Flagge hissen für den Power Metal
Ein nettes Paket gastierte am Freitagabend in der Prattelner Konzertfabrik. Wer schon immer einmal hochmotiviert mit heroischen Kriegern, Hammerschwingern, Samurais und Dinosauriern in die Schlacht ziehen wollte, war bei dieser Saga hervorragend aufgehoben. Warkings, Hammer King und Victorius servierten uns spassige, kurzweilige Shows. Nur mussten sie leider mit einem eher überschaubaren Publikumsaufmarsch zurechtkommen.
Dutti: Ein Wikinger, ein Spartaner, ein Kreuzritter und ein Tribun kommen in eine Bar… – ach, das klingt doch wie der Beginn eines dürftigen (Flach-)Witzes. Aber Pustekuchen! Diese Nummer wird heute Abend zur Realität! Obschon sich die peniblen Historiker unter uns bei dieser Figurenzusammensetzung wahrscheinlich die Haare raufen würden, denn aus reiner Epochen-Perspektive betrachtet dürften – beziehungsweise könnten – diese Akteure nämlich gar nicht gemeinsam auf einer Bühne stehen. Glücklicherweise müssen wir uns jedoch nicht an einen allzu strengen Lehrplan halten, sondern können einfach entspannt (und ohne Druck der geschichtlichen Korrektheit) der von den Warkings vorgetragenen Live-Musik lauschen.
Doch ehe die siegeshungrigen Schlachtfeld-Helden loslegen, gehört die Z7 «Spielwiese» den beiden Gruppen Hammer King und Victorius. Erstgenannte Equipe ist mir zwar (noch) unbekannt, aber ein paar Liedchen über ein ganz bestimmtes Stielwerkzeug zu trällern, ist im Metal-Sektor selten verkehrt. Allfällige Zweifler können sonst gerne bei der schwedischen Institution HammerFall nachfragen. Die machen das schon seit über 30 Jahren – mit Erfolg! Bei Victorius weiss ich hingegen, was mich erwartet: Beste Unterhaltung mit vielen Schmunzlern, Dinos, Samurai und Laser-Knarren. Diese Komponenten lassen das «nerdige» Herz schnurstracks schneller pumpen. Ich bin bereit!
Bildmaterial wird heute von unserem geschätzten Kaufi geliefert. Das ist insofern erwähnenswert, da er meines Wissens mit den Warkings eigentlich nie sonderlich viel anfangen konnte. Deshalb ist es umso schöner zu sehen, dass er trotzdem ebenfalls mit von der Partie ist (Anm. Kaufi: Halbwegs Einspruch! Es gibt – mittlerweile – einige Songs, die auch meinen sensiblen Lauschern keinen Schaden zuführen. Aber ja – insgesamt bin ich heute schon eher wegen den Support Acts da…). Wir schreiten durch die offenen Pforten (die dankbarerweise den ganzen Abend so bleiben werden) ins Innere der Halle und dann bleiben unsere Äuglein zuerst einmal an den diversen Merch-Ständen kleben. Wenn der Auftritt passt, könnte man sich von Hammer King durchaus ein wenig Stoff für den Oberkörper leisten. Die Warkings haben ebenfalls aufgerüstet. Mittlerweile können Shirts von jedem einzelnen Helden erworben werden. So macht man Kasse! Egal, mich benötige zuerst freilich einen Durstlöscher für die trockene Kehle. Prost!
Victorius
Dutti: Der erste Act kündigt sich mit einem Manowar-Intro an. «Plöffsäcke»! Wobei zu beachten ist, dass man bei Victorius keinesfalls alles verbohrt ernst nehmen sollte. Das wird einem sofort wieder bewusst, als die fünf Recken mit ihren futuristischen Weltraumanzügen auf die Bühne stürmen. Kollegin Isa triffts auf den Punkt. Für sie steht da gerade ein «Angus McSix-Rudel» im Einsatz. Treffend analysiert. Die Jungs aus Sachsen-Anhalt legen dann auch gleich mit frischem Material los. Die neue Single «Total T-Rex Terror» eröffnet das Set. Direkt eine ideale Zusammenfassung der musikalischen Ausrichtung der Protagonisten. Für mich schaffen sie es einfach unnachahmlich, die längst zurückliegenden «Buben-Fantasien» zur Schau zu stellen. Urzeitechsen, Raumschiffe, Laser-Schiessereien – da grinst das Kind im Manne hemmungslos.
Tracks wie «Mighty Magic Mammoth» animieren problemlos zum munteren Mitmachen. Nicht unweit von mir entfernt drehen einige Leute bereits durch und starten einen Mini-Circle Pit. Nein, ich kenne die sicher nicht und die zählen garantiert nicht zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Ebenfalls in den Publikumsreihen treibt sogar eine Person im Dino-Kostüm ihr Unwesen. Wenn mir nicht aufpassen, strömen bald noch irgendwo Heavysaurus aus einer Ecke! Mit dem «Super Sonic Samurai» beenden Victorius ihr kurzes Gastspiel. Das hell leuchtende Katana ist definitiv ein Blickfang. Für das Outro ertönt passenderweise der «Jurassic Park»-Soundtrack aus den Boxen. Beim nächsten Mal dann bitte sehr gerne etwas mehr als 35 Minuten, merci!
