Zebra-Scheibentaufe
Die Zürcher Rocker King Zebra haben am Freitagabend ihren neuen Silberling «Between The Shadows» erfolgreich getauft (wenn auch ohne entsprechende Zeremonie). Der Auftritt der Musiker war aber trotzdem grandios. Zuvor beschritten die Kapellen Jack Slamer und Dave & The Dudes das Aufwärmprogramm.
Dutti: Ein Kracher zum Monatsende! Die Jungs von King Zebra laden heute zu ihrer Plattentaufe im Zürcher Dynamo. Das lassen sich auch ein paar Metalinsider (Nicky, Kaufi, Silas und ich) auf gar keinen Fall entgehen. «Between The Shadows» wurde – wohl nicht nur durch meine Wenigkeit – ungeduldig herbeigesehnt. Kollege Kaufi hat das Album ohnehin bereits gründlich analysiert und sie in seiner Review als «mächtigen Schritt nach vorne» bezeichnet. Dem kann man sorglos beipflichten.
Nach etlichen Hördurchlaufen muss selbst der Verfasser dieser Zeilen neidlos attestieren, dass wir es hier mit einem völlig würdevollen Nachfolger des Debütwerks «Survivors» zu tun haben. Dass die rockigsten, gestreiften Unpaarhufer unseres Landes mittlerweile beim bekannten Italo-Label Frontiers Music Unterschlupf gefunden haben, ist ebenfalls bemerkenswert und spricht für die Qualität der Künstler. Die Songs bringen definitiv die 80er-Jahre zurück! Ich «fürchte» mich insbesondere vor einem ganz bestimmten Titel, der eine unsägliche Ohrwurm-Fähigkeit besitzt. Aber dazu dann später mehr bei der Show.
Silas: Hört man sich das neuste King Zebra Album oder auch «ältere» Titel an, ohne zu wissen, welche Band gerade durch die Gehörgänge spaziert, käme man nie auf den Gedanken, es würde sich dabei um eine aufstrebende Newcomer-Gruppe handeln, sondern würde denken diese Gruppe wäre bereits oben angekommen. Umso schöner also, passt diese Band noch ins Dynamo und muss (noch) nicht auf grössere, unpersönlichere Venues ausweichen.
Dutti: King Zebra sind allerdings fürwahr keine Egoisten und erweisen sich als grosszügige Gastgeber. Deshalb werden sie heute Abend von diversen Weggefährten und Freunden unterstützt (sowohl auf als auch neben der Bühne). In Bezug auf die Live-Musik hätten wir da beispielsweise die Winti-Rocker von Jack Slamer (endlich sehe ich die einmal!) oder Dave & The Dudes aus der Innerschweiz (welche in einem fiktiven Paralleluniversum als «Dutti & The Dudes» bekannt sind). Des Weiteren gibt sich die ehemalige Thundermother- und neu The Gems-Frontröhre Guernica Mancini die Ehre. Ich habe da schon einen leisen Verdacht, welchen Song sie gemeinsam mit den Zebras performen könnte.
Zu guter Letzt schaut ausserdem noch Alice Cooper-Saitenhexer und Wahlschweizer Tommy Henriksen vorbei. Eine schöne Geste und optimale Einstimmung für den 19. Juni 2024. Dann dürfen King Zebra nämlich in der Dübendorfer Hall die Massen auf den Schockrocker und seine Schergen vorbereiten. Doch just einen Tag vor der heutigen Party stellt sich heraus, dass Tommy leider doch nicht aufkreuzen kann, da er mit den Hollywood Vampires in L.A. zu tun hat… Jammerschade, aber mit Flopsi von Rock-Out konnte kurzfristig ein vielversprechender, lokaler Ersatz mit ins Boot geholt werden.
Punkt 19 Uhr stehe ich vor den Eingangspforten des Jugendkulturhauses und warte auf den Einlass. Der vom Himmel herabprasselnde Regen macht das Ganze nicht gerade zu einem spassigen Unterfangen… Mit leichter Verspätung werden wir schliesslich hineingelassen. Trockenheit ahoi! In den kommenden Stunden wird als einzige Nässe nur noch der Inhalt des eigenen Bierbechers akzeptiert. Nach der Erklimmung der Treppenstufen ist eine erste Hopfenperle selbstverständlich absolut verdient! Danach vertieft man sich in Gesprächen mit etlichen, vertrauten Gesichtern.
