Musikgenuss im kleinen Rahmen
Skálmöld, Seven Spires und Atavistia gastierten am Dienstagabend im EXIL Club nahe der Zürcher Hardbrücke. Von der Leistung her vermochten alle drei Truppen zu überzeugen. Dafür war die Lichttechnik mehrheitlich ein Graus. «Strobo-Orgien» und Konsorten haben meines Erachtens eher an ausschweifenden Techno-Partys eine gewisse Daseinsberechtigung.
Ich bin erst zum zweiten Mal im EXIL (also in der Location – nicht in der Verbannung). Es handelt sich um einen kleinen, übersichtlichen Laden, der bei meinem letzten Besuch mit einer tollen Soundqualität auftrumpfen konnte. Hoffentlich kann dieser gelungene Eindruck heute Abend abermals bestätigt werden. Wichtige Zusatzinformation: An der Bar sind übrigens nur Kartenzahlungen gestattet. Dies einfach als Hinweis für euch, falls ihr die Bude ebenfalls einmal im Rahmen eines Konzertreigens genauer inspizieren möchtet.
Was sagt das Rahmenprogramm? Organisator Mainland Music hat die Equipen Atavistia, Seven Spires und Skálmöld nach Zürich gelotst. Bei letztgenannter Mannschaft – die in dieser Affiche als Headliner figuriert – erwarte ich grundsätzlich eine «biergeschwängerte» Fete mit lautstark johlenden Fans. Coole Sache, dass die Isländer in einer für ihre Verhältnisse doch eher kleinen Bude auftreten. Selbiges haben sie hierzulande offenbar bereits Mitte Oktober des vergangenen Jahres in Solothurn getan. Mehr dazu kann im Bericht meines Kollegen Domi the Stick nachgelesen werden.
Atavistia
Die aus der kanadischen Stadt Vancouver stammenden Melodic respektive Symphonic Death Metaller waren bereits bei der letzten «Skálmöld-Europarundreise» mit von der Partie. Ihr Liedgut kommt richtig wuchtig ums Eck. Sie scheinen ihre Blastbeats förmlich zu vergöttern. Wer in den heimischen vier Wänden ein paar Platten von Wintersun oder Ensiferum herumliegen hat, dürfte sich auch von durch Atavistia präsentierten Tonfolgen angesprochen fühlen. Feines, rasantes Handwerk! Dafür ist die Licht-Show unfassbar mühsam (zum Glück haben wir heute keine Knipser ins Rennen geschickt!). Die Akteure werden oftmals im Dunkeln gelassen und dann zwischenzeitlich mit roten, blauen oder weissen Lichtblitzen beleuchtet. Ein nerviges, halbstündiges «Indoor-Epilepsie-Gewitter»… Falls die Techniker tatsächlich ein solches simulieren wollten, ist ihnen das fürwahr geglückt. Ich hoffe jedoch, dass meine Augen bei einer nächsten Begegnung mit den Ahornblättern nicht erneut in diesem Ausmass überstrapaziert werden.
Seven Spires
Seven Spires gehört zu den Gruppen, die ich nur dank meines Engagements bei Metalinside.ch kenne. 2017 durfte ich mich mit deren Debütsilberling «Solveig» auseinandersetzen (meine Ansichten dazu entdeckt ihr nach einem Klick auf diesen Link). Inzwischen ist bei den Amis einiges gegangen. Man hat zwei weitere Studioalben veröffentlicht und Frontröhre Adrienne Cowan stand schon mit Kalibern wie Avantasia, Eluveite oder Sascha Paeth’s Masters Of Ceremony gemeinsam auf der Bühne. Wie werden die Akteure aus Boston, Massachusetts heute Abend in diesem intimen Rahmen abschneiden? Finden wir es heraus!
