Solid Bowl of Rock
Heavy Metal und Bowling – passt das? Wer am vergangenen Samstag in Rümikon nahe Winterthur bei der dritten Auflage des „Schweizer Metal Bowling“ war, kennt die Antwort bereits.
Christian Arnold, genannt Noldi, ist beruflich als Lokführer unterwegs, ein Metalhead, ein mehrfacher Cruiser auf der 70‘000 Tons of Metal – und ein begeisterter Bowlingspieler. Vor zwei Jahren hat er seine Idee eines Bowling-Turniers, soundmässig entsprechend garniert, in die Tat umgesetzt. Den Bericht von unserem Kollegen Domi findet ihr hier. Bei der zweiten Ausgabe im Vorjahr haben die Metalinsider leider mit (Ferien-)Abwesenheiten geglänzt. Doch nun sind wir wieder da, und meine Wenigkeit kann das erste Mal (endlich!) auch mitspielen!
Schweizer Metal Bowling zum Dritten
Diese dritte Auflage bringt einige Neuerungen. Noldi hat eine Schnapsidee, die auf der Heavy Metal Beach Party in Miami entstanden ist, tatsächlich in die Tat umsetzen können: Eine Live-Band! Seine Kollegen von Beyond Dystopia (die wir am Brienzersee Rockfestival noch verpassten) haben hier ihr Equipment aufgebaut, um den Heavy-Bowlern dreimal 20 Minuten ihren Sound um die Ohren zu hauen. Noldis Vater, nicht gerade der allergrösste Metaller vor dem Herrn, hat übrigens dafür den Mischer-Job übernommen. Chapeau!
Noldi vermeldet dann gleich zu Beginn: „Ausverkauft“, das erste Mal. Das heisst: Es sind 56 Spieler da, aufgeteilt auf acht Bahnen zu je sieben Spielern. Dies wäre dann der einzige kleine Kritikpunkt: Weniger wäre hier mehr. Aber das hat leider auch organisatorische Gründe.
Gespielt wird nicht normales Bowling, sondern nur „Spezialspiele“. Das sorgt vor allem im „Minimum-Game“ für enorm viel Gelächter und (Schaden-)Freude. Wenn ich da nur an mein eigenes Resultat denke… Ich verziehe mich mal in den Schämi-Egge. Ein zusätzliches Gimmick hat man ebenfalls noch eingeführt. Auf jeder Bahn gibt es einen goldenen Pin. Wenn der zuvorderst steht und man genau dann einen Strike macht, gibts einen Shot gratis. Als ob nicht genug getrunken würde…
Beyond Dystopia
Bevor es allerdings richtig losgeht, dürfen zu Beginn Beyond Dystopia das erste Mal ran. Das Trio aus dem Bernbiet spielt (laut eigener Aussage) progressiven Death Metal. Das ist nun nicht gerade so mein Expertengebiet. Progressiv? Ja, da würde ich zweifellos zustimmen. Und Death Metal? Joa, da haut Gitarrist und Fronter Basil doch mehrmals einige recht böse Screams raus, selbst wenn der Gesang mehrheitlich clean ist. Spass haben die Leute jedenfalls, es gibt sogar einen Mini-Circlepit (etwa fünf Freaks) um eine Theke herum. Köstliche Bilder! Doch jetzt – das Hauptprogramm, bitte sehr!
Das Turnier
Zu jeder Runde gibts vom DJ Raphael Ott also Metal auf die Ohren. Beginnend mit „Female Fronted“ haben die Spieler die grosse Chance auf ein Perfect Game, das sind 300 Punkte. Denn wenn man im ersten Wurf sieben Pins abräumt, gilt das bereits als Strike. Noldis Kollege und unser Teamkollege Stefan schrammt haarscharf daran vorbei – im allerletzten Wurf zeigt er Nerven…
Beim nächsten Spiel soll man wenig Punkte machen. Aber nicht null, sonst gilt es als Strike oder Spare. Da schafft jemand dann tatsächlich das Perfect Game. So hat man sich das jedoch kaum vorgestellt. Ich selbst mache auch mehr Punkte als in manch normalem Spiel. Fürchterlich – und dennoch sorgt das für riesigen Spass! Ich habe gleich mit dem ersten Schuss die Qual der Wahl. Denn bei mir steht ausgerechnet jetzt der doofe Goldpin zuvorderst… Also: Strike anpeilen für einen Shot oder doch möglichst wenig versuchen? Beschallt wird man hier dann von Thrash- und Death Metal, im Anschluss dürfen dann Beyond Dystopia für die nächsten 20 Minuten wieder ran.
