April Art - Interview mit Lisa und Ben 2024
Mo, 12. August 2024

April Art – Interview mit Lisa und Ben

Modern Metal
12.09.2024
April Art - Interview mit Lisa und Ben 2024

Positiver Twist

April Art aus dem Grossen Kanton (wie wir Schweizer unsere nördlichen Nachbarn so liebevoll zu nennen pflegen) gehören zu den aufgehenden Sternen am metallenen Firmament. Rotzig, frech, direkt, knallrot – und dabei technisch wie songwriterisch auf höchstem Niveau, bringen die Hessen so ziemlich alles mit, was es für eine erfolgreiche Musikerkarriere benötigt.

Ich hatte das Vergnügen, mit Lisa-Marie Watz und Ben Juelg über Zoom ein ausführliches Gespräch führen zu dürfen. Knapp acht Wochen vor der Veröffentlichung ihres dritten Albums mit dem Titel «Rodeo» (Review folgt kurz vor dem Release vom 04.10.2024) sind die beiden schon fleissig am Promoten. Definitiv keine Zeit zum Durchatmen und Entspannen! So waren sie doch vor etwas mehr als einer Woche noch im Allerheiligsten der europäischen Metal-Gemeinde anzutreffen. Was Lisa mit dem entsprechenden T-Shirt auch stolz zur Schau stellt.

Metalinside (Sandro): Erzählt mal, wie war es in Wacken?

Lisa [atmet erst mal hörbar ein]: Nun …

Ben [mit einem breiten Lächeln im Gesicht]: Grossartig!

Lisa: Ja. Es war wirklich krass, die intensivste und krasseste Show, die wir bisher gespielt haben. So muss man das wirklich sagen. Natürlich möchten wir damit unsere bisherigen Auftritte nicht kleinreden, aber Wacken war nochmal eine andere Dimension. Einfach atemberaubend.

Ben: Wir haben ja auf der Wasteland Stage gespielt, und da waren wirklich Leute bis zum Horizont, eine richtige Eskalation.

Lisa: Es waren schon viele April-Art-Fans auf Platz, wie man an den T-Shirts leicht erkennen konnte. Und auch Männer mit langen roten Perücken, das war … [lacht]. Wir wurden so herzlich empfangen und die Leute waren wirklich von der ersten Sekunde an voll dabei. Das war Hühnerhaut pur, einfach krass!

Die Begeisterung steht ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Heisst die Signalfarbe Rot für die einen Stopp, so bedeutet sie in der Wahrnehmung der Giessener wohl eher: Vollgas! Ursprünglich für den Schulterschluss mit der Initiative Alarmstufe Rot (Verein Pro Veranstalter, Promoter, Clubs etc. zu Corona-Zeiten) gedacht, wurde das leuchtende Rouge schnell zum Markenzeichen der Band. Zumal Rotschopf Lisa diese Farbe schon seit einer gefühlten Ewigkeit spazieren trägt. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem pragmatisch gewählten Namen (gegründet im April 2014 mit dem ausdrücklichen Ziel, Kunst zu schaffen … genau!)?

MI: April Art ist vielleicht noch nicht jedem ein Begriff. Wie würdet ihr euch beschreiben?

Ben: Musikalisch stehen wir für Modern Metal mit melodischem Gesang, der wirklich schon auf die Zwölf geht.

Lisa: Ansonsten sind wir eine sehr positive Powertruppe, die vor allem auf der Bühne viel gute Laune versprüht und diese Energie auch von den Fans zurückbekommt. Ich schreibe ja unsere Texte und da ist es mir immer besonders wichtig, einen positiven Blick auf das Leben zu werfen. Auch wenn natürlich nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Aber ich versuche stets, so ein bisschen einen Twist reinzubringen. Positiv zu bleiben, selbst wenn einem schlechte Sachen passieren. In der Hoffnung, dass man die Dinge vielleicht doch noch zum Guten wenden kann. Das ist eine Botschaft, die uns als Gruppe sehr wichtig ist.

April Art verstehen sich explizit als Live-Band. Etwas, das sie in der Vergangenheit auch in der Schweiz wiederholt unter Beweis stellen konnten. Wie etwa 2018 am «Rock am Fels», 2019 beim «Rock The Wolves» oder Ende November des vergangenen Jahres im Kulturwerk 118 in Sursee [das Lisa ganz schweizerisch «Sorsi» nennt].

