Metalinside.ch - Body Count feat. Ice-T - Komplex 457 Zürich 2024 - Foto pam
Mo, 17. Juni 2024

Body Count feat. Ice-T, Slope

Komplex 457 (Zürich, CH)
/ 30.06.2024

Body Count is in the house

Die Rap Metal-Ikonen von Body Count bescherten uns am Montag einen lauten, intensiven und durchgeschwitzten Start in die neue Woche. Mit unnachahmlicher Coolness führte ein sich mittlerweile im Pensionsalter befindender Ice-T gekonnt durch den Abend. Er und seine Crew bleiben zweifelsohne kultige Crossover-Grössen.

Ehe der Headliner loslegen durfte, übernahmen die Duisburger Slope die Aufwärmeinheit. Haben auch sie bleibende Eindrücke hinterlassen?

Auftakt in eine für mich (und meine Energiereserven) herausfordernde Woche! Auf dem Plan stehen Body Count, Alice Cooper und das Aaargh Festival im Allgäu. Zudem kämpfen wahrscheinlich einige von euch mit Nachwehen des Greenfield Festivals vom vergangenen Wochenende (pam: Hier!). Egal, es hilft alles nix. Die Show muss weitergehen!

Dank Veranstalter Mainland Music machen heute Abend die von Ice-T angeführten Rap Metaller Body Count im Zürcher Komplex 457 halt. Vor fast genau sechs Jahren habe ich die Amis schon einmal in dieser Location in Aktion erlebt. Ob es erneut zu ähnlichen «Sauna-Mosh-Einlagen» kommen wird? Jedenfalls muss ich die Berichterstattung nicht alleine abdecken. Metalinside-Maestro pam ist ebenfalls höchstpersönlich nach «Zürich-Gwaltstetten» gepilgert und geht mit seiner Kamera auf Sujet-Jagd. Des Weiteren entdecke ich von Weitem irgendwo in der Menge auch Kollege Luke. Mal schauen, wie uns die auftretenden Künstler genau in ihren Bann ziehen möchten.

Slope

Für die deutsche Equipe Slope – beziehungsweise ihr musikalisches Schaffen – fällt mir ziemlich schnell nachfolgende Bezeichnung ein: «Rage Against The Chili Peppers». Jep, das beschreibt den Sound der Duisburger eigentlich optimal. Insbesondere bei den Funk-Abschnitten lässt sich ein gewisser Einfluss von Anthony Kiedis und Co. keinesfalls leugnen. Allerdings können Slope bei Bedarf ebenfalls locker einen anständigen Härtegrad an  den Tag legen.

Der Frontmann entpuppt sich als unermüdlicher Dauerläufer. Dank Inputs seitens der «Luke-Enzyklopädie» lerne ich, dass die Truppe normalerweise sogar mit zwei Sängern agiert. Auch der Herr am Tieftöner erntet zu Recht Applaus, denn er versteht sein Handwerk hundertprozentig. Unterhaltsames Kino! Nichtsdestotrotz habe ich nach wie vor den Eindruck, dass die Mehrheit des Publikums primär auf den Gig des Headliners wartet und das «Slope-Gewusel» lediglich halbbatzig wahrnimmt. Hoffentlich schauen nach der Darbietung trotzdem noch ein paar Nasen am Merch-Stand vorbei und kaufen beispielsweise ein Exemplar der aktuellen Platte «Freak Dreams», welche seit Anfang Februar dieses Jahres erhältlich ist.

Body Count feat Ice-T

Bisherige Bilanz: 30 Minuten Slope und 30 Minuten Pause. Doch jetzt wird es richtig laut in der verflucht gut gefüllten Bude. Tröpfchenweise erscheinen die Herrschaften von Body Count im Rampenlicht und werden im Rahmen ihrer Performance garantiert weitere Argumente dafür liefern, dass eine Vermischung von Metal und Rap durchaus effektiv und effizient sein kann. Begleitet von aufheulenden Polizeisirenen wird mit «Body Count’s In The House» umgehend eine erste Duftmarke gesetzt. Die Zuschauer hängen Meister Ice-T sogleich an den Lippen und versuchen sich ebenfalls im Sprechgesang. Des Weiteren erhält der Boss bei der Mikrofonarbeit Unterstützung von seinem Sohnemann (den ich liebevoll «chline Iistee» nenne) und einem weiteren Begleit-Rapper.

