Metalinside.ch - Heathen Heretic - Black Hole Fest V - Musigburg Aarburg 2024 - Foto Fredy
Do–Sa, 25.–27. April 2024

Black Hole Fest V – Kanonenfieber, Gorgoroth u.v.m.

Musigburg (Aarburg, CH)
/ 28.05.2024

Black Hole Fest-Jubiläum

Ein Jubiläum ist für jede Veranstaltung sowohl eine ausschweifende Party als auch ein wichtiger Meilenstein. Und genau diesen Punkt hat das Black Hole Fest im Rahmen eines verlängerten Wochenendes in Aarburg erreicht.

Die helvetische Ausgabe des Events konnte seine fünfjährige Existenz zelebrieren. Dazu luden die Organisatoren diverse Gruppen wie Kanonenfieber, Gorgoroth oder Heathen Heretic in die Musigburg ein. Während allen drei Tagen waren ebenfalls zwei Metalinsider hautnah mit von der Partie.

Donnerstag, 25.04.2024 (Warm Up-Party) – Erstmal ein bisschen aufwärmen

Dutti verspürt Vorfreude – und das ist in der Regel ein gutes Zeichen. Die alljährliche Zusammenkunft der schwarzmetallischen Gemeinde steht unmittelbar bevor. Das bedeutet einerseits ein Wiedersehen mit zahlreichen Freunden und auf der anderen Seite tonnenweise Musik aus dem düsteren Sektor. Die helvetische Black Hole Fest-Ausgabe feiert Jubiläum. Bereits seit fünf Jahren bringen uns Tamara, Reto und Sven auf exquisite Art und Weise den Black Metal näher. Dabei greifen sie gleichermassen auf Grössen der Szene als auch Geheimtipps und vermeintliche Exoten zurück. Schon im vergangenen Jahr ging das Ganze in der Aarburger Musigburg über die Bühne (damals haben Raphi und ich davon berichtet). Dieses Mal setzen die Verantwortlichen sogar noch einen drauf und laden bereits am Donnerstagabend zu einer kleinen, aber feinen Warm Up-Sause. Also, nix wie hin!

Kumpel Ruedi und meine Wenigkeit sind im Holiday Inn Express Aarburg-Oftringen einquartiert. Eine empfehlenswerte Bleibe, die direkt neben einem riesigen Einkaufzentrum (a.k.a. Perry Center) liegt. Von dort aus gelangt man wahlweise mit Bus oder sonst zu Fuss zur Location. Wir entscheiden uns für die sportlichere Variante (dann lohnt sich schliesslich auch das «Wegbier»). Nach gut 20 Minuten erreichen wir schliesslich unser Ziel und werden umgehend von allen Seiten freudig begrüsst. Bald erspähe ich zudem meinen Metalinside-Mitstreiter Fredy, der die ganze Angelegenheit für euch in Bildern festhalten wird. Die Moneten werden rasch gegen die altbekannten Verzehrkarten eingetauscht und anschliessend folgen weitere Befeuchtungen der eigenen Kehle. Es ist wahrlich ein Heimkommen. Wunderbares Gefühl!

Selbstverständlich braucht’s aber ebenfalls noch ein bisschen Musik. Das heutige Einstiegsprogramm mag zwar lediglich drei Bands umfassen, aber die sind nichtsdestotrotz allesamt sehenswert. Die Aushängeschilder dieser Warm Up-Party sind meiner Ansicht nach eindeutig Kanonenfieber aus Bamberg. Die Senkrechtstarter sind nicht zu bremsen und räumen momentan alles ab. Bockstarke Auftritte sind bei ihnen garantiert (oftmals begleitet von Feuer und Flamme). Deswegen ist es für mich unverständlich, weshalb der Black Hole Agency für die Verpflichtung dieser Equipe ein heftiger Shitstorm in den sozialen Medien entgegen gedonnert ist. Manchen sogenannten «trven» Black Metallern scheinen Kanonenfieber ein echter Dorn im Auge zu sein. Komische Geschichte… Aber man muss ja nicht immer alles kapieren. Ausserdem wird schliesslich niemand gezwungen, sich diesen Gig anzusehen. Ich freue mich jedenfalls darauf!

