Axel Rudi Pell - Risen Symbol - Cover Artwork
Fr, 14. Juni 2024

Axel Rudi Pell – Risen Symbol

Hardrock, Heavy Metal
11.06.2024
Axel Rudi Pell - Risen Symbol - Cover Artwork

Best ever?

Axel Rudi Pells neuestes Eisen „Risen Symbol“ wird im Vorfeld der Veröffentlichung mit breiter Brust als „wohl stärkste Scheibe der gesamten ARP-Karriere“ beworben. Mediale Schaumschlägerei oder brachiales Hit-Feuerwerk?

Keine Frage: Wo Axel Rudi Pell draufsteht, da ist auch ARP drin. Punkt! Seit einer gefühlten Ewigkeit hält der Bochumer Gitarrist und Songwriter unermüdlich das Fähnlein des melodischen Hardrocks hoch, ohne sich gross um kurzlebige Modeerscheinungen oder gar effektheischende Studiogimmicks zu kümmern. Eine gewisse Sturheit mag dabei von Vorteil sein, aber der anhaltende Erfolg gibt ihm zweifellos recht!

Start nach Mass …

Mit dem 2024er Werk „Risen Symbol“ schickt man sich nun also an, ein weiteres erfolgreiches Kapitel in der langen Bandgeschichte aufzuschlagen. Was darf man erwarten? Wenig überraschend folgt nach dem obligatorischen Intro mit „Forever Strong“ eine echte Wecki-Wecki-Nummer, die die Membranen der angeschlossenen Boxen schon mal ordentlich auf Betriebstemperatur knüppelt. Definitiv keine halben Sachen, die uns der Maestro da kredenzt. So weit, so gut! Allerdings wird beim folgenden „Guardian Angel“, einem soliden Rocker ohne Ecken und Kanten, gleich ein paar Gänge runtergeschaltet, was dem Spannungsbogen alles andere als zuträglich ist – und von dem sich die Dynamik der Scheibe so schnell nicht wieder erholt. Für mich irgendwie unverständlich.

Tracks wie das treibende „Darkest Hour“ oder das stark an Black Sabbath zu Dio-Zeiten erinnernde und im Mittelteil mit etwas zu ausufernden Passagen gesegnete „Ankhaia“ haben sicherlich ihre Qualitäten und würden auf so manch anderem Album wohl als Burner gefeiert werden. Aber auf „Risen Symbol“ wollen sie zumindest in meinen Ohren nicht so recht zünden. „Hell’s On Fire“ wird live sicher toll abgehen, ist mir jetzt aber persönlich einfach etwas zu simpel gestrickt, um auf einer ARP-Langrille herauszustechen – was sich im Übrigen quasi 1:1 auch auf „Right On Track“ übertragen lässt. Zwei Leuchtpetarden, die einfach nicht so richtig auflodern wollen.

Natürlich stehen mit „Crying In Pain“ und der eher nach vorn gerichteten Nummer „Taken By Storm“ wiederum zwei veritable Süssholzraspler am Start, von denen wohl zumindest erstgenannter locker den Einzug in eine der populären Balladen-Sammlungen schaffen dürfte. Und doch fehlt mir auch hier dieser letzte emotionale Kick, der mich bei den Vorgängern stets abzuholen wusste.

Und ob jetzt mit dem – zugegebenermassen sauber umgesetzt und sowas von zu Johnnys Stimme passenden – „Immigrant Song“ zwingend eine Led Zep – Coverversion mit auf die Scheibe gepackt werden musste, möchte ich einfach mal so als Frage im Raum stehen lassen.

… ansonsten keine besonderen Vorkommnisse

Versteht mich bitte nicht falsch: Die Lieder haben durchaus Pfupf, Drive, aber leider nur selten die Tendenz, aus den eingefahrenen, vorhersehbaren Bahnen auszubrechen. Durchaus cool, doch in ähnlicher Form schon mehrfach um die Ohren gehauen bekommen.

Ja, die Zeit vergeht beim Hören wie im Fluge und die Songs schleichen sich auch schön brav in die Gehörgänge. Für meinen Geschmack jedoch fast schon ein bisschen zu glatt. Mir fehlen ein wenig die Ecken und Kanten, die Momente, in denen man innehält und für sich denkt „boah, das war jetzt aber geil“. So à la – Sandro: „Überrasche mich“. Axel: „Nö“. Klar, Axel Rudi Pell ist nicht der Progressive-Metaller vor dem Herrn. Und das ist auch gut so, denn an gewissen Konstanten sollte man nicht rütteln. Und doch, etwas mehr Finesse im Songwriting, ohne gleich die eigenen Klangwelten aus den angestandenen Angeln zu heben, wäre aus meiner Sicht nicht ganz verkehrt gewesen. Und ich bin mir dabei durchaus bewusst, dass nicht wenige Fans eben genau diese Kontinuität über alles zu schätzen wissen.

Das Artwork von „Risen Symbol“ stammt nota bene vom Meister selbst und soll optisch ein wenig an die 1996er-Scheibe „Black Moon Pyramid“ anknüpfen – auch wegen des orientalischen Flairs einiger neuer Songs. Und dass man mit Johnny Gioeli (Vocals), Volker Krawczak (Bass), Ferdy Doernberg (Keyboards) und Bobby Rondinelli (Drums) auf ein seit über zehn Jahren perfekt eingespieltes Team zurückgreifen kann, ist natürlich auch kein Nachteil.

Das Fanzit Axel Rudi Pell Risen Symbol

Handelt es sich bei „Risen Symbol“ nun um die wie im Promo-Text angepriesene „wohl stärkste Scheibe der gesamten ARP-Karriere“? Ich für meinen Teil muss hier verneinen. Klar beherrscht Axel sein Handwerk nach wie vor wie kaum ein anderer, und auch der Begriff „Stangenware“, der mir kurz mal durch den Kopf gegeistert ist, würde dem mitunter 22. (!) Studiowerk des deutschen Hardrock-Urgesteins keinesfalls gerecht werden. ARP ziehen ihr Ding wie gewohnt souverän durch, zweifelsohne. Und doch hätte ich mir hier und da etwas mehr erwartet. Eine Extra-Prise „Wow“-Effekt – sowas in der Art eben. Sieben Horns insgesamt, plus ein halbes obendrauf für die erneut unfassbare stimmliche Leistung von Obershouter Johnny Gioeli.

Anspieltipps: Forever Strong, Darkest Hour, Crying In Pain

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Trackliste Axel Rudi PellRisen Symbol

  1. The Resurrection (Intro)
  2. Forever Strong
  3. Guardian Angel
  4. Immigrant Song
  5. Darkest Hour
  6. Ankhaia
  7. Hell`s On Fire
  8. Crying In Pain
  9. Right On Track
  10. Taken By Storm

Line Up – Axel Rudi Pell

  • Axel Rudi Pell – Guitar
  • Johnny Gioeli – Vocals
  • Volker Krawczak – Bass
  • Ferdy Doernberg – Keyboards
  • Bobby Rondinelli – Drums

Video Axel Rudi Pell – Darkest Hour


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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11.06.2024
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