Nicky ist da (sie war wahrscheinlich schon fleissig und hat ihre Interview-Pflichten erledigt – siehe Interview), die Souls Of Rock-Mädels Alice und Claudia glänzen ebenfalls mit Präsenz, «Frontrow-Signora» Dalila (die ich heute absichtlich gerne «Dina» nenne) späht bereits den kürzesten Weg zum (noch freien) Absperrgitter aus, Blondchen Jule (der deutsche Rock-Exportschlager) ist extra in die Limmatstadt gepilgert und die knipsende Zunft wird heute Abend unter anderem durch Dani Betschart (The Art 2 Rock) – und natürlich unseren Kaufi – vertreten.
Nach und nach trudeln auf meiner Seite dann noch die Kollegen Isa, Helen und Lex ein. Zudem sollte noch irgendwo ein gewisser Dani Beck herumstiefeln. Die Aufzählung ist längst nicht vollständig. Man kommt mit den Begrüssungen kaum mehr hinterher (Anm. Kaufi: In der Tat! Fast schon ein Familientreffen…). Ehe wir uns zu intensiv verquatschen, wäre nun eine Dosis Live-Musik verdientermassen angebracht, oder? Glücklicherweise schreiten genau in diesem Augenblick ein paar «geili Sieche» Richtung Bühne. Es kann losgehen!
Dave & The Dudes
Dutti: Die folgende Performance ist ohne Zweifel stets für den einen oder anderen Schmunzler gut. Gleich zum Auftakt ertönt die leicht modifizierte Version eines Thin Lizzy-Klassikers aus den Boxen. Passend zur nun aufspielenden Band heisst das Ding jedoch «The Dudes Are Back in Town». Rund 45 Minuten stehen der mittlerweile als Quintett agierenden Equipe zur Verfügung, um das Publikum erstmals auf Betriebstemperatur zu bringen. Angeführt wird der Haufen vom «Hergiswiler Hulk» Dave Niederberger. Der Kerl verfügt jedes Mal über noch mehr Muskeln und sprengt damit beinahe sein Shirt. Im Gegensatz zur Figur aus dem Marvel-Kosmos kommt seine Haut aber glücklicherweise ohne den ungesund grünen Farbton aus. Stimmlich ist Dave gewohnt saustark unterwegs! Schön zu sehen, dass sein «Träller-Organ» nun wohl endgültig zu alter Stärke zurückgefunden hat.
Die Herrschaften zocken beinahe ihr komplettes Debüteisen «Down For The Count» durch. Stücke wie «Man Enough» oder «Running Of The Boys» machen fraglos Laune. Tempomässig ist man äusserst variabel unterwegs. Trotzdem müssen die Akteure darauf achten, die fortschreitende Zeit nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Aber der werte Dave ist eben auch einer, der gerne regelmässig Ansagen tätigt. Dass er uns dabei einmal blöderweise fast mit «Z7» anspricht, sei ihm an dieser Stelle verziehen.
Als gewagtes Setlisten-Experiment ist derweil wahrlich die Coverversion der Eminem-Hymne «Lose Yourself» einzustufen. Dafür könnte man als Band von einem Rocker-Publikum eigentlich auch gesteinigt werden (Anm. Kaufi: Ja!). Nicht so Dave und «sini Sieche». Die werden abgefeiert. Flüchten tut einzig unser lieber Kaufi. Beeindruckend schnell und ohne Zusammenstösse umkurvt er dabei die anderen Besucher. Falls Swiss-Ski für die kommende Saison noch einen Slalomspezialisten sucht, wüsste ich also, wo einer zu finden wäre 😉 (Anm. Kaufi: Nein. Und wenn Du noch andere Kommentare von mir betr. Eminem erwartest: Nein. Sowohl was Kommentare wie auch Eminem angeht).
Jack Slamer
Dutti: Als nächste Formation sind Jack Slamer an der Reihe. Eine Prise Rock aus meiner Heimatstadt Winterthur? Klingt super. Da bin ich gerne dabei! Den grundlegenden Sympathiebonus haben die Jungs bei mir somit sowieso schon auf sicher. Sie streuen ebenfalls Elemente aus der Blues- und Psychedelic-Ecke in ihr musikalisches Schaffen ein. Bei mir ruft das Gezeigte bald Vergleiche mit Led Zeppelin und den Rival Sons auf den Plan. Zudem erzeugen die Schnauzer der Saitenhexer einen Hauch Woodstock respektive versetzen mich irgendwie in die TV-Serie «Die wilden Siebziger» zurück.