Bei den anderen beiden Formationen, die heute auftreten sollen, musste die Black Hole-Crew lange bibbern. Grima und Ultar aus Sibirien hatten nämlich mit Visa-Problemen zu kämpfen und ihre gesamte Europa-Rundreise stand auf der Kippe… Am Ende gab’s immerhin «grünes Licht» für ein paar ausgewählte Shows. Glücklicherweise ist die Schweiz ebenfalls in dieser genehmigten Liste vertreten. Somit abermals eine tückische Herausforderung, welche die Verantwortlichen erfolgreich bewältigen konnten. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft Reto und Co. Blut und Wasser bezüglich dieser Thematik geschwitzt haben.

Ultar

Zeitpläne sind bloss ungefähre Richtwerte – diese Aussage scheint regelmässig auf Black Hole-Events zuzutreffen. Deswegen starten Ultar erst um 20.15 Uhr in ihr Set. Das Quintett aus der sibirischen Stadt Krasnojarsk darf die Nummer also eröffnen. Die Herrschaften legen eine solide Sohle aufs Parkett, in welcher sich Melodien und «Gechnüttel» abwechslungsweise die Klinke in die Hand drücken. In Sachen Outfit und Corpsepaint erinnern mich die Akteure freilich in Carach Angren (obschon ihr Sound im Vergleich mit demjenigen der Niederländer ein wenig härter unterwegs ist). Insgesamt überzeugen sie mich deutlich besser als noch während ihres letzten Gastspiels auf schweizerischem Boden. Dieses fand damals Ende Juli 2022 im Wetziker Hall Of Fame-Club (er möge in Frieden ruhen…) statt.

Grima

Auch die nächste Kapelle ist im eisigen Sibirien beheimatet. Mit ihren Klamotten möchten sie augenscheinlich eine Mischung aus Vogelscheuche und Waldschrat darstellen. Zudem tragen sämtliche Protagonisten hölzerne Masken, die wie Baumrinden aussehen. Der Frontmann hat sogar – wenn er nicht gerade mit dem Gitarrenspiel beschäftigt ist – Zweige als Hände. Die Darbietung ist jedoch kaum sichtbar, denn die Kreaturen «verstecken» sich mehrheitlich hinter blauem Scheinwerferlicht. Daran dürften Fredy und die anderen Knipser garantiert zu knabbern haben. Populär scheinen Grima aber allemal zu sein, denn die Hütte ist rappelvoll. Verflucht enge Kiste! In der zweiten Auftrittshälfte gefällt mir das Gezeigte dann zwar besser, aber Ultar waren ungeachtet dessen die mitreissenderen Musiker.

Kanonenfieber

Die Bühne verwandelt sich nun in ein Schlachtfeld aus dem Ersten Weltkrieg. Die Roadies platzieren fleissig Sandsäcke und Stacheldraht. Passt überhaupt die komplette Dekoration auf diese verhältnismässig kleine «Spielwiese»? Es dürfte fraglos eines der letzten Male sein, dass die Zuschauer Kanonenfieber in einem solchen Ambiente erleben können. Mittlerweile verkehren die Deutschen primär in grösseren Hallen und Locations. Deshalb bin ich den Organisatoren dankbar, dass sie diesen Coup heute Abend für uns landen konnten.

Um 23.25 Uhr schreiten die vermummten Gestalten zur Tat. «Die Feuertaufe» setzt sogleich eine erste Duftmarke. Auf historische, aus den Boxen rauschende Tonbandaufnahmen folgt schon bald rasanter respektiver peitschender Melodic Black beziehungsweise Death Metal. Es ist schlichtweg überragend, was der von Noise angeführte Haufen hier wieder zeigt! Der Bass wummert alles und jeden weg! Und obschon die Jungs bezüglich Effekten nicht aus dem Vollen schöpfen können, kommen trotzdem gewisse Elemente zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise die «Schneeflocken» bei «Der Füsilier I». Wenn ein ganzer Raum den Refrain lautstark mitbrüllt, löst das hoffentlich nicht nur bei mir massenhaft Hühnerhaut aus.

Meine beiden favorisierten Tracks «Kampf und Sturm» und «Die Havarie», welche sich mit der U-Boot-Thematik befassen, sind glücklicherweise ebenfalls in der Setliste vertreten. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich mir vorstelle, in einem solch schwimmenden «Sarg» eingeschlossen zu sein und immer weiter in der Tiefe zu versinken. Der «The Yankee Division March» beendet nach rund einer Stunde das grandiose Kanonenfieber-Spektakel.

