenden Intro gibt’s ärgerlicher Aussetzer, was soundmässig bereits wieder Schlimmes erahnen lässt. Das Banner fällt und wird sofort von oben her (!!) aufgesogen, derweil stehen die Priester vereint vor dem Drumriser, von wo aus sie ihre „Plätze“ einnehmen. „Panic Attack“!

Doch schlussendlich besteht höchstens bei den Soundmenschen Grund zur Panik. Denn was nun auf der Bühne folgt ist absolute Weltklasse, oberste Liga. Rob Halford fesselt das Publikum alleine mit seiner Präsenz. Zudem ist er deutlich weniger statisch als auch schon, er läuft eine grosse Runde nach der anderen. Und stimmlich – sagenhaft, was der Herr mit seinen über 70 Jahren da noch zu bieten hat!

Unterstützt durch die saustarke Gitarrenfront in Form von Andy Sneap und Richie Faulkner und gepusht durch den eher unscheinbaren Basser Ian Hill sowie Drum-Maschine Scott Travis präsentiert sich der einzig wahre Metal God in bester Verfassung. Seit 55 Jahren existiert die Band, vor 50 Jahren ist ihr Erstlingswerk erschienen. Interessannterweise ist dann aber der Tieftöner derjenige mit der längsten Amtszeit und nicht etwa Halford…

Wie auch Saxon können Judas Priest auf massig Alben und fast unzählige Klassiker zurückgreifen. Dass sie das a) nicht mal unbedingt nötig hätten und b) auch einige davon wirklich auslassen, zeigt die Qualität des vor einem Monat erschienenen Werkes „Invicible Shield“. Dass von 15 Songs (nur) drei davon im Programm sind, sagt einiges aus. Zumal es mit „Lightning Strikes“ auch noch was vom Vorgänger „Firepower“ auf die Löffel gibt! Es gibt sicherlich manch einen, der gerne noch mehr von diesen beiden Werken gehört hätte…

Aber eben – Klassiker sind schlussendlich irgendwo auch ein „Muss“. Mit „You’ve Got Another Thing Coming“ als Nummer 2 und DEM Trademark Song schlechthin, „Breaking The Law“, als Nummer 4, schöpfen die Briten aus dem Vollen. Wobei ich persönlich nichts dagegen hätte, wenn BTL gekippt würde zugunsten von manch anderem… Dass hingegen „Rapid Fire“ immer noch im Set ist, finde ich sehr geil! Einer meiner Favoriten…

Ein weiteres Highlight ist „Turbo Lover“. „Turbo“ war mein Einstieg zu Priest Mitte der 80er, damals als Teenie habe ich die Diskussionen um dieses Werk nicht verstanden. Da ich die alten Scheiben (noch) nicht kannte, habe ich auch nichts von einem „Stilbruch“ mitbekommen… Und heute – wenn ich die enthusiastischen Reaktionen im Publikum sehe, als das Intro von „Turbo Lover“ ertönt… Da hat wohl manch ein Old School Fan Frieden geschlossen damit! Die durchwegs grossartige Stimmung in der Halle wird hier nochmals gesteigert…

Dann folgt eine starke Ansage von Halford, der die Veröffentlichung von „Rocka Rolla“ 1974 erwähnt und die Brücke schlägt zu „Invicible Shield“. Heavy Metal History. Und so beginnt danach langsam das Finale, bei denen nur noch Klassiker zum Zuge kommen. „Sinner“ ist grossartig, „The Green Manalishi (With The Two Prong Crown)“ ebenso – obwohl der Sound hier fast am schlimmsten ist. Es hallt und scheppert – fürchterlich, schade. Oder fürchterlich schade. Aber immerhin darf hier das Publikum seine Sangeskünste zeigen.

Nach gerade mal 75 Minuten kündigt Scott den „letzten Song“ an und fragt das Publikum, was sie hören wollen. Ähm…. Selten herrschte bei „Songwünschen“ eine solche Einigkeit… Und dann trommelt der Kerl los! „Painkiller“ wird zum ultimativen Schaulaufen. Halford holt alles aus seinen Stimmbändern raus, und auch wenn seine Screams vielleicht etwas kürzer ausfallen – sie gehen einem richtig unter die Haut. Ohne Frage der beste Moment des ganzen Abends!

Der Zugabenblock hat es natürlich auch in sich. Nach dem „Hellion“ Intro folgt mit „Electric Eye“ die nächste unsterbliche Nummer. Dann der Töff, Old School, Halford mit Lederhut und Peitsche im Mund. Erfreulicherweise gibt’s dazu „Hell Bent For Leather“ (ich hatte das irgendwie immer mit „Freewheel Burning“ in Verbindung gebracht, aber da lieg ich wohl falsch…), „Living After Midnight“ beendet nach etwa 105 Minuten dann das Spektakel.

