Metalinside.ch - King Sable - Met Bar Lenzburg 2024 - Foto Friedemann
Sa, 18. Mai 2024

King Sable, Taste Of Tears

Met-Bar (Lenzburg, CH)
/ 24.05.2024

«Pfingst-Rumpelkiste» in der Met-Bar

Die beiden Gruppen King Sable und Taste Of Tears hinterliessen am Samstagabend in Lenzburg zerzauste Mähnen und lächelnde Gesichter. Beide Performances vermochten zu überzeugen und die Zeit bei den Beobachtungen verging wie im Flug. Sofern ihr dieses Ereignis verpasst haben solltet, folgt nun der Konzertbericht für das Nachstudium.

«Ah Pfingschte gaht’s am ringschte!» – dieser Spruch gilt sicherlich auch für musikalische Live-Darbietungen. Aufgrund dessen pilgern Metalinside-Kamerad Friedemann und meine Wenigkeit heute nach Lenzburg, um die Auftritte zweier Schweizer Bands in Bild und Schrift festzuhalten. Man könnte an diesem verlängerten Wochenende ja weiss Gott schlimmere Dinge anstellen.

Der angebotene «Akustik-Speiseplan» beinhaltet unter anderem Taste Of Tears aus dem Bündnerland. Eine Formation, die mir gänzlich unbekannt ist. Dafür durfte ich den Headliner King Sable Anfang dieses Jahres bereits kennenlernen und sie haben mich mit ihrer Show in der Schüür (siehe Review zur Erinnerung) komplett umgehauen. Das war sozusagen «Liebe auf den ersten Ton». Die Herrschaften sind eine echte «Multi-Metal-Truppe» und ich bin sicher, dass sie auch dieses Mal wieder abräumen werden.

Taste Of Tears

Der Sound des Fünfers, welcher kurz nach 21 Uhr loslegt, ist irgendwo zwischen progressivem und technischem Death Metal einzuordnen. Der Drummer entscheidet sich für die oberkörperfreie Variante und lässt es hinter seiner Schiessbude derb krachen. Aber wo zur Hölle habe ich dieses Gesicht schon einmal gesehen? Wieso kommt mir der Typ so bekannt vor? Und dann macht es plötzlich «klick». Scheibenkleister – das ist ja Messiah-Frontmann Marcus Seebach! Prominenz in der Met-Bar! Ich wusste gar nicht, dass der Kollege gelegentlich noch mit einem zweiten Projekt unterwegs ist. Aber was Taste Of Tears hier abliefern, kann sich absolut sehen und hören lassen.

Einen grossen Anteil an dieser gelungenen Übung hat fraglos Sänger Takuma Wagner. Lasst euch von seinem fiesen Marduk-Shirt nicht täuschen, der Kerl ist definitiv einer von der netten Sorte und bringt dank des Bündner Dialekts automatisch Sympathiepunkte mit. Heftig sind hingegen seine diabolischen Growls. Denen versucht einzig Klampfer Benji Hauser mit gelegentlich klar gesungenen Abschnitten entgegenzuwirken. Weitaus beeindruckender ist allerdings sein «Herumgefingere» an seinen Saiten. Ob da jemand in seiner Kindheit eventuell regelmässig «Guitar Hero» gezockt hat?

Bei den Songs muss sicherlich «Floor 13» hervorgehoben werden. Der Track sei eine Hommage an die Horrorfilme der 80er Jahre. Takuma ergänzt dazu: «Wo Bluet no Ketchup gsi isch und d’Monschter eifach Puppene.» Die Nummer «Gods Of War» huldigt derweil den Wikingern. Jawohl, bei diesen Klängen würde ich mich sofort in jeden Schildwall stürzen. Dabei könnte ich die Unterstützung von «Gumpiball-Fan» Reto ohne Zweifel gut gebrauchen. Seine unerschöpfliche Energie versetzt mich jedes Mal aufs Neue ins Staunen. Auch heute wirbelt er wieder unaufhaltsam durch die Gegend.

Mit «Infinite Chaos» beschliessen Taste Of Tears ihr Set. Basser Gioni Alig lässt seine Saiten mit dezenten Faustschlägen noch intensiver vibrieren. Mir fällt überhaupt nicht auf, dass die den Musikern zur Verfügung stehenden 55 Minuten bereits verstrichen sind. Das ist jedoch ein gutes Zeichen und spricht für einen unterhaltsamen, kurzweiligen Auftritt. Bleibt zu hoffen, dass im Besetzungskarussell der Jungs nun endlich ein wenig Ruhe einkehrt und sie sich somit auf die Produktion eines neuen Albums konzentrieren. Die Welt würde es meines Erachtens hundertprozentig verdienen, mehr von dieser Equipe auf die Lauscher serviert zu bekommen.