Setliste – Kanonenfieber

  1. Die Feuertaufe
  2. Dicke Bertha
  3. Die Schlacht bei Tannenberg
  4. Der Füsilier I
  5. Grabenlieder
  6. Kampf und Sturm
  7. Die Havarie
  8. The Yankee Division March

Das Fanzit – Warm Up-Party – Black Hole Fest V

Die Aufwärm-Sause sorgte definitiv für die optimale Einstimmung und hat uns in gelungener Manier auf die kommenden zwei Tage vorbereitet. Ultar und Kanonenfieber agierten überaus überzeugend. Die Besucher sind ebenfalls schon beeindruckend zahlenmässig erschienen. Gerade bei Grima war es tatsächlich so intensiv ausgelastet, dass gewisse Gäste gar nicht mehr bis in den Bühnenraum hineingekommen sind. Künftig könnte man sich ruhig noch etwas exakter an die Running Order halten, aber ich habe – den Göttern sei Dank – immerhin keine Truppe verpasst.

Die Fotos – Warm Up-Party – Black Hole Fest V

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Freitag, 26.04.2023 (Tag 1) – Der Tag an dem die Bibel brannte

Nach der gestrigen Warm Up-Fete folgt heute der erste «echte» Festivaltag. Kumpel Ruedi und ich haben unseren Hotelaufenthalt genutzt und warten begierig auf weiteren Black Metal-Ladungen. Das Programm bietet einige Dinge an: Unbekannte Equipen, souveräne Haudegen, «Black Hole Fest-Wiederholungstäter» (Grüsse gehen raus an Runenwacht) und der über allem thronende Headliner Gorgoroth, auf welchen wahrscheinlich nicht bloss meine Person äusserst gespannt ist. Fun-Fact: Im Vorfeld zu dieser Veranstaltung gab’s übrigens (anders als noch bei der Noche Oscura) keine politischen Beschwerden oder Vorwürfe. Wir können unser Fest also sorglos und friedlich feiern.

Am Eingang werden die Besucher von einer Popcorn-Maschine begrüsst. Ein  kleines Dankeschön seitens der Organisatoren für unsere langjährige Treue. Diesen salzigen Leckereien kann selbstverständlich niemand widerstehen. Auch die Jungs der später auftretenden Formation Stahlsarg erfreuen sich an den kleinen, schwarzen Tüten (oder wahrscheinlich viel eher an deren Inhalt). So viel zum Thema «böse Black Metaller». Nix da – das sind eben am Ende des Tages auch «nur» Menschen wie du und ich.

NahemiA

Die ursprünglich aus Polen stammenden und neuerdings in London domizilierten NahemiA eröffnen pünktlich um 16 Uhr den heutigen Konzertreigen mit einem «schamanenartigen» Intro. Bei dieser Performance muss man sich primär ohnehin auf sein Gehör verlassen, denn die Akteure verbleiben lieber im Schatten beziehungsweise hinter einer Wand aus blutrotem Scheinwerferlicht. Sänger Rimmon setzt direkt optische Duftmarken. Einerseits zieren monströse Nieten seine Arme und an seinem Gürtel scheint eine tote Ratte zu baumeln.

Uns wird aggressiver, geradliniger, mitreissender Black Metal um die Lauscher geballert. Genau so mag ich diese Stilrichtung! Geiler Auftakt! Aufgrund dessen sind NahemiA diskussionslos eine weitere Gruppe, die ich künftig genauer verfolgen muss. Gegen Ende werden Bibelseiten zerrissen und ins Publikum geschmissen. Die restlichen Buchüberbleibsel machen schliesslich Bekanntschaft mit dem Feuerzeug des Frontmannes. Zugegebenermassen eine ziemlich klischeehafte Aktion, aber den Leuten gefällts trotzdem. Meine Kolleginnen lassen die ergattern Bibelseiten später sogar noch von Mitgliedern der Black Hole Agency signieren.

Setliste – NahemiA

  1. Intro – Teloch
  2. World Annihilation
  3. Nightfall Of Blackstorm
  4. 9mm
  5. A Blast Of Steel
  6. Temple Of Glorious Indulgence
  7. Torturous Lords of Sheol
  8. Diabolical Legions
  9. Evil Enthroned
  10. Eternal Doom
  11. Vindictive Malice

Stahlsarg

Hoffentlich haben die nächsten Künstler ihre Popcorn-Pause inzwischen beendet, denn jetzt müssen sie ran an den Speck. Der aus dem englischen Suffolk stammende Fünfer setzt auf giftiges Gekrächze. Des Weiteren punktet der Basser mit einem imposanten Bart. Die Lichttechniker zeigen sich derweil nicht sonderlich kreativ. Waren es zuvor bei NahemiA ausschliesslich rote Töne, dominiert nun ein blauer Schimmer. Ich taufe das Ganze kurzerhand auf «Fotografen-Albtraum». Hoffentlich gelingt unserem Knipser Fredy trotzdem das eine oder andere Erfolgserlebnis.