Kaufi: 35 Minuten – das ist echt viel zu wenig! Zumal die Truppe in 11 Jahren doch einiges an Veröffentlichungen vorzuweisen hat! Hach, ich liebe diesen kitschigen Power Metal einfach…
Was mir im Fotograben auffällt: Irgendwas scheint mit dem Gitarristen nicht zu stimmen. Ja, Flo hat einen Bart, aber heute sieht der irgendwie komisch aus. So komplett Victorius-untypisch. Und so rätsle ich während der ganzen Show immer wieder, warum mir der Kerl an der zweiten Klampfe bekannt vorkommt, aber nicht hierher passt.
Irgendwann später, als ich während den Warkings kurz nach draussen gehe, läuft mir Evan K, seines Zeichens Gitarrist von Mystic Prophecy, über den Weg! Und da fallen sämtliche angestauten 20er runter… Denn ER ist der bekannte «Unbekannte»! Da Flo nicht bei allen Shows dabei sein kann, werden Steven Lawrenz und Evan bei einigen Konzerten aushelfen. Und ich schäme mich schon etwas, dass ich ihn nicht sofort erkannt habe…
So oder so: Victorius überzeugen von Anfang bis Ende und dafür, dass sie so eine begrenzte Spielzeit haben hauen sie immerhin acht Songs in die Menge. Aber eben: Hier darf es das nächste Mal gerne etwas mehr sein…
Hammer King
Dutti: Auch die zweite Kapelle muss mit der exakt selben Spielzeit auskommen. Mal schauen, was die Hammerkönige so alles auf dem Kasten haben. In diesem Zusammenhang kann ich euch übrigens das Interview, welches unser Sandro kürzlich mit Frontmann Titan Fox V geführt hat, wärmstens ans Herz legen. Lesenswerte Angelegenheit. Aber nun gilt der Fokus wieder der Live-Musik.
Die Herrschaften aus Kaiserslautern liefern einen grundsoliden Gig ab. Soundtechnisch klingt alles lupenrein und sauber. Ein Gemisch aus Heavy und Power Metal, welches umgehend die Headbanger auf den Plan ruft. Einer dieser fleissigen Mähnenschüttler ist der ehrenwerte Kaufi (selbstverständlich erst, nachdem er seine fotografischen Aufgaben erledigt hat). Der Vierer ist bemüht, Liedgut von fast allen seiner Studioalben in die Setliste einzubauen. Die aktuelle Platte hört auf den Namen «König und Kaiser». Um die Thematik in den jeweiligen Stücken wird kein grossartiger Hehl gemacht. Es wird gehämmert – von Anfang bis Ende. Für mich sticht insbesondere die Nummer «Hammerschlag» hervor. Schwermetallischer geht’s kaum! Da johlt die Masse gerne mit. Ein Fan (oder wohl eher Crewmitglied) darf dazu mit einer Grossausführung des besungenen Werkzeugs auf der Bühne herumhantieren. Jep, ich muss nach dieser Darbietung effektiv die Merch-Ecke besuchen.
Kaufi: Zugegeben – ich hatte nach dem Auftritt von Victorius etwas Schiss. Zwar kenne ich Hammer King nun doch schon eine Weile, aber ich hatte tatsächlich kleine Bedenken, ob sie das Level des Openers halten können. Klare Antwort: JA! Sicher, stilistisch ist schon nicht ganz die gleiche Art Power Metal. Aber der Spass steht dann auch hier irgendwie im Vordergrund. Und somit gibt es absolut nichts zu meckern!
Vom starken Opener «Pariah Is My Name» bis zum Finish des heiligen Hammers, ist das alles einfach nur top. Wie die beiden anderen Bands auch haben Hammer King ein klares Konzept, welches sie gnadenlos durchziehen. Egal, was die Szenepolizei allenfalls rumstänkert.
Und so entpuppen sich „König und Kaiser“ (bei dem übrigens im Original auch der Warkings-Tribun mitsingt!) und vor allem „Hammerschlag“ zu den absoluten Highlights. Und es bilden sich erste Mini-Circle-Pits um einen Schreiberling nahe eines Pfostens… (Anm. Dutti: Keine Ahnung, wen du damit genau meinst 😉 ).