MI: Für den Support eurer neuen Scheibe „Rodeo“ habt ihr bereits ein paar Shows in Deutschland aufgegleist. Wie steht es mit der Schweiz?

Ben: Es ist auf jeden Fall geplant, so bald wie möglich wieder in die Schweiz zu kommen. Es gibt aber noch nichts Konkretes, da wir noch am Booking für nächstes Jahr arbeiten.

Gerade für aufstrebende Bands wie April Art ist der Spagat zwischen Kunst und «normalem Leben» nicht immer einfach. Einerseits kommt man nicht umhin, enorm viel Zeit und Energie in das musikalische Vorankommen zu investieren, um den stetig wachsenden Ansprüchen der Fans, des künstlerischen Umfelds und nicht zuletzt auch an sich selbst gerecht zu werden. Andererseits reichen die Einnahmen aus dem, was wohl einmal als vage Idee für die Zukunft begonnen hat, nicht unbedingt aus, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können.

MI: Ist vielleicht ne blöde Frage, aber könnt ihr von der Musik leben? Seid ihr Vollprofis oder geht ihr nebenbei noch einer „gewöhnlichen“ Arbeit nach?

Lisa: Zum Teil. Ben ist bis jetzt der Einzige von uns, der nur für April Art arbeitet. Was auch damit zusammenhängt, dass er die komplette Produktion des neuen Albums gemacht hat, unsere ganzen Videos dreht und schneidet. Und auch das ganze Social Media Zeug ist so seine Baustelle. Ich selbst gehe noch einen Tag in der Woche arbeiten, habe also noch einen Job ausserhalb des Musikbusiness. Die anderen beiden sind im Moment bei 80 Prozent. Wir switchen quasi so step by step in Richtung Band, und unser ganz grosser Traum ist es natürlich, dass wir alle irgendwann von unserer Musik leben können.

Am 4. Oktober 2024 erscheint nun also Album Nummer drei: «Rodeo». Schon der Vorgänger „Pokerface“ war ein echter Kracher und – so der Promotext – die neue Platte setzt den Blinker am Tourbus links und fährt allen anderen mit Hits, Biss und Durchschlagskraft davon. Eine Aussage, der ich nicht widersprechen kann.

MI: Bei „Rodeo“ schaltet ihr aus meiner Sicht nun noch einige Gänge höher. Hat sich das die letzten Jahre über einfach so ergeben, oder war es eine bewusste Entscheidung – lassen wir es richtig krachen? Oder um auf «The Sky Is The Limit» anzuspielen [Lisa lächelt]: Welche inneren Barrieren habt ihr überwunden, um mit Rodeo diesen grossen Schritt nach vorn zu machen?

Ben: Ich würde sagen, dass musikalisch ganz klar unsere Live-Erfahrung ausschlaggebend war. Wir haben auf der Bühne gemerkt, dass gerade die Stücke von «Pokerface», die etwas mehr nach vorn gehen, immer sehr gut beim Publikum angekommen sind und auch uns sehr viel Spass machten. Also entschieden wir uns bewusst dafür, noch eine Schippe draufzulegen und noch ein bisschen härter zu werden.

Lisa: Es war in der Tat ein ganz bewusster Prozess, der schon während der Covid-Pandemie seinen Anfang nahm. In dieser Zeit haben wir viel geschrieben und uns viele Gedanken über die Gruppe gemacht. Unter anderem darüber, was wir nach aussen transportieren wollen. Gerade damals war es uns sehr wichtig, zusammenzuhalten und positiv in die Zukunft zu blicken, auch wenn es natürlich alles andere als einfach war. Wir haben sozusagen die Kernessenz der Band herauskristallisiert und uns entschieden, noch mehr Härte in unseren Sound zu bringen. «Pokerface» war im Vergleich zu den Vorgängern schon deutlich härter und so war das für uns der nächste logische Schritt, der sich ganz natürlich anfühlte. Ausserdem wollten wir unsere Live-Energie noch besser einfangen. Diese Essenz auf die Platte bringen. Und ich denke, das ist uns mit «Rodeo» ganz gut gelungen [lacht].

MI: Unbedingt! Wie funktioniert bei euch das Songwriting?

