Einflüsse aus den 80ern
Wenige Stunden, bevor King Zebra die Bühne im Dynamo für ihre CD-Release-Show stürmen, haben wir von Metalinside noch Zeit, den Zürchern auf den Zahn zu fühlen. Und so sitzen wir mit Roman, Eric und Manu auf der Couch, während Jerry und Beni irgendwo rumwuseln und letzte Details erledigen vor dem grossen Auftritt…
Metalinside.ch / Nicky: Vielen Dank für die Gelegenheit, euch noch einmal zu interviewen und herzlichen Glückwunsch zu eurem dritten Album „Between the Shadows“! Erzählt uns doch grad etwas über den Labelwechsel zu Frontiers Records?
Roman: Wir sind wirklich froh, dass wir bei Frontiers gelandet sind. Wir müssen Mike Lynch danken, der heute Abend hier ist und uns geholfen hat, mit Frontiers in Kontakt zu treten. Wir freuen uns, dass wir das Label wechseln konnten. Frontiers hat einige der grössten Bands der Welt und in diesem Genre (auch unter Frontier Records: Foreigner, Journey, Lynch Mob, Nazareth, Pink Cream 69, Pretty Maids, Primal Fear, Treat, Whitesnake… um nur einige zu nennen).
MI – Wie verhält sich der Albumname zu den Tracks auf dem Album oder sollte ich sagen, wie entscheidet ihr euch für den Albumnamen?
Eric: Zunächst einmal kam „Between the Shadows“ als Zeile in „Children of the Night“ vor, welches einer der Songs auf dem Album ist. Davon dachten wir, dass sie am besten das Bild dessen zeichnet, was wir erreichen wollten. Wir wollten alle daran erinnern, dass wir alle Kinder der Nacht sind und dass wir nicht verloren und vergessen wurden. Dass es vielleicht Riesen gibt und sie Schatten haben, aber wir können im Licht zwischen den Schatten dieser Riesen stehen. Und so können wir unsere Geschichte zum Vorschein bringen. „Between the Shadows“ – was es wirklich bedeutet ist, dass wir hier sind, man sieht uns vielleicht nicht, aber wir sind hier.
„Between the Shadows“ ist also eine Zeile aus dem Song, bei der wir uns alle ansahen und wussten, dass sie einen grossartigen Titel abgeben würde. Es bezieht sich genau darauf, zwischen den Schatten ist Licht und wir stehen in diesem Licht zwischen den Schatten der Giganten, die vergangen sind. Wir sind eine Achtziger-Jahre-Band, aber wir haben nicht den Achtziger-Sound geschaffen.
Roman: Mit diesen Giganten meint Eric die grossen Bands wie Kiss, Mötley Crüe…
Eric: Genau! All diese big guys und wir stehen irgendwie zwischen ihren Schatten.
MI – Deine Antwort bringt mich zu meiner nächsten Frage, die du wahrscheinlich über den Track „Children of the Night“ beantwortet hast: Was hat diesen Track inspiriert?
Eric: Alle Gruppen haben Namen, diese Gruppe oder jene Gruppe… in Bezug auf „das sind Biker“, das sind „was auch immer“. Die Leute, für die wir immer Musik gemacht haben, sind Leute wie wir, die nachts ausgegangen sind, Bands gesehen haben, vielleicht zu lange unterwegs waren und mit Sonnenbrille nach Hause gekommen sind. Wir sind alle Kinder der Nacht, und daraus entstand es.
„Survivors“ Album war das, was uns allen passiert ist. Jetzt wollten wir über Leute sprechen, die wir in den letzten 4 Jahren getroffen haben, und einen Begriff finden, der uns alle zusammenbringt. Die ganze Idee ist einfach, Spass damit zu haben. Erinnern wir uns daran, wer wir sind und wo wir waren, und lassen Sie uns Spass damit haben.
MI – Erzähl uns etwas über den Track „Dina“?
Roman: Ich schrieb die Melodie für „Dina“ und Eric schrieb den Text. Ich musste Eric fragen, wer ist Dina? (schallendes Gelächter) Also erklärte er, dass Dina ein Mädchen ist, das wegen vieler Dinge im Leben gestresst ist und dass Jungs zu ihr kommen, die ihr sagen, dass sie sich entspannen soll, und alles ist gut, um sie wieder in positive Stimmung zu bringen. Das ist Dina. Quasi eine Metapher.