Aber zurück zur Band. Der Name Stahlsarg löste im Vorfeld bei einigen Personen Unsicherheiten aus und es war nicht klar, ob da eventuell wieder Verbindungen zur «braunen Ecke» bestehen. Diesbezüglich kann euch jedoch komplett beruhigen. Die Bezeichnung «Stahlsarg» soll viel eher metaphorisch verstanden werden. Es ist ein Beschrieb, den man zu Kriegszeiten für gefangene respektive eingesperrte Soldaten in Panzern oder einem sinkenden U-Boot verwendet hat (auf ähnliche Thematiken sind wir ja bereits gestern bei Kanonenfieber gestossen). Ausserdem hat die deutsche Version des Wortes rein phonetisch betrachtet freilich eine stärkere Ausdruckskraft als das englische «steel coffin».

Setliste – Stahlsarg

  1. Golems
  2. Raise The Dead
  3. Goathes Oak
  4. Damocles XIII
  5. Frostbite Division
  6. Indelibly Etched
  7. Darkness, My Accomplice
  8. Suicide Of God
  9. Burn And Destroy

Theotoxin

Theotoxin sehe ich nach dem Dark Easter Metal Meeting und dem Ragnarök Festival jetzt innert kürzester Zeit gleich zum dritten Mal. Manchmal erzeugt die eigene Konzertplanung tatsächlich ungeahnte Zufälle. Aber bisher haben mich die Ösis nie enttäuscht und auch heute drücken sie erneut ordentlich auf die Tube. Schnelle, peitschende Schwarzmetall-Mucke made in Wien. Das ist einfach souverän! Ich würde eh behaupten, dass wir hier gerade die österreichische Version von Marduk live in Aktion erleben. Fraglos eine empfehlenswerte Kapelle. Hört ungeniert einmal rein, falls ihr Gelegenheit dazu findet. Ein bisschen vergiftete Theologie schadet nie.

Setliste – Theotoxin

  1. Golden Tomb
  2. Demise Of The Gilded Age
  3. Sanatory Silence
  4. Catastrophe In Flesh
  5. Devoured By Sin
  6. Philosopher
  7. Perennial Lunacy
  8. World, Burn For Us
  9. Towards The Chasm

Merrimack

Danach sind Merrimack aus Frankreich an der Reihe. Aber Halt! Zuerst gehört die Bühne noch kurz Tamara, Reto und Sven. Sie nutzen die Gunst der Stunde, um der Besucherschar eine Danksagung für all die Treue und Unterstützung auszusprechen. Meine Wenigkeit erhält sogar eine persönliche Widmung. Merci Leute, das ist eine grossartige Ehre! Auf viele weitere und erfolgreiche Jahre für die Black Hole Agency und ihre Projekte!

So, nun gilt aber wirklich «allez-y» für Merrimack. Blöderweise setzt bei ihrer Performance nicht nur bloss bei mir zum ersten Mal an diesem Tag eine dezente Ernüchterung ein. Da agierten die vorherigen Truppen glasklar überzeugender. Speziell die Leistung von Sänger Vestal ist alles andere als berauschend… Naja, dann liegt möglicherweise ein verfrühter Abstecher meinerseits in den Aussenbereich drin. Dort gibt es nämlich ebenfalls noch einige Dinge zu entdecken.

Verpflegung, Wikinger-Tattoos und Aussenbereich

Verhungern muss an diesem Festival wahrlich niemand. Der Rostlaube-Food Stand versorgt die Gäste mit diversen Leckereien. Ich entscheide mich «bünzlimässig» für «Ghackets mit Hörnli». Aber sorry, dieses Gericht schmeckt einfach immer. Ein sicherer Wert! Bei angenehmem Wetter tummeln sich sowieso einige Metalheads an der frischen Luft (im Innern kann es eben doch mit der Zeit ziemlich stickig werden). Für das «süffige» Wohl ist auch gesorgt. Eine besondere Anziehungskraft übt aber ohne Zweifel der Stand von «Einherjar Tattoo» aus der Westschweiz aus. Hier werden einem auf Wunsch ausgewählte Körperstellen mit der «Stick and Poke»-Technik verziert – ganz im Sinne der Wikinger-Ära und der nordischen Mythologie.