Lisa: Das ist sehr unterschiedlich. Meistens gehen wir von irgendwelchen kleinen Schnipseln aus. Das kann eine Textidee sein oder auch schon eine passende Melodie dazu. Also komplett ins Leere. Ich singe es den Jungs vor und sie versuchen, ihre Instrumente darum herum zu bauen. Oft fangen wir mit einem Refrain an, dieser Essenz des Songs, und ergänzen den Rest Schritt für Schritt. Manchmal sind es aber auch Instrumentalparts, die jemand mitbringt und ich versuche dann, den Text darauf aufzubauen.

Ben: Aber wir tun dies stets zu viert.

Lisa: Genau. Es gibt bei uns keinen Hauptsongwriter. Wir machen ab und zu so ein Schreibwochenende, wenn wir nicht gerade zu sehr mit Auftritten beschäftigt sind [lacht].

Ben: Wir haben tatsächlich schon mal im Bus geschrieben. Auf dem Weg zu nem Gig.

Lisa: Stimmt, das kommt auch vor. Wenn die Kreativität gerade so sprudelt. Und heutzutage hat man ja immer sein Handy dabei, da kann man auch super immer was einsingen. Und dann treffen wir uns zu viert im Studio …

Ben: … und machen’s rund.

Lisa: Jeder gibt seinen Input, seine Ideen dazu. Für uns ist es immens wichtig, dass alle immer wirklich glücklich mit einem Song sind. Dass sich jedes Bandmitglied zu 100 Prozent damit identifizieren kann. Und wenn man dann auf der Bühne steht und spielt, so weiss man, das sind unsere Songs, unsere Babys und jeder brennt dafür.

MI: Habt ihr manchmal musikalische Differenzen?

Ben: Die haben wir, und zwar regelmässig [lacht]. Also nicht im Kern der Sache. Wir wissen schon, wo wir hin wollen, haben eine gemeinsame Sicht der Dinge. Oft geht es nur um Details. Aber das besprechen wir und suchen nach Kompromissen. Selbst wenn drei von uns mit einem Song total glücklich sind und einer nicht, versuchen wir trotzdem irgendwie daran zu basteln, bis alle vier sagen, das ist jetzt cool. Die Zeit nehmen wir uns definitiv. Uns liegt sehr viel daran, dass alle zufrieden sind.

Gerade Balladen erfreuen sich auch ausserhalb der Metal-Szene grosser Beliebtheit. So findet sich auf «Pokerface» mit «Warrior» ein wahres Juwel dieser Gattung, das mich in seiner Machart zuweilen etwas an «Birdcage» von Phantom Elite erinnert. Mit der akustischen Version von «Not Sorry» ist auf der aktuellen Langrille zwar ebenfalls ein langsamerer Seelenstreichler vorhanden, aber eben „nur“ als Nebenprodukt des wilden «Originals».

MI: Wie wichtig sind für euch Balladen?

Lisa: Öhm … Balladen sind sehr tolle Songs, die auch gerne episch gross und sehr emotional sein können. Es war keine bewusste Entscheidung gegen eine Ballade, aber wir haben einfach keine geschrieben. Es fühlte sich für uns einfach nicht nach Balladenzeit an. Okay, wir flachsen unter uns immer ein bisschen, dass «On Your Side» unsere neue Ballade sei, da das Stück etwas gemässigt anfängt und man vermuten könnte, dass es eine ist [grinst]. Aber hinten raus klingt es definitiv nicht mehr so balladig.

MI: Was hat euch dazu bewogen, „Change“ als Teil II neu aufzunehmen?

Lisa: Die erste Version war ja auf «Pokerface» drauf, und im Nachhinein haben wir uns geärgert, dass der Song nie als Single veröffentlicht wurde.

Ben: Da er live immer super funktioniert hat.

Lisa: Genau. Er ist bei den Fans immer extrem gut angekommen. Als wir 2023 unsere erste grosse Headlinertour durch Deutschland planten, haben wir uns überlegt, dass wir die Gelegenheit nutzen könnten, den Titel als Namensgeber für die Tour zu nehmen. Und warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen und eine zweite Version daraus kreieren, die vielleicht auch schon in eine kernigere Richtung geht. Und wenn wir schon dabei sind – lass uns doch auf der Tour gleich noch ein Video dazu drehen. Und so ist dann das Musikvideo zu «Change Part II» entstanden, in dem wir versucht haben, alle Locations und alle Fans darin einzufangen. Das war so eine schöne Sache [strahlt]. Und am Ende haben wir uns entschieden, ihn als Bonustrack auf die Platte zu packen, weil er sonst verloren gegangen wäre.

