Metalinside.ch - Slug Gore - Rock The Hell 2024 - Foto Röschu
Fr–Sa, 24.–25. Mai 2024

Rock The Hell 2024 – To Violently Vomit, Guttural Slug, u.v.m.

Werkhof Bischof (Alt Sankt Johann, CH)
/ 03.07.2024

Das lärmige Familienfest

Es ist endlich wieder Ende Mai! Immer dann organisiert Sonja Näf mit ihrem Team im beschaulichen Toggenburg das Rock The Hell. Für die Brutal Death Szene in der Schweiz nicht nur ein Festival, sondern fast so etwas wie ein Familientreffen. Dieser Termin ist seit unserem ersten Besuch vor zwei Jahren auch im Kalender von meiner Frau Yvonne und mir fest eingetragen.

Ich war bereits letztes Jahr in schreibender Funktion hier (Bericht). Dieses Jahr konnten wir relativ spontan noch Kollege Röschu zum Mitkommen überreden. Sonja war gerade auf der Suche nach einem Fotografen und so fallen auch für den Bericht hier ein paar Schnappschüsse ab. Unser gebuchtes Zimmer hat sowieso drei Betten, also geht es um die Mittagszeit ab Lenzburg zu dritt Richtung Osten. Unterwegs lässt sich beim Mittagessen auf einer schönen Restaurant-Terrasse sogar noch etwas die Sonne geniessen.

Als wir dann beim Hotel eintreffen, fängt es aber prompt an zu regnen. Trotzdem wird natürlich zuerst einmal ein Begrüssungs-Bierchen mit unseren Kollegen Gaby und Flo, welche im selben Gasthof wie wir sind, genossen. Als wir nach dem Zimmerbezug zum Festival wollen, regnet es dann so richtig. So entscheiden wir uns trotz nur 10 Minuten Fussweg für den Bus. Zum Glück ist das Rock The Hell indoor, somit wird die Regenjacke wenigstens nach dem Betreten des Geländes nicht mehr benötigt.

Im Werkhof treffen wir bereits auf erste bekannte Gesichter. Lange Zeit für ausschweifende Begrüssungen gibt es aber nicht, schliesslich startet gleich das musikalische Programm. Den Auftakt bestreiten nicht die eigentlich angesagten Blastocystia, welche erst gestern abgesagt haben. In der kurzen Zeit konnte aber ein mehr als würdiger Ersatz gefunden werden. Dabei handelt es sich sogar um alte Bekannte von mir.

Rock The Hell 2024 – Tag 1 (Freitag 24. Mai)

Pusboil

Mit Pusboil hatte ich bereits letzten Sommer an einem Event von Conquering Basilea in der Kaschemme einmal das Live-Vergnügen. Und auch hier habe ich die Jungs schon gesehen, wenngleich nicht als Band auf der Bühne. Als Gäste wären sie sowieso dieses Jahr hier gewesen, nun eröffnen sie das Festival musikalisch und nicht nur als Zuschauer.

Und der Werkhof ist beim allerersten Auftritt des Festivals schon richtig gut gefüllt. Keine Ahnung ob das am Regen liegt, welcher die Leute nach innen treibt, oder am Local Bonus von Pusboil, es hat definitiv mehr Volk zu so früher Stunde als noch im letzten Jahr. Sehr erfreulich! Die Band kann das, genauso wie den bereits hervorragenden Sound, bestens für sich nutzen. Von Anfang an wird ein Top-Auftritt abgeliefert, der meiner Meinung nach die Show von Basel letztes Jahr locker in die Tasche steckt. Für dass die Gruppe erst seit 2022 aktiv ist, wirkt das mittlerweile bereits sehr routiniert.

Mit Marvin Hiltmann hat man zudem einen Frontmann in den Reihen, der nicht nur mit guten Growls besticht, sondern auch sympathisch rüberkommt. Von wem der in einer Ansage erwähnte Wunsch an ihn herangetragen wurde, sich bitte auf der Bühne des Shirts zu entledigen, sagt er dann doch nicht. Die Tattoos lassen sich aber durchaus sehen. Gerade im Zusammenspiel mit Remo Dora an der Gitarre, welcher teilweise ebenfalls Vocals beisteuert, überzeugt die Performance sowohl stimmlich als auch musikalisch vollends.

Gegen Ende wird weiter hinten im Publikum sogar noch eine Konfetti-Kanone gezündet, Euphorie pur also – und dies völlig zurecht! Wer auf Slam und Brutal Death Metal steht, wird in der Schweiz künftig definitiv nicht an Pusboil vorbeikommen. Falls die Band in eurer Nähe spielt, kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Eine Chance dazu gibt es zum Beispiel beim Auftritt am 17. August in Thun am legendären Slamcult.

Setliste Pusboil

  1. Boils Of Plague
  2. 544
  3. Dance Of Dead Children
  4. Dreaded Apparent Death
  5. Ngh Yihng
  6. Torture To Force A Confession
  7. Gangrenous Malignant Ulcer

Inverecund

In der kurzen Pause nach Pusboil haben wir freudig festgestellt, dass es draussen nicht mehr regnet. Und natürlich jede Menge weitere Freunde und Bekannte begrüsst. So langsam aber sicher treffen immer mehr Leute ein. Trotzdem ist es beim Beginn von Inverecund vor der Bühne etwas leerer als zuvor. Ob das an den trockeneren Verhältnissen draussen liegt? Oder doch eher an der fehlenden Bekanntheit der Band? Immerhin spielen die Brutal Death Metaller aus der Lombardei ihre erste Show in der Schweiz überhaupt.

An der Darbietung der Jungs kann es jedenfalls unmöglich liegen. Von der Bühne kommt eine verdammte Sound-Wand! Besteht die Band eigentlich aus drei Mitgliedern, sind hier und heute gleich fünf Personen am Lärm machen. Neben zwei Gitarristen und einem Drummer, gibt es auch einen 7-String-Bass zu sehen und hören. Kollegin Gaby meint zwar, dass längst nicht alle Saiten auch benutzt werden, trotzdem tönt das verdammt fett.