Gorgoroth

Und dann ist der grosse Moment gekommen. Das populärste (oder je nach Sichtweise auch umstrittenste) Kaliber des diesjährigen Billings übernimmt das Kommando. Dazu werden extra Absperrgitter am Bühnenrand platziert. Übertrieben oder allenfalls doch notwendig? Wir werden es demnächst erfahren. Gerade an der Mikrofon-Front sind bei Gorgoroth regelmässig Wechsel zu bestaunen. Für diesen Auftritt übernimmt Hoest den Gesang. Ihn kennen wahrscheinlich viele von seiner eigentlichen Hauptband Taake. Aber egal in welcher Formation er herumschreit, der Kahlkopf ist jedes Mal ein wilder, unbändiger Hund. Da fliegen schon gerne mal Wasserflaschen oder das Mikro durch die Gegend. Aber so kennt man ihn.

Ansonsten liefern Gorgoroth eine kompromisslose Show ab. Auch sie spielen mit den gängigen Klischees und wirken stellenweise beinahe arrogant beziehungsweise überheblich (wobei man dies keinesfalls zu ernst nehmen sollte. In der Regel ist das viel Polemik um nix). Aber fairerweise ist anzumerken, dass diese Musiker auch nicht hier sind, um irgendwelche Freunde zu finden. Sie möchten lediglich die raue, norwegische Urgewalt mit uns teilen. Ich finde das Gezeigte nicht übel und bin dankbar, dass ich nun endlich ein Häkchen hinter die Nordmänner setzen kann. Am Ende bleibt nur ein Rätsel offen: Was geschieht mit den Nietenbändchen, die Kollege Timo netterweise einem der Protagonisten ausgeliehen hat? Wird er diese jemals wieder zu Gesicht bekommen?

Setliste – Gorgoroth

  1. Bergtrollets Hevn
  2. Aneuthanasia
  3. Prayer
  4. Katharinas Bortgang
  5. Revelation Of Doom
  6. Forces Of Satan Storms
  7. Ødeleggelse Og Undergang
  8. Blood Stains the Circle
  9. Cleansing Fire
  10. Destroyer
  11. Incipit Satan
  12. Krig
  13. Kala Brahman
  14. Unchain My Heart!!!

Runenwacht

Für den Tagesabschluss sind ein paar alte Bekannte zuständig. Die deutsche Equipe war bereits beim Black Hole Fest-Debüt vor vier Jahren als Rausschmeisser im Einsatz. Diese Rolle dürfen sie jetzt erneut wahrnehmen. Dummerweise habe ich sie bei unserer ersten Begegnung fälschlicherweise mit dem «NSBM»-Sektor in Verbindung gebracht, da ich im Internet über falsche Links gestolpert bin… Kurz darauf konnte ich das allerdings mit Fronter Rex im Rahmen eines sachlichen und angenehmen Chat-Austausches klären und bin froh, dass fortan Klarheit über die gesamte Sachlage herrscht.

Doch genug über vergangene Kamellen geschwafelt. Welche Leistung können Runenwacht bei ihrem heutigen Gig abrufen? Erwartungsgemäss müssen sie mit weniger Publikum auskommen, da die Mehrheit nach Gorgoroth die Heimreise angetreten hat. Die verbliebenden Gäste erleben jedoch eine rundum gelungene Darbietung. Die Akteure verteilen sogar «Pfeffi» an die Menge. Mit diesem Likör sammelt man natürlich umgehend zahlreiche Sympathiepunkte. Das Trio sorgt nochmals für finale Eskalationsschübe. Bleibt nur zu hoffen, dass sie bei einer der nächsten Black Hole Fest-Durchführungen vielleicht einmal einen etwas früheren Slot und dadurch automatisch eine grössere Plattform erhalten, um ihre Kunst präsentieren zu können. So oder so wären die Herrschaften zweifellos in Zukunft abermals auf helvetischem Grund willkommen.

