Melodisches Allerlei à la Cthulhu
Marta Gabriel verfolgt mit Crystal Viper seit zwei Dekaden konsequent ihr musikalisches Konzept und schon dafür ist sie zu bewundern. Im Heavy Metal – so heisst es – ist das meiste, wenn nicht alles, schon gesagt. Kein Wunder also, dass sie in ihren Kompositionen vor allem die alten Helden des Genres feiert und deren Einflüsse verarbeitet.
Wenn wir den Kalender der Tour zur neuen Platte «The Silver Key» durchgehen, dann hat es aber den Anschein, dass Crystal Viper trotz Ausdauer und Konstanz weiterhin als Geheimtipp gelten, der oft in Klubs zu erleben ist.
Nach dem suggestiven instrumentalen Synth-Intro «Return To Providence» ist es an der Zeit, konkreter zu werden und Eisen und Stahl zu schwingen. Der Gesang der Speed-Granate «Fever Of The Gods» erinnert zuerst an Deborah Levine von Lady Beast (was mich kurz verwirrte) und unterstreicht zusammen mit «Old House In The Mist» Martas vielseitige und starke Stimme. Ob die Band mit dem neuen Werk erneut zeigen will, dass sie radiotauglich sein kann? Die Lieder sind nämlich mit Hymnen und Tralala gespickt, die zum Mitsingen animieren. Metalinside-Andy würde dazu vermutlich catchy sagen. Aber es gibt auch Beispiele, die aus der Reihe tanzen. Mit «The Key Is Lost» wird es etwas langsamer, aber gleichzeitig epischer und richtig heavy. Die Nummer könnte locker von unseren aargauischen Lieblingen Burning Witches stammen. «Wayfaring Dreamer» ist eine vierminütige Ballade (Igitt), mit Piano, Pathos und allem, was dazu gehört. Ich finde, dass dieser Titel schlecht zum Rest passt und er wirkt auf mich wie ein Fremdkörper. Dennoch: Wer auf den späteren Doro-Kitsch steht, wird damit bestens bedient. Nachdem ich den Longplayer mehrmals gehört hatte, fiel mir auf, dass die vielen vokalen Melodien beinahe vergessen lassen, was Marta auf der Gitarre veranstaltet, vor allem wenn man sich vorstellt, dass sie gleichzeitig dazu singt. Top.
Auf «The Silver Key» gibt es also genug zu hören: Kenner werden zu Riffs headbangen, die an die Somewhere In Time-Ära von Iron Maiden angelehnt sind, sich über Helloween-Hommagen erfreuen und bei Manowar-Epik die Faust in die Luft strecken. Die Produktion ist besonders gut gelungen, denn trotz vieler Abwechslung finden jedes Instrument und jede Note den richtigen Platz im Gefüge.
Das Fanzit zu Crystal Viper – The Silver Key
Crystal Viper haben mit «The Silver Key» ihr vermutlich kommerziellstes Album komponiert. Dieses bietet hochwertige aber manchmal zu leichte Unterhaltung an, die mit Können durchzogen ist. Die Lieder werden vielen Melodic-Metal-Fans ein Freudengrinsen ins Gesicht zeichnen. Es fehlen zwar die typischen Keyboard-Tapeten, um die Lieder bombastischer und epischer zu gestalten, aber auch wer auf Bands wie Blind Guardian schwört, sollte «The Silver Key» checken.
Reinhören und CD/Vinyl portofrei bestellenTrackliste Crystal Viper – The Silver Key
- Return To Providence
- Fever Of The Gods
- Old House In The Mist
- The Key Is Lost
- Heading Kadath
- Book Of The Dead
- The Silver Key
- Wayfaring Dreamer
- Escape From Yaddith
- Cosmic Forces Overtake