Eric: Es ging auch mal darum, welches die erste Single sein soll. Ich sagte – lass das Label entscheiden. Der Grund, warum es „Dina“ wurde ist der, dass hier die Vocals am frühesten einsetzen. Wenn du Raido Airplay willst, musst du den Gesang möglichst nahe am Anfang des Songs haben. Natürlich müssen aber auch andere Dinge stimmen, der Song darf nicht zu lang sein etc.
Wir hatten Glück, dass Virgin Radio diesen Track ziemlich gepusht haben. Und wir hatten auch Glück mit gewissen Beziehungen, dass wir ihn in deren System gebracht haben.
MI – Und die Acoustic-Version?
Roman: Es ist für die Japan Version des Albums. Für sie braucht man fast immer einen Bonustrack und wird in der Schweiz oder Europa noch gar nicht veröffentlicht, vielleicht gibt es das später mal.
Eric: Dann musst du dir die Japan-Version besorgen!
MI / Kaufi: Nein, denn ich bevorzuge die normale Version jederzeit! (Gelächter)
MI / Nicky: Interessant, denn da es sonst keine Balladen auf dem Album gibt, wäre diese Accoustic Version nett gewesen.
Roman: Wir sind immer noch keine Balladenband. (lacht)
Eric: Es war eine bewusste Anstrengung, ein Album ohne Balladen zu machen. Ich kam zur Band und dachte mir: Schaut mal, Leute, ihr könnt kein Achtziger-Jahre-Album ohne Ballade machen, und sie sagten“Watch us!“ (schallendes Gelächter) (zu Kaufi) Ich glaube, du warst es, der das später geschrieben hat?
MI – Was beeinflusst dein Songwriting?
Roman: Gute Frage, so viele Einflüsse, weil wir alle aus dem gleichen Genre kommen, aber ein bisschen hören wir alle verschiedene Bands. Die ganz grossen Bands wie Guns’n‘Roses, Kiss, Aerosmith kennt jeder. Aber auch zeitgenössische, junge Bands wie Crazy Lixx oder Crash Dïet.
Wir sind schwedisch orientiert, deshalb haben wir unsere letzten beiden Alben in Schweden aufgenommen und auch unser Produzent, Oscar Nielson, hat eine Menge schwedischer Vibes eingebracht. Es ist also eine interessante Mischung aus dem alten Zeug aus den Achtzigern, aber auch sehr modern. Ich würde nicht sagen, dass unser Album so klingt, als wäre es aus den Achtzigern, es ist der Sound der Achtziger. Es ist produziert und mit einem wirklich modernen Sound. Für uns ist es also eine wirklich interessante Mischung.
MI – Nutzt ihr Lebenserfahrungen, um Songs zu schreiben?
Roman: Bevor ich anfange, einen Song zu schreiben, stelle ich mir vor, wie der Song aussehen wird, wenn ich ihn live spiele. Also stelle ich mir vor, es auf der Bühne zu spielen, bevor der Song überhaupt existiert. Und so erschafft man sich alles, wie z.B. die Energie, all die Pausen, die man sich vorstellt. Man muss hier und da eine Pause einlegen, auch wenn der Song noch gar keine Melodie hat. Du weisst, was du ausdrücken willst. Eric, hast du noch etwas hinzuzufügen?
Eric: Ich bin da auf der anderen Seite. Normalerweise schickt Roman oder sonst jemand von der Band mir einen Track. Und manchmal singt er, wie im Fall von Dina, er hat tatsächlich ‚dada dadada‘ gemacht und was ich tue, ist es zu interpretieren, genau wissend, dass er an die Bühne denkt .Manchmal, sobald er oder die Band mir etwas schickt, macht es „Klick“. Doch dann verschwinden diese Ideen manchmal oder sie bleiben hängen, aber irgendwie ist es mein Teil davon, dass ich auf die Stücke reagiere, die bereits irgendwie entworfen wurden.