Setliste – Runenwacht

  1. MG42
  2. Anrufung
  3. Seht den Flug des Rabens
  4. Im Wandel der Zeit
  5. Ewiger Krieg
  6. Blut und Stahl
  7. Der alte Baum
  8. Meister Urian
  9. Goldner Hirsch und goldner Löwe
  10. Aufs Rad mit ihm
  11. Fuck Pax Christi
  12. Eberkopf
  13. Derer von Württemberg
  14. Runenwacht

Das Fanzit – Freitag – Black Hole Fest V

NahemiA, Gorgoroth und Runenwacht waren meine persönlichen Highlights des heutigen Tages. Es wurde fleissig gebechert und gefeiert. Der Zusammenhalt und die Freude der «Black Hole-Family» war vielerorts spürbar und sprach für den Stellenwert, den dieses Festival mittlerweile eingenommen hat. Nach eine Mütze Schlaf «bodigen» wir dann sicherlich auch noch den Samstag!

Die Fotos – Freitag – Black Hole Fest V

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Samstag, 27.04.2023 (Tag 2) – Neuentdeckungen und verfrühter Abgang

Finale der diesjährigen, schweizerischen Black Hole Fest-Ausgabe! Jetzt müssen nochmals alle Kräfte mobilisiert werden, um wahrlich das Beste aus diesem Erlebnis rausholen zu können. Das heutige Line-Up führt mich wieder einmal zu einigen Horizonterweiterungen, denen ich jedoch bekanntermassen selten abgeneigt bin. Was mich ausserdem sehr freut ist die Tatsache, dass die junge Zürcher Gruppe Heathen Heretic den Konzertreigen eröffnen darf. Das erzeugt garantiert beste Werbung für den heimischen Black Metal. Doch vorerst wird das Innere der Musigburg noch nicht aufgesucht. Draussen herrscht wundervolles, ja fast schon sommerliches Wetter, welches die Besucher zurecht geniessen. Bei den diversen Gesprächen wird auch das Rätsel um die an Gorgoroth ausgeliehenen Nietenbänder von Kumpel Timo gelöst. Offenbar hat ein Mitglied von Runenwacht die Dinger aus Versehen eingepackt und deswegen befinden sie sich leider auf einer Reise irgendwo in den Norden Deutschlands – ups…!

Heathen Heretic

Mit einem epischen Intro, das geradesogut aus einem «Herr der Ringe»-Film stammen könnte, schreiten Heathen Heretic um 15.30 Uhr zur Tat. Die verwendeten Feuerschalen auf der linken und rechten Seite der Bühne figurieren als zusätzlicher Blickfang. Sämtliche Mitglieder verbergen ihre Antlitze hinter furchteinflössendem Corpsepaint. Bei Saitenhexer Styx wurde dem Ganzen sogar noch ein bisschen Blut beigemischt. Seine Vocals dürften gerne etwas lauter aus den Boxen dröhnen, aber ansonsten gibt’s an der Performance überhaupt nix zu kritisieren.

Dieses «Pflänzchen» gedeiht prächtig und wird immer mächtiger. Als «Zückerli» kommt die Zuhörerschaft in den Genuss von frischem Liedgut, welches die Vorfreude auf die kommende Platte problemlos anheizt. Viola – das Mädel in der Herrenrunde – agiert ebenfalls konstant sicherer und selbstbewusster. Ihren Klargesang, welche sie gelegentlich einstreut, löst sofort Hühnerhaut aus. Und bei einem Song greift sie überraschenderweise zur akustischen Gitarre. Es wird mir definitiv eine Ehre sein, die Entwicklung von Heathen Heretic weiter zu verfolgen und zu begleiten. Die nächste Gelegenheit für ein Wiedersehen würde sich am 30. Mai 2024 in der Kulturfabrik Wetzikon ergeben.

Setliste – Heathen Heretic

  1. Sacrifice The Goat
  2. Deadly Sin
  3. Impaler
  4. Black Forest
  5. Human
  6. Charon
  7. Conquer For A Worthless God

Interview-Pflichten

Nach der Show muss ich schnell nach draussen flitzen, denn Black Hole Agency-Mitglied Sven möchte gerne ein kurzes Interview mit mir durchführen. Selbstredend stelle ich mich dafür mit Freuden zur Verfügung. Unter anderem werde ich gelöchert, wie ich überhaupt genau auf diese Festivalreihe gekommen bin und wie lange es wohl ungefähr dauern wird, bis mein Bericht (jep, genau der, den ihr hier gerade am Lesen seid) fertiggestellt sein wird. Des Weiteren bedankt er sich nochmals für meine Treue. Da es sich bei der Befragung lediglich um eine kurze Angelegenheit handelt, verpasse ich auch den Gig der nächsten Band nicht.

