Starlett Stock Festival 2024 - Sedel Luzern
Sa, 4. Mai 2024

Starlett Stock Festival 2024 – Glacier, Konquest u.m.

Sedel (Luzern, CH)
/ 09.05.2024
Starlett Stock Festival 2024 - Sedel Luzern

Im Namen des Stahls

Huiuiui, was war das Starlett Stock Festival 2024 wieder für eine Sause… Da darf sich jetzt wirklich jeder selber an der Nase nehmen, der das verpasst hat. Andy und Raphi waren zwar nicht im offiziellen Einsatz für Metalinside vor Ort, aber haben bei einem Cheesecake spontan beschlossen, doch noch einige Eindrücke festzuhalten.

Andy: Ganz nach dem Motto „Klein, aber fein“ findet dieses Jahr die zweite Ausgabe des Starlett Stock Festivals im Luzerner Sedel statt. Und anhand der vielen Kuttenträger war auch heuer wieder klar, in welche Richtung es stilistisch gehen wird. Man könnte die Veranstaltung auch als Mini-Keep It True bezeichnen, obwohl es eigentlich gar nicht damit zu vergleichen ist. Zwar spielen durchwegs KIT-würdige Bands, allerdings versteht sich das Festival ja als eine Art Bühne für die Nachwuchssternchen des Heavy Metals. Das diesjährige Programm verdeutlicht dies eindrücklich:

  • Thriller
  • Firmament
  • Küenring
  • Sin Starlett (gut, die gehören als Veranstalter ja fix zum Billing)
  • Animalize
  • Konquest (konnten letztes Jahr nicht)
  • Glacier

Klar, Glacier bezeichnen wir jetzt mal nicht als Nachwuchsband. Aber dass die Band am Starlett Stock spielt, ist durchaus speziell. Erstens weil sie aus den USA kommt (Ice Rock!!!!!!), und zweitens weil die tatsächlich noch nie in der Schweiz gespielt haben.

Der langen Rede kurzer Sinn, starten wir mit den Bands!

Thriller

Andy: H.E.I.L.I.G.E. SCHEISSE! Was für ein Ritt und was für ein Start. Die wirklich noch blutjunge Band, die gerade erst letztes Jahr ihr Debüt Street Metal auf die Welt losgelassen hat, ist kaum zu bremsen. Die legen sound- wie performancetechnisch einen absoluten Bilderbuchstart hin und ziehen das Publikum, das hier tatsächlich auch zahlenmässig nicht all zu schlecht vertreten ist, von der ersten bis zur letzten Sekunde mit. Es wird mitgesungen, mitgeoh-oh-oht, mitheadgebangt. Top Melodien, Killer-Riffs und eine Band, die ihre Instrumente und Stimmorgane im Griff hat. WOW! Witzig ist ja noch, als der Sänger im Vorfeld eines Songs sagt, dass er jetzt gefälligst jeden headbangen sehen möchte, das aber dann unmöglich sehen kann, weil er ab den eigenen Killer-Riffs selber headbangen muss. Hammer!

Raphi: Da kann ich dir beipflichten, Andy. An einem solch kleinen Festival, wie es das Starlett Stock Festival ist, benötigen die Konzerte der Opener häufig etwas Zeit, bis sie oder das Publikum auf Betriebstemperatur sind. Nicht so bei Thriller. Im Gegenteil: Die Jungs legen einen Auftritt hin, als ob wir schon drei Bands weiter wären auf der Running Order und die Fans vor der Bühne sind vom ersten Song an voll dabei. Mit einer solchen Beschleunigung auf Maximalgeschwindigkeit direkt aus dem Stand setzen sie die Messlatte für die kommenden Truppen daher ziemlich hoch.

Firmament

Andy: Nach dem geilen Start von Thriller hätte man realistischerweise erwarten dürfen, dass das, was auch immer jetzt kommt, nur noch verlieren kann. Das wäre gegenüber Firmament aber total unfair. Denn auch wenn deren Metal nicht annähernd den (Doppel-)Wums von Thrillers Strassenmetall hat, so überzeugen die auf ihre ganz eigene Art und mit ihrem nicht nur dezent in den 1970ern und 1980ern angesiedelten Metal / Hardrock. Wunderschöne, gefühl- und dennoch druckvolle Melodien, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den epischen Parts von Lunar Shadow oder Wytch Hazel aufweisen, gleichzeitig aber auch viel Eigenständigkeit besitzen. Geil!

Thriller und Firmament sind zwei Seiten der selben Medaille. Es fühlt sich so an, als würde man gerade mit einer Dodge Viper von der deutschen Autobahn runterfahren, in einen 1964er Jaguar E-Type wechseln und damit einer hügeligen Romantikstrasse entlanggleiten.

Raphi: Schön ausgedrückt. Vor allem die von dir erwähnte Eigenständigkeit bewahrt aus meiner Sicht Firmament davor, nach Thriller abzustürzen. Denn mit dem energetischen Auftritt des Openers mitzuhalten wäre sehr schwer. Doch Firmament versuchen das gar nicht, sondern setzen auf ihre Musikalität, mit der sie auf ganz andere Art und Weise punkten können. Vermutlich hätte etwas anderes auch nicht funktioniert und so entsteht ein schöner Kontrastpunkt, der ähnlich viel Abwechslung mit sich bringt, wie das Angebot an Cheesecake es tut.