Was ich also versuche, ist, einen Grund für das Leben des Songs zu finden. Jetzt hast du diese grossartige Musik, aber wenn sie keine grossartigen Texte hat, kann sie nicht von Dauer sein. Ich tauche dann tief ein und frage Roman oder Manu, ob das der Titel ist, und sie sagen, wir mögen diesen Titel und ich gehe auf dieses Thema ein und ich werde natürlich aus eigenen Ideen schöpfen. Wie zum Beispiel „Dina“, in dem ich mit einem jüngeren Mädchen darüber spreche, dass man sich nicht stressen soll und dass es besser werden wird. Alle Songs sind so.
In „Children of the Night“ geht es genau darum, spät in der Nacht nach einem Auftritt in den Zügen nach Hause zu kommen. Bei „Wicked“ es geht darum, dass die Leute uns in den Medien anlügen. Es ist also eines dieser Dinge, bei denen es reaktionär ist, aber es ist aus unseren eigenen Erfahrungen geschöpft.
Hin und wieder ist es eine komplett heraufbeschworene, fabrizierte Fantasie und das ist auch in Ordnung. Wenn du deine Musik nicht nutzen kannst, um eine Art Fantasie zu erreichen, was ist dann der Sinn? Wir versuchen, dass jeder Song einen Teil hat, an dem man teilhat und mit dem sich jeder identifizieren kann.
MI / Kaufi: Eric, Du hast den Sound aus den Achtzigern erwähnt. Auf früheren Alben habe ich wegen Deiner Stimme immer King Zebra mit China verglichen. Aber jetzt habt ihr irgendwie euren eigenen Stil gefunden. Als ich „Between the Shadows“ ausgiebig testete, hörte ich auf kein China mehr, im Gegensatz zu den früheren Alben. Stimmt ihr dem zu?
Eric: Für mich sind die Ähnlichkeiten nicht so offensichtlich, weil es bei China immer eine Oktave höher war. (lacht) Was mir gefällt, ist die Tatsache, dass man jetzt ehrlich sagen kann, dass wir unseren eigenen Sound gefunden haben. Bei allem, was du gerade gesagt hast, ist das der wichtigste Teil.
Aber das war nicht einfach, man müsste auch alle Songs hören, die es nicht auf das Album geschafft haben. Wir haben mindestens zwanzig weitere Sachen, die ich in einem Ordner habe, die es nicht auf das Album geschafft haben.
Unseren Sound zu finden, wie Roman gerade sagte, ist eine Kombination aus der Tatsache, dass wir nach Schweden gegangen sind, um andere Einflüsse zu bekommen, da es hier einen anderen Produktionsstil gibt. Alles ist ein bisschen enger als früher. Auf den früheren Alben habe ich ein bisschen mehr Bluesiness gemacht, ich denke, auch in den China-Sachen, also ein bisschen mehr Blues-Zeug und so weiter. Jetzt machen wir alles ein bisschen… wie soll ich sagen: In your face, direkter. Es ist also ein bisschen ein anderer Stil für mich, weniger Blues-Riffs und so, und mehr direkte Art, direkte Hymnen. Hier ist die Geschichte und es gibt die Hymne. Das Level sollte immer ein wenig steigen, also hoffe ich, dass du sagst, dass dies der Fall ist und wir unseren eigenen Stil finden. Es war nicht einfach, es hat viel Arbeit gekostet und viele Songs wurden die Toilette hinuntergespült.
MI/Kaufi: Die Sache ist die, dass das Album selbst nur etwas mehr als 30 Minuten lang ist. Es ist eigentlich ziemlich kurz, aber auf der anderen Seite ist das eine gute Sache, dann gibt es im Grunde keine Füller. Es war also eine gute Entscheidung.
Roman: Ich denke, es passt schon, die wirklich guten Teile herauszufiltern, die es wert sind, auf das Album zu kommen, und alles andere wegzulassen.
Eric: Das geht alles zurück in den Kochtopf. (lacht)
MI – Was können wir livemässig von Euch erwarten im Verlauf des Jahres – abgesehen von der Möglichkeit, für Alice Cooper zu eröffnen?
Manu: Für Alice Cooper zu eröffnen ist wie ein Traum der wahr wird. Seit ich sechs Jahre alt bin, höre ich AC/DC und all diese Dinge. Man träumt von grossen Bühnen – und dann werden King Zebra für einen solchen Slot angefragt. Träume werden wahr, und ich hoffe, das da noch mehr folgt.