MI: Gibt es einen Song auf «Rodeo», der euch besonders am Herzen liegt?

Lisa: Das ganze Album! Denn jeder einzelne Track, der darauf ist, ist eigentlich wie ein Tagebucheintrag von mir. Es sind immer Emotionen und Gefühle, die ich irgendwie in meinen Texten verarbeite. Mein momentaner Blick auf meine kleine Welt [lacht]. Klar, Meinungen und Gefühle ändern sich immer im Laufe der Zeit. Aber es sind krasse Momentaufnahmen. Ausserdem habe ich eine sehr intensive Phase durchlebt, als wir das geschrieben haben. Es ist total schwierig zu sagen, dass jetzt einer besonders heraussticht. Sie sind alle sehr emotional und haben alle eine besondere Bedeutung für mich.

Ben: Mir geht es genauso. Das Ganze ist in kurzer Zeit entstanden. Es gab sicher ein paar Songs, die uns weniger am Herzen lagen, aber die haben wir einfach nicht mit drauf genommen. Die müssen noch ein bisschen reifen, besser werden. Gerade deshalb bedeutet uns jedes Stück total viel.

MI: Lisa, kannst du ein Beispiel geben, wie sowas bei dir entsteht?

Lisa: Auf «Rodeo» sind Geschichten, die ich wirklich erlebt habe. Wie der Gute-Laune-Power-Song «Jackhammer». Der ist textlich natürlich total von unseren Erlebnissen auf der 70’000 Tons Of Metal-Cruise geprägt. Das Lied ist kurz davor entstanden, als wir uns gesagt haben, ok, wir haben jetzt hier diese einmalige Gelegenheit, nach Miami zu fliegen und auf dieser wilden Reise dabei zu sein. Das alles hat mich natürlich total euphorisiert. Letztendlich ist der Track eine Liebeserklärung an die Rockmusik. Und darüber, welche Türen die Musik für uns öffnet. Welches Glück wir haben, das alles erleben zu dürfen. Dort haben wir auch das Video dazu gedreht, was bei Bens Hintergrund natürlich nahe lag. In meinen Lyrics verarbeite ich Emotionen, in denen ich gerade gefangen bin oder Dinge, über die ich gerade nachdenke. Und das lasse ich dann in meinen Texten raus [lacht].

MI: Was hast du in «Burn» verarbeitet?

Lisa [Atmet tief ein]: „Burn“ ist … Ich befinde mich im Moment in einer sehr herausfordernden Situation, die für mich nicht immer einfach ist. Und ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist es manchmal so, dass man am liebsten alles, was vor einem liegt, niederreissen und neu anfangen möchte. Das ist auch wieder dieser positive Twist. Dass man einfach sagt, wir fangen bei Null an und versuchen einen Neustart.

MI: Habt ihr schon eine Idee, welche Songs von „Rodeo“ es auf die Bühne schaffen werden?

Lisa: Der Plan ist eigentlich …

Beide: … alle [beide lachen herzhaft].

Ben: Es ist wirklich so! Bei «Pokerface» verspürten wir dieses Gefühl eher weniger. Klar, wir hatten unsere Favoriten, aber hier wollen wir wirklich alle Songs auf der Bühne sehen. Wir wissen nur noch nicht in welcher Reihenfolge. Momentan sind wir dabei, die Titel für die Shows zu arrangieren. Aber wir haben uns wirklich vorgenommen, dass alle auf die Bühne kommen. Die Singles auf jeden Fall, aber auch die Nicht-Singles sollen ihren Platz bekommen. Denn wenn die schon kein Musikvideo haben, dann wollen wir sie wenigstens live so richtig zelebrieren.

Lisa: Einen Teil spielen wir ja bereits. „Change Part II“ auf jeden Fall, aber auch „Not Sorry“, Jackhammer“ und „Head Up High“. Die haben wir alle schon live gespielt und gemerkt, wie sehr die Leute darauf abfahren. Das sind alles tolle Mitmach-Songs und ich denke, auch die anderen werden bei den Fans sehr gut ankommen. Ich freue mich schon enorm darauf, sie endlich live zu erleben [strahlt].