Was bei Victorius gilt, passt auch bei Hammer King: Das nächste Mal darf es ruhig etwas länger dauern! Das sehen viele der Anwesenden wohl so, während sich am Ende versuchen, die «Goldmünzen» zu fangen, die der Fronter aus seinem Schatzkästli nimmt und dem «Pöbel» zuwirft…
Warkings
Dutti: Die Warkings sind zurzeit auf ihrer ersten Headliner-Tour überhaupt unterwegs. Ich finde es nur fair, dass man sich nach tollen Leistungen und etlichen Support-Slots nun endlich zur «Hauptattraktion» hochgearbeitet hat. Das dürfte die Haudegen zweifelsohne zusätzlich beflügeln. Stolze vier Silberlinge haben die Herren seit ihrer Gründung 2018 unters Volk gebracht. Doch was ist das? Sie beginnen ihre Performance einfach stinkfrech mit «Last Battle». Ist da etwa jemand kampfesmüde? Nö, sorgt euch bloss nicht, da ist offensichtlich noch jede Menge Benzin im Tank. Es geht episch und mit Schmackes zur Sache!
Angeführt wird der Trupp vom Sänger The Tribune (dem *hust* Zwillingsbruder von Serenity-Fronter Georg Neuhauser). Hmm, nennen wir ihn doch sinnvollerweise «Georgius Maximus Neuhauserus»! Hammermässiges Stimmorgan. Die Zuhörerschaft wird von ihm fortan als «Warrios Of Rütlischwur» bezeichnet. Dann folgt schon bald ein Seitenhieb gegen Florian Silbereisen und auch unser Polo Hofer – selig – wird erwähnt.
Die Warkings agieren längst nicht mehr im Viererverbund auf der Bühne. Bei «Hephaistos» tritt der Feuergott höchstpersönlich in Erscheinung (notabene ebenfalls mit einem mächtigen Hammer in den Händen). Der Kerl ist sogar richtig vielseitig einsetzbar. Wenn er nicht gerade bei «seinem» Song mitmachen muss, streift er durch die Publikumsreihen und betätigt sich als Knipser (Anm. Kaufi: Und gegen Ende holt er sogar Metal-Nachwuchs aus dem Publikum auf die Bühne…).
Ein weiterer fester Bestandteil im Gefüge der Krieger ist – spätestens seit dem 2022er-Eisen «Morgana» – eine gewisse Dame mit bitterbösen Growls. Sie nennt sich Morgana le Fay (nicht zu verwechseln mit dem Backpatch auf Kaufis Kutte) (Anm. Kaufi: An dem finden die Hammer Könige grossen Gefallen!) und darf fraglos als belebendes Element wahrgenommen werden. Insgesamt wirkt sie heute bei stolzen acht Hymnen mit. Hoffentlich gehen das Gebrüll und Gekrächze dem lieben Kaufi nicht zu derbe auf den Senkel…
Weitere Show-Elemente gefällig? Während «Ragnar» rieseln plötzlich «Schneeflocken» von der Decke hinab. Und irgendwann im Set darf ein anwesendes Mädel auf einem Schwimmring (der freilich NIX mit einem Drachenschwanz zu tun habe… Aua, Kopfkino aus!) über die Köpfe der Besucher hinwegreiten. Zum finalen «Gladiator» wird schliesslich noch Merch-Lady Andrea auf kräftigen Schultern nach vorne getragen um ein Warkings-Banner abzuliefern (jep, Flaggen hissen scheint heute Abend für alle Bands eine wichtige Disziplin zu sein). Beim Outro wird’s dann nochmals cineastisch. Ein Hans Zimmer-Soundtrack ist stets eine gute Wahl. Gedanklich sehe ich schon Russel Crowe als Maximus Decimus Meridius vor mir, wie er sich durch blutige Arena-Kämpfe metzelt. Oh, und was sagt die Spielzeitkontrolle? 100 Minuten? Das ist für einen Headliner mehr als nur angemessen. Passt!
Das Fanzit – Warkings, Hammer King, Victorius
Dutti: Abermals ein gelungener Abend im einzig wahren, helvetischen Konzerttempel Z7! Sämtliche drei Bands haben abgeliefert und für ausgezeichnete Unterhaltung gesorgt. Schade nur, dass der Publikumsandrang leider eher bescheiden ausgefallen ist. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass sich die Warkings und ihre Gefährten davon keinesfalls unterkriegen lassen und ihren Pfad konsequent weiter beschreiten werden.
Setliste – Victorius
- Total T-Rex Terror
- Shuriken Showdown
- Mighty Magic Mammoth
- Katana Kingdom Rising
- Dinos And Dragons
- Night Of The Nuclear Ninja
- Victorious Dinogods
- Super Sonic Samurai
Setliste – Hammer King
- Pariah Is My Name
- Hailed By The Hammer
- Kingdom Of Hammers And Kings
- Invisible King
- König und Kaiser
- Hammerschlag
- Kingdom Of The Hammer King
- König und Kaiser – Reprise
- Holy Is The Hammer
Setliste – Warkings
- Last Battle
- Never Surrender
- Maximus
- Hephaistos
- Hellfire
- Monsters
- Warriors
- To The King
- Banners High
- Deus lo Vult
- Odin’s Sons
- Heart Of Rage
- Ragnar
- Fight
- We Are The Fire
- Sparta
- Spartacus*
- Gladiator*
*Zugabe