Slayer-Cover-Nummern sind bei den Herren aus Los Angeles auch stets ein Thema. Während dieser Sequenzen kann sich jeweils Saitenhexer Ernie C speziell hervortun. Er ist schlichtweg eine überragende Gitarren-Maschine! In gleicher Weise Respekt verdient dann etwas später die Hommage an Power Trip und den 2020 verstorbenen Fronter Riley Gale. Beim Song «The Purge» kommen schliesslich Masken zum Einsatz, die man aus den dazugehörigen Filmen kennt. Bei diesen Streifen geht es primär darum, dass die US-Regierung der Bevölkerung einmal im Jahr eine Nacht gewährt, in welcher Verbrechen (unter anderem Mord) straffrei verübt werden dürfen. Das Ziel ist dabei die Verminderung der Kriminalitätsrate. Ein gleichermassen interessanter wie skurriler Ansatz. Body Count ergänzen diese Geschichte zudem mit dem Aspekt der Rassenunruhen. Beim erst kürzlich veröffentlichten Liedchen «Psychopath» stiefelt Ice-T gar mit einer verstörenden Strumpfmaske durch die Gegend.

In welcher Disziplin sind amerikanische Formation ohnehin schier konkurrenzlos unterwegs? Korrekt, in der Selbstinszenierung. Diesbezüglich muss ich gezwungenermassen das kleine Töchterchen des Band-Anführers erwähnen. Die achtjährige Chanel wird auch heute wieder in die Show mit eingebaut. Meines Erachtens ein Mix aus «süss» und «Mittel zum Zweck». Bei «Talk Shit, Get Shot» wird sie beispielsweise von ihrem Bruder Little Ice auf den Schultern umhergetragen und darf mit ihm tanzen. Sie präsentiert uns ausserdem voller Stolz die «Teufelshörnchen» und darf sogar den Refrain mitsingen. An talentiertem Nachwuchs scheint es in dieser Familie definitiv nicht zu mangeln.

Vor dem Zugaben-Block hauen die Akteure schliesslich ihren kontroversen Track «Cop Killer» raus. Die Stimmung im Saal explodiert förmlich. Die sowieso schon heftig tobenden Moshpits werden nochmals eine Stufe intensiver. Schade, dass gewisse Einzelpersonen in den Publikumsreihen ein wenig mühsam agieren. Glücklicherweise bleiben es aber Ausnahmefälle. Danach folgt eine Prozedur, die Ice-T als «Virtual Encore» beschreibt. Die Künstler seien zu alt, um von der Bühne zu verschwinden und danach wieder aufzutauchen. Somit drehen sie uns einfach den Rücken zu, das Licht im Saal wird gelöscht und wir müssen sie mit frenetischem Applaus und Jubelrufen zum Weitermachen animieren (das lief 2018 exakt gleich ab). Mit meinem Lieblingsstück «This Is Why We Ride» und einem Pink Floyd-Experiment («Comfortably Numb») beenden die Crossover-Ikonen nach rund 90 Minuten ihre Darbietung.

Lieber pam, hast du allenfalls noch irgendwelche Ergänzungen?

pam: Nö, es ist alles gesagt und getan. 

Das Fanzit – Body Count feat Ice-T, Slope

Body Count haben dem Rassismus erneut den Mittelfinger entgegengestreckt. Ice-T und seine Gefährten gaben sich keine Blösse. Eine lupenreine Performance! Diese Kombination aus Rap und Metal funktioniert einfach wunderbar. Dafür hätte die Soundqualität bei der Vorgruppe Slope freilich noch besser sein dürfen. Und wiederum beim Headliner war mir die Location phasenweise beinahe zu überfüllt.

Die Setliste – Slope

  1. Goodbye Mr. Dandy
  2. It’s Tickin‘
  3. Buzz Off!
  4. Talk Big
  5. Trainsurfing
  6. I’m Fine
  7. Movin‘ Losin‘
  8. WHY SAD
  9. NBQ
  10. Freak Dreams
  11. 9/5

Die Setliste – Body Count

  1. Intro
  2. Body Count’s In The House
  3. Raining Blood / Postmortem (Slayer-Cover)
  4. Bowels Of The Devil
  5. There Goes The Neighborhood
  6. The Purge
  7. Point The Finger
  8. Manslaughter
  9. Necessary Evil
  10. Psychopath
  11. No Lives Matter
  12. War / UK 82 / Disorder (The Exploited-Cover)
  13. Drive By
  14. Talk Shit, Get Shot
  15. Cop Killer
  16. Born Dead*
  17. This Is Why We Ride*
  18. Comfortably Numb (Pink Floyd-Cover)*

*Zugabe

Die Fotos – Body Count feat Ice-T, Slope


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 30.06.2024
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