Dazu kommt Sänger Michele Sassano, welcher nicht nur eine sehr geile Stimme hat, sondern teilweise auch verdammt schnell ist. Manchmal erreicht er tempo-mässig sogar fast Oliver Rae Aleron von Archspire, klingt dabei aber wesentlich fieser. Unglaublich, dass diese Band bisher erst eine EP draussen und auf Spotify dafür unter 1000 Aufrufe hat. Ich bin jedenfalls ziemlich begeistert, und die Spielzeit von nicht einmal einer halben Stunde hätte für mich gerne noch etwas länger sein dürfen…

Setliste Inverecund

  1. Disinterred Turpitude
  2. Vile Effluvium
  3. Morbid
  4. Rescinded Physiognomy
  5. Impermanent
  6. Eruptive Hemangioma
  7. Visions Of Coming Apocalypse (Inveracity Cover)

Slug Gore

Es folgt gleich die nächste Band aus Italien. Slug Gore kommen aus Ravenna und spielen, wie uns der Sänger in einer seiner ersten Ansagen wissen lässt, zum allerersten Mal überhaupt ausserhalb von Italien. Geboten wird hier Grindcore mit leichten Death Metal-Einflüssen und einem grossen Core-Anteil. Teilweise klingt das sogar etwas nach Beatdown-Hardcore und gefällt mir verdammt gut.

Kein Wunder kann nun der erste grössere und ziemlich heftige Pit des Abends beobachtet werden. Sänger Sbocco ist stimmlich ziemlich variabel und sein Stil irgendwo zwischen Growls und Hardcore-Screams passt perfekt zur Musik. Und auch mit sympathischen Ansagen kann er punkten, so wird ein 30-sekündiges High-Speed-Geholze als «our slow song» angekündigt.

Ein Backdrop scheint die Band entweder noch nicht zu haben oder dann blieb es zuhause. Dafür steht vor dem Schlagzeug ein Laptop mit grossem Logo auf dem Bildschirm. Auch eine Möglichkeit. Dieses technische Gerät wird natürlich auch sonst verwendet, neben Samples sind ebenfalls einige Backtracks zu hören, die mich hier aber nicht weiter stören. Erst als genau dieses Gerät (oder wars der Drum-Trigger?) für technische Probleme und einen kurzen Unterbruch sorgt, wird der Flow etwas gestört.

Aber kein Problem für die Jungs, die Energie ist schnell wieder aufgebaut. Nach ein paar weiteren witzigen Ansagen, unter anderem an die angeblich zahlreich anwesenden Straight-Edge-Anhänger («Let’s drink together») und einem kurzen Jam von Drummer und Bassist, folgen mehrere letzte Songs. Egal wie oft Sbocco diesen ankündigt, es folgt immer wieder noch ein weiterer. Von mir aus hätte dies ewig so weitergehen können. Auch wenn die Band mit ihrem Stil an diesem Festival eher etwas der Aussenseiter ist, mir gefällt das sehr gut! Ein Besuch am Merch-Stand ist nun dringendst angesagt.

Setliste Slug Gore

  1. Post Nuclear Big Smile
  2. Demented Crickets
  3. Hungry Parasitic Beast
  4. The Parasite Murder
  5. Overthrow The Surface
  6. The Dust Says You’re Fucked
  7. Necrophiliattitude
  8. Salt
  9. Wake Up Death
  10. Infestation
  11. Stuck In The Mud
  12. Cut At Once
  13. 50K
  14. Primal Rules
  15. Unsilent Death (Nails Cover)
  16. Mucus Chainsaw
  17. Underground Giant Death Machines
  18. The Deadly Spawn
  19. Grounded By Slugs

Devour The Fetus

Nach einem Abstecher an die Verkaufstische der Bands und einer feinen Klangwurst – eine lokale Spezialität – geht es zurück vor die Bühne. Mit Devour The Fetus steht nun wieder einmal eine Band auf dem Programm, die ich bereits kenne. Die Franzosen konnten mich am Slam Cult in Thun letztes Jahr so sehr überzeugen, dass ich mir direkt eine CD gekauft hatte. Mal schauen, was die Truppe heute liefert.

Und nicht nur ich bin gespannt auf die Jungs aus Paris, sondern auch viele andere Anwesende. Der Platz vor der Stage ist nun so gut gefüllt wie noch bei keiner anderen Gruppe des ersten Tages. Mir scheint, es hat definitiv mehr Leute heute als letztes Jahr am Freitag. Und auch die Stimmung ist ab Beginn sehr gut. Die Pits werden nun immer grösser und es gibt sogar einen ersten Stage Dive zu notieren.

Musikalisch fällt das etwas zu arg getriggerte Schlagzeug für meinen Geschmack leicht negativ auf. Da wäre weniger manchmal mehr. Ansonsten gibt es aber am Auftritt von Devour The Fetus nichts gross zu mäkeln. Klar ist das eher etwas simpel, macht aber Spass. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Band auch als Gutalax-Support funktionieren würde, auch wenn sie mir persönlich schon noch etwas besser gefallen als die Fäkal-Fetischisten aus Tschechien. Alles in allem ein guter und kurzweiliger Auftritt, obwohl mir Slug Gore direkt vorher noch ein Stück besser gefallen haben.

Setliste Devour The Fetus

  1. Uteral Gastronomy
  2. Embryomlet
  3. The Heaviest Fetus Of Multiverse
  4. Molested Antipasti (New Song)
  5. Prenatal Autosarcophagy
  6. Dear Pelé
  7. Ocean Of Putrid Feti
  8. Abominable Depravity Within
  9. Chew My Newborn Stew
  10. Foetus Slamo-Maxillaire
  11. No Country For Fetus

Maximize Bestiality

Die Bar im separaten Raum des Werkhofes ist bei unseren Abstechern zwischen den Bands mittlerweile immer besser gefüllt. Und tatsächlich, als Maximize Bestiality auf der Bühne loslegen, ist der Saal für einmal nicht ganz so voll wie zuvor. Dies ändert sich aber sehr schnell, wohl auch wegen der auffälligen Maske des Gitarristen Robert Faust, welche zu Beginn auf der Bühne zu sehen ist. Erinnert rein optisch etwas an Rise Of The Northstar. Aber der Sound zieht die Zuschauer definitiv ebenso eher nach vorne als nach hinten.