Dutti: Kann jemand bitte den Tontechniker erschiessen? Das ist ja beinahe schon eine Katastrophe, was da in der ersten Show-Hälfte mehrheitlich aus den Boxen «plätschert». Eines Headliners absolut unwürdig. Zum Glück wird’s im zweiten Abschnitt  etwas besser. (Anm. Kaufi: Ah ja? Wo genau? Ich hab da eher den konträren Eindruck…) Nichtsdestotrotz bleibt es mir ein Rätsel, denn sowohl Saxon als auch Uriah Heep klangen zuvor hervorragend. (Anm. Kaufi: Auch das würde ich so nicht unterschreiben, denn wirklich toll ist’s bei keiner Band…) Fürs Protokoll, ich stehe momentan im vorderen Bereich des Raums auf der linken Seite (vielleicht ist das «Sound-Fiasko» an anderen Positionen ja weniger übel). Und ehe Kaufi mich nun komplett steinigt, möchte ich zu meiner Verteidigung anmerken, dass ich heute extra ein Dynazty-Shirt aus den Tiefen meines Kleiderschranks hervorgekramt habe und damit stolz durch die Gegend schlendere. (Anm. Kaufi: Und wir haben uns nicht mal getroffen. Mist – müssen wir dann mal im Z7 anstossen…)

 Ansonsten ackern sich die gestandenen Musiker von Judas Priest in solider Manier durch ihr Set. Blondschopf Richie Faulkner ist freilich ein Saitenhexer-Gott! Maestro Halford nimmt derweil zwar bei diversen Stücken Modifikationen an der Oktavenhöhe vor, aber seine Stimme hat trotzdem nach wie vor gelegentlich ihre goldenen Augenblicke. Mittlerweile dürfte es jedoch schon ein Fluch sein, dass dein populärster Song «Painkiller» heisst und dich heutzutage beinahe in den gesanglichen Ruin befördert. Aber immerhin bekommen die Fans den Track nach wie vor zu hören (bei Deep Purple und dem astreinen «Child In Time» ist dies beispielsweise leider schon länger kein Thema mehr…).

Rossi: Beichte #3: Auch die Judas Priester sehe ich heute Abend zum ersten Mal in echt. Der Vergleich mit Saxon ergibt sich also gewissermassen von selbst … im Fanzit. Aber vornweg: Selbst im gestandenen Alter machen Judas Priest vom ersten Ton an unmissverständlich klar, weshalb man sie Metal Gods nennt. Das können selbst peinliche Soundaussetzer am Anfang nicht trüben.

Mit unvergleichlich gestählten Riffs und unzerstörbaren Hymnen servieren Rob und seine Mannen genau das, was der geneigte Heavy Metal Maniac sich wünscht. Zwar zünden die neuen Songs prima, aber bei Klassikern wie „Turbo Lover“ oder „Painkiller“ ist jeder Widerstand zwecklos – einfach nur endgeil! Und was der 72-jährige Halford hier gesanglich abliefert, ist schon jenseitig – Wow!

Die Setlist an sich lässt bei einem solchen Repertoire immer Raum für persönliche Änderungen – und ja, auch ich hätte gerne noch den einen anstelle des anderen Songs gehört. Aber das ist wiederum Erbsenzählen auf höchstem Niveau.

Die Setliste – Judas Priest

  1. Panic Attack
  2. You’ve Got Another Thing Comin‘
  3. Rapid Fire
  4. Breakin The Law
  5. Lightning Strike
  6. Saints In Hell
  7. Crown Ho Horns
  8. Turbo Lover
  9. Invicible Shield
  10. Sinner
  11. The Green Manalishi (With The Two Prong Crown)
  12. Painkiller
  13. Electric Eye*
  14. Hell Bent For Leather*
  15. Living After Midnight*

*Zugaben

Das Fanzit – Judas Priest, Saxon, Uriah Heep

Kaufi: Wie ist das mit dem Wein, der im Alter immer besser wird? Das trifft irgendwie auch auf gewisse Musiker resp. Bands zu. Motiviert bis in die Spitzen der teils schütter gewordenen Haarpracht, so präsentiert sich jeder Part dieses britischen Trios. Und Judas Priest zeigen deutlich, warum SIE der Headliner hier sind – das ist die Spitze der Champions League des Heavy Metal! In dieser Verfassung fegen die Metal Gods nach wie vor praktisch die gesamte „Konkurrenz“ von der Bühne… METAL GODS!

Dutti: Die Priest-Auftritte im Hallenstadion und der Dübendorfer Hall gefielen mir besser als die heutige Darbietung. Fairerweise ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Herrschaften freilich nicht jünger werden. Das ist eben einfach kein CD-Player, bei dem man simpel auf «Play» drücken kann und die Songs im Anschluss immer wieder in derselben, fehlerlosen Qualität abgespielt werden. Dahinter stecken echte Menschen und Tagesformen. Die Machtdemonstration von Saxon war dagegen hammermässig! Organisatorisch hat die «Joggelihalle» durchaus noch Luft nach oben. In diesem Zusammenhang ist mir auch wieder bewusst geworden, weshalb ich mittlerweile kleinere Club-Shows im intimen Rahmen bevorzuge.

Rossi: So sehr ich Judas Priest mag und viele ihrer Songs mich ein halbes Leben lang begleiten, gibt es heute nur aufgrund der Spielzeit einen Headliner. Saxon hat zwar eine kleinere Bühne und eine schon fast sträflich eingeschränkte Songauswahl, aber heute Abend sind sie – bei allem Respekt für die Metal Gods – meine Helden!

Die Fotos – Judas Priest, Saxon, Uriah Heep


Wie fandet ihr das Konzert?

/ / 18.04.2024
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