King Sable

Um 22.25 Uhr schlägt dann die Stunde von King Sable. Bassist Martin Arnold setzt bei der Kleiderwahl auf ein schickes Holzfällerhemd. Sein Kumpel am Mikrofon – Andy Iten – flitzt munter auf der kleinen Bühne umher. Im Hintergrund bearbeitet Hüne Mario Righetti grinsend seine Felle. Die beiden Saitenhexer, egal, ob jung (Rob Matthys) oder leicht ergraut (Alexander Lorenz), verstehen und beherrschen ihr Handwerk. Daran bestehen keine Zweifel. Zusammen erzeugen diese fünf Herren einfach packende Melodien, die einen umgehend beflügeln. In der Raummitte toben sogar effektiv vereinzelte «Mini-Pits».

Im September dieses Jahres soll der Nachfolger des Debüteisens «Demons We Feed» erscheinen. Als kleiner Vorgeschmack wird unter anderem die Komposition «Lie To Me» ins Feld geführt. Sänger Andy bedankt sich anschliessend freudig bei uns und findet es grandios, dass wir den Grill daheim in die Ecke gestellt und heute Abend einen Konzertbesuch priorisiert haben. Ohne unsere Unterstützung würde es ihre «handmade» Musik schliesslich gar nicht geben. Bei einigen Liedern spüre ich übrigens erneut viele «In Flames-Vibes». Dazu sei an dieser Stelle gerne das von mir ausgelassen gefeierte «After The Storm» erwähnt. Im Anschluss darf kurz gelacht werden, denn ein Besucher schenkt Andy plötzlich ein paar «Guetzli». Das muss wohl irgendein Insider zwischen den beiden sein. Man nenne sie ab und an eben auch «Guetzli-Könige».

Die Vielseitigkeit ist der grosse Trumpf von King Sable. Sie decken mit ihrem Liedgut gleich mehrere, metallische Stilrichtungen ab und werden von mir deshalb als «Multi-Metaller» bezeichnet. «Parasite» ist ein krasses Groove-Monster, welches abermals einige Aktivitäten bei gewissen Publikumsteilen auslöst. Während «I Own The World» kommt Andy plötzlich mit einer «Make America Great Again»-Mütze ums Eck. Selbstironie ahoi! Wobei ich fairerweise anmerken muss, dass das Land an sich unfassbar schön ist und hammermässige Destinationen zu bieten hat. Einfach bei der Wahl ihres politischen Oberhaupts beweisen die Amis nicht immer gerade ein glückliches Händchen… Mit den Zugaben «Nothing But The Truth» (ebenfalls einer vom neuen Album) und «My Ghost» verabschiedet sich das Quintett nach rund 70 Minuten in den Feierabend. Da die Met-Bar aufgrund der Feiertage bereits um Mitternacht die Schotten dichtmachen muss, wird es heute nix mit langem Herumlungern beziehungsweise Versumpfen.

Das Fanzit – King Sable, Taste Of Tears

Der Abstecher nach Lenzburg hat sich erneut gelohnt. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr kam ich in den Genuss einer mitreissenden King Sable-Show. Ausserdem waren Taste Of Tears freilich eine vielversprechende Neuentdeckung. Des Weiteren tat es gut zu sehen, dass die Met-Bar gut besucht war (es sind also nicht alle in irgendwelche «Pfingsturlaube» geflüchtet).

Setliste – Taste Of Tears

  1. Intro
  2. Wasteland
  3. Silence
  4. Floor 13
  5. Far Beyond Hell
  6. Color Of Night
  7. Gods Of War
  8. Sacred Life
  9. Infinite Chaos

Setliste – King Sable

  1. Intro
  2. Demons We Feed
  3. Mistake To Make
  4. Ain’t This Life
  5. Lie To Me
  6. Aim 4 The Chin
  7. Parasite
  8. Bury The Pain
  9. After The Storm
  10. Retaliation
  11. I Own The World
  12. Nothing But The Truth*
  13. My Ghost*

*Zugabe

Die Fotos– King Sable, Taste Of Tears


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/ 24.05.2024
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