Die Maske fällt nach dem ersten Song, was an optischen Elementen auf der Bühne bleibt, ist die beleuchtete Gitarre von Robert. Und vor der Bühne gibt es bald einen richtig massiven Moshpit zu bestaunen. Dieser hält so für zwei bis drei Songs an, dann wird es plötzlich wieder etwas leerer. Keine Ahnung, ob das Publikum keine Kraft mehr hat nach diesem langen Tag oder langsam aber sicher einfach zu betrunken ist. Die Stimmung ist grundsätzlich gut, jedoch einfach irgendwie nicht durchgehend.

An der Band hingegen kann das fast nicht liegen. Die Niedersachsen legen einen unglaublich starken und intensiven Auftritt hin und verfügen über exzellentes Songmaterial. Das knallt so richtig und hat zusätzlich zur Brutalität auch immer mal wieder Parts mit sehr gutem Groove. Zudem ergänzen sich die Growls von Fronter Rob Ross gut mit den Backing Vocals von Gitarrist Robert. Ein sehr guter Auftritt, der mich vor dem nächsten Besuch in der Bar wieder einmal beim Merch vorbei schlendern lässt.

Setliste Maximize Bestiality

  1. Infinite
  2. The Net-Terminal Exon
  3. Intraocular Parasitic Entity
  4. Caustic Unction Of Ferocity
  5. Oviposition Of Synthetic Origin
  6. Ominous Heavy-Weight Cascade
  7. Event
  8. Expunged By Fatal Impulse
  9. Cryptic Legacy
  10. Somatic Virtuality

Nuclear Vomit

Der Alkoholpegel der Anwesenden steigt definitiv, was für die nächste Band nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Nuclear Vomit spielen Goregrind, wie er auch am Party.San als erste Band um 12 Uhr am Freitag funktionieren würde. Für die Leute, denen das kein Begriff ist: da spielen dann jeweils Bands wie Birdflesh, Brutal Sphincter, Razorrape oder Gutalax. Also Musik, um in lustigen Kostümen und mit einem Lauch in der Hand im Kreis zu rennen.

Man muss den Polen anrechnen, dass sie zumindest selbst auf «lustige» Verkleidungen verzichten. Im Gegenteil, besonders die beiden Sänger Ulcer und Ojciec sehen eher aus, als wären sie Teil der lokalen Hooligan-Truppe. Ansonsten ist der Vergleich mit Gutalax allerdings nicht allzu weit hergeholt, wenn auch nicht ganz fair. Schliesslich existieren die Polen ganze 5 Jahre länger als ihre tschechischen Pendants. Aber gerade Songtitel (siehe Setlist) und teilweise auch Ansagen («we got 10 minutes more, so we can play another 50 songs») erinnern halt doch ein bisschen an die wohl populärsten Vertreter des Genres.

Nicht falsch verstehen, die Jungs liefern einen guten Auftritt. Gerade die Tatsache, dass hier zwei Vocalists am Werk sind, macht die Angelegenheit gleich noch etwas spannender. Und auch die Stimmung im Publikum ist sehr gut. Es gibt viele Circle Pits, welche einiges weniger brutal sind als teilweise sonst heute. Und so ziemlich alle Betrunkenen im Publikum feiern den Auftritt ab. Ich persönlich habe diese ganzen Spass-Goregrind-Geschichten aber mittlerweile etwas gesehen und freue mich bereits auf die nächste Band. Spass in Ehren, aber musikalisch ist das teilweise schon etwas flach. Ich habe mir im Notizheft «DJ Bobo-Band des Brutal Death Metal» vermerkt. Und dies ist nicht einmal als harter Diss gemeint, mehr als Feststellung…

Setliste Nuclear Vomit

  1. Super Zdrowas Mario Bros
  2. To Nie Moj Chuj
  3. Koryto
  4. Casio Pedal
  5. Nylon Bajtel
  6. Beaver Fever
  7. Antivaginalscepticsfront
  8. Obora
  9. Countraptor
  10. Vagina Made In China
  11. Alconarcolepsy Burden
  12. Rock’N’Roll jihad
  13. Anal Bus Stop
  14. Gore Fuck

Guttural Slug

Nun ist die letzte Band des Tages an der Reihe. Guttural Slug (oder Buttural Plug, wie auf der Setliste steht) kommen aus Dänemark und sind seit 2012 aktiv. Schon im Vornherein wurde von Seiten des Rock The Hell-Teams auf Social Media bekannt gegeben, dass der Sänger Jack Christensen leider verhindert ist und nicht ins Toggenburg kommen kann. Als Ersatz teilen sich die beiden .357 Homicide-Members Jake Gamble und Mat Davies das Mikrofon.

Mat war mir heute im Publikum schon mehrmals aufgefallen. Seine leichten Versuche des Violent Dancing wurden hier nicht wirklich goutiert. Obwohl die Pits teilweise ziemlich brutal sind am Rock The Hell, das Ausschlagen mit den Armen oder Kicken mit den Beinen, wie man es vor allem vom Beatdown Hardcore kennt, wird hier gar nicht gerne gesehen. Auf der Bühne macht Mat aber genauso wie Kollege Jake einen richtig guten Job.

Die Stimmung ist nun definitiv auf dem Höhepunkt. Für die späte Uhrzeit hat es nicht nur immer noch sehr viele Zuschauer, sondern auch äusserst aktive. Vom ersten Song an ist einiges an Bewegung vorhanden, was auch an der Band liegt. Stilistisch pendeln Guttural Slug irgendwo zwischen groovigem Slam und schnellem Brutal Death Metal, das Ganze klingt wieder unglaublich gut. Ein grosses Lob an dieser Stelle zudem noch an die Techniker am Mischpult, eigentlich hatte heute jeder Act einen wirklich guten Sound.