Wurde der Vorgänger „Pokerface“ noch in Eigenregie und ohne Plattenfirma veröffentlicht, kann die sympathische Band nun auf die Unterstützung von Reaper Entertainment zählen. Stellt sich natürlich die Frage, was sich dadurch für sie geändert hat.

MI: Was ist durch den Wechsel zu Reaper für euch anders geworden?

Ben: Weniger zu tun haben wir nicht [lacht]. Aber die Arbeit hat sich verlagert. Das merken wir vor allem daran, was um uns herum so alles passiert. Wir sind zum Beispiel bei den Metal Hammer Awards in der Kategorie „Best Rising Star“ nominiert, haben gerade viele Interviewtermine, die das Label für uns organisiert hat. Und auch bei der ganzen Promotion für das Album und der Produktion merkt man schon, dass da jetzt echte Profis am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen. Wir werden von den Jungs wirklich toll unterstützt!

Lisa: Wir bekommen Unterstützung bei vielen Aufgaben, bei denen wir vorher alleine waren und uns selbst darum kümmern mussten. Wir spüren, wie das Ganze wächst und gedeiht. Und dadurch haben wir natürlich selbst wieder mehr oder andere Arbeit zu bewältigen. Aber so soll es sein! Es fühlt sich absolut richtig an und wir sind überzeugt, mit den Reaper Jungs einen starken Partner gefunden zu haben. Es macht auf alle Fälle sehr viel Spass!

MI: Was war bisher euer verrücktestes Erlebnis mit April Art?

Ben: Da würde ich auf jeden Fall Wacken nennen.

Lisa [nicht eifrig]: Absolut! Das war Gänsehaut pur von der ersten Sekunde an. Die ganze Euphorie … [überlegt]. Das war wirklich aussergewöhnlich.

Ben: Und dann natürlich die 70’000 Tons Of Metal. Das war eine ganz neue Erfahrung für uns. Wir waren alle – naja, nicht alle, aber Lisa und ich waren zum ersten Mal in den USA [Lisa lächelt]. Moment … ja, ok, du warst schon mal da [Lisa lacht]. Aber zumindest ich war das erste Mal in den Staaten [beide lachen]. Also … und dieses tolle Wetter mitten im gefühlten Winter, der Videodreh und die Kreuzfahrt, das war schon sehr verrückt!

Lisa: Das stimmt [strahlt]. Das kann man nicht mit einem Live-Konzert vergleichen. Auch wenn wir dort zwei Shows gespielt haben, die einfach geil waren. Und die Vorstellung, dass das alles auf einem riesigen Schiff stattfindet. Und dass wir das als Band zusammen mit unserer Crew erleben durften. Das war ein absoluter Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Alles, was gerade um April Art passiert, wird schnell zur neuen Normalität. Aber wenn man mal runterfährt und kurz die Welt anhält, dann fragt man sich schon, hey, was ist denn gerade hier los. Die Corona-Krise war für uns ja ein totaler Neustart, wo wir vieles verändert und uns gesagt haben, ok, so wie es war, so wollen wir das einfach nicht mehr. Das ist jetzt gerade mal vier Jahre her. Und seitdem rennt die Band und wir haben das Gefühl, mit dem Kopf gar nicht mehr hinterher zu kommen. Wir sind so unendlich dankbar für alles, was uns im Moment widerfährt und wissen auch, was für ein unglaubliches Privileg das ist! Wir bekommen so viel tolles Feedback und freuen uns über jeden Fan, der unsere Musik kauft und zu unseren Konzerten kommt. Es ist unglaublich, wie sehr sich diese Leute mit April Art verbunden fühlen, sich damit identifizieren. Das ist einfach ein Riesengeschenk. Und wir sind wirklich sehr dankbar dafür [lacht gerührt].

MI: Gibt es etwas, das die Leute von euch nicht erwarten würden? Ein Hobby, eine Angewohnheit…

Lisa [überlegt sehr lange]: Hmmmm [lacht]. Ein lustiger Fun Fact ist, dass wir drei Linkshänder in der Band haben. Das ist eher selten, normalerweise ist es umgekehrt. Der einzige Rechtshänder ist Chris, unser Gitarrist. Bei Julian sieht man es auf den ersten Blick nicht, weil er den Bass wie ein Rechtshänder spielt. Aber er ist Linkshänder. Und sonst… Eines meiner Hobbys ist Nähen. Auch nichts, was man jetzt unbedingt von einer Rocksängerin erwarten würde, weil viele wahrscheinlich denken: Nähen, wow, wie altbacken. Aber ich habe zum Beispiel das Outfit, das ich im Jackhammer-Video in Miami trage, komplett selbst entworfen und genäht. [Anmerkung Sandro: Da erinnert mich Lisa an Sharon Den Adel von Within Temptation].