Küenring (ausgesprochen ohne Umlaut)

Andy: Küenring sind die für mich grosse unbekannte Komponente des Tages und ich habe mich tatsächlich erst gleichentags mit ein, zwei Songs auseinandergesetzt. Mit der Erwartungshaltung, hier eher Unspektakulärem entgegenzusehen, kann ich mir aufgrund der Schwafelei mit Glacier-Sänger Michael nur noch die drei, vier letzten Songs der Österreicher ansehen und…BOOM! Hui, war das gut! Klassisch, melodisch, eine gewisse Härte: die landen definitiv nicht nur auf meinem Radar.

Raphi: Ich kann dir versichern, dass auch alle anderen Songs von Küenring hingehauen haben. Der Bandname bezieht sich übrigens auf Räuberbarone aus einer lokalen Legende in Österreich. Das Quartett zeigt sich auf der Bühne bewegungsfreudig und voller Energie. Gemischt mit einer unterschwelligen Coolness ergibt das ein Gesamtpaket, das einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, dabei den Kopf in Bewegung versetzt und diesen Zustand über das gesamte Konzert hinweg aufrecht zu erhalten vermag. Oder anders gesagt: Küenring sorgen mit ihrem Auftritt dafür, dass das Niveau hier am Starlett Stock Festival 2024 weiterhin hoch bleibt.

Sin Starlett

Andy: Hmm… was könnte ich hier schreiben, das ich über das Quintett nicht schon geschrieben habe? Schon x mal gesehen, schon x mal dabei ein Lächeln im Gesicht gehabt und beim letzten Mal im KiFF in Aarau auch etwas enttäuscht gewesen, dass Solid Source of Steel nicht gespielt wurde. Ein Umstand, den man hier gleich korrigiert. Die Band zeigt sich wie immer hoch aktiv und darüber hinaus interaktiv mit der anwesenden Hundertschaft. Macht Spass – und irgendwie kommt mir so der Gedanke, dass Mr. Felber on the Vocals locker jedem Saxon-Song hofieren könnte. Fragt mich nicht warum, irgendwas ist da in seiner Stimmfarbe…

Raphi: Es ist tatsächlich beeindruckend, wie voll der Sedel während dem Konzert von Sin Starlett ist. Jetzt scheinen wirklich sämtliche Anwesenden drinnen zu sein, um den Gastgebern die Aufwartung zu machen. Und die danken es, wie Andy bereits erwähnt hat, mit viel Aktivität und Kontaktaufnahme mit dem Publikum. Ihr Sound ist ein kleines bisschen weniger auf den Punkt gebracht als derjenige der vorangehenden Bands, aber die Menge haben sie trotzdem im Griff damit (und zwar besser als den Zeitplan, denn nach ihrem Auftritt haben wir rund zwanzig Minuten Verspätung).

Animalize

Andy: Wie wild kann….
Animalize: JA

Ungefähr so lassen sich die Franzosen beschreiben, die auch nach ihrem Auftritt nicht müde werden, Rekruten für die Aftershow-Party zu mobilisieren. Etwas, wofür ich mittlerweile definitiv zu alt bin. Wie dem aber auch sei: Zum Zeitpunkt des Auftrittes habe ich doch so etwas wie eine kleine Müdigkeitskrise und Animalize schaffen es mit ihrem extrem energiegeladenen Auftritt, dass meine Augen offen bleiben. Ich freu mich jetzt schon drauf, die Jungs in wenigen Wochen am Iron Fest wieder zu sehen.

Raphi: Animalize würde ich also auch nochmals anschauen kommen. Die Truppe mag musikalisch da und dort etwas ungeschliffen agieren, doch was die vier Jungs an Attitüde mitbringen, überstrahlt das bei weitem. Die wissen echt, wie man den Fans eine Show bietet. Teilnahmslos rumstehen ist da so was von keine Option. Zumal wir dann vermutlich gleich mit dem Katana enthauptet würden, das Gitarrist Jessman benutzt, um als Spezialeffekt seinem – übrigens sehr talentierten – Arbeitskollegen RattleGab die Kehle aufzuschlitzen, sodass dieser Blut spuckend zusammenbricht und dabei natürlich sein Gitarrensolo die ganze Zeit über weiterspielt, als ob nichts gewesen wäre. Der hat sich seinen Cheesecake also definitiv verdient. Garniert wird das alles übrigens mit französischen Liedtexten in mehreren Songs, womit die Band bei mir nochmals einen Extrapunkt holt. Très cool, mes amis.