Aber die Geschichte will bei mir einfach nicht vollends zünden. Des Weiteren haut mich die Stimme von Sänger Florian Ganz lediglich teilweise aus den Socken. Doof, dass «meine» Winti-Kumpels trotz knapp einstündigem Gig keine Euphorie-Explosion verursachen können… Da haben Dave & The Dudes zuvor deutlich besser in die Szenerie gepasst. Grmpf! Dass mir eine Truppe aus der Eulachstadt missfällt, ist eigentlich ein kleiner Skandal! Aufgrund dessen verdienen Jack Slamer eines Tages sicherlich eine zweite Chance.
King Zebra
Dutti: Um 21.50 Uhr ist dann wieder volle Aufmerksamkeit von allen Anwesenden gefordert. Der Hauptgrund für den heutigen Event schreitet zur Tat. King Zebra sind da! Umjubelt treten Beni Grimm (Drums), Roman Lauer (Gitarre), Manu Judge (Bass), Jerry Napitupulu (Gitarre) und Eric St. Michaels (Gesang) nach und nach ins Scheinwerferlicht.
Silas: Als ich King Zebra vor rund einem Monat im nur mässig besuchten Böröm Pöm Pöm bestaunen durfte, machte ich mir ein wenig Sorge bezüglicher der Zuschaueranzahl an dieser Albumtaufe: ein peinlich minimal gefülltes Dynamo wäre dieser Band nicht gerecht geworden. Doch dem ist nicht so. Die Halle ist voll und die Schwächen der Klimaanlage machen sich bemerkbar.
Dutti: Mit «Starlight» wird direkt der Opener der neuen Scheibe serviert. Einstand nach Mass! Danach folgt aber sogleich eine Sequenz mit älteren Kompositionen. Ein Stück der Marke «She Don’t Like My R’n’R» sollten die Zebras ohnehin niemals in der Mottenkiste verschwinden lassen. Dafür ist das Ding schlichtweg zu überzeugend. Das Zusammenstellen von künftigen Setlisten dürfte für die Herren nun wahrscheinlich stets unter dem Motto «die Qual der Wahl» laufen.
Bei der nächsten Welle volle neuer Songs ist er dann tatsächlich dabei – mein «Endgegner»! Ein Lied, dass sich seit unserer ersten Begegnung in meinen Gehörgängen eingenistet hat und seither nie mehr ausgezogen ist. Miete wurde ebenfalls keine bezahlt. Die Rede ist selbstverständlich von «Dina» (nein, nicht Dalila). Euer geschätzter Dutti wechselt in den Eskalationsmodus und grölt den Text lauthals mit. Das dürfte morgen ein ziemlich «heiserer» Samstag werden… (aber das ist es mir allemal wert!).
Wo bleiben eigentlich die in der Einleitung erwähnten Gäste? Ah, als die ersten Klänge von «Wall Of Confusion» ertönen, wird mir sofort klar, dass jetzt unbedingt eine gewisse Dame auf der Bühne erscheinen MUSS. Und zack! Da ist sie auch schon. «Hej Guernica!» – schön dich zu sehen. Ihr Duett mit Eric funktioniert wunderprächtig. Die Menge klatscht freudig mit. Danach verschwindet der Sänger im Backstage-Bereich. Er müsse offenbar seine Frisur (die aus meiner Sicht schon wieder länger (Anm. Kaufi: eher NOCH länger) gewordene, weisse Mähne) richten.
Madame Mancini übernimmt nun das Kommando über die restliche Band und haut gemeinsam mit den Jungs den Skid Row-Kracher «Youth Gone Wild» raus. Ein weiterer Volltreffer, der bei der Hörerschaft vorzüglich ankommt. Die einen wären es gerne wieder und die anderen sind es immer noch. (Anm. Kaufi: Derweil überlegen Kollege Dani und ich im Fotograben, ob Dutti den Song überhaupt kennt? In den Pausen hat er bei all dem 80er Zeugs, welches aus der Konserve auf uns rieselte, übelst versagt… hehehehe!) (Anm. Dutti: Jaja, ich mache dann beim nächsten Mal mit dir auch ein «schönes» Quiz, bei welchem du schon an der «50-Stutz-Frage» scheitern wirst ;-P).
Silas: Schade verlässt Guernica Mancini im Anschluss die Bühne (vorerst). Eine eigentliche «Show» im Sinne eines Support-Acts gibt es von ihr nicht. Anders, als ich mir das vorgestellt habe. Jedenfalls hätte ich und vermutlich noch einige andere, gerne mehr von ihr gehört.