Beim letzten Song holen sowohl Band als auch Publikum das letzte aus sich heraus, der abschliessende Pit ist wohl der grösste des Tages. Ein wirklich würdiger Schlusspunkt! Wobei, am Rock The Hell geht es ja eigentlich jeweils nach der letzten Show in der Bar noch weiter. Für mich heute aber nicht.

Yvonne ist anzumerken, dass der temperatur-bedingte Wechsel von Bier auf Tee mit Schuss nicht nur von Vorteil war. So beschliessen wir, gleich das schon gut befüllte Taxi Richtung Bett zu nehmen. Nach einer letzten Zigarette und einem kurzen Schwatz mit den Pusboil-Jungs, welche offensichtlich im selben Hotel nächtigen wie wir, komme ich so für Festival-Verhältnisse relativ früh ins Bett. Mit dem dicht gedrängten Programm morgen im Hinterkopf sicher kein Nachteil…

Setliste Guttural Slug

  1. Sirenens Kald
  2. Eyes Of Abomination
  3. Panormal Evisceration
  4. Atrocities
  5. Hacksaw Surgery
  6. Pandemic Apocalypse
  7. Punishment
  8. Eye Of The Cyclops
  9. Isolated Insanity

Die Fotos Rock The Hell 2024 – Tag 1

Rock The Hell 2024 – Tag 2 (Samstag 25. Mai)

Die nicht allzu späte Schlafenszeit zahlt sich am Samstagmorgen tatsächlich aus. Im Gegensatz zum letzten Jahr verschlafen wir das Frühstück nicht, so wird gleich einmal ein richtig guter Boden für Tag zwei gelegt. Da es auch nach dem Morgenessen noch etwas dauert, bis es im Werkhof wieder losgeht, beschliessen wir, in der Zwischenzeit dem Dorf einen Besuch abzustatten. Unsere Thuner Kollegen sind da bereits bei Mittagessen und Bier versammelt, also setzen wir uns dazu.

Generell ist das ganze Gasthaus zum Schäfli wieder fest in der Hand der Festivalbesucher. In den Gastraum verirren sich nur ein paar andere Gäste, welche erstaunt auf die Tische mit den schwarz Gekleideten blicken. Nach einer Gulaschsuppe – so als Ergänzung zum Frühstück – und zwei oder drei «Schügas» (Bier kann man das beim besten Willen nicht nennen, sorry Kaufi), nehmen wir wieder das Postauto Richtung Werkhof. Sowohl Röschu als Fotograf, wie auch ich als Schreiberling, sollten ja die erste Band eher nicht verpassen.

Zephid

Der zweite Tag wird von Zephid aus Regensburg eröffnet. Mehrere Mitglieder dieser Gruppe waren früher bei Incinerated Flesh, welche bereits 2015 am Rock The Hell gespielt hatten. Geboten wird sehr abgefahrener und technischer Death Metal. Sowohl der Gitarrist, als auch der Bassist spielen sich beinahe Knoten in die Finger. Auch der Drummer knüppelt definitiv keinen 08/15-Beat. Und die Vocals sind ebenfalls sehr speziell, teilweise wird da unglaublich viel Text in wenige Takte verpackt.

Die Halle ist noch nicht allzu voll, dementsprechend ist keine riesige Stimmung zu erwarten. Die Musik trägt da aber auch ihr übriges mit bei. Bei dieser Band ist eher staunend mit offenem Mund headbangen angesagt, als so richtig abzugehen. Schon der erste Song dauert etwas über fünf Minuten und ist mit einigen Wendungen und Tempowechseln gespickt. Nicht gerade leichte Kost um in Gang zu kommen.

Trotzdem füllt sich die Halle allmählich ein wenig, gegen Ende der Show hat es für die frühe Uhrzeit doch einige Leute vor der Bühne. Aufgrund des Auftrittes absolut verdient, ich ziehe definitiv meinen Hut vor den technischen Fähigkeiten der Jungs! Für mich ist das aber Sound, denn ich mir gerne einmal noch mit voller Konzentration via Kopfhörer anhöre. So live und als erstes Konzert des Tages wirkt das auf Dauer fast ein bisschen anstrengend…

Setliste Zephid

  1. Crystal Method
  2. Psycho Mantis
  3. Dim Mak
  4. Morphogenetic Impact
  5. Paradoxon
  6. Nakatomi Impact

Ohio Slamboys

Als nächste Band sind die Ohio Slamboys an der Reihe. Wobei «Band» hier etwas übertrieben ist. Handelt es sich im Studio sogar um ein Zwei-Mann-Projekt, sind hier immerhin drei Personen auf der Bühne: ein Sänger und zwei Gitarristen. Der ganze Rest kommt ab Konserve. Und Etikettenschwindel wird hier auch noch betrieben, stammen die Musiker doch gar nicht aus dem amerikanischen Bundesstaat im mittleren Westen, sondern aus Frankreich. Aber wir wollen mal nicht so sein und trotzdem völlig unvoreingenommen an die Sachen herangehen…

Geboten wird sehr solider Slam, die Vocals sind etwas Pig Squeal-lastig. Und optisch gibt es getreu dem Zombiejäger-Konzept, welches die Band scheinbar verfolgt, einen kleinen Maskenball. Auch der Sänger ist komplett maskiert, seine Stimme ist aber trotzdem zu hören – obwohl ich befürchte, dass ebenfalls gewisse Teile von Backtracks kommen. Sicher sagen kann ich das aber nicht. Auf Ansagen wird während des kompletten Gigs verzichtet, womit man auch nicht gut beurteilen kann, wie die Stimme durch die Maske wirklich tönt.

Musikalisch ist das Dargebotene definitiv nicht schlecht. So richtig umhauen kann mich der Auftritt aber trotzdem nicht. Und gemessen an der Stimmung geht das nicht nur mir so. Auch wenn es unterdessen etwas voller ist hier im Werkhof, viel mehr als ein paar nickende Köpfe gibt es nicht zu sehen. Das Wort solid trifft es wohl wirklich am besten. Kein schlechter Auftritt, aber auf der anderen Seite nichts, was lange in Erinnerung bleibt. Trotz Masken.