Konquest

Andy: An die Italiener habe ich nun doch eine gewisse Erwartungshaltung. Nicht nur, weil sie letztes Jahr abgesagt und am KIT Rising ziemlich überzeugend waren, sondern auch weil sie in der Running Order ziemlich weit oben angesielt sind. Zurecht? Leider nein… Mehr als ein „war ok“ kann ich für diesen Aufritt, der zwar gegen Ende hin doch noch etwas Fahrt aufnimmt, nicht attestieren. Die Band wirkt nicht sonderlich motiviert und der Gesang, der für mich ab Konsorve ziemlich gut passt, kann dieses Mal live nicht überzeugen. Schade. An gutem Material würde es der Band ja nicht unbedingt fehlen.

Raphi: Diesen Eindruck teile ich, Andy. Konquest kommen erst bei den letzten zwei, drei Songs in Schwung. Im Gegensatz zu dir sehe ich sie, so wie alle Gruppen hier am Starlett Stock Festival 2024, zum ersten Mal und bei mir hinterlässt die Band eher einen unsicheren als unmotivierten Eindruck. Das Ergebnis ist dabei das selbe: Konquest können nicht mit dem restlichen Line-up mithalten, wobei mir jetzt ehrlich gesagt auch ab CD nicht gerade die Schuhbändel aufgehen bei ihren Songs. Doch noch ist das Festival ja nicht vorbei.

Glacier

Andy: Und dann kommt, was kommen musste: der einzige Gletscher, der die Herzen der Anwesenden schmelzen kann. Und wer was anderes behauptet, dem möge das Gehirn zufrieren! Glacier sind live einfach eine gottverdammte Macht. Wenn deren Riffs einsetzen, dann macht sich mein Körper irgendwie selbstständig und meine Bewegungslegasthenie geht mit meinem abgekoppelten Geist auf Reisen. Ja ja, so geil ist das. Zugegeben: gleich nach dem ersten Song gibt es technische Probleme, das Drum will nicht so wie der Drummer will und die Band muss sich ein, zwei Minuten lang intermezzomässig und improvisierend verhalten. Aber nochmals zugegeben: Manchmal gehört das zu einem Live-Auftritt dazu und Glacier gehen professionell und unterhaltsam damit um. In meinen Augen und Ohren schmälert das den machtvollen Auftritt auf keine Art und Weise. Glacier geben ansonsten Gas und spielen am Ende auf eindrückliches Verlangen der noch Anwesenden hin mit „The Temple And The Tomb“ sogar eine ungeplante Zugabe, die dann allerdings gründlich in die Hose geht. Tatsächlich fällt Michael der Text nicht mehr ein… Die Band scheint den Song auch nicht sonderlich eingeübt zu haben. Zugabe abgebrochen. Das kann man jetzt so oder so sehen. Ich finds menschlich im Sinne von Shit happens, und sehe den positiven Aspekt. Sie hätten wirklich noch einen liefern wollen. Und weil das mit „The Temple And The Tomb“ nicht klappte, wiederholt man mit… äch, mir fällt grad der Titel nicht ein, nochmals einen Song aus der eigentlichen Setlist (Raphi: Das war „Ready for Battle“, oder?). Auch gut. Ansonsten gab es „Speak No Evil“, „Devil in Disguise“, „Vendetta“, „Live for the Whip“, „Raise the Fist“, „Into The Night“, „Infidel“, „Ride Out“, etc. Es war hammermässig geil!

Raphi: Viel kann ich hier gar nicht mehr hinzufügen. Ein reiner Genuss, dieser Auftritt mit durchs Band viel Publikumsbeteiligung und einer total spielfreudigen Band, die mit ihrer geerdeten und sympathischen Ausstrahlung das Starlett Stock Festival so abschliesst, wie sich das gesamte Festival heute gezeigt hat.

Das Fanzit – Starlett Stock Festival 2024

Andy: Danach hätte ich tot umfallen können, denn KIT-Nachwehen und nochmals den ganzen Tag rumstehen: nein, ich bin keine 20 mehr… Dennoch: Wenn das Billing für 2025 und hoffentlich die dritte Ausgabe des Starlett Stocks wieder so geil wird, und davon gehe ich jetzt einfach mal aus, dann werde ich definitiv wieder anwesend sein!

Raphi: Ja, hoffentlich etabliert sich das Starlett Stock Festival, denn es stellt mit seiner spezifischen musikalischen Ausrichtung eine echte Bereicherung der schweizerischen Metalfestivallandschaft dar. Abseits der Musik wissen die lockere Stimmung und die leicht kauzige Bodenständigkeit zu überzeugen. Ich meine, an welchem anderen Metalfestival gibt es einfach mal eine Tombola zur Unterhaltung zwischen den Bands? Dazu stimmt die Location, das Publikum sowieso. Mir hat der Besuch jedenfalls grossen Spass gemacht und ich wünsche den Organisatoren von Sin Starlett, dass sie den Anlass als Erfolg verbuchen können, obwohl er schätzungsweise nur zu etwas mehr als zwei Dritteln ausgebucht war.

Ah und der Cheesecake? Den hatte der Metalconfiseur Philipp Ryser an seinem kleinen Stand in verschiedenen Variationen im Angebot und damit so manchem Metalhead kulinarisch den Abend versüsst.


Wie fandet ihr das Festival?

/ 09.05.2024
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