Für die nächste Runde müssen Zweierteams gebildet werden, die dann abwechslungsweise schiessen. Musikalisch wirds nun wirr. Der DJ erklärt, dass er vor ein paar Jahren an einem Greenfield Festival miterlebt hat, wie der DJ zufallsmässig Tracks von den Handys der Besucher abgespielt hat. Hier darf nun jeder der Runde (oder so in der Art) einen Wunsch deponieren, daraus ergibt sich die Playlist. Musikalischer Eintopf, sozusagen.
Und genau jetzt werde ich ziemlich stinkig. Nicht unbedingt auf Raphael, den DJ, der spielt das einfach. Aber warum an einem METAL-Event musikalischer Mist wie Scooter (nein, ich hab das nicht gekannt, man hat es mir in meine blutenden Ohren gesagt!) gewünscht wird, erschliesst sich mir nicht. Oder dieses unsägliche, fürchterliche Cover eines solchen 90er-Mülls von Feuerschwanz. Was zum Geier hat dieser verfluchte 90er-Techno-Mist an einem METAL-Anlass zu suchen? Da ist mir sogar das „T.N.T.“-Cover von Six Feet Under (ja, DAS kenne ich…) lieber.
Ober-Metalinsider pam hat sowohl beim Bericht über das Greenfield als auch über das Summerside schon völlig zurecht moniert, dass dieses Zeugs die Metalszene unterwandert. Recht hat er! Und ich muss während dem Spiel mehrmals die Halle verlassen. Meine Nerven sind nicht gemacht für diese Anti-Musik.
So, genug gemotzt. Musikalisch gibt es mittlerweile Iron Maiden, Blind Guardian, Grave Digger zu hören. Balsam für meine gequälten Löffel. Die letzte Runde ist bereits Tatsache – und es gibt „Disco Bowling“. Äähm… In diesem Fall heisst das allerdings glücklicherweise nur, dass es lichtmässig dunkel respektive discofarbig wird. Manch einer bekundet mit den geänderten Lichtverhältnissen Probleme, was natürlich wieder viel Gelächter nach sich zieht.
Abschluss
Beyond Dystopia „schulden“ den Anwesenden nochmals einen Kurzauftritt. Die Stimmung bei den Zuschauern ist grossartig und weil tatsächlich noch genügend Zeit ist, darf das Trio sogar die geforderte Zugabe spielen. Man verzeihe mir, dass ich an dieser Stelle nicht detaillierter auf die Songs eingehe. Ist wirklich nicht mein Metier. Doch den sympathischen Bernern darf man problemlos attestieren, dass sie ohne grosse Schwierigkeiten ihr Programm absolvieren. Well done, Boys!
Was natürlich nicht fehlen darf, ist die Siegerehrung. Dafür wird extra ein entsprechendes Podest aufgebaut und die Top-3-Spieler mit Medaillen geehrt. Den Top-Spot hat sich – trotz des verhauenen 300er-Games! – dann doch der bereits erwähnte Stefan geholt. Congrats! So, und jetzt auf zum Spaghettifuttern!
Das Fanzit – 3. Schweizer Metal Bowling
Danke Noldi und natürlich auch deiner besseren Hälfte Coco (coole Medaillen!), danke all deinen Helfern, danke Beyond Dystopia und danke an das Team der Bowling-Halle Beseco in Rümikon für einen unglaublich coolen Nachmittag! Metal und Bowling – das passt in der Tat!
Wer jetzt Lust bekommen hat: Das Datum für das Schweizer Metal Bowling 2025 steht bereits, es ist der Samstag, 13. September, eine Woche nach dem Meh Suff! Metal-Festival. Das Ziel ist es, dann in die grosse Halle mit 14 Bahnen umzuziehen. Dann dürften auch etwas mehr als 56 Spieler mitmachen. Man rechne 70 geteilt durch 14 -> 5er Teams. Noldi, sounds like a plan! 😉 Eine Live-Band ist übrigens ebenfalls bereits im Gespräch, eine junge Schweizer Band hat sich da schon selber ins Spiel gebracht. Also: Notiert den Termin und achtet darauf, wann der Vorverkauf losgeht!