Setliste Ohio Slamboys

  1. Find
  2. Explode
  3. The
  4. Everywhere
  5. You
  6. In
  7. Head
  8. Just

Coprocephalic Mutation

Nun folgt der Auftakt in einen sehr nordenglisch geprägten Nachmittag und Abend: Copropcephalic Mutation aus Manchester spielen ihre erste Schweizer Show überhaupt. Und scheinbar fiebern doch einige der Anwesenden diesem Auftritt entgegen, der Platz vor der Bühne ist jetzt zum ersten Mal heute ziemlich voll. Basser Joey Whitehurst holt sich zusätzliche Sympathiepunkte im Shirt der local Heroes von Pusboil, welche beim selben Label (Reality Fade Records) unter Vertrag stehen.

Musikalisch wird hier guter Slam geboten, der für mich doch einiges spannender wirkt als bei den Ohio Slamboys direkt zuvor. Es ist halt auch wieder eine komplette Band auf der Bühne und aus den Boxen kommt eine richtige Sound-Wand. Allerdings ist für einmal die Abmischung nicht ganz perfekt in meinen Ohren, die Vocals von Fronter Kyle Jordan sind besonders zu Beginn etwas gar leise. Zumindest während der Songs. In den Ansagen versteht man den Frontmann hingegen gut und wenn man bei jedem «Fucking» einen Shot trinken würde, man wäre noch vor der nächsten Band hackedicht.

Aber man glaubt Kyle durchaus, dass er es fucking appreciated hier zu sein. Überhaupt strahlen alle fünf Musiker über beide Ohren und scheinen ihren Auftritt richtig zu geniessen. Und dies wirkt ansteckend, im Publikum ist die Stimmung bestens, was gegen Mitte der Show zu den ersten Moshpits führt. Für mich ein richtig guter Auftritt mit ganz leichten Abzügen bei den Vocals, wobei dies auch ein bisschen dem zu leise eingestellten Mikrofon geschuldet ist. Ansonsten gibt es nichts zu meckern, der zweite Tag ist nun endgültig so richtig lanciert.

Setliste Coprocephalic Mutation

  1. Intro
  2. Internal Vomit Festering
  3. Pus Filled Vaginal Canal
  4. Cervical Bifurcation
  5. Erotic Fixation For Necrotic Wounds
  6. Recantation Of Faith
  7. Descending Through Plains Of Omnipresent Rapture
  8. Spasticated Encripplement
  9. Phallic Lobotomy

Kess’khtak

Die eigentlich einzige Band aus der Schweiz auf dem Billing – vor dem kurzfristigen Einspringen von Pusboil gestern – ist nun als nächstes an der Reihe. Wobei Kess’khtak einiges weniger lokale Helden sind, stammt die Gruppe doch aus einem Genfer Vorort direkt an der Grenze zu Frankreich. Obwohl das Quintett seit 2007 aktiv ist, haben sich unsere Wege erst dieses Jahr zum ersten Mal gekreuzt. In der Mahogany Hall Bern haben die Welschen im März für Extermination Dismemberment eröffnet und mich eigentlich noch mehr umgehauen als der Headliner selbst.

Der Platz vor der Bühne ist zwar etwas leerer als bei den Engländern direkt vorher, das beeindruckt die Jungs aber nicht im Geringsten! Gleich ab Beginn der Show wird den Anwesenden gezeigt, wo der Hammer hängt. Der mit Death Metal versetzte GrindCORE setzt grosse Akzente auf dem zweiten Wortteil der Stilbezeichnung. Hier sind die Hardcore-Wurzeln klar zu erkennen. Durch die beiden Sänger – einer davon stilsicher im «Slamcult»-Shirt – wirkt das Ganze fast ein bisschen wie Vale Tudo in einer härteren Version. Und das meine ich als grosser Fan der Hardcore Heavyweights aus Zürich definitiv als Kompliment!

Nicht einmal zwischenzeitliche Probleme mit einem Mikrofon können die sympathischen Genfer stoppen. Auch wenn nicht so richtig viel Stimmung aufkommt, liefern Kess’khtak für mich doch einen der bisher besten Auftritte überhaupt am diesjährigen Festival ab. Stilistisch ist ihr Sound wohl für den Grossteil der Anwesenden zu viel Grind- und generell Core und zu wenig Slam, aber für mich passt der Mix wie die Faust aufs Auge. Da ist nach der Show dringend ein Besuch am Stand angesagt, schliesslich will die eigene Sammlung stets erweitert werden. Dabei stellt sich auch noch heraus, dass zumindest eines der Bandmitglieder wie meine Frau Yvonne den Servette FC unterstützt. Man sieht sich nächste Woche am Cupfinal!

Setliste Kess’khtak

  1. Scapegoat
  2. Narcissistic Sabotage
  3. Vendetta
  4. Born With A Curse
  5. Betting On The Fool
  6. Compulsory Silence
  7. Borderlands
  8. The Ordeal
  9. Cash System Industry

.357 Homicide

Von Genf geht es wieder zurück nach Manchester. Und da gibt es ein Wiedersehen mit zwei alten Bekannten von gestern Nacht. Im Gegensatz zu ihrem Gastauftritt mit Guttural Slug können sich die beiden Engländer heute aber nicht nur aufs Mikrofon beschränken. Mat Davies übernimmt neben den Vocals noch die Gitarre, und Jake Gamble steuert seine Growls hinter der Schiessbude sitzend bei. Und mehr gibt es da auch nicht auf der Bühne, die Beiden verzichten auf Gastmusiker und spielen den Gig in ihrer Studio-Besetzung als Duo.