Als Adrienne die Szenerie betritt, kann ich mir eine kurze Bemerkung in Richtung «Mainland-Booking-Hero» Umi nicht verkneifen. Die Sängerin ähnelt optisch freilich einer gewissen Cveti Stojmenova (ihres Zeichens Schreihals bei Irony Of Fate). Blöderweise werden auch sie und ihre Kollegen diesem elenden «Lichtblitzgewitter» ausgesetzt. Das hält mich jedoch nicht davon ab, äusserst fasziniert dem Spiel von Klampfen-Virtuose Jack Kosto zu lauschen. Erste Sahne, was der Kamerad hier zeigt. Derweil leistet Adrienne bombastische Mikrofonarbeit. Egal, ob klargesungene Passagen oder knallharte Growls – die Dame deckt alles ab. Aushilfs- beziehungsweise Gast-Trommler Dylan Gowan agiert ebenfalls verdammt solide. Für viel Euphorie sorgt schliesslich die Ansage, dass im Juni dieses Jahres eine neue Scheibe unters Volk gebracht werden soll. Sie hört auf den Namen «A Fortress Called Home» und wird uns in Form des Stücks «Almosttown» richtig schmackhaft gemacht. Kaufempfehlung keinesfalls ausgeschlossen!
Skálmöld
Um 21.30 Uhr betreten sechs Gestalten die Bühne und sorgen dafür, dass diese beinahe überbevölkert wirkt. Die bärtigen Isländer sind eigentlich fast allesamt ziemlich stimmgewaltig. Skálmöld nutzen die Gunst der Stunde, um ihr aktuelles Werk «Ýdalir» ausgiebig zu präsentieren. Das Teil ist seit Mitte August des vergangenen Jahres beim Plattenhändler eures Vertrauens erhältlich und macht heute sozusagen knapp die Hälfte der vorgetragenen Setliste aus. Die neuen Songs vermögen aber definitiv zu begeistern. Ich würde obendrein sogar behaupten, dass das alles versteckte Anleitungen sind, um seinen inneren Wikinger zu entfesseln. Also bei mir funktioniert es jedenfalls reibungslos. Ich johle fleissig mit und schicke dabei konstant einen Hopfentrunk nach dem anderen in mein persönliches «Leber-Valhalla».
Die «Scheinwerfer-Bestien» wurden offenbar ein bisschen gezähmt. Nichtsdestotrotz sind wir noch etliche Meilen von der optimalen Belichtung entfernt. Allerdings scheint dies kaum mehr jemanden zu stören. Skálmöld werden ununterbrochen bejubelt. Mich haut im Speziellen das Stimmorgan von Keyboarder Gunnar Ben aus den Socken. Der Kerl beherrscht effektiv mehr als simples «Tasten-Geklimper». Auch der ganz links stehende Axtmann Baldur Ragnarsson, dessen Oberkörper textilresistent zu sein scheint, brüllt teuflisch in sein Mikro. Gegen Ende des Gigs brechen in der rappelvollen Hütte sogar vereinzelte Moshpits aus. Die gelungene Performance wird dann nach rund 80 Minuten mit «Kvaðning» vollendet.
Das Fanzit – Skálmöld, Seven Spires, Atavistia
Der heutige Abend bot vortreffliche Bands und mitreissende Shows. Die astreine Soundqualität gewährte ein stets angenehmes Hörvergnügen. Einzig die Licht-Technik war für einmal ein Griff ins Klo. Und beim nächsten Gastspiel von Skálmöld ist das EXIL-Barpersonal sicherlich auch nicht mehr so sehr mit der Trinkfreudigkeit der anwesenden Metalheads überfordert.
Setliste – Seven Spires
- Intro – Wanderer’s Prayer
- Gods Of Debauchery
- Ghost Of Yesterday
- Succumb
- Almosttown
- The Unforgotten Name
- Oceans Of Time
- Fearless
- Dare To Live
Setliste – Skálmöld
- Intro – Ýr
- Ýdalir
- Gleipnir
- Ratatoskur
- Miðgarðsormur
- Móri
- Narfi
- Skuld
- Veðurfölnir
- Ullur
- Verðandi
- Niðavellir
- Að vetri
- Kvaðning