Besatt

Oh, ich hätte beim Interview offenbar sowieso nicht stressen müssen, denn der Zeitplan hat sich (schon wieder) verschoben. Die Polen von Besatt starten somit neu um 16.50 Uhr in ihr Set. Die Bühnendeko mit Totenschädeln und Pentagrammen macht jedenfalls eine gute Gattung. Zu Beginn kann ein Glockenläuten vernommen werden, obschon ich davon überzeugt bin, dass die anschliessende Darbietung kaum ein kirchliches Vergnügen sein wird. Das grimmig dreinblickende Quartett aus Osteuropa ist nach meinem Gusto allerdings zu eintönig unterwegs. Die zuvor aufgetretenen Heathen Heretic waren eindeutig besser. Aber die Polen können sich in der zweiten Auftrittshälfte etwas steigern. Spätestens als die Akteure zu kleinen Schälchen greifen und sich mit dem darin erhaltenen Blut übergiessen, schnellen aber etliche Handys und Kameras in die Höhe, um dieses Horror-Spektakel festzuhalten. Nach der Show dürfen sich diejenigen Personen, die eine Setliste ergattern konnten, an einem blutigen Andenken für die heimischen vier Wände erfreuen.

Setliste – Besatt

  1. Intro
  2. Engraved Face
  3. Final War
  4. Baphomet
  5. Blood Of My Enemies
  6. Kingdom Of Hatred
  7. Suicidal Ritual
  8. Ave Master Lucifer
  9. Mad Minds

Pestlegion

Pestlegion aus Deutschland haben mir im Vorfeld einige Leute empfohlen. Das sei so eine «must-see»-Geschichte. In der Regel höre ich auf solche Ratschläge, aber dieser hier wäre mir beinahe durch die Lappen gegangen. Man verquatscht sich einfach viel zu leicht im Aussenbereich. Aber irgendwann kann ich mich – den Göttern sei Dank – von den Gesprächen loslösen und flitze wieder ins Innere der Location.

Oh! Und das war freilich eine lohnenswerte Entscheidung. Die Herrschaften aus Nordrhein-Westfalen sind bisher DIE Entdeckung des Tages! Ihr musikalisches Schaffen gefällt mir hervorragend. Der Track «Entsage Gott» ist ein ultrafieser Kracher! Nicht unweit von mir entfernt tobt ein kleiner Moshpit. Trotzdem klaffen gewisse Lücken in den Publikumsreihen, was mich ein wenig überrascht. Aber möglicherweise möchten viele nach wie vor das schöne Wetter geniessen. Tja Freunde, ihr verpasst hier drinnen effektiv eine packende Truppe, die meinetwegen jederzeit wieder in die Schweiz zurückkehren darf.

Setliste – Pestlegion

  1. Intro
  2. We Deny Thy Name
  3. The Witchhammer
  4. The Portal
  5. Evoke Hastur
  6. Entsage Gott
  7. March To War
  8. Satanas Grand Victoria
  9. Into The Golden Valley
  10. The Warlock’s Curse

Ad Noctem Funeriis

Von Deutschland geht die Reise weiter nach Italien. Ich weiss wirklich nicht, wo die Verantwortlichen immer all diese genialen Künstler ausgraben, aber auch Ad Noctem Funeriis gehören diskussionslos zur talentierten Abteilung. Die Jungs haben ebenfalls den satanistischen IKEA-Möbelkalender mitgebracht und auf der «Spielwiese» aufgebaut. Schädel und Kerzen prägen die Szenerie. Der Sound ist von einer diabolischen Aura durchtränkt. Bei der finalen Hymne «Fuck Christian’s Cross» schleppt Fronter Hellhound ein gigantisches, hölzernes Petruskreuz in die Mitte. Hmm, könnte ich mir das eventuell für die heimische Zugfahrt ausborgen? Das gäbe sicherlich unbezahlbare, irritiere Blicke der anderen Reisenden. Und falls dieses utopische Vorhaben nicht funktionieren sollte, kann man ja immer noch an der Merch-Ecke vorbeischauen und nach anderen Artikeln Ausschau halten. Das Quintett aus Bari hätte zweifelsohne Unterstützung verdient.