Und trotzdem wirkt das irgendwie richtig geil. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, wie viele Backtracks hier verwendet werden. Irgendwie wirkt das ganze trotz nur zwei Musikern sehr authentisch, ähnlich wie bei Mantar. Aber keine Ahnung ob auch hier nur mit zusätzlichen Verstärkern oder Effektgeräten gearbeitet wird, dafür bin ich dann doch zu wenig Nerd.

Auch das Publikum ist nun nicht nur wieder zahlreicher anwesend, sondern gleich noch verdammt aktiv. Die Stimmung erreicht früh einen bisherigen Tages-Höhepunkt. Mir gefallen besonders die zweistimmigen Vocals, zumal die Growls ziemlich unterschiedlich sind. Besonders dank Drummer Jake erinnert mich das stimmlich teilweise ein bisschen an Dying Fetus. Als dann gegen Ende des Gigs auch noch diverse Gastmusiker auf die Bühne geholt werden – unter anderem Marwin und Remo von Pusboil – gibt es erst recht kein Halten mehr. Ein sehr guter Auftritt, denn ich einem Duo in diesem Genre ehrlich gesagt so nicht zugetraut hätte.

Imperious Mortality

Unterdessen hat das Halbfinale Schweiz-Kanada an der Eishockey-WM angefangen, in der Pause zwischen den Konzerten waren hinten in der Bar schon entsprechend viele Handys als TV-Bildschirme im Einsatz. Aber schliesslich sind wir wegen der Musik hier, also zurück in die Halle. Mit Imperious Mortality aus Kopenhagen steht eine vergleichsweise junge Gruppe auf der Bühne. Gegründet wurde die Band erst 2020 und bisher wurden erst zwei EPs veröffentlich. Dementsprechend ist dies heute auch die erste Schweizer Show. Im Underground haben die Jungs aber schon einigen Staub aufgewirbelt, nicht zuletzt mit dem Signing beim renommierten US-Label New Standard Elite.

So richtige Grünschnäbel sind Imperious Mortality aber sowieso nicht, war doch Bassist Sotiris Skarpalezos, welcher sich die Vocals mit Gitarrist Rasmus Lykke Jorgensen teilt, in seiner Heimat Griechenland früher bei den Thrashern Suicidal Angels aktiv. Dies merkt man auch sofort, der Sound klingt definitiv nicht nach Newcomer oder Schülerband, das ist alles auf einem sehr hohen Level. Trotzdem ist der Platz vor der Bühne etwas weniger gut gefüllt als beim letzten Act.

Obs am Eishockey liegt? Ich weiss nicht so recht. Auch wenn die Band ziemlich guten Brutal Death Metal liefert, wirkt das Ganze doch etwas unspektakulär. Alles ist sehr gut gemacht, hier sind definitiv drei Könner am Werk. Sowohl instrumental als auch stimmlich passt eigentlich alles. Es fehlt nur der gewisse Aha-Effekt. Für mich trotzdem ein gelungener Auftritt, wenn auch nicht eines der ganz grossen Highlights des Festivals. So, und jetzt zurück vor die Handy-Bildschirme…

Setliste Imperious Mortality

  1. Intro
  2. Abomination Of Humanity
  3. Obscene Violations
  4. Compelled
  5. Demented Misanthropy
  6. Instrumental
  7. Deprivation Of Benevolence
  8. Entwined By Falsehood
  9. Condemned To Infamy

Exhumation UK

Das Spiel ist ausgeglichen, aber nun soll es sowieso wieder um die Musik gehen. Als nächste Band spielen Exhumation (UK), und die standen eigentlich gar nicht auf dem Line-up. Was ist passiert? Die Esten von Hymenotomy mussten aus gesundheitlichen Gründen ihren Auftritt kurzfristig (gestern!) absagen. In so kurzer Zeit einen Ersatz zu finden, ist ja fast ein Ding der Unmöglichkeit. Oder etwa doch nicht? Exhumation bestehen aus Mitgliedern von Crepitation und Coprocephalic Mutation, diese Bands sind beide sowieso hier. So wurde kurzerhand noch ein Set der «anderen» Band der Jungs vorbereitet. DAS nenne ich mal spontan!

Wieso dann die eigentlich geplanten Crepitation und die neu ins Billing gerutschten Exhumation die Plätze in der Running Order getaucht haben, ist mir zwar nicht ganz klar, spielt aber auch nicht so eine Rolle. Ebenso wie der Fun Fact am Rande, dass die beiden bereits bestätigten Bands gemäss Metal Archives beide aus Manchester stammen, Exhumation aber aus Liverpool. Aber damit will ich mich nun nicht länger aufhalten, es folgt der Auftritt der «Lückenfüller».

Dass die Gruppe alles andere als nur eine Notlösung ist, beweist sie sogleich eindrücklich auf der Bühne. Ich nehme schwer an, die Jungs proben sowieso regelmässig. Denn das wirkt alles sehr gekonnt und vor allem auch motiviert. Sänger Chris Furlong erklärt in einer der ersten Ansagen, sie hätten eben erst gestern erfahren, dass sie heute auf der Bühne stehen. Deswegen haben sie auch weder Backdrop, noch Merch mitgenommen. Macht aber gar nichts, die Energie haben sie definitiv eingepackt.

Obwohl nicht sehr viele Leute vor der Bühne sind – wohl auch ein wenige Eishockey-bedingt – ist die Stimmung spätestens ab Mitte des Sets ziemlich gut. Der erste Stage Dive des Tages ist sowas wie die Initialzündung, danach gibt es zusätzlich einige Pits zu bestaunen. Beim letzten Song wagen sogar Sänger und Bassist einen Ausflug runter ins Publikum. Generell ein sehr guter Auftritt der sympathischen Scousers, abgerundet zudem noch mit einem Gastauftritt von Chris Butterworth von Crepitation (und Goreinhaled). Unter dem Strich alles andere als nur eine Notlösung, oder zumindest eine ausgezeichnete.