Dutti: Der zweite angekündigte Gast hat etwas später seinen grossen Auftritt. Rock-Out Fronter Flopsi darf sich gemeinsam mit den Zebras an AC/DC versuchen. Eine Aufgabe, die alle Beteiligten ausgezeichnet meistern. «You Shook Me All Night Long» passt und insbesondere die Ausflüge des Jünglings in die oberen Tonlagen sind unfassbar imponierend. Danach gehört die Kulisse erneut für eine Weile den Gastgebern, die unter anderem Material der Marke «Children Of The Night» darbieten. Einzig das nervtötende «Rockin’ In The Free World», bei welchem sogar unter anderem Hoochy – seines Zeichens ehemaliger King Zebra-Frontmann und Cowboy der Nation – mitmischt, ist abermals überhaupt nicht mein Fall… Aber mein Metalinside-Mitstreiter Kaufi sieht das wohl ein wenig anders, korrekt?
Kaufi: So, jetzt noch ein paar «Ergänzungen» meinerseits. Wobei Dutti das meiste natürlich längstens erzählt hat. 100 Minuten Hardrock Made in Switzerland werden den Fans hier um die Ohren gehauen. Das alles in beeindruckender Qualität. Angetrieben vom immer lachenden Beni an den Drums überzeugen die Zebras nicht nur mit den neuen Songs – hier steht eine richtig gute Live Truppe auf der Bühne!
Da es ja eigentlich ein spezieller Anlass ist, fällt es auch nicht so sehr ins Gewicht, dass zwischendurch mal „fremde“ Songs auf dem Programmzettel stehen. Denn die kommen ebenfalls saustark um die Ecke. Und ja, werter Kollege Dutti: «Rockin‘ In The Free World» ist ausgelutscht und prinzipiell überflüssig – doch genau hier, an diesem Abend, passt es als Abschluss zu 100%! Denn die Zebras lassen sich feiern: Nicht nur Guernica und Flopsi stürmen nochmals die Stage. Auch einige Mitglieder von Jack Slamer sowie der bereits von Dutti ursprüngliche King Zebra Fronter Hoochy sorgen für eine grosse Party und ein mehr als würdiges Finish!
Silas: Einzig Dave von den Dudes fehlt beim Finale irgendwie. Hat der bereits die Heimreise angetreten? (Anm. Dutti: Stimmt, ich kann ihn ebenfalls nirgends entdecken).
Das Fanzit – King Zebra, Jack Slamer, Dave & The Dudes
Dutti: Was für eine hammermässige und überragende Plattentaufe von King Zebra (obwohl sie das eigentliche «Begiessen» des Albums bedauerlicherweise verschwitzt haben)! Das war eine amüsante, mitreissende Rock-Party in einem gut besuchten Dynamo. Von den beiden Vorgruppen vermochten mich hingegen bloss Dave & The Dudes zu begeistern. Aber Jack Slamer werden, wie bereits angedeutet, eines Tages garantiert eine zweite Chance meinerseits erhalten. Jetzt gehe ich allerdings nach Hause und versuche mir mit allen Mitteln (und wahrscheinlich eh erfolglos) die unverwüstliche «Dina» aus dem Kopf zu schlagen. Aaargh! (Anm. Kaufi: «You don’t have to wooooooooorry!»)(Anm. Dutti: KAUFI!!!).
Die Setliste – Dave & The Dudes
- Self Made Millionaire
- Man Enough
- Cliffhanger
- Running With The Boys
- Thunderbolt & Lightfoot
- Get Over You
- Lose Yourself (Eminem-Cover)
- Down For The Count
- Only The Rich Survive
- Seafarer
Die Setliste – Jack Slamer
- Lost
- Brother
- Lust & Sins (noch unveröffentlicht)
- Memories
- Favorite Enemy
- Ocean
- Mirror (noch unveröffentlicht)
- Future’s Ground (noch unveröffentlicht)
- Magic Woman
- Turn Down The Lights
Die Setliste – King Zebra
- Intro
- Starlight
- Under Destruction
- She Don’t Like My R’n’R
- King Zebra
- Love Lies
- Dina
- Like A Hurricane
- Wicked
- Wall Of Confusion (feat. Guernica)
- Youth Gone Wild (Skid Row-Cover) (feat. Guernica)
- Rush
- On The Run
- We’re The Survivors
- With You Forever
- You Shook Me All Night Long (AC/DC-Cover) (feat. Flopsi)
- Cyanide
- That’s What I Like
- Children Of The Night*
- Firewalker*
- Rockin’ In The Free World (Neil Young-Cover)*
- Outro*
*Zugabe