Setliste – Ad Noctem Funeriis

  1. Abyss III
  2. Fire I
  3. Fire II
  4. Fire III
  5. Brimstones II
  6. Kill Jude Christ
  7. Luce E Fiamme
  8. Litanie A Satana
  9. Fuck Christian’s Cross

Ninkharsag

Wir nähern uns langsam dem Ende der Veranstaltung. Drei Formationen sind noch ausstehend. Bei einer davon handelt es sich um Ninkharsag aus England. Mit Melodic Black Metal ist man bei mir meistens an der richtigen Adresse. Ihre mitreissenden Nummern wissen zu gefallen. Stilistisch sorgen die Briten generell für ein wenig Abwechslung. Die Setliste wurde primär mit Material des 2021er-Studioalbums «The Dread March Of Solemn Gods» gefüttert. Eine neue EP sei bereits in der Mache. Ninkharsag scheinen ihr Debüt auf helvetischem Grund wahrlich zu geniessen.

Setliste – Ninkharsag

  1. Intro – Night Wrath
  2. The Dread March Of Solemn Gods
  3. Under The Dead Of Night
  4. Lunar Hex; The Art Of Mighty Lycanthropy
  5. The Necromanteion
  6. The Essential Salts Of Human Dust
  7. Pastoralis Praeeminentiae
  8. Tartarus Unbound
  9. Serpent Of The Void
  10. Spectres Of The Ancient World
  11. Discipline Through Black Sorcery

Sargeist

Für den Abschluss ist ein finnisches Doppelpack zuständig. Zuerst dürfen uns Sargeist ihr Können präsentieren, ehe danach Aegrus den Rausschmeisser mimen werden. Der mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze agierende Fronter Shatraug ruft bei mir umgehend Erinnerungen – respektive Vergleiche – mit Darth Sidious aus «Star Wars» auf den Plan. Musikalisch wirkt das Gezeigte nicht schlecht, aber just als ich so richtig in die Materie eintauche, hören die Akteure urplötzlich auf zu spielen und verschwinden im Backstage-Bereich. Notabene ohne grossartige Abschiedszeremonie. Eigentlich hätten sie noch eine halbe Stunde Spielzeit zur Verfügung. Entschuldigung, ich kann mit einigen Black Metal-Allüren leben, aber das war jetzt wirklich unnötig. Ich bin nun wirklich ein bisschen angepisst und entscheide mich deshalb ebenfalls für einen verfrühten Abgang… Schade um Aegrus, die ich ebenfalls noch gerne gesehen hätte. Aber dafür wird es sicherlich irgendwann weitere Gelegenheiten geben.

Setliste – Sargeist

  1. Sargeist
  2. Empire Of Suffering
  3. Black Treasures Of Melancholy
  4. Kingdom Below
  5. Heretic Iron Will
  6. Satanic Black Devotion
  7. Death’s Empath
  8. Reaping With Curses & Plague
  9. The Shunned Angel
  10. Returning To Misery & Comfort

Das Fanzit – Samstag – Black Hole Fest V

Meine heutigen Highlights hiessen Heathen Heretic, Pestlegion und Ad Noctem Funeriis. Leider waren insgesamt weniger Leute anwesend, aber offenbar enthielt der Freitag einfach das Programm mit der stärkeren Anziehungskraft. Alles in allem betrachtet war das Black Hole Fest V eine erfolgreiche Sache und ich habe die Zusammenkunft der schwarzmetallischen Familie in vollen Zügen genossen. Verbesserungspotenzial sehe ich einzig bezüglich der Einhaltung der Running Order. Da gab es doch mehrere Male ein paar unschöne Abweichungen.

Was bringt die Zukunft? Einiges! Einerseits feiert das Black Hole Fest Germania noch Anfang Oktober dieses Jahres seine zweite Ausgabe. Unter anderem könnt ihr euch in der mythischen Balver Höhle auf Shows von Belphegor, Tsjuder oder Darkened Nocturn Slaughtercult freuen. Des Weiteren geht die schweizerische Black Hole-Fest Variante vom 01. bis 03. Mai 2025 in die mittlerweile sechste Runde! Austragungsort wird abermals die Aarburger Musigburg sein. Das Line-Up ist noch mehrheitlich geheim, aber zwei Namen sind bereits durchgesickert. Ihr dürft sowohl mit den depressiven Schwarzmetallern Thy Light aus Brasilien als auch den im deutschen Bundesland Sachsen angesiedelten Ad Mortem rechnen.

Die Fotos – Samstag – Black Hole Fest V


Wie fandet ihr das Festival?

/ 28.05.2024
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