Setliste Exhumation UK

  1. Cognizant Craniotomy
  2. Sadistic Inhumanity
  3. Sin Of Skin
  4. Skinned
  5. Deities
  6. Pathogenic
  7. Dystopia
  8. Origins
  9. Odious

Necrotic Infibulation

Das WM-Halbfinale ist an Dramatik fast nicht zu überbieten! Zur Verlängerung konnte noch in der Pause zwischen zwei Bands mitgefiebert werden, das Penalytschiessen ist aber nicht durch bis zum Auftritt der Kalifornier von Necrotic Infibulation. Also erstmal mit Handy in der Hand hinten in der Halle aufgestellt. Als dann die Schweiz tatsächlich gewinnt, geht so etwas wie ein kollektiver Jubel durch die Halle. Gewisse Kollegen haben sogar Tränen in den Augen vor Freude, es geht endlich wieder einmal in ein Finale. Ohne der grösste Eishockey-Fan zu sein, berührt der Moment auch mich ein wenig.

Die jungen Amis auf der Bühne sind, so wie ich das mitbekommen habe, das erste Mal überhaupt in Europa. Und sie fragen sich sicher, wieso mitten während des zweiten Songs hinten in der Halle gejubelt wird. Sorry Jungs, hatte mit euch ehrlich gesagt nichts zu tun. Nun widmen wir uns aber der Show. Schliesslich geht es hier um Musik! Diese ist tatsächlich nicht von schlechten Eltern. Die Band hat noch nicht einmal etwas auf Spotify verfügbar, aber trotzdem bereits einen richtigen Hype. Und dies ganz offensichtlich völlig zurecht.

Musikalisch gehört das zwar schon in das Genre Brutal Death Metal. Gerade die langsameren Parts, welche teilweise sogar nach Thrash tönen, zeigen aber, dass es hier keine Scheuklappen gibt. Ähnlich wie bei Stabbing letztes Jahr habe ich hier das Gefühl, die Zukunft des Stils zu sehen und hören. Und ebenfalls vergleichbar ist die Stimmung. In der nun proppenvollen Halle geht es bis weit hinten ziemlich heftig ab.

Die Band liefert einen sehr guten Auftritt und dies obwohl der eine Gitarrist gemäss Aussage von Fronter Kale Hayes die letzten 28 Stunden mit einer Lebensmittelvergiftung vorwiegend auf dem Klo verbracht hat. Respekt, dass er es trotzdem durchzieht! Ich fand Stabbing letztes Jahr noch ein kleines Stück spannender, aber auch Necrotic Infibulation haben einen mehr als nur guten Job abgeliefert! Man darf durchaus freudig gespannt auf das in Kürze erscheinende Debüt-Album warten. Und jetzt gehen wir erst einmal den Finaleinzug feiern. Finale-oh-oh!

Crepitation

Nun sind Crepitation an der Reihe, welche nach der Absage von Hymenotomy deren Spielzeit übernommen haben. Quasi ein Primetime-Gig also für die Nordengländer. Auch diese Gruppe agiert mit zwei Sängern: am einen Mikrofon ist mit Chris Furlong von Exhumation ein alter Bekannter von heute am Start. Und die zweite Stimme kommt von Chris Butterworth, welcher letztes Jahr mit Goreinhaled hier auf der Bühne stand.

Die Band macht von Anfang an klar, dass sie die gute Spielzeit erstens verdient hat und zweitens auch perfekt nutzen kann. Von Anfang an geben die Engländer Vollgas und können das Publikum in der nun doch sehr vollen Halle locker auf Ihre Seite bringen. Musikalisch ist das absolut top und die beiden Chris’ sorgen auch mit sympathischen Sprüchen für nochmals etwas mehr Stimmung. Nun steht effektiv keiner mehr still, es gibt Moshpits bis zum Mischpult zu bestaunen.

Da will auch der Basser ein wenig mitmischen, wie schon bei Exhumation hält ihn gegen Ende des Sets nichts mehr auf der Bühne und er begibt sich mitsamt seinem Instrument in den doch relative wilden Moshpit. Respekt! Ein von A bis Z überzeugender Auftritt, der eigentlich nur zufriedene Gesichter im Publikum zurück lässt. Und dies liegt definitiv nicht nur am stetig steigenden Alkoholpegel…

Setliste Crepitation

  1. Pathological Armoured Ferret Tank
  2. Devourification Of Skewerised Rottiserie Hominids
  3. Archaeological Clacker Valve Array
  4. Methanated Propulsion Of Gaseous Levitation
  5. Gelatinous Interdimensional Spunk Trumpet
  6. Vicious Entwattering Of Obstinant Nepotistic Shithouses
  7. The Gyrospastic Photomancer (Purging Of The Able-Bodied)
  8. Ophtalmic Arterial Hammerage
  9. Rancid Blubbery Enrcustments
  10. Equine Phallic Impalement
  11. Barkkake

To Violently Vomit

Es ist nun Zeit für den unangefochtenen Headliner dieses Jahres. To Violently Vomit sind sowas wie die inoffizielle Disgorge-Nachfolgeband und bringen die Songs der Brutal Death Metal-Legenden aus San Diego nochmals auf die Bühne, obwohl die eigentliche «Hauptband» seit Jahren auf Eis liegt. Heute anwesend sind Sänger Angel Ochoa, Gitarrist Diego Sanchez und Drummer Josef Hossain-Kay. Einen Bassisten oder auch zweiten Gitarristen haben die Kalifornier somit nicht mit dabei. Zumindest der Bass kommt aber, wenn ich richtig gehört habe, ab Backtracks.

Crepitation haben das Publikum für den Headliner schon ordentlich auf Temperatur gebracht und so ist die Stimmung definitiv ab dem ersten Ton richtig gut. Die Pits werden immer grösser und auch brutaler, nun geht es so richtig ab hier. Was Angel mehrmals staunend und über beide Backen grinsend mit einem respektvollen Nicken quittiert. Derweil schüttelt Diego seine Mähne so intensiv, dass sein Gesicht meistens gar nicht erst zu sehen ist.