Für mich, wie soll ich das sagen, ist es eine Genugtuung für die Band. Die Jungs arbeiten so viel und ich habe riesigen Respekt vor Allen. Jerry, Roman, Beni, Eric. Was die da heute leisten, auch für die Show heute… Auch für mich persönlich ist es ein riesiger Traum, eine Genugtuung für die Arbeit und Leistung, ich mag das allen von Herzen gönnen, dass sie solche Möglichkeiten bekommen. Aber man wünscht sich das auch für andere Bands, die genauso hart an ihren Zielen arbeiten.
MI / Kaufi: He, Moment mal – DU bist auch Teil dieser Band! (Gelächter)
Eric: Er ist 20 Prozent! (Gelächter)
Manu: Nichts ist selbstverständlich im Leben. Ich behaupte jetzt mal, dass ich innerhalb der Band eher einen leichteren Part habe, Klar, auch ich muss meinen Teil abliefern, aber ich hab immer Achtung vor den Leuten, die solche Dinge kreieren und ich darf da mitwirken. Das ist für mich persönlich sehr herzerwärmend.
Roman: Und ganz im Ernst – ohne Manu wäre das alles auch nicht möglich gewesen!
Ah, und das Programm für den Rest des Jahres: Wir haben eine Schweizer Tour mit Rock Out geplant und ansonsten füllen wir die Agenda mit mehr Shows. Und vielleicht gibt es noch eine weitere Tour, aber da können wir noch nichts weiteres erzählen.
MI – Und eine letzte Frage an jedes KZ-Mitglied: Welches ist dein Lieblingstrack auf dem neuen Album und warum?
Manu: Es ist hart zu sagen, mir gefallen wirklich alle. Schlussendlich ist es doch „Cynaide“. Für mich ist es der Song, der am härtesten pusht, wo wirklich Kraft ausgedrückt wird. Sicher, das machen auch andere Tracks, aber der tätscht am meisten.
MI/Kaufi: Bist du irgendwie der Härteste in der Band?
Manu: (Lacht) Ja, das scheint wohl so!
Eric: Irgendwie mag ich „Starlight“. Ich weiß nicht, warum ich diesen Song mag. Für mich sind alles Kick-Ass Songs, wie man so schön sagt. Jeder einzelne von ihnen auf dem Album, deshalb sind sie überhaupt drauf. Wie du schon sagtest, gibt es auf diesem Album überhaupt kein Fett, nicht einmal ein Solo, das nicht da sein sollte. Aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wenn ich ihn singe, fühlt es sich plötzlich so an, als würde ich mit meinem Sound zusammenkommen. Für mich ist es also Starlight. Ich denke, bei Roman ist das „Children of the Night“.
Roman: „Children of the Night“.
Beni: „Children of the Night“. Weil es der beste Song ist, den wir jemals geschrieben haben als King Zebra und alles was darin verpackt ist, find ich sehr geil. Rock’n‘Roll, Piano, Power.
Jerry: „Cyanide“. Denn am Anfang war es ein grobes Demo und nach einer Songwriting-Session wurde es der kraftvollste Song auf dem Album.
MI – Musiker fragen Musiker! Da ihr Eure Plattentaufe einen Tag vor derjenigen eurer Buddies von den Black Diamonds habt, und wir die dann ebenfalls noch zum ausführlichen Gespräch bitten werden, habt ihr uns eine Frage an sie gegeben. Die Retourkutsche ist daher eine Frage der Rheintaler an euch: Wenn ihr eine eurer bisherigen Shows als „wildeste Nacht“ beschreiben müsstet – welche wäre das und warum? Es werden NUR wilde Antworten akzeptiert!
Beni: (lacht) Die wildeste Partynacht war wohl am Rock of Ages, nachdem ein Sturm das Konzert von Rose Tattoo und Uriah Heep unverhofft beendete. Alle Bands inkl. Crews waren im selben Hotel einquartiert und die Hotellobby wurde sozusagen zur Partymeile. Wir hatten so einen tollen Abend, dass unser Sänger Eric sich aus Versehen in Unterhosen aus seinem Hotelzimmer ausgeschlossen hatte. So musste er in Unterhosen durchs ganze Hotel und zur Hotellobby, wo alle Bands ganz gut im Schuss waren, um einen neuen Schlüssel zu holen! Für diesen Moment feiern wir Eric heute noch!
MI: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch und rockt die Bühne nachher!