Ben: Vielleicht solltest du deinen musikalischen Background erwähnen, Lisa. Der ist nicht so Metal …

Lisa: Genau, das ist vielleicht noch interessant. Ich komme eher aus der R&B- und Hip-Hop-Ecke. Also ein ganz krasser Gegensatz zu dem, was ich jetzt mache. Ich bin eigentlich im Laufe der Jahre immer mehr in den Rock hineingewachsen, reingerutscht. Und nun in den Metal. Und ich liebe es! Metal-Festivals sind die schönsten und liebevollsten … [schwärmt]. Da sind zwar alle schwarz angezogen und sehen böse aus, aber in Wirklichkeit sind das alles ganz weiche, liebe Teddybären. So viel Liebe und … es ist einfach schön. Wirklich. Und sonst… ihr zockt alle gerne.

Ben: Ja, Chris und ich… Naja, ich war sechs Jahre lang Softwareentwickler, das ist auch nicht unbedingt so typisch Metal [lacht]. Aber Computer-Nerds sind da ja generell nicht so selten.

Lisa: Julian ist Chemielaborant.

Ben: Mehr fällt mir im Moment nicht ein.

Lisa: Du siehst, wir sind ganz unaufgeregte, nette Leute. Wir haben keine bösen Überraschungen [beide lachen].

MI: Wenn ihr die Möglichkeit hättet, im Remake eines Films mitzuspielen, welchen würdet ihr wählen?

Lisa: Boahh… [überlegt] Das ist mal interessant. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme aus meiner Kindheit ist auf jeden Fall „König der Löwen“! Das wäre was. Wir haben uns das Musical letztes Jahr angeschaut und das war sooo schön. Das weckt so viele Kindheitserinnerungen. Ich hab da gesessen und Rotz und Wasser geheult. Und alles auch total Gänsehaut … Aber da mitzuspielen wird nicht so einfach. Ausser … ausser ich könnte im Musical mittun. Das wäre was [euphorisch]! Ich mach bei „König der Löwen – Das Musical“ mit [lacht].

Ben: Offen gesagt war ich von den letzten drei Star Wars-Filmen ziemlich enttäuscht. Vielleicht könnte man die noch einmal verfilmen. Und dann würde ich jemanden spielen, der Luke Skywalker schimpft, weil er einfach sein Lichtschwert weggeschmissen hat [Lisa lacht schallend / Sandro: Star Wars-Fans scheinen im Metal-Biz keine Seltenheit zu sein, wie ich ja bereits im Gespräch mit Jennifer und Chris von Beyond The Black feststellen durfte].

MI: Leider vergeht die Zeit viel zu schnell. Letzte Frage für heute: Habt ihr noch eine besondere Botschaft an eure Fans in der Schweiz?

Lisa: Ja, wir freuen uns über jeden Schweizer Fan und bitten um etwas Geduld, bis wir wieder zurück in die Schweiz kommen [strahlt]. Bis dahin kann man ja …

Ben: … vielleicht auf unsere Tour durch Deutschland kommen. Ganz so weit ist es ja nicht, man müsste allenfalls eine etwas längere Anreise einplanen. Aber wir sind im Herbst in ganz Deutschland unterwegs und kommen auch in den Süden.

Lisa: Genau, nach München ins Backstage [29. November 2024]. Für viele Schweizer ist das vermutlich ein Ort, den sie sogar gelegentlich besuchen. Und bis dahin wäre es cool, wenn ihr unsere Songs streamen und hören würdet.

Ben: Und natürlich freuen wir uns über jeden Kommentar, jede Nachricht …

MI: Mal sehen, was sich in Sachen Tour machen lässt. Bei mir läuft „Rodeo“ auf jeden Fall in Dauerschleife..

Lisa: Ou cool [strahlt]. Vielen Dank, das freut uns sehr!

MI: Vielen Dank euch für das spannende und unterhaltsame Gespräch – und natürlich viel Erfolg mit „Rodeo“! Bis bald!

Video April Art – Jackhammer

Video April Art – Change Part II

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12.09.2024
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