Nachtschatten im Licht
Melodic Death Metal war an diesem Abend in Lenzburg Trumpf. Auf der Met-Bar-Bühne turnten sowohl Nachtschatten aus Süddeutschland als auch die Winterthurer von As Sanity Fades herum. Insbesondere der Trupp aus dem «grossen Kanton» glänzte mit einem packenden Auftritt und einer fesselnden Scheinwerfer-Show. Mehr dazu in den nachfolgenden Zeilen.
Mitte Juni – und der Kalender ist rappelvoll! Einerseits läuft heute noch der letzte Tag des diesjährigen Greenfield Festivals und ausserdem hat gestern die Fussballeuropameisterschaft in Deutschland begonnen. In Interlaken sind diverse Metalinsider unterwegs. Chef pam hat sogar vor Ort eine Singlebörse ins Leben gerufen. «Loveinside» nennt sich das Ganze. Wie so oft bei ihm eine echte Herzensangelegenheit (was eh wunderprächtig zu dieser Thematik passt). Aber ob das Projekt erfolgreich verlaufen ist, muss er dann selbst berichten. Meine Wenigkeit ist sowieso weiterhin ohne Herzdame unterwegs… Nichtsdestotrotz schlägt meine «Pumpe» zurzeit ein bisschen schneller, denn «König Fussball» dominiert einen Monat lang die Szenerie und fordert meine Nerven. Just heute Nachmittag hat unsere «Schwiizer Nati» 3 : 1 über Ungarn triumphiert und dadurch einen astreinen Grundbaustein für eine erfolgreiche EM-Kampagne gelegt. Es darf gerne so weitergehen. Euphorie lässt grüssen!
Ein paar Konzertbesuche müssen aber trotz des dichten Terminkalenders irgendwie realisiert werden. Deswegen pilgere ich am heutigen Abend wieder einmal in die Lenzburger Met-Bar. As Sanity Fades und Nachtschatten wollen beobachtet und unterstützt werden. Da mache ich logischerweise gerne mit (zudem kann man praktischerweise bei der Anreise im Zug ja noch ein wenig «Tschutte» auf dem Smartphone gucken und hat danach freie Gedanken für Live-Mucke).
As Sanity Fades
Die Winterthurer Death Metaller schreiten um 21.10 Uhr zur Tat. Huch?! Fehlt da nicht einer? Normalerweise sind sie doch nicht bloss im Viererverbund unterwegs? Die Aufklärung folgt ziemlich rasch. Leider kam Bassist Roger kurzfristig nicht um einen Spitalbesuch herum und muss für diesen Gig hier aussetzen. Wir wünschen ihm jedenfalls rasche und gute Genesung!
Aber seine Kollegen machen auch in dezimierter Form einen ansprechenden Job. Die Backing Vocals von Axtmann Bruno könnten minim lauter sein und offenbar hört der arme Kerl keines der Saiteninstrumente auf seinen Lauschern. Ob der Tontechniker da noch etwas richten kann? Bezüglich der gespielten Songs muss ich «Geistheiler» hervorheben – ein knallharter Kracher! Die Growls von Fronter Ramon sitzen. Für diese Art der Musik ist die hochdeutsche Sprache eine wahre Wunderwaffe. Seine Ansprachen im Thurgauer Dialekt dürfen derweil als Kontrastprogramm verstanden werden (notabene seine Aussage – nicht meine). Die eine oder andere neue Komposition findet ebenfalls den Weg in die Setliste. Nach rund 55 Minuten räumen die Jungs die Bühne wieder und machen den Weg frei für die Akteure von Nachtschatten.
Nachtschatten
Nach einer halbstündigen Verschnaufpause übernimmt die Equipe aus Karlsruhe das Zepter. Dafür, dass die Herrschaften unter dem Banner «Nachtschatten» reisen, haben sie aber auffallend viele Lichtquellen mitgeschleppt. Boxen, Scheinwerfer etc. Während dieser Performance dürfte wohl so manch einer der Zuschauer seine persönliche Erleuchtung erfahren. Stilistisch bewegt sich das Quintett in ähnlichen Gefilden wie As Sanity Fades. Melodic Death Metal bleibt heute Abend Trumpf!
Mit Sänger und Tieftöner-Hüter Daniel verfügt die Band über einen grossartigen Pausenclown in ihren Reihen. Eine absolut sympathische «Labertasche». Er fragt uns beispieslweise, ob wir uns über den Sieg unserer Fussballer gefreut haben und verspricht gleich im Anschluss, dass es fortan nur noch um Metal und Bier gehen werde. Der obligate Werbeblock darf selbstverständlich auf gar keinen Fall fehlen. Die neue Scheibe «Polaris» soll in Bälde erscheinen. Wenn diese in Sachen Qualität in ähnlichen Sphären wie die bisher veröffentlichten Werke schwebt, dürfen sich die Fans zu Recht darauf freuen.
Die Süddeutschen bieten aber nicht bloss coolen Sound und mitreissende Hymnen, sondern punkten – wie bereits angedeutet – mit einer fantastischen Lichtshow. Das artet beinahe in eine kleine Strobo- und Laser-Party aus. Des Weiteren bevorzugen die Protagonisten offensichtlich viel Nebel auf der Bühne. «Hässliche Fratzen» soll man eben entsprechend verstecken. Wie gesagt, an Humor mangelt es den Kameraden freilich nicht. Sie haben ohnehin jede Menge Spass zusammen. Eine Spielfreude, die sich auch auf das Publikum auswirkt. Jep, Nachtschatten sollte man effektiv auf dem Radar haben. Ich kann euch die Gruppe ohne Zweifel empfehlen. Weitere Gastspiele in Lenzburg dürften alles andere als abwegig sein.
Das Fanzit – Nachtschatten, As Sanity Fades
Nachtschatten waren für mich eine lohnenswerte Neuentdeckung. Dass trotz EM und Greenfield noch ein paar Leute in der Met-Bar vorbeigeschaut haben und der Laden dadurch nicht gähnend leer war, hat fraglos für Freude gesorgt. Die Einheizer-Truppe As Sanity Fades ging in der Nachbesprechung meines Erachtens phasenweise etwas gar hart mit sich ins Gericht (aber Musiker sind sowieso die selbstkritischsten Wesen, die ich kenne).
Setliste – As Sanity Fades
- Aus einer anderen Welt
- Geistheiler
- Kellerkinder (Ein Rachefeldzug)
- Verbaldurchfall
- Hungernde Seelen
- Verderbnis
- Faulturm
- Blutbad
- Gottes Kind und Teufels Sohn
Setliste – Nachtschatten
- Verspiegelte Gläser
- Feuersturm
- Takt der Maschinen
- Denkmal
- Blitzschlag
- Morgendämmerung
- Zeichen des Untergangs
- Leuchtfeuer
- Stählerne Göttin*
- Dunkle Sonne*
*Zugabe