Rockerfreunde aus den USA
Kickin Valentina heizten dem Publikum in Lenzburg am Freitagabend ordentlich ein. Die Vorgruppe Dreadful punktete mit sympathischem Dialekt und angenehmen Gitarrenklängen. Diese beiden Auftritte wollte sich kaum jemand entgehen lassen, denn die Met-Bar war beinahe bis unters Dach gefüllt. Da man auf dem Weg zur Toilette immer wieder in Gespräche verwickelt wurde, war eine «Stahlblase» absolute Pflicht.
Nach einem komplett «met-bar-freien» Monat (skandalös!), wird es für mich allerhöchste Eisenbahn, wieder einmal in meiner favorisierten Honigwein-Taverne vorbeizuschauen. Gemäss Kalenderprognose liegen im Mai sogar gleich mehrere Abstecher nach Lenzburg drin. «Ausgezeichnet» – wie Mr. Burns von den «Simpsons» oftmals zu sagen pflegt.
Der heutige Freitagabend macht den Anfang. Für die Unterhaltung sind ein paar «alte Bekannte» zuständig: Kickin Valentina aus den Vereinigten Staaten. Die Amis haben einen guten Draht zur Schweiz und durchaus einige Freunde und Wegbegleiter in unserem Land «angesammelt». Ich für meinen Teil erinnere mich beispielsweise gerne an ihre Shows im traurigerweise inzwischen nicht mehr existenten Hall Of Fame Club in Wetzikon (siehe Berichte von 2017 und 2022). Aber ich bin davon überzeugt, dass die Jungs auch in der Met-Bar brillieren werden.
Den Support-Slot übernehmen Dreadful aus dem Muotathal. Die Innerschweizer kamen relativ kurzfristig zu dieser Gelegenheit, denn eigentlich hätten zuerst Worry Blast diese Rolle wahrnehmen sollen. Die Truppe wurde dann aber blöderweise gesundheitsbedingt zurückgebunden (gute Besserung an dieser Stelle!). Allerdings werden Dreadful das Ding sicherlich irgendwie schaukeln, denn schliesslich haben sie mit «Soulmates» (warum kommt mir da gerade die neue Kampagne der Souls Of Rock Foundation in den Sinn?) ja sogar ein neues Eisen am Start. Das ist in der Regel stets eine tolle Voraussetzung für eine gelungene Darbietung.
Ein kleiner Werbeblock sei an dieser Stelle gestattet: Die Met-Bar verkauft neu nämlich eigene, limitierte Zipper! Zuerst waren die Dinger nur den Vereinsmitgliedern vorbehalten, aber nun erhalten wir «Otto Normalverbraucher» ebenfalls die Möglichkeit, solch ein «lässiges» Teil zu ergattern und den Namen der Location in die Welt hinauszutragen. Darum lasse ich mich selbstverständlich nicht zweimal bitten. Los Portemonnaie, öffne dich! Weil «es hät, solangs hät».
Dreadful
Wer auf Lynyrd Skynyrd und ZZ Top steht, kommt in den nächsten 55 Minuten eindeutig auf seine Kosten. Dreadful bewegen sich nämlich genau in diesen Sphären. In solider und sympathischer Manier führen sie uns durch ihr Programm. Sänger Andy Schelbert punktet dank des Muotathaler Dialekts in praktisch all seinen Ansagen. Bei geschlossenen Augen wirkt es beinahe so, als ob Infinitas-Trommler Piri zu mir sprechen würde. Mit seinem Liedgut deckt das Quintett diverse Themen ab. Unter anderem singen sie über Rock ‘N’ Roll, Schnaps, verstorbene Väter (emotionale Sache!) oder Ski-Asse wie «unseren» Marco Odermatt («One Hell Of A Ride»). Die Texte sind eingängig und laden dadurch rasch zum Mitmachen ein. Erst gegen Ende gibt’s Probleme an der Mikrofon-Front wegen eines defekten Kabels, aber die Jungs kriegen die Geschichte trotzdem irgendwie erfolgreich ins Trockene.
Kickin Valentina
Die Sleaze Rocker aus Atlanta, Georgia übernehmen um 22.15 Uhr das Kommando. Der Vierer besteht aus D.K. Revelle (Vocals), Heber Pampillon (Gitarre), Chris Taylor (Bass) und Jimmy Berdine (Drums). Der Fronter ist für einmal ohne Mütze und auch ohne «Smells Like Slut In Here»-Shirt unterwegs. Dafür trägt er heute ein selbstironisches «Who The Hell Is Kickin Valentina»-Tanktop. Diese Frage muss man der versammelten Publikumsschar kaum stellen. Viele der Anwesenden kennen die Herrschaften schon seit mehreren Jahren und feiern das Gezeigte frenetisch ab.
D.K. raunt mit seinem rauen Stimmorgan unermüdlich Zeile um Zeile ins Mikro. Des Weiteren entpuppt er sich als unermüdlicher Antreiber (Mitklatschen wird fleissig gefordert). Ausserdem wagt der gute Mann des Öfteren Ausflüge auf den Bartresen. Bloss auf der Bühne herumzuturnen, scheint ihm definitiv zu langweilig zu sein. Schiessbudenmeister Jimmy ist ebenfalls selten um einen frechen Spruch verlegen. Er klärt seine Kumpels zum Beispiel darüber auf, dass der Euro nicht die korrekte Währung unseres Landes ist. Saitenhexer Heber (dessen Nachname ich kurzerhand in «Papillon» oder «Pampers on» umtaufe) glänzt mit fetzigen Soli und witzigen Grimassen. Abgerundet wird die Equipe durch die fleischgewordene Verkörperung des Wortes Coolness am Tieftöner. Ich frage mich, ob Chris überhaupt jemals ohne Sonnenbrille sein Haus verlässt.
Die Musiker kommen fehler- und unfallfrei durch ihr Set. Zwischendurch stört einzig einmal ein nervtötendes Quietschen aus den Boxen, welches die Techniker erst nach einer Weile wieder in den Griff bekommen. D.K. meint dazu furztrocken, dass Kickin Valentina offensichtlich «too hot» für die Monitore seien. Am Ende erkundigt sich der Fronter bei den Fans nach dem «King Of Rock». Zu meiner Freude antworten viele darauf mit «Lemmy»-Rufen. Der Sänger hat jedoch eigentlich eher an Elvis gedacht. Und genau mit einer solchen Cover-Nummer schliessen die Amis ihren rund einstündigen Gig ab.
Das Fanzit – Kickin Valentina, Dreadful
Eine spassige Kickin Valentina-Party zum Start ins Wochenende. Die Met-Bar war zum Bersten voll und es kam immer wieder zu Begegnungen mit zahlreichen bekannten Gesichtern (weshalb man jeweils kaum in Ruhe zur Toilette oder zum Getränkenachschub marschieren konnte). Nichtsdestotrotz haben ich, meine Leber und meine Blase den Abend erfolgreich überlebt und freuen uns auf weitere Episoden dieser Art.