Gespielt wird effektiv Material vom ersten Disgorge-Demo von 1992 «Cognitive Lust Of Mutilation» bis zum letzten regulären Album «Parallels Of Infinite Torture» aus dem Jahr 2005. Die Setliste ist wirklich sehr ausgewogen, wobei diverse Titel auch im Stil eines Intros nur kurz angespielt werden. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich jetzt nicht DER Disgorge-Spezialist bin. Ich kann aber durchaus nachvollziehen, wieso gewisse Songs nach ein paar Tönen eine regelrechte Euphorie bei den Anwesenden auslösen.

Genau SO muss Brutal Death Metal klingen, und wenn man bedenkt, zu welcher Zeit diese Lieder geschrieben wurden, hatten Disgorge definitiv sowas wie eine Vorreiter-Rolle. So brutal waren zu ihrer Zeit neben Suffocation, Internal Bleeding und Devourment wohl effektiv nicht sehr viele Bands unterwegs. Der Headliner-Status wird jedenfalls zementiert und dies trotz personell leicht ausgedünnter Besetzung. Ein sackstarker Auftritt und eigentlich ein würdiger Abschluss. Oder geht da noch etwas?

Setliste To Violently Vomit

  1. Descending Upon Convulsive Devourment
  2. Atonement
  3. Revelations XVIII
  4. She Lay Gutted (Intro)
  5. Cranial Impalement (Intro)
  6. Demise Of The Trinity
  7. Indulging Dismemberment Of A Mutilation Breed (Intro)
  8. Compost Devourment
  9. Deranged Epidemic
  10. Exhuming The Disemboweled
  11. Abhorrent Descreation Of Thee Iniquity
  12. Consume The Forsaken (Intro)
  13. Womb Full Of Scabs

Teething

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, verdammt, da geht noch einiges! Die nächste Band hat mir schon beim Reinhören vor dem Festival gefallen. Teething aus Madrid wurden 2011 gegründet und spielen einen sehr eigenwilligen Sound, der zwar irgendwie nicht so ganz zum Rest des Line-ups passt, andererseits aber doch. Und zwar wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Geboten wird hier etwas schräger Grindcore, welcher definitiv mehr im Hardcore und Punk verwurzelt ist, als im Death Metal.

Fronter Penelope Cruz (sic!) sieht ein bisschen aus, wie eine Mischung aus Disneys Pocahontas und dem langhaarigen Punk bei dir um die Ecke vor dem Denner. Und so tönt er auch. Irgendwie verdammt wütend, gleichzeitig auch ein bisschen lustig und nebenbei sehr gut. Sei es in den meist kurz gehaltenen Ansagen oder während der Songs, der Typ hat eine verdammte Energie und bringt das Publikum definitiv immer mal wieder nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Abgehen.

Die Reihen haben sich zwar schon etwas gelichtet – sowohl die Uhrzeit als auch der nicht so zu 100% passende Stil haben da wohl zusammengespielt – aber die immer noch Anwesenden haben ihren Spass. Sogar der von Penelope geforderte «Girls Only»-Moshpit geht für die fortgeschrittene Stunde ziemlich gut. Mehr Punk habe ich am Rock The Hell in meinen bisherigen drei Jahren wohl noch nie erlebt. Und dass meine ich ausschliesslich positiv.

Ich würde Teething gerne mal auf grosser Tour mit Escuela Grind sehen, Slug Gore dürfen die beiden von mir aus gerne ebenfalls gleich mitnehmen. Ich würde wohl sämtliche Konzerte in einigermassen erreichbarer Distanz besuchen bei so einem Package. Was für ein Abriss! Ein mehr als würdiges Finale für das diesjährige Festival. Da muss ich definitiv nochmals kurz am Merch vorbei, bevor es zurück ins Bett geht.

Wobei, sind wir ehrlich: direkt ins Hotel geht es jetzt sowieso nicht. Wir staunen zwar, dass in der Bar nicht mehr soo viel los ist. Aber mit Kollege Meier auf seinen soeben erreichten Geburtstag anstossen, müssen wir natürlich trotzdem noch. So gibt es das eine oder andere Getränk, bis wir uns dann doch auf den Heimweg machen wollen. Und beim Gehen feststellen, dass ja die 90is Party scheinbar vorne im Saal läuft. Also, noch einmal ein schnelles Bier, dann ist aber wirklich Schluss.

Setliste Teething

  1. Grinders: Your Boyfriend Sucks
  2. Devilock
  3. Teethgrinder
  4. Starting Fires
  5. Beth
  6. Vandalize
  7. Mic Check
  8. You And Your Fucking Car
  9. Take Me To A Doctor
  10. Just Kiss
  11. Devouring Friendship
  12. Filipino Violence
  13. Donutshop Holocaust
  14. Your Band Sucks
  15. Striking Fires
  16. White Cross Inversion

Das Fanzit – Rock The Hell 2024

Es wird langsam schwierig, dass ich mich nicht jedes Jahr wiederhole. Deswegen halte ich mich diesmal kurz: Danke an Sonja und den Rest des Rock The Hell-Teams! Ihr veranstaltet hier wirklich mindestens das geilste Festival der Schweiz – oder sogar von Europa, wie Pusboil-Marwin am ersten Tag auf der Bühne gesagt hat. Bis aufs dieses Jahr etwas durchwachsene Wetter stimmt einfach alles. Vom guten Essen, den fairen Preisen, bis zum familiären Publikum: es gibt hier schlicht und einfach nichts zu meckern.

Auch über das Line-up konnte man 2024 wieder nicht klagen. Besonders umgehauen haben mich dieses Jahr Teething, Slug Gore, Pusboil, Kess’khtak, Maximize Bestiality, Crepitation, To Violently Vomit, Inverecund, Guttural Slug – ach, ich gebs auf. Machen wirs kurz: es gab keinen wirklichen Ausfall, dafür verdammt viele Highlights. Ehrensache, das beim Auschecken im Hotel das Zimmer fürs nächste Jahr gleich wieder gebucht wurde. Toggenburg, wir sehen uns Ende Mai 2025 wieder, garantiert!

Die Fotos Rock The Hell 2024 – Tag 2


Wie fandet ihr das Festival